[0001] Die Erfindung betrifft eine zylindrische Lauffläche einer Zylinderlaufbuchse oder
eine Zylinderbohrung mit einer Verkrallstruktur, die aus sich in Umfangsrichtung erstreckenden
Nuten oder aus sich spiralförmig erstreckenden gewindeähnlichen Profilen besteht,
die mit einer Verschleißschicht beschichtet sind sowie ein Verfahren zur Herstellung
einer zylindrischen Lauffläche.
[0002] Eine zylindrische Lauffläche ist beispielsweiseaus dem Aufsatz von Hans Rininger
"Flammgespritzte Gleitlager" aus "Der Machinenmarkt" (1954, Nr. 7, Seite 6) bekannt.
Dabei sind in die zylindrische Lauffläche Sägezahn-Einstiche oder Gewinde mit Längsnuten
eingebracht, um eine verdrehsichere Haftung zu gewährleisten. Insbesondere bei Verfahren
zur Aufbringung einer Verschleißschicht mit einer Fokussierung und der damit verbundenen
hohen lokalen Wärmeeinbringung hat sich diese Art der Vorbehandlung als nicht geeignet
erwiesen.
[0003] Um den hohen Beanspruchungen an die Verschleißfestigkeit gerecht zu werden, ist es
darüberhinaus bekannt, die Verschleißfestigkeit zylindrischer Laufflächen, beispielsweise
des Kurbelgehäuses eines Verbrennungsmotors, zumindest teilweise dadurch zu erhöhen,
daß auf die Leichtmetall-Legierung beispielsweise eine Verschleißschicht aus einer
Fe-Basis-Legierung mit Zusätzen wie z.B. C, Mn, Mo, V etc., einer Al-Basis-Legierung
mit Zusätzen wie z.B. Si, Fe, Cu, Ni etc.oder einer Kupfer-/Nickel-Legierung aufgebracht
wird. Die Verschleißschicht wird dabei vorzugsweise durch Aufschweißen, Plasmaspritzen,
Flammspritzen oder Hochgeschwindigkeits-Jet-Spritzen aufgebracht. Um bei den ständig
wechselnden mechanischen Belastungen dieser Schicht eine Haftung zu gewährleisten,
wird dabei die zu beschichtende Leichtmetall-Legierung durch einen Strahlvorgang aufgerauht.
Diese Art der Vorbehandlung ist jedoch aufgrund der einzusetzenden Strahlsysteme sehr
aufwendig und schafft lediglich eine undefinierte Oberflächenstruktur, die eine ungleichmäßige
Spannungseinleitung in die Verschleißschicht verursacht, was zur Folge hat, daß nicht
in allen Belastungsfällen eine ausreichende Haftung der Verschleißschicht gewährleistet
ist.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Abhilfe für die
vorstehend geschilderten Probleme zu schaffen.
[0005] Diese Aufgabe wird durch eine zylindrische Lauffläche der eingangs beschriebenen
Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Nuten oder gewindeähnlichen Profile Hinterschneidungen
aufweisen. Zusätzlich wird die Aufgabe durch ein Verfahren gelöst, bei dem in einem
ersten Schritt in einer Zylinderbohrung oder Zylinderlaufbuchse durch Drückwalzen,
Schneiden oder Fräsen Nuten oder sich spiralförmig erstreckende gewindeähnliche Profile
hergestellt werden, in einem zweiten Schritt durch einen Umformprozess Hinterschneidungen
erzeugt werden und in einem dritten Verfahrensschritt durch Aufschweißen auf die bearbeitete
Zylinderbohrung oder Zylinderlaufbuchse oder durch Plasmaspritzen, Flammspritzen oder
Hochgeschwindigkeits-Jet-Spritzen der bearbeiteten Zylinderbohrung oder Zylinderlaufbuchse
eine Verschleißschicht aufgebracht wird.
[0006] Diese Verkrallstruktur führt zunächst zu einer definierten Vergrößerung der Haftfläche
der zu beschichtenden Lauffläche. Außerdem kommt es beim nachfolgenden Beschichtungsprozeß
in den Spitzen zu einer höheren Energiebelastung, was partiell zu einem reproduzierbaren
Diffusionsausgleich der Verschleißschicht mit dem Grundwerkstoff führt. Auch kommt
es an den Spitzen der Verkrallstrukturzu Anschmelzungen, die die Haftung der Verschleißschicht
noch weiter verbessern.
[0007] Bei einer Beschichtungsanlage, bei der das Plasma umgelenkt wird, ist der Abstand
zur zu beschichteten Oberfläche speziell bei Durchmessern von 60-120 mm so gering,
dass im Beschichtungsmedium keine maximale Beschleunigung erreicht werden kann, aufgrund
der niedrigen kinetischen Energie ist die Haftung reduziert. Bei Plasma oder Flammspritzvorgängen
wird eine optimale Haftung beim senkrechten Auftreffen auf die zu beschichtende Oberfläche
erreicht. Bei Beschichtungsverfahren ohne Umlenkung des Plasmas wird in Zylindern
mit Durchmesser von 60-120 mm im unteren Zylinderbereich der Auftreffwinkel des Medienstrahls
deutlich kleiner 90°, hieraus resultiert eine geringe Haftung des Beschichtungsmediums
in dieser Zone.
[0008] Durch Anpassung der Oberflächenstruktur an den Strahlwinkel ist es möglich zonenweise
verbindungsähnliche Strukturen zu erzeugen. Daher ist es besonders vorteilhaft für
den Beschichtungsprozess, dass zu einer Beschichtungsdüse gerichtete Teilflanken der
Verkrallstruktur derart angepaßt sind, daß der Auftreffwinkel des Medienstrahls des
Beschichtungswerkzeuges nahezu 90° beträgt.
[0009] Die derart gezielt hergestellte makroskopische Oberflächenstruktur kann dabei in
Form von vorzugsweise in Umfangsrichtung erstreckten Nuten oder auch von spiralförmigen
gewindeähnlichen Profilen gebildet sein. Des Weiteren kann die Haftung in radialer
und/oder axialer Richtung durch Hinterschneidungen verbessert werden.
[0010] Es hat sich als vorteilhaft erwiesen die mit Verkrallstrukturen versehene Bohrungsinnenkontur
durch Aufschweißen, Plasmaspritzen, Flammspritzen oder Hochgeschwindigkeits-Jet-Spritzen
herzustellen. Durch elektromagnetische Fokussierung des Medienstrahls wird die Energie
(Pinch-Effekt) pro Flächeneinheit signifikant erhöht, was zu einer Verbesserung der
Schichthaftung führt.
[0011] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Zeichnung beschrieben, hierin zeigt:
- Figur 1
- eine fotografische Darstellung eines Längsschnitts durch eine erfindungsgemäß ausgebildete
Lauffläche,
- Figur 2
- eine schematische Darstellung eines Bearbeitungsvorganges einer Bohrungsinnenkontur,
- Figur 3
- eine vergrößerte schematische Darstellung nach Figur 2 mit einer ersten Ausführungsform
der Verkrallstruktur, und
- Figur 4
- eine vergrößerte schematische Darstellung nach Figur 2 mit einer zweiten Ausführungsform
der verkrallstruktur,
[0012] Figur 1 zeigt einen Längsschnitt durch eine erfindungsgemäß ausgebildete zylindrische
Lauffläche
[0013] Die zylindrische Lauffläche 1 besteht aus einer an sich bekannten AluminiumLegierung.
In die Lauffläche 1 wurden auf bekannte Weise eine Verkrallstruktur 2, im vorliegenden
Ausführungsbeispiel ein Gewindeprofil gedreht. Es sollte deutlich sein, daß die erfindungsgemäßen
Verkrallstrukturen 2 auch auf verschiedene andere Weise, wie Drückwalzen, Schneiden,
Fräsen etc. in die zylindrische Lauffläche 1 eingebracht werden können. Des Weiteren
können durch einen nachfolgenden Umformprozeß die im vorliegenden Ausführungsbeispiel
dargestellten leichten Hinterschneidungen 4 an den Verkrallstrukturen 2 angebracht
werden.
[0014] Nachfolgend wurde durch Plasmaspritzen eine Verschleißschicht 3 auf der zylindrischen
Lauffläche 1 aufgebracht. Deutlich zu erkennen ist die Verbindung im Bereich des Gewindeprofils
2.
[0015] Der kostenaufwendige Strahlvorgang zur Aufrauhung konnte im vorliegenden Beispiel
komplett entfallen. Durch die erfindungsgemäße Ausgestaltung der Verkrallstruktur,
die einen Auftreffwinkel von nahezu 90° des Medienstrahls auf die Teilflanken 6 (s.
Fig. 3 und 4) des Gewindeprofils blieb dieses auch nach dem Aufbringen der Verschleißschicht
durch Plasmaspritzen im wesentlichen erhalten, da eine definierte Wärmeeinbringung
erfolgen konnte.
[0016] Eine schematische Darstellung des Bearbeitungsvorganges zum Aufbringen einer der
Verschleißschicht 3 durch den Medienstrahl 5 zeigt Figur 2. Die Verkrallstruktur 2
sorgt dabei dafür, daß der Auftreffwinkel des Medienstrahls 5 nahezu 90° beträgt.
Dabei zeigt Figur 3 eine erste Ausführungsform der Struktur 2, die diesen definierten
Auftreffwinkel gewährleistet. Die Ausrichtung der Teilflanken 6 ist dabei über die
gesamte zylindrische Lauffläche 1 gleichbleibend, was dazu führt, daß während des
Beschichtungsvorganges der Medienstrahl 5 translatorisch entlang der Längsachse der
zylindrischen Lauffläche 1 bewegt wird (siehe strichpunktierte Linien).
[0017] Figur 4 zeigt eine Verkrallstruktur 2, deren Teilflanken 6 in Längsrichtung der zylindrischen
Lauffläche 1 einen sich stetig verringernden Anstellwinkel α aufweisen. Eine derartige
Verkrallstruktur 2 kann auf bekannte Weise beispielsweise durch eine CNC-Maschine
hergestellt werden. Der Medienstrahl 5 braucht dann wie dargestellt lediglich eine
rotatorische Bewegung auszuführen, was wiederum zu einer Vereinfachung des Bearbeitungsvorganges
führt.
1. Zylindrische Lauffläche einer Zylinderlaufbuchse oder eine Zylinderbohrung mit einer
Verkrallstruktur, die aus sich in Umfangsrichtung erstreckenden Nuten oder aus sich
spiralförmig erstreckenden gewindeähnlichen Profilen besteht, die mit einer Verschleißschicht
beschichtet sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Nuten oder gewindeähnlichen Profile (2) Hinterschneidungen (4) aufweisen.
2. Verfahren zur Herstellung einer zylindrischen Lauffläche, dadurch gekennzeichnet, dass in einem ersten Schritt in einer Zylinderbohrung oder Zylinderlaufbuchse durch Drückwalzen,
Schneiden oder Fräsen Nuten oder sich spiralförmig erstreckende gewindeähnliche Profile
(2) hergestellt werden, in einem zweiten Schritt durch einen Umformprozess Hinterschneidungen
(4) erzeugt werden und in einem dritten Verfahrensschritt durch Aufschweißen auf die
beiarbeitete Zylinderbohrung oder Zylinderlaufbuchse oder durch Plasmaspritzen, Flammspritzen
oder Hochgeschwindigkeits-Jet-Spritzen der bearbeiteten Zylinderbohrung oder Zylinderlaufbuchse
eine Verschleißschicht (3) aufgebracht wird.