[0001] Die Erfindung betrifft eine Anordnung zur Reduzierung von anliegenden Temperaturdifferenzen
zwischen den Oberflächen von Gegenständen, insbesondere zur Verhinderung der Eisbildung
auf der Oberfläche von Gegenständen, die sich an oder über größeren Wasserkörpern
wie Flüssen oder Seen befinden oder auf diesen schwimmen entsprechend dem Oberbegriff
des Hauptanspruchs.
[0002] Auf den Decks von Schiffen oder Booten sowie auf Anlegestegen kommt es insbesondere
bei Temperaturen um den Gefrierpunkt sehr oft zur Eisbildung oder Reifbildung, bei
der Personen, die diese Flächen betreten, gefährdet werden. Die Verwendung von Tausalzen
verbietet sich in den meisten Fällen aus Gründen des Umweltschutzes.
[0003] Bereits aus der
DE 3532542 A1 ist es bekannt, Fahrbahnen und Straßen eisfrei zu halten, indem Erdwärme mit Hilfe
von Wärmerohren aus tieferen Erdschichten in die Fahrbahndecke geleitet wird.
[0004] Ebenfalls mit Hilfe der Erdwärme soll gemäß der
DE 4036729 A1 die Raureif-, Eis- oder Taubildung auf Anzeigeelementen, insbesondere Verkehrszeichen
aber auch Fensterscheiben verhindert werden. Hierzu muss die Erdwärme mit Hilfe eines
Wärmerohres oder einer Wärmepumpe auf die Rückseite des Gegenstandes geführt werden.
[0005] Als nachteilig hierbei wird immer wieder aufgeführt, dass auf Grund der schlechten
Wärmeleitung des Erdreiches und des relativ hohen, lokal sehr unterschiedlichen Wärmeübergangswiderstandes
die Energie nur in beschränktem Maße zur Verfügung steht.
[0006] Eine wesentlich bessere Energieausbeute liefern Verfahren, mit denen die Wärme aus
Flüssen oder stehenden Gewässern entnommen werden kann, wobei der hier um mehrere
Zehnerpotenzen höhere Wärmeübergangskoeffizient räumlich gleichverteilt eine wichtige
Rolle spielt. Zusätzlich bewirkt der durch die Anordnung künstlich entstehende Temperaturgradient
oder eine bereits vorhandene Strömung eine weitere Verbesserung der Wärmeenergiezufuhr
infolge der Erhöhung des konvektiven Wärmetransportes.
[0007] Als Beispiel hierfür sei die
DE 2937593 A1 genannt. Diese schlägt vor, Wärme aus Gewässern dadurch abzuführen, dass mattenförmige
Körper, die gleichzeitig zur Ufer-, Flussbett- oder Seebettbewehrung genutzt werden,
mit Kanälen zu versehen, durch die ein Trägermedium zur Abführung der Wärme geleitet
wird. Eine Verwendung der gewonnenen Wärme wird hierbei nicht empfohlen.
[0008] Auch die
EP 1795830 A1 beschreibt eine Vorrichtung, die dazu dient, Heizenergie aus dem Wasser von Flüssen,
Seen oder dem Meer zu gewinnen, indem dieses Wasser mit Hilfe eines Siphons in einen
Brunnen geleitet wird. Aus diesem Brunnen wird das Wasser einem Wärmetauscher zugeführt,
indem ihm mit Hilfe von Wärmepumpen die Wärme entzogen wird.
[0009] Mit diesem aufwendigen Verfahren kann aus relativ kühlem Wasser Heizungsenergie gewonnen
werden. Für die Lösung der Aufgabe, die Oberflächen von Gegenständen, die sich an
oder über größeren Wasserkörpern wie Flüssen oder Seen befinden oder auf diesen schwimmen
eisfrei zu halten, sind die bekannten Verfahren und Vorrichtungen nicht geeignet,
da diese hierfür zusätzliche Energie benötigen.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es somit, eine Anordnung zur Reduzierung von anliegenden
Temperaturdifferenzen zwischen den Oberflächen von Gegenständen, insbesondere zur
Verhinderung der Eisbildung auf der Oberfläche von Gegenständen, die sich an oder
über größeren Wasserkörpern wie Flüssen oder Seen befinden oder auf diesen schwimmen,
vorzuschlagen, die dieses möglichst ohne Zufuhr weiterer Hilfsenergie ermöglicht.
[0011] Diese Aufgabe wird durch eine Anordnung mit den Merkmalen des Hauptanspruchs gelöst.
[0012] Eine erfindungsgemäße Anordnung zur Reduzierung von anliegenden Temperaturdifferenzen
zwischen den Oberflächen von Gegenständen, insbesondere zur Verhinderung der Eisbildung
auf der Oberfläche von derartigen Gegenständen, wie beispielsweise Bootsdecks, den
Laufflächen von Stegen oder auch in der Nähe von Gewässern befindlichen Handläufen
kann dadurch geschaffen werden, dass Teile dieser Oberflächen durch Hohlkörper (4)
gebildet werden oder mit diesen Hohlkörpern (4) wärmeleitend verbunden sind.
[0013] Diese Hohlkörper (4) sind an ihrer tiefsten Stelle mit einem Rohr (5) verbunden.
Dieses Rohr (5) reicht so weit unter die Wasseroberfläche (2), dass es mit Sicherheit
unterhalb der Eisbildungszone endet. Das Rohr (5) und der Hohlkörper sind zum Teil
mit einer Substanz gefüllt, die in diesem Bereich die Wärme des Wassers aufnimmt und
in den eisgefährdeten Bereichen wieder abgibt.
[0014] Vorzugsweise, weil in diesem Falle keine weitere Energie zugefügt werden muss, ist
das Rohrsystem mit einer Substanz gefüllt, die bei der Temperatur des Wasserkörpers
am unteren Ende (51) des Rohres (5) verdampft und bei Temperaturen oberhalb des Gefrierpunktes
kondensiert. Sie bilden somit ein bekanntes Wärmerohr. Auf Grund der Umweltverträglichkeit
ist hierfür insbesondere Kohlendioxid als Wärmeüberträger hervorragend geeignet, wenn
das System so eingestellt ist, dass die Kondensationstemperatur wenige Grade über
0 ° C liegt.
[0015] Beim Absinken der Außentemperatur wird dadurch im oberen Hohlkörper das Kohlendioxid
kondensieren und mit der Kondensationswärme die Oberflächentemperatur über dem Gefrierpunkt
halten.
[0016] Genauso umweltverträglich ließe sich als Medium Wasser bzw. Wasser mit Alkohol gemischt
bei entsprechendem Unterdruck einsetzen.
[0017] Das Kondensat fließt durch das Rohr nach unten und wird durch das Tiefenwasser erwärmt
und verdampft. Dadurch kühlt sich das Wasser am unteren Ende des Rohres ab und wird
durch Konvektionsbewegung je nach Umgebungswassertemperatur nach oben oder unten abgeführt.
[0018] Ebenso im Sinne der Erfindung ist es aber auch, wenn das gesamte Rohrsystem mit einer
Flüssigkeit gefüllt ist, die im Kreislauf geführt wird. Diese nimmt in der Tiefe des
Wassers die Wärme auf und gibt sie in den eisgefährdeten Bereichen wieder ab. Wenngleich
es hierbei möglich ist, diese Flüssigkeit durch Konvektion und somit ohne zusätzliche
Energiezufuhr zirkulieren zu lassen, kann es in diesem Zusammenhang sinnvoll sein,
die Flüssigkeit durch eine Pumpe zu beschleunigen.
[0019] Im Pumpbetrieb, d.h. ohne Nutzung der Auftriebswirkung unterschiedlich temperierter
Flüssigkeiten oder Gase lässt sich die Anordnung auch für die Kühlung aufgeheizter
Oberflächen nutzen.
[0020] Es ist genauso im Sinne der Erfindung, wenn bei der zuvor geschilderten Lösung der
Kreislauf offen ausgestaltet ist, indem das Wasser des Wasserkörpers durch die Pumpe
(9) oder Konvektionsströmungen angesaugt und durch den Hohlkörper (4) geführt wird.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass stets eine ausreichende Wassermenge durch das System
geführt wird, so dass die Temperatur des abfließenden Wassers oberhalb des Gefrierpunktes
bleibt.
[0021] Durch das große Wasserreservoir wird gewährleistet, dass ausreichend Wärme für die
Frostschutzaufgabe zur Verfügung steht.
[0022] Als Hohlkörper kommen dabei sowohl als Rohre ausgeführte tragende Konstruktionselemente
als auch doppelwandig ausgebildete flächige Elemente zur Anwendung. Durch die Erfindung
können alle begehbaren Flächen auf Booten, Hausbooten sowie auf über oder am Wasser
errichteten Bauwerken vor der Eisbildung geschützt werden.
[0023] Ein besonderes Anwendungsgebiet ist der Schutz der Außenwände von Wasserfahrzeugen
gegen Eisdruck. Hierzu wird die Außenwand im Bereich der Wasserlinie doppelwandig
ausgeführt. Der so entstandene Hohlraum (4) dient als Kondensationszone und ist über
eine Rohrleitung (5) mit der im Kielbereich angeordneten Verdampferzone (51)verbunden,
wobei davon auszugehen ist, dass der Kielbereich sich immer in einer Wasserzone befindet,
deren Temperatur wesentlich höher als 0 °C ist, so dass durch das Verdampfen und Kondensieren
des Wärmeüberträgers die Bordwand stets auf eine Temperatur erwärmt wird, durch die
anliegendes Eis geschmolzen wird.
[0024] Die Erfindung soll im Folgenden anhand der Zeichnungen Figur 1 bis 3 in Form von
drei Ausführungsbeispielen erläutert werden. Dabei zeigt
- Fig. 1
- einen auf zwei Stützen 3 gelagerten Steg, dessen Längsträger als Hohlkörper 4 ausgeführt
sind,
- Fig. 2
- ein Boot 7, dessen Oberseite als Hohlkörper 4 ausgebildet ist und
- Fig. 3
- ein Boot 7, bei dem die Außenwand im Bereich der Wasserlinie 2 als Hohlkörper 4 gestaltet
ist,
- Fig. 4
- ein auf einem Ponton 7 errichtetes Haus, bei dem die linke Wand durch ein erfindungsgemäßes
Außenbauwerksteil 81 gebildet wird.
Beispiel 1
[0025] Bei einem erfindungsgemäßen Steg, der schematisch in der Figur 1 zu erkennen ist,
ruhen auf den Stürzen 3 als Hohlkörper 4 ausgebildete Träger. Am dem Ufer abgewendeten
Ende ragt ein Rohr 5 bis auf den Grund des Gewässers 1. Dieses nach unten abgeschlossene
Rohr 5 ist mit den Hohlkörpern so verbunden, dass im unteren Bereich 51 verdampfendes
Wärmeträgermedium in den Hohlkörper 4 aufsteigen und dort kondensieren kann. Die im
Hohlkörper 4 entstehende Kondensationswärme wird auf die aufliegenden, wärmeleitenden
Trittplatten 6 abgegeben, wodurch diese weitestgehend eisfrei gehalten werden.
Beispiel 2
[0026] Die begehbare Fläche eines Bootes 7 ist als Hohlkörper 4 ausgebildet. Dieser ist
über ein Rohr 5 mit einer im Kiel des Bootes 7 angeordneten Verdampferzone 51 verbunden.
Auch hier wird durch das Verdampfen und Kondensieren so viel Wärme in das Deck transportiert,
dass eine Eisbildung verhindert werden kann.
Beispiel 3
[0027] Bei einem Boot 7 ist die Außenwand von der Wasserlinie 2 ausgehend nach unten in
einem Bereich, der durch Eis gefährdet sein könnte, doppelwandig ausgeführt. Von diesem
Hohlraum führt wiederum ein Rohr 5 zu der im Kiel des Bootes 7 angeordneten Verdampferzone
51. Hierbei wird die bei der Kondensation freiwerdende Wärme dazu genutzt, am Boot
anliegendes Eis zu schmelzen.
Beispiel 4
[0028] Bei einem auf einem bootsartigen Schwimmkörper 7 errichteten Haus ist zumindest die
Wetterseite mit einer Außenbauwerksverkleidung versehen, in die ein Hohlkörper 4 integriert
ist. Das Wärmeträgermedium wir dabei durch eine Pumpe 9 über eine Zirkulationsleitung
91 im Kreislauf geführt. Als Wärmeträgermedium dient in diesem Falle Wasser, das mit
einem Frostschutzmittel versehen ist. Durch eine derartige Anordnung kann der Ansatz
von Eis auf der Gebäudeaußenwand verhindert werden. Gleichzeitig verringert sich auf
der so gestalteten Außenwand durch den geringeren Temperaturgradienten der Wärmedurchgang.
Dadurch kann als Nebeneffekt bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt Heizenergie eingespart
(werden) oder in der warmen Jahreszeit Kälteleistung reduziert werden.
Aufstellung der Verwendeten Bezugszeichen
[0029]
- Grund des Gewässers
- 1
- Wasseroberfläche
- 2
- Stützen
- 3
- Hohlkörper
- 4
- Rohr
- 5
- Verdampferzone
- 51
- Wärmeaufnahmebereich
- 52
- Trittplatten
- 6
- Boot
- 7
- Bauwerk
- 8
- Bauwerksteil
- 81
- Pumpe
- 9
- Zirkulationsleitung
- 91
1. Anordnung zur Reduzierung von anliegenden Temperaturdifferenzen zwischen den Oberflächen
von Gegenständen, insbesondere zur Verhinderung der Eisbildung auf der Oberfläche
von Gegenständen, die schwimmen oder sich an oder über großen Wasserkörpern befinden,
dadurch gekennzeichnet, dass Teile dieser Oberflächen durch Hohlkörper (4) gebildet werden oder mit diesen wärmeleitend
verbunden sind und dass dieser Hohlkörper (4) an ihrer tiefsten Stelle mit einem Rohr
(5) verbunden ist, das so tief in den Wasserkörper eintaucht, dass es mit Sicherheit
unterhalb der Eisbildungszone endet sowie dass das Rohr (5) und der Hohlkörper (4)
so mit einem Wärmeträgermedium gefüllt ist, wobei dieses Wärmeträgermedium durch geeignete
Vorrichtungen zwischen dem Hohlkörper (4) und der tiefsten Stelle (51, 52) des Rohres
(5) zirkuliert, so dass Wärme aus tieferen Bereichen des Wasserkörpers in den Hohlkörper
transportiert wird.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Wärmeträgermedium bei der Temperatur des Wasserkörpers am unteren Ende des Rohres
(51) verdampft und bei Temperaturen oberhalb des Gefrierpunktes im Hohlkörper (4)
kondensiert und durch die Schwerkraft wieder in das Rohr (5) zurückläuft.
3. Anordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Wärmeträgermedium Kohlendioxyd oder Wasser bzw. eine Wasser-Alkohol-Mischung
verwendet wird, dessen Druck so eingestellt wird, dass die Kondensationstemperatur
zwischen 1 und 4 °C liegt.
4. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Wärmeträgermedium eine Flüssigkeit ist, die den Hohlkörper (4) und das Rohr (5)
vollständig ausfüllt und durch Konvektion oder eine Pumpe (9) angetrieben zwischen
Hohlkörper (4) und Rohr (5) zirkuliert.
5. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei den zu schützenden Gegenständen um Außenwände von Booten, begehbaren
Flächen auf solchen Booten sowie Bauwerken, die auf, über oder am Wasser errichtet
sind, handelt.
6. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlkörper (4) Teil einer Außenbauwerksverkleidung ist und gleichzeitig zur Verringerung
des Wärmedurchganges durch das Außenbauwerksteil (der Außenbauwerksverkleidung) beiträgt.