[0001] Die Erfindung betrifft ein Werkzeug zum Herstellen von Gussbauteilen. Des Weiteren
betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Herstellen eines derartigen Werkzeugs sowie
ein Verfahren zum Herstellen eines Gussbauteils.
[0002] Die hier vorliegende Erfindung betrifft die Herstellung von Bauteilen, insbesondere
Gasturbinenbauteile, aus Nichteisenmetallschmelzen, insbesondere Titan-Aluminium-Legierungen,
insbesondere solche mit 43-48 Gew% Aluminium, welche eine intermetallische Phase ausbilden
mithilfe eines Gießverfahrens. Beim Gießen werden Formen, sogenannte Gussformen, verwendet,
wobei die Gussformen eine Innenkontur aufweisen, die der Außenkontur des herzustellenden
Bauteils entspricht. Prinzipiell unterscheidet man bei Gießverfahren solche, die mit
verlorenen Gussformen oder Dauergussformen arbeiten. Bei Gießverfahren, die mit verlorenen
Gussformen arbeiten, kann mit einer Gussform immer nur ein Bauteil hergestellt werden.
Bei Gießverfahren, die mit Dauergussformen arbeiten, können die Gussformen mehrfach
verwendet werden. Zu den Gießverfahren, die mit verlorenen Gussformen arbeiten, zählt
unter anderem das sogenannte Feingießen. Bei den Gießverfahren, die mit Dauergussformen
arbeiten, sei hier exemplarisch auf das Kokillengießen verwiesen. Die hier vorliegende
Erfindung betrifft insbesondere das sogenannte Feingießen.
[0003] Beim Feingießen kommen nach dem Stand der Technik Gussformen aus hochfeuerfesten
Keramiken zum Einsatz. Zur Herstellung einer Gussform für das Feingießen wird in groben
Zügen so vorgegangen, dass in einem ersten Schritt ein Modell für das später mit der
Gussform herzustellende Gussbauteil bereit gestellt wird, wobei das Modell eine ähnliche
Gestalt wie das herzustellende Gussbauteil aufweist, jedoch um das Schwindmaß des
Gusswerkstoffs größere Abmessungen. Dieses Modell wird auch als Bauteilwachsling bezeichnet.
Nach dem Stand der Technik wird dieser Bauteilwachsling mit einem Schlickerwerkstoff
vorzugsweise mehrfach beschichtet sowie besandet und gegebenenfalls im Anschluss hinterfüllt,
so dass nach dem Ausschmelzen des Bauteilwachslings die Gussform entweder in der sogenannten
Kompaktform oder in der sogenannten Schalenform vorliegt. Im Anschluss an das Ausschmelzen
des Bauteilwachslings wird die so entstandene, einteilige Gussform gebrannt. In die
vorzugsweise noch heiße Gussform kann sodann das noch geschmolzene Metall des herzustellenden
Gussbauteils gegossen werden, wobei nach der Verfestigung das hergestellte Gussbauteil
aus der Gussform ausgeklopft wird. Die Gussform geht hierbei verloren.
[0004] Wie bereits erwähnt, werden die Gussformen nach dem Stand der Technik aus hochfeuerfesten
Keramikwerkstoffen, wie Aluminiumoxid, Zirkonoxid oder Yttriumoxid mit Siliziumdioxid-Beimengungen
gebildet. Ein entsprechender Schlickerwerkstoff wird mithilfe eines Schlickerverfahrens
nach dem Stand der Technik auf einen Bauteilwachsling aufgetragen. Gussformen, die
Siliziumdioxid-Beimengungen enthalten, sind jedoch reaktiv und führen zu Oberflächenfehlern
bei der Herstellung von Gussbauteilen aus reaktiven Nichteisenmetallschmelzen wie
Titan-Legierungen oder auch Titan-Aluminium-Legierungen. Dies kann zu Oberflächenfehlern,
Maßabweichungen, Rissen und der Ausbildung sogenannter Lunker am herzustellenden Gussbauteil
führen. Die aus dem Stand der Technik bekannten Gussformen sind daher für reaktive
Nichteisenmetallschmelzen nicht geeignet.
[0005] Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung das Problem zu Grunde, ein neuartiges
Werkzeug zum Herstellen von Gussbauteilen, ein Verfahren zum Herstellen eines solchen
Werkzeugs sowie ein Verfahren zum Herstellen eines Gussbauteils zu schaffen.
[0006] Dieses Problem wird durch die Merkmale der Patentansprüche 1, 3 und 4 gelöst.
[0007] Erfindungsgemäß besteht zumindest ein mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze
in Kontakt kommender Bereich der Gussform aus Yttriumoxid, Magnesiumoxid und Kalziumoxid.
[0008] Nach einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung verfügt die Gussform über einen
mindestens zweischichtigen Aufbau, wobei eine erste Schicht einen mit der reaktiven
Nichteisenmetallschmelze in Kontakt kommenden Formwandbereich und eine zweite Schicht
einen den Formwandbereich hinterfüllenden Stabilisierungsbereich bildet. Sowohl die
erste Schicht als auch die zweite Schicht bestehen aus Yttriumoxid, Magnesiumoxid
und Kalziumoxid, wobei die zweite Schicht, welche die erste Schicht hinterfüllt, weniger
Yttriumoxid aufweist und grobkörniger ausgebildet ist als die erste Schicht.
[0009] Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Unteransprüchen
und der nachfolgenden Beschreibung. Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend
unter Bezugnahme auf die Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigt:
- Fig. 1:
- einen Querschnitt durch eine erfindungsgemäße Gussform für eine Gasturbinenschaufel
zusammen mit einer gießtechnisch hergestellten Gasturbinenschaufel.
[0010] Nachfolgend wird die hier vorliegende Erfindung unter Bezugnahme auf Fig. 1 in größerem
Detail beschrieben. Fig. 1 zeigt einen Querschnitt durch eine Gussform 10 zusammen
mit einer gießtechnisch hergestellten Gasturbinenschaufel 11, wobei die Gasturbinenschaufel
11 ein Schaufelblatt 12 sowie einen Schaufelfuß 13 umfasst. Die gusstechnisch hergestellte
Gasturbinenschaufel 11 ist von der Gussform 10 umgeben.
[0011] Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist die Gussform zweischichtig ausgebildet. Eine
erste Schicht 14 der Gussform 10 bildet einen mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze
des herzustellenden Gussbauteils in Kontakt kommenden Formwandbereich, eine zweite
Schicht 15 derselben bildet eine Hinterfüllung für die erste Schicht 14.
[0012] Im Sinne der hier vorliegenden Erfindung besteht zumindest die erste Schicht 14 der
Gussform 10, die mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze der herzustellenden Gasturbinenschaufel
11 in Kontakt kommt, aus Yttriumoxid, Magnesiumoxid und Kalziumoxid. Mit einer derartigen
Zusammensetzung der Gussform 10 zumindest im Bereich der ersten Schicht 14 werden
Reaktionen zwischen der Gussform und der reaktiven Nichteisenmetallschmelze vermieden,
so dass Maßabweichungen und Rissbildungen am herzustellenden Gussbauteil, nämlich
an der herzustellenden Gasturbinenschaufel 11, vermieden werden.
[0013] Im gezeigten Ausführungsbeispiel besteht nicht nur die erste Schicht 14, sondern
auch die zweite Schicht 15 der Gussform 10 aus Yttriumoxid, Magnesiumoxid und Kalziumoxid.
Die die Hinterfüllung bildende zweite Schicht 15 verfügt jedoch über einen deutlich
geringeren Yttriumoxid-Anteil wie die erste Schicht 14, die mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze
der herzustellenden Gasturbinenschaufel 11 in Kontakt kommt. Darüber hinaus ist die
zweite Schicht 15 grobkörnig und dickwandiger ausgebildet als die erste Schicht 14.
Dies ist aus Kostengründen und Fertigungsgründen besonders vorteilhaft.
[0014] Zur Herstellung der Gussform wird im Sinne der Erfindung so vorgegangen, dass ein
Bauteilwachsling bereitgestellt wird, der in etwa die geometrischen Abmessungen des
mit der Gussform herzustellenden Gussbauteils aufweist. Der Bauteilwachsling wird
mit einem Schlickerwerkstoff beschichtet, wobei der Schlickerwerkstoff aus Wasser,
Yttriumoxid, Magnesiumoxid und Kalziumoxid besteht.
[0015] Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist die herzustellende Gussform 10 zweischichtig
ausgebildet. Demnach wird in einem ersten Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Herstellung der in Fig. 1 gezeigten Gussform 10 zuerst der Bauteilwachsling vorzugsweise
derart mehrlagig mit dem Schlickerwerkstoff beschichtet, dass die erste Schicht 14
der Gussform gebildet wird. Erst im Anschluss hieran erfolgt die vorzugsweise mehrlagige
Beschichtung der ersten Schicht 14 mit der zweiten Schicht 15, wobei die zweite Schicht
15 die Hinterfüllung für die erste Schicht 14 bildet. Für die Herstellung der ersten
Schicht 14 sowie der zweiten Schicht 15 werden entsprechend abgestimmte Schlickerwerkstoffe
bereitgestellt, wobei beide Schlickerwerkstoffe aus Wasser, Yttriumoxid, Magnesiumoxid
und Kalziumoxid bestehen. Der Schlickerwerkstoff zur Bildung der zweiten Schicht verfügt
jedoch über einen geringeren Yttriumoxid-Anteil und ist grobkörniger ausgebildet wie
der Schlickerwerkstoff zur Bildung der ersten Schicht 14.
[0016] Wie bereits erwähnt, verhindert das Yttriumoxid sowie das Magnesiumoxid eine unerwünschte
Reaktion der Nichteisenmetallschmelze des herzustellenden Gussbauteils mit der Gussform
10. Das Magnesiumoxid bewirkt zusammen mit dem Wasser des Schlickerwerkstoffs eine
exotherme Reaktion, bei der das Wasser verdampft wird. Die Trocknungszeit der Schichten
14 und 15 der Gussform 10 wird hierdurch deutlich reduziert. Der Schlickerwerkstoff
bindet ähnlich wie Beton ab. Die Brenntemperatur für die Gussform kann von ca. 1400°C
auf ca. 900°C reduziert werden, wobei die Gießtemperatur ebenfalls bei ca. 900°C liegt.
Die Herstellung der Gussformen wird hierdurch auf schnelle, einfache und kostengünstige
Art und Weise möglich.
[0017] Die erste Schicht 14, welche den höheren Yttriumoxid-Anteil aufweist und feinkörniger
ausgebildet ist, ist dünnwandiger ausgebildet wie die zweite Schicht 15, welche die
Hinterfüllung bildet. Die dünne, erste Schicht 14 unterdrückt unerwünschte Reaktionen
zwischen der Gussform und der Nichteisenmetallschmelze. Die zweite Schicht 15 bewirkt
eine ausreichende mechanische Festigkeit der Gussform und verleiht derselben eine
hohe Wärmekapazität, wodurch eine langsame Abkühlung der Gussform und eine Gießtemperatur
von ca. 900°C ermöglicht wird. Die mechanische Festigkeit minimiert Schwindungsverzug,
die hohe Wärmekapazität bewirkt eine mikroplastische Verformbarkeit des sonst spröden,
gusstechnisch zu verarbeitenden Materials, so dass keine Bauteilrisse oder Brüche
entstehen.
[0018] Mithilfe der erfindungsgemäßen Gussform ist eine lunkerfreie Erstarrung der reaktiven
Nichteisenmetallschmelze des herzustellenden Gussbauteils möglich. Die Befüllung der
Gussform kann durch sogenannten Schleuderguss erfolgen.
[0019] Insbesondere beim Schleuderguss ist es von Vorteil, heizbare Formen durch Mikrowellenbestrahlung
oder induktive Einkopplung zu verwenden. Hierfür können Metallpartikel, metallische
Strukturen, insbesondere Metallnetze, sowie halbleitende und leitende Nichtmetalle,
insbesondere Graphit oder Silizium in die Schicht(en) der Form eingelagert werden.
[0020] Es liegt weiterhin im Sinne der hier vorliegenden Erfindung, die Gussform 10 mit
einer sich ändernden Dicke, insbesondere im Bereich der zweiten Schicht 15, zu versehen.
So zeigt Fig. 1, dass die zweite Schicht 15 im Bereich des Schaufelfußes 13 wesentlich
dicker ausgebildet ist als im Bereich des Schaufelblatts 11. Darüber hinaus kann zusätzlich
eine Dickenvariation der Gussform dadurch erfolgen, dass am oberen Ende des Schaufelblatts
12 die Gussform dünnwandiger ist als im unteren Bereich, der sich an den Schaufelfuß
13 anschließt. Hierdurch kann erzielt werden, dass die Nichteisenmetallschmelze gerichtet
erstarrt und die Erstarrungsfront im Bereich des Schaufelfußes endet.
[0021] Die erfindungsgemäße Gussform eignet sich insbesondere zur Herstellung von Gasturbinenbauteilen
wie Schaufeln, die aus einer Titan-Aluminium-Legierung, insbesondere intermetallische
Phasen ausbildende Titan-Aluminide mit 43-48 Gew% Aluminium, hergestellt werden. Hierzu
wird eine Titan-Aluminium-Legierungsschmelze in die oben beschriebene Gussform eingefüllt,
wobei nach dem Erstarren das Gussbauteil aus der Gussform herausgelöst wird.
1. Werkzeug zum Herstellen von Gussbauteilen aus reaktiven Nichteisenmetallschmelzen,
insbesondere aus Titanlegierungen, wobei das Werkzeug als Gussform ausgebildet ist,
wobei die Gussform über einen mindestens zweischichtigen Aufbau verfügt, wobei eine
erste Schicht (14) einen mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze in Kontakt kommenden
Formwandbereich und eine zweite Schicht (15) einen den Formwandbereich hinterfüllenden
Stabilisierungsbereich bildet, und
wobei sowohl die erste Schicht (14) als auch die zweite Schicht (15) aus Yttriumoxid,
Magnesiumoxid und Kalziumoxid bestehen, wobei die zweite Schicht (15), welche die
erste Schicht (14) hinterfüllt, weniger Yttriumoxid aufweist und dickwandiger ausgebildet
ist als die erste Schicht (14).
2. Werkzeug nach Anspruch 1, wobei die zweite Schicht (15) grobkörniger ausgebildet ist
als die erste Schicht (14).
3. Verfahren zum Herstellen einer Gussform für Gussbauteile aus reaktiven Nichteisenmetallschmelzen,
insbesondere aus Titanlegierungen,
gekennzeichnet durch folgende Schritte:
a) Bereitstellen eines Bauteilwachslings, der die geometrischen Abmessungen der mit
der Gussform herzustellenden Feingussbauteile aufweist,
b) Beschichten des Bauteilwachslings mit einem Schlickerwerkstoff, bestehend aus Wasser
Yttriumoxid, Magnesiumoxid und Kalziumoxid, wobei der Schlickerwerkstoff in der Art
mehrlagig auf dem Bauteilwachsling aufgetragen wird, dass eine Gussform mit einem
mindestens zweischichtigen Aufbau entsteht, wobei eine erste Schicht der Gussform
einen mit der reaktiven Nichteisenmetallschmelze in Kontakt kommenden Formwandbereich
und eine zweite Schicht der Gussform einen den Formwandbereich hinterfüllenden Stabilisierungsbereich
bildet,
c) Trocknen und Aushärten der Beschichtung zu der Gussform,
d) Entfernen des Bauteilwachslings aus der Gussform,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Schlickerwerkstoff zur Bildung der zweiten Schicht, welche die erste Schicht hinterfüllt,
weniger Yttriumoxid aufweist und dickwandiger ausgebildet ist als der Schlickerwerkstoff
zur Bildung der ersten Schicht.
4. Verfahren zur Herstellung eines Gussbauteils aus reaktiven Nichteisenmetallschmelzen,
insbesondere aus Titanlegierung,
gekennzeichnet durch folgende Schritte:
a) Bereitstellen einer Gussform nach Anspruch 3,
b) Einfüllen der Nichteisenmetallschmelze in die Gussform,
c) Erstarren der Nichteisenmetallschmelze in der Gussform,
d) Herauslösen des Gussbauteils aus der Gussform.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, wobei das Gussbauteil ein Gasturbinenbauteil ist.
6. Verfahren nach Anspruch 4 und 5, dadurch gekennzeichnet, dass zur Herstellung des Gasturbinenbauteils eine Titan-Aluminium-Legierungsschmelze in
die Gussform eingefüllt wird.