[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines Werkstücks,
insbesondere eines Formgebungswerkzeugs oder eines Formgebungswerkzeugteils. Darüber
hinaus betrifft die vorliegende Erfindung eine Vorrichtung zur Herstellung eines Werkstücks,
insbesondere eines Formgebungswerkzeugs oder eines Formgebungswerkzeugteils.
[0002] Verfahren und Vorrichtungen der eingangs genannten Art zur Herstellung eines Werkstücks,
insbesondere eines Formgebungswerkzeugs oder eines Formgebungswerkzeugteils, sind
aus dem Stand der Technik in unterschiedlichen Ausführungsformen bekannt. Zwei der
gebräuchlichsten Verfahren, um zum Beispiel Formgebungswerkzeuge beziehungsweise Formgebungswerkzeugteile
herzustellen, sind das Gießen sowie das (mechanische) Bearbeiten geschmiedeter Blöcke.
[0003] Beim Gießen eines Formgebungswerkzeugs beziehungsweise Formgebungswerkzeugteils wird
zunächst eine Legierung mit der gewünschten Zusammensetzung geschmolzen. Die Schmelze
wird dann in eine Gussform eingegossen, deren Form bereits nahe an der gewünschten
Endform des Formgebungswerkzeugs beziehungsweise Formgebungswerkzeugteils ist. Wenn
die Legierungsschmelze in der Gussform erstarrt ist, wird sie zunächst grob bearbeitet,
danach wärmebehandelt und anschließend fein nachbearbeitet.
[0004] Beim Bearbeiten geschmiedeter Blöcke wird die flüssige Schmelze zunächst zu einem
Barren gegossen. Wenn der Barren erstarrt ist, wird er extrahiert, dann erneut aufgeheizt
und anschließend - üblicherweise in mehreren Schritten - zu Stangen beziehungsweise
Blöcken geschmiedet. Die auf diese Weise erhaltenen Stangen beziehungsweise Blöcke
werden dann wieder aufgeheizt, um einen Ausheilprozess einzuleiten, welcher die spätere
Nachbearbeitung vereinfacht. Wenn die Stangen ausgeheilt sind, werden sie üblicherweise
in Blöcke mit den gewünschten Abmessungen geschnitten. Diese Blöcke werden dann in
einem Grobbearbeitungsschritt in eine Form gebracht, die bereits nahe an der endgültigen
Form des Formgebungswerkzeugs beziehungsweise Formgebungswerkzeugteils ist. Daran
schließen sich wie beim oben beschriebenen Gießverfahren eine Wärmebehandlung und
eine Feinbearbeitung an, um die Herstellung des Formgebungswerkzeugs beziehungsweise
Formgebungswerkzeugteils abzuschließen. Die Bearbeitung der Stangen beziehungsweise
Blöcke ist relativ aufwändig, so dass die Bearbeitungskosten bei diesem Verfahren
um ein Vielfaches höher als die Materialkosten sind.
[0005] Wenn man die beiden vorstehend beschriebenen Herstellungsverfahren etwas genauer
betrachtet, stellt sich die Frage, weshalb Formgebungswerkzeuge beziehungsweise Formgebungswerkzeugteile
überhaupt aus geschmiedeten Blöcken hergestellt werden. In der Tat scheinen Gießverfahren
zur Herstellung von Formgebungswerkzeugen beziehungsweise Formgebungswerkzeugteilen
auf den ersten Blick sinnvoller zu sein, da sie erheblich kostengünstiger sind als
das Bearbeiten geschmiedeter Blöcke. Auf der anderen Seite sind die mechanischen Eigenschaften
der durch die beiden vorstehend beschriebenen Verfahren erhaltenen Formgebungswerkzeuge
beziehungsweise Formgebungswerkzeugteile sehr unterschiedlich. Es ist die resultierende
Zähigkeit/Duktilität der Formgebungswerkzeuge beziehungsweise Formgebungswerkzeugteile,
die das verfahrenstechnisch erheblich komplexere und damit weitaus teurere Bearbeiten
geschmiedeter Blöcke vorteilhaft macht. Während des Schmiedeprozesses werden nämlich
die relativ spröden Karbidnetzwerke des Gussteils zerstört und die Zähigkeit/Duktilität
kann dadurch sogar verdoppelt werden. Wenn die Teile relativ groß sind (größer als
600 mm für die meisten Kaltarbeitswerkzeugstähle und 200 mm für die meisten Schnellarbeitsstähle)
wird dieser Effekt im Kernbereich des Blocks beziehungsweise der Stange nicht erreicht,
wo die relativ spröde Gussteilstruktur erhalten bleibt.
[0006] Wenn eine noch höhere Zähigkeit/Duktilität des Formgebungswerkzeugs beziehungsweise
Formgebungswerkzeugteils gewünscht ist, wird häufig ein noch komplexeres Verfahren
eingesetzt. Dabei handelt es sich um die so genannte PulverMetallurgie (kurz: PM).
Die Schmelze wird dabei nicht in einen Gussblock, sondern in einen Zerstäuber eingefüllt,
welcher üblicherweise zumindest eine Düse aufweist, in der ein Gas gegen den flüssigen
Metallstrom verbrannt wird, was dazu führt, dass das Metall zu kleinen, im Wesentlichen
kugelförmigen Teilchen (Pulver) verdampft wird. Das auf diese Weise erhaltene Metallpulver
wird anschließend in Stahlbehälter, die im Wesentlichen zylindrisch geformt sind,
eingefüllt. Die Stahlbehälter werden dann evakuiert, um ein gewisses Maß an Vakuum
zu erhalten, und in eine heißisostatische Pressvorrichtung eingeführt, in der hohe
Temperaturen und Drücke erzeugt werden, um die Stahlbehälter zu verformen und zu erreichen,
dass sich das Metallpulver verdichtet, so dass ein Barren erhalten wird. Wenn das
Behältermaterial entfernt worden ist, bleibt ein Barren übrig, der geschmiedet werden
kann und all den Bearbeitungsschritten unterzogen werden kann, die oben bei der Beschreibung
des Verfahrens "Bearbeitung geschmiedeter Blöcke" näher erläutert worden sind. Dieses
Herstellungsverfahren erhöht die Herstellungskosten zwar weiter. Andererseits kann
aber die erreichbare Zähigkeit/Duktilität um ein Vielfaches höher sein als bei den
auf herkömmliche Weise geschmolzenen und geschmiedeten Blöcken. Dies kann insbesondere
dann erreicht werden, wenn die Legierung einen relativ hohen Gehalt einer spröden
Keramikphase aufweist.
[0007] Das Schmieden erhöht zwar einerseits die Zähigkeit/Duktilität des Formgebungswerkzeugs
beziehungsweise Formgebungswerkzeugteils, induziert jedoch andererseits einige unerwünschte
Eigenschaften, von denen die wichtigste die Anisotropie ist. Das Schmieden schafft
nämlich ein Materialgefüge, das zu unterschiedlichen Eigenschaften in der Schmiederichtung
im Vergleich zu den transversal zur Schmiederichtung verlaufenden Richtungen führt.
Diese Anisotropie kann insbesondere während der Wärmebehandlung des Formgebungswerkzeugs
beziehungsweise Formgebungswerkzeugteils nachteilig sein, da sie zu einem Werkstückverzug
führt, so dass mehr Material für die Endbearbeitung übrig gelassen werden muss.
[0008] Ein weiteres Verfahren zur Herstellung eines Formgebungswerkzeugs beziehungsweise
eines Formgebungswerkzeugteils ist das Sintern eines Metallpulvers. Dabei wird ein
Metallpulver oder alternativ eine Mischung mehrerer Metallpulver gepresst, um einen
Körper mit der gewünschten geometrischen Form und mit einer geeigneten Beschaffenheit
zu erhalten, so dass er anschließend weiterbearbeitet werden kann. Ein derartiger
Körper wird häufig auch als "Grünkörper" bezeichnet. Der Grünkörper wird dann bei
hoher Temperatur über einen ausreichend langen Zeitraum gesintert, um eine Diffusionsbindung
zu fördern. Wenn eine hohe Dichte gewünscht ist, wird ein abschließender heißisostatischer
Pressschritt durchgeführt. Verschiedene Varianten eines derartigen Verfahrens sind
zum Beispiel in der
DE 198 252 23 C2, der
WO 02/20863 A1, der
DE 195 08 959 C2, der
DE 197 52 505 C1, der
DE 698 148 96 T2, der
EP 1 281 461 A1 und der
EP 0 919 635 A2 offenbart.
[0009] Der industrielle Bedarf an Werkstücken und Bauteilen mit maßgeschneiderten Eigenschaften
ist in letzter Zeit sehr stark angestiegen. Daher sind neue Konzepte, wie zum Beispiel
die intelligente Werkzeugherstellung entwickelt worden. Für viele Zwecke ist der einfachste
Weg, um eine Komponente mit maßgeschneiderten Eigenschaften zu erhalten, ein Formgebungswerkzeug
beziehungsweise ein Formgebungswerkzeugteil mit entsprechend gradierten Eigenschaften
zu verwenden.
[0010] Aus der
DE 195 089 59 C2 ist zum Beispiel ein Formkörper aus einem keramischen, pulvermetallurgischen oder
Verbundwerkstoff bekannt. Ferner ist ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen
Formkörpers in der vorstehend genannten Druckschrift offenbart. Innerhalb des Formkörpers
ändert sich die stoffliche Zusammensetzung und/oder die Struktur in einer, zwei oder
allen drei Raumrichtungen. Die Änderungen können kontinuierlich oder diskontinuierlich
sein. Zur Herstellung des Formkörpers werden ein oder mehrere Ausgangspulver zu einer
oder mehreren formbaren Massen verarbeitet. Diese formbare(n) Masse/Massen wird/werden
in einer, zwei oder allen drei Raumrichtungen kontinuierlich oder diskontinuierlich
zu einem Formkörper verarbeitet und anschließend ausgehärtet, wobei das Aufbringen
der formbaren Masse oder Massen in Abhängigkeit von der abschließend zu erzielenden
Eigenschaftsgradierung erfolgt.
[0011] Aus dem Stand der Technik ist es ferner bekannt, Beton (trotz seiner im Vergleich
zu anderen Werkstoffen sehr geringen Festigkeit und Zähigkeit) zur Herstellung von
Formgebungswerkzeugen einzusetzen. In der
DE 699 08 273 T2 wird zum Beispiel ein Presswerkzeug beschrieben, welches hauptsächlich aus Beton
besteht.
[0012] In der internationalen Patentanmeldung
WO 2006/056621 A2 ist ein Verfahren zur Herstellung eines Formgebungswerkzeugs durch eine superplastische
Deformation oder durch Heißverdichten eines metallischen Pulvers in einer Zementform
beschrieben. Die Eigenschaften des Formgebungswerkzeugs, die durch das Heißverdichten
des Pulvers erhalten werden, sind unter besonderer Berücksichtigung der Festigkeit
und Zähigkeit/Duktilität nicht besonders gut. Die Ursache dafür liegt insbesondere
in der Oberflächenoxidation des metallischen Pulvers, die dessen optimale Verdichtung
verhindert. Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur
Herstellung eines Werkstücks, insbesondere eines Formgebungswerkzeugs oder eines Formgebungswerkzeugteils,
zur Verfügung zu stellen, welches eine endformnahe Herstellung eines Werkstücks ermöglicht,
das eine vorteilhafte Kombination aus hoher Festigkeit und gleichzeitig günstigen
Zähigkeits- und Duktilitätseigenschaften aufweist. Darüber hinaus liegt der vorliegenden
Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur Herstellung eines entsprechenden
Werkstücks, insbesondere eines Formgebungswerkzeugs oder Formgebungswerkzeugteils,
zur Verfügung zu stellen.
[0013] Diese Aufgabe wird hinsichtlich des Verfahrens durch ein Verfahren mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst. Eine weitere erfindungsgemäße Lösung liefert ein Verfahren
mit den Merkmalen des Anspruchs 4. Hinsichtlich der Vorrichtung wird die der vorliegenden
Erfindung zugrundeliegende Aufgabe durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs
10 gelöst. Die Unteransprüche betreffen vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung.
[0014] Gemäß Anspruch 1 umfasst ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Herstellung eines Werkstücks,
insbesondere eines Formgebungswerkzeugs oder eines Formgebungswerkzeugteils, die nachfolgenden
Schritte:
- Bereitstellen einer hitzebeständigen Form mit einem ersten Formteil und mindestens
einem zweiten Formteil in einer evakuierbaren Kammer,
- Einfüllen eines metallhaltigen Werkstoffs in die hitzebeständige Form,
- Erzeugen eines Vakuums in der evakuierbaren Kammer,
- Erwärmen des metallhaltigen Werkstoffs,
- Verdichten des erwärmten metallhaltigen Werkstoffs in der hitzebeständigen Form durch
Heißpressen unter Vakuumbedingungen.
[0015] Gemäß Anspruch 1 werden die Werkstücke, wie zum Beispiel Formgebungswerkzeuge beziehungsweise
Formgebungswerkzeugteile, unter Vakuumbedingungen durch Verdichten des erwärmten metallhaltigen
Werkstoffs, der beispielsweise als fester metallhaltiger Körper vorliegen kann, in
einer hitzebeständigen Form hergestellt. Die Herstellung des Werkstücks erfolgt in
einer evakuierbaren Kammer, in der das Vakuum erzeugt werden kann und in der gegebenenfalls
auch eine Inertgasatmosphäre und/oder eine Reduktionsgasatmosphäre erzeugt werden
können/kann. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht in besonders vorteilhafter
Weise die Herstellung endformnaher, lokal isotroper Werkstücke (zum Beispiel Formgebungswerkzeuge
beziehungsweise Formgebungswerkzeugteile), wie sie durch die aus dem Stand der Technik
bekannten Gießverfahren erhalten werden können, mit mechanischen Eigenschaften, wie
sie durch die bekannten Pulvermetallurgie-Verfahren erhalten werden können. Durch
das Erzeugen eines Vakuums kann insbesondere der Sauerstoffgehalt im Restgas innerhalb
der evakuierbaren Kammer reduziert werden, so dass eine Sauerstoffkontamination der
Oberfläche des metallhaltigen Werkstoffs weitgehend verhindert, zumindest jedoch erheblich
verringert werden kann und somit Werkstücke, wie zum Beispiel Formgebungswerkzeuge
beziehungsweise Formgebungswerkzeugteile, von besonders hoher Qualität erzeugt werden
können.
[0016] Um den Sauerstoffgehalt innerhalb der evakuierbaren Kammer weiter zu reduzieren,
nachdem der metallhaltige Werkstoff in die hitzebeständige Form eingefüllt worden
ist, wird in einer besonders vorteilhaften Ausführungsform vorgeschlagen, dass eine
Anzahl von Spülungen der evakuierbaren Kammer mit einem Reduktionsgas und/oder einem
Inertgas durchgeführt wird, bevor das Vakuum in der evakuierbaren Kammer erzeugt wird.
Vorteilhaft kann zwischen zwei Spülungen mit dem Inertgas beziehungsweise Reduktionsgas
(zumindest kurzzeitig) ein Vakuum in der evakuierbaren Kammer erzeugt werden. Das
Vakuum braucht kein Hochvakuum zu sein. Durch das sich an die Spülungen anschließende
Erzeugen des Vakuums ist das Restgasniveau innerhalb der evakuierbaren Kammer relativ
gering.
[0017] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird vorgeschlagen, dass in der evakuierbaren
Kammer ein Hochvakuum erzeugt wird und das Heißpressen des erwärmten metallhaltigen
Werkstoffs unter Hochvakuumbedingungen durchgeführt wird. Der Druckbereich des Hochvakuums,
der innerhalb der evakuierbaren Kammer erzeugt wird, liegt vorteilhaft in einer Größenordnung
zwischen etwa 10
-3 und etwa 10
-7 mbar. Durch das Erzeugen eines Hochvakuums kann insbesondere der Sauerstoffgehalt
im Restgas innerhalb der Vakuumkammer weiter reduziert werden, so dass eine Sauerstoffkontamination
der Oberfläche des metallhaltigen Werkstoffs weiter verringert werden kann.
[0018] Gemäß Anspruch 4 umfasst ein alternatives erfindungsgemäßes Verfahren zur Herstellung
eines Werkstücks, Formgebungswerkzeugs oder eines Formgebungswerkzeugteils die nachfolgenden
Schritte:
- Bereitstellen einer hitzebeständigen Form mit einem ersten Formteil und mindestens
einem zweiten Formteil in einer evakuierbaren Kammer,
- Einfüllen eines metallhaltigen Werkstoffs in die hitzebeständige Form,
- Erzeugen eines Vakuums in der evakuierbaren Kammer und Halten des Vakuums über einen
Zeitraum tVakuum,
- Erzeugen einer Inertgasatmosphäre oder Reduktionsgasatmosphäre in der evakuierbaren
Kammer nach Ablauf des Zeitraums tVakuum,
- Erwärmen des metallhaltigen Werkstoffs,
- Verdichten des erwärmten metallhaltigen Werkstoffs in der hitzebeständigen Form durch
Heißpressen in der Inertgasatmosphäre oder Reduktionsgasatmosphäre.
[0019] Bei dieser alternativen erfindungsgemäßen Lösung erfolgt das Verdichten des erwärmten
metallhaltigen Werkstoffs in der hitzebeständigen Form durch Heißpressen somit nicht
unter Vakuumbedingungen, sondern in einer Inertgasatmosphäre oder Reduktionsgasatmosphäre.
Dadurch kann eine Sauerstoffkontamination des metallhaltigen Werkstoffs ebenfalls
wirksam verhindert werden. Dieses erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht ebenfalls
in besonders vorteilhafter Weise die Herstellung endformnaher, lokal isotroper Formgebungswerkzeuge
beziehungsweise Formgebungswerkzeugteile, wie sie durch das Gießverfahren erhalten
werden können, mit Festigkeitseigenschaften, wie sie durch ein Pulvermetallurgie-Verfahren
erhalten werden können.
[0020] Ein Vorteil der hier vorgestellten erfindungsgemäßen Verfahren besteht darin, dass
die erreichbaren Werkstücktoleranzen so gering sind, dass ein sich üblicherweise anschließender
Grobbearbeitungsschritt (beispielsweise mittels spanender Bearbeitungsverfahren) des
Werkstücks ebenfalls eliminiert werden kann. Vorzugsweise weist ein mit den hier vorgestellten
Verfahren hergestelltes Werkstück (Formgebungswerkzeug beziehungsweise Formgebungswerkzeugteil)
eine Kerbschlagzähigkeit von mehr als 50 J/cm
2 auf, während der Härtegrad vorzugsweise größer als 58 HRC ist.
[0021] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird vorgeschlagen, dass das Heißpressen
mit konstanter Dehnrate durchgeführt wird. Die Dehnrate kann zum Beispiel über eine
Änderung der Vorschubgeschwindigkeit eines Metallzylinders, mittels dessen ein Druck
auf die Form und damit auf den metallhaltigen Werkstoff ausgeübt wird, konstant gehalten
werden.
[0022] Es kann in einer vorteilhaften Ausführungsform vorgesehen sein, dass der metallhaltige
Werkstoff in Form mindestens einer Schicht eines metallhaltigen Pulvers oder einer
metallhaltigen Pulvermischung in die hitzebeständige Form eingefüllt wird. Das Verfahren
umfasst dann insbesondere den Schritt des Heißpressens des metallhaltigen Pulvers
beziehungsweise der metallhaltigen Pulvermischung in der hitzebeständigen Form, welche
vorzugsweise nur eine geringe Wasserbeimischung aufweist. Das zur Herstellung des
Werkstücks verwendete metallhaltige Pulver kann vollständig aus einem Material bestehen.
Das metallhaltige Pulver kann zum Beispiel auch eine Mischung eines Metallpulvers
mit Keramikpartikeln sein, wobei die Keramikpartikel ihrerseits eine Beschichtung
aufweisen können.
[0023] Für zahlreiche Anwendungen kann die Möglichkeit, Mischungen verschiedener metallhaltiger
Pulver oder mehrere Schichten beziehungsweise Bereiche aus unterschiedlichen metallhaltigen
Pulvern zu verwenden und in die hitzebeständige Form einzugeben, besonders vorteilhaft
sein. In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform wird daher vorgeschlagen, dass
beim Einfüllen des metallhaltigen Pulvers oder der metallhaltigen Pulvermischung mindestens
zwei Schichten oder Bereiche mit unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung erzeugt
werden. Dadurch ist es in besonders vorteilhafter Weise möglich, Werkstücke (insbesondere
Formgebungswerkzeuge beziehungsweise Formgebungswerkzeugteile) mit maßgeschneiderten
mechanischen und/oder physikalischen Eigenschaften herzustellen, die auch innerhalb
ihres Volumens gradiert sein können. Auf diese Weise können also mit anderen Worten
auch Werkstücke erzeugt werden, die innerhalb ihres Volumens in einer, zwei oder auch
allen drei Raumrichtungen unterschiedliche mechanische und/oder physikalische Eigenschaften
aufweisen. Die Eigenschaftsgradienten können kontinuierlich oder auch diskontinuierlich
sein.
[0024] Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit, ein Metallpulver
mit vergleichsweise harten beschichteten oder unbeschichteten Partikeln zu mischen.
Dadurch kann ein besseres Verhältnis zwischen der Zähigkeit/Duktilität und der Verschleißbeständigkeit
erhalten werden. Die beschichteten Partikel, die mit dem metallhaltigen Pulver vermischt
werden können, sind in der Regel allerdings relativ teuer. Die hier beschriebenen
Verfahren ermöglichen die Verwendung derartiger Partikel, ohne ihre intrinsischen
Eigenschaften zu verschlechtern und erlauben es ferner, nur die minimal erforderliche
Menge dieser Partikel zu verwenden. Die Partikel können nämlich nur in denjenigen
Bereichen des Formgebungswerkzeugs beziehungsweise Formgebungswerkzeugteils platziert
werden, wo sie tatsächlich erforderlich sind, so dass die Herstellungskosten für das
Werkstück so gering wie möglich gehalten werden können. Einige beschichtete Partikel
erfordern es, bestimmte Diffusionsparameter (insbesondere Temperatur und Zeit) während
des Prozesses zu steuern, um eine Verschlechterung der intrinsischen Eigenschaften
zu vermeiden oder optimale Eigenschaften zu erhalten, wobei die hier vorgestellten
Verfahren dafür besonders gut geeignet sind. Es besteht insbesondere die Möglichkeit,
unterschiedliche Arten von metallhaltigen Pulvern beziehungsweise metallhaltigen Pulvermischungen
in unterschiedliche Arbeits- und Trägerzonen eines Formgebungswerkzeugs beziehungsweise
Formgebungswerkzeugteils einzubringen, um auf diese Weise maßgeschneiderte Werkzeugeigenschaften
zu erhalten.
[0025] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird vorgeschlagen, dass das Verdichten
des erwärmten metallhaltigen Werkstoffs in einem superplastischen Zustand des Werkstoffs
erfolgt. Das Aufheizen des metallhaltigen Werkstoffs in der hitzebeständigen Form
zum Erreichen des superplastischen Zustands erfolgt vorzugsweise vergleichsweise langsam.
Der superplastische Zustand eines metallhaltigen Werkstoffs wird (werkstoffabhängig
und abhängig von der Dehnrate) üblicherweise bei einer Temperatur von etwa 800°C bis
etwa 1050°C erreicht. Das Verdichten des erwärmten metallhaltigen Werkstoffs im superplastischen
Zustand ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn der Werkstoff in Form eines in seiner
Geometrie vorgeformten Körpers vorliegt. Dies ist zum Beispiel für einen vorverdichteten,
formstabilen Grünling der Fall. Wenn der metallhaltige Werkstoff in Pulverform vorliegt,
kann das Heißpressen auch in einem nicht-superplastischen Zustand erfolgen, obwohl
auch hier das Verdichten im superplastischen Zustand besonders vorteilhaft ist.
[0026] Um insbesondere bei einem in Pulverform vorliegenden metallhaltigen Werkstoff die
größtmögliche Dichte innerhalb des Werkstücks erzeugen zu können, sieht eine besonders
bevorzugte Verfahrensvariante vor, dass der metallhaltige Werkstoff nach dem Erreichen
des superplastischen Zustands weiter auf seine Diffusionsbeschleunigungstemperatur
aufgeheizt wird. Diese Diffusionsbeschleunigungstemperatur ist legierungsabhängig
und liegt zum Beispiel bei einem Werkzeugstahl in einer Größenordnung von etwa 1150°
C. Legierungen aus Molybdän haben demgegenüber eine höhere Diffusionsbeschleunigungstemperatur
über 1800° C und Legierungen aus Kupfer haben eine Diffusionsbeschleunigungstemperatur,
die kleiner als 900° C ist. Vorzugsweise wird die Diffusionsbeschleunigungstemperatur
über einen längeren Zeitraum, üblicherweise über einen Zeitraum von mehr als 30 Minuten
gehalten. Die Haltezeit hängt insbesondere von der Diffusionsbeschleunigungstemperatur
und dem ausgeübten Druck ab. Sie kann gegebenenfalls mehrere Stunden oder auch mehrere
Tage betragen.
[0027] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird vorgeschlagen, dass der metallhaltige
Werkstoff zumindest teilweise geschmolzen wird und in einem zumindest teilweise flüssigen
Zustand verdichtet wird. Der metallhaltige Werkstoff braucht nicht vollständig geschmolzen
zu sein. Es besteht zum Beispiel die Möglichkeit, dass vor dem Verdichten nur eine
Phase des metallhaltigen Werkstoffs geschmolzen wird. Diese Ausführungsform des Verfahrens
kann für einige Anwendungszwecke vorteilhaft sein.
[0028] Damit ein metallhaltiges Pulver beziehungsweise eine metallhaltige Pulvermischung
beim Heißpressen seine/ihre größtmögliche Dichte erreicht, müssen insbesondere die
folgenden Prozessbedingungen eingehalten werden
- a) ausreichend Zeit und eine ausreichend hohe Temperatur, damit der Diffusionsprozess
stattfinden kann;
- b) ein ausreichend hoher Druck, damit das metallhaltige Pulver fließen und die Leerstellen
auffüllen kann (ein Bereich der superplastischen Deformation des metallhaltigen Pulvers
ist dabei, wie oben bereits erwähnt, besonders vorteilhaft);
- c) das Fehlen von Sauerstoff, um eine Oberflächenoxidation des metallhaltigen Pulvers
zu vermeiden.
[0029] Der Druck, der während des Heißpressens (beispielsweise mittels eines Metallzylinders)
auf den erwärmten metallhaltigen Werkstoff ausgeübt wird, ist vorzugsweise größer
als 20 MPa. Der Druck während des Verdichtens des metallhaltigen Werkstoffs kann -
abhängig von der Belastbarkeit des Formmaterials - insbesondere zwischen etwa 20 MPa
und etwa 250 MPa betragen.
[0030] In einer weiteren vorteilhaften Weiterbildung des Verfahrens kann vor dem Aufheizen
des metallhaltigen Werkstoffs ein Kaltpressschritt durchgeführt werden. Dieser ist
insbesondere bei der Verwendung eines metallhaltigen Pulvers beziehungsweise einer
metallhaltigen Pulvermischung besonders vorteilhaft. Durch den Kaltpressschritt kann
die Porosität des metallhaltigen Pulvers beziehungsweise der metallhaltigen Pulvermischung
geschlossen werden, um so wenig zusammenhängende Porosität wie möglich im Werkstoff
zu belassen.
[0031] Nach dem Kaltpressschritt kann die evakuierbare Kammer gegebenenfalls mit einer Reduktionsatmosphäre
gespült werden, bevor mit den übrigen Verfahrensschritten fortgefahren wird. In einer
alternativen Variante kann das metallhaltige Pulver beziehungsweise die metallhaltige
Pulvermischung auch in eine kontrollierte Atmosphärenumgebung eingegeben werden. Unabhängig
davon, welcher Prozess verfolgt wird, ist es wichtig, die Anwesenheit von Sauerstoff
zwischen Pulverkörnern möglichst zu vermeiden.
[0032] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Prozesswärme
nach dem Verdichten des metallhaltigen Werkstoffs, vorzugsweise mittels einer Kühlvorrichtung,
gezielt abgeführt wird. Ein Zweck einer derartigen gezielten Wärmeabfuhr kann darin
bestehen, das Herstellungsverfahren insgesamt zu beschleunigen. Darüber hinaus können
durch die gezielte Wärmeabfuhr die mikrostrukturellen Eigenschaften des Werkstücks
eingestellt werden. Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn der auf den metallhaltigen
Werkstoff ausgeübte Druck während der gezielten Abfuhr der Prozesswärme (Kühlphase)
gehalten wird. Durch diese Maßnahme können Geometrieabweichungen, insbesondere Schrumpfungen
des Werkstücks, weitgehend verhindert werden.
[0033] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird vorgeschlagen, dass sich an
den Schritt des Verdichtens des metallhaltigen Werkstoffs oder des Abführens der Prozesswärme
mindestens ein Nachbearbeitungsschritt anschließt. Dieser mindestens eine Nachbearbeitungsschritt
kann insbesondere die Durchführung eines Feinbearbeitungs- und/oder Hartbearbeitungsverfahrens
umfassen. Dabei können zum Beispiel Schleifverfahren, Hochgeschwindigkeitsfräsverfahren
oder thermisch unterstützte Laserbearbeitungsverfahren zum Einsatz kommen. Der mindestens
eine Nachbearbeitungsschritt wird nicht unter Vakuumbedingungen beziehungsweise unter
einer Gasatmosphäre ausgeführt.
[0034] Zusammenfassend erlauben die hier vorgestellten Verfahren zur Herstellung eines Werkstücks,
insbesondere eines Formgebungswerkzeugs beziehungsweise eines Formgebungswerkzeugteils,
ein Maßschneidern von Funktionalitäten, die sich direkt aus der metallurgischen und
mikrostrukturellen Zusammensetzung des verwendeten metallhaltigen Werkstoffs (insbesondere
eines Werkzeugstahls) ableiten lassen.
[0035] Solche Funktionalitäten sind zum Beispiel
- Verschleißbeständigkeit,
- Wärmeleitfähigkeit,
- elektrische Leitfähigkeit,
- Beständigkeit unter thermischer und/oder mechanischer Beanspruchung,
- sensorische und aktuatorische Funktionalitäten auf der Grundlage piezoelektrischer
Effekte, eines Formgedächtniseffektes oder der Absorption elektromagnetischer Wellen.
[0036] Dabei kann eine solche ortsvariable Funktionalitätsverteilung unterschiedlichen Motivationen
folgen.
1. Integrales Temperaturmanagement
[0037] Im Bereich der Umformung von Blechwerkstoffen ist die Technologie des Press-, Form-
oder Profilhärtens von zunehmendem Interesse für die Herstellung solcher Bauteile,
die in Ihrer Anwendung höchsten Anforderungen hinsichtlich Sicherheit und Energieeffizienz
genügen müssen. Solche Prozesse sind einerseits durch die Ausnutzung eines deutlich
erhöhten Formänderungsvermögens bei hohen Prozesstemperaturen gekennzeichnet, andererseits
durch die unmittelbar im Anschluss beziehungsweise bereits mit der Formgebung stattfindende
thermische Behandlung. Sofern es sich bei einer solchen thermischen Behandlung um
ein Härten handelt, ist es aus technologischen Gründen, jedoch auch aus Gründen der
Prozessproduktivität einerseits wünschenswert, eine schnelle Abfuhr der im Werkstück
gespeicherten Wärme zu erreichen, andererseits kann jedoch eine vorzeitige Härtung
die weitere Ausformung durch eine Herabsetzung des Formänderungsvermögens nachhaltig
behindern. Die Folgen sind erhöhte Formgebungskräfte bis hin zum Bauteilversagen durch
Rissbildung. Die Gefahr einer vorzeitigen Wärmeabfuhr tritt im Bereich des Blechhalters
beim Presshärten auf, da hier der Erstkontakt Werkzeug-Werkstück noch vor Beginn des
eigentlichen Umformprozesses und damit weit vor dem Erreichen der Endkontur des Werkstückes
eintritt. Die damit verbundene vorzeitige Abkühlung kann dadurch vermieden beziehungsweise
in ihrer Auswirkung reduziert werden, dass in diesem Bereich lokal vorliegende geringe
Wärmeleitfähigkeiten für den Werkzeugwerkstoff vorgesehen werden. Aufgrund des zeitversetzten
Kontaktes zwischen dem Werkzeug und dem Werkstück in den übrigen Bereichen ist hier
eine entsprechend höhere Wärmeleitfähigkeit dagegen durchaus erwünscht.
2. Zeit- und ortsvariables Temperaturmanagement
[0038] Ist es nun das Ziel, durch eine Variabilisierung der thermischen Prozessbedingungen
im Sinne orts- und zeitvariabler thermomechanischer Prozessbedingungen Bauteile herzustellen,
die komplexe mikrostrukturelle Eigenschaftsverläufe aufweisen, so entstehen aus solchen
Prozessstrategien durchaus komplexe Anforderungsprofile für das Werkzeug. Lokal veränderliche
Wärmeleitfähigkeiten sind dabei nur ein Ausführungsmerkmal, andere Merkmale können
darin bestehen, durch die Ausnutzung ortsvariabler elektrischer, piezoelektrischer
Effekte, ja sogar auch Formgedächtniseffekten bis hin zur Absorption elektromagnetischer
Wellen diese Flexibilisierung im Hinblick auf sensorische und aktuatorische Aufgaben
im Sinne einer gezielten Einstellung lokaler thermischer und/oder mechanischer Prozessbedingungen
zu unterstützen.
[0039] Gemäß Anspruch 10 umfasst eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Herstellung eines
Werkstücks, insbesondere eines Formgebungswerkzeugs oder eines Formgebungswerkzeugteils:
- eine evakuierbare Kammer,
- eine hitzebeständige Form, die in der evakuierbaren Kammer untergebracht ist und ein
erstes Formteil und mindestens ein zweites Formteil aufweist, die einen Formhohlraum
bilden, wobei ein metallhaltiger Werkstoff, insbesondere ein metallhaltiges Pulver
oder eine metallhaltige Pulvermischung, in den Formhohlraum einfüllbar ist,
- Mittel zum Erzeugen eines Vakuums in der evakuierbaren Kammer,
- Mittel zum Erwärmen des metallhaltigen Werkstoffs in der hitzebeständigen Form,
- Mittel zum Verdichten des erwärmten metallhaltigen Werkstoffs in der hitzebeständigen
Form durch Heißpressen.
[0040] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist insbesondere zur Durchführung eines Verfahrens
nach einem der Ansprüche 1 bis 9 geeignet, so dass Werkstücke, wie zum Beispiel Formgebungswerkzeuge
beziehungsweise Formgebungswerkzeugteile, mit den oben beschriebenen vorteilhaften
Eigenschaften hergestellt werden können. Die hitzebeständige Form, die zur Herstellung
des Werkstücks verwendet wird, sollte hinsichtlich ihrer mechanischen Ausgestaltung
dazu geeignet sein, dem Druck standzuhalten, welcher erforderlich ist, um ein metallhaltiges
Pulver beziehungsweise eine metallhaltige Pulvermischung fließen zu lassen. Der während
des Verdichtens auf den metallhaltigen Werkstoff wirkende Druck kann - abhängig von
der Belastbarkeit des Formmaterials - zwischen etwa 20 MPa und etwa 250 MPa betragen.
[0041] In einer besonders vorteilhaften Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Vorrichtung
darüber hinaus Mittel zum Erzeugen einer Inertgasatmosphäre und/oder einer Reduktionsgasatmosphäre
aufweist. Das Verdichten des metallhaltigen Werkstoffs kann bei einer derartigen Ausgestaltung
der Vorrichtung in einer Inertgasatmosphäre oder einer Reduktionsgasatmosphäre durchgeführt
werden. Dadurch kann eine Sauerstoffkontamination der Oberfläche des metallhaltigen
Werkstoffs verhindert werden.
[0042] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform kann die hitzebeständige Form eine
keramikhaltige und/oder graphithaltige Form sein. Die auf das Formmaterial, aus dem
die hitzebeständige Form hergestellt ist, einwirkenden Drücke sind im Allgemeinen
größer als 20 MPa, häufig auch größer als 30 MPa bis 40 MPa, so dass Beton, Mörtel
oder Zement mit einer geringen Wasserbeimischung und mit einem Gehalt mindestens eines
Keramikwerkstoffs als Materialien zur Herstellung der hitzebeständigen Form besonders
vorteilhaft sind. Dabei sind Al
2O
3, Zirkonoxid, Siliziumkarbid oder SiO
2 die bevorzugten Zusatzwerkstoffe für die Herstellung der hitzebeständigen Form. Vorzugsweise
kann der Beton, Zement oder Mörtel einen Gehalt von mindestens 40%, vorzugsweise von
mindestens 60%, insbesondere von mindestens 80% Al
2O
3 aufweisen. Es kann zum Beispiel auch vorgesehen sein, dass der Beton, Zement oder
Mörtel eine Festigkeit aufweist, die höher als 150 MPa (vorzugsweise höher als 200
MPa) ist.
[0043] Die Mittel zum Erwärmen des metallhaltigen Werkstoffs können in einer besonders vorteilhaften
Ausführungsform mindestens ein Heizelement umfassen, das zum Beispiel in die hitzebeständige
Form eingebettet sein kann. Vorzugsweise erstreckt sich das mindestens eine Heizelement
in Umfangsrichtung mindestens eines der Formteile (vorzugsweise in einem Abstand von
etwa 10 bis 20 mm vom Formhohlraum), so dass ein gleichmäßiges Aufheizen des metallhaltigen
Werkstoffs erreicht werden kann. Das mindestens eine Heizelement kann zum Beispiel
aus einem Ni-Cr-Widerstandsdraht oder aus einem Fe-Cr-Al-Widerstandsdraht bestehen.
Andere Widerstandsheizdrähte, die beispielsweise aus Molybdän oder Wolfram bestehen
können, können ebenfalls verwendet werden. Auch ein induktiv arbeitendes Heizelement
ist einsetzbar.
[0044] Ferner kann in einer bevorzugten Ausführungsform mindestens eine Kühlvorrichtung
vorgesehen sein, die ebenfalls in die hitzebeständige Form eingebettet sein kann,
geeignet, den metallhaltigen Werkstoff innerhalb der hitzebeständigen Form gezielt
abzukühlen. Dadurch kann zusätzlich eine Kühlmöglichkeit für den in die hitzebeständige
Form eingefüllten metallhaltigen Werkstoff zur Verfügung gestellt werden. Die Kühlvorrichtung
kann zum Beispiel eine Anzahl von Hohlräumen umfassen, die bei der Herstellung definiert
in die hitzebeständige Form eingebracht werden. Durch diese Hohlräume kann ein flüssiges
oder gasförmiges Kühlfluid strömen, das mittels einer Versorgungseinrichtung oder
dergleichen gefördert werden kann, um den metallhaltigen Werkstoff in der hitzebeständigen
Form nach dem Verdichten gezielt kühlen zu können.
[0045] Die Kühlvorrichtung kann zum Beispiel mindestens ein Rohr umfassen, das in die hitzebeständige
Form eingebettet ist und durch das ein flüssiges oder gasförmiges Kühlfluid zirkulieren
kann. Die evakuierbare Kammer kann darüber hinaus auch mit einem gasförmigen Kühlfluid
(zum Beispiel mit Stickstoff oder Argon) geflutet werden. Vorzugsweise kann das gasförmige
Kühlfluid aus einem Drucktank oder einer Druckgasflasche in die Hohlräume, das Rohr
oder die evakuierbare Kammer einströmen, da sich das Gas bei der Ausdehnung weiter
abkühlt. Es besteht insbesondere die Möglichkeit, dass die Kühlvorrichtung einen Kühlkreislauf
bildet, innerhalb dessen das Kühlfluid zirkulieren kann und innerhalb dessen beispielsweise
ein Wärmetauscher oder eine Kompressionsstufe vorgesehen sein kann.
[0046] Darüber hinaus können zumindest ein Temperaturerfassungsmittel und Regelungsmittel
vorgesehen sein, um die Temperatur des metallhaltigen Werkstoffs in der Form zu regeln.
[0047] Um die hitzebeständige Form zu erzeugen, wird zunächst ein Modell mit der gewünschten
Geometrie des Werkstücks (beispielsweise eines Formgebungswerkzeugs beziehungsweise
Formgebungswerkzeugteils) hergestellt. Dieses Formenmodell kann aus unterschiedlichen
Materialien (zum Beispiel aus Polystyren, Polypropylen, Holz oder Aluminium) hergestellt
werden. Zahlreiche andere Thermoplaste, Metalle oder sogar Keramikwerkstoffe können
zur Herstellung des Formenmodells verwendet werden. Um das Formenmodell zu erhalten,
können herkömmliche Verfahrenstechniken oder auch so genannte Rapid-Prototyping-Techniken
(zum Beispiel mechanisches Bearbeiten, Stereo-Lithographie, dreidimensionaler Wachsdruck,
Gießen und so weiter) eingesetzt werden.
[0048] Mit dem auf diese Weise erhaltenen Formenmodell kann die Form zum Beispiel durch
Gießen des hitzebeständigen Formmaterials hergestellt werden, insbesondere, wenn das
Formmaterial ein Pulver oder Pulvergemisch, Beton, Mörtel oder dergleichen enthält.
Wenn die Form in dieser Weise hergestellt wird, ist es sehr einfach, mindestens ein
Heizelement (insbesondere ein Widerstandsheizelement oder ein Induktionsheizelement),
ein Kühlelement und gegebenenfalls auch Temperaturerfassungsmittel in die Form einzubetten.
Wenn die Form durch eine dreidimensionale keramische Drucktechnik oder durch eine
vergleichbare Technik erzeugt wird, welche es erlaubt, die hitzebeständige Form direkt
- also ohne weitere Zwischenschritte - zu erhalten, muss kein entsprechendes Formenmodell
hergestellt werden. Dasselbe trifft zu, wenn die hitzebeständige Form durch eine unmittelbare
mechanische Bearbeitung eines festen Blocks eines hitzebeständigen Formmaterials erhalten
wird.
[0049] Wenn man die hitzebeständige Form zum Beispiel aus Beton herstellt, wird der Beton
zusammen mit einer geringen Wasserbeimengung und vorzugsweise einer Beimischung eines
Keramikwerkstoffs in das Formenmodell eingefüllt. Um eine Porenbildung zu vermeiden
und auch kompliziertere Geometrien mit dem Formmaterial auszufüllen, sollte das Füllen
des Formenmodells möglichst schnell erfolgen. Anschließend wird die Form bei einer
hohen Temperatur (zum Beispiel etwa 1200° C) ausgehärtet, so dass die Restfeuchtigkeit
aus dem Beton entweichen kann. Es besteht ferner die Möglichkeit, das Formenmodell
während des Einfüllens des Formmaterials zum Beispiel auf einem Schwingungstisch oder
dergleichen in Schwingungen zu versetzen. Es hat sich gezeigt, dass dadurch die Porosität
der Form wesentlich verringert werden kann.
[0050] Nachdem die Form in der vorstehend beschriebenen Weise hergestellt und in der evakuierbaren
Kammer bereitgestellt worden ist, kann der Formhohlraum zumindest teilweise mit dem
metallischen Werkstoff, insbesondere mit einem metallhaltigen Pulver beziehungsweise
mit einer metallhaltigen Pulvermischung gefüllt werden. Daran schließen sich dann
die übrigen Prozessschritte für die Herstellung des Werkstücks an.
[0051] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird vorgeschlagen, dass die Oberfläche
des Formhohlraums der hitzebeständigen Form zumindest abschnittsweise eine Keramikschicht
und/oder eine Trenn- und Schmiermittelschicht aufweist. Die Keramikschicht kann zum
Beispiel eine Oxidschicht (zum Beispiel aus Zirkonoxid) oder eine Karbidschicht (zum
Beispiel aus Siliziumkarbid) sein. Jedes andere Keramikmaterial, das nicht mit heißem
Metall reagiert, kann ebenfalls verwendet werden. Die Trenn- und Schmiermittelschicht
kann zum Beispiel aus Graphit, Molybdän-Disulfid, Schwefel, Phosphor, Bornitrid, Glimmer
oder einem anderen Material bestehen, welches die relativ hohen Prozesstemperaturen
aushalten kann. Es ist ebenfalls sehr wünschenswert, dass das verwendete Formmaterial
eine relativ geringe Wärmeleitfähigkeit aufweist, damit es als Isolator zwischen der
Aufheizzone, in der das metallhaltige Pulver beziehungsweise das metallhaltige Pulvergemisch
erwärmt wird, und dem Äußeren der Form dienen kann, insbesondere, wenn die hitzebeständige
Form in einer vorteilhaften Ausführungsform einen vorgespannten Armierungsring aus
Metall aufweist. Ein derartiger vorgespannter Armierungsring kann Druckspannungen
in der Form erzeugen, um die Zugspannungen zu kompensieren, die beim Verdichten des
erwärmten metallhaltigen Werkstoffs entstehen.
[0052] Um eine Reaktion des metallhaltigen Werkstoffs mit dem Formmaterial der hitzebeständigen
Form zu vermeiden, kann die Oberfläche des Formhohlraums in einer besonders vorteilhaften
Ausführungsform zumindest abschnittsweise eine Farbschicht oder Dispersionsschicht
aufweisen. Durch das Aufbringen einer Farbe beziehungsweise Dispersion kann die Oberfläche
des Formhohlraums chemisch inerter gemacht werden. Auch Schmiermittel können zu diesem
Zweck verwendet werden. Es kann auch vorteilhaft sein, die Emissivität der Oberfläche
der keramischen Form zu erhöhen, um den Prozess energetisch effizienter zu gestalten
und die Wärme dort zu halten, wo sie erforderlich ist. Das aktive Material der Farbe
oder der Dispersion kann zum Beispiel Zirkonoxid, Bornitrid, Molybdändisulfid sein
oder andere Komponenten auf Graphit-, Phosphor-, oder Sulfidbasis (um nur einige zu
nennen) umfassen.
[0053] Um insbesondere die Scherfestigkeit der hitzebeständigen Form zu erhöhen, kann in
einer bevorzugten Ausführungsform vorgesehen sein, dass die hitzebeständige Form mit
Metallteilchen und/oder Metallstangen und/oder Metalldrähten und/oder Metalldrahtgeweben
verstärkt ist. Als Material kann Eisen oder Stahl eingesetzt werden. Für Hochtemperaturanwendungen
können jedoch besonders hitzebeständige Metalle, wie zum Beispiel Wolfram oder Molybdän
und deren Legierungen und auch Legierungen auf Nickel- oder Kobaltbasis vorteilhafter
sein. Zum Verstärken der hitzebeständigen Form können darüber hinaus auch Textilfasern
und/oder Polymerfasern und/oder Keramikfasern und/oder Glasfasern und/oder Langfasergewebe
dieser Werkstoffe verwendet werden.
[0054] Die Mittel zum Verdichten des metallhaltigen Werkstoffs können insbesondere einen
Metallzylinder umfassen, der mit dem zweiten Formteil der hitzebeständigen Form in
Wirkverbindung steht. Während des Betriebs der Vorrichtung kann der Metallzylinder
einen ausreichend hohen Druck auf die hitzebeständige Form beziehungsweise einen Teil
der hitzebeständigen Form ausüben, um dadurch den metallhaltigen Werkstoff in der
Form zu verdichten.
[0055] Weitere Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden deutlich anhand der
nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf die
beiliegende Abbildung. Dabei zeigt
- Fig. 1
- eine schematisch stark vereinfachte Darstellung einer Vorrichtung gemäß einem bevorzugten
Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung, die zur Durchführung eines Verfahrens
zur Herstellung eines Werkstücks, insbesondere eines Formgebungswerkzeugs oder eines
Formgebungswerkzeugteils, geeignet ist.
[0056] Eine Vorrichtung, die zur Durchführung eines Verfahrens zur Herstellung eines Werkstücks,
insbesondere eines Formgebungswerkzeugs oder eines Formgebungswerkzeugteils geeignet
ist, umfasst eine evakuierbare Kammer 1 mit einem Vakuumsystem, mittels dessen im
Inneren der evakuierbaren Kammer 1 ein Vakuum, vorzugsweise ein Hochvakuum in einer
Größenordnung zwischen 10
-3 und 10
-7 mbar erzeugt werden kann. Das Vakuumsystem kann zum Beispiel eine Drehschieberpumpe
und eine daran angeschlossene Turbomolekularpumpe umfassen. Die Drehschieberpumpe
erzeugt dabei ein Vorvakuum für die Turbomolekularpumpe. Ferner sind Drucksensormittel
vorgesehen, damit der Druck innerhalb der evakuierbaren Kammer 1 gemessen und kontinuierlich
überwacht werden kann.
[0057] Die Vorrichtung weist ferner eine hitzebeständige Form 2 auf, die zum Beispiel keramikhaltig
und/oder graphithaltig sein kann und ein erstes (unteres) Formteil 2a mit einem Formhohlraum
sowie ein zweites (oberes), relativ zum ersten Formteil 2a bewegbar geführtes Formteil
2b umfasst. Man erkennt, dass der Innendurchmesser des ersten Formteils 2a größer
als der Außendurchmesser des zweiten Formteils 2b ist, so dass das zweite Formteil
2b in den Formhohlraum des ersten Formteils 2a eingeführt werden kann. Die beiden
hitzebeständigen Formteile 2a, 2b sind vorzugsweise aus Beton und einem Keramikwerkstoff
(zum Beispiel Al
2O
3) hergestellt und weisen nur eine geringe Wasserbeimengung auf.
[0058] In das erste Formteil 2a ist ein Heizelement 3 eingebettet, damit das erste Formteil
2a bei der Durchführung des Verfahrens aufgeheizt werden kann. Vorzugsweise beträgt
der Abstand des Heizelements 3 von der inneren Oberfläche des Formhohlraums des ersten
Formteils 2a etwa 10 bis 20 mm. Das Heizelement 3 ist erforderlich, um die für die
Herstellung des Werkstücks benötigte Temperatur zu erreichen. Dabei ist es vorteilhaft,
wenn das Heizelement 3 wie in dem hier gezeigten Ausführungsbeispiel unmittelbar in
die hitzebeständige Form 2 eingebettet ist. Das Heizelement 3 kann zum Beispiel ein
Widerstandsheizelement oder ein Induktionsheizelement sein, wobei die letztgenannte
Variante wegen kürzerer Aufheizzeiten und besserer Isolation vorteilhafter ist, wenngleich
sie jedoch etwas schwieriger zu kalibrieren ist. Ferner kann eine (in Fig. 1 nicht
explizit gezeigte) Kühlvorrichtung vorgesehen sein, mittels derer auch eine Kühlung
des metallhaltigen Werkstücks in der Form 2 möglich ist.
[0059] In Fig. 1 ist beispielhaft eine mögliche Position des Heizelements 3 innerhalb des
ersten Formteils 2a der hitzebeständigen Form 2 gezeigt. Alternativ dazu kann das
erste Formteil 2a auch modular aufgebaut sein und beispielsweise eine innere Kontaktlage,
daran angrenzend das Heizelement 3 und schließlich ein Isolationsschild aufweisen.
Darüber hinaus ist in dem hier gezeigten Ausführungsbeispiel in das erste Formteil
2a ein Temperaturerfassungsmittel 4 eingebettet, das insbesondere ein herkömmliches
Thermoelement umfassen kann. Dadurch kann die Prozesstemperatur während der Durchführung
des Verfahrens kontinuierlich überwacht werden. Durch das Vorsehen des mindestens
einen Heizelements 3, (gegebenenfalls einer Kühlvorrichtung), des Temperaturerfassungsmittels
4 und einer Regelungseinrichtung kann die Prozesstemperatur während der Durchführung
des Verfahrens sehr exakt geregelt werden.
[0060] Ferner weist die Vorrichtung einen Metallzylinder 5 auf, mittels dessen ein Druck
in Pfeilrichtung auf das zweite (obere) Formteil 2b ausgeübt werden kann. Die Oberfläche
des Formhohlraums der hitzebeständigen Form 2 kann vorteilhaft mit einer Keramikschicht
und/oder mit einer Trenn- und Schmiermittelschicht beschichtet sein. Die Keramikschicht
kann zum Beispiel eine Oxidschicht (zum Beispiel aus Zirkonoxid) oder eine Karbidschicht
(zum Beispiel aus Siliziumkarbid) sein. Jedes andere Keramikmaterial, das nicht mit
dem heißen Metall innerhalb des Formhohlraums reagiert, kann ebenfalls verwendet werden.
Die Trenn- und Schmiermittelschicht kann zum Beispiel aus Graphit, Molybdän-Disulfid,
Schwefel, Phosphor, Bornitrid, Glimmer oder einem anderen Material bestehen, welches
den hohen Prozesstemperaturen standhalten kann. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit,
ein Glaspulver als Trennmittel zu verwenden. Glas hat den Vorteil, dass sich bei hohen
Temperaturen eine Glastrennschicht bildet, die nachteilige Oberflächenreaktionen mit
der Umgebungsatmosphäre wirksam verhindern kann.
[0061] Ein metallhaltiger Werkstoff in Form eines metallhaltigen festen Körpers oder mindestens
einer Schicht oder eines Bereichs eines metallhaltigen Pulvers oder einer metallhaltigen
Pulvermischung, aus dem/der das Werkstück hergestellt werden soll, wird in den Formhohlraum
des ersten Formteils 2a eingebracht und darin gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel
unter Hochvakuumbedingungen mit Hilfe des mindestens einen Heizelements 3 erwärmt.
Damit das Verdichten des metallhaltigen Pulvers beziehungsweise der metallhaltigen
Pulvermischung so rasch wie möglich erfolgen kann, ist die Erzeugung eines Hochvakuums
im Inneren der evakuierbaren Kammer 1 während des Verdichtens besonders vorteilhaft.
Dadurch, dass das Erwärmen unter Hochvakuumbedingungen in der evakuierbaren Kammer
1 durchgeführt wird, kann eine Sauerstoffkontaminierung des metallhaltigen Werkstoffs
wirksam verhindert, zumindest jedoch erheblich verringert werden. Dies ist insbesondere
bei einer Verwendung eines metallhaltigen Pulvers beziehungsweise einer metallhaltigen
Pulvermischung von besonderer Wichtigkeit, um optimale Werkzeugeigenschaften zu erhalten.
[0062] Die Erzeugung eines Hochvakuums ist mit den meisten Formmaterialien, aus denen die
Form hergestellt werden kann, recht schwierig, da sie insbesondere bei höheren Temperaturen
zum Ausgasen neigen. Überaus wichtig ist es, möglichst keinen Sauerstoff zu haben,
welcher die Qualität der Pulveroberfläche verschlechtert und das vollständige Verdichten
und Diffusionsschweißen des metallhaltigen Pulvers beziehungsweise Pulvergemischs
verhindert. Eine Möglichkeit, um bessere Prozessbedingungen zu erhalten, besteht darin,
die hitzebeständige Form 2 in einer Reduktionsgasatmosphäre auszuhärten, um auf diese
Weise sicherzustellen, dass Leerstellen innerhalb des Formmaterials mit der Reduktionsgasatmosphäre
aufgefüllt werden. Alternativ dazu kann die hitzebeständige Form 2 in der evakuierbaren
Kammer 1 vor dem Einfüllen des metallhaltigen Werkstoffs aufgeheizt werden, dann ein
Vakuum erzeugt werden und anschließend die Kammer 1 mit einer Reduktionsatmosphäre
gefüllt werden, um die Leerstellen innerhalb des Formmaterials aufzufüllen.
[0063] Um den Sauerstoffgehalt in der evakuierbaren Kammer 1 weiter zu verringern und damit
die Prozessbedingungen weiter zu verbessern, besteht darüber hinaus die Möglichkeit,
dass mehrere Spülungen der evakuierbaren Kammer 1 mit einer Reduktionsgasatmosphäre
und/oder einer Inertgasatmosphäre durchgeführt werden, bevor schließlich das Hochvakuum
in der evakuierbaren Kammer 1 erzeugt wird. Vorteilhaft kann zwischen zwei Spülungen
zumindest kurzzeitig ein Vakuum in der evakuierbaren Kammer 1 erzeugt werden.
[0064] Gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel wird nach dem Einfüllen des metallhaltigen
Werkstoffs in die hitzebeständige Form zunächst ein Vakuum in der evakuierbaren Kammer
1 erzeugt und über einen bestimmten Zeitraum t
Vakuum gehalten. Nach Ablauf des Zeitraums t
Vakuum wird in der evakuierbaren Kammer 1 eine Inertgasatmosphäre oder Reduktionsgasatmosphäre
erzeugt und der metallhaltige Werkstoff erwärmt. Das Verdichten des erwärmten metallhaltigen
Werkstoffs in der hitzebeständigen Form 2 erfolgt dann durch Heißpressen in der Inertgasatmosphäre
oder Reduktionsgasatmosphäre.
[0065] Der metallhaltige Werkstoff wird in beiden Ausführungsbeispielen nach dem Einfüllen
in den Formhohlraum des ersten Formteils 2a der hitzebeständigen Form 2 aufgeheizt
und dabei gegebenenfalls in einen superplastischen Zustand versetzt, der (werkstoffabhängig)
bei Temperaturen zwischen etwa 800°C und etwa 1050°C erreicht wird. Wenn der metallhaltige
Werkstoff in Form eines metallhaltigen Körpers vorliegt, erfolgt das Heißpressen bevorzugt
in diesem superplastischen Zustand. Das Heißpressen erfolgt vorteilhaft mit konstanter
Dehnrate und einer konstanten Vorschubgeschwindigkeit des Metallzylinders 5. Der Druck,
welcher während des Heißpressens vom Metallzylinder 5 erzeugt wird und über das zweite
Formteil 2b auf den metallhaltigen Werkstoff innerhalb des ersten Formteils 2a wirkt,
kann zwischen etwa 20 MPa und etwa 250 MPa betragen. Der Druck kann dabei kontinuierlich
oder nur phasenweise auf den metallhaltigen Werkstoff innerhalb der hitzebeständigen
Form 2 wirken.
[0066] Wenn der metallhaltige Werkstoff in Form eines metallhaltigen Pulvers beziehungsweise
einer metallhaltigen Pulvermischung vorliegt, kann das Heißpressen auch unter nicht-superplastischen
Bedingungen erfolgen. Es ist jedoch besonders vorteilhaft, das metallhaltige Pulvers
beziehungsweise die metallhaltige Pulvermischung durch Heißpressen im superplastischen
Zustand zu verdichten. Anschließend kann das metallhaltige Pulvers beziehungsweise
die metallhaltige Pulvermischung über einen bestimmten Zeitraum (zum Beispiel etwa
zwei Stunden) auf dessen Diffusionsbeschleunigungstemperatur erwärmt werden. Durch
diese Maßnahme kann die größtmögliche Materialdichte im Werkstück erzeugt werden.
Die Diffusionsbeschleunigungstemperatur ist legierungsabhängig und liegt zum Beispiel
bei einem Werkzeugstahl in einer Größenordnung von etwa 1150° C. Legierungen aus Molybdän
haben im Vergleich dazu eine höhere Diffusionsbeschleunigungstemperatur über 1800°
C und Legierungen aus Kupfer haben eine Diffusionsbeschleunigungstemperatur, die kleiner
als 900° C ist. Vorzugsweise wird die Diffusionsbeschleunigungstemperatur über einen
längeren Zeitraum, üblicherweise über einen Zeitraum von mehr als 30 Minuten gehalten.
Die Haltezeit, die gegebenenfalls auch mehrere Tage betragen kann, hängt insbesondere
von der Diffusionsbeschleunigungstemperatur und dem ausgeübten Druck ab. Es kann auch
vorgesehen sein, dass der metallhaltige Werkstoff zumindest teilweise geschmolzen
wird und in einem zumindest teilweise flüssigen Zustand verdichtet wird. Der metallhaltige
Werkstoff braucht nicht vollständig geschmolzen zu sein.
[0067] Es besteht zum Beispiel die Möglichkeit, dass vor dem Verdichten nur eine Phase des
metallhaltigen Werkstoffs geschmolzen wird. Diese Ausführungsform des Verfahrens kann
für einige Anwendungszwecke vorteilhaft sein.
Es besteht zum Beispiel auch die Möglichkeit, dass in die hitzebeständige Form 2 mindestens
zwei Schichten oder Bereiche mit unterschiedlichen metallhaltigen Pulvern beziehungsweise
metallhaltigen Pulvermischungen eingefüllt werden. Ein Schichtaufbau mit mindestens
zwei Schichten erlaubt in besonders vorteilhafter Weise die Herstellung eines Werkstücks
(beispielsweise eines Formgebungswerkzeugs beziehungsweise Formgebungswerkzeugteils)
mit gradierten Werkzeugeigenschaften mit Hilfe des hier vorgestellten Verfahrens.
So ist es zum Beispiel möglich, Formgebungswerkzeuge beziehungsweise Formgebungswerkzeugteile
mit unterschiedlichen mechanischen und/oder physikalischen Eigenschaften innerhalb
ihres Volumens herzustellen. Eine Eigenschaftsgradierung im Volumen kann in einer,
zwei oder allen drei Raumrichtungen (kontinuierlich oder diskontinuierlich) erzeugt
werden. Häufig ist eine vergleichsweise harte und verschleißfeste Werkzeugoberfläche
gewünscht, wohingegen ein demgegenüber weicherer Werkzeuggrundkörper ausreichend oder
gegebenenfalls sogar besonders vorteilhaft ist.
[0068] Um die Kosten für das Formgebungswerkzeug beziehungsweise das Formgebungswerkzeugteil
zu verringern, ist eine schichtbeziehungsweise bereichsweise unterschiedliche Materialzusammensetzung
ebenfalls vorteilhaft. So können die optimalen Werkzeugeigenschaften, die normalerweise
mit hohen Kosten verbunden sind, nur dort vorgesehen sein, wo sie auch tatsächlich
benötigt werden. Der übrige Teil des Formgebungswerkzeugs beziehungsweise Formgebungswerkzeugteils
kann aus einem Material mit ausreichenden Eigenschaften und wesentlich geringeren
Materialkosten aufgebaut werden.
Es kann ferner vorgesehen sein, dass die Prozesswärme nach dem Verdichten des metallhaltigen
Werkstoffs mit Hilfe der optional vorgesehenen Kühlvorrichtung gezielt abgeführt wird.
Ein Zweck einer derartigen gezielten Wärmeabfuhr kann darin bestehen, das Herstellungsverfahren
insgesamt zu beschleunigen. Darüber hinaus können durch die gezielte Wärmeabfuhr die
mikrostrukturellen Eigenschaften des Werkstücks eingestellt werden. Dabei ist es besonders
vorteilhaft, wenn der Druck während der gezielten Abfuhr der Prozesswärme (Kühlphase)
gehalten wird. Dadurch können in vorteilhafter Weise Geometrieabweichungen, insbesondere
Schrumpfungen des Werkstücks, weitgehend verhindert werden. Die Kühlvorrichtung kann
zum Beispiel eine Anzahl von Hohlräumen umfassen, die definiert in die hitzebeständige
Form 2 eingebracht werden. Durch die Hohlräume kann ein flüssiges oder gasförmiges
Kühlfluid strömen, das mittels einer Versorgungseinrichtung gefördert werden kann,
um den metallhaltigen Werkstoff in der hitzebeständigen Form 2 gezielt kühlen zu können.
[0069] Die Kühlvorrichtung kann zum Beispiel auch mindestens ein Rohr umfassen, das in die
hitzebeständige Form 2 eingebettet ist und durch das ein flüssiges oder gasförmiges
Kühlfluid zirkulieren kann. Die evakuierbare Kammer 1 kann darüber hinaus auch mit
dem Kühlfluid (zum Beispiel mit Stickstoff oder Argon) geflutet werden. Vorzugsweise
kann das gasförmige Kühlfluid aus einem Drucktank oder einer Druckgasflasche in die
Hohlräume, das Rohr oder die evakuierbare Kammer 1 einströmen, da sich das Gas bei
der Ausdehnung zusätzlich weiter abkühlt. Es besteht insbesondere die Möglichkeit,
dass die Kühlvorrichtung einen Kühlkreislauf bildet, innerhalb dessen das Kühlfluid
zirkulieren kann und innerhalb dessen beispielsweise ein Wärmetauscher oder eine Kompressionsstufe
vorgesehen sein kann.
1. Verfahren zur Herstellung eines Werkstücks, insbesondere eines Formgebungswerkzeugs
oder eines Formgebungswerkzeugteils, umfassend die Schritte:
- Bereitstellen einer hitzebeständigen Form (2) mit einem ersten Formteil (2a) und
mindestens einem zweiten Formteil (2b) in einer evakuierbaren Kammer (1),
- Einfüllen eines metallhaltigen Werkstoffs in die hitzebeständige Form (2),
- Erzeugen eines Vakuums in der evakuierbaren Kammer (1),
- Erwärmen des metallhaltigen Werkstoffs,
- Verdichten des erwärmten metallhaltigen Werkstoffs in der hitzebeständigen Form
(2) durch Heißpressen unter Vakuumbedingungen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Anzahl von Spülungen der evakuierbaren Kammer (1) mit einem Reduktionsgas und/oder
einem Inertgas durchgeführt wird, bevor das Vakuum in der evakuierbaren Kammer (1)
erzeugt wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass in der evakuierbaren Kammer (1) ein Hochvakuum erzeugt wird und das Heißpressen des
erwärmten metallhaltigen Werkstoffs unter Hochvakuumbedingungen durchgeführt wird.
4. Verfahren zur Herstellung eines Werkstücks, insbesondere eines Formgebungswerkzeugs
oder eines Formgebungswerkzeugteils, umfassend die Schritte:
- Bereitstellen einer hitzebeständigen Form (2) mit einem ersten Formteil (2a) und
mindestens einem zweiten Formteil (2b) in einer evakuierbaren Kammer (1),
- Einfüllen eines metallhaltigen Werkstoffs in die hitzebeständige Form (2),
- Erzeugen eines Vakuums in der evakuierbaren Kammer (1) und Halten des Vakuums über
einen Zeitraum tVakuum,
- Erzeugen einer Inertgasatmosphäre oder Reduktionsgasatmosphäre in der evakuierbaren
Kammer (1) nach Ablauf des Zeitraums tVakuum,
- Erwärmen des metallhaltigen Werkstoffs,
- Verdichten des erwärmten metallhaltigen Werkstoffs in der hitzebeständigen Form
(2) durch Heißpressen in der Inertgasatmosphäre oder Reduktionsgasatmosphäre.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der metallhaltige Werkstoff in Form mindestens einer Schicht eines metallhaltigen
Pulvers oder einer metallhaltigen Pulvermischung in die hitzebeständige Form (2) eingefüllt
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass beim Einfüllen des metallhaltigen Pulvers oder der metallhaltigen Pulvermischung
mindestens zwei Schichten oder Bereiche mit unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung
erzeugt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der metallhaltige Werkstoff zumindest teilweise geschmolzen wird und in einem zumindest
teilweise flüssigen Zustand verdichtet wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass vor dem Aufheizen des metallhaltigen Werkstoffs ein Kaltpressschritt durchgeführt
wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Prozesswärme nach dem Verdichten des metallhaltigen Werkstoffs gezielt abgeführt
wird.
10. Vorrichtung zur Herstellung eines Werkstücks, insbesondere eines Formgebungswerkzeugs
oder eines Formgebungswerkzeugteils, umfassend
- eine evakuierbare Kammer (1),
- eine hitzebeständige Form (2), die in der evakuierbaren Kammer (1) untergebracht
ist und ein erstes Formteil (2a) und mindestens ein zweites Formteil (2b) aufweist,
die einen Formhohlraum bilden, wobei ein metallhaltiger Werkstoff, insbesondere ein
metallhaltiges Pulver oder eine metallhaltige Pulvermischung in den Formhohlraum einfüllbar
ist,
- Mittel zum Erzeugen eines Vakuums in der evakuierbaren Kammer (2),
- Mittel zum Erwärmen des metallhaltigen Werkstoffs in der hitzebeständigen Form (2),
- Mittel zum Verdichten des erwärmten metallhaltigen Werkstoffs in der hitzebeständigen
Form (2) durch Heißpressen.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung darüber hinaus Mittel zum Erzeugen einer Inertgasatmosphäre und/oder
einer Reduktionsgasatmosphäre aufweist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zum Erwärmen des metallhaltigen Werkstoffs mindestens ein Heizelement
(3) umfassen, das in die hitzebeständige Form (2) eingebettet ist, und dass die Vorrichtung
mindestens eine Kühlvorrichtung umfasst, geeignet, den metallhaltigen Werkstoff innerhalb
der hitzebeständigen Form (2) gezielt abzukühlen, wobei die Kühlvorrichtung vorzugsweise
in die hitzebeständige Form (2) eingebettet ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die hitzebeständige Form (2) aus Beton, Zement oder Mörtel mit einer Beimischung
mindestens eines Keramikwerkstoffs besteht.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass der Beton, Zement oder Mörtel einen Gehalt von mindestens 40 %, vorzugsweise von
mindestens 60 %, insbesondere von mindestens 80 % Al2O3 aufweist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass der Beton, Zement oder Mörtel eine Festigkeit aufweist, die höher als 150 MPa, vorzugsweise
höher als 200 MPa ist.
16. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung einen mechanisch vorgespannten Armierungsring umfasst, geeignet,
Druckspannungen in der hitzebeständigen Form (2) zu erzeugen.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche des Formhohlraums der hitzebeständigen Form (2) zumindest abschnittsweise
eine Keramikschicht und/oder eine Trenn- und Schmiermittelschicht aufweist.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass die hitzebeständige Form (2) mit Metallteilchen und/oder Metallstangen und/oder Metalldrähten
und/oder Metalldrahtgeweben verstärkt ist.
19. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 10 bis 18, dadurch gekennzeichnet, dass die Mittel zum Verdichten des metallhaltigen Werkstoffs einen Metallzylinder (5)
umfassen, der mit dem zweiten Formteil (2b) der hitzebeständigen Form (2) in Wirkverbindung
steht.