[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1, zur Überwachung
der Wirksamkeit eines Wärmetauschers, bei dem Wärme von einem ersten Medium in ein
zweites Medium strömt. Des Weiteren betrifft die Erfindung eine Einrichtung zur Steuerung
einer Anlage mit wenigstens einem Wärmetauscher.
[0002] Wärmetauscher sind technische Apparate, in denen beispielsweise Fluide einer ersten
Temperatur einen Teil ihrer Wärme an beispielsweise Fluide einer unterhalb der ersten
Temperatur liegenden zweiten Temperatur abgeben. So kann beispielsweise ein erstes
Medium (Produktmedium) mittels eines zweiten Mediums (Servicemedium) gekühlt oder
erwärmt werden. Das Servicemedium kann beispielsweise Kühlwasser oder Heizdampf sein.
Das Servicemedium fließt üblicherweise entweder durch eine Rohrleitungsanordnung,
welche innerhalb des Produktmediums angeordnet ist, oder umströmt die Rohrleitungsanordnung,
die vom Produktmedium durchströmt wird.
[0003] In Abhängigkeit der Beschaffenheit des Produktmediums beziehungsweise Servicemediums
können sich innerhalb oder außerhalb an der Rohrleitungsanordnung Beläge bilden (so
genanntes Fouling). Durch die Ablagerungen reduziert sich die Wirksamkeit des wärmetauschers.
Wenn die Stärke der Beläge ein bestimmtes Maß überschritten hat, ist es daher erforderlich,
eine Reinigung der Rohrleitungsanordnung vorzunehmen. Hierzu muss der betreffende
Wärmetauscher in der Regel außer Betrieb genommen werden. Dies ist zum einen sehr
aufwendig und verursacht zum anderen erhebliche Kosten.
[0004] Nachteilig ist insbesondere, dass die Beläge häufig von außen nicht sichtbar sind.
Daher ist nicht erkennbar, wann eine Reinigung erforderlich ist. Eine Reinigung wird
häufig erst dann vorgenommen, wenn durch die schlechte Leistungsfähigkeit des Wärmetauschers
verursachte Probleme auftreten. Um dies zu vermeiden, muss der Wärmetauscher vorbeugend
in regelmäßigen Abständen gereinigt werden. Dies ist ebenfalls nachteilig, da der
Wärmetauscher in einem solchen Fall auch dann gereinigt wird, wenn die Ablagerungen
noch nicht sehr stark sind.
[0005] Es sind zwar Simulationsprogramme bekannt, welche zur verfahrenstechnischen Auslegung
und Dimensionierung von Wärmetauschern in der Planungsphase einer Anlage verwendet
werden, welche auf einer physikalisch-thermodynamischen Modellbildung des Wärmetauschers
beruhen, der dafür rechnerisch in zahlreiche Segmente aufgeteilt ist, jedoch ist es
nicht bekannt, diese Simulationsprogramme für eine Online-Überwachung von Wärmetauschern
im laufenden Betrieb zu verwenden. Daher gibt es bisher keine zufrieden stellende
Lösung, um die Überwachung von Wärmetauschern innerhalb eines Prozessleitsystems zu
realisieren, insbesondere wenn die Wärmetauscher in der Betriebsphase an verschiedenen
Arbeitspunkten gefahren werden, weil beispielsweise Durchfluss oder Temperatur des
Produkts nicht konstant sind.
[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein eingangs genanntes Verfahren beziehungsweise eine
eingangs genannte Steuerung derart auszubilden, dass eine Aussage über die Wirksamkeit
eines Wärmetauschers vorgenommen werden kann.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe ergibt sich aus den Merkmalen des kennzeichnenden Teils
des Anspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0008] Gemäß der Erfindung ist ein Verfahren zur Überwachung der Wirksamkeit eines Wärmetauschers,
bei dem Wärme von einem ersten Medium in ein zweites Medium strömt,
dadurch gekennzeichnet, dass ein aktueller Wärmestrom erfasst wird und mit wenigstens einem einem jeweils vorbestimmten
Verschmutzungsgrad des Wärmetauschers entsprechenden Referenz-Wärmestrom verglichen
wird.
[0009] Des Weiteren ist gemäß der Erfindung eine Einrichtung zur Steuerung einer Anlage
mit wenigstens einem Wärmetauscher
dadurch gekennzeichnet, dass ein Speicher vorhanden ist, in dem wenigstens ein Referenz-Wärmestrom des Wärmetauschers
abgespeichert ist.
[0010] Dadurch, dass ein aktueller Wärmestrom erfasst wird und mit wenigstens einem einem
jeweils vorbestimmten Verschmutzungsgrad des Wärmetauschers entsprechenden Referenz-Wärmestrom
verglichen wird, lässt sich über die Wirksamkeit des Wärmetauschers eine sehr zuverlässige
Aussage machen; denn durch den erfindungsgemäßen Gedanken, den Wärmestrom selbst als
Maß für die Leistungsfähigkeit des Wärmetauschers heranzuziehen, wird eine Größe als
Maß für die Wirksamkeit des Wärmetauschers verwendet, die die wesentlichste Funktion
des Wärmetauschers repräsentiert. Hierdurch entfallen Probleme, welche bei einer mittelbaren
Bestimmung der Leistungsfähigkeit des Wärmetauschers, d. h. bei einer Verwendung einer
sonstigen den Wärmetauscher charakterisierenden Größe zur Bestimmung der Leistungsfähigkeit
des Wärmetauschers, auftreten können.
[0011] Die Ermittlung des aktuellen Wärmestroms (
Q̇act) kann dadurch geschehen, dass der Durchfluss (F
P) des Produktmediums durch den Wärmetauscher, der Durchfluss (F
S) des Servicemediums durch den Wärmetauscher, die Temperatur (T
P,Ein) des Produktmediums am Eingang des Produktmediums in den Wärmetauscher, die Temperatur
(T
P,Aus) des Produktmediums am Ausgang des Produktmediums aus dem Wärmetauscher, die Temperatur
(T
S,Ein) des Servicemediums am Eingang des Servicemediums in den Wärmetauscher und die Temperatur
(T
S,Aus) des Servicemediums am Ausgang des Servicemediums aus dem Wärmetauscher erfasst werden.
Anhand der Messwerte der Durchflüsse und der Temperaturen sowie der Stoffdaten c
P,P, c
P,S, ρ
P und ρ
S lässt sich aus den stationären Energiebilanzen für Produkt- und Servicemedium innerhalb
des Wärmetauschers der aktuelle Wärmestrom für einen flüssig-flüssig Wärmetauscher
zuverlässig und aufwandsarm gemäß den folgenden Formeln berechnen:

[0012] Wegen des Energieerhaltungssatzes gilt theoretisch:

[0013] Wegen Messungenauigkeiten wird für den aktuellen Wärmestrom ein Mittelwert der Absolutbeträge
gebildet:

wobei
Q̇P der Wärmestrom des Produktmediums,
Q̇S der Wärmestrom des Servicemediums,
Q̇act der aktuelle Wärmestrom,
cP,P die Wärmekapazität des Produktmediums,
cP,S die Wärmekapazität des Servicemediums,
ρP die Dichte des Produktmediums und
ρS die Dichte des Servicemediums ist.
[0014] In Fällen von Verdampfung oder Kondensation von Produkt- oder Servicemedium im Wärmetauscher
müssen diese Formeln entsprechend angepasst werden.
[0015] Mittels des verfahrenstechnischen Simulationsprogramms, mit dem der Wärmetauscher
ausgelegt wurde beziehungsweise ausgelegt werden kann beziehungsweise dimensionierbar
ist, lässt sich für unterschiedliche Verschmutzungsgrade des Wärmetauschers jeweils
ein theoretischer Wärmestrom berechnen, der als Referenz-Wärmestrom verwendet werden
kann.
[0016] In vorteilhafter Weise wird die Berechnung des Referenz-Wärmestroms mittels des Simulationsprogramms
vorgenommen. Hierdurch erhält man auf einfache Weise Referenz-Wärmeströme, welche
den tatsächlichen Wärmeströmen des betreffenden Wärmetauschers bei denselben Randbedingungen
sehr nahe kommen. Zur Erhöhung der Genauigkeit werden zur Feinabstimmung von Parametern
des Simulationsprogramms an einigen wenigen Arbeitspunkten im sauberen Zustand des
Wärmetauschers Messungen vorgenommen.
[0017] Durch einen Vergleich des aktuellen Wärmestroms mit dem mit dem Simulationsprogramm
ermittelten Referenz-Wärmefluss beispielsweise im nicht verschmutzten Zustand des
Wärmetauschers lässt sich eine zuverlässige Aussage über die aktuelle Leistungsfähigkeit
des Wärmetauschers vornehmen. Entspricht der aktuelle Wärmestrom dem Referenz-Wärmestrom,
ist die Leistungsfähigkeit des Wärmetauschers durch Beläge nicht beeinträchtigt. Mit
zunehmender Differenz zwischen dem aktuellen Wärmestrom und dem Referenz-Wärmestrom
verringert sich die Leistungsfähigkeit des Wärmetauschers, d. h. haben die Ablagerungen
zugenommen. Die Differenz zwischen dem aktuellen Wärmestrom und dem Referenz-Wärmestrom
bildet somit ein Maß für die Ablagerungen, d. h. die Verschmutzung des Wärmetauschers.
Je größer die Differenz ist, desto größer sind die Ablagerungen.
[0018] Statt den aktuellen Wärmestrom mit dem Referenz-Wärmestrom des nicht verschmutzten
Wärmetauschers zu vergleichen, kann der aktuelle Wärmestrom mit dem Referenz-Wärmestrom
des verschmutzten Wärmetauschers verglichen werden. Die Differenz zwischen dem aktuellen
Wärmestrom und dem Referenz-Wärmestrom bildet dann ein reziprokes Maß für die Ablagerungen,
d. h., je kleiner die Differenz ist, desto größer sind die Ablagerungen.
[0019] In vorteilhafter Weise wird der aktuelle Wärmestrom mit einem einem Verschmutzungsgrad
Null entsprechenden Referenz-Wärmestrom und mit einem einem maximal zulässigen Verschmutzungsgrad
entsprechenden Referenz-Wärmestrom verglichen. Hierdurch lässt sich ein Kennwert bestimmen,
der dem Grad der Verschmutzung des Wärmetauschers von 0 bis 100 % entspricht.
[0020] In vorteilhafter Weise wird der Kennwert dadurch bestimmt, dass der Quotient aus
der Differenz zwischen dem aktuellen Wärmestrom und dem dem maximal zulässigen Verschmutzungsgrad
entsprechenden Referenz-Wärmestrom zu der Differenz zwischen dem dem Verschmutzungsgrad
Null entsprechenden Referenz-Wärmestrom und dem dem maximal zulässigen Verschmutzungsgrad
entsprechenden Referenz-Wärmestrom gebildet wird. Wird der Kennwert, der als Abnutzungsvorrat
bezeichnet werden kann, gemäß der Formel

bestimmt, wobei
- HeatPerf
- der Kennwert (Abnutzungsvorrat),
- Q̇act
- der aktuelle Wärmestrom,
- Q̇dirty
- der Referenz-Wärmestrom im verschmutzten Zustand des Wärmetauschers und
- Q̇clean
- der Wärmestrom im sauberen Zustand des Wärmetauschers ist,
[0021] beträgt der Kennwert im sauberen Zustand des Wärmetauschers 100 % und im maximal
verschmutzten Zustand des Wärmetauschers 0 %. Der Kennwert kann fortlaufend berechnet
werden und in dem Prozessleitsystem, in dem der Wärmetauscher eingebunden ist, als
Trend über längere Zeiträume angezeigt werden. Sobald der Kennwert eine spezifizierte
Grenze unterschreitet, kann eine Instandhaltungsmeldung erzeugt werden.
[0022] In vorteilhafter Weise liegt dem Referenz-Wärmestrom exakt derselbe Arbeitspunkt,
der z. B. als Kombination der beiden Durchflüsse Produktmedium F
P und Servicemedium F
S und der beiden Eingangstemperaturen Produktmedium T
P,Ein und Servicemedium T
S,Ein definiert ist, zugrunde wie dem aktuellen Wärmestrom. Dies wirkt sich sehr vorteilhaft
auf die Genauigkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens aus. Es können auch andere Größen
für die Definition des Arbeitspunktes herangezogen werden, wenn z. B. Phasenübergänge
(Verdampfung oder Kondensation) innerhalb des Wärmetauschers auftreten.
[0023] Besonders vorteilhaft ist es, wenn eine Vielzahl von Referenz-Wärmeströmen bei unterschiedlichen
Arbeitspunkten ermittelt wird und der dem Arbeitspunkt des aktuellen Wärmestromes
entsprechende Arbeitspunkt des Referenz-Wärmestroms mittels Interpolation ermittelt
wird.
[0024] Hierbei wird zunächst mit Hilfe des verfahrenstechnischen Simulationsprogramms, mit
dem der Wärmetauscher ausgelegt wurde beziehungsweise ausgelegt werden könnte, die
theoretisch übertragbare Wärmemenge für eine große Zahl von möglichen Arbeitspunkten
berechnet. Solche Simulationsrechnungen werden sowohl für den Referenzzustand "frisch
gereinigt" als auch für einen Referenzzustand "maximal verschmutzt", bei dem eine
Reinigung des Wärmetauschers zwingend erforderlich ist, durchgeführt. Die berechneten
Simulationswerte werden als Stützpunkte für jeweils zwei mehrdimensionale Kennfelder
mit jeweils mehreren Eingangsgrößen (z. B. jeweils vier Eingangsgrößen) und einer
Ausgangsgröße verwendet.
[0025] Nachdem eine Vielzahl von Stützpunkten berechnet wurde, kann dem betreffenden Kennfeld
der Referenz-Wärmestrom für den aktuellen Arbeitspunkt entnommen werden. Liegt der
Arbeitspunkt zwischen mehreren Stützpunkten, kann der Referenz-Wärmestrom für den
aktuellen Arbeitspunkt gegebenenfalls durch eine Kennfeldinterpolation ermittelt werden.
[0026] Die zeitaufwendige Simulationsrechnung kann in vorteilhafter Weise offline im Vorfeld
des Betriebs der Prozessanlage beziehungsweise des Wärmetauschers durchgeführt werden.
Während des Betriebs der Prozessanlage beziehungsweise des Wärmetauschers ist gegebenenfalls
nur noch die Kennfeldinterpolation erforderlich.
[0027] Zur Interpolation wird ein aus der Mathematik bekannter Ansatz verwendet: Es wird
zunächst geprüft, in welchem Hyperbelwürfel im hochdimensionalen Gitternetz der Eingangsgrößen
sich der aktuelle Arbeitspunkt befindet. Dieser Hyperbelwürfel mit den Simulationswerten
aller Eckpunkte wird in den Koordinatenursprung transformiert und normiert. Der gesuchte
Ausgangspunkt wird dann durch Auswertung eines multilinearen Polynoms berechnet. Ein
solches Verfahren lässt sich problemlos in eine Steuerung implementieren.
[0028] Bei einem instationären Übergangsvorgang zwischen verschiedenenArbeitspunkten wird
die Berechnung vorzugsweise vorübergehend eingefroren, da das zugrunde liegende Modell
nur die stationäre Wärmebilanz beschreibt. Zur Erkennung, ob ein stationärer Zustand
vorliegt, wird vorzugsweise ein in der Patentanmeldung
PCT/EP2007/004745 beschriebenes Verfahren verwendet.
[0029] Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es in vorteilhafter Weise möglich, eine
Überwachung von Wärmetauschern mit variablem Arbeitspunkt in Prozessleitsystemen vorzunehmen.
Durch die direkte Betrachtung des Wärmestroms kann auf schwer interpretierbare Hilfsgrößen
zur Bestimmung der Wirksamkeit des Wärmetauschers verzichtet werden, wodurch die damit
verbundenen Probleme vermieden werden. Durch den Einsatz des verfahrenstechnischen
Simulationsprogramms kann die Arbeitspunktabhängigkeit der übertragbaren Wärmemenge
beispielsweise an mehreren hundert Stützstellen vorherberechnet werden, ohne entsprechend
zeitaufwendige Messungen an der realen Anlage durchführen zu müssen. Im Idealfall
wird das Modell des Wärmetauschers mehrfach verwendet: zunächst in der Planungsphase
zur Dimensionierung des Wärmetauschers und dann zu Beginn der Betriebsphase zur Parametrierung
der Überwachung.
[0030] Durch die Speicherung der simulierten Werte in einem Kennfeld kann auf die rechenzeitaufwendige
Simulation des verfahrenstechnischen Modells im Prozessleitsystem komplett verzichtet
werden. Die Funktion zur Online-Überwachung basiert auf einer linearen Kennfeld-Interpolation
und lässt sich nahtlos innerhalb eines Prozessleitsystems realisieren.
[0031] Durch die Berechnung von Kennwerten für den frisch gereinigten und den maximal verschmutzten
Wärmetauscher kann der tatsächliche Abnutzungsvorrat des Wärmetauschers berechnet
werden. Wenn man im laufenden Betrieb beobachtet, dass sich der Abnutzungsvorrat langsam
auf den Wert Null zu bewegt, können entsprechende Instandhaltungsmaßnahmen sinnvoll
geplant werden, beispielsweise zwischen zwei Chargen einer Batch-Anlage oder im Rahmen
eines anderweitigen geplanten Anlagenstillstands bei einer kontinuierlich arbeitenden
Anlage.
[0032] Durch das Einfrieren der Berechnung bei instationären Übergangsvorgängen werden Fehlalarme
vermieden.
[0033] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung eines besonderen Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die Zeichnung.
[0034] Es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer einen Wärmetauscher aufweisenden Prozessanlage
mit einem die Überwachung des Wärmetauschers betreffenden Teil einer Steuerung und
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung eines dreidimensionalen Schnitts durch ein mit einem
verfahrenstechnischen Simulationsprogramm erzeugtes fünfdimensionales Kennfeld der
Größen FS, Fp und Q̇Rer bei vorbestimmten Temperaturen TS,Ein und TP,Ein.
[0035] Wie Fig. 1 entnommen werden kann, weist eine Prozessanlage 1 einen Wärmetauscher
2 auf. Der Wärmetauscher 2 weist einen Behälter 2a auf, in dem eine Rohrleitungsanordnung
2b angeordnet ist. Der Behälter 2a weist einen ersten Eingang 2
EP sowie einen ersten Ausgang 2
AP auf. Über den ersten Eingang 2
EP fließt ein Produktmedium in den Behälter 2a, welches am ersten Ausgang 2
AP den Behälter 2a wieder verlässt.
[0036] Die Rohrleitungsanordnung 2b ist über einen zweiten Eingang 2
ES sowie über einen zweiten Ausgang 2
AS aus dem Behälter 2a des Wärmetauschers 2 herausgeführt. Über den zweiten Eingang
2
ES kann ein Servicemedium in die Rohrleitungsanordnung 2b geleitet werden, welches am
zweiten Ausgang 2
AS die Rohrleitungsanordnung 2b wieder verlässt.
[0037] Mittels eines ersten Durchflussmessers 3 kann die Menge des dem Behälter 2a zugeführten
Produktmediums erfasst werden. Mittels eines zweiten Durchflussmessers 4 kann die
Menge des der Rohrleitungsanordnung 2b zugeführten Servicemediums erfasst werden.
Mittels eines ersten Temperatursensors 5 kann die Temperatur des dem Behälter 2a zugeführten
Produktmediums am ersten Eingang 2
EP des Behälters 2a erfasst werden. Mittels eines zweiten Temperatursensors 6 kann die
Temperatur des der Rohrleitungsanordnung 2b zugeführten Servicemediums am zweiten
Eingang 2
ES der Rohrleitungsanordnung 2b erfasst werden. Mittels eines dritten Temperatursensors
7 kann die Temperatur des Produktmediums am ersten Ausgang 2
AP des Behälters 2a erfasst werden. Mittels eines vierten Temperatursensors 8 kann die
Temperatur des Servicemediums am zweiten Ausgang 2
AS der Rohrleitungsanordnung 2b erfasst werden.
[0038] Die Ausgangssignale 3a, 4a der Durchflussmesser 3, 4 sowie die Ausgangssignale 5a,
6a der Temperatursensoren 5, 6 werden einem ersten Kennfeldbaustein 9 sowie einem
zweiten Kennfeldbaustein 10 zugeführt. In den Kennfeldbausteinen 9, 10 ist jeweils
ein hochdimensionales Kennfeld hinterlegt, welches mittels eines verfahrenstechnischen
Simulationsprogramms, mit dem der Wärmetauscher 2 ausgelegt wurde beziehungsweise
ausgelegt werden kann, berechnet wurde. Ein dreidimensionaler Schnitt durch ein fünfdimensionales
im Kennfeldbaustein 9 hinterlegtes Kennfeld 16 ist in Fig. 2 dargestellt. Das Kennfeld
16 betrifft eine vorbestimmte Temperatur des Produktmediums am ersten Eingang 2
EP des Wärmetauschers 2 sowie eine vorbestimmte Temperatur des Servicemediums am zweiten
Eingang 2
ES der Rohrleitungsanordnung 2b.
[0039] Im ersten Kennfeldbaustein 9 sind arbeitspunktabhängige Kennfelder 16 hinterlegt,
welche den Wärmetauscher 2 im sauberen Zustand betreffen. Im zweiten Kennfeldbaustein
10 sind Kennfelder hinterlegt, welche den Wärmetauscher 2 im maximal verschmutzten
Zustand betreffen. Die Kennfelder des ersten Kennfeldbausteins 9 geben in Abhängigkeit
der Ausgangssignale 3a, 4a der Durchflussmesser 3, 4 sowie der Ausgangssignale 5a,
6a der Temperatursensoren 5, 6 einen Wärmestrom wieder, der als Referenz-Wärmestrom
des nicht verschmutzten Wärmetauschers 2 verwendet werden kann. Die Kennfelder des
zweiten Kennfeldbausteins 10 geben in Abhängigkeit der Ausgangssignale 3a, 4a der
Durchflussmesser 3, 4 sowie der Ausgangssignale 5a, 6a der Temperatursensoren 5, 6
einen Wärmestrom wieder, der als Referenz-Wärmestrom des maximal verschmutzten Wärmetauschers
2 verwendet werden kann. Die wiedergegebenen Wärmeströme werden jeweils als Ausgangssignal
9a, 10a des betreffenden Kennfeldbausteins 9, 10 einem Überwachungsbaustein 11 zugeführt.
In speziellen Fällen wie beispielsweise bei Phasenübergängen innerhalb des Wärmetauschers
(Verdampfung, Kondensation) können auch andere als die oben angegebenen Größen als
Eingangsgrößen in den Kennfeldern verwendet werden.
[0040] Die Kennfeldbausteine 9, 10 weisen einen Rechner auf, mittels dem Zwischenwerte,
für welche kein Stützpunkt hinterlegt ist, durch Interpolation berechnet werden. Neben
den den Kennfeldern direkt entnommenen Wärmeströmen werden dem Überwachungsbaustein
11 auch die durch Interpolation ermittelten Wärmeströme 9a, 10a zugeführt. Dem Überwachungsbaustein
11 werden des Weiteren die Ausgangssignale 3a, 4a der Durchflussmesser 3, 4 sowie
die Ausgangssignale 5a, 6a der Temperatursensoren 5, 6, die den aktuellen Arbeitspunkt
des Wärmetauschers 2 angeben, zugeführt. Darüber hinaus werden dem Überwachungsbaustein
11 noch die Ausgangssignale 7a, 8a des dritten Temperatursensors 7 und des vierten
Temperatursensors 8 zugeführt. In speziellen Fällen wie beispielsweise bei Phasenübergängen
innerhalb des Wärmetauschers (Verdampfung, Kondensation) können auch andere als die
oben angegebenen Größen dem Überwachungsbaustein zugeführt werden.
[0041] Im Überwachungsbaustein 11 kann somit ein aktueller Wärmestrom berechnet werden.
Der aktuelle Wärmestrom wird dann mit den den Kennfeldbausteinen 9, 10 entnommenen
arbeitspunktabhängigen Referenz-Wärmeströmen verknüpft. Als Ausgangssignal 11a kann
dann ein Wert zwischen 0 und 100 % angegeben werden, der den Verschmutzungsgrad des
Wärmetauschers 2 angibt.
[0042] Um zu vermeiden, dass im Überwachungsbaustein 11 instationäre Zustände berücksichtigt
werden, werden von entsprechenden Prozessparametern abhängige Signale 12
P, 13
P, 14
P der Prozessanlage 1 an Kontrollbausteine 12, 13, 14 gegeben, die die Signale 12
P, 13
P, 14
P dahingehend auswerten, ob sich die Prozessanlage 1 in einem stationären Zustand befindet.
Befindet sich die Prozessanlage 1 in einem stationären Zustand, liegt an den Ausgängen
der Kontrollbausteine 12, 13, 14 jeweils ein Signal 12a, 13a, 14a an, welche in einem
Und-Glied 15 logisch miteinander verknüpft werden. Das Ausgangssignal 15a des Und-Glieds
15 liegt als Freigabesignal am Überwachungsbaustein 11 an.
1. Verfahren zur Überwachung der Wirksamkeit eines Wärmetauschers, bei dem Wärme von
einem ersten Medium in ein zweites Medium strömt, dadurch gekennzeichnet, dass ein aktueller Wärmestrom erfasst wird und mit wenigstens einem einem jeweils vorbestimmten
Verschmutzungsgrad des Wärmetauschers entsprechenden Referenz-Wärmestrom verglichen
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Berechnung des wenigstens einen Referenz-Wärmestromes mittels eines Simulationsprogramms,
mittels welchem der Wärmetauscher dimensionierbar ist, vorgenommen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der aktuelle Wärmestrom mit einem einem Verschmutzungsgrad Null entsprechenden Referenz-Wärmestrom
und mit einem einem maximal zulässigen Verschmutzungsgrad entsprechenden Referenz-Wärmestrom
verglichen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein Qualitätswert bestimmt wird, der dem Quotienten aus der Differenz zwischen dem
aktuellen Wärmestrom und dem dem maximal zulässigen Verschmutzungsgrad entsprechenden
Referenz-Wärmestrom zu der Differenz zwischen dem dem Verschmutzungsgrad Null entsprechenden
Referenz-Wärmestrom und dem dem maximal zulässigen Verschmutzungsgrad entsprechenden
Referenz-Wärmestrom entspricht.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass dem wenigstens einen Referenz-Wärmestrom derselbe Arbeitspunkt zugrunde liegt wie
dem aktuellen Wärmestrom.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Vielzahl von Referenz-Wärmeströmen bei unterschiedlichen Arbeitspunkten ermittelt
wird und der dem Arbeitspunkt des aktuellen Wärmestromes entsprechende Arbeitspunkt
des Referenz-Wärmestromes mittels Interpolation ermittelt wird.
7. Einrichtung zur Steuerung einer Anlage (1) mit wenigstens einem Wärmetauscher (2),
dadurch gekennzeichnet, dass ein Speicher (9, 10) vorhanden ist, in dem wenigstens ein Kennfeld (16) für einen
Referenz-Wärmestrom des Wärmetauschers (2) abgespeichert ist.
8. Einrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Speicher (9, 10) mehr als zehn unterschiedlichen Arbeitspunkten entsprechende
und/oder wenigstens zwei unterschiedlichen Verschmutzungsgraden des Wärmespeichers
entsprechende Kennfelder (16) für Referenz-Wärmeströme gespeichert sind.
9. Computerprogrammprodukt, dadurch gekennzeichnet, dass es Programmcode-Sequenzen aufweist, bei deren Ausführung ein Verfahren nach einem
der Ansprüche 1 bis 6 durchgeführt wird.