[0001] Werkstücke aus Eisen oder Stahl müssen durch geeignete Beschichtungen gegen Korrosion
geschützt werden. Sehr gute Korrosionsschutzwerte können durch galvanische Abscheidung
von Zink oder Zinklegierungsschichten erreicht werden. Diese Überzugssysteme besitzen
gegenüber dem Grundwerkstoff ein stärker negatives Potential und schützen diese im
Sinne eines anodischen Korrosionsschutzes. Bei der Ausbildung eines solchen Korrosionselementes
bildet der unedlere Überzug die Anode und schützt dadurch das Grundmaterial. Reine
Zinkschichten sind für solche Überzugssysteme sehr weit verbreitet. Neben der galvanischen
Verzinkung wird hier auch die Feuerverzinkung angewendet.
[0002] Ein wesentlich verbesserter Korrosionsschutz wird durch die galvanische Abscheidung
von Zinknickellegierungsschichten mit einem Legierungsanteil von 12 bis 16 Gew.-%
Nickel erreicht. Diese Legierungsüberzüge weisen im Salzsprühtest nach DIN EN ISO
9227 Beständigkeiten bis zum Auftreten von Zinkkorrosion von mindestens 120 Stunden
gegenüber von lediglich 16 Stunden bei Zinkschichten auf (jeweils mit einer Passivierung
auf Basis dreiwertiger Chromverbindung).
[0003] Die galvanische Abscheidung von Zink- oder Zinklegierungsschichten kann aus schwach
sauren Verfahren (pH 4,5 - 5,5) oder stark alkalischen Verfahren (pH 14) erfolgen.
Beide Verfahrenstypen unterscheiden sich zunächst durch ihren kathodischen Wirkungsgrad.
Schwach saure Verfahren weisen einen kathodischen Wirkungsgrad von nahezu 100 % auf,
bei alkalischen Verfahren liegt er, je nach Verfahrenstyp und angewandter kathodischer
Stromdichte, bei ca. 25 - 50 %.
[0004] Für das Erreichen eines bestimmten Korrosionsschutzwertes ist eine Mindestschichtdicke
entscheidend. Bei geometrisch komplex geformten Werkstücken liegen Bereiche wie beispielsweise
Vertiefungen, Hinterschneidungen usw. vor, an denen bei der galvanischen Beschichtung
nur niedrige kathodische Stromdichten anliegen. Dies resultiert in einem geringeren
Schichtdickenwachstum an diesen Stellen.
[0005] Schwach saure Elektrolyte haben im gesamten Stromdichtebereich einen annähernd konstanten
Wirkungsgrad. Dadurch wird auf einem Werkstück in Bereichen hoher kathodischer Stromdichte
sehr viel Metall abgeschieden, in Bereichen niedriger kathodischer Stromdichten dagegen
relativ wenig. Da für die geforderte Korrosionsbeständigkeit die Mindestschichtdicke
an der ungünstigsten Stelle des Werkstückes entscheidend ist, bedingt die Abscheidung
aus einem schwach sauren Verfahren, dass an Stellen hoher kathodischer Stromdichte
wesentlich mehr Metall abgeschieden wird als für den Korrosionsschutz erforderlich
ist, bevor in Bereichen niedriger Stromdichte die definierte Mindestschichtdicke erreicht
ist. Die Abscheidung unnötig dicker Schichten in Bereichen hoher Stromdichte ist aus
wirtschaftlicher Sicht unerwünscht. Nachteilig kann sie auch aus technischer Sicht
sein, da dicke Schichten im Allgemeinen relativ spröde sind und bereits bei leichter
mechanischer Belastung abplatzen können.
[0006] Bei alkalischen Zink- oder Zinklegierungselektrolyten verändert sich der kathodische
Wirkungsgrad mit der anliegenden kathodischen Stromdichte. In Bereichen hoher kathodischer
Stromdichte ist der kathodische Wirkungsgrad gering, bei niedriger kathodischer Stromdichte
dagegen hoch. Insgesamt resultiert aus dieser Charakteristik, dass bei einem komplex
geformten Bauteil eine wesentlich gleichmäßigere Schichtverteilung erhalten wird als
aus einem schwach sauren Zink- oder Zinklegierungselektrolyten.
[0007] Alkalische Zink- oder Zinklegierungselektrolyte sind aus dieser Sicht die bevorzugten
Systeme für die Beschichtung geometrisch komplexer Bauteile.
[0008] Sie besitzen aber den Nachteil, dass verschiedene Basismaterialien nur unzureichend
beschichtet werden können. Bei der Abscheidung aus einem alkalischen Zink- oder Zinklegierungselektrolyt
erfolgt parallel zur Zink- oder Zinklegierungsabscheidung immer eine Wasserstoffabscheidung.
Je nach Materialbeschaffenheit kann es dann dazu kommen, dass in Bereichen niedriger
Stromdichten nur noch Wasserstoffabscheidung und keine Metallabscheidung mehr erfolgt.
Der Fachmann spricht dann davon, dass die Metallabscheidung in diesen Bereichen nicht
mehr anspringt.
[0009] Zu den schwer beschichtbaren Basismaterialien auf Eisenbasis gehören zum Beispiel
gehärteter Stahl, geschmiedete Bauteile und Eisenguss. Bei gehärtetem Stahl können
es verschiedene Legierungskomponenten im Stahl sein, die das Anspringverhalten verschlechtern.
Bei geschmiedeten Bauteilen sind es oftmals Eisenoxidrückstände auf der Oberfläche
(z.B. Haematit), welche zu einem schlechten Anspringen führen. Bei Eisenguss handelt
es sich um einen Werkstoff, der Ausscheidungen von Graphit enthält. Die Wasserstoffüberspannung
ist an Graphit sehr niedrig. Für eine zu beschichtende Gussoberfläche bedeutet dies,
dass an den Stellen, wo solche Graphitausscheidungen vorliegen, hauptsächlich Wasserstoff
abgeschieden wird. Wegen der lokal niedrigen Wasserstoffüberspannung wird das negativere
Potential für die Zink- oder Zinklegierungsabscheidung dort nicht erreicht. Diese
springt daher nicht an. Neben Graphit liegen auf der Oberfläche von Gusseisen oft
auch noch Reste von Formsand und aus der Schmelze erstarrter Metalloxide vor. Diese
Verunreinigungen werden in der Regel vor dem gesamten Prozess der elektrolytischen
Beschichtung mechanisch durch Strahlen entfernt. Verunreinigungen in leicht zugänglichen
Bereich können dabei sehr zuverlässig entfernt werden. An Vertiefungen oder anderen
schwer zugänglichen Bereichen können die Rückstände dagegen nicht immer vollständig
entfernt werden oder gegebenenfalls nur unter hohem Zeitaufwand, was im Rahmen einer
wirtschaftlichen Produktion aber nicht mehr vertretbar ist. Diese Bereiche, die durch
das Strahlen nur schwer erreichbar sind, stellen bei der elektrolytischen Beschichtung
oftmals auch den Bereich niedriger Stromdichte dar. Das Problem des schlechten Anspringverhaltens
bei der Metallabscheidung wird daher durch die unzureichend vorbehandelte Oberfläche
noch verstärkt.
[0010] Im Stand der Technik wurden daher Verfahren zur Vorbehandlung von gehärtetem Stahl,
Schmiedeeisen oder Gusseisen entwickelt, damit derart vorbehandelte Oberflächen anschließend
fehlerfrei beschichtet werden können.
[0011] So wird in
DE 100 35 102 B4 ein Vorbehandlungsverfahren beschrieben, dass dadurch gekennzeichnet ist, dass das
Substrat aus gehärtetem Stahl oder Eisenguss vor der elektrolytischen Beschichtung
in einer Lösung, die eine oder mehrere Mineralsäuren und/oder eine oder mehrere Alkylsulfonsäuren
umfasst, elektrolytisch aktiviert wird (kathodisches Beizen).
[0012] Beim kathodischen Beizen wird die bereits beim chemischen Beizen (Säurebehandlung)
vorhandene Wasserstoffentwicklung und die hiermit verbundene Wirkung der mechanischen
Absprengung von Rost und Zunder kräftig unterstützt und um ein Vielfaches erhöht.
Die Menge des entwickelten Wasserstoffes hängt bei der elektrolytischen Behandlung
gemäß diesem Verfahren nur von der angelegten kathodischen Stromdichte ab und ist
daher unabhängig von der Art der verwendeten Säure.
[0013] In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass das kathodische Beizen in verdünnter
Salzsäure im Vergleich zu anderen Säuren Vorteile hat. Die Galvanisierbarkeit von
insbesondere geschmiedeten Teilen oder Gussteilen kann verfahrensbedingt trotz gleicher
Materialzusammensetzung unterschiedlich sein. So können z.B. auf geschmiedeten Teilen
unterschiedlich starke Haematitablagerungen vorhanden sein. Bei Gusseisen kann es,
je nach Gießbedingungen und Abkühlen der Gussform zu unterschiedlichen Formen von
Graphitausscheidungen kommen. Es ist dadurch erklärlich, dass trotz vermeintlich gleicher
Materialbeschaffenheit die Eignung zur fehlerfreien Beschichtung unterschiedlich sein
kann. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass diese bauteilbedingten Unterschiede
ausgeglichen werden können, wenn zur kathodischen Aktivierung verdünnte Salzsäure
eingesetzt wird.
[0014] Die Verwendung von Salzsäure bringt jedoch auch Nachteile mit sich. Während die kathodische
Reaktion bei der elektrolytischen Aktivierung in verdünnten Mineralsäuren und/oder
Alkylsulfonsäuren immer gleich ist, nämlich die Entwicklung von Wasserstoff, gibt
es bezüglich der Anodenreaktion Unterschiede. Bei Mineralsäuren wie Phosphorsäure,
Schwefelsäure, Tetrafluoroborsäure oder bei Alkylsulfonsäuren besteht bei Einsatz
von unlöslichen Anoden (z.B. platinbeschichtetes Titan oder Iridium-Ruthenium-Mischoxidanoden)
die Anodenreaktion in einer Oxidation von Wasser entsprechend Gleichung [1]:
2 H
2O - 4 e- -> 4 H
+ + O
2 [1]
[0015] Bei Verwendung von Salzsäure ist die Hauptreaktion an den Anoden dagegen die Bildung
von Chlor entsprechend Reaktion [2] :
2 Cl
- - 2 e- -> Cl
2 [2]
[0016] Die Chlorentwicklung bringt verfahrenstechnisch wesentliche Nachteile mit sich: Erstens
muss das an der Anode gebildete Chlorgas durch eine wirkungsvolle Absaugung abgetrennt
und die Abluft durch einen geeigneten Wäscher gereinigt werden.
[0017] Zweitens löst sich das Chlor teilweise in der Salzsäure auf. Dadurch kann es zu einer
chemischen Reaktion mit dem Beizinhibitor kommen, mit dem die Salzsäure zur Verhinderung
von Wasserstoffversprödung versetzt ist. Als Beizinhibitoren werden organische Verbindungen,
wie. z.B. Butindiol eingesetzt. Diese Verbindungen addieren Chlor sehr leicht unter
Bildung von halogenorganischen Verbindungen. Für das Ableiten von Abwasser gilt ein
sehr niedriger Grenzwert für solche Verbindungen. Es wird hier der Summenparameter
AOX (an Aktivkohle adsorbierbare organische Halogenverbindung) herangezogen.
Aufgabenstellung
[0018] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein verbessertes Verfahren zur Vorbehandlung
von gehärtetem Stahl, Schmiedeeisen oder Gusseisen zur Verfügung zu stellen, damit
derart vorbehandelte Oberflächen anschließend fehlerfrei mit Zink und/oder einer Zinklegierung
elektrolytisch beschichtet werden können. Dieses Verfahren soll die oben beschriebenen
Vorteile des kathodischen Beizens mit verdünnter Salzsäure aufweisen, ohne jedoch
den Nachteil des erhöhten Gehalts an organischen Halogenverbindungen im Abwasser mit
sich zu bringen.
Beschreibung der Erfindung
[0019] Erfindungsgemäß wird die obige Aufgabe durch ein Vorbehandlungsverfahren mittels
kathodischem Beizen gelöst, das dadurch gekennzeichnet ist, dass der Kathoden- und
Anodenraum durch eine Ionenaustauschermembran abgetrennt sind, wobei der Kathodenraum
Salzsäure enthält (Katholyt) und der Anodenraum eine wässrige Mineralsäure außer Salzsäure
und/oder eine Alkylsulfonsäure enthält (Anolyt).
[0020] Bei der Ionenaustauschermembran handelt es sich bevorzugt um eine Kationenaustauschermembran,
z.B. FTN-95017 der Firma FUMA-Tech GmbH, St. Ingbert/Saar.
[0021] Im Kathodenraum wird verdünnte Salzsäure eingesetzt, um eine optimale Aktivierung
auch kritischer Werkstoffoberflächen zu erreichen. Dabei ist die Konzentration der
Salzsäure (d.h. der Gehalt an HCl) vorzugsweise 5 bis 36 Gew.-%, insbesondere 10 bis
18 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht des Katholyten.
[0022] Im Anodenraum kann dagegen jede andere Mineralsäure und/oder Alkylsulfonsäure eingesetzt
werden, weil dabei die Anodenreaktion jeweils die ungefährliche Sauerstoffentwicklung
und nicht die Chlorentstehung ist. Bevorzugte Säuren sind Schwefelsäure, Phosphorsäure,
Tetrafluoroborsäure oder Alkylsulfonsäuren wie z.B. Methansulfonsäure. Als Anodenmaterial
dient beispielsweise Titan oder Zirkon, das mit Platin oder einer Iridium-Ruthenium-Mischoxidbeschichtung
überzogen ist ist.
[0023] Es ist überraschend, dass bei dieser Abtrennung des Kathodenraums das gleiche Ergebnis
erzielt wird wie bei der Verwendung von Salzsäure in einer ungeteilten Zelle. Wie
weiter oben ausgeführt, ist die Kathodenreaktion bei Einsatz von Salzsäure oder anderen
Mineralsäuren und/oder Alkylsulfonsäuren immer die Gleiche. Da beim Einsatz von Salzsäure
in einer ungeteilten Zelle trotzdem ein besseres Ergebnis hinsichtlich des Ausgleichs
bauteilbedingter Unterschiede erzielt wird als bei Einsatz der anderen Mineralsäuren,
ist somit zu vermuten, dass dieser Effekt auf die unterschiedliche Anodenreaktion
und folglich das Vorhandensein von gelöstem Chlor zurückzuführen sei, welches in der
anodischen Reaktion gebildet wurde.
[0024] Überraschenderweise hat sich jedoch gezeigt, dass auch bei einer Abtrennung von Anoden-
und Kathodenraum durch eine Ionenaustauschermembran, wo also die Bildung von Chlor
nicht möglich ist, die verbesserte Wirkung von verdünnter Salzsäure bei der kathodischen
Aktivierung gegeben ist.
[0025] Beim erfindungsgemäßen Vorbehandlungsverfahren wird das zu beschichtende Substrat
vorzugsweise vor dem eigentlichen kathodischen Beizen gereinigt. Hierzu eignen sich
im Stand der Technik übliche Verfahren, die beispielsweise in
DE 100 35 102 beschrieben sind. So können zum Beispiel wässrige alkalische Entfetterlösungen verwendet
werden. Ebenfalls geeignet ist ein elektrolytisches Entfetten, z.B. durch anodische
Behandlung in alkalischer Entfetterlösung. All diese Methoden können auch in Kombination
eingesetzt werden.
[0026] Des Weiteren kann das Substrat auch nach dem kathodischen Beizen und vor dem elektrolytischen
Beschichten zur Entfernung möglicher Beizrückstände in einer wässrigen alkalischen
Lösung anodisch behandelt werden.
[0027] Das erfindungsgemäß vorbehandelte Substrat kann dann galvanisch mit Zink oder einer
Zinklegierung beschichtet werden. Die Zinklegierung kann beispielsweise eine Zinknickellegierung
oder eine Zinkkobaltlegierung sein. Bei einer Zinknickellegierung liegt der Nickelanteil
üblicherweise bei 12 bis 16 Gew.-%.
[0028] Die Abscheidung der Zinkschicht kann beispielsweise aus einem schwach sauren Zinkbad
erfolgen, während Zinknickelschichten üblicherweise aus einem alkalischen Zinknickelelektrolyten
abgeschieden werden. Abscheidung aus einem schwach sauren Elektrolyten ist jedoch
ebenfalls möglich. Zinkkobaltlegierungen werden typischerweise aus schwach sauren
Elektrolyten abgeschieden.
[0029] Ebenfalls möglich sind Mehrfachschichten wie zum Beispiel eine Duplexschicht aus
einer Zinkschicht und einer Zinknickelschicht.
Beispiele
[0030] Die vorliegende Erfindung wird durch das folgende erfindungsgemäße Beispiel und die
Vergleichsbeispiele näher erläutert.
Beispiel:
[0031] Ein Substrat aus Eisenguss (Bremsträger) wurde den folgenden Verfahrensschritten
unterzogen:
Schritt 1:
[0032] Alkalische Reinigung in einem wässrig alkalischen Reiniger mit 3 Gew.-% Entfettersalz
SLOTOCLEAN AK 161 (Mischung aus Natriumhydroxid, Natriumsilikat, Natriumpolyphosphat)
Behandlungszeit: 4 Minuten
Temperatur: 60 °C
Schritt 2:
[0033] Anodische elektrolytische Entfettung 10 Gew.-% Entfettersalz SLOTOCLEAN EL-DCG (Mischung
aus Natriumhydroxid und Natriumsilikat)
Stromdichte: 8 A/dm
2
Behandlungszeit: 4 Minuten
Temperatur: 35 °C
Schritt 3:
[0034] Beizen mit elektrolytischer Unterstützung.
Behandlungsdauer: 5 Minuten
Temperatur: 40 °C
Kathodische Stromdichte ca. 5 A/dm
2 Dabei wurden Anoden- und Kathodenraum durch eine Kationenaustauschermembran vom Typ
FTN-95017 der Fa. FUMA-Tech GmbH, St. Ingbert/Saar abgetrennt.
Im Kathodenraum:
[0035] 18 Gew.-% Salzsäure
1 Gew.-% Beizinhibitor 0066 (Alkinol) und
0,05 Gew.-% Beizentfetter SLOTOCLEAN BEF 30 (Mischung von Alkinol und aliphatischen
nichtionogenen Tensiden)
Im Anodenraum:
[0036] 10 Gew.-% Schwefelsäure
Anodenmaterial: platiniertes Titan
Schritt 4:
[0037] Elektrolytische Beschichtung in schwach saurem Zinkbad SLOTANIT OT 120
Kathodische Stromdichte: ca. 3 A/dm
2
Beschichtungsdauer: 12 Minuten
Temperatur: 25 °C
Schritt 5:
[0038]
Elektrolytische Beschichtung im alkalischen Zinknickelelektrolyten SLOTOLOY ZN 80
Kathodische Stromdichte: ca. 3 A/dm2
Beschichtungsdauer: 35 Minuten
Temperatur: 35 °C
Ergebnis:
[0039] Das Bauteil zeigt eine gleichmäßige Beschichtung. Auch in den kritischen Stellen
(Achseln des Bremsträgers, niedriger Stromdichtebereich) liegt eine geschlossene Metallisierung
vor (Bild 1).
Vergleichsbeispiel 1 (Salzsäure, ohne Abtrennung)
[0040] Die Verfahrensschritte 1, 2, 4 und 5 wurden wie in Beispiel 1 beschrieben durchgeführt.
In Verfahrensschritt 3 wurden die gleichen Bedingungen hinsichtlich Zeit, Temperatur
und Stromdichte wie in Beispiel 1 gewählt, allerdings wurde ohne Abtrennung von Anoden-
und Kathodenraum durch eine Ionenaustauschermembran gearbeitet. Als Elektrolyt wurde
die gleiche Zusammensetzung wie für den Kathodenraum in Beispiel 1 verwendet.
Ergebnis:
[0041] Das Bauteil zeigt eine gleichmäßige Beschichtung. Auch in den kritischen Stellen
(Achseln des Bremsträgers, niedriger Stromdichtebereich) liegt eine geschlossene Metallisierung
vor (Bild 2). Damit wird hinsichtlich der Beschichtung des Werkstücks ein ebenso vorteilhaftes
Ergebnis erzielt wie im erfindungsgemäßen Beispiel. Allerdings entsteht im Gegensatz
zum erfindungsgemäßen Beispiel in Vergleichsbeispiel 1 bei der Anodenreaktion Chlor.
Vergleichsbeispiel 2 (Schwefelsäure, ohne Abtrennung)
[0042] Die Verfahrensschritte 1, 2, 4 und 5 wurden wie in Beispiel 1 beschrieben durchgeführt.
In Verfahrensschritt 3 wurden die gleichen Bedingungen hinsichtlich Zeit, Temperatur
und Stromdichte wie in Beispiel 1 gewählt, allerdings wurde ohne Abtrennung von Anoden-
und Kathodenraum durch eine Ionenaustauschermembran gearbeitet. Als Elektrolyt wurde
eingesetzt:
10 Gew.-% Schwefelsäure
1 Gew.-% Beizinhibitor 0066 (Akinol)
0,05 Gew.-% Beizentfetter SLOTOCLEAN BEF 30 (Mischung
von Alkinol und aliphatischen nichtionogenen Tensiden)
Ergebnis:
[0043] Die Beschichtung war nicht vollständig. In den Bereichen niedriger Stromdichte war
das Grundmaterial nicht vollständig bedeckt (Bild 3, Pfeile).
1. Verfahren zur Vorbehandlung eines elektrolytisch mit Zink und/oder einer Zinklegierung
zu beschichtenden Substrats aus gehärtetem Stahl, Schmiedeeisen oder Eisenguss mittels
kathodischen Beizens in verdünnter Säure, dadurch gekennzeichnet, dass bei dem kathodischen Beizen der Kathoden- und Anodenraum durch eine Ionenaustauschermembran
abgetrennt sind, wobei der Kathodenraum Salzsäure enthält (Katholyt) und der Anodenraum
eine wässrige Mineralsäure außer Salzsäure und/oder eine Alkylsulfonsäure enthält
(Anolyt).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Ionenaustauschermembran eine Kationenaustauschermembran eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Katholyt Salzsäure in einer Menge von 5 bis 36 Gew.-% an HCl, bezogen auf das
Gewicht des Katholyten, enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Katholyt Salzsäure in einer Menge von 10 bis 18 Gew.-% an HCl, bezogen auf das
Gewicht des Katholyten, enthält.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Anolyt als Mineralsäure Schwefelsäure, Phosphorsäure oder Tetrafluoroborsäure
enthält.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Anodenmaterial Titan oder Zirkon eingesetzt wird, das jeweils mit Platin oder
Iridium-Ruthenium-Mischoxidbeschichtung beschichtet ist.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Substrat vor dem kathodischen Beizen in einer wässrig alkalischen Entfetterlösung
gereinigt wird.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Substrat nach dem kathodischen Beizen und vor der elektrolytischen Beschichtung
in einer wässrig alkalischen Lösung anodisch behandelt wird.
9. Verfahren zur elektrolytischen Beschichtung eines Substrats aus gehärtetem Stahl,
Schmiedeeisen oder Eisenguss mit einer oder mehreren Schichten aus Zink und/oder einer
Zinklegierung, dadurch gekennzeichnet, dass das Substrat vor der Beschichtung mit einem Verfahren gemäß einem der Ansprüchen
1 bis 8 vorbehandelt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass eine Zinkschicht aus einem schwach sauren Zinkbad abgeschieden wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass eine Zinknickellegierungsschicht aus einem alkalischen Zinknickelelektrolyten abgeschieden
wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die abgeschiedene Zinknickelschicht einen Nickelanteil von 12 - 16 Gew.-% aufweist.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche Anspruch 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass eine Zinkkobaltlegierung aus einem schwach sauren Zinkkobaltelektrolyten abgeschieden
wird.