[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Leistungssteuerung
eines Gefechtskopfes, dessen zylindrische Sprengladung eine definierte Porosität aufweist,
wobei mittels Deformation wenigstens ein Teil der Sprengladung komprimiert wird.
[0002] Aus den Patentschriften
DE 100 08 914 C2 und
DE 102 27 002 B4 ist bereits ein Gefechtskopf bekannt geworden, bei dem die Leistung des Gefechtskopfes
mittels mechanischer Zerlegung zumindest eines Teils der Sprengladung in einem weiten
Bereich dosiert werden kann. Hierbei wird die Tatsache genutzt, dass eine Sprengladung
nicht mehr zur Detonation fähig ist sobald die Dichte der Sprengladung eine kritische
Grenze unterschritten hat. Die Sprengladung behält jedoch bis zur beschriebenen mechanischen
Zerlegung ihre volle Leistungsfähigkeit.
[0003] Die
DE 198 21 150 C1 beschreibt eine detonativ deformierbare Sprengladung. Zur Unterstützung der Deformation
wird poröser Sprengstoff mit einer Porosität von 5 - 25 % verwendet. Die typische
Volumenreduktion beträgt dabei etwa 5 - 10 %. Es wird die Anwendung der einseitigen
Deformation der Sprengladung beschrieben, die das Ziel hat, die Leistung der Sprengladung
und der damit erzeugten Splitter in eine gewünschte Richtung zu konzentrieren um damit
in dieser Richtung die Wirkung zu steigern. Die noch nicht deformierte Sprengladung
ist hierbei in Abhängigkeit von der Porosität immer noch detonationsfähig.
[0004] Demgegenüber liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine vorteilhafte
Alternative zu den vorgenannten Beispielen zu entwickeln, welche sich vor der Initiierung
quasi wie eine inerte Ladung verhält, bzw. bei ungewollter Zündung maximal eine niedrige
deflagrative Leistung abgibt und bei der unter Vermeidung einer einseitigen Deformation
die Leistung des Gefechtkopfes in einem weiten Bereich einstellbar ist.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das beschriebene Verfahren und die zur Durchführung
des Verfahrens geeigneten Vorrichtungen gelöst. Weiterbildungen der Erfindung sind
in den Unteransprüchen angegeben.
[0006] Die ersten in den Ansprüchen beschriebenen Verfahren können unter dem Thema axiale
Verdichtungsstoßwelle zusammengefasst werden. Somit wird in vorteilhafter Weise die
poröse Sprengladung, die eine niedrige Dichte unterhalb der Detonationsgrenze aufweist,
mittels gesteuerter axialer Kompression wenigstens teilweise auf eine höhere Dichte
verdichtet wird, die über der Detonationsgrenze liegt. Dieser Teil der Sprengladung
lässt sich dann mittels einer weiteren Zündeinrichtung detonativ umsetzen. Im Ausgangszustand
ist diese Sprengladung aufgrund ihrer Dichte nur deflagrativ initiierbar. Je weiter
jedoch die axiale Kompression fortschreitet um so mehr Teile der Sprengladung werden
über die Detonationsgrenze hinaus verdichtet. Durch geschickte Wahl des Zündzeitpunkts
der Sprengladung ergibt sich daraus eine Steuerung der detonativen Wirkung der Sprengladung
im Bereich von 0 bis 100 %. Im Fall eines splitterbildenden Gefechtskopfes kann somit
die Splittererzeugung in weiten Grenzen eingestellt werden.
[0007] Der besondere Vorteil einer erfindungsgemäßen Sprengladung ist die hohe Sicherheit
bei Lagerung und Transport. Die poröse Sprengladung ist vor der Kompression sehr sicher,
weil die Sprengladung eine Dichte aufweist, die deutlich unterhalb der so genannten
kritischen Dichte liegt, die die Grenze für die Detonationsfähigkeit darstellt. Somit
können die Bedingungen für die Safety Tests ohne Probleme erfüllt werde und die Klassifikation
einer solchen Sprengladung ist wesentlich unkritischer.
[0008] In vorteilhafter Weise erfolgt die Kompression mit Hilfe einer an der Stirnseite
der zylindrischen Ladung anliegenden inerten Platte, die mittels einer weiteren geeigneten
Sprengladung in Richtung Sprengladung hin beschleunigt wird und letztere damit komprimiert.
Die inerte Platte kann als Einlage einer EFP-Ladung konzipiert sein, welche nach erfolgter
Initiierung mittels Vorwärtsfaltung eine ebene Platte erzeugt, die ihrerseits die
poröse Sprengladung komprimiert.
[0009] Alternativ zu einer inerten Platte kann stirnseitig zur Sprengladung eine Vielzahl
von Detonatoren angeordnet sein, die bei gemeinsamer Zündung eine annähernd ebene
Druckwelle ausbilden, die zur Kompression der porösen Sprengladung genutzt wird.
[0010] In vorteilhafter Weise kann die Kompression der Sprengladung nicht nur in Richtung
der Hauptachse, sondern gleichzeitig auch radial erfolgen, wenn hierfür eine eigene
im Bereich der Hauptachse angeordnete Sprengladung genutzt wird. An deren Stelle kann
auch eine einzelne leistungsstark ausgebildete Detonationsschnur treten.
[0011] Weiterhin ist es vorteilhaft eine Vielzahl von Detonationsschnüren in einem Abstand
rund um die Hauptachse der Sprengladung für deren Kompression einzusetzen.
[0012] Eine vorteilhafte Alternative ergibt sich aus der Verwendung eines Abteils mit flüssigem
Sprengstoff, welches im Sprengladungsgehäuse zwischen der zu komprimierenden porösen
Sprengladung und einer als Druckübertrager dienenden inerten Platte platziert ist.
Die Platte wird zum geeigneten Zeitpunkt mit Druck beaufschlagt und presst den flüssigen
Sprengstoff in die Poren der porösen Sprengladung.
[0013] Der erfindungsgemäße Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens wird durch eine
Platte gebildet, die beispielsweise mittels einer weiteren geeigneten Ladung oder
einer gleichwirkenden Vorrichtung auf die Sprengladung beschleunigt wird und diese
damit komprimiert. Die inerte Platte kann als Einlage einer EFP-Ladung konzipiert
sein, welche nach erfolgter Initiierung mittels Vorwärtsfaltung eine ebene Platte
erzeugt, die ihrerseits die poröse Sprengladung komprimiert.
[0014] Wenn eine gleichzeitige Kompression der Sprengladung ausgehend von deren Hauptachse
in axialer und radialer Richtung erfolgen soll, hat sich die Anordnung einer weiteren
zylindrischen Sprengladung mit geringem Durchmesser im Bereich der Hauptachse bewährt.
Die Zündung dieser weiteren Sprengladung erfolgt über eine eigene Zündeinrichtung.
Gegenüber der eigenen Zündeinrichtung ist die Zündeinrichtung für den komprimierten
Teil der Ladung angeordnet, die gegebenenfalls auch nach Ablauf einer Verzögerungszeit,
die mittels eines Zeitglieds einstellbar ist, gezündet wird. So wird mittels der Verzögerungszeit
die abgebbare Leistung der Ladung eingestellt.
[0015] Anstelle dieser weiteren Sprengladung kann auch eine Detonationsschnur treten, die
entlang der Hauptachse der Sprengladung verlegt ist. Weitere Detonationsschnüre können
in vorteilhafter Weise hierzu parallel in einem bestimmten radialen Abstand angeordnet
sein. Vorteilhaft ist es, diese weiteren Detonationsschnüre in einem radialen Abstand
spiralig um die Hauptachse anzuordnen.
[0016] Ausführungsbeispiel der Erfindung sind in den Figuren der Zeichnung schematisch vereinfacht
dargestellt, wobei sich die Merkmale der Erfindung nicht auf die gezeigten Beispiele
beschränken. Es zeigen:
- Fig. 1:
- eine Sprengladung mit porösem Sprengstoff und axialer Kompression,
- Fig 2:
- eine Sprengladung nach Figur 1 in der Kompressionsphase,
- Fig. 3:
- eine Sprengladung mit porösem Sprengstoff und vorzugsweise radialer Kompression,
- Fig. 4:
- eine Sprengladung nach Figur 3 in der Kompressionsphase,
- Fig. 5:
- eine Sprengladung nach Figur 3 mit Detonationsschnüren als Kompressionsmittel,
- Fig. 6:
- eine Sprengladung nach Figur 5 in der Kompressionsphase,
- Fig. 7:
- eine Sprengladung mit offenporigem Sprengstoff und einem Reservoir mit flüssigem Sprengstoff,
- Fig. 8:
- eine Sprengladung nach Figur 7 in der Kompressionsphase.
[0017] In den Figuren der Zeichnung sind verschiedene Vorrichtungen zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens zur Leistungssteuerung eines Gefechtskopfes dargestellt
und in der nachfolgenden Beschreibung erläutert. Aus der Darstellung in den Figuren
ergibt sich jedoch keine Beschränkung auf genau diese Ausführungsformen.
[0018] Die Figur 1 zeigt einen Gefechtskopf GK mit einer porösen Sprengladung PHE und einer
splitterbildenden Metallhülle MH. Der Gefechtskopf ist im Ausführungsbeispiel zylindrisch
ausgeführt, ohne dass dies eine Einschränkung für andere Bauformen darstellen würde.
Auf der linken Seite wird die Sprengladung PHE der Figur 1 von einem Stempel beziehungsweise
einer fliegenden Platte FP begrenzt. Die erste Zündkette ZK 1 wirkt auf eine ganzflächig
auf der fliegenden Platte aufliegende Verstärkerladung VL, welche nach erfolgter Initiierung
die fliegende Platte FP in Richtung der Hauptachse HA auf die Sprengladung PHE drückt.
Dadurch findet eine Kompression der Sprengladung PHE statt. Für die Sprengladung selbst
ist eine weitere Zündkette ZK 2 vorgesehen.
[0019] Nach Auslösung des Zündsystems ZK 1 beginnt, wie in Figur 2 gezeigt, der Kompressionsvorgang.
In der Sprengladung PHE läuft eine Stosswelle STW der sich in der Figur 2 nach rechts
bewegenden fliegenden Platte FP voraus. Der Bereich hinter der laufenden Stosswelle
ist bereits zu einer weitgehend porenfreien Sprengladung HE verdichtet. Letztere lässt
sich im Gegensatz zur porenhaltigen Sprengladung PHE detonativ initiieren, da ihre
Dichte in Richtung auf die theoretisch maximale Dichte TMD hin komprimiert wurde.
Je länger der Vorgang andauert umso weiter erhöht sich die Dichte dieser Sprengladung
in Richtung TMD. Die Detonationsgeschwindigkeit nimmt linear mit der steigenden Dichte
zu. Die Leistung der Sprengladung wächst ihrerseits im Quadrat der Detonationsgeschwindigkeit.
Dies ermöglicht eine flexiblere Anwendung dieser Sprengladung.
[0020] Die Zündung kann auf unterschiedliche Art realisiert werden. In der Figur 1 ist auf
der rechten Seite der Sprengladung die weitere Zündkette ZK 2 eingezeichnet. Diese
ist so ausgelegt, dass sie in der unkomprimierten Sprengladung PHE maximal eine Deflagration,
minimal allenfalls eine Stoßwelle erzeugen kann. Trifft jedoch diese Stoßwelle bzw.
Deflagrationsfront auf den bereits verdichteten Teil HE der Sprengladung tritt der
aus der Sprengstoffphysik bekannte Schock-Detonations-Übergang (Abkürzung SDT) bzw.
der Deflagrations-Detonations-Übergang (Abkürzung DDT) auf.
[0021] Eine Alternative hierzu (in der Zeichnung nicht dargestellt) besteht darin, dass
im Bereich der fliegenden Platte FP oder innerhalb des zuerst verdichteten Teils HE
der Sprengladung eine robuste Zündkette angeordnet wird. Die erzielte Wirkung ist
in beiden Fällen gleichartig. Der bereits verdichtete Teil HE der Sprengladung erzeugt
die volle Splitterleistung, der noch nicht verdichtete Teil PHE gibt jedoch nur eine
sehr geringfügige Splitterleistung ab. Somit lässt sich die Splitterleistung in sehr
weiten Grenzen einstellen.
[0022] Für die technische Auslegung dieser Lösung ist zu beachten, dass eine symmetrische
Detonationsfront auf die fliegende Platte FP einwirken muss. Die wird beispielsweise
durch Anwendung eines so genannten Plane-Wave-Generators; der eine planare Stoßwelle
erzeugt, erreicht. Aber auch ein Zündkettensystem, das beispielsweise aus mehreren
ringförmig angeordneten Detonatoren besteht, kann diese Anforderung erfüllen. Hinsichtlich
der Dimensionierung der die fliegende Platte beschleunigenden scheibenförmigen Verstärkerladung
VL ist anzumerken, dass diese abhängig von den Eigenschaften der PHE-Ladung und der
daraus sich ergebenden Arbeit zur Schließung der Poren einzustellen ist.
[0023] Eine weitere, hier nicht dargestellte vorteilhafte Ausgestaltung zu den Figuren 1
und 2 macht sich die Technologie der explosiven Metallumformung bei so genannten EFP-Ladungen
(Explosively Formed Projectiles) zunutze. Die Einlage wird gemäß Figur 1 an der Stelle
der fliegenden Platte FP positioniert. Mit entsprechender Dimensionierung der Einlage
und der diese umformenden Sprengladung (anstelle der Verstärkerladung VL) wird eine
Vorwärtsfaltung der Einlage in Richtung der Hauptachse HA angestrebt. Dazu ist der
zentrale Teil der Einlage dicker ausgelegt als die peripheren Teile. Letztere werden
dann axial stärker beschleunigt als der mittlere Teil. Gleichzeitig wird die Umformenergie
für die Schließung der Poren genutzt. Die Peripherie wird dabei in vorteilhafter Weise
höher verdichtet als der mittlere Bereich der Sprengladung.
[0024] Die Figur 3 zeigt eine weitere Ausgestaltung der Erfindung. In diesem Fall wird die
Verdichtungs-Stoßwelle überwiegend radial in die PHE-Ladung eingeleitet. Dies kann
beispielsweise, wie in Figur 3 dargestellt, mittels einer axial, also in Richtung
der Hauptachse angeordneten zentralen Sprengladung HEZ erfolgen, die sich über die
ganze Länge der Sprengladung erstreckt und einen Durchmesser im Bereich von 5 - 25
% des Durchmessers der Sprengladung PHE aufweist. Die Sprengladung HEZ wird konventionell
mittels der auf der linken Seite erkennbaren ersten Zündkette ZK 1 initiiert. Die
weitere Zündkette ZK 2 auf der rechten Seite in der Figur 3 regt eine Stoß- bzw. Deflagrationswelle
STW in noch nicht verdichteten Teil PHE der Sprengladung an. Die Kunststoffplatte
KS dient als Dämpfung für die in der axialen Ladung HEZ anlaufenden Detonationswelle.
[0025] Gemäß Figur 4 erzeugt die initiierte axiale Ladung HEZ neben der axial innerhalb
der Ladung HEZ laufenden Detonationsfront DW eine sich vorzugsweise in radialer Richtung
ausbreitende Stoßwelle STW, die den porösen Teil PHE der Sprengladung fortlaufend
von links nach rechts komprimiert. Der Anteil der detonativ und splitterbildend umsetzbaren
Ladungsteile HE wird durch die verzögerte Zündung der weiteren Zündkette ZK 2 bestimmt.
Je länger dieser Zündzeitpunkt verzögert wird, um so größer ist der Anteil der komprimierten
Ladung HE. Erreicht die Stoßwelle STW die Metallhülle MH wird hier bereits die volle
Splitterleistung erreicht. Über die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Detonationswelle
DW in der zentralen Sprengladung HEZ einerseits und der Stoßwelle STW in der diese
umgebenden zu komprimierenden Sprengladung PHE andererseits lässt sich die Steigung
der Front der Stoßwelle STW steuern. Indirekt beeinflusst dies das Verhältnis von
umkomprimierter Ladung PHE zu komprimierter Ladung HE und damit die Dosierbarkeit
der Ladung. Die Detonationsgeschwindigkeit innerhalb der zentralen Sprengladung HE
lässt sich durch den Einbau von Verzögerungselementen, wie beispielsweise von Dämpfungsscheiben,
beeinflussen. Beispiele für derartige Elemente wären Kunststoffe oder Metallschäume.
[0026] Das Verfahren nach den Figuren 3 und 4 ist besonders gut für lange Ladungen geeignet,
da bei einem Verdichtungsprozess nach den Figuren 1 und 2 die zu komprimierende PHE-Säule
zu lang wäre und eine vollständige Kompression nicht mehr gewährleistet wäre.
[0027] Eine Variante hierzu liegt vor, wenn anstelle der Kunststoffplatte KS aus den Figuren
3 und 4 ein Dämpfungsmaterial zusammen mit einem außerhalb der Kunststoffplatte angeordneten,
mechanischen und/oder elektronischen Zeitglied eingebaut wird. Wenn die Detonationswelle
DW das Dämpfungsmaterial erreicht wird in diesem eine gedämpfte Stoßwelle erzeugt.
Beim Erreichen des Zeitgliedes ist sie noch stark genug, um ein mechanisches oder
elektronisches Zeitglied zu triggern. Sie ist aber auch schwach genug, um die weitere
Zündkette ZK 2 unversehrt zu lassen. Nach Ablauf der Verzögerungszeit wird die weitere
Zündkette ZK 2 initiiert. Mittels Variation der Verzögerungszeiten erreicht man die
einstellbare Dosierbarkeit der Ladung.
[0028] Der Durchmesser der axial angeordneten Sprengladung HEZ aus den Figuren 3 und 4 hängt
natürlich von den Designparametern wie beispielsweise Dichte und Größe der noch nicht
komprimierten PHE-Ladung ab. In der Regel wird dieser Durchmesser bei einem Gefechtskopf
in der Größenordnung von einigen wenigen Zentimetern liegen.
[0029] In der Figur 5 ist in Längs- und Querschnitt eine alternative Lösung mit mehreren
Detonationsschnüren DET anstelle der in Figur 3 dargestellten stangenförmigen Sprengladung
HEZ dargestellt. Auch deren Auslegung hängt wiederum von der Dichte und der Größe
der zu komprimierenden Ladung PHE ab. Davon abhängig ergibt sich die notwendige Anzahl
und die Verteilung der Detonationsschnüre DET in der Ladung PHE.
[0030] Derartige Detonationsschnüre sind in unterschiedlichen Konfigurationen wie beispielsweise
unterschiedlichen Sprengstoffen oder unterschiedlichen Außenhüllen erhältlich. Daraus
ergeben sich mithin unterschiedliche Detonationsgeschwindigkeiten, die ihrerseits
eine breite Auswahl an Gestaltungsmöglichkeiten zulassen. Hieraus lässt sich dann
die optimale Dosierbarkeit jeder einzelnen Ladung bestimmen.
[0031] In Figur 5 ist eine Anzahl von Detonationsschnüren DET radial um eine zentrale Detonationsschnur
herum so angeordnet, dass sie etwa parallel zur Hautachse HA der Ladung verlaufen.
Ebenso gut ist es denkbar, die Detonationsschnüre in einer spiraligen Anordnung innerhalb
der Ladung PHE zu verlegen. Damit lässt sich eine lokal hohe Verdichtung der zu komprimierenden
Ladung erzielen. Weitere vorteilhafte Varianten sind unter Zuhilfenahme derartiger
Detonationsschnüre möglich.
[0032] Figur 6 zeigt den fortschreitenden Kompressionsvorgang nach Zündung der ersten Zündkette
ZK 1. Die Detonationswellen DW laufen entlang der Detonationsschnüre DET und ziehen,
ähnlich wie in Figur 4 dargestellt und beschrieben, jeweils eine Stoßwelle STW nach
sich. Wie aus der Figur 6 ersichtlich, findet bereits nach einer kurzen Laufstrecke
der Detonationswellen eine in radialer Richtung annähernd vollständige Kompression
des porösen Ladungsteils PHE statt. Die Zündung des verdichteten Ladungsteils HE findet
dann wieder auf konventionellem Weg mit Hilfe der weiteren Zündkette ZK 2 statt.
[0033] Die Figur 7 zeigt ein weiteres Lösungskonzept für die gewünschte Verdichtung einer
porösen Ladung PHE. Es wird hierbei vorausgesetzt, dass der poröse Sprengstoff PHE
offenporig ist. Im Ausgangszustand der Ladung ist ein Reservoir mit flüssigen Sprengstoff
LHE von der porösen Ladung PHE durch eine undurchlässige zerreißbare Membran M getrennt.
Auf der der Membran gegenüberliegenden Seite des Reservoirs ist ein Druckstempel P,
der in der Metallhülle MH der Ladung verschiebbar gelagert ist, angeordnet. Gemäß
Figur 8 wird der Druckstempel mit Druck D beaufschlagt, wodurch die Membran zerstört
wird. Gleichzeitig wird der flüssige Sprengstoff LHE durch die offenen Poren in das
freie Volumen der porösen Ladung gedrückt. Der Bereich der Ladung, dessen Poren gefüllt
sind, ist dann die detonationsfähige Sprengladung HE. Die Initiierung dieser Sprengladung
erfolgt mittels einer dem ursprünglichen Reservoir gegenüber angeordneten Zündkette
ZK 2 oder mit Hilfe einer innerhalb der Ladung HE angeordneten, hier nicht dargestellten
eigenen Zündkette.
[0034] Flüssige Sprengstoffe LHE sind seit langem bekannt und können deshalb anhand ihrer
für diese Anwendung besonders geeigneten Parameter ausgewählt werden.
[0035] Die Beaufschlagung des Druckstempels P mit Druck D in der gezeichneten Pfeilrichtung
kann im Rahmen des fachmännischen Handelns auf vielfältige Weise erfolgen. Falls eine
hohe Geschwindigkeit erforderlich ist, können pyrotechnische Hilfsmittel, wie beispielsweise
Treibladungen, eingesetzt werden. Auch der Triebwerksdruck eines Flugkörpers kann
entsprechend geführt und eingesetzt werden. Bei geringeren Anforderungen hinsichtlich
der Geschwindigkeit können auch mechanische oder elektrische Antriebe eingesetzt werden.
[0036] Für alle hier beschriebenen Beispiele beziehungsweise die gleichartig wirkenden Ausführungsformen
gilt die Bedingung, dass nicht die vollständige Verdichtung des porösen Ladungsteils
PHE abgewartet werden muss, bis über die weitere Zündkette ZK 2 die Initiierung erfolgen
kann. Vielmehr kann auch von dieser Zündkette beispielsweise über eine weitere Zünd-
oder Detonationsschnur ein zentrales Detonationssignal an den bereits verdichteten
Teil der Ladung HE herangeführt und zum gewünschten Zeitpunkt gezündet werden. Damit
wird eine weitere Flexibilität der Dosierbarkeit der Ladung erreicht.
1. Verfahren zur Leistungssteuerung eines Gefechtskopfes, dessen zylindrische Sprengladung
eine definierte Porosität aufweist, wobei mittels Druckbeaufschlagung wenigstens ein
Teil der Sprengladung komprimiert wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass mittels gesteuerter, von einer Seite der Sprengladung (PHE) beginnender, in Richtung
der Hauptachse (HA) wirksamer Kompression die Sprengladung (PHE), die eine niedrige
Dichte unterhalb der Detonationsgrenze aufweist, wenigstens teilweise auf eine höhere
Dichte verdichtet wird, die über der Detonationsgrenze liegt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kompression mittels einer detonativ beschleunigten inerten Platte (ZK 1, VL,
FP) erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kompression mit Hilfe einer EFP-Ladung mit Vorwärtsfaltung erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kompression mittels auf der Stirnseite der Sprengladung konzentrisch angeordneter
Detonatoren erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Kompression radial zur Hauptachse der Sprengladung mittels einer im Bereich der
Hauptachse (HA) angeordneten Sprengladung (HEZ) erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Kompression mittels einer axial verlaufenden Detonationsschnur (DET) erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Kompression mit Hilfe einer Mehrfachanordnung von etwa parallel und in Richtung
der und beabstandet zu der Hauptachse (HA) verlaufenden Detonationsschnüren (DET)
erfolgt.
8. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kompression mittels eines flüssigen Sprengstoffes (LHE) erfolgt, der im Sprengladungsgehäuse
angeordnet ist und der auf der einen Seite über eine Membran (M) an der zu komprimierenden
Sprengladung (PHE) und auf der anderen Seite an einer beweglich gelagerten inerten
Platte (P) anliegt, wobei die Platte (P) gesteuert den Kompressionsdruck (D) auf den
flüssigen Sprengstoff (LHE) aufbringt.
9. Vorrichtung zur Leistungssteuerung eines Gefechtskopfes, dessen zylindrische Sprengladung
eine definierte Porosität aufweist, wobei mittels Deformation wenigstens ein Teil
der Sprengladung komprimierbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass an einer Seite der porösen Sprengladung (PHE) eine inerte Platte (FP) anliegt, die
in einem zeitlichen Abstand vor der beabsichtigten Zündung der Sprengladung detonativ
(ZK 1, VL) auf diese beschleunigbar ist.
10. Vorrichtung zur Leistungssteuerung eines Gefechtskopfes, dessen zylindrische Sprengladung
eine definierte Porosität aufweist, wobei mittels Deformation wenigstens ein Teil
der Sprengladung komprimierbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich der Hauptachse (HA) der porösen Sprengladung (PHE) eine weitere Sprengladung
(HEZ) mit einem wesentlich kleineren Durchmesser als die Sprengladung angeordnet ist,
welche mittels einer eigenen Zündeinrichtung (ZK 1) initiierbar ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass auf der der eigenen Zündeinrichtung (ZK 1) gegenüber liegenden Seite der weiteren
Sprengladung (HEZ) eine mittels der in der weiteren Sprengladung laufenden Detonationsfront
(DW) auslösbares Zeitglied mit einer einstellbaren Verzögerungszeit angeordnet ist,
welches mit der weiteren Zündeinrichtung (ZK 2) des komprimierten Teils (HE) der Ladung
verbunden ist.
12. Vorrichtung zur Leistungssteuerung eines Gefechtskopfes, dessen zylindrische Sprengladung
eine definierte Porosität aufweist, wobei mittels Deformation wenigstens ein Teil
der Sprengladung komprimierbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich der Hauptachse (HA) der porösen Sprengladung (PHE) und/oder mit radialem
Abstand parallel zur Hauptachse wenigstens eine Detonationsschnur (DET) angeordnet
ist.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die mit radialem Abstand zur Hauptachse (HA) angeordneten Detonationsschnüre (DET)
spiralförmig um die Hauptachse verlegt sind.
14. Vorrichtung zur Leistungssteuerung eines Gefechtskopfes, dessen zylindrische Sprengladung
eine definierte Porosität aufweist, wobei mittels Deformation wenigstens ein Teil
der Sprengladung komprimierbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Zwischenraum zwischen einer an der porösen Sprengladung (PHE) anliegenden Membrane
(M) und einer im Sprengladungsgehäuse in axialer (HA) Richtung bewegbaren inerten
Platte (P) mit flüssigem Sprengstoff (LHE) gefüllt ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte (P) motorisch, pyrotechnisch oder mittels Gasdruck in Richtung auf die
poröse Sprengladung (PHE) bewegbar ist.