(57) Die Erfindung zeichnet sich durch die Kombination folgender Verfahrensschritte aus:
- Bereitstellen einer als Halbfertigerzeugnis vorliegenden Heissgasgehäusewand oder
einem Teil einer solchen,
- Durchbohren der Heissgasgehäusewand mittels Wasserstrahlbohrtechnik unter Vorgabe
von die Wasserstrahlbohrung bestimmenden Bohrparametern derart, dass die Heissgasgehäusewand
an vorgebbaren Gehäusewandpositionen vollständig durchsetzende Bohrungen mit einem
Bohrungsdurchmesser, der im Bereich jeweils kleiner 4 mm und größer 0,5 mm liegt,
erhält.
Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Herstellen von Filmkühlungskanälen
in einer Heissgasgehäusewand einer Gasturbinenkomponente sowie auf ein Heissgasgehäuse
einer Gasturbinenkomponente.
Stand der Technik
[0002] Gasturbinen-Heissgasgehäuse unterliegen aufgrund ihrer unmittelbaren Exposition zu
den sich innerhalb einer Brennkammer ausbildenden Heissgasen sehr hohen thermischen
Belastungen, denen es mit geeigneten Kühlmaßnahmen entgegenzutreten gilt, um thermisch
bedingte Materialschäden zu vermeiden. Zumeist wird hierzu ein Teil der im Verdichter
komprimierten Verbrennungsluft abgezweigt und zum Zwecke der Kühlung gezielt den thermisch
besonders belasteten Bereichen des Heissgasgehäuses zugeführt.
[0003] Aus der
DE 28 36 539 ist ein Gasturbinengehäuse zu entnehmen, bei dem das Heissgasgehäuse von einer Außenschale
umgeben ist, die mit der Außenwand des Heissgasgehäuses einen Zwischenraum einschließt,
in den Kühlluft aus der Verdichterstufe eingespeist wird. Zur Verbesserung der durch
die Kühlluft auf die Außenwand des Heissgasgehäuses einwirkenden Kühlwirkung ist die
Außenschale mit sogenannten Kühllufteintrittsöffnungen perforiert ausgebildet, durch
die Kühlluft hindurchtritt und im Wege der Prallkühlung auf das Heissgasgehäuse ihre
Kühlwirkung zu entfalten vermag. Eine weitere Kühlmaßnahme, die alternativ oder in
Kombination mit den vorstehend bezeichneten Kühlmaßnahmen realisiert sein kann, sieht
Öffnungen innerhalb des Heissgasgehäuses vor, durch die Kühlluft direkt in den Heissgasstrom
beigemischt wird, wodurch sich durch die Strömungsdynamik des Heissgasstromes eine
Art Filmkühlung an der Innenfläche des Heissgasgehäuses ausbildet.
[0004] Üblicherweise werden die zur Filmkühlung erforderlichen und die Wand des Heissgasgehäuses
vollständig durchragenden Kühlluftkanäle in thermisch besonders belasteten Zonen mittels
mechanischen Bohrens vorgesehen, jedoch stoßen die hierfür zur Verfügung stehenden
Bohrwerkzeuge aufgrund der großen Werkstoffhärte sowie der beträchtlichen Wandstärke
des Heissgasgehäuses an Belastungsgrenzen, insbesondere im Hinblick auf die Schaffung
von einer möglichst großen Vielzahl derartiger Filmkühlungskanäle mit Kanal- bzw.
Bohrdurchmessern von kleiner 4 mm. Üblicherweise weisen Heissgasgehäusewände Wandstärken
von 6 mm und mehr auf und bestehen zudem aus hochwarmfesten Nickellegierungen, wie
beispielsweise Ni300/Ni75Ti/Ni340 oder ähnlichen Werkstoffen.
[0005] Verfügbare Bohrwerkzeuge unterliegen bei derartigen Heissgasgehäusewerkstoffen einem
hohen Verschleiß und vermögen zudem kleiner dimensionierte Filmkühlungskanäle, also
Kanäle mit Kanaldurchmessern von kleiner 4 mm keineswegs in hoher Stückzahl und in
wirtschaftlicher Weise zu erzeugen. Numerische Modellrechnungen zeigen jedoch eine
deutliche Verbesserung des sich innerhalb eines Heissgasgehäuses ausbildenden Filmkühlungseffekts
bei einer Vielzahl nestartig angeordneter Bohrungen im Durchmesserbereich von 1 mm
bis 2 mm.
[0006] Alternativ bekannte Bohrverfahren, wie beispielsweise das Laserbohren oder das Elektronenstrahlbohren,
vermögen hingegen lediglich Durchgangskanäle mit einem Kanaldurchmesser kleiner 0,5
mm in zufriedenstellender Weise zu realisieren, so dass ein Rückgriff auf derartige
alternative Bohrtechniken als gleichfalls nicht geeignet erscheint.
Darstellung der Erfindung
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Herstellen von Filmkühlungskanälen
in einer Heissgasgehäusewand einer Gasturbine anzugeben, mit dem es möglich ist, Filmkühlungskanäle
mit einem Kühlkanaldurchmesser von größer 0,5 mm und kleiner 4 mm in zuverlässiger
Weise herzustellen und dies unter industriellen Fertigungsanforderungen. Das hierfür
erforderliche Herstellungsverfahren soll unabhängig von der Werkstoffqualität sowie
auch unabhängig von der Wandstärke des Heissgasgehäuses einsetzbar sein. Überdies
soll das Verfahren flexibel einsetzbar sein, so dass sowohl Heissgasgehäuse in ihrer
vollständigen Ausbildung, als auch nur Teile davon unmittelbar vor dem Einbau in eine
bestehende Gasturbinenanlage mit Filmkühlungskanälen versehen werden können.
[0008] Die Lösung der der Erfindung zugrunde liegenden Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben.
Ferner ist ein lösungsgemäßes Heissgasgehäuse für den Betrieb einer Gasturbinenanlage
angegeben, das über optimierte Filmkühlungseigenschaften verfügt. Den Erfindungsgedanken
vorteilhaft weiterbildende Merkmale sind Gegenstand der Unteransprüche oder sind der
weiteren Beschreibung zu entnehmen.
[0009] Lösungsgemäß ist erkannt worden, dass unter Verwendung einer geeigneten Wasserstrahlbohrtechnik
eine gewünschte Perforation bereits bestehender Heissgasgehäuseteile möglich ist.
So gilt es, die Heissgasgehäusewand in Form eines Halbfertigerzeugnisses oder wenigstens
einen Teil der Heissgasgehäusewand bereitzustellen und diese mittels Wasserstrahlbohrtechnik
unter Vorgabe von die Wasserstrahlbohrung bestimmenden Bohrparametern derart zu beaufschlagen,
dass die Heissgasgehäusewand an vorgebbaren Gehäusewandpositionen vollständig durchsetzende
Bohrungen mit einem Bohrungsdurchmesser, der im Bereich jeweils kleiner 4mm und größer
0,5 mm liegt, erhält.
[0010] So konnte durch numerische Simulationsrechnungen gezeigt werden, dass sich eine markante
Verbesserung des Filmkühlungseffektes einstellt, sofern die Heissgasgehäusewand mit
einer Vielzahl nestartig verteilt angeordneter Filmkühlkanäle versehen wird, deren
Bohrungsdurchmesser kleiner 4 mm, vorzugsweise zwischen 1 mm und 2 mm, betragen. Ferner
konnte gezeigt werden, dass unter Verwendung der Wasserstrahlbohrtechnik die für eine
optimierte Filmkühlung erforderlichen Filmkühlungskanäle in der hierfür erforderlichen
geometrischen Dimension und Qualität in sämtlichen Werkstoffarten sowie auch Wandstärken,
die typischerweise für Heissgasgehäuse verwendet werden, herstellbar sind und dies
insbesondere auch unter Maßgabe industrieller Produktionsbedingungen.
[0011] Zur Durchführung des Bohrverfahrens wird ein an sich bekannter Wasserstrahldüsenkopf
vorzugsweise an einer Dreiachskinematik angebracht und möglichst nah an der Außenwand
des Heissgasgehäuses positioniert, so dass der aus dem Wasserstrahlbohrkopf austretende
Wasserstrahl mit einem Betriebsdruck zwischen 2000 bar und 4500 bar lokal auf die
zu perforierende Heissgasgehäusewand einwirken kann. Die hierbei auftretenden Bohr-/Schneideigenschaften
des Wasserstrahls beruhen auf einer Konzentration hoher Energie auf kleinstem Raum
unter Umwandlung der Druckenergie in kinetische Energie. Dem Wasserstrahl wird darüber
hinaus ein Abrasivmittel, beispielsweise in Form von Granatsand, zugegeben, wodurch
ein Prozess der Mikrozerspanung an dem zu bohrenden bzw. zu schneidenden Heissgasgehäusewandmaterial
stattfindet. Der Wasserstrahldüsenkopf wird hierzu vorzugsweise in einem Abstand zwischen
0,6 mm und 1,5 mm gegenüber der Heissgasgehäusewand positioniert. Der auf die Oberfläche
des Heissgasgehäuses gerichtete Wasserstrahl wird nach werkstoffspezifischen Bearbeitungsparametern
eingestellt, wie Wasserdruck, Fördermenge, Düsenöffnung, Zuschlagstoff und damit verbunden
Körnung und Menge sowie Abstand zwischen Düsenkopf und Heissgasgehäuseoberfläche.
[0012] Durch die Verwendung eines einzigen, jeweils räumlich zu positionierenden Wasserstrahldüsenkopfes
erfolgt die Herstellung der einzelnen Filmkühlungskanäle innerhalb der Heissgasgehäusewand
taktweise hintereinander, so dass der Wasserstrahldüsenkopf zur Schaffung jedes einzelnen
Filmkühlungskanals exakt relativ zum Heissgasgehäuse zu positionieren ist.
[0013] Zu Zwecken der Ausbildung einer möglichst optimierten Filmkühlung innerhalb des Heissgasgehäuses
sieht eine besonders bevorzugte Anordnung von Filmkühlungskanälen eine in mehreren
Zeilen nestförmig ausgebildete Verteilung von Filmkühlungskanälen innerhalb der Heissgasgehäusewand
vor. Mit einem bevorzugten Bohrungsdurchmesser zwischen 1 mm und 2 mm werden längs
einer Zeile Filmkühlungskanäle mit einem gegenseitigen Abstand von wenigstens 10 mm
angeordnet. Hierbei erstreckt sich die durch die lineare Aneinanderreihung der einzelnen
Filmkühlungskanäle definierte Zeile vorzugsweise orthogonal zur Heissgasströmung,
die von dem Heissgasgehäuse umschlossen wird. Zusätzlich werden in Strömungsrichtung
jeweils beabstandet zueinander mehrere Zeilen mit Filmkühlungskanälen vorgesehen,
wobei die Filmkühlungskanäle benachbarter Zeilenreihen jeweils in Strömungsrichtung
der Heissgasströmung versetzt angeordnet sind, dergestalt, dass benachbarte Filmkühlungskanäle
auf Lücke stehen.
1. Verfahren zum Herstellen von Filmkühlungskanälen in einer Heissgasgehäusewand einer
Gasturbine
gekennzeichnet durch die Kombination folgender Verfahrensschritte:
- Bereitstellen einer als Halbfertigerzeugnis vorliegenden Heissgasgehäusewand oder
eines Teils einer solchen,
- Durchbohren der Heissgasgehäusewand mittels Wasserstrahlbohrtechnik unter Vorgabe
von die Wasserstrahlbohrung bestimmenden Bohrparametern derart, dass die Heissgasgehäusewand
vollständig durchsetzende Bohrungen mit einem Bohrungsdurchmesser, der im Bereich
jeweils kleiner 4 mm und größer 0,5 mm liegt, erhält.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Heissgasgehäuse aus einer hochwarmfesten Nickellegierung, insbesondere Ni300/Ni75Ti/Ni340,
besteht und eine Gehäusewanddicke von 5 mm bis 20 mm aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die den Bohrungen entsprechenden Filmkühlungskanäle jeweils einen Bohrungsdurchmesser
zwischen 1 mm und 2 mm erhalten.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass beim Wasserstrahlbohren ein Wasserstrahldüsenkopf eingesetzt wird, der taktweise
einzelne Bohrungen nacheinander in das Heissgasgehäuse unter Vorgabe eines die räumliche
Anordnung der einzelnen Bohrungen festlegenden Raummusters einbringt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass beim Wasserstrahlbohren ein Wasserstrahldüsenkopf eingesetzt wird, durch den ein
mit einem Granulat versetzter Wasserstrahl mit einem Druck in dem Bereich zwischen
2000 bar und 4500 bar auf das Heissgasgehäuse gerichtet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass als Granulat ein silikatisches, metallfreies Material verwendet wird.
7. Heissgasgehäuse für den Betrieb einer Gasturbinenanlage, das stromab einer Brennkammer
zum Zuführen der in der Brennkammer erzeugten Heissgase in die Gasturbinenstufe angeordnet
ist,
dadurch gekennzeichnet, dass in der Heissgasgehäusewand wenigstens bereichsweise eine Vielzahl zeilen- oder nestförmig
angeordneter, die Heissgasgehäusewand vollständig durchsetzender Bohrungen mit jeweils
einem Bohrdurchmesser zwischen 0,5 mm und kleiner 4 mm vorgesehen ist, durch die Kühlluft
unter Ausbildung einer Filmkühlung der Heissgasgehäusewand leitbar ist.
8. Heissgasgehäuse nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass die Filmkühlungskanäle in der Heissgasgehäusewand zeilenförmig und mit einem gegenseitigen
Stegabstand von wenigstens 10 mm angeordnet sind, und
dass die Zeilenerstreckung längs der Heissgasgehäusewand orthogonal zu einer Heissgasströmung,
die von dem Heissgasgehäuse umschlossen wird, orientiert ist.
9. Heissgasgehäuse nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens zwei Zeilenreihen in Strömungsrichtung der Heissgasströmung hintereinander
im Heissgasgehäuse angeordnet sind, und die Filmkühlungskanäle benachbarter Zeilenreihen
derart versetzt angeordnet sind, dass deren Filmkühlungskanäle jeweils auf Lücke stehen.