[0001] Den Gegenstand dieser Erfindung bildet eine Vorrichtung zur Überführung einer Materialbahn,
insbesondere Papier-, Karton-, Tissue- oder einer anderen Faserstoffbahn. In der Vorrichtung
sind zur Überführung der Materialbahn und vorzugsweise eines Stützbandes von einer
ersten Stützfläche, beispielsweise eines Trockenzylinders, zu einer nachfolgenden
Stützfläche, beispielsweise einer Saugwalze, ein Abnahmekasten mit einer Abnahmezone
zur Abnahme der Materialbahn von der ersten Stützfläche und ein Stabilisierungskasten
mit einer Stabilisierungszone zur Stabilisierung der Materialbahn vor der nachfolgenden
Stützfläche angeordnet. Die Abnahmezone und die Stabilisierungszone sind über eine
Unterdruckquelle mit Unterdruck beaufschlagbar. Den Gegenstand dieser Erfindung bildet
auch ein Verfahren zur Überführung einer Materialbahn, das mit der erfindungsgemäßen
Vorrichtung durchgeführt wird.
[0002] Derartige Vorrichtungen zur Bahnüberführung werden beispielsweise in der Trockenpartie
von Papiermaschinen eingesetzt. Diese Trockenpartien bestehen meist aus einer Anzahl
von Trockenzylindern und Saugwalzen, die jeweils in einer Reihe angeordnet sind. Die
zu trocknende Bahn verläuft dabei mäanderförmig gestützt von einem luftdurchlässigen
Stützband von einem ersten Trockenzylinder zu einer Saugwalze, um die die Bahn mit
Hilfe von Unterdruck herumgeführt wird, zu einem weiteren Trockenzylinder. Die Bahn
muss dabei in den Bereichen zwischen den Trockenzylindern und den Saugwalzen überführt
werden. Diese Überführung geschieht mit speziellen Bahnüberführungseinrichtungen.
So beschreibt die
EP 1 788 153 A2 einen Bahnüberführungskasten mit einer Abnahmezone und einer Stabilisierungszone.
In der Abnahmezone werden die Materialbahn und das Stützband mit Hilfe von Unterdruck
vom Trockenzylinder abgenommen und in der direkt nachfolgenden Stabilisierungszone
werden die Materialbahn und das Stützband mit Hilfe von Unterdruck stabilisiert. Die
beiden Unterdrücke in der Abnahmezone und der Stabilisierungszone sind dabei getrennt
einstellbar und regelbar, wobei in der Praxis meist der Unterdruck in der Abnahmezone
stärker ist als in der Stabilisierungszone.
[0003] Die
DE 10 2004 036 845 A1 und die
DE 43 14 475 A1 offenbaren ebenfalls Bahnüberführungskästen mit einer Abnahmezone und eine daran
angrenzende Stabilisierungszone.
Durch das direkte Angrenzen der Stabilisierungszone an die Abnahmezone und die oft
mangelhafte Abdichtung zwischen den Zonen ist jedoch im Betrieb das Unterdruckniveau
in der Stabilisierungszone zu hoch bzw. nicht optimal. Ein stärkerer Unterdruck in
der Abnahmezone kann eine Saugwirkung auf die direkt angrenzende Stabilisierungszone
ausüben. Ein zu starker Unterdruck in der Stabilisierungszone bewirkt jedoch eine
zu starke Ansaugung und Auslenkung der Materialbahn und des Stützbandes. Das Stützband
unterliegt dadurch einem verstärkten Verschleiß. Es kann sogar am Bahnüberführungskasten
schleifen, was zu einer Zerstörung des Bandes führen kann.
Das Problem ließe sich umgehen, wenn man den Unterdruck in der Abnahmezone verringert
und somit an den Unterdruck in der Stabilisierungszone anpasst, dadurch ist jedoch
kein effizienter Betrieb möglich, da insbesondere hohe Maschinen- bzw. Produktionsgeschwindigkeiten
unterschiedliche Unterdruckniveaus in den einzelnen Zonen erforderlich machen. Durch
immer schnellere Maschinengeschwindigkeiten muss die Bahn noch schneller von der vorangehenden
Stützfläche abgelöst werden, um keine negative Beeinflussung der Bahnqualität zu erhalten.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Bahnüberführungsvorrichtung
und ein Überführungsverfahren zu schaffen, durch welche selbst bei hohen Maschinengeschwindigkeiten
eine Bahnüberführung ermöglicht wird, ohne dass dabei die Materialbahn und das Stützband
zu stark im Überführungsbereich ausgelenkt werden.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Vorrichtung, bei der die Abnahmezone des Abnahmekastens
durch Dichtungseinrichtungen und die Stabilisierungszone des Stabilisierungskastens
durch eine Dichtung und die nachfolgende Stützfläche begrenzt ist, wobei sich zwischen
der Abnahmezone und der Stabilisierungszone eine weitere Zone zur Entkoppelung der
Unterdrucke in der Abnahmezone und in der Stabilisierungszone befindet, die durch
eine Dichtungseinrichtung der Abnahmezone und eine Dichtung der Stabilisierungszone
begrenzt ist.
Durch diese Anordnung kann vermieden werden, dass der Unterdruck in der Abnahmezone
den Unterdruck in der Stabilisierungszone negativ beeinflusst bzw. dass der Unterdruck
in der Stabilisierungszone den Unterdruck in der Abnahmezone beeinflusst.
Somit können die Drücke in der Abnahmezone und in der Stabilisierungszone optimal
eingestellt werden, damit die Bahn in der Abnahmezone möglichst am Tangentenpunkt
von der Stützfläche abgenommen wird und in der Stabilisierungszone möglichst geringe
Verschleißkräfte auf das Stützband wirken.
[0006] Vorzugsweise ist der Abnahmekasten vom Stabilisierungskasten getrennt. Durch die
Separierung der beiden Kästen wird der Einbau in eine Trockenpartie einer Papiermaschine
erheblich erleichtert. Die Positionierung dieser beiden Kästen zum Trockenzylinder
wird leichter möglich, da jeder Kasten für sich justiert werden kann. Außerdem vereinfacht
sich die Wartung der Kästen und im Falle eines Defektes muss nicht die gesamte Bahnüberführungsvorrichtung
ausgetauscht werden.
[0007] Es ist vorteilhaft, wenn der Abnahmekasten oder der Stabilisierungskasten mindestens
eine Dichtungseinrichtung aufweist, die schwenkbar gelagert ist. Durch diese schwenkbare
Dichtungseinrichtung kann ein Stützbandwechsel einfach durchgeführt werden.
[0008] Es ist sinnvoll, wenn der Abnahmekasten oder der Stabilisierungskasten mindestens
eine Dichtungseinrichtung mit mehreren Dichtlippen aufweist, wobei mindestens ein
Raum zwischen den Dichtlippen mit einer Unterdruckquelle verbunden ist. Zum Sicherstellen
eines bestimmen Unterdruckniveaus ist die Abdichtung entscheidend. Wenn hohe Unterdrücke
erforderlich sind, reicht oftmals eine herkömmliche Dichtung nicht aus. Um eine entsprechendes
Ergebnis zu erzielen wird daher die Luft innerhalb der Labyrinthkammern bzw. zwischen
den Dichtlippen abgesaugt. Damit kann in den Kammern zusätzlich ein Unterdruck gehalten
bzw. aufgebracht werden.
Gegenstand der Erfindung bildet auch ein entsprechendes Verfahren zur Überführung
einer Materialbahn, wobei die Materialbahn zwischen der Abnahmezone und der Stabilisierungszone
eine weitere Zone durchläuft, in der ein Druck anliegt, der betragsmäßig größer ist,
als der Unterdruck in der Abnahmezone und der Unterdruck in der Stabilisierungszone.
Die Unterdrücke in der Abnahmezone und der Stabilisierungszone beeinflussen sich dabei
gegenseitig nicht und ermöglichen eine optimale Druckeinstellung für eine schonende
Bahnüberführung auch bei hohen Maschinengeschwindigkeiten.
[0009] In einer günstigen Ausführungsform des Verfahrens wird der Unterdruck in der Abnahmezone
stärker als der Unterdruck in der Stabilisierungszone eingestellt. Dadurch kann eine
gute Ablösung der Materialbahn auch bei hohen Maschinengeschwindigkeiten erreicht
werden.
[0010] In einer vorteilhaften Ausführung des Verfahrens wird mindestens eine Dichtungseinrichtung,
die die Abnahmezone oder die Stabilisierungszone begrenzt, besaugt. Durch eine Besaugung
der Dichtung selbst, also des Raumes zwischen den einzelnen Dichtlippen, kann eine
noch bessere Dichtwirkung erzielt werden.
[0011] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Seitenansicht der erfindungsgemäßen Bahnüberführungsvorrichtung;
Fig. 2 einen vergrößerten Ausschnitt der schematischen Seitenansicht aus Fig. 1;
Fig. 3 eine Detailansicht des Abnahmekastens mit einer schwenkbaren Dichtungseinrichtung;
Fig. 4 eine schematische Detailansicht des Abnahmekastens mit einer besaugten Dichtungseinrichtung;
[0012] In Figur 1 ist die erfindungsgemäße Bahnüberführungsvorrichtung dargestellt. Sie
umfasst einen Abnahmekasten 5 und einen Stabilisierungskasten 7. Im Betrieb wird die
Materialbahn 1 von rechts kommend von einem Stützband 2 gestützt und über eine erste
Stützfläche 3 geführt, die im vorliegenden Beispiel ein rotierender und beheizter
Trockenzylinder ist. Danach wird die Materialbahn 1 und das Stützband 2 durch den
Abnahmekasten 5 in der Abnahmezone 6 von der ersten Stützfläche 3 abgenommen. Der
Abnahmekasten 5 wird dazu mit Unterdruck beaufschlagt, dadurch wird die Materialbahn
1 und das Stützband 2 im Bereich der Abnahmezone 6 von der ersten Stützfläche 3 weggesaugt.
Die Abnahmezone 6 wird durch Dichtungseinrichtungen 10 und 10', die quer zur Maschinenlaufrichtung
verlaufen, abgedichtet. An die Abnahmezone schließt eine weitere Zone 9 an, die im
vorliegenden Beispiel nach Außen hin offen ist und somit Umgebungsdruck aufweist.
Es ist auch denkbar, dass der Druck in dieser weiteren Zone 9 eingestellt werden kann,
beispielsweise über eine Blende. Anschließend an diese weitere Zone 9 folgt die Stabilisierungszone
8 des Stabilisierungskastens 7. In dieser Stabilisierungszone 8 wird die Materialbahn
1 und das Stützband 2 mit Hilfe eines Unterdrucks stabilisiert. Die Stabilisierungszone
8 wird durch eine Dichtung 14 von der weiteren Zone 9 getrennt. An die Stabilisierungszone
8 schließt die nachfolgende Stützfläche 4 an, die im vorliegenden Fall eine Saugwalze
ist. Der an die Saugwalze angelegte Unterdruck sorgt für eine gute Umlenkung der Materialbahn
1 und des Stützbandes 2 um die Saugwalze. Die Saugwalze kann direkt mit dem Stabilisierungskasten
7 verbunden sein, wodurch die Luft aus dem Stabilisierungskasten 7 über die Saugwalze
abgesaugt wird. Nach der Saugwalze läuft die Materialbahn 1 und das Stützband 2 über
einen weiteren Trockenzylinder. Die Rotationsrichtung der beiden Trockenzylinder und
der Saugwalze ist durch Pfeile angedeutet.
[0013] Figur 2 stellt einen vergrößerten Ausschnitt der schematischen Seitenansicht aus
Fig. 1 dar, wobei die verwendeten Bezugszeichen aller Figuren denen in Fig. 1 entsprechen.
Man erkennt dabei deutlich die weitere Zone 9, die sich zwischen der Abnahmezone 6
und der Stabilisierungszone 8 befindet. Die weitere Zone 9 steht dabei mit der Umgebung
in Verbindung. Die Abnahmezone 6 wird nach oben und nach unten hin durch die Dichtungseinrichtungen
10 und 10' abgedichtet. Die Dichtungseinrichtungen 10 und 10' bestehen dabei aus einzelnen
klingenartigen Dichtlippen 11, die auch eine Labyrinthdichtung bilden können. Diese
Dichtlippen 11 bzw. die Dichtung 14 können aus Silikon, aus Teflon oder aus einem
anderen Kunststoff gefertigt sein.
[0014] In Fig. 3 ist der Abnahmekasten 5 mit schwenkbaren Dichtungseinrichtungen 10 und
10' dargestellt. Die Dichtungseinrichtungen 10 und 10' können dabei über ein Gelenk
15 und 15' aus der Dichtposition verschwenkt werden. Diese Verschwenkung kann beispielsweise
nach oben und/oder nach unten erfolgen. Die strichpunktierten Linien zeigen dabei
die Dichtungseinrichtungen 10 und 10' in einer nach oben ausgeschwenkten Position.
Durch eine entsprechende Montage der Dichtungseinrichtung 10 am Abnahmekasten 5 kann
natürlich auch eine Verschwenkbarkeit nach unten erreicht werden (nicht dargestellt)
Diese Verschwenkbarkeit der Dichtungseinrichtung 10, 10' erleichtert Wartungsarbeiten
und das Auswechseln des Stützbandes 2. Zusätzlich kann die Dichtungseinrichtung 10
bei einer Papiereinwicklung um den Zylinder nachgeben, dadurch wird eine Beschädigung
der Dichtlippen 11 und des Stützbandes 2 verhindert. Die Dichtungseinrichtung 10,
10' kann auch über eine Feder in der Dichtposition vorgespannt sein. Bei einer Auslenkung
der Dichtungseinrichtung 10, 10' aus der Dichtposition wird diese über die Vorspannung
wieder in die ursprüngliche Dichtposition zurückgelenkt.
[0015] In Figur 4 ist ein Abnahmekasten 5 mit einer besaugten Dichtungseinrichtung 10 dargestellt.
Der Raum 12 zwischen den Dichtlippen 11 ist dabei besaugt. Die Luft in diesem Raum
12 wird dabei in Strömungsrichtung 13 in den Abnahmekasten 5 gesaugt. Im Betrieb wird
durch die Besaugung der Dichtungseinrichtung 10 eine verbesserte Abdichtung gegenüber
der Umgebung bzw. gegenüber der weiteren Zone 9 erreicht.
[0016] Die in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsformen stellen lediglich eine bevorzugte
Ausführung der Erfindung dar. Die Erfindung umfasst auch andere Ausführungsformen,
bei denen beispielsweise die schwenkbare oder besaugte Dichtungseinrichtung 10, 10'
am Stabilisierungskasten 7 angebracht ist.
1. Vorrichtung zur Überführung einer Materialbahn, insbesondere Papier-, Karton-, Tissue-
oder einer anderen Faserstoffbahn, in der zur Überführung der Materialbahn (1) und
vorzugsweise eines Stützbandes (2) von einer ersten Stützfläche (3), beispielsweise
eines Trockenzylinders, zu einer nachfolgenden Stützfläche (4), beispielsweise einer
Saugwalze, ein Abnahmekasten (5) mit einer Abnahmezone (6) zur Abnahme der Materialbahn
(1) von der ersten Stützfläche (3) und ein Stabilisierungskasten (7) mit einer Stabilisierungszone
(8) zur Stabilisierung der Materialbahn (1) vor der nachfolgenden Stützfläche (4)
angeordnet sind, wobei die Abnahmezone (6) und die Stabilisierungszone (8) jeweils
mit einer Unterdruckquelle verbunden sind, wobei die Abnahmezone (6) des Abnahmekastens
(5) durch die Dichtungseinrichtungen (10) und (10') begrenzt ist und die Stabilisierungszone
(8) des Stabilisierungskastens (7) durch die Dichtung (14) und die nachfolgende Stützfläche
(4) begrenzt ist, dadurch gekennzeichnet, dass sich zwischen der Abnahmezone (6) und der Stabilisierungszone (8) eine weitere Zone
(9) zur Entkoppelung der Unterdrucke in der Abnahmezone (6) und in der Stabilisierungszone
(8) befindet, die durch die Dichtungseinrichtung (10') und die Dichtung (14) begrenzt
ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Abnahmekasten (5) getrennt vom Stabilisierungskasten (7) ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Dichtungseinrichtung (10, 10' oder 14) schwenkbar gelagert ist.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Dichtungseinrichtung (10, 10') mehrere Dichtlippen (11) aufweist,
wobei mindestens ein Raum (12) zwischen den Dichtlippen (11) mit einer Unterdruckquelle
verbunden ist.
5. Verfahren zur Überführung einer Materialbahn, insbesondere Papier-, Karton-, Tissue
oder einer anderen Faserstoffbahn, bei dem die Materialbahn (1) von einer ersten Stützfläche
(3) zu einer nachfolgenden Stützfläche (4) überführt wird, wobei die Materialbahn
(1) in einer Abnahmezone (6) von der ersten Stützfläche (3) mit Hilfe von Unterdruck
abgenommen wird und in einer Stabilisierungszone (8) vor der nachfolgenden Stützfläche
(4) mit Hilfe von Unterdruck stabilisiert wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Materialbahn (1) zwischen der Abnahmezone (6) und der Stabilisierungszone (8)
eine weitere Zone (9) durchläuft, in der ein Druck vorliegt, der betragsmäßig größer
ist, als der Unterdruck in der Abnahmezone (6) und der Unterdruck in der Stabilisierungszone
(8).
6. Verfahren zur Überführung einer Materialbahn nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Unterdruck in der Abnahmezone (6) stärker als der Unterdruck in der Stabilisierungszone
(8) eingestellt wird.
7. Verfahren zur Überführung einer Materialbahn nach einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Dichteinrichtung (10, 10'), die die Abnahmezone (6) oder die Stabilisierungszone
(8) begrenzt, besaugt wird.