[0001] Die vorliegende Erfindung befasst sich mit einer Notraffvorrichtung für Sonnenschutzanlagen
mit einem raff- oder wickelbaren Behang, wobei ein Energiespeicher, z. B. eine Federspannvorrichtung,
vorgesehen ist, der in einem vorgespannten Zustand mittels einer Auslösevorrichtung
blockiert ist und nach der Freigabe durch die Auslösevorrichtung den Behang mit hoher
Geschwindigkeit einholt, wobei die Auslösevorrichtung ein elektrisches Stellglied
aufweist, das durch ein elektrisches Signal zur Freigabe des wenigstens einen aufgeladenen
oder vorgespannten Energiespeichers ansteuerbar ist.
[0002] Derartige Notraffvorrichtungen sind beispielsweise aus der
DE 202 19 778 U1 bekannt. Dort wird die Federvorrichtung mittels einer mechanischen Auslösevorrichtung
in ihrem gespannten Zustand gehalten, wobei mit Hilfe eines Bowdenzuges die Auslösevorrichtung
manuell betätigt werden kann, um den Behang im Notfall zu raffen. Problematisch ist
bei solchen Notraffvorrichtungen die Gestaltung des Betätigungshebels. Einerseits
muss der manuell zu bedienende Hebel gut sichtbar und auch für nicht eingewiesene
Personen leicht zu betätigen sein, andererseits darf es nicht zu Verwechslungen mit
Bedienelementen für beispielsweise Oberlichter kommen, da es dann zu Fehlauslösungen
kommt, die jedes Mal einen relativ hohen Aufwand erfordern, um die Federspannvorrichung
wieder in ihre gespannte Bereitschaftsstellung zu versetzen. Auch besteht die Gefahr,
dass die Notraffvorrichtung vorsätzlich fehlausgelöst wird, weil ein gewisser Reiz
damit verbunden sein kann, die Anlage mit besonders hoher Geschwindigkeit zu raffen.
[0003] Die
DE 102 16 342 zeigt eine weitere gattungsgemäße Notraffvorrichtung, bei der der Energiespeicher
wiederum als Federspannvorrichtung ausgebildet ist, bei diesem Beispiel aber in Gestalt
einer Gasdruckfeder, die über flaschenzugähnlich ausgebildete Umlenkorgane auf den
Behang wirkt, um die Notraffung zu bewirken.
[0004] Schließlich ist auch die Montage des Bowdenzuges oder einer sonstigen mechanischen
Ausrüstung zur Betätigung der Auslösevorrichtung aufwendig.
[0005] Eine Notraffvorrichtung der eingangs genannten Art ist aus der
DE 10 2004 029 553 A1 bekannt. Die Ansteuerung der Auslösevorrichtung über ein elektrisches Signal vermeidet
aufwendige mechanische Bedienelemente, die ggf. im Bereich der Fensterlaibung durch
aufwendige Baumaßnahmen installiert werden müssen. Dabei ist lediglich ein elektrischer
Anschluß notwendig, um das elektrische Signal an die Auslösevorrichtung übermitteln
zu können. Schwierigkeiten können bei einem Stromausfall entstehen, weil eine sichere
Raffung dann nicht mehr gewährleistet ist. Aus der
DE 201 18 594 U1 ist ein Rolltor bekannt, dass bei Stromausfall automatisch öffnet. Dies kann insbesondere
bei kurzen Störungen der Stromversorgung ohne eigentliche Gefahrensituation sehr störend
sein.
[0006] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine Notraffvorrichtung zu
schaffen, die die Nachteile bekannter Auslösevorrichtungen vermeidet.
[0007] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch eine Notraffvorrichtung der eingangs beschriebenen
Art gelöst, bei welcher eine Notstromversorgung vorgesehen ist, die das elektrische
Stellglied mit Strom versorgt und bei einem Stromausfall das elektrische Signal generiert.
[0008] Eine solche Ausgestaltung ist zum einen vorteilhaft, wenn es bei einem schweren Gebäudeschaden
zu einem Stromausfall kommen sollte, kann aber auch in anderen Situationen vorteilhaft
sein. Wenn beispielsweise ein Raum verdunkelt ist und es zu einem Stromausfall kommt,
wird durch das dennoch mögliche sofortige Aufholen der Verdunklungsbehänge der Raum
erhellt und es kann keine Paniksituation bei den im Raum befindlichen Personen auftreten.
[0009] Neben den bereits anfangs genannten Energiespeichern in der Form von Federspannvorrichtungen,
beispielsweise als Torsionsfederpakete oder Gasdruckfedern, sind auch weitere Formen
von Energiespeichern möglich, beispielsweise pneumatische oder hydraulische Antriebe
oder auch angehobene Gewichte, die im Notfall den Behang der Anlage raffen können.
[0010] Während im einfachsten Fall die Erzeugung des elektrischen Schaltsignals mittelseines
manuell betätigbaren Betätigungsschalters oder -tasters erfolgt, wobei ein solcher
Schalter oder Taster zur Vergrößerung der Hemmschwelle gegen eine bewusste Fehlauslösung
ähnlich wie Schalter zur Betätigung eines Feueralarms hinter einer dünnen Glasscheibe
angeordnet werden kann, ist einer weiteren Ausführungsform der Erfindung, ein Rauch-
oder Brandmelder oder ein Temperatursensor vorgesehen, der bei seinem Auslösen das
elektrische Signal generiert. Bei einer solchen Ausbildung der Notraffvorrichtung
ist nicht unbedingt ein manueller Eingriff im Gefahrenfall notwendig, da die Sicherheitsüberwachung
in dem Gebäude die Notraffvorrichtung selbsttätig auslösen kann. Auch kann alternativ
oder ergänzend eine Rauch-/Wärmeabzugsanlage vorgesehen sein, die bei Inbetriebnahme
das elektrische Signal generiert und, sofern dies gewünscht ist, kann auch ein Bewegungsmelder
vorgesehen sein, um das betreffende elektrische Signal zum Auslösen der Notraffvorrichtung
zu generieren.
[0011] Eine weitere vorteilhafte Ausbildung sieht vor, dass ein Windsensor vorgesehen ist,
der das elektrische Signal beim Erreichen eines Grenzwertes der Windgeschwindigkeit
generiert. Bei einer solchen Ausbildung wird eine Beschädigung des ausgefahrenen Behanges
durch übermäßige Windbelastung vermieden, wobei die Nutzung der Notraffvorrichtung
aufgrund der elektrischen Auslösevorrichtung auch bei im übrigen rein mechanisch betriebenen
Sonnenschutzanlagen möglich ist. Selbstverständlich ist bei einer solchen Ausgestaltung
die Sonnenschutzanlage mit der Notraffvorrichtung so auszulegen, dass eine Beschädigung
der Anlage durch das Auslösen der Notraffvorrichtung in jedem Fall vermieden wird.
[0012] Die erfindungsgemäße Notraffvorrichtung, wie sie zuvor beschrieben worden ist, eignet
sich auch zum Einsatz in einem System zur Freigabe von Fluchtwegen mit einer Steuerzentrale
und mehreren Notraffvorrichtungen dieser Art. In einem solchen Fall kann die Steuerzentrale
das elektrische Signal zum Auslösen bestimmter Notraffvorrichtungen oder aller Notraffvorrichtungen
generieren. Die Auslösung einzelner Anlagen kann beispielsweise bei einem teilweisen
Stromausfall in einem Gebäude oder bei Anlagen auf der Windangriffseite des Gebäudes
sinnvoll sein, wenn ein entsprechendes Signal eines Windsensors vorliegt. Im Brandfall
kann die Zentrale aber auch das rasche Aufholen aller Anlagen durch Betätigen aller
Notraffvorrichtungen veranlassen.
[0013] Das elektrische Stellglied kann bei den jeweiligen Notraffvorrichtungen unmittelbar
dem Energiespeicher zugeordnet sein, wobei beispielsweise eine Federspannvorrichtung
auf eine Welle wirkt, auf der ein Rastelement drehstarr angeordnet ist, das mit einem
beweglichen Verriegelungselement zusammenwirkt, das mit dem elektrischen Stellglied
gekoppelt ist und durch dieses aus dem Eingriff mit dem Rastelement ausrückbar ist.
Die Ausbildung über ein bewegliches Rastelement bietet den Vorteil, dass im Normalfall
das elektrische Stellglied nicht bestromt werden muss, um die Federspannvorrichtung
in der vorgespannten Stellung zu halten, grundsätzlich sind aber auch andere Ausführungsformen
von Stellgliedern und andere Formen der Arretierung der Federspannvorrichtung möglich.
[0014] Nachfolgend wird anhand der beigefügten Zeichnung näher auf ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung eingegangen.
- Fig. 1
- zeigt ein schematisches Schaubild einer Ansteuerung einer Notraffvorrichtung;
- Fig. 2
- ein typisches Einsatzbeispiel für eine Notraffvorrichtung gemäß Fig. 1.
[0015] In Fig. 2 ist als Beispiel für die Anwendung einer Notraffvorrichtung 10 (siehe Fig.
1) ein Raffstore 12 gezeigt, der einen Lamellenbehang 14 mit einer an seinem unteren
Ende vorgesehenen Unterschiene 16 aufweist. Wenn ein solcher Raffstore einen Fluchtweg
18 versperrt, ist es geboten, eine Notraffvorrichtung (in Fig. 2 nicht gezeigt) vorzusehen,
die auf die Unterschiene 16 wirkt, beispielsweise über spezielle Aufzugsorgane, um
den Behang 14 in einer Notfallsituation mit gegenüber der normalen Einholgeschwindigkeit
erheblich gesteigerter, z. B. zehnfacher Geschwindigkeit aufzufahren und den Fluchtweg
18 freizugeben. Die Notraffvorrichtung besitzt zum Aufbringen der hierzu notwendigen
Energie einen Energiespeicher, beispielsweise in der Form einer Federspannvorrichtung,
der sich immer in einem Bereitschaftszustand befindet, um durch eine Auslösevorrichtung
im Notfall rasch freigegeben werden zu können. Neben Federspannvorrichtungen können
zu diesem Zweck auch pneumatische, hydraulische oder mit Gewichten arbeitende Vorrichtungen
eingesetzt werden.
[0016] Fig. 1 veranschaulicht die Ansteuerung einer hier als elektrisches Stellglied 20
bzw. Steuerelement ausgebildeten Auslösevorrichtung, die mechanisch auf die in Fig.
1 nur skizziert dargestellte Notraffvorrichtung 10 wirkt, die wiederum über Aufzugsorgane
22 auf die hier skizzierte Unterschiene 16 des Behanges wirkt. Das Steuerelement 20
kann der Notraffvorrichtung 10 unmittelbar zugeordnet sein, d. h. beispielsweise als
linear verschiebliche Sperrklinke in den Antrieb der Notraffvorrichtung eingreifen,
es kann aber auch entfernt von der Notraffvorrichtung angeordnet sein und über mechanische
Stellelemente auf die Notraffvorrichtung wirken.
[0017] Das Stellglied 20 wird durch externe Signale aktiviert. In Fig. 1 sind Beispiele
für verschiedene Einrichtungen gezeigt, die ein solches externes Signal generieren
können, wobei nicht notwendigerweise alle diese Einrichtungen, sondern je nach Bedarfsfall
wenigstens eine dieser Einrichtungen vorhanden sein muss. Im einzelnen können die
externen Signale beispielsweise durch ein Bedienelement 24 generiert werden, das in
der Nähe des Raffstores 14 oder einer sonstigen Sonnenschutzanlage mit Notraffung
angeordnet sein kann. Zur Vermeidung von Fehlbedienungen empfiehlt es sich, ein solches
Bedienelement beispielsweise in der Art eines Feuermelders hinter einer Glasscheibe
und/oder verplombt anzuordnen.
[0018] Das externe Signal kann auch durch Sensoren generiert werden, die ungewöhnliche Ereignisse
in einem Gebäude detektieren und damit eine Notfallsituation erfassen können. Beispiele
für solche Sensoren sind ein Rauchsensor 26, eine Brandmeldeanlage 28, ein Bewegungssensor
30, ein Temperatursensor 32 oder auch eine Rauch-/Wärmeabzugsanlage, die bei ihrem
Einschalten ein externes Signal generiert. Die Auslösung des Stellgliedes kann auch
mittels einer Stromüberwachung 34 erfolgen, die im Falle eines Stromausfalls das Stellglied
20 betätigt, wobei das Stellglied 20 auch so aufgebaut sein kann, dass es im Regelfall
bei Anliegen der Netzspannung die Notraffeinrichtung blockiert und diese dann bei
Wegfall der Netzspannung freigibt. Die Stromüberwachung 34 kann auch eine Notstromversorgung
beiinhalten und, falls gewünscht, das Stellglied 20 z. B. bei einem Stromausfall aktiv
auslösen.
[0019] Ferner besteht auch die Möglichkeit, sämtliche Notraffvorrichtungen innerhalb eines
Gebäudes zentral von einer Steuerzentrale 36 aus anzusteuern. Auf diese Weise ist
es möglich, dass bei Auslösen eines Feueralarms in einem Gebäude oder Ansprechen eines
Rauchsensors auf einer Etage über die Steuerzentrale 36 dann die notwendigen Maßnahmen
veranlasst werden, um alle relevanten Fluchtwege 18 freizugeben. In einem solchen
Fall ist es auch möglich, die Steuerzentrale 36 den zuvor beschriebenen Sensoren zwischenzuschalten,
d. h. das Stellglied 20 wird nicht unmittelbar durch die Sensoren ausgelöst, sondern
deren Signale werden in der Steuerzentrale 36 verarbeitet, um dann die relevanten
Stellglieder 20 anzusteuern und die entsprechenden Notraffvorrichtungen auszulösen.
1. Notraffvorrichtung für Sonnenschutzanlagen mit einem raff- oder wickelbaren Behang
(14), wobei ein Energiespeicher vorgesehen ist, die in einem aufgeladenen oder vorgespannten
Zustand mittels einer Auslösevorrichtung blockiert ist und nach der Freigabe durch
die Auslösevorrichtung den Behang mit hoher Geschwindigkeit einholt, wobei die Auslösevorrichtung
ein elektrisches Stellglied (20) aufweist, das durch ein elektrisches Signal zur Freigabe
des wenigstens einen aufgeladenen oder vorgespannten Energiespeichers (10) ansteuerbar
ist, dadurch gekennzeichnet, dass eine Notstromversorgung (34) vorgesehen ist, die das elektrische Stellglied (20)
mit Strom versorgt und bei einem Stromausfall das elektrische Signal generiert.
2. Notraffvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das elektrische Stellglied (20) unmittelbar dem Energiespeicher (10) zugeordnet ist.
3. Notraffvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Energiespeicher eine Torsionsfeder auf eine Welle wirkt, auf der ein Rastelement
drehstarr angeordnet ist, das mit einem beweglichen Verriegelungselement zusammenwirkt,
das mit dem elektrischen Stellglied gekoppelt ist und durch dieses aus dem Eingriff
mit dem Rastelement ausrückbar ist.
4. Notraffvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Energiespeicher eine Gasdruckfeder auf einen Zugmechanismus wirkt, wobei der
Zugmechanismus durch das elektrische Stellglied blockierbar ist.
5. Notraffvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass als Energiespeicher eine Pneumatik, eine Hydraulik oder eine Mechanik mit anhebbaren
Gewichten vorgesehen ist.
6. Notraffvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Rauchmelder (16), ein Brandmelder (28) und/oder ein Temperatursensor (32) vorgesehen
ist, der bei seinem Auslösen das elektrische Signal generiert.
7. Notraffvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Rauch-/Wärmeabzugsanlage vorgesehen ist, die bei ihrem Auslösen das elektrische
Signal generiert.
8. Notraffvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein manuell betätigbarer Betätigungsschalter oder -taster (24) vorgesehen ist, der
bei Betätigung das elektrische Signal generiert.
9. Notraffvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Bewegungsmelder (30) vorgesehen ist, der bei seinem Auslösen das elektrische
Signal generiert.
10. Notraffvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Windsensor vorgesehen ist, der das elektrische Signal beim Erreichen eines Grenzwertes
der Windgeschwindigkeit generiert.
11. System zur Freigabe von Fluchtwegen mit einer Steuerzentrale (36) und mehreren Notraffvorrichtungen
nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerzentrale (36) das elektrische Signal zur Auslösung bestimmter Notraffvorrichtungen
(10) oder aller Notraffvorrichtungen (10) generiert.