[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufschluss von Lignozellulosen enthaltenden
Materialien zu Faserstoffen und ein Verfahren zur Weiterverarbeitung dieser Faserstoffe.
[0002] Lignozellulosen werden vor ihrer Verarbeitung zu Werk- und Dämmstoffen, zu Bewehrungs-
oder Füllstoffen, zu Kartonagen oder zu Brennstoffen entweder zu Spänen oder zu Faserstoffen
zerkleinert. Die dünnen und zumeist gekrümmten Faserstoffe gewinnen im Vergleich zu
den geraden, steifen und stark elastischen Spänen eine zunehmende wirtschaftliche
Bedeutung, weil sie bessere Verarbeitungseigenschaften haben und die mit ihnen hergestellten
Produkte höherwertig sind.
[0003] Die wichtigsten Maschinen zur Zerfaserung der Lignozellulosen sind Schleifsteine,
Doppelschneckenextruder sowie Kegel- oder Scheibenrefiner. Gegenwärtig dominieren
die Doppelscheibenrefiner. Beim Doppelscheibenrefiner erfolgt der zerfasernde Aufschluss
hauptsächlich durch Scherbeanspruchung zwischen den beiden parallel angeordneten und
innenseitig mit Rippen profilierten Mahlscheiben, von denen eine starr angeordnet
ist und die andere mit hoher Geschwindigkeit rotiert. Beim Aufschlussprozess strömen
die Lignozellulosen als wässrig-fließfähige Masse nach dem radialen Eintrag in den
Refiner durch den sich zunehmend verengenden Spalt zwischen den Mahlscheiben nach
außen. Dabei werden die Lignozellulosen durch Scherkräfte sukzessive zu Fasern mit
hoher bis sehr hoher Feinheit aufgespalten.
[0004] Wichtige Nachteile der benannten Zerfaserungsmaschinen sind niedrige Durchsatzleistungen
und/oder hoher Elektroenergiebedarf. Das gegenwärtig dominierende Refinerverfahren
hat zudem den Nachteil, dass die Zerfaserung von härteren Lignozellulosen, wie z.
B. Holz, erst dann möglich ist, wenn der Rohstoff zuvor durch einen Kochprozess bei
hohen Drücken von etwa 10 bis 20 bar und Temperaturen von etwa 160 bis 220°C hydrothermal
aufgeweicht wird. Dafür wird teure Apparatetechnik und viel Wärmeenergie benötigt.
Des Weiteren fallen bei der notwendigen Entwässerung der Faserpülpe große Mengen an
belastetem Abwasser an.
[0005] Beim Aufschluss der Lignozellulosen mit Refinern entstehen Faserstoffe, die innerlich
wenig veredelt sind, weil der Zerfaserungsprozess hauptsächlich durch Scherbeanspruchung
erfolgt. Die hohe Porosität in den Fasern bleibt deshalb weitgehend erhalten. Außerdem
werden beigemischte Stoffe, wie z. B. Binde- und/oder Hydrophobierungsmittel, hauptsächlich
auf die Oberfläche der Fasern verteilt. Im Porenvolumen der Fasern befinden sich nach
der Abtrocknung des Wassers Gase. Die Poren in den Fasern verringern die Festigkeit
der Fasern, und sie verschlechtern die Kompressionseigenschaften des Faserstoffes
z. B. bei der Herstellung von Faserwerkstoffen durch Pressverdichtung, weil die in
den Poren eingeschlossenen Gase den Verdichtungswiderstand erhöhen und die Rückexpansion
nach der Druckentlastung des gepressten Werkstoffes verstärken. Letzteres kann sogar
zur Zerstörung des Werkstoffes durch Expansionsrisse führen.
[0006] Das Porenvolumen begünstigt zudem die Schädigung der Produkte durch das Eindringen
von Wasser und/oder von Mikroorganismen.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist die Entwicklung eines Verfahrens zum Aufschluss von Lignozellulosen
mit verbesserten und zudem flexibel einstellbaren Eigenschaften, das sich zugleich
durch eine geringe Anzahl an Prozessstufen sowie niedrigen Wärme- und Elektroenergiebedarf
auszeichnet und bei dem keine stark belasteten Abwässer aus einem Kochprozess anfallen.
[0008] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass die Lignozellulosen enthaltenden
Materialien im Gemisch mit Faserverbesserungsstoffen im oberflächenfeuchten Zustand
mit einer Flachmatrizen-Pelletpresse zu einem Faserstoff mit wesentlich verringerter
innerer Porosität und bis in die Fasermitte eingewalzten Faserverbesserungsstoffen
aufgeschlossen werden.
[0009] Unter "Faserverbesserungenstoffen" werden hier Stoffe verstanden, die nicht nur die
Verbreiterung und Zerkleinerung des Materials fördern, sondern reaktionsfähige Stoffe
sind, die den Grazer Stoffen bessere Eigenschaften verleihen. Sie wirken modifizierend,
verändernd, veredelnd. Die Veredelung der Fasern erfolgt während des Ausschlusses
in der Pelletpresse und vor allem auch danach während der Trocknung und/oder Lagerung.
[0010] Unter "oberflächenflächenfeuchter Zustand" wird dabei ein Zustand verstanden, bei
dem der Wassergehalt ungefähr 5 bis 15% höher ist als der Sättigungswassergehalt.
Dieser wiederum gibt den Feuchtegehalt an, den in ein Rohstoff hat, wenn sein inneres
Porenvolumen vollständig mit Wasser ausgefüllt ist, aber keine zusätzliche Oberflächenfeuchte
vorliegt. Alle Braunkohlen aus unterschiedlichen Tagebauen oder aus verschiedenen
Flözen in einem Tagebau, jede Holz- oder Strohart und auch gleiche Hölzer mit unterschiedlichem
Alter haben jeweils ihren von der Stoff- und Porenstruktur abhängigen "Sättigungswassergehalt".
Deshalb ist diese Größe rohstoffspezifisch. Diese Sättigungsfeuchtegehalte sind für
die Ausbildung von hochwertigen Faserstoffen in der Pelletpresse eine Mindestbedingung.
Bei der Verkleinerung von teilweise oder stark vorgetrockneten Lignozellulosen mit
Pelletpressen entsteht immer hauptsächlich ein "spanartiges" Zerkleinerungsprodukt.
[0011] Dies ist auch bei einem vorbekannten Verfahren der Fall (
EP 0 143 415). Dort wird nämlich das zerkleinerte Produkt unmittelbar nach der zerkleinerung in
einer ersten Pelletpresse in einer weiteren Pelletpresse zu Pellets verarbeitet, was
bedingt, dass das Material von Anfang an nur eine sehr geringe Feuchte haben kann,
da sonst in den Bohrungen der Matrizen der zweiten Pelletpresse kein Druck aufgebaut
werden kann, der für die Herstellung von wenigstens halbwegs festeren Pellets erforderlich
ist. Außerdem würde bei einem hohen Wassergehalt infolge der Erwärmung in der zweiten
Pelletpresse dieses beim Austreten aus den Presskanälen, in denen hoher Druck herrscht,
schlagaartig verdampfen, was zu unannehmbaren Rissen der Pellets und dazu führen würde,
dass diese leicht zerfallen oder insbesondere bei der weiteren Handhabung zerbröckeln.
[0012] Für den Aufschlussprozess werden Flachmatrizen-Pelletpressen verwendet, bei denen
auf die Presswalzen ein hoher und gezielt veränderbarer Vordruck eingestellt werden
kann. Dies kann zum Beispiel durch einstellbare Druckfedern oder mit einer Hydraulikanlage
bewirkt werden. Die Flachmatrizen-Pelletpresse ist für den Zerfaserungsprozess vorteilhaft
geeignet, weil die Presskraft im engsten Spalt zwischen der Flachmatrize und der Presswalze
auf eine sehr kleine Linienfläche, der sogenannten Pressnaht, konzentriert wird. Das
ermöglicht, durch den Vordruck z.B. mit der Hydraulikanlage verstärkt, die Einstellung
besonders hoher und zugleich gezielt einstellbarer spezifischer Pressdrücke in der
Pressnaht. Die hohe Druckbeanspruchung des Gutes in der schmalen Pressnaht zwischen
einer flachen Fläche und der gerundeten Fläche der Presswalze bewirkt eine ziehharmonikaähnliche
Aufspreizung der Lignozellulosen zu einzelnen Faserbündeln, weil bei den Lignozellulosen
die Zugfestigkeit senkrecht zu der Faserrichtung wesentlich geringer als in der Faserrichtung
ist und das Pressgut in die sich beidseitig zur Pressnaht erweiternden Pressräume
ausweichen kann.
[0013] Das Aufgabegut muss den Zustand eines oberflächenfeuchten Feststoffgemisches haben,
weil die Lignozellulosen durch den hohen Wassergehalt aufweichen, was den Aufspaltungsprozess
zu Faserbündeln ermöglicht. Der oberflächenfeuchte Zustand ist zudem auch deshalb
erforderlich, weil die Lignozellulosen erst dann die notwendige Druckplastizität haben,
die für ein seitliches Herausquetschen des Stoffes aus dem Pressspalt und damit das
Auflösen zu einzelnen Faserbündeln überhaupt erst ermöglicht. Wenn die Lignozellulosen
zu trocken sind, dann werden sie ohne Ausweichströmung vollständig in den engsten
Pressspalt eingezogen, dort durch Hochdruckverdichtung versprödet und als feste Folie
oder in Form von spanförmigem Gut ausgetragen. Andererseits darf das Aufgabegut nicht
zu feucht sein, weil es sonst unter Druck die Eigenschaft eines in Wasser dispergierten
Feststoffes annimmt und sich jeglicher Pressverdichtung im Pressspalt zwischen der
Flachmatrize und den Kollerwalzen durch vorzeitiges Wegfließen entzieht. Das Aufgabegut
würde dann ohne Vorverdichtung und ohne Aufspaltung zu Faserbündeln schnell durch
die Löcher der Flachmatrize abfließen.
[0014] Die Flachmatrizen-Pelletpresse ist für die Herstellung von hochwertigen Faserstoffen
aus Lignozellulosen auch deshalb vorteilhaft geeignet, weil das Aufgabegut nicht nur
mit relativ hohen, aber gezielt einstellbaren spezifischen Pressdrücken im engsten
Pressspalt verdichtet wird, sondern der Aufschlussprozess durch eine mehrfach das
Gut überrollende Wälzdruckbeanspruchung realisiert wird. Das ermöglicht die Herstellung
von stark verdichteten porenarmen Fasern ohne Schwächung durch lokales Überpressen
des Feststoffes, weil der Verdichtungsprozess durch das mehrfache Überrollen des Gutes
durch die Presswalzen sukzessive und damit schonender realisiert wird.
[0015] Durch die mehrfache Wälzdruckbeanspruchung des Aufgabegutes mit hohen, aber gezielt
einstellbaren spezifischen Pressdrücken wird zudem erreicht, dass die zugemischten
Faserverbesserungsstoffe unter den feucht-pastösen Milieubedingungen sukzessive in
das innere Porenvolumen der zunehmend dünner werdenden Faserbündel eingepresst werden
und eine weitgehend durchgängige Vermischung bis zur Fasermitte gelingt.
[0016] Die Flachmatrizen-Pelletpresse hat dabei gegenüber der Ringmatrizen-Pelletppresse
den Vorteil, dass die Kollerrollen nicht ohne Reibung auf der Flachmatrize abrollen
können, da nahe der Achse eine Relativbewegung zwischen Kollerrollenoberfläche und
Flachmatrizenpresse in einer Richtung stattfindet, die der Richtung der Relativbewegung
im Randbereich der Flachmatrizenpresse entgegengesetzt ist.
[0017] Die Art der Faserverbesserungsstoffe ist vom Einsatzgebiet der herzustellenden Faserstoffe
und den dabei zu erfüllenden Eigenschaften abhängig. Als Faserverbesserungsstoffe
sind Substanzen geeignet, die während des Aufschlussprozesses in der Flachmatrizen-Pelletpresse
und/oder danach den Fasern durch physikalische und/oder chemische Reaktionen sowie
durch partielles Ausfüllen von innerem Porenvolumen letztlich die angestrebten Eigenschaften
verleihen. Die Faserverbesserungsstoffe können Lösungen, Flüssigkeiten und/oder dispergierte
Feststoffe sein. Die qualitätsbildenden Reaktionen laufen zwischen dem entstehenden
Faserstoff und den Faserverbesserungsstoffen bzw. einigen Inhaltsstoffen beider Stoffe
sowie teilweise auch in den Faserverbesserungsstoffen selbst ab. Die erforderliche
Intensität und die Tiefenwirkung der Reaktionen in den Fasern wird nur durch den gemeinsamen
Aufschluss von Lignozellulosen und Faserverbesserungsstoffen in der Flachmatrizen-Pelletpresse
unter den Bedingungen der anhaltenden intensiven Wälzdruckbeanspruchung und das für
die Reaktionen erforderliche wässrige Milieu erreicht.
[0018] Für die Durchführung des Aufschlussprozesses in der Lochscheiben-Pelletpresse sind
erhöhte Guttemperaturen nicht verfahrensbedingt notwendig, aber vorteilhaft. Mit steigender
Guttemperatur werden der Aufschluss- und der Durchtränkungsprozess der Fasern erleichtert
und die auflaufenden Reaktionen intensiviert.
[0019] Die Lochscheiben-Pelletpressen sind auch deshalb für den Aufschluss von Lignozellulosen
zu hochwertigen Faserstoffen mit flexibel einstellbaren Eigenschaften vorteilhaft
geeignet, weil ein Teil der aktiven Aufschlussorgane aus einer Flachmatrize mit einer
großen Anzahl von Löchern besteht, deren Öffnungsweite, Form und Abstand innerhalb
großer Bereiche wählbar sind. Durch die große Anzahl von Löchern in der Flachscheibe
werden hohe Durchsatzleistungen möglich. Des Weiteren wird durch die Lochöffnungen
eine Schädigung der Fasern durch mechanische Überbeanspruchung vermieden, weil die
Fasern nach dem Erreichen der erforderlichen Feinheit durch die Lochöffnungen ausgetragen
werden. Der rechtzeitige Austrag wird durch die hohe Plastizität des oberflächenfeuchten
Aufschlussgutes ermöglicht. Die Lochöffnungen werden so gestaltet, dass ihr Durchlasswiderstand
einen zu schnellen Austrag des Gutes aus dem Aufschlussraum verhindert und zugleich
eine mechanische Überbeanspruchung der Fasern durch zu langsamen Austrag vermieden
wird. Durch den Abstand zwischen den Löchern, durch das Format und durch die Öffnungsweite
der Löcher sowie durch die Matrizenstärke kann die Intensität des Aufschluss- und
Reaktionsprozesses so eingestellt werden, dass die vorgegebene Faserqualität erreicht
wird. Die Löcher in der Flachmatrize sind ein wichtiger Grund dafür, dass das Aufschlussgut
ohne Gefahr der Überbeanspruchung mit den hohen spezifischen Pressdrücken in den Pressnähten
aufgeschlossen werden kann. Ihre Öffnungsweite kann in Abhängigkeit von der gewünschten
Faserqualität zwischen etwa 2 bis etwa 15 mm betragen. Des Weiteren sind die Länge
und die Geometrie der Lochkanäle so zu gestalten, dass keine hohen Verschiebewiderstände,
die zur Pelletbildung führen würden, auftreten. Das Aufschlussgut wird als feucht
verklebte Bröckelmasse ausgetragen.
[0020] Das Aufschlussgut wird immer vorrangig durch die Löcher der Flachmatrize ausgetragen.
Eine weitere Erhöhung der Durchsatzleistung der Aufschlussmaschine ist durch einen
ergänzenden Austrag eines Teiles des Aufschlussgutes über ein schräg gestelltes Randwehr
möglich.
[0021] Mit Flachmatrizen-Pelletpressen wird auch deshalb ein intensiver Aufschluss der Lignozellulosen
bei gleichzeitig hoher Durchsatzleistung erreicht, weil sich die Presswalzen oder
Kollerrollen mit hoher Geschwindigkeit von etwa 2,1 - 2,6 m/sec auf der mittleren
Kreisbahn bewegen und die Pressen in Abhängigkeit von ihrer Baugröße mit 2 bis 5 Presswalzen
bestückt sind. Des Weiteren haben die größten Pressen eine große altive Matrizenfläche
von etwa 6.000 cm
2.
[0022] Die Flachmatrizen-Pelletpresse ist für den Aufschlussprozess auch deshalb vorteilhaft
geeignet, weil bei ihr die Presswalzen direkt angetrieben werden können. Auf diese
Weise ist gewährleistet, dass das Aufgabegut durch die erforderliche überrollende
Wälzdruckbeanspruchung aufgeschlossen wird. Bei Presswalzen ohne direkten Antrieb,
wie z. B. bei Ringmatrizenpressen, besteht die Gefahr, dass die Kollerwalze ohne Eigenrotation
schlittenartig über das feuchte Gut ohne echte Zerfaserungswirkung rutschen.
[0023] Die wichtigsten Gründe für die hohe Qualität der hergestellten Faserstoffe und für
die flexibel einstellbaren Eigenschaften sind die starke Reduzierung des Porenvolumens
in den Fasern sowie die modifizierende Wirkung der Faserverbesserungsstoffe. Die Art
der Faserverbesserungsstoffe ist vom Einsatzgebiet der Faserstoffe abhängig. Die Anzahl
der geeigneten Stoffe ist deshalb sehr groß. Als Faserverbesserungsstoffe sind z.
B. Weichbraunkohlen, Schwarztorf, mit Wasser angemaischte Zement-Löschkalk-, Gips-
und/oder Aschebreie, Säuren, Salzlösungen, Peche, Bitumina, Wachse, Harze, Leime sowie
eine große Anzahl an stärke-, zucker- und/oder eiweißreichen Naturstoffen geeignet.
[0024] Das Aufschlussgut wird aus der Flachmatrizen-Pelletpresse als ein mehr oder weniger
stark verklebtes Gut mit hohem Wassergehalt ausgetragen. Das Austragsgut kann z. B.
als Faserstoff für die Herstellung von Silagen, als voraufgeschlossener Futterstoff
oder für die Herstellung von Faserwerkstoffen nach dem nassen Heißpressverfahren direkt
genutzt werden. Bei anderen Anwendungsfällen ist eine Nachbehandlung durch Trocknung
und/oder durch auflockernd wirkende Zerkleinerung erforderlich. Durch die Trocknung
wird der für die Weiterverarbeitung des Faserstoffes erforderliche Endwassergehalt
eingestellt. Des Weiteren werden durch die Aufheizung des Gutes bei der Trocknung
sowie durch den Wasserentzug viele wichtige Reaktionen zwischen dem Faserstoff und
den Faserverbesserungsstoffen und/oder in dem Faserverbesserungsstoff ausgelöst oder
verstärkt und abgeschlossen. Durch die auflockernd wirkende Zerkleinerung werden Verklebungen,
Zwickelbrücken und formschlüssige Verbindungen zwischen den Fasern aufgelöst. Bei
der Trocknung des erfindungsgemäß behandelten Materials tritt der Vorteil auf, dass
z.B. Holz nach der mechanischen Bearbeitung schneller trocknet, da das Wasser nicht
mehr in Zellen eingeschlossen ist.
[0025] Für die auflockernd wirkende Nachzerkleinerung sind z. B. mechanische Wirbelmischer,
Scheibenmühlen, Stiftmühlen, Schlagplattenmühlen und Schlägermühlen mit einem oder
zwei Rotoren geeignet. Für die Trocknung sind z. B. Konvektionstrockner mit mechanischen
Auflockerungselementen am besten geeignet.
[0026] Durch das beschriebene Aufschlussverfahren entstehen hochwertige Faserstoffe mit
flexibel einstellbaren Eigenschaften, wie z. B. hohes Bindevermögen, hohe Trocknungsgeschwindigkeit,
verbesserte Verdauungseigenschaften, hohe Wasserbeständigkeit, wahlweise hohe Resistenz
gegen biologischen Abbau oder Beschleunigung der mikrobiologischen Umwandlungsreaktionen,
hohe Mischungsstabilität, verbesserte Kompressionseigenschaften durch Verringerung
des Verdichtungswiderstande und durch Reduzierung der elastischen Rückexpansion nach
der Pressdruckentlastung, Umwandlung von hydrophilen zu hydrophoben Stoffen, hohe
Strukturfestigkeit, geringen Leimbedarf, Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit, u. a. m.
Aus den Faserstoffen können z. B. selbst dann hochwertige Faserwerkstoffe hergestellt
werden, wenn die Feinheit der Faserstoffe geringer als bei der Verwendung von Refinerfaserstoffen
ist.
[0027] Das neue Aufschlussverfahren für die Herstellung von Faserstoffen aus Lignozellulosen
zeichnet sich zusätzlich zu den schon benannten Vorteilen im Vergleich zu den anderen
Zerfaserungsverfahren durch niedrigen Elektroenergiebedarf von ≤50 %, niedrigen Bedarf
an Wärmeenergie, geringe Anzahl an Prozessstufen und durch keinen Anfall von belastetem
Abwasser durch den Wegfall der Druckkochung vor dem Aufschlussprozess aus.
[0028] Weitere Vorteile des Verfahrens sind die Robustheit der Flachmatrizen-Pelletpresse
gegenüber harten Fremdstoffen. Der Maschinenverschleiß ist niedrig, weil bei der Gutbeanspruchung
durch rotierende Presswalzen der Verschleiß durch Reibung gering ist. Die Fremdstoffe
werden durch die Presswalzen entweder zerdrückt oder ausgetragen, weil die Presswalzen
bei Überbelastung nach oben ausweichen. Das Verfahren ist für die Herstellung von
Faserstoffen aus rezenten und/oder fossilen Lignozellulosen in Form von Braunkohlenxylit
oder Faserstoff geeignet.
[0029] Die Beifügung und Vermischung der Lignozellulosen bzw. der Lignozellulosen enthaltenden
Materialien mit den geeigneten Faserverbesserungsstoffen kann in Form von Lösungen,
Flüssigkeiten und/oder dispergierten Feststoffen in dem vom Anwendungsfall der Faserstoffe
abhängigen Masseverhältnis und einer Wasserzuführung, damit insgesamt ein oberflächenfeuchtes
Mischgut entsteht, erfolgen.
[0030] Die veredelnde Wirkung der Faserverbesserungsstoffe kann durch physikalische und/oder
chemische Reaktionen zwischen den neu entstehenden Fasern und dem Faserverbesserungsstoffen
bzw. zwischen Inhaltsstoffen beider Aufgabegüter, durch Reaktionen in den Faserverbesserungsstoffen
sowie durch das partielle Ausfüllen von Porenvolumina in den Fasern realisiert werden.
[0031] Durch die flexible Einstellung der Aufschlussbedingungen und durch die Art und den
Anteil der Faserverbesserungsstoffe können hochwertige Faserstoffe mit den jeweils
erforderlichen Eigenschaften wie z. B. verbesserten Trocknungs- und/oder Verdauungs-
und/oder Binde- und/oder Kompressionseigenschaften und/oder mit hoher Mischungsstabilität
und/oder je nach Bedarf mit hoher Resistenz gegenüber biologischem Abbau bzw. mit
verbesserten Eigenschaften für schnelle mikrobiologische Umwandlungsreaktionen erzeugt
werden.
[0032] Vorteilhafterweise wird eine Pelletpresse verwendet, bei der die Kollerrollen nicht
nur auf der Matrize abrollen, sondern mit einem eigenen Antrieb versehen sind. Dieser
kann über den Antrieb der Drehbewegung (Königswelle) oder über eigene Antriebsmotoren
erfolgen.
[0033] Der Austrag des Aufschlussgutes aus der Flachmatrizen-Pelletpresse kann bei einer
vorteilhaften Ausführungsform nicht nur durch die Löcher in der Matrize erfolgen,
sondern auch über den Rand der Flachmatrizenpresse, die dort zweckmäßigerweise mit
einem Randwehr versehen ist.
[0034] Als Flachmatrize wird eine solche mit einer von der zu erzielenden Faserqualität
abhängigen Lochgeometrie hinsichtlich Format, Öffnungsweite, Lochabstand und Lochkanallängsgeometrie
sowie mit einer Matrizenstärke gewählt, die eine intensive Wälzdruckverdichtung ohne
Schädigung der Fasern, hohe Durchsatzleitungen und den Gutaustrag im lockeren Zustand
ohne Bildung fester Pellets gestattet
[0035] Die Faserverbesserungsstoffe werden vorteilhafterweise einzeln oder zu mehreren zugleich
aus den folgenden Materialien ausgewählt:
- a) 5 bis 60 Gew.-% Weichbraunkohlen mit lagerstättenabhängigen Sättigungswassergehalten
von 50 bis 60 %
- b) 10 bis 40 Gew.-% Zement (trocken) nach Befeuchtung zu Mörtel
- c) 1 bis 40 Gew.-% Löschkalk (trocken) nach Befeuchtung zu Mörtel
- d) 5 bis 40 Gew.-% Gips (trocken) nach Befeuchtung zu Mörtel
- e) 5 bis 50 Gew.-% Kraftwerksfilteraschen (trocken) nach Nassaufschlussmahlung zu
einer Mörtelmasse
- f) 5 bis 60 Gew.-% Magerquark oder quarkreiche Veredlungsprodukte
- g) 5 bis 25 Gew.-% eiweißreiche Extraktionsschrote von Ölsaaten (trocken) nach Nassaufschlussmahlung
zu einer feindispersen Masse und/oder durch Kochen der breiigen Masse
- h) 3 bis 15 % Gew.-% Stärke bzw. stärkereiche Rohstoffe (trocken) nach Aufschluss
zu Kleistern oder nach Dünnkochung
- i) 1 bis 15 % Gew.-% Zucker oder zuckerreiche Rohstoffe nach Auflösung
- j) 1 bis 15 Gew.-% natürliche oder synthetische Leime
- k) 0,5 bis 10 Gew.-% Paraffine und/oder Bitumina, Peche, Wachse, Harze nach ihrer
Verflüssigung
- l) Feinkörnige oder flüssige Nährstoffe, Mineralsalze und/oder Vitamine in Art und
Menge nach dem Bedarf des Anwendungsfalles
- m) Salz zur Herstellung von Faserstoffen für Silagen
- n) 1 bis 20 Gew.-% Säuren und/oder Salze mit konservierender Wirkung
- o) Düngestoffe hinsichtlich Anteil und Art nach Bedarf des Einsatzgebietes
- p) Ton- und Lehmmineralien im vom Anwendungsfall abhängigen Anteilen.
[0036] Zweckmäßigerweise werden zur Weiterverarbeitung die aus der Flachmatrizen-Pelletpresse
ausgetragenen feuchten und verklebten Faserstoffe durch Lagerung und/oder Trocknung
und/oder auflockernd wirkende zerkleinerung zu einem Faserstoff mit watteähnlicher
Struktur verarbeitet. Dabei können für die auflockernde Zerkleinerung des verklebten
Faserstoffes zu einem Faserstoff mit watteähnlicher Struktur nach einer Vortrocknung
auf Feuchtegehalte von w ≤50 % mechanische Wirbelmischer, Scheibenmühlen, Stiftmühlen,
Schlagnasenmühlen, Schlagplattenmühlen oder Schlägermühlen mit einem bzw. mit zwei
Rotoren eingesetzt werden. Die Trocknung und Auflockerung des Faserstoffes kann gleichzeitig
z. B. mit Trocknern durchgeführt werden, die mit mechanischen Auflockerungseinrichtungen
ausgerüstet sind.
[0037] Das so erzeugte Material kann mit geringerem Energieverbrauch getrocknet werden,
da die Ausgangsfeuchte geringer ist als bei der Verwendung von Refinern. Der Faserstoff
kann dann verpresst werden, insbesondere zu Pellets, Strängen, Platten oder dergleichen.
Das so erzeugte Produkt kann dann vielfältig je nach Zusammensetzung verwendet werden.
Anwendungsmöglichkeiten sind z.B. Werk- und Dämmstoffe, Baumaterialien, Bewehrungs-
oder Füllstoffe, Kartonagen, Porenbbildner oder Brennstoffe.
[0038] Je nach Anwendung können Pelletpressen mit glatten oder profilierten (geriffelten)
Oberflächen der Kollerrollen und/oder Matrizen verwendet werden.
[0039] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können die folgenden Eigenschaften erreicht bzw.
eingestellt werden:
- Feinheit und Lange der Fasern ist variabel einstellbar
- die Intensität der Verdichtung des inneren Porenvolumens
- stärkere Oder verminderte Hygroskopizitat (WasseraufnahmevermOgen) der Faserstoffe
- Resistenz der Faserstoffe gegen Abbau durch Mikroorganismen
- Adhasionseigenschaften der Faseroberfl&chen gegenüber Leimen oder anderen Bindestoffen
kann nach Bedarf eingestellt werden
- Besonders gute Kompressionseigenschaften der Faserstoffe z. B bei der Pressverdichtung
zu Werkstoffen (geringer Widerstand der Fasern bei der Pressverdichtung und keine
Rückexpansion nach der Pressverdichtung)
- Hohe Stabilität von Mischgutern (keine Entmischung z. B. bei Faserstoffen, die als
Futterstoffe verwendet werden). Feste Einbindung von z. B. Vitaminen, Mineralien,
Schroten, Mehlen, Salzen in die Fasern
- Beschleunigung des Silierprozesses (Zerfaserung der Lignozellulosen bei Zugabe von
Salz und evtl. anderen Hilfsstoffen)
- Deutliche Verbesserung der Trocknungseigenschaften gegenüber Spänen.
[0040] Die Erfindung wird im Folgenden anhand der beigefügten Zeichnungen beispielsweise
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Prinzipdarstellung der erfindungsgemäß verwendeten Pelletpresse; und
- Fig. 2
- eine Draufsicht in Richtung des Zylinderachse der Kollerrolle der Pelletpresse der
Fig. 1.
[0041] In Fig. 1 ist das Prinzip einer Pelletpresse gezeigt, bei der auf einer Flachmatrize
1 Kollerrollen 2 abrollen, die in Richtung des Pfeils 3 mit einer Druckkraft beaufschlagt
werden. Die Kollerrollen 2 werden dabei durch die Drehung der Königswelle 9 in Richtung
des Pfeiles 4 auf der Matrize 1 abgerollt. Das Gut 7 wird in Richtung der Pfeile 6
aufgegeben, durch Bohrungen der Matrize 1 gedrückt und tritt an der Unterseite derselben
aus und wird durch einen Abstreicher 5 zerteilt. Im Unterschied zum normalen Betrieb
einer Pelletpresse kann ein Teil des Gutes bei 8 auch über ein Randwehr über den Rand
der Matrize 1 austreten.
[0042] In Fig. 2 sind die Bohrungen 10 der Matrize 1 gezeigt, durch die das Material 7 gedrückt
wird. Die Pressnaht 12 bezeichnet die Stelle, an der die Kollerrolle 2 die Matrize
1 berührt bzw. derselben am nächsten kommt. Das Material weicht hier in Richtung der
Pfeile 11 von der Pressnaht 12 nach außen, aus soweit es nicht durch die Bohrungen
10 gedrückt wird, was die intensive Scherbeanspruchung des Materials bewirkt.
Beispiel 1
[0043] Herstellung des Aufgabegutes für den Aufschlussprozess durch Vermischen von 60 Gew.-%
Holzhackschnitzel aus Fichtenholz mit einem Sättigungswassergehalt von w = 58 % und
40 Gew.-% Weichbraunkohle mit einer Körnung von 0 - 20 mm und einem Sättigungswassergehalt
von w = 54 %. Weitere Befeuchtung des Rohstoffgemisches bei der Vermischung im Eirichmischer
mit Wasser bis zum Erreichen des stark oberflächenfeuchten Zustandes des Mischgutes
von w = 62 %. Aufschluss des Mischgutes mit einer Flachmatrizen-Pelletpresse, die
mit einer Flachmatritze mit 4 mm-Rundlöchern und einer Stärke von 20 mm bestückt ist.
Die Rundlöcher in der Matrize haben zueinander einen äquidistanten Abstand von 4 mm.
Der Lochkanal hat im oberen Teil eine Zylinderlänge von 5 mm. Danach erweitert sich
der Kanal auf einen Durchmesser von 6 mm. Die Rundlöcher sind oberseitig nicht eingefräst.
Der Druck in der Hydraulikanlage beträgt bis zu 200 bar. Durch den Aufschlussprozess
in der Flachmatrizen-Pelletpresse entsteht ein Faserstoff, der als verklebte Masse
ohne Pelletbildung durch die Löcher der Flachmatrize ausgetragen wird. Das Aufschlussgut
wird bis zum oberflächenfeuchten Zustand auf Wassergehalte von etwa w=45 bis 50 %
vorgetrocknet und danach mit einer Schlagnasenmühle mit einem 4 mm-Austragssieb aus
Conidurblech zu einem lockeren Faserstoff mit watteähnlicher Struktur dispergiert.
Nach der Resttrocknung des Faserstoffes auf einen Wassergehalt von w = 10 % steht
ein Feinfaserstoff zur Verfügung, dessen Fasern aus einem irreversiblen Verbund von
Holz und Weichbraunkohle besteht. Die neuen Holz/Kohle-Fasern zeichnen sich durch
sehr gute Kompressions- und Bindeeigenschaften sowie durch hohe Resistenz gegenüber
Mikro- und Makroorganismen aus. Die Fasern sind im Gegensatz zu reinen Holzfasern
hydrophob. Der Holz/Kohle-Faserstoff schwimmt im Gegensatz zu Refinerfaserstoff mindestens
4 Monate auf dem Wasser. Bei der Verarbeitung zu Faserwerkstoffen entstehen feste
und wasserbeständige Endprodukte.
Beispiel 2
[0044] Vermischung von 75 Gew.-% Holzspänen mit Spanlängen von 5 bis 20 mm und mit einem
Sättigungswassergehalt von w = 54 % und 25 Gew.-% Zement (trocken) nach dessen Befeuchtung
zu Mörtel mit einem Eirichmischer bei gleichzeitiger Zuführung von Wasser bis zur
Einstellung des oberflächenfeuchten Zustandes des Mischgutes von w = 61 %. Aufschluss
des Mischgutes mit einer Flachmatrizen-Pelletpresse unter den im Beispiel 1 benannten
Bedingungen. 7 Tage Lagerung des feuchten Faserstoffes zum Abbinden des Zementes in
den Fasern. Auflockerung des verklebten Faserstoffes mit einer Schlagnasenmühle mit
4 mm-Conidur-Austragssieb und Resttrocknung des Faserstoffes auf w = 20 % für die
Herstellung von leimgebundenen Faserwerkstoffen.
Beispiel 3
[0045] Vermischung von 70 Gew.-% Holzhackschnitzel mit einem Sättigungswassergehalt von
w = 57 % und 30 Gew.-% gehäckseltem und befeuchtetem Rapsstroh mit einem Sättigungswassergehalt
von w = 68 %. Das Rapsstroh ist selbst eine Lignozellulose, es wirkt hier aber auch
als Faserverbesserungsstoff. Aufschluss des Mischgutes mit einer Flachmatrizen-Pelletpresse
unter den in Beispiel 1 benannten Bedingungen. Auflockerung des leicht verklebten
Faserstoffes mit einem mechanischen Wirbelmischer. Aus dem feuchten Faserstoff entstehen
bei Zusatz von nur 4 Gew.-% Harnstoff-Formaldehyd-Leim nach feuchten Heißpressverfahren
mit Formtemperaturen von 180 bis 200°C besonders feste Werkstoffe, weil der Faserstoff
durch die modifizierende Wirkung des Rapsstrohes ein hohes Eigenbindungsvermögen erlangt
hat.
Beispiel 4
[0046] Gehäckselte Maispflanzen im Mischreifezustand mit einem Wassergehalt von w = 59 %
und einem geringen Anteil Steinsalz (trocken) in aufgelöster Form werden vermischt.
Gleichzeitig wird durch die Zumischung von Wasser der oberflächenfeuchte Zustand des
Mischgutes mit w = 68 % eingestellt. Durch den Aufschluss mit der Flachmatrizen-Pelletpresse,
die mit einer Matrize mit 15 mm-Rundlöchern bestückt ist, entsteht ein Faserstoff,
der schneller durchgängig siliert und wegen des intensiven Aufschlusses der groben
Maisstängel einen höheren Verdauungswert hat.
Beispiel 5
[0047] 98 Gew.-% Holzhackschnitzel mit einem Wassergehalt von w = 45 % und 2 Gew.-% Löschkalk
(trocken), der zuvor in Wasser aufgelöst und dispergiert wird, werden vermischt. Durch
zusätzliche Befeuchtung wird der oberflächenfeuchte Zustand von w = 61 % eingestellt.
Die Löschkalklösung verstärkt durch seine alkalische Wirkung des Aufschluss des Holzes
zu einem Faserstoff. Außerdem reagieren die Ca-Ionen während des Aufschlusses mit
Holzinhaltsstoffen. Durch den Aufschluss der löschkalkhaltigen Holzhackschnitzel mit
der Flachmatrizen-Pelletpresse, die mit einer Matrize mit 6 mm-Rundlöchern belegt
ist, entsteht ein Faserstoff, der schnell trocknet. Die Trocknungsdauer verkürzt sich
im Vergleich zu Holzspänen mit ähnlicher Spanlänge um 40 %. Der Faserstoff zeichnet
sich zudem durch sehr gute Pelletiereigenschaften aus und die daraus hergestellten
Pellets verbrennen besonders emissionsarm, weil die Pellets eine höhere Feuerstandsfestigkeit
haben und der Löschkalk als Additiv wirksam wird.
Beispiel 6
[0048] 40 Gew.-% gehäckseltes Weizenstroh mit einem Wassergehalt von w = 18 % und 60 Gew.-%
von den Zuckerrüben abgeköpfte Rübenblätter mit einem Wassergehalt von w = 76 % werden
vermischt. Durch den Aufschluss des Mischgutes mit der Flachmatrizen-Pelletpresse
unter den in Beispiel 1 benannten Prozessbedingungen entsteht unter der anhaltend
einwirkenden Wälzdruckbeanspruchung ein oberflächenfeuchtes zerfasertes Aufschlussgut.
Die breiartige Masse, die aus den Rübenblättern entsteht, durchdringt die Strohfasern
und wird von diesen vollständig ohne Absonderung von Flüssigkeit absorbiert. Es entsteht
ein Stroh/Rübenblatt-Faserstoff, der schnell und ohne Ausbildung von Wassergehaltsspannen
trocknet und gute Pelletiereigenschaften besitzt. Die Pellets sind ein hochwertiges
und lagerfähiges Futtermittel.
1. Verfahren zum Aufschluss von Lignozellulosen enthaltenden Materialien zu Faserstoffen,
dadurch gekennzeichnet, dass die Lignozellulosen enthaltenden Materialien im Gemisch mit Faserverbesserungsstoffen
im oberflächenfeuchten Zustand mit einer Flachmatrizen-Pelletpresse zu einem Faserstoff
mit verringerter innerer Porosität und eingewalzten Faserverbesserungsstoffen aufgeschlossen
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch Aufschluss des oberflächenfeuchten Materials durch eine hinsichtlich Intensität und Einwirkdauer gezielt einstellbare Wälzdruckbeanspruchung
zu einem Faserstoff aus dünnen und überwiegend gekrümmten Fasern mit stark reduzierter
innerer Porosität und mit bis in die Fasermitte eingewalzten Faserverbesserungsstoffen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kollerrollen und/oder die Matrize der Flachmatrizenpresse durch einstellbare
Federkraft beaufschlagt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, das die Kollerrollen und/oder die Matrize der Flachmatrizenpresse durch einstellbaren
Hydraulikdruck beaufschlagt werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch Vorzerkleinerung der ausgewählten rezenten und/oder fossilen Lignozellulosen auf
eine Partikelgröße von ≤200 mm und vorzugsweise ≤50 mm sowie, falls erforderlich,
Befeuchtung der Rohstoffe bis zum Erreichen der rohstoffspezifischen Sättigungswassergehalts.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Pelletpresse Kollerrollen verwendet wird, die angetrieben werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Austrag des Aufschlussgutes aus der Flachmatrizen-Pelletpresse nicht nur durch
die Löcher in der Matrize erfolgt, sondern zusätzlich über ein Randwehr.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass für ein oder mehrere Fahrerverbesserungsstoffe verwendet werden, die aus der folgenden
Gruppe ausgewählt sind:
a. 5 bis 60 Gew.-% Weichbraunkohlen mit lagerstättenabhängigen Sättigungswassergehalten
von 50 bis 60 %
b. 10 bis 40 Gew.-% Zement (trocken) nach Befeuchtung zu Mörtel
c. 1 bis 40 Gew.-% Löschkalk (trocken) nach Befeuchtung zu Mörtel
d. 5 bis 40 Gew.-% Gips (trocken) nach Befeuchtung zu Mörtel
e. 5 bis 50 Gew.-% Kraftwerksfilteraschen (trocken) nach Nassaufschlussmahlung zu
einer Mörtelmasse
f. 5 bis 60 Gew.-% Magerquark oder quarkreiche Veredlungsprodukte
g. 5 bis 25 Gew.-% eiweißreiche Extraktionsschrote von Ölsaaten (trocken) nach Nassaufschlussmahlung
zu einer feindispersen Masse und/oder durch Kochen der breiigen Masse
h. 3 bis 15 Gew.-% Stärke bzw. stärkereiche Rohstoffe (trocken) nach Aufschluss zu
Kleistern oder nach Dünnkochung
i. 1 bis 15 % Gew.-% Zucker oder zuckerreiche Rohstoffe nach Auflösung
j. 1 bis 15 Gew.-% natürliche oder synthetische Leime
k. 0,5 bis 10 Gew.-% Paraffine und/oder Bitumina, Peche, Wachse, Harze nach ihrer
Verflüssigung
l. feinkörnige oder flüssige Nährstoffe, Mineralsalze und/oder Vitamine in Art und
Menge nach dem Bedarf des Anwendungsfalls
m. Salz zur Herstellung von Faserstoffen für Silagen
n.1 bis 20 Gew.-% Säuren und/oder Salze mit konservierender Wirkung
o. Düngestoffe hinsichtlich Anteil und Art nach Bedarf des Einsatzgebietes
p. Ton- und Lehmmineralien im vom Anwendungsfall abhängigen Anteilen.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet durch Nachbehandlung des aus der Flachmatrizen-Pelletpresse ausgetragenen feuchten und
verklebten Faserstoffes durch Lagerung und/oder Trocknung und/oder auflockernd wirkende Zerkleinerung zu einem
Faserstoff mit watteähnlicher Struktur.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass für die auflockernde Zerkleinerung des verklebten Faserstoffes zu einem Faserstoff
mit watteähnlicher Struktur nach einer Vortrocknung auf Feuchtegehalte von w ≤50 %
mechanische Wirbelmischer, Scheibenmühlen, Stiftmühlen, Schlagnasenmühlen, Schlagplattenmühlen
oder Schlägermühlen mit einem bzw. mit zwei Rotoren eingesetzt werden.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Trocknung und Auflockerung des Faserstoffes gleichzeitig z. B. mit Trocknern
durchgeführt werden, die mit mechanischen Auflockerungseinrichtungen ausgerüstet sind.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 11 dass der Faserstoff verpresst wird, insbesondere
zu Pellets, Strängen, Platten oder dergleichen.