[0001] Die Erfindung beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines Formbauteils mit mindestens
zwei Gefügebereichen unterschiedlicher Duktilität aus einem Bauteilrohling aus härtbarem
Stahl, welcher bereichsweise unterschiedlich erwärmt und dann in einem Warmform- und
Härtewerkzeug geformt und bereichsweise gehärtet wird und ein Infrarot Lampenfeld.
[0002] Im Fahrzeugbau werden mehr und mehr Fahrzeugbauteile aus festem und hochfestem Stahl
eingesetzt, um den Leichtbaukriterien gerecht zu werden. Dies gilt auch für den Karosseriebau,
wo beispielsweise Struktur- und/ oder Sicherheitsteile wie Türaufprallträger, A- und
B-Säulen, Stoßfänger oder Längs- und Querträger immer öfter zur Erreichung der Gewichtsziele
und der Sicherheitsanforderungen aus einem warmgeformten und pressgehärteten Stahl
mit Zugfestigkeiten größer 1000 MPa hergestellt werden. Aus der
DE 24 52 486 C2 ist dabei ein Verfahren zum Pressformen und Härten eines Stahlblechs mit geringer
Materialdicke und guter Maßhaltigkeit bekannt, bei dem ein Blech aus einem borlegierten
Stahl auf eine Temperatur über AC
3 erwärmt und danach in weniger als 5 Sekunden in die endgültige Form zwischen zwei
indirekt gekühlten Werkzeugen unter wesentlicher Formveränderung gepresst wird und
unter Verbleiben in der Presse einer Schnellkühlung so unterzogen wird, dass ein martensitisches
und/ oder bainitisches Gefüge erzielt wird. Durch diese Maßnahmen erhält man ein Produkt
mit hoher Formgenauigkeit, guter Maßhaltigkeit und hohen Festigkeitswerten, das sich
hervorragend für Struktur- und Sicherheitsteile im Fahrzeugbau eignet. Dieser Prozess
ist nachfolgend mit Warmformen und Presshärten gemeint. Dabei können sowohl vorgeformte
Bauteile als auch ebene Platinen warmgeformt und pressgehärtet werden. Der Formvorgang
kann sich bei vorgeformten Bauteilen auch auf eine Formung von einigen wenigen Prozent
der Endgeometrie oder auf ein Kalibrieren beschränken.
[0003] In verschiedenen Anwendungsfällen der Kraftfahrzeugtechnik sollen Formbauteile über
bestimmte Bereiche eine hohe Festigkeit, über andere Bereiche wiederum eine im Verhältnis
dazu höhere Duktilität aufweisen. Neben der Verstärkung durch Zusatzbleche oder dem
Zusammenfügen von Teilen unterschiedlicher Festigkeit ist es hierbei auch bereits
bekannt, über Wärmebehandlungen ein Bauteil so zu behandeln, dass es lokal Bereiche
höherer Festigkeit oder höherer Duktilität aufweist.
[0004] Aus der
DE 102 08 216 C1 ist zum Beispiel ein Verfahren zur Herstellung eines gehärteten metallischen Bauteils
mit mindestens zwei Bereichen unterschiedlicher Duktilität bekannt. Dabei wird eine
Platine oder ein vorgeformtes Formbauteil in einer Erwärmungseinrichtung auf eine
Austenitisierungstemperatur erwärmt und anschließend über einen Transportweg einem
Härteprozess zugeführt. Während des Transportes werden Teilbereiche erster Art der
Platine oder des Formbauteils, die im Endbauteil höhere Duktilitätseigenschaften aufweisen,
abgekühlt. Das Verfahren wird dadurch für die Massenproduktion optimiert, dass die
Bereiche erster Art von einer vorbestimmten Abkühl-Starttemperatur, die oberhalb der
γ-α-Umwandlungstemperatur liegt, abgeschreckt werden und dass das Abschrecken beendet
wird, wenn eine vorgegebene Abkühl-Stopptemperatur erreicht ist und zwar bevor eine
Umwandlung in Ferrit und/oder Perlit stattgefunden hat oder nachdem erst eine geringe
Umwandlung in Ferrit und/oder Perlit stattgefunden hat. Anschließend wird annähernd
isotherm zur Umwandlung des Austenits in Ferrit und/oder Perlit gehalten. Währenddessen
ist in den Bereichen zweiter Art, die im Endbauteil im Verhältnis geringere Duktilitätseigenschaften
aufweisen, die Härtetemperatur (T
H) gerade so hoch, dass eine ausreichende Martensitbildung in den Bereichen zweiter
Art während eines Härteprozesses stattfinden kann. Anschließend wird der Härteprozess
durchgeführt. Bei diesem Verfahren wird in die Bereiche erster Art zunächst mehr Wärmeenergie
in die Platine oder das Formbauteil eingebracht als nötig, und sodann wird Wärmeenergie
in einem zweiten Prozessschritt wieder entzogen, was ebenfalls mit einem Energieaufwand
verbunden ist. Das Verfahren hat daher eine relativ schlechte Energiebilanz.
[0005] Die
DE 101 08 926 C1 offenbart ein Wärmebehandlungsverfahren zur Veränderung der physikalischen Eigenschaften
eines Metallgegenstandes. Dabei wird der Gegenstand mindestens in einem vorbestimmten
Oberflächenabschnitt mit elektromagnetischer Strahlung eines Emitters mit einer Strahlertemperatur
von 2900 K oder mehr im Bereich des nahen Infrarot mit hoher Leistungsdichte bestrahlt.
Dadurch nimmt das Material einer Oberflächenschicht eine in Abhängigkeit von den Materialparametern
vorbestimmte Behandlungstemperatur an. Anschließend wird der bestrahlte Oberflächenabschnitt
aktiv gekühlt und so vergütet. Ein vollständiges Erwärmen eines großflächigen Gegenstandes
von Raumtemperatur bis auf Härtetemperatur wäre aber mit dem in der
DE 101 08 926 C1 beschriebenen Verfahren für eine industrielle Warmformlinie zu unwirtschaftlich.
[0006] Offenbart wird in der
DE 102 56 621 B3 ein Verfahren zur Herstellung eines Formbauteils mit mindestens zwei Bereichen unterschiedlicher
Duktilität aus einem Halbzeug aus härtbarem Stahl mit einer Erwärmung in einem Durchlaufofen
und einem Härteprozess. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass das zu erwärmende Halbzeug
während des Transports durch einen Durchlaufofen gleichzeitig mindestens zwei nebeneinander
in Durchlaufrichtung angeordnete Zonen des Durchlaufofens mit unterschiedlichen Temperaturniveaus
durchläuft und dabei unterschiedlich stark erwärmt wird, so dass sich bei einem anschließenden
Härteprozess mindestens zwei Gefügebereiche mit unterschiedlicher Duktilität einstellen.
Der erfindungsgemäße Durchlaufofen ist dementsprechend mit mindestens zwei in Durchlaufrichtung
nebeneinander liegenden Zonen versehen, die voneinander so durch eine Trennwand getrennt
sind, dass ein den Ofen durchlaufendes Werkstück sich sowohl bereichsweise in Zone
1 als auch bereichsweise in Zone 2 befindet und in beiden Zonen eine getrennte Temperaturregelung
möglich ist. Dieser Mehrzonenofen ist allerdings ein Spezialofen für partiell zu erwärmende
Bauteile.
[0007] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung daher die Aufgabe zu Grunde,
eine herkömmliche Warmformlinie möglichst wirtschaftlich im Pressentakt für die Herstellung
eines partiell gehärteten Bauteils einsetzen zu können.
[0008] Diese Aufgabe löst die Erfindung mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Demnach wird
vorgeschlagen, einen Bauteilrohling aus einem härtbaren Stahl in einer Erwärmungseinrichtung
auf eine homogene Temperatur kleiner dem AC
3 Punkt der Legierung zu erwärmen. Anschließend wird der Bauteilrohling mittels eines
Infrarot Lampenfeldes in Bereichen erster Art auf eine Temperatur über den AC
3 Punkt der Legierung gebracht und der Bauteilrohling in einem Warmform- und Härtewerkzeug
in den Bereichen erster Art gehärtet. Dadurch wird ein Formbauteil aus Stahl mit mindestens
zwei Gefügebereichen unterschiedlicher Duktilität erzeugt. Vorzugsweise besteht die
Erwärmungseinrichtung aus einem konventionellen Durchlaufofen. Auf diese Weise können
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren in einer herkömmlichen Warmformlinie partiell
gehärtete Bauteile hergestellt werden. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren können
sowohl vorgeformte Bauteile als auch ebene Platinen erwärmt werden, beide zusammen
nachfolgend als Bauteilrohling bezeichnet. Der Formvorgang kann sich bei vorgeformten
Bauteilen auch auf eine Formung von einigen wenigen Prozent der Endgeometrie oder
auf ein Kalibrieren beschränken.
[0009] Beim Warmformen und Presshärten muss der Bauteilrohling einen definierten Wärmeeintrag
erfahren. Alle Bereiche, die durch das Härten eine möglichst vollständige Gefügeumwandlung
in Martensit erfahren sollen, müssen zuvor auf eine Temperatur größer oder gleich
dem AC
3 Punkt der Legierung erwärmt worden sein. Dies sind im Folgenden die Bereiche erster
Art. Bereiche, die nicht oder nicht vollständig gehärtet werden sollen, im Folgenden
Bereiche zweiter Art genannt, dürfen nicht auf eine Temperatur über AC
3 erwärmt werden. Für den Presshärtevorgang würde es genügen, wenn die Bereiche zweiter
Art Raumtemperatur hätten. Dies wäre auch energetisch die günstigste Variante, allerdings
hat Stahl bei Raumtemperatur ein wesentlich geringeres Umformvermögen als erwärmter
Stahl. Daher ist es für den Umformvorgang zumindest bei komplexeren Tiefziehteilen
notwendig, dass der Stahl auch in den Bereichen zweiter Art erwärmt wird, zumal gängiger
Warmformstahl nach einem Kaltformen rückfedert, was sich negativ auf die einzuhaltenden
Toleranzen auswirkt. Hinzu kommt, dass ein zu großer Temperaturgradient zwischen den
Bereichen erster Art und den Bereichen zweiter Art nach dem Härten zu Spannungen im
Übergangsbereich führen kann. Um die Bildung von Martensit in den Bereichen zweiter
Art nach dem Härten auszuschließen, werden in einer bevorzugten Ausführungsform die
Bereiche zweiter Art auf eine Temperatur bis maximal zum AC
1 Punkt der Legierung erwärmt. Nach Überschreiten des AC
1 Punktes beginnt bereits eine Teilgefügeumwandlung, die nach dem Härten auch zu einer
Teilmartensitbildung führen kann, was nicht gewünscht ist. Umgekehrt soll die Erwärmung
mit den Infrarotlampen aber nicht zu lange dauern. Deswegen soll die Starttemperatur
für die Lampenerwärmung mittels Infrarot möglichst hoch liegen. Folglich wird das
gesamte Bauteil bevorzugt auf eine homogene Temperatur bis maximal zum AC
1 Punkt der Legierung in einem Durchlaufofen erwärmt und anschließend unter das Infrarot
Lampenfeld umgelagert, um die Bereiche erster Art auf über AC
3 zu erwärmen. Die Bereiche zweiter Art werden währenddessen gar nicht mit Infrarot
bestrahlt oder lediglich auf ihrer Temperatur gehalten. Auf diese Weise erfolgt die
Erwärmung mittels Infrarot schnell genug, um die Fertigungsabfolge im Pressentakt
zu gewährleisten. Sollte die Erwärmung der Bereiche erster Art mittels Infrarot auf
über AC
3 langsamer sein als der Pressentakt, muss mit zwei oder mehr Infrarot Lampenfeldern
gearbeitet werden. Es ist daher ein Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens, die
herkömmlichen Durchlauföfen in einer konventionellen Fertigungslinie für das Warmformen
beibehalten zu können und die konventionelle Linie einfach und wirtschaftlich für
die Herstellung eines nur partiell gehärteten Bauteils umrüsten zu können. Zudem ist
es möglich, bei einer eigens eingerichteten Fertigungslinie den Erwärmungsofen insgesamt
einfacher und günstiger aufzubauen, wenn der Ofen nur Temperaturen bis AC
1 und nicht bis auf über AC
3 erbringen und im Dauerbetrieb standhalten muss.
[0010] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird der Bauteilrohling insgesamt auf
eine homogene Temperatur kleiner AC
3, aber größer AC
1 der Legierung erwärmt und dann unter das Infrarot Lampenfeld umgelagert, unter dem
die Bereiche erster Art auf über AC
3 erwärmt werden. In den Bereichen zweiter Art tritt dann nach dem Härten ein Mischgefüge
auf, das zwischen den Eigenschaften des Ausgangsgefüges und den Eigenschaften des
harten Gefüges angesiedelt ist. Dieses Mischgefüge kann für bestimmte Einsatzzwecke
vorteilhaft sein. Die Bauteilparameter können daher durch eine Leistungssteuerung
der Infrarot Lampen je nach Bedarf flexibel eingestellt werden.
[0011] Das Verfahren eignet sich besonders für das Warmformen einer Stahllegierung, die
sich ausgedrückt in Gewichtsprozent zusammensetzt aus
Kohlenstoff (C) 0,18 % bis 0,3 %
Silizium (Si) 0,1 % bis 0,7 %
Mangan (Mn) 1,0 % bis 2,5 %
Phosphor (P) maximal 0,025 %
Chrom (Cr) bis 0,8 %
Molybdän (Mo) bis 0,5 %
Schwefel (S) maximal 0,01 %
Titan (Ti) 0,02 % bis 0,05 %
Bor (B) 0,002 % bis 0,005 %
Aluminium (AI) 0,01 % bis 0,06 %
[0012] Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen. Hierbei handelt es sich um
einen borlegierten unbeschichteten Warmformstahl. Ein Bauteilrohling aus diesem Stahl
wird zunächst homogen auf mindestens 400° C, vorzugsweise auf etwa 700° C erwärmt
und dann in den Bereichen erster Art mittels Infrarot- Lampen auf eine Temperatur
von ca. 930° C erwärmt. Die Bereiche zweiter Art werden währenddessen auf etwa 700°
C gehalten. Sofort im Anschluss an die Erwärmung wird der Bauteilrohling einem Warmform-
und Härtewerkzeug zugeführt und geformt und in den Bereichen erster Art gehärtet.
Dadurch erhält man ein partiell gehärtetes, maßgetreues, warmgeformtes Bauteil mit
definierten Eigenschaften in den jeweiligen Bereichen.
[0013] Das Verfahren ist jedoch auch für einen mit einer metallischen Schicht wie beispielsweise
Aluminium oder Zink versehenen Warmformstahl einsetzbar. Insbesondere ein mit einer
Aluminiumhaltigen Schicht beschichteter Warmformstahl muss jedoch zur Ausbildung einer
sogenannten intermetallischen Phase zunächst auf eine Temperatur über dem AC
3 Punkt der Legierung erwärmt und durchlegiert werden. Zur wirtschaftlichen Anwendung
des hier beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahrens muss ein mit Aluminium beschichteter
Warmformstahl daher zunächst in einem separaten Arbeitsschritt durchlegiert werden.
Am besten wäre dieser Arbeitsschritt beim Stahlhersteller bereits bei der Herstellung
des Coils auszuführen.
[0014] Nachfolgend ist die Erfindung anhand der Zeichnungen genauer beschrieben.
Figur 1 zeigt schematisch eine erfindungsgemäße Warmformlinie 1 für einen unbeschichteten
Stahl.
Figur 2 zeigt schematisch eine erfindungsgemäße Warmformlinie 10 für einen beschichteten
Stahl.
Figur 3 zeigt vergrößert die Infrarot Lampen Station 7 aus den Figuren 1 und 2.
Figur 4 zeigt die Härteverteilung bei einer erfindungsgemäß hergestellten B- Säule
42.
Figur 5 zeigt schematisiert eine Draufsicht auf eine Infrarot Lampen Station 70.
Figur 6 zeigt eine Erwärmungskurve 110 eines Bereiches erster Art.
[0015] In Figur 1 ist schematisiert eine erfindungsgemäße Warmformlinie 1 dargestellt. Ein
Coil 2 mit einem unbeschichteten Warmformstahl, beispielsweise der weiter oben beschriebenen
Stahlsorte, wird kontinuierlich abgewickelt und in einer Schneidestation 3 zu einer
Formplatine 4 geschnitten. Die Formplatine 4 kann wahlweise in einer Formstation 5
kalt vorgeformt und/ oder beschnitten werden. Das Kaltformen ist in der Regel ein
Tiefziehen bei Raumtemperatur, der Beschnitt wird möglichst endkonturnah ausgeführt.
Die Formstation 5 ist optional und abhängig von der Komplexität der Bauteilgeometrie.
Sie kann auch völlig entfallen. Dann wird die Formplatine 4 direkt in die Erwärmungsstation
6 überführt. In der Erwärmungsstation 6 wird die Formplatine 4 homogen auf eine Temperatur
kleiner AC
3 erwärmt und dann sofort unter die Infrarot Lampen Station 7 umgelagert. Die Infrarot
Lampen Station 7 ist hier als separate Station dargestellt. Die Infrarot Lampen können
aber auch zum Beispiel in die Erwärmungsstation 6 integriert sein, beispielsweise
im Endbereich. In der Infrarot Lampen Station 7 wird die Formplatine 4 in einem Bereich
erster Art auf eine Temperatur über den AC
3 Punkt der Legierung erwärmt. Die Bereiche zweiter Art verbleiben auf einer Temperatur
unterhalb von AC
3. In dem Ausführungsbeispiel der Figur 1 liegen die Bereiche zweiter Art an den jeweiligen
Enden der Formplatine 4 und der Bereich erster Art in der Mitte der Formplatine 4.
Die so vorerwärmte Formplatine 4 wird dann einem zwangsgekühlten Form- und Härtewerkzeug
8 zugeführt und in der Station 8 warmgeformt und partiell gehärtet.
[0016] Figur 2 zeigt eine erfindungsgemäße Ausführungsvariante für eine Warmformlinie 10
für einen beschichteten Stahl. Ein Coil 20 mit einem Warmformstahl, der mit einer
Aluminiumhaltigen Legierung beschichtet ist, wird kontinuierlich abgewickelt und durch
eine Erwärmungseinrichtung 9 gefahren. In der Erwärmungseinrichtung 9 wird der beschichtete
Warmformstahl homogen auf eine Temperatur über AC
3 erwärmt, so dass die Beschichtung durchlegiert und mit dem Grundmaterial eine sogenannte
intermetallische Phase ausbildet. Der erwärmte beschichtete Stahl wird dann allerdings
nicht abgeschreckt, so dass er nicht härtet, denn dann wäre sein Formänderungswiderstand
für ein weiteres Verarbeiten zu hoch. Beim Verlassen der Erwärmungseinrichtung 9 wird
der durchlegierte beschichtete Stahl auf ein zweites Coil 21 wieder aufgewickelt.
Von diesem Coil 21 wird der beschichtete Stahl sodann kontinuierlich abgewickelt und
in einer Schneidestation 3 zu einer beschichteten Formplatine 40 geschnitten. Die
Formstation 5 zum kalt Vorformen entfällt, weil die beim Durchlegieren entstandene
intermetallische Phase nicht kalt geformt werden kann, ohne zu reißen. Daher wird
die Formplatine 40 direkt in die Erwärmungsstation 6 überführt. In der Erwärmungsstation
6 wird die beschichtete Formplatine 40 homogen auf eine Temperatur kleiner AC
3 erwärmt und dann sofort unter die Infrarot Lampen Station 7 umgelagert. Die Infrarot
Lampen Station 7 ist hier als separate Station dargestellt. Die Infrarot Lampen können
aber auch zum Beispiel in die Erwärmungsstation 6 integriert sein, beispielsweise
im Endbereich. In der Infrarot Lampen Station 7 wird die Formplatine 40 in einem Bereich
erster Art auf eine Temperatur über den AC
3 Punkt der Legierung erwärmt. Die Bereiche zweiter Art verbleiben auf einer Temperatur
unterhalb von AC
3. In dem Ausführungsbeispiel der Figur 2 liegen die Bereiche zweiter Art an den jeweiligen
Enden der Formplatine 40 und der Bereich erster Art in der Mitte der Formplatine 40.
Die so vorerwärmte Formplatine 40 wird dann einem zwangsgekühlten Form- und Härtewerkzeug
8 zugeführt und in der Station 8 warmgeformt und partiell gehärtet.
[0017] Figur 3 zeigt die Infrarot Lampen Station 7 aus den Figuren 1 und 2 im Detail. An
einem Träger 75 sind stabförmige Infrarot Lampen 71 angebracht. Die Infrarot Lampen
71 sind in den Temperaturfeldern 72 und 74 so gesteuert, dass sie das auf einer Trägerplatte
76 liegende vorgeformte und vorerwärmte Bauteil 41 jeweils in den Endbereichen auf
700° C halten. Im Temperaturfeld 73 sind die stabförmigen Infrarot Lampen so gesteuert,
dass sie das Bauteil 41 mittig auf 930° C erwärmen. In dieser Figur 3 sind die Temperaturfelder
72, 73 und 74 durch Schotte 77 und 78 voneinander getrennt. Mit den Schotten 77 und
78 können die Temperaturverteilung im Bauteil 41 besser beherrscht und die Härtewerte
im fertigen Bauteil genauer eingestellt werden.
[0018] Nach dem Warmformen und Härten ist aus dem Bauteilrohling 41 aus Figur 3 eine in
Figur 4 dargestellte partiell gehärtet B- Säule 42 entstanden. Die B- Säule 42 ist
im Kopfbereich 43 und dem Säulenfuß 44 relativ duktil. In dem mittleren Bereich 47
ist die B- Säule gehärtet worden und in den Übergangsbereichen 45 und 46 von dem gehärteten
zum ungehärteten Bereich hat sich ein Mischgefüge eingestellt.
[0019] Figur 5 zeigt schematisiert eine Draufsicht auf eine weitere Ausführungsform 70 einer
Infrarot Lampen Station. Unter spotförmigen Infrarot Lampen 710 lagert die erwärmte
Formplatine 4. Im Kopfbereich 43 und dem Fußbereich 44, jeweils Bereiche zweiter Art,
wird die Formplatine 4 auf einer Temperatur von 700° C gehalten. Im mittleren Bereich
47, einem Bereich erster Art, wird die Formplatine 4 auf 930° C erwärmt. In den Übergangsbereichen
45 und 46 fällt die Temperatur von 930° C auf 700° C ab.
[0020] Figur 6 zeigt eine Erwärmungskurve 110 eines Bereiches erster Art von einem Blech.
Dargestellt ist die Temperatur in °C über die Zeit in Sekunden. Der Kurvenbereich
11 zeigt die kontinuierliche Aufheizung des Bleches in einem Durchlaufofen. Innerhalb
von knapp 200 Sekunden wird das gesamte Blech homogen von Raumtemperatur auf ca. 700°
C aufgeheizt. Sodann wird das Blech bei Kurvenpunkt 12 unter ein Infrarot Lampenfeld
umgelagert und innerhalb von etwa 30 Sekunden auf knapp 1000° C aufgeheizt. Bei Punkt
13 ist die Erwärmung abgeschlossen.
1. Verfahren zur Herstellung eines Formbauteils (42) mit mindestens zwei Gefügebereichen
unterschiedlicher Duktilität (43- 47) aus einem Bauteilrohling (4, 40) aus härtbarem
Stahl, welcher bereichsweise unterschiedlich erwärmt und dann in einem Warmform- und
Härtewerkzeug (8) geformt und bereichsweise gehärtet wird,
dadurch gekennzeichnet,
- dass der Bauteilrohling (4, 40) in einer Erwärmungseinrichtung (6) auf eine homogene Temperatur
kleiner dem AC3 Punkt der Legierung erwärmt wird,
- dass der Bauteilrohling anschließend mittels eines Infrarot Lampenfeldes (7, 70) in Bereichen
erster Art (47) auf eine Temperatur über den AC3 Punkt der Legierung gebracht wird und
- dass der Bauteilrohling (4, 40) in dem Warmform- und Härtewerkzeug (8) in den Bereichen
erster Art (47) gehärtet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Bauteilrohling (4, 40) in einem Durchlaufofen (6) auf eine homogene Temperatur
kleiner dem AC3 Punkt der Legierung erwärmt wird.
3. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Bauteilrohling (4, 40) in der Erwärmungseinrichtung (6) auf eine homogene Temperatur
bis maximal AC1 der Legierung erwärmt wird.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche 1 bis 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Bauteilrohling (4, 40) in der Erwärmungseinrichtung (6) auf eine homogene Temperatur
kleiner AC3, aber größer AC1 der Legierung erwärmt wird.
5. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Stahllegierung eingesetzt wird, die sich ausgedrückt in Gewichtsprozent zusammensetzt
aus
Kohlenstoff (C) 0,18 % bis 0,3 %
Silizium (Si) 0,1 % bis 0,7 %
Mangan (Mn) 1,0 % bis 2,5 %
Phosphor (P) maximal 0,025 %
Chrom (Cr) bis 0,8 %
Molybdän (Mo) bis 0,5 %
Schwefel (S) maximal 0,01 %
Titan (Ti) 0,02 % bis 0,05 %
Bor (B) 0,002 % bis 0,005 %
Aluminium (AI) 0,01 % bis 0,06 %
Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen.
6. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein mit einer metallischen Beschichtung versehener Bauteilrohling (40) eingesetzt
wird, wobei die Beschichtung im Vorfeld durchlegiert worden ist.
7. Infrarot Lampenfeld (7) zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der vorangegangenen
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass unterschiedliche Temperaturfelder (72, 73, 74) des Infrarot Lampenfeldes (7) durch
ein Schott (77, 78) voneinander getrennt sind.