[0001] Die Erfindung betrifft Legierungen auf der Basis von, insbesondere unter Verwendung
von schmelz- oder pulvermetallurgischen Verfahren hergestellten, Titanaluminiden,
vorzugsweise auf Basis von γ (TiAI).
[0002] Titanaluminid-Legierungen zeichnen sich durch eine geringe Dichte, eine hohe Festigkeit
und gute Korrosionsbeständigkeit aus. Im festen Zustand weisen sie Domänen mit hexagonaler
(α), zweiphasige Strukturen (α + β) sowie kubisch raumzentrierte β-Phase und/oder
γ-Phase auf.
[0003] Für die industrielle Praxis sind insbesondere Legierungen interessant, die auf einer
intermetallischen Phase γ (TiAl) mit tetragonaler Struktur beruhen und neben der Majoriätsphase
γ (TiAl) auch Minoritätsanteile der intermetallischen Phase α
2(Ti
3Al) mit hexagonaler Struktur enthalten. Diese γ-Titanaluminid-Legierungen zeichnen
sich durch Eigenschaften wie geringe Dichte (3,85 - 4,2 g/cm
3), hohe elastische Module, hohe Festigkeit und Kriechfestigkeit bis zu 700°C aus,
die sie als Leichtbau-Werkstoff für Hochtemperaturanwendungen attraktiv machen. Beispiele
hierfür sind Turbinenschaufeln in Flugzeugtriebwerken und in stationären Gasturbinen,
Ventile bei Motoren sowie Heißgasventilatoren.
[0004] Im technisch wichtigen Bereich von Legierungen mit Aluminium-Gehalten zwischen 45
Atom % und 49 Atom % treten beim Erstarren aus der Schmelze und beim nachfolgenden
Abkühlen eine Reihe von Phasenumwandlungen auf. Die Erstarrung kann entweder vollständig
über den β-Mischkristall mit kubisch raumzentrierter Struktur (Hochtemperaturphase)
oder in zwei peritektischen Reaktionen erfolgen, an denen der α-Mischkristall mit
hexagonaler Struktur und die γ-Phase beteiligt sind.
[0005] Ferner ist bekannt, dass Aluminium in γ-Titanaluminid-Legierungen eine Erhöhung der
Duktilität und der Oxidationsbeständigkeit bewirkt. Außerdem führt das Element Niob
(Nb) zu einer Steigerung der Festigkeit, Kriechfestigkeit, Oxidationsbeständigkeit,
aber auch der Duktilität. Mit dem in der γ-Phase praktisch nicht löslichen Element
Bor kann eine Kornfeinung sowohl im Gusszustand als auch nach dem Umformen mit anschließender
Wärmebehandlung im α-Gebiet erreicht werden. Ein erhöhter Anteil an β-Phase im Gefüge
infolge von niedrigen Aluminium-Gehalten und hohen Konzentrationen von β-stabilisierenden
Elementen kann zu grober Dispersion dieser Phase führen und eine Verschlechterung
der mechanischen Eigenschaften bewirken.
[0006] Die mechanischen Eigenschaften von γ-Titanaluminid-Legierungen sind aufgrund ihres
Verformungs- und Bruchverhaltens, aber auch wegen der Gefügeanisotropie der bevorzugt
eingestellten lamellaren Gefüge bzw. Duplex-Gefüge stark anisotrop. Zu einer gezielten
Einstellung von Gefüge und Textur bei der Herstellung von Bauteilen aus Titanaluminiden
werden Gießverfahren, unterschiedliche pulvermetallurgische und Umform-Verfahren sowie
Kombinationen dieser Herstellungsverfahren angewandt.
[0007] Darüber hinaus ist aus
EP 1 015 650 B1 eine Titanaluminid-Legierung bekannt, die ein strukturell und chemisch homogenes
Gefüge aufweist. Hierbei sind die Majoritätsphasen γ (TiAl) und α
2 (Ti
3Al) fein dispers verteilt. Die offenbarte Titanaluminid-Legierung mit einem Aluminium-Gehalt
von 45 Atom % zeichnet sich durch außergewöhnlich gute mechanische Eigenschaften und
Hochtemperatureigenschaften aus.
[0008] Titanaluminide auf der Basis von γ (TiAl) zeichnen sich im Allgemeinen durch relativ
hohe Festigkeiten, hohe elastische Moduln, gute Oxidations- und Kriechbeständigkeit
bei gleichzeitig geringer Dichte aus. Aufgrund dieser Eigenschaften sollen TiAl-Legierungen
als Hochtemperatur-Werkstoffe eingesetzt werden. Derartige Anwendungen werden durch
die sehr geringe plastische Verformbarkeit und die niedrige Bruchzähigkeit stark beeinträchtigt.
Hierbei verhalten sich Festigkeit und Verformbarkeit, wie bei vielen anderen Werkstoffen,
zueinander invers. Dadurch sind gerade die technisch interessanten hochfesten Legierungen
oft besonders spröde. Zur Behebung dieser sehr nachteiligen Eigenschaften wurden umfangreiche
Untersuchungen zur Optimierung der Gefüge durchgeführt. Die bisher entwickelten Gefügetypen
können grob in a) gleichachsige Gamma-Gefüge, b) Duplexgefüge und c) lamellare Gefüge
eingeteilt werden. Der derzeit erreichte Entwicklungsstand ist beispielsweise ausführlich
dargestellt in:
- Y.-W. Kim, D.M. Dimiduk, in: Structural Intermetallics 1997, Eds. M.V. Nathal, R.
Darolia, CT. Liu, P.L. Martin, D.B. Miracle, R. Wagner, M. Yamaguchi, TMS, Warrendale
PA, 1996, S. 531.
- M. Yamaguchi, H. Inui, K. Ito, Acta mater. 48 (2000), S. 307.
[0009] Bisher wurden die Gefüge von Titanaluminiden vor allem durch Borzusätze gefeint,
die zur Bildung von Titanboriden führen (vgl.
T.T. Cheng, in: Gamma Titanium Aluminides 1999, Eds. Y.-W. Kim, D.M. Dimiduk, M.H.
Loretto, TMS, Warrendale PA, 1999, S. 389, sowie
Y.-W. Kim, D.M. Dimiduk, in: Structural Intermetallics 2001, Eds. K.J. Hemker, D.M.
Dimiduk, H. Clemens, R. Darolia, H. Inui, J.M. Larsen, V.K. Sikka, M. Thomas, J.D.
Whittenberger, TMS, Warrendale PA, 2001, S. 625.)
[0010] Zur weiteren Feinung und Konsolidierung des Gefüges werden die Legierungen meist
mehreren Hochtemperaturumformungen durch Extrudieren bzw. Schmieden unterzogen. Hierzu
wird ergänzend auf die folgenden Veröffentlichungen verwiesen:
- Gamma Titanium Aluminides, Eds. Y.-W. Kim, R. Wagner, M. Yamaguchi, TMS, Warrendale
PA, 1995.
- Structural Intermetallics 1997, Eds. M.V. Nathal, R. Darolia, CT. Liu, P.L. Martin,
D.B. Miracle, R. Wagner, M. Yamaguchi, TMS, Warrendale PA, 1997.
- Gamma Titanium Aluminides 1999, Eds. Y-W. Kim, D.M. Dimiduk, M.H. Loretto, TMS, Warrendale
PA, 1999.
- Structural Intermetallics 2001, Eds. K.J. Hemker, D.M. Dimiduk, H. Clemens, R. Darolia,
H. Inui, J.M. Larsen, V.K. Sikka, M. Thomas, J.D. Whittenberger, TMS, Warrendale PA,
2001.
[0011] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe
zugrunde, eine Titanaluminid-Legierung mit einer feinen Gefügemorphologie, insbesondere
im Nanometerbereich, bereitzustellen. Des Weiteren besteht die Aufgabe darin, ein
Bauteil mit einer homogenen Legierung bereitzustellen.
[0012] Beispielsweise wird eine intermetallische Verbindung bzw. Legierung vorgeschlagen
auf der Basis von, insbesondere unter Verwendung von schmelz- oder pulvermetallurgischen
Verfahren hergestellten, Titanaluminiden, vorzugsweise auf Basis von γ (TiAl), in
der folgenden Zusammensetzung:
Ti - (38 bis 42 Atom %) Al - (5 bis 10 Atom %) Nb,
wobei die Zusammensetzung Komposit-Lamellen-Strukturen mit B19-Phase und β-Phasen
in jeder Lamelle aufweist, wobei das Verhältnis, insbesondere das Volumenverhältnis,
der B19-Phase und der β-Phase jeweils in einer Lamelle zwischen 0.05 und 20, insbesondere
zwischen 0.1 und 10, beträgt.
[0013] Es hat sich gezeigt, dass bei einer derartigen intermetallischen Verbindung Komposit-Lamellen-Strukturen
mit Strukturen im Nanometermaßstab erzeugt werden bzw. vorhanden sind, wobei die lamellenartigen
Gebilde bzw. modulierte Lamellen aus den kristallographisch unterschiedlichen, alternierend
ausgebildeten B19-Phase und β-Phase aufgebaut sind. Hierbei sind die erzeugten Komposit-Lamellen-Strukturen
größtenteils von γ-TiAl umgeben.
[0014] Derartige Komposit-Lamellen-Strukturen können in Legierungen über bekannte Herstellungstechnologien,
d.h. durch Gießen, Umformen und Pulvertechnologien, hergestellt werden. Die Legierungen
zeichnen sich durch extrem hohe Festigkeit und Kriechbeständigkeit bei gleichzeitig
hoher Duktilität und Bruchzähigkeit aus.
[0015] Gelöst wird diese Aufgabe durch eine Legierung auf der Basis von, insbesondere unter
Verwendung von schmelz- oder pulvermetallurgischen Verfahren hergestellten, Titanaluminiden,
vorzugsweise auf Basis von γ (TiAl), wobei TiAl-Legierungen mit weiteren Zusätzen
Volumenanteile der β-Phase enthalten, die dadurch weitergebildet wird, dass die Zusammensetzung
Komposit-Lamellen-Strukturen mit B19-Phase und β-Phase in jeder Lamelle aufweist,
wobei das Verhältnis, insbesondere das Volumenverhältnis, der B19-Phase und β-Phase
jeweils in einer Lamelle zwischen 0.05 und 20, insbesondere zwischen 0.1 und 10, beträgt.
[0016] Hierbei weist eine Legierung eine der folgenden Zusammensetzungen auf:
Ti - (38.5 bis 42.5 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Cr.
Ti - (39 bis 43 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Zr.
Ti - (41 bis 44.5 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Mo.
Ti - (41 bis 44.5 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Fe.
Ti - (41 bis 45 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.1 bis 1 At %) La.
Ti - (41 bis 45 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.1 bis 1 At %) Sc.
Ti - (41 bis 45 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.1 bis 1 At %) Y.
Ti - (42 bis 46 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Mn.
Ti - (41 bis 45 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Ta.
Ti - (41 bis 45 At Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) V.
Ti - (41 bis 46 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) W.
[0017] Jede der genannten Titanaluminid-Legierungen kann optional die Zusätze von Bor und/oder
Kohlenstoff aufweisen, wobei in einer Ausgestaltung die Zusammensetzungen der genannten
Legierungen bzw. der intermetallischen Verbindungen jeweils wahlweise (0.1 bis 1 At.
%) B (Bor) und/oder (0.1 bis 1 At. %) C (Kohlenstoff) aufweisen. Hierdurch wird das
ohnehin schon feine Gefüge der Legierung weiter gefeint.
[0018] Im Rahmen der Erfindung bestehen bei den angegebenen Legierungszusammensetzungen
jeweils die Reste aus Titan und unvermeidbaren Verunreinigungen.
[0019] Damit werden gemäß der Erfindung Legierungen bereitgestellt, die als Leichtbau-Werkstoff
für Hochtemperaturanwendungen, wie z.B. Turbinenschaufeln oder Motoren- und Turbinenkomponenten,
geeignet sind.
[0020] Die erfindungsgemäßen Legierungen werden unter Verwendung von gießmetallurgischen,
schmelzmetallurgischen oder pulvermetallurgischen Verfahren bzw. Techniken oder unter
Verwendung dieser Verfahren in Kombination mit Umformtechniken hergestellt.
[0021] Die erfindungsgemäßen Legierungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine sehr feine
Mikrostruktur haben und eine hohe Festigkeit und Kriechbeständigkeit bei gleichzeitig
guter Duktilität und Bruchzähigkeit aufweisen, insbesondere gegenüber Legierungen
ohne die erfindungsgemäßen Komposit-Lamellen-Strukturen.
[0022] Es ist bekannt, dass Titanaluminid-Legierungen mit Aluminium-gehalten von 38 - 45
At.% und weiteren Zusätzen beispielsweise von Refraktärelementen relativ große Volumenanteile
der β-Phase enthalten, die auch in geordneter Form als B2-Phase vorliegen kann. Die
kristallografischen Gitter dieser beiden Phasen sind gegenüber homogenen Scherprozessen
mechanisch instabil, was zu Gitterumwandlungen führen kann. Diese Eigenschaft ist
im Wesentlichen auf die anistropen Bindungsverhältnisse und die Symmetrie des kubisch
raumzentrierten Gitters zurückzuführen. Die Neigung der β- bzw. B2-Phase zur Gittertransformation
ist damit stark ausgeprägt. Durch eine Scherumwandlung des kubisch-raumzentrierten
Gitters der β- bzw. B2-Phase können verschiedene orthorhombische Phasen gebildet werden,
wozu insbesondere die Phasen B19 und B33 gehören.
[0023] Die Erfindung beruht auf dem Gedanken, diese Gittertransformationen durch Scherumwandlung
für eine zusätzliche Feinung der Mikrostruktur der erfindungsgemäßen Titanaluminid-Legierungen
zu nutzen. Ein derartiges Verfahren ist für Titanaluminid-Legierungen auch in der
wissenschaftlichen Literatur bisher nicht bekannt. Bei den oben aufgeführten erfindungsgemäßen
Legierungen werden durch die Scherumwandlungen zudem spröde Phasen wie ω, ω' und ω"
vermieden, die für die mechanischen Werkstoffeigenschaften äußerst nachteilig sind.
[0024] Ein wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäßen Legierungen besteht darin, dass die
Gefügefeinung der Legierungen ohne den Zusatz von Korn-feinenden bzw. Gefüge-feinenden
Elementen oder Zusätzen wie z.B. Bor (B) erreicht wird und die Legierungen demnach
keine Boride enthalten. Da die in TiAl-Legierungen auftretenden Boride spröde sind,
führen sie ab einem bestimmten Gehalt zur Versprödung von TiAl-Legierungen und stellen
generell in Borhaltigen Legierungen potenzielle Risskeime dar.
[0025] Die Legierungen zeichnen sich weiter dadurch aus, dass die entsprechende Zusammensetzung
Komposit-Lamellen-Strukturen mit der B19-Phase und β-Phase in jeder Lamelle aufweist,
wobei die Lamellen von der TiAl-γ-Phase umgeben sind.
[0026] Insbesondere beträgt das Verhältnis, insbesondere das Volumenverhältnis, der B19-Phase
und β-Phase jeweils in einer Lamelle zwischen 0.05 und 20, insbesondere zwischen 0.1
und 10. Weiterhin beträgt das Verhältnis, insbesondere das Volumenverhältnis, der
B19-Phase und β-Phase jeweils in einer Lamelle zwischen 0.2 und 5, insbesondere zwischen
0.25 und 4. Vorzugsweise beträgt das Verhältnis, insbesondere das Volumenverhältnis,
der B19-Phase und β-Phase jeweils in einer Lamelle zwischen (1/3) und 3, insbesondere
zwischen 0.5 und 2. Außerdem zeichnet sich eine besonders feine Gefügestruktur in
der Legierungszusammensetzung dadurch aus, dass das Verhältnis, insbesondere das Volumenverhältnis,
der B19-Phase und β-Phase jeweils in einer Lamelle zwischen 0.75 und 1.25, insbesondere
zwischen 0.8 und 1.2, vorzugsweise zwischen 0.9 und 1.1, beträgt.
[0027] Überdies ist es in einer Weiterbildung der erfindungsgemäßen Legierungen möglich,
dass Lamellen der Komposit-Lamellen-Strukturen von Lamellen des γ (TiAl)-Typs, vorzugsweise
beidseits der Lamelle, umgeben sind.
[0028] Die Legierungen zeichnen sich ferner dadurch aus, dass die Lamellen der Komposit-Lamellen-Strukturen
ein Volumenanteil von mehr als 10%, vorzugsweise mehr als 20%, der gesamten Legierung
haben.
[0029] Zudem bleibt die feine lamellenartige Struktur in den Komposit-Strukuren erhalten,
wenn die Lamellen der Komposit-Lamellen-Strukturen TiAl die Phase α
2-Ti
3Al mit einem Anteil von bis zu 20% aufweisen, wobei insbesondere das (Volumen-)Verhältnis
von der B19-Phase und β-Phase in den Lamellen unverändert und konstant bleibt.
[0030] Die erfindungsgemäßen Legierungen eignen sich als Hochtemperatur-Leichtbauwerkstoffe
für Bauteile, die Temperaturen von bis zu 800 °C ausgesetzt sind.
[0031] Darüber hinaus wird die Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum Herstellen einer voranstehend
beschriebenen Legierung unter Verwendung von schmelz- oder pulvermetallurgischen Techniken,
wobei nach der Herstellung der Legierung zu einem Zwischenprodukt eine weitere Wärmebehandlung
des Zwischenprodukts bei Temperaturen oberhalb von 900°C, vorzugsweise über 1000°C,
insbesondere bei Temperaturen zwischen 1000°C und 1200°C, für eine vorbestimmte Zeitdauer
von mehr als 60 Minuten, vorzugsweise mehr als 90 Minuten, durchgeführt wird, und
nachfolgend die wärmebehandelte Legierung mit einer vorbestimmten Kühlrate von mehr
als 0.5°C pro Minute abgekühlt wird.
[0032] Insbesondere wird die wärmebehandelte Legierung mit einer vorbestimmten Kühlrate
zwischen 1°C pro Minute bis 20°C pro Minute, vorzugsweise bis 10°C pro Minute, abgekühlt.
[0033] Weiterhin wird die Aufgabe der Erfindung durch ein Bauteil gelöst, das aus einer
erfindungsgemäßen Legierung hergestellt ist, wobei insbesondere die Legierung durch
schmelz- oder pulvermetallurgische Verfahren oder Techniken hergestellt ist. Durch
die Legierungen auf der Basis einer intermetallischen Verbindung vom Typ γ-TiAl werden
leichte (Hochtemperatur-)Werkstoffe oder Bauteile für den Einsatz oder zur Verwendung
in Wärmekraftmaschinen, wie Verbrennungsmotoren, Gasturbinen, Flugtriebwerken bereitgestellt.
[0034] Überdies besteht eine weitere Lösung der Aufgabe in einer Verwendung einer erfindungsgemäßen,
voranstehend beschriebenen Legierung zur Herstellung eines Bauteils. Zur Vermeidung
von Wiederholungen wird auf die obigen Ausführungen ausdrücklich verwiesen.
[0035] Die erfindungsgemäßen Legierungen mit den oben aufgeführten Zusammensetzungen werden
vorzugsweise durch Verwendung herkömmlicher metallurgischer Gießmethoden oder durch
an sich bekannte pulvermetallurgische Techniken erzeugt und können beispielsweise
durch Warmschmieden, Warmpressen bzw. Warmstrangpressen und Warmwalzen bearbeitet
werden.
[0036] Nachfolgend werden anhand einer Legierung mit einer Zusammensetzung Ti - 42 Atom
% Al - 8.5 Atom % Nb die Komposit-Lamellen-Strukturen gezeigt.
[0037] Fig. 1a zeigt eine Aufnahme der Gefügelegierung, die mit Hilfe eines Transmissions-Elektronenmikroskops
aufgenommen worden ist. Die Übersichtsaufnahme in Fig. 1 zeigt, dass die Komposit-Lamellen-Strukturen,
die in Fig. 1 mit T bezeichnet sind, einen streifigen Kontrast zu den die Strukturen
umgebenden Gefüge der γ-Phase haben.
[0038] Fig. 1b zeigt eine Aufnahme des Legierungsgefüges mit einer höheren Vergrößerung,
wobei ersichtlich ist, dass die modulierten Komposit-Lamellen-Strukturen (Bezugszeichen
T) von der γ-Phase umgeben sind bzw. in die γ-Phase eingebettet sind.
[0039] Die in Fig. 1a und 1b gezeigten Gefüge wurden durch Extrudieren erhalten bzw. eingestellt.
[0040] In Fig. 1c ist ein Gussgefüge der gleichen Legierung Ti-42 Atom % Al-8,5 Atom % Nb
gezeigt, in der ebenfalls eine Komposit-Lamellen-Struktur (Bezugszeichen T) ausgebildet
ist, die von der γ-Phase umgeben ist.
[0041] Fig. 2a zeigt in einer hochauflösenden Darstellung die atomare Struktur der Komposit-Lamellen-Strukturen
oberhalb der γ-Phase. Die Komposit-Lamellen-Strukturen bestehen aus der geordneten
B19-Phase und der ungeordneten β-Phase, die an die γ-Phase angrenzen (im unteren Bereich).
Aus der Aufnahme in Fig. 2a ist ersichtlich, dass die Komposit-Lamellen-Strukturen
die beiden kristallographisch unterschiedlichen Phasen B19 und β/B2 enthalten, die
in Abständen von wenigen Nanometern angeordnet sind. Die Komposit-Lamellen-Strukturen
enthalten die Phasen B19 und β, die beide als duktil gelten. Das Volumenverhältnis
der B19-Phasen und der β-Phasen in einer Komposit-Lamellen-Struktur beträgt 0,8 bis
1,2. Aufgrund der duktilen Phasen B19 und β besteht das Gefüge im Wesentlichen aus
gut verformbaren Lamellen, die in die hierzu relativ spröden γ-Phase eingebettet sind.
[0042] In Fig. 2b ist die Abbildung einer B19 Struktur mit vergrößerter Darstellung gezeigt.
Das entsprechende Diffraktogramm, das aus dem in Fig. 2b gezeigten Ausschnitt berechnet
wurde und für die B19 Struktur charakteristisch ist, ist in Fig. 2c dargestellt.
[0043] In Fig. 3 ist eine elektronenmikroskopische Aufnahme eines Risses C der oben genannten
Legierung dargestellt. Hierbei geht aus der Aufnahme hervor, dass der Riss C an den
modulierten Komposit-Lamellen-Strukturen (T) abgelenkt wird, und dass die Komposit-Lamellen-Strukturen
Ligamente ausbilden, die die Rissufer überbrücken können. Ein derartiges Verhalten
unterscheidet sich deutlich von der Rissausbreitung in den bisher bekannten Ti-Al-Legierungen,
bei denen in dem hier betrachteten mikroskopischen Maßstab ein Spaltbruch auftritt.
Bei der Legierung wird aufgrund der ausgebildeten Komposit-Lamellen-Strukturen eine
Rissausbreitung behindert.
[0044] Die für technische Anwendungen wichtige Bruchzähigkeit von Gefügen wurde mit Hilfe
von gekerbten Chevron-Proben im Biegetest bei unterschiedlichen Temperaturen bestimmt.
Die aufgenommene Registerkurve eines solchen Tests ist in Fig. 4 dargestellt. In der
Kurve sind die durch die Pfeile markierten Zacken ersichtlich, die darauf hinweisen,
dass während der Belastung der Probe zeitweise Rissausbreitung auftritt, die jedoch
immer wieder gestoppt wird. Ein solches Verhalten ist typisch für Legierungen, die
aus einer spröden Phase (γ-Phase) bestehen, in die die relativ duktilen Phasen B19
und β eingebettet sind.
[0045] Die Legierungen können durch die für TiAl-Legierungen bekannten Technologien, d.h.
über Schmelzmetallurgie, Umformtechnologien und Pulvermetallurgie hergestellt werden.
Beispielsweise werden Legierungen in einem Lichtbogenofen geschmolzen und mehrfach
umgeschmolzen und anschließend einer Wärmebehandlung unterzogen. Darüber hinaus können
zur Herstellung auch die für Primärgussblöcke aus TiAl-Legierungen bekannten Herstellverfahren
Vakuum-Lichtenbogen-Schmelzen, Induktionsschmelzen oder Plasma-Schmelzen verwendet
werden. Gegebenenfalls können nach dem Erstarren von Guss-Primärgussmaterial heiß-istostatisches
Pressen als Verdichtungsverfahren bei Temperaturen von 900°C bis 1.300°C oder Wärmebehandlungen
im Temperaturbereich von 700°C bis 1.400°C oder eine Kombination dieser Behandlungen
angewendet werden, um Poren zu schließen und eine Mikrostruktur im Material einzustellen.
1. Legierung auf der Basis von, insbesondere unter Verwendung von schmelz- oder pulvermetallurgischen
Verfahren hergestellten, Titanaluminiden, vorzugsweise auf Basis von γ (TiAl), wobei
TiAl-Legierungen mit weiteren Zusätzen Volumenanteile der β-Phase enthalten, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung Komposit-Lamellen-Strukturen mit B19-Phase und β-Phase in jeder
Lamelle aufweist, wobei das Verhältnis, insbesondere das Volumenverhältnis, der B19-Phase
und β-Phase jeweils in einer Lamelle zwischen 0.05 und 20, insbesondere zwischen 0.1
und 10, beträgt.
2. Legierung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Legierung eine der folgenden Zusammensetzungen aufweist:
Ti - (38.5 bis 42.5 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Cr
oder
Ti - (39 bis 43 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Zr
oder
Ti - (41 bis 44.5 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Mo
oder
Ti - (41 bis 44.5 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Fe
oder
Ti - (41 bis 45 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.1 bis 1 At %) La
oder
Ti - (41 bis 45 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.1 bis 1 At %) Sc
oder
Ti - (41 bis 45 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.1 bis 1 At %) Y
oder
Ti - (42 bis 46 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Mn
oder
Ti - (41 bis 45 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) Ta
oder
Ti-(41 bis 45 At %) Al (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) V
oder
Ti - (41 bis 46 At %) Al - (5 bis 10 At %) Nb - (0.5 bis 5 At %) W.
3. Legierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis, insbesondere das Volumenverhältnis, der B19-Phase und β-Phase jeweils
in einer Lamelle zwischen 0.2 und 5, insbesondere zwischen 0.25 und 4, beträgt.
4. Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis, insbesondere das Volumenverhältnis, der B19-Phase und β-Phase jeweils
in einer Lamelle zwischen (1/3) und 3, insbesondere zwischen 0.5 und 2, beträgt.
5. Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis, insbesondere das Volumenverhältnis, der B19-Phase und β-Phase jeweils
in einer Lamelle zwischen 0.75 und 1.25, insbesondere zwischen 0.8 und 1.2, vorzugsweise
zwischen 0.9 und 1.1, beträgt.
6. Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Zusammensetzung wahlweise (0.1 bis 1 At. %) B (Bor) und/oder (0.1 bis 1 At. %)
C (Kohlenstoff) aufweist.
7. Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass Lamellen der Komposit-Lamellen-Strukturen von Lamellen des γ (TiAl)-Typs, vorzugsweise
beidseits der Lamelle, umgeben sind.
8. Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass Lamellen der Komposit-Lamellen-Strukturen ein Volumenanteil von mehr als 10%, vorzugsweise
mehr als 20%, der Legierung haben.
9. Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Lamellen der Komposit-Lamellen-Strukturen die Phase α2-Ti3Al mit einem Anteil von bis zu 20% aufweisen.
10. Verfahren zum Herstellen einer Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 9 unter Verwendung
von schmelz- oder pulvermetallurgischen Techniken, wobei nach der Herstellung der
Legierung zu einem Zwischenprodukt eine weitere Wärmebehandlung des Zwischenprodukts
bei Temperaturen oberhalb von 900°C, vorzugsweise über 1000°C, insbesondere bei Temperaturen
zwischen 1000°C und 1200°C, für eine vorbestimmte Zeitdauer von mehr als 60 Minuten,
vorzugsweise mehr als 90 Minuten, durchgeführt wird, und nachfolgend die wärmebehandelte
Legierung mit einer vorbestimmten Kühlrate von mehr als 0.5°C pro Minute abgekühlt
wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die wärmebehandelte Legierung mit einer vorbestimmten Kühlrate zwischen 1°C pro Minute
bis 20°C pro Minute, vorzugsweise bis 10°C pro Minute, abgekühlt wird.
12. Bauteil, das aus einer Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 9 hergestellt ist,
wobei insbesondere die Legierung durch schmelz- oder pulvermetallurgische Verfahren
oder Techniken hergestellt ist.
13. Verwendung einer Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 9 zur Herstellung eines
Bauteils.