(19)
(11) EP 2 147 759 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.01.2010  Patentblatt  2010/04

(21) Anmeldenummer: 08161112.1

(22) Anmeldetag:  24.07.2008
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B26D 7/02(2006.01)
B26D 1/09(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MT NL NO PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA MK RS

(71) Anmelder: Müller Martini Holding AG
6052 Hergiswil (CH)

(72) Erfinder:
  • Meyer, Hanspeter
    8536 Hüttwilen (TG) (CH)
  • Mayer, Heinrich-Tito
    8360 Eschlikon (CH)

   


(54) Verfahren und Vorrichtung für den Beschnitt wenigstens einer Seitenkante gebundener Druckerzeugnisse


(57) Bei einem Verfahren für den Beschnitt wenigstens einer Seitenkante (3) gebundener Druckerzeugnisse (2), wie beispielsweise Buchblocks, Bücher, Broschuren oder Zeitschriften, auf einem Schneidtisch (4), werden die Druckerzeugnisse (2) in eine Schneidposition zugeführt und beim Beschneiden mittels angetriebenem Schneidmesser (6) durch einen zustellbaren Pressstempel (5) festgehalten, wobei der Pressstempel (5) beim Auftreffen seiner Oberfläche (9) auf einem Druckerzeugnis (2) eine zumindest auf den oberen Bogen eines Druckerzeugnisses (2) einwirkende Streckkraft ausübt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung für den Beschnitt wenigstens einer Seitenkante gebundener Druckerzeugnisse, wie beispielsweise Buchblocks, Bücher, Broschuren oder Zeitschriften, auf einem Schneidtisch, dem die Druckerzeugnisse in eine Schneidposition zugeführt und beim Beschneiden mittels angetriebenem Schneidmesser durch einen zustellbaren Pressstempel festgehalten werden.

[0002] Einrichtungen der eingangs genannten Art sind als Dreischneider oder Trimmer bekannt und werden für den dreiseitigen Beschnitt der Seitenkanten von gebundenen Druckerzeugnissen, wie Büchern, Zeitschriften, Buchblocks oder ähnlichen flächigen Produkten eingesetzt. Zum Erreichen eines möglichst genauen Schnittes, werden die Druckerzeugnisse zuerst nach deren Rücken und den Seitenkanten ausgerichtet und in diesem Zustand an ihren flächigen Seiten zwischen einem Schneidtisch und einem gegen diesen wirkenden Pressstempel gepresst. Die aufzubringende Presskraft muss mindestens so hoch sein, dass sich während dem Schneidvorgang das Druckerzeugnis infolge der Schnittkräfte weder in sich, noch gegenüber dem Pressstempel verschieben kann. Zudem wird die Verteilung der Presskraft über die Fläche der Druckerzeugnisse so gewählt, dass die spezifische Pressung auf das Druckerzeugnis in den Bereichen der zu beschneidenden Seitenkanten höher ist als in den restlichen Bereichen. Dies kann erreicht werden, indem die Dicke des Pressstempels in dessen Randbereichen grösser gewählt wird als an den übrigen Stellen. In der Praxis hat sich gezeigt, dass bei gewissen Druckerzeugnissen deren Oberfläche in nicht gepresstem Zustand sehr uneben sein kann. Diese Unebenheit kann durch in das Druckerzeugnis eingebundene Druckbogen mit Laufrichtung quer zu der gebundenen Kante des Druckerzeugnisses und dadurch verursachter Wellenbildung, durch Falze an der zu beschneidenden Seitenkante, Lufteinschlüsse zwischen den Seiten oder anderen Gründen entstehen. Dadurch kann die obere Fläche der auf dem Schneidtisch aufliegenden Druckerzeugnisse eine konkave Form annehmen. Beim gleichzeitigen Beschneiden von mehreren aufeinander gestapelten Exemplaren kumuliert sich dieser Fehler an der Oberseite des obersten Exemplars. Bei Beginn des Pressvorgangs erfolgt in diesem Fall der erste Kontakt zwischen Druckerzeugnis und Pressstempel in den Randbereichen, womit die Druckerzeugnisse zwischen Pressstempel und Schneidtisch in dieser Lage fixiert werden resp. sich der dem Pressstempel zugewandte Bereich der Druckerzeugnisse während dem Aufbau der Presskraft gegenüber der Oberfläche des Pressstempels nicht mehr verschieben kann. Die sich zwischen diesen Kontaktstellen befindenden Bereiche der Umschläge sind somit etwas länger als der entsprechende geradlinig verlaufende Teil des Pressstempels. Die Folge ist, dass beim Fortschreiten des Pressvorgangs sich jeweils eine Welle im Umschlag bildet, die von aussen nach innen läuft, bis sie auf die von der gegenüberliegenden Seite nach innen verlaufende Welle auftrifft. Dadurch wird der Umschlag gestaucht resp. geknittert und in der Folge durch den Pressstempel gepresst. Als Folge ergeben sich an den obersten Seiten von Umschlag und Inhalt bleibende Quetschfalten, die zu einer verminderten Qualität resp. Ausschuss führen können.

[0003] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein gattungsgemässes Verfahren und eine entsprechende Vorrichtung zu schaffen, die beim Pressvorgang eine Bildung von Quetschfalten an der dem Pressstempel zugewandten Seite der Druckerzeugnisse vermeidet.

[0004] Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass der Pressstempel beim Auftreffen seiner Oberfläche auf einem Druckerzeugnis eine zumindest auf den oberen Bogen eines Druckerzeugnisses einwirkende Streckkraft ausübt.

[0005] Anschliessend wird die vorgeschlagene Einrichtung unter Bezugnahme auf die Zeichnung, auf die bezüglich aller in der Beschreibung nicht erwähnten Einzelheiten verwiesen wird, anhand eines Ausführungsbeispiels erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1
Eine vereinfachte räumliche Ansicht einer Schneideinrichtung,
Fig. 2
eine Ansicht auf eine erfindungsgemässe Einrichtung in Förderrichtung betrachtet, mit ungepresstem Schneidgut,
Fig. 3
die Einrichtung nach Fig. 2 mit gepresstem Schneidgut,
Fig. 4
einen Pressstempel in vereinfachter räumlicher Darstellung von unten betrachtet in einer ersten Ausführung,
Fig. 5
einen Pressstempel in vereinfachter räumlicher Darstellung von unten betrachtet in einer zweiten Ausführung,
Fig. 6
einen Pressstempel in vereinfachter räumlicher Darstellung von unten betrachtet in einer dritten Ausführung und
Fig. 7
einen Pressstempel in vereinfachter räumlicher Darstellung von unten betrachtet in einer vierten Ausführung.


[0006] Die in Fig. 1 dargestellte Schneideinrichtung 1 ist vorgesehen für den Beschnitt wenigstens einer Seitenkante 3 gebundener Druckerzeugnisse 2 oder dgl. Schneidgut, wie beispielsweise Buchblocks, Büchern, Broschuren oder Zeitschriften. Das vorgängig im Rückenbereich gebundene Druckerzeugnis 2 wird liegend, einzeln oder in Stapeln, in Förderrichtung F der Schneideinrichtung 1 zugeführt und durch diese an dessen drei freien Seitenkanten 3 beschnitten. Dazu weist die Schneideinrichtung 1 einen Schneidtisch 4, dem das Schneidgut in eine Schneidposition zuführbar ist, einen das Schneidgut wenigstens während dem Schneidvorgang gegen den Schneidtisch 4 pressenden, abhebbaren Pressstempel 5, ein aus einer Ausgangsstellung gegen den Schneidtisch 4 und zurück angetriebenes Schneidmesser 6, sowie ein Gegenmesser oder eine den Schneidhub des Schneidmessers 6 begrenzende Schneidleiste 8 auf. Der Pressstempel 5 weist an seiner Oberseite einen mit einer Führungsstange 7 verbundenen Support 17 auf, wobei die Führungsstange 7 mit einem Kurvenantrieb, einem elektrischen Servoantrieb, einem pneumatischen oder hydraulischen Antrieb in Pressrichtung P antriebsverbunden ist. Zudem weist der Pressstempel eine dem Schneidgut zugewandte, sich wenigstens im Näherungsbereich einer Schneidkante 3 sich etwa quer zur Pressrichtung P ausdehnende elastische Oberfläche 9 auf, die mit einer, mit dem Support 17 verbundenen Schicht 10 verbunden ist. Die Ausdehnung quer zur Pressrichtung P erfolgt durch die Gestaltung der Schicht 10, die sich als Folge des Kraftaufbaus in Richtung der Pressrichtung P quer zur Pressrichtung P ausdehnt. Dadurch wird eine Streckwirkung an der dem Pressstempel 5 zugewandten Oberfläche des Schneidguts erreicht und somit eine Faltenbildung an der Oberseite des Schneidguts vermieden. Vorzugsweise ist die Oberfläche 9 des Pressstempels 5 wenigstens teilweise unterbrochen ausgebildet. In einer weiteren, bevorzugten Ausführung nach Fig. 4 ist die Oberfläche 9 des Pressstempels 5 an in einem spitzen Winkel α zur Pressrichtung P vorstehenden Stützelementen 11 angeordnet. Die dem Schneidgut zugewandten Enden 12 der Stützelemente 11 sind in wenigstens einer der Ausdehnungsrichtungen 13,14 der Oberfläche 9 des Pressstempels 5 auslenkbar ausgebildet. Obwohl die erfindungsgemässe Einrichtung primär für das Strecken in Ausdehnungsrichtung 14 längs der den gebundenen Rücken des Schneidguts gegenüberliegenden Seitenkanten 3 vorgesehen ist, lässt sich diese ebenso einsetzen für das Strecken in Ausdehnungsrichtung 13, quer zu den gebundenen Rücken des Schneidguts. In den Fig. 5 und Fig. 6 sind die Stützelemente 11 derart ausgebildet, dass sie durch Belastung in Pressrichtung P nach den Ecken 15 des Schneidgutes resp. diagonal zu den Seitenkanten 3 des Schneidguts wirken. In den Fig. 4 bis Fig. 7 sind die Stützelemente 11 leistenartig ausgebildet. Für die Erfindung ist es nicht wesentlich, ob die Stützelemente 11 als von Randbereich zu Randbereich des Pressstempels 5 durchgehende Leisten oder durch mehrere kurze, hintereinander angeordnete Leisten ausgebildet sind. In einer weiteren Ausführung, gemäss Fig. 6, sind die leistenartigen Stützelemente 11 gekrümmt ausgebildet. Auf diese Weise ist die Federrate der Schicht 10 beeinflussbar, bzw. an die Eigenschaften des Schneidgutes anpassbar. In den Fig. 4 bis Fig.7 sind die Räume zwischen den Stützelementen 11 als freie Räume dargestellt. Ebenso könnten diese Räume mit einem elastischen Material gefüllt sein, resp. die Stützelemente 11 in ein elastisches Material eingebettet sein, um beispielsweise die Federrate der Schicht 10 an die Eigenschaften des Schneidguts anzupassen. In einer weiteren Ausführung, gemäss Fig. 7, ist die Oberfläche 9 des Pressstempels 5 durch eine zumindest bereichsweise elastisch verformbare Platte 16 ausgebildet. Die Erfindung beschränkt sich nicht auf Schneideinrichtungen 1, die den Beschnitt aller drei Seitenkanten 3 in derselben Position ausführen, sondern betrifft ebenso Schneideinrichtungen (1), die den Beschnitt nur einer oder zwei Seitenkanten 3 in derselben Schneidposition ausführen. Ebenfalls betrifft die Erfindung Schneideinrichtungen (1), deren Schneidmesser 6 gegen Schneidleisten 8 oder ein Gegenmesser arbeiten. Die Erfindung betrifft sowohl nahezu vollflächige Pressstempel 5 als auch schmale, leistenförmig ausgebildete Pressstempel 5.


Ansprüche

1. Verfahren für den Beschnitt wenigstens einer Seitenkante (3) gebundener Druckerzeugnisse (2), wie beispielsweise Buchblocks, Bücher, Broschuren oder Zeitschriften, auf einem Schneidtisch (4), dem die Druckerzeugnisse (2) in eine Schneidposition zugeführt und beim Beschneiden mittels angetriebenem Schneidmesser (6) durch einen zustellbaren Pressstempel (5) festgehalten werden, dadurch gekennzeichnet, dass der Pressstempel (5) beim Auftreffen seiner Oberfläche (9) auf einem Druckerzeugnis (2) eine zumindest auf den oberen Bogen eines Druckerzeugnisses (2) einwirkende Streckkraft ausübt.
 
2. Einrichtung für den Beschnitt wenigstens einer Seitenkante (3) gebundener Druckerzeugnisse (2) oder dgl. Schneidgut, wie beispielsweise Buchblocks, Bücher, Broschuren oder Zeitschriften, bestehend aus einem Schneidtisch (4), dem das Schneidgut in eine Schneidposition zuführbar ist, einem das Schneidgut wenigstens während dem Schneidvorgang gegen den Schneidtisch (4) pressenden, anhebbaren Pressstempel (5), einem aus einer Ausgangsstellung gegen den Schneidtisch (4) und zurück angetriebenen Schneidmesser (6) sowie einem Gegenmesser oder einer den Schneidhub des Schneidmessers (6) begrenzenden Schneidleiste (8), dadurch gekennzeichnet, dass der Pressstempel (5) eine dem Schneidgut zugewandte, wenigstens im Näherungsbereich einer Seitenkante (3) sich etwa quer zur Pressrichtung (P) ausdehnende elastische Oberfläche (9) aufweist.
 
3. Einrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche (9) des Pressstempels (5) mit einer Schicht (10) verbunden ist.
 
4. Einrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche (9) des Pressstempels (5) wenigstens teilweise unterbrochen ausgebildet ist.
 
5. Einrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche (9) des Pressstempels (5) an in einem spitzen Winkel (α) zur Pressrichtung (P) vorstehenden Stützelementen (11) angeordnet ist.
 
6. Einrichtung Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die dem Schneidgut zugewandten Enden (12) der Stützelemente (11) in wenigstens eine der Ausdehnungsrichtungen (13,14) der Oberfläche (9) des Pressstempels (5) auslenkbar ausgebildet sind.
 
7. Einrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützelemente (11) leistenartig ausgebildet sind.
 
8. Einrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Stützelemente (11) nach den Ecken (15) des Schneidgutes wirkend resp. diagonal zu den Seitenkanten (3) des Schneidgutes angeordnet sind.
 
9. Einrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die leistenartigen Stützelemente (11) gekrümmt ausgebildet sind.
 
10. Einrichtung nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche (9) des Pressstempels (5) durch eine zumindest bereichsweise elastisch verformbare Platte (16) ausgebildet ist.
 
11. Anwendung der Einrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10 bei einem Dreischneider für Druckerzeugnisse (2).
 




Zeichnung













Recherchenbericht