[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Cellulose mit folgenden aufeinanderfolgenden
Schritten: Einweichen der cellulosehaltigen Rohstoffe aus Krautpflanzen in einer Alkalilösung,
thermomechanisch-chemisches Verarbeiten der Rohstoffe in einem Doppelschneckenapparat,
umfassend eine beheizte Kammer, 2 innerhalb der Kammer installierte, parallel gekoppelte
Wellen, auf denen alternierende Förderschneckensegmente und Zerkleinerungsnockensegmente
montiert sind, Waschen, Bleichen, Waschen, Ausschleudern und Trocknen.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner die Celluloseindustrie und insbesondere die Gewinnung
von Cellulose aus pflanzlichen cellulosehaltigen Rohstoffen. Die Erfindung kann für
die Gewinnung von Cellulose, die für die Erdölverarbeitung, die Watteproduktion und
die Papierindustrie bestimmt ist, eingesetzt werden.
[0003] Bekannt ist ein Verfahren zur Gewinnung von Cellulose, das Lockern der Rohstoffe
und Alkaliaufschluss einschließt. Der Alkaliaufschluss wird bei 120 - 130 °C innerhalb
von 1 Stunde durchgeführt. Die Lauge enthält dabei ein Tensid. Die Masse wird danach
mit einer 1,5-fachen Menge des geklärten Wassers gewaschen, zerkleinert und in einem
Hydrozyklon mit geklärtem Wasser feingereinigt. Dann wird das zweimalige Bleichen
mit NaOCl-Lösung durchgeführt. Die Temperatur beträgt 90 °C, der pH-Wert liegt bei
9 - 11,5, die Dauer ist 1 Stunde. Danach werden folgende Schritte durchgeführt: Waschen
mit enthärtetem Wasser, Absäuern mit H
2SO
4-Lösung bei 15 - 40 °C innerhalb von 1 Stunde, nochmaliges Waschen mit enthärtetem
Wasser, Ausschleudern und Lufttrocknen.
[0004] Bekannt ist ferner ein Verfahren zur Gewinnung von Cellulose, das die mechanische
Verarbeitung der cellulosehaltigen Rohstoffe durch gleichzeitige Lockern- und Reinigungsstufen
einschließt. Danach erfolgt Alkaliaufschluss. Die Temperatur beträgt dabei 130 - 140
°C, der Druck ist 3 - 4 Atm, die Dauer ist 180 - 210 Min. Weiter werden folgende Schritte
durchgeführt: Waschen, Bleichen mit Natriumhypochlorit in einer sauren Lösung, Ausschleudern,
Lockern und Trocknen (
RU 2078163).
[0005] Des Weiteren ist ein Verfahren zur Gewinnung von Cellulose aus cellulosehaltigen
Rohstoffen durch gleichzeitige Lockern- und Reinigungsstufen und nachfolgende Zerkleinerung,
Einweichen in einer Alkalilösung und Reinigung bekannt. Danach erfolgt Alkaliaufschluss
im Laufe von 1,5 - 3 Stunden beim hydraulischen Modul (Verhältnis der festen/flüssigen
Phasen) von 1:(5-20). Zusätzlich wird in die Lauge ein Tensid zugegeben. Danach erfolgen
Waschen, Bleichen in der Wasserstoffperoxidlösung, nochmaliges Waschen, Ausschleudern
und Trocknen (
RU 2304647).
[0006] Als Prototyp dient das Verfahren zur Gewinnung von Cellulose aus cellulosehaltigen
Rohstoffen durch gleichzeitige Lockern- und Reinigungsstufen und weitere aufeinander
folgende Schritte: Waschen und Zerkleinerung der Rohstoffe, Einweichen, thermomechanisch-chemische
Verarbeitung, Waschen, Bleichen, Waschen, Ausschleudern und Trocknen. In einer Ausführungsvariante
des Verfahrens lässt man die Rohstoffe in einer Alkalilösung ausreifen (
RU 2007115321).
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein effizientes und kostengünstiges Verfahren
zur Gewinnung von Cellulose aus cellulosehaltigen Rohstoffen zur Verfügung zu stellen.
Als Rohstoffe können Krautpflanzen insbesondere mit hohem Gehalt an Schäben, dem holzigen
Innenteil und Lignin, mit großer Ablagerungsdauer auf den Feldern und in Lagerräumen,
eingesetzt werden.
[0008] Die gestellte Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruch 1 gelöst. Dabei sind folgende
Stufen vorgesehen:
- a) Einweichen der cellulosehaltigen Rohstoffe in einer Alkalilösung;
- b) thermomechanisch-chemische Verarbeitung in einem Doppelschneckenapparat;
- c) Waschen, Bleichen, Waschen, Ausschleudern und Trocknen.
[0009] Der Doppelschneckenapparat umfasst:
- a) eine beheizte Kammer;
- b) 2 parallel gekoppelte Wellen;
- c) Förderschneckensegmente;
- d) Zerkleinerungsnockensegmente.
[0010] Die einzelnen Elemente sowie ihre funktionelle Verbindung zum Doppelschneckenapparat,
wie er im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt wird, sind dem Fachmann an sich bekannt.
[0011] Zwei parallel gekoppelte Wellen sind in einer beheizten Kammer installiert. Auf den
Wellen sind alternierende Förderschnecken- und Zerkleinerungsnockensegmente montiert.
[0012] Die zusätzliche thermomechanisch-chemische Verarbeitung wird vor dem Waschen in einem
Doppelschneckenapparat, auf dessen Wellen alternierende Förder- und Bremsschneckensegmente
montiert sind, durchgeführt.
[0013] Es ist möglich, alternierende Förderschnecken-, Zerkleinerungsnocken- und Bremsschneckensegmente
auf die Wellen zu montieren.
[0014] Als cellulosehaltige Rohstoffe werden vorzugsweise Krautpflanzen, beispielsweise
Faserfflachs, L. subsp. intermedium, Ölflachs, Grünflachs, Raps, Miscanthus, Steinklee,
Luzerne, Rizinusstaude, Topinambur, Galega, Heracleum sosnowskyi, Mais usw., in verschiedenen
Ausreifungsgraden, mit hohem Gehalt am holzigen Innenteil und Lignin und mit einer
großen Ablagerungsdauer bspw. auf den Feldern und in Lagerräumen eingesetzt.
[0015] Der Doppelschneckenapparat umfasst eine Arbeitskammer mit einer dichten Wand, Beschickungs-
und Entleerungsstutzen. Innerhalb der Arbeitskammer können zwei parallel gekoppelte
Wellen installiert sein. Auf den Wellen können Aufsatzstücke verschiedener Zweckbestimmung
montiert sein: Förderschnecken-, Zerkleinerungsnocken- und Bremsschneckensegmente.
Die Schneckensegmente können auf den Wellen alternierend montiert sein. (Urheberschein
der
UdSSR No. 884715,
1981).
[0016] Im erfindungsgemäßen Verfahren ist die Arbeitskammer günstigerweise mit Widerstandsheizelementen
ausgestattet. Die Heizelemente können außen um die Wand herum verlegt sein. Alle Heizelemente
können an eine gesteuerte Außenstromquelle angeschlossen sein. An den Steuereingang
dieser Stromquelle kann ein Thermosensor angeschlossen sein.
[0017] Im erfindungsgemäßen Verfahren werden cellulosehaltige Rohstoffe insbesondere die
vorgenannten aus Krautpflanzen, in einer Alkalilösung voreingeweicht. Die Lösung kann
mit Kreislaufwasser mit einem NaOH-Gehalt von 10 - 60 g/l und einem Tensidgehalt von
0,2 - 0,8 g/l zubereitet sein. Das Einweichen kann während 15 - 60 Minuten bei 90
-100 °C erfolgen. Das hydraulische Modul (das Verhältnis der festen/flüssigen Phasen)
kann 1:(10+20) betragen.
[0018] Die geheizte Pulpe mit 5 - 10 % der cellulosehaltigen Rohstoffe wird danach günstigerweise
in den auf z. B. 80 -100 °C geheizten Doppelschneckenapparat befördert. Auf den Wellen
des Doppelschneckenapparates können alternierende Förderschnecken-, Zerkleinerungsnocken-
und Bremsschneckensegmente montiert sein. Die Schneckensegmente können so zueinander
verschoben sein, dass ein Schraubenkanal gebildet wird.
[0019] Die Windungen der Schneckensegmente können einen gleichen Durchmesser, eine gleiche
Richtung und einen festen Gang je Schneckensegment aufweisen. Der Windungsgang jedes
nächsten Schneckensegmentes kann kleiner als der Windungsgang des vorherigen Schneckensegmentes
sein. Der Abstand zwischen den Windungen der Schneckensegmente und der Innenwand der
Arbeitskammer kann 0,5 - 10 mm betragen. Die Richtung des Schraubenkanals der Zerkleinerungsnockensegmente
und die Richtung der Schneckenwindungen können übereinstimmen. Es werden vorzugsweise
10 - 16 Förderschneckensegmente und 5 - 20 Zerkleinerungsnockensegmente eingesetzt.
[0020] Die verarbeitete Pulpe wird in den auf z. B. 85 - 105 °C erhitzten Doppelschneckenapparat
befördert. Auf den Wellen des Apparates können alternierende Förder- und Bremsschneckensegmente
montiert sein. Die Förderschneckensegmente können 2 (oder mehr) Windungen mehr als
Bremsschneckensegmente aufweisen.
[0021] Wenn cellulosehaltige Rohstoffe spätreif sind, lange in Lagerräumen oder auf den
Feldern abgelagert wurden oder einen hohen Ligningehalt haben, wird eine zusätzliche
thermomechanisch-chemische Verarbeitung vor dem Waschen durchgeführt. Die verarbeitete
Pulpe wird in den auf beispielsweise 90 - 110 °C erhitzten Doppelschneckenapparat
befördert. Auf den Wellen des Apparates können alternierende Förderschnecken-, Zerkleinerungsnocken-
und Bremsschneckensegmente montiert sein. Es werden vorzugsweise 10 - 16 Förderschneckensegmente,
vorzugsweise 7 - 20 Zerkleinerungsnockensegmente und vorzugsweise 4 - 10 Bremsschneckensegmente
eingesetzt.
[0022] Die Pulpe kann in enthärtetem Wasser zur Entfernung der Alkalireste aus der Cellulosemasse
gewaschen werden. Das Waschen erfolgt günstigerweise in zwei Stufen. Die Masse lässt
man in mit Wasser befüllten Behältern innerhalb von z. B. 20 - 30 Minuten bei z. B.
80 - 90 °C und innerhalb von z. B. 20 - 30 Minuten bei z. B. 40 - 50 °C liegen. Das
hydraulische Modul kann auf jeder Stufe 1:(10

20) betragen.
[0023] Das Bleichen der Flachscellulose kann in einer Wasserstoffperoxidlösung mit einer
Konzentration von z. B. 5 - 10 g/l bei günstigerweise 85 - 95 °C innerhalb von z.
B. 90 Minuten. Das hydraulische Modul kann 1:(10

20) betragen.
[0024] Die Cellulose wird weiter mit enthärtetem Wasser gewaschen, bspw. genauso wie nach
dem Alkaliaufschluss.
[0025] Das Ausschleudern kann in Zentrifugen vom Typ AG oder AOG bis z. B. 40 - 50 % Feuchtigkeit
erfolgen.
[0026] Die Cellulose kann bspw. mit Verbrennungsgasen bei 140 -160 °C in einem Vibrotrockner
getrocknet werden.
[0027] Die getrocknete Cellulose kann in einem Zyklon für die Luftabtrennung und weiter
zur Verpackung befördert werden.
[0028] In der nachfolgenden Tabelle sind Ausführungsbeispiele 1 - 13 gemäß dem erfindungsgemäßen
Verfahren aufgeführt.
[0029] Die Qualität der gewonnenen Cellulose wird entsprechend GOST 595-79 "Baumwollcellulose"
geprüft. Physikalisch-chemische Kenndaten der gewonnenen Cellulose sind in der Tabelle
zusammengefasst.
[0030] Das Verfahren ist effizient. Es gestattet, Cellulose aus Krautpflanzen mit einer
hohen Ertragsfähigkeit und einem hohen wirtschaftlichen Anbaupotential zu gewinnen.
Selbstkosten der Cellulose sind wesentlich niedriger, d. h. die Cellulose kann mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren überraschenderweise sehr kostengünstig hergestellt
werden.
Tabelle
Beispiel |
Verarbeitete cellulose-haltige Rohstoffe |
Physikalisch - chemische Kenndaten der Cellulose |
Massenanteil an α-Cellulose, % |
Massenan teil an Asche, % |
Massenanteil an Harze und Fette, % |
|
Rohstoffe mit einem mittleren Reifegrad |
Nach Anspruch 1 |
1. |
Faserflachs |
96,4 |
0,05 |
0,11 |
2. |
Steinklee |
92,7 |
0,3 |
0,05 |
3. |
Heracleum sosnowskyi |
91,9 |
0,32 |
0,04 |
4. |
Galega |
95,8 |
0,09 |
0,07 |
5. |
Luzerne |
91,5 |
0,27 |
0,05 |
6. |
Topinambur |
93,4 |
0,21 |
0,14 |
|
Rohstoffe mit einer hohen Ablagerungs dauer auf Feldern |
Nach Ansprüchen 1, 2 |
7. |
Rizinusstaude |
96,2 |
0,39 |
0,09 |
8. |
Raps |
95,6 |
0,13 |
0,06 |
9. |
Ölflachs |
94,4 |
0,21 |
0,31 |
|
Rohstoffe mit einer hohen Ablagerungs dauer in Lagerräumen |
Nach Ansprüchen 1, 2 |
10. |
Stroh von Linum subsp. intermedium |
96,1 |
0,15 |
0,26 |
11. |
Mais |
94,4 |
0,18 |
0,12 |
12. |
Topinambur |
93,6 |
0,22 |
0,04 |
13. |
Faserflachsstroh |
95,9 |
0,14 |
0,20 |
14. |
Prototyp |
91 |
0,41 |
0,20 |
Fragment der Anmeldung
[0031] Das Verfahren zur Gewinnung der Cellulose umfasst:
- a) Einweichen der cellulosehaltigen Rohstoffe in einer Alkalilösung;
- b) thermomechanisch-chemische Verarbeitung in einem Doppelschneckenapparat;
- c) Waschen, Bleichen, Waschen, Ausschleudern, Trocknen.
[0032] Der Doppelschneckenapparat umfasst:
- a) einer beheizten Kammer,
- b) 2 parallel gekoppelten Wellen;
- c) Förderschneckensegmenten;
- d) Zerkleinerungsnockensegmenten.
[0033] Zwei parallel gekoppelte Wellen sind in einer beheizten Kammer installiert. Auf den
Wellen sind alternierende Förderschnecken- und Zerkleinerungsnockensegmente montiert.
[0034] Die zusätzliche thermomechanisch-chemische Verarbeitung wird vor dem Waschen in einem
Doppelschneckenapparat, auf dessen Wellen alternierende Förder- und Bremsschneckensegmente
montiert sind, durchgeführt.
[0035] Es ist möglich, alternierende Förderschnecken-, Zerkleinerungsnocken- und Bremsschneckensegmente
auf die Wellen zu montieren.
1. Verfahren zur Gewinnung von Cellulose mit folgenden aufeinanderfolgenden Schritten:
Einweichen der cellulosehaltigen Rohstoffe aus Krautpflanzen in einer Alkalilösung,
thermomechanisch-chemisches Verarbeiten der Rohstoffe in einem Doppelschneckenapparat,
umfassend eine beheizte Kammer, 2 innerhalb der Kammer installierte, parallel gekoppelte
Wellen, auf denen alternierende Förderschneckensegmente und Zerkleinerungsnockensegmente
montiert sind, Waschen, Bleichen, Waschen, Ausschleudern und Trocknen,
dadurch gekennzeichnet,
dass vor dem Waschen eine zusätzliche thermomechanisch-chemische Verarbeitung in einem
Doppelschneckenapparat, auf dessen Wellen alternierende Förder- und Bremsschneckensegmente
montiert sind, durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass vor dem Waschen eine zusätzliche thermomechanisch-chemische Verarbeitung in einem
Doppelschneckenapparat, auf dessen Wellen alternierende Förderschnecken-, Zerkleinerungsnocken-
und Bremsschneckensegmente montiert sind, durchgeführt wird.