[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer rotativen Druckform zum
Einsatz in einem Rollenrotationsdruckverfahren mit den Verfahrensschritten des Patentanspruches
1. Außerdem betrifft die Erfindung eine Tiefdruckform, die zum Einsatz in dem Verfahren
gemäß Anspruch 1 geeignet ist sowie die Verwendung eines Komposits als Beschichtungsmaterial
einer Tiefdruckform mit zylindrischem Formgrundkörper, die mithin in einem Rollenrotationsdruckverfahren
einsetzbar ist.
Stand der Technik
[0002] Der Rotationstiefdruck ist im Gegensatz zu anderen Druckverfahren wie Flach-, Hoch-,
Digital- oder Siebdruck zur Herstellung vorwiegend auflagenstarker Produkte geeignet.
Kennzeichnend für den Rotationstiefdruck ist, daß die einzelnen Punkte des Druckbildes
vertieft in der Oberfläche des Druckformzylinders liegen. Sie werden als Näpfchen
bezeichnet und resultieren aus der Druckbildübertragung mittels Gravur oder Ätzung.
Beim Druckvorgang nehmen sie, abhängig von ihrem Volumen, die entsprechende Menge
an Druckfarbe auf und geben sie punktförmig an den Bedruckstoff ab.
[0003] Beim Druck von Zeitschriften und Katalogen (Illustrationstiefdruck) kommt erschwerend
hinzu, daß die Zeit zwischen Dateieingang und Fertigstellung der Druckform und letztendlich
der Auslieferung des Druckproduktes eine entscheidende Rolle spielt. Die Papierbahngeschwindigkeit
ist mit > 15 m/s sehr hoch und die bei Bahnbreiten bis 4.32 m übertragenen Farbmengen
sehr groß. Um diese schnell genug trocknen zu können, wird lösemittelhaltige Farbe
eingesetzt.
[0004] In der Praxis kommen dafür unterschiedliche Verfahren zur Herstellung dieser Näpfchen
und unterschiedliche Materialien, in welches die Näpfchen eingebracht werden, zur
Anwendung.
[0005] Als grundlegender Stand der Technik sind seit vielen Jahren Tiefdruckformen bekannt,
die aus einem Stahlzylinder mit einer Kupfergrundbeschichtung bestehen. Auf diese
Kupfergrundbeschichtung wird eine weitere Kupferschicht als Gravurkupferschicht aufgalvanisiert,
die eine Schichtstärke von ca. 0,5 mm aufweist. Diese Gravurkupferschicht wird oberflächenbearbeitet
und anschließend graviert, um in sie ein Druck- oder Schriftbild in Form von Näpfchen
einzuprägen.
[0006] Zur Verbesserung der Verschleißfestigkeit wird die bereits gravierte Gravurkupferschicht
zusätzlich mit einer Hartverchromung versehen, wozu galvanische Auftragsmethoden verwendet
werden.
[0007] Derartige "klassische" rotative Druckformen mit Metallbeschichtung können nach dem
Druck durch Entfernen der dünnen Kupferbeschichtung bis auf die Oberfläche des Stahlzylinders
erneut verwendet werden.
[0008] Nachteilig an diesen klassischen metallbeschichteten rotativen Druckformen ist insbesondere,
dass zum einen eine Vielzahl von Verfahrensschritten mit hohem Zeit- und Kostenaufwand
und zum anderen umweltbelastende galvanische Beschichtungsschritte erforderlich sind.
[0009] Als weiterer Stand der Technik sind bereits Verfahren zur Herstellung lösch- und
wieder verwendbarer Tiefdruckformen bekannt, die sich in der Patentliteratur wie folgt
darstellen:
[0010] Beispielsweise beschreibt
WO 02/40272 ein Verfahren zur Herstellung von Rasternäpfchen in vorzugsweise rotationssymmetrische
Grundkörper mittels zeitlich modulierter, insbesondere gepulster Laserstrahlung. Über
den für die Informationseinprägung vorgesehenen Oberschichtbereich wird eine Abtragsunterstützungsschicht
aufgebracht, durch die hindurch Rasternäpfchen mittels Laserstrahlung in die Oberschichtbereiche
durch Materialablation eingebracht werden. Anschließend wird diese Abtragsunterstützungsschicht
mit dem Ziel entfernt, gratfreie Rasternäpfchen zu erhalten.
[0011] Ein in
EP 1568490 beschriebenes, hochauflösendes Direktlaserverfahren von Chrom- bzw. Kupferzylindern
erzielt im Vergleich zur herkömmlichen elektromechanischen oder Laser-Gravur deutlich
höhere Näpfchenauflösungen und damit feinere Konturen im Druckbild. Nachteilig ist
allerdings die erheblich verlängerte Gravurzeit bei nicht verringerten Herstellungskosten
der Zylinder.
[0012] Aus
DE 10 2005 052 156 A1 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung für den Tiefdruck mittels einer lösch- und
wieder verwendbaren Tiefdruckform bekannt. Die dort dargestellten Tiefdruckformen
sind als Vollzylinder, als rohr- oder dünnwandiges Sleeve ausgebildet, auf die ein
Grundraster analog zu einer konventionellen Tiefdruckform in Kupfer graviert wird.
Zur Erhöhung der Haltbarkeit wird auf die mit dem Grundraster gravierte Schicht zunächst
eine Chromschicht und anschließend eine Hartbeschichtung wie z.B. diamantähnlicher
Kohlenstoff, Titannitrit oder Wolframcarbid aufgebracht.
[0013] Außerdem sind Rasterwalzen beschrieben, die thermisch gespritzte Keramikbeschichtungen
tragen, in die mittels Laser ein Tiefdruckgrundraster eingraviert wird.
[0014] Aus dieser Druckschrift ist bekannt, daß zur Erhöhung der Abriebfestigkeit dem Füllmaterial
Hartstoffpulver mit, einer Korngröße von kleiner als 1 µm, beizumengen ist.
[0015] Die Bebilderung erfolgt durch thermische Ablation mittels einer Bildpunkt-Übertragungseinrichtung,
indem aus den Vertiefungen bildmäßig Füllmaterial abgetragen wird.
[0016] Nach dem Druckprozeß durchläuft die bekannte Tiefdruckform einen Löschvorgang, in
dem das Füllmaterial sowie Restfarbe aus dem Druckvorgang ganz oder teilweise mittels
Laser entfernt werden. Anschließend kann das Grundraster der Tiefdruckform wieder
neu befüllt werden, wodurch es für die Bebilderung mit einem neuen Druckauftrag vorbereitet
ist.
[0017] Aus
DE 10 2005 052 157 A1 ist eine Vorrichtung und ein Verfahren zur Bebilderung einer lösch- und wieder verwendbaren
Tiefdruckform bekannt, wozu mehrere Laserstrahlen eingesetzt werden, die aus einem
oder mehreren Lasern stammen können.
[0018] Aus
EP 1 410 924 ist ein Herstellungsverfahren für eine Tiefdruckform bekannt, bei dem nur eine verschleißfeste
Schicht entsprechend der gewünschten Anwendung auf die zylindrische Druckform aufgebracht
wird. Diese verschleißfeste Schicht bildet die Gravieroberfläche der Druckform und
kann aus einem Hartstoff, Verbundwerkstoff oder Metall bestehen. Unterschiedliche
Beschichtungsverfahren sind genannt. Näpfchen zur Aufnahme der Druckfarbe werden durch
mechanische Gravur, Lasergravur oder Ätzverfahren ausgebildet. Zur Wiederverwendung
ist vorgesehen, nach dem Druckvorgang die bebilderte verschleißfeste Schicht chemisch,
elektrochemisch oder mechanisch zu entfernen.
[0019] Aus
DE 101 26 264 A1 sind ein Tiefdruckzylinder, ein Verfahren zum Herstellen eines Tiefdruckzylinders
und Verfahren zum Recyceln eines Tiefdruckzylinders bekannt, wobei im Detail ein Tiefdruckzylinder
beschrieben ist, bei dem auf einem mit einer Hilfsschicht versehenen Stahlzylinder
eine Keramikbeschichtung mittels einem Plasmasprühverfahren aufgetragen wird. Zum
"Löschen" des Tiefdruckzylinders nach dem Druckprozeß ist eine Recyclingbehandlung
vorgesehen, in welcher der bebilderte Zylinder abgeschliffen wird. Dadurch entsteht
ein gebrauchter wieder verwendbarer Zylinderrohling.
[0020] Aus der gattungsbildenden
EP 584 857 A2 ist ein Tiefdruckzylinder bestehend aus einem Stahlzylinder mit einem das einzugravierende
Druckbild tragenden Überzug bekannt. Zur Erhöhung der Standzeit des Überzugs besteht
dieser aus Polyamid, wobei die Standzeit durch Zugabe von Pigmenten im Sub-µm-Bereich
erhöht werden kann.
[0021] Generell ist zu den vorbezeichneten Quellen im Stand der Technik festzustellen, daß
die dort vorgeschlagenen Polymerwerkstoffe, thermoplastische Kunststoffe, Harze, Wachse
usw. den wesentlichen Anforderungen eines rotativen Tiefdruckverfahrens nicht genügen.
Insbesondere sind sie nicht ausreichend toluolbeständig sowie nicht ausreichend verschleißresitent.
Hinsichtlich der Qualität der Lasergravur ist festzustellen, daß es im Fokus des gravierenden
Laserstrahls zu Fließerscheinungen des Materials im Näpfchen und damit zu Konturunschärfen
kommt.
[0022] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Herstellungsverfahren einer rotativen Druckform bzw. eines Tiefdruckzylinders
oder einer Tiefdruckform anzugeben, die eine Näpfchenerzeugung mit hoher Geschwindigkeit
mittels Laser erlaubt, wobei das Lasergravurergebnis gegenüber den bekannten Methoden
deutlich verbessert ist, bereits gravierte rotative Tiefdruckformen für eine Neubebilderung
wieder "gelöscht" werden können, wobei der Löschvorgang auf einfache Weise durchführbar
sein soll und komplizierte und umweltbedenkliche Verfahrensabläufe innerhalb einer
Druckerei zur Herstellung und Vorbereitung der rotativen Druckformen vermieden bzw.
stark vereinfacht werden.
[0023] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Verfahrensanspruches 1 sowie des Vorrichtungsanspruches
9 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
2 - 8 bzw. 10 - 15.
[0024] Als Kern der Erfindung wird es angesehen, daß als Beschichtungsmaterial ein nach
dem Beschichtungsvorgang durch Polymerisation aushärtendes Kompositmaterial umfassend
wenigstens ein organisches Bindemittel mit darin enthaltenen Nano- und/oder Mikroteilchen
aufgebracht wird.
[0025] Dadurch ist es möglich, in einer einzigen Technologiesequenz ein strahlenhärtbares
Kompositmaterial auf die Zylinderoberfläche des Formgrundkörpers aufzubringen, das
dort ausgehärtet werden kann, die bildinformationstragende Näpfchenstruktur über Lasergravur
generiert werden kann und nach dem Druckprozeß die Näpfchenstruktur über einen erneuten
Beschichtungsprozeß mit dem genannten Komposit eingeebnet wird und somit für eine
erneute Bebilderung zur Verfügung steht.
[0026] Es hat sich gezeigt, daß durch die Kombination einer Matrix auf Acrylatbasis und
darin enthaltenen Nanoteilchen die Lasergravierbarkeit der gebildeten Oberfläche deutlich
verbessert ist. Bei bekannten nichtmetallischen Beschichtungsmaterialien treten bei
der Lasergravur regelmäßig erhebliche Schwierigkeiten auf, der auftreffende Laserstrahl
führt zu thermisch bedingten Fließvorgängen im Umfeld des Strahls, so daß durch den
Laserstrahl keine ausreichend scharfen Näpfchenstrukturen ausgebildet werden können.
Die beim Stand der Technik entstehenden Näpfchen sind in der Regel von einem Kraterrand
umgeben, der zu einer deutlichen Verschlechterung der Bildqualität des Druckproduktes
führt. Die in Anspruch 1 als Kennzeichen formulierte Kombination von Mikro- bzw. Nanoteilchen,
eingebettet in einem Kompositmaterial, wie einer Polymermatrix, z.B einem Polyacrylat,
vermeidet derartige negative Fließerscheinungen. Die mit Laserstrahlen ausgebildeten
Näpfchen sind deutlich konturschärfer als beim Stand der Technik und mithin geeignet,
ein weit besseres, Druckergebnis zu gewährleisten. Darüber hinaus ist das Material
ausreichend hart, Zug- und Druckfestigkeit, Bruchdehnung, Elastizitätsmodul und Verschleißfestigkeit
sind geeignet, um den hohen mechanischen Belastungen bei einem mit hoher Geschwindigkeit
ablaufenden Rollenrotationsdruckprozeß zu widerstehen. Auch die Wärmeformbeständigkeit
ist ausreichend für derartige Belastungen. In thermischer Hinsicht hat die beanspruchte
Kompositschicht in vorteilhafter Weise einen geringen Ausdehnungskoeffizienten, was
sich vorteilhaft auf ihren Verbund mit der Unterlage auswirkt. Zudem wirken die strahlenhärtbaren
Mikro- oder Nanoteilchen vorteilhaft im Sinne einer Abriebfestigkeit des Kompositmaterials.
[0027] Die optischen und thermischen Absorptions-, Dissipations- und/oder Emissionseigenschaften
einer solchen Schicht können durch die Einbettung von Mikro- oder Nanoteilchen vorteilhaft
beeinflußt werden, d.h. die vorstehend genannten Fließvorgänge und Verschmierungseffekte,
die beim Lasergravieren von anderen Kunststoffschichten in der Regel entstehen, werden
so stark reduziert, daß die gelaserte Näpfchenstruktur weit schärfer ausgebildet wird
als dies bei anderen bekannten Beschichtungen aus Kunststoff möglich ist. Zusätzlich
ist es grundsätzlich möglich, die UV-Absorption der gehärteten Schicht auf die Wellenlänge
des Gravurlasers abzustimmen, um bei einer optimierten Energieaufnahme das Gravurergebnis
weiter zu verfeinern.
[0028] Die genannten Kompositschichten sind aber nicht nur vorteilhaft im Hinblick auf die
Näpfchenbildung mittels Laser, weitere Vorteile haben sie hinsichtlich einer Löschung
der Näpfchenstruktur zu bieten. Die Schichten lassen sich leicht nachbeschichten,
d.h. ein Löschvorgang kann vorgenommen werden ohne eine Kompositschicht vollständig
von ihrer Unterlage ablösen zu müssen. Durch "Überlasern" können vorhandene Strukturen
gelöscht werden und die Oberfläche neu in der erforderlichen Schichtdicke mit Kompositmaterial
beschichtet werden.
[0029] Auch kann das die Näpfchen der Strukturierung ausfüllende Kompositmaterial durch
Laserstrahlung freigelegt und anschließend komplett neu befüllt werden. Damit wird
die Struktur "gelöscht" und stellt nach der Neubefüllung für eine neue Strukturierung
bereit. Sowohl das "Überlasern" der vorhandenen Strukturen, als auch das Freilegen
und anschließende Neubefüllen kann auch nur auf Teilabschnitte des Formkörpers erfolgen,
damit wird es möglich, einen Druckzylinder auch nur abschnittsweise zu löschen bzw.
mit neuen Bildinformationen zu versehen.
[0030] Grundsätzlich ist es auch möglich, das Kompositmaterial mit einer nichtmetallischen
Barriereschicht nach der Bebilderung zu überziehen, die eine größere Härte und/oder
eine größere Lösemittelbeständigkeit als das Beschichtungsmaterial selbst aufweist.
In vorteilhafter Weise hat es sich gezeigt, daß die Haltbarkeit der Barriereschicht
auf der Oberfläche der Kompositschicht durch die Mikro- und Nanopartikel verbessert
wird. Die Barriereschicht umfaßt Silasan oder SiOx-Verbindungen. Auch das Vorsehen
von Kohlenstoff und/oder Stickstoffatomen in der Barriereschicht hat sich als vorteilhaft
erwiesen.
[0031] In Weiterbildung der Erfindung befaßt sich diese mit der Strahlenhärtung der Kompositschicht.
Um die Haftfähigkeit der Kompositschicht auf der Zylindermantelfläche des Formgrundkörpers
zu erhöhen, kann die Zylindermantelfläche in an sich bekannter Weise mit einer Grundstrukturierung
versehen sein. Es ist aber auch möglich, das Kompositmaterial auf eine Ballardhaut
aufzubringen. Eine derartige Ballardhaut kann zusammen mit der auf ihr aufgebrachten
Kompositschicht von dem Grundzylinder abgelöst werden, ohne die Struktur des Grundzylinders
negativ zu beeinträchtigen. Eine Ballardhaut wird dadurch erzeugt, daß auf sogenanntes
Grundkupfer eine etwa 0,1 mm dicke Kupferhaut aufgalvanisiert wird, die mit einer
Oberflächenstruktur versehen werden kann. Nach dem Auflagendruck kann die Ballardhaut
vom Druckzylinder abgezogen werden. Alternativ zur Ballardhaut kann auch eine nichtmetallische
Zwischenschicht, z.B. ein Primer die Ablösefunktion erfüllen.
[0032] Vorteilhafterweise kann die Schichtdicke der Kompositschicht zwischen 15 und 150
µm betragen. Weitere vorteilhafte Verbindungen und/oder Elemente der Kompositschicht
finden sich in den Ansprüchen 10 - 12.
[0033] Die Lasergravierung, d.h. das Einprägen von Näpfchen mittels Laserstrahlung, läßt
sich mit gepulsten Lasern besonders gut durchführen. Die Tiefe und Form der Näpfchen
in der Kompositschicht , läßt sich über die Zahl der Pulse pro Stelle und die, durch
den Laserstrahl deponierte Energie einstellen. Da die Kompositschicht gegenüber anderen
Kunststoffbeschichtungen weit günstigere, optische und thermische Absorptionseigenschaften
aufweist, lassen sich durch Lasereintrag beliebige Näpfchenformen eingravieren, beispielsweise
quadratische, dreieckige, runde. Auch unterschiedliche Tiefenprofile an einem Grundformkörper
können erzeugt werden, z.B. in Stufenform, in Form einer Gaußkurve oder keilförmig.
Der Bebilderungsablauf der Schicht kann entweder lokal einzeln erfolgen oder durch
ein Rasterverfahren. In üblicher Weise können die Laserstrahlen über Scanner oder
Mehrfachachssysteme auf die zu bebildernde Kompositschicht geleitet werden.
[0034] Die Näpfchenform kann vorteilhafterweise über eine Strahlformung des Laserstrahls
erfolgen. Eine derartige Strahlformung läßt sich durch Blenden, Masken und/oder andere
optische Elemente realisieren.
[0035] Eine so mittels Laser eingetragene Strukturierung kann durch Laserabtrag gelöscht
werden und die Kompositschicht, die dann in dem abgetragenen Bereichen ausgedünnt
ist, neu beschichtet werden, wodurch Beschichtungsmaterial eingespart werden kann.
Dabei führt die Neubefüllung der teilweise abgetragenen Näpfchen zu einer geschlossenen
Kompositoberflächenschicht. Die hierbei erreichbare Zeiteinsparung stellt einen wesentlichen
Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens dar.
[0036] Es ist aber auch möglich, eine mit einer Bebilderung versehene Kompositoberflächenschicht
vollständig von der Zylindermantelfläche des Formgrundkörpers durch Strahlungseinwirkung
oder auch mechanisch abzutragen oder abzulösen und eine im wesentlichen völlige Neubeschichtung
der Zylindermantelfläche des Formgrundkörpers durch ein Kompositmaterial vorzunehmen.
[0037] Vor einer Bebilderung durch Lasergravur kann eine aufgetragene Kompositschicht mechanisch
oder auch durch Lasereinwirkung geglättet werden, was zu einer weiteren Verbesserung
des Druckergebnisses führt.
[0038] Die Ansprüche 9 - 15 betreffen eine Tiefdruckform, die nach dem Verfahren der Ansprüche
1 - 8 hergestellt werden kann. Die durch eine Kompositschicht gebildete bebilderbare
Oberfläche weist als eine erste Komponente folgende Verbindungen auf: Acrylate von
radikalisch UV-härtenden Systemen, cycloaliphatische Eposide, aliphatische Epoxide
sowie Verbindungen von kationisch UV-härtenden Systemen. Derartige Verbindungen für
die Kompositschicht führen zu besonders vorteilhaften Lasergravurergebnissen mit hochdefinierbarer
Näpfchenform. Die Kompositschicht umfaßt dabei mehrere multifunktionelle durch Strahlenhärtung
vernetzbare Monomere, Oligomere oder Polymere, die orthogonale funktionelle Gruppen
umfassen können. Die Partikel der Nanokompositschicht sind mikro- oder nanoskalige
Metall- oder Halbmetalloxide oder Oxide von Übergangsmetallen oder Mischoxide in Pulverform
oder metallorganische Partikel. Besonders vorteilhaft haben sich für die Nanokompositschicht
Verbindungen aus Al
2O
3, SiO
2, ZrO
2, TiO
2, erwiesen.
[0039] Die Verbindungen der Kompositschicht können mit einer organophilen Umhüllung versehen
sein. Weitere Vorteile hinsichtlich unterschiedlicher Verbindungen in unterschiedlichen
Anteilen ergeben sich aus Anspruch 11.
[0040] Die Schichtdicke der Kompositschicht kann zwischen einem Nanometer als theoretische
Untergrenze und einem Millimeter betragen. Die Härte der Kompositschicht soll größer
als 200 N/mm
2 (Martenshärte) sein. Die Näpfchenstruktur der Kompositschicht soll so gewählt sein,
daß die Tiefe der Näpfchen geringer ist als die Dicke der Kompositschicht. Zum Löschen
einer bebilderten Kompositschicht kann die Kompositschicht eine die Näpfchen vollständig
übergreifende Löschschicht tragen.
[0041] Die Verbindung ist anhand eines vorteilhaften Ausführungsbeispiels in den Zeichnungsfiguren
näher erläutert. Diese zeigen
- Fig. 1
- einen schematischen Schnitt durch eine mit einer Ballardhaut versehene rotative Druckform
zum Einsatz in einem Rollenrotationsdruckverfahren;
- Fig. 2
- einen schematischen Detailschnitt gemäß I in Fig. 1;
- Fig.3
- eine schematische Schnittdarstellung einer alternativen rotativen Druckform;
- Fig. 4
- einen schematischen Detailschnitt gemäß III in Fig. 3.
[0042] Die in Figur 1 dargestellte rotative Druckform 1 besteht im wesentlichen aus einem
zylindrischen Formgrundkörper mit Strukturierung 2 und einem nichtmetallischen Beschichtungsmaterial,
das auf die Oberfläche, d.h. die Zylindermantelfläche 4 des Formgrundkörpers 2 aufgebracht
werden kann. Das Beschichtungsmaterial besteht gemäß Figur 2 aus einem Kompositmaterial
3 und bildet damit eine Kompositschicht 33 aus. Das Kompositmaterial 3 umfaßt eine
Matrix auf Acrylatbasis 5 und darin im wesentlichen gleich verteilten Nanoteilchen
6, die - wie in Figur 2 schematisch dargestellt - unterschiedlichste Formen und Größen
haben können.
[0043] Auf die Oberfläche 7 des Kompositmaterials 3 wird eine nichtmetallische Barriereschicht
8 aufgebracht, die eine größere Härte als das Kompositmaterial 3 aufweist. Um im Beschichtungsmaterial
3 eine Näpfchenstruktur 9 zum Zwecke der Bebilderung einzubringen, wird ein Lasergravurverfahren
eingesetzt. Die Näpfchenstruktur 9 ist in Zeichnungsfigur 2 zu sehen. Insgesamt ist
zu den Zeichnungsfiguren festzustellen, daß selbstverständlich die Größen der Teilchen
6, die Dicke der dargestellten Schichten 33, 8, 21, insgesamt die Größenverhältnisse
des zylindrischen Formkörpers 2 mit den Schichtdicken und Teilchengrößen nicht der
Wirklichkeit entsprechen. Aus Gründen der darstellerischen Klarheit sind die Schichtdicken
und Teilchengrößen weit überzogen und relativ zueinander nicht maßstäblich dargestellt.
[0044] Wie ferner in Zeichnungsfigur 2 zu sehen ist, kann die Oberfläche 4 des Formgrundkörpers
2 mit einer Grundstrukturierung 20 auf der eine Ballardhaut 21 aufgebracht ist, versehen
sein, die letztlich die Kompositschicht 33 trägt. Diesbezüglich sei angemerkt, daß
das Aufbringen einer Ballardhaut 21 vor dem Aufbringen der Kompositschicht 33 lediglich
eine Option darstellt, die das vollständige Ablösen einer Beschichtung vom Formgrundkörper
2 erleichtern soll.
[0045] Zusätzlich kann die auf den Formgrundkörper 2 aufgebrachte Ballardhaut 21 mit einer
Strukturierung versehen sein.
[0046] In den Zeichnungsfiguren 3 und 4 ist eine alternative Ausführungsform dargestellt.
Hierbei ist die Kompositschicht 33 ohne Ballardhaut direkt auf den Formgrundkörper
2 angeordnet. Um die Haftwirkung zwischen der Zylindermantelfläche 4 und der Kompositschicht
33 zu erhöhen, ist die Zylindermantelfläche 4 mit einer z.B. stegähnlichen Grundstrukturierung
20 versehen, welche die Berührungsfläche erhöht.
[0047] Die Näpfchenstruktur 9 kann unterschiedliche Formen, Tiefen und/oder Dimensionierungen
aufweisen.
[0048] Aus der Beschreibungseinleitung geht ferner hervor, daß die Kompositschicht 33 aus
einem Beschichtungsmaterial 3 gebildet werden kann, das unterschiedlichste chemische
Zusammensetzungen umfassen kann. Die Zusammensetzungen können vom Fachmann innerhalb
der angegebenen Bereiche so gewählt werden, daß sich eine kratz-/abrieb- und haftfeste
sowie lösungsmittelbeständige Beschichtung ausbildet, die - was den Kerngedanken der
Erfindung anbelangt - eine nahezu rückstandslose Lasergravierbarkeit gewährleistet.
[0049] Weitere Ausführungsformen beschreiben ein erfindungsgemäßes Verfahren, wobei:
- das Kompositmaterial (3) durch einwirkende Strahlung ausgehärtet wird oder
- das Kompositmaterial (3) auf die Zylindermantelfläche (4) durch Versprühen, Spritzen,
Vernebeln, Rakelauftrag, Walzenauftrag, spin coating oder dip coating aufgebracht
wird oder
- die Aushärtung des Kompositmaterials (3) thermisch verursacht und/oder unterstützt
wird oder
- das Kompositmaterial (3) durch Laserablation strukturiert und/oder entfernt wird oder
- das verfestigte Kompositmaterial (3) eine Kompositschicht (33) bildet und zum Zwecke
der Bildung der Näpfchenstruktur (9) einem Lasergravurverfahren unterzogen wird oder
- die Näpfchenstruktur (9) eine variable Näpfchengestalt aufweist oder
- das Kompositmaterial (3) Vertiefungen der Grundstrukturierung (20) ausfüllt oder
- eine bebilderte rotative Druckform (1) im Bereich vorhandener gravierter Näpfchen
(9) in der Kompositschicht (33) zum Zwecke der Löschung und Neubebilderung mit Kompositmaterial
(3) nachbefüllt wird oder
- die Grundstruktur (20) des Formgrundkörpers (2) zum Zweck der Löschung durch Laserabtrag
des die Grundstruktur (20) ausfüllenden Kompositmaterials (3) freigelegt und komplett
neu befüllt wird oder
- die Nach- oder Neubefüllung der Näpfchenstruktur (9) zu einer geschlossenen Oberfläche
der Kompositschicht (33) führt oder
- die Löschung und/oder Neubebilderung nur auf Teilabschnitten des Formgrundkörpers
(2) und/oder des Kompositmaterials (3) erfolgt oder
- die auf die Zylindermantelfläche (4) aufgebrachte Kompositschicht (33) vor der Lasergravur
mechanisch geglättet wird oder
- die Bebilderung des Kompositmaterials (3) mit einem gepulsten Laser erfolgt oder
- die Pulsdauer zwischen einer Femtosekunde und hundert Millisekunden, die Wellenlänge
des Lasers zwischen 157 mm und 10,6 µm und die Pulswiederholfrequenz zwischen 1 Hz
und 10 MHz variiert oder
- ein oder mehrere Laserstrahlen gleichzeitig zur Bebilderung eingesetzt werden, wobei
beim Einsatz mehrerer Laserstrahlen diese durch Aufspaltung eines Laserstrahls oder
durch Einsatz mehrerer Laser realisiert werden oder
- zur Einstellung definierter Näpfchenformen eine Strahlformung des Laserstrahls erfolgt
oder
- der Bebilderungsablauf je Stelle einzeln oder durch Rasterung erfolgt oder
- die Kompositschicht (33) mikro- oder nanoskalige Metall- und/oder Halbmetalloxide
oder Oxide von Übergangsmetallen oder Mischoxide in Pulverform oder metallorganische
Partikel umfasst oder
- die darin enthaltenden Teilchen (6) Verbindungen aus Al2O3, SiO2, ZrO2, TiO2 und/oder kohlenstoffbasierte Nanoröhrchen und/oder aluminiumorganische Partikel umfasst
oder
- die Teilchen (6) oder Partikel zumindest teilweise mit einer zum umgebenden Bindemittel
kompatiblen organophilen Umhüllung versehen sind oder
- die Verbindungen eine oder mehrere der folgenden funktionellen Einheiten tragen: fluoroalkyl,
chloroalkyl, isocyanoalkyl, cyanoalkyl, aryl, acylalkyl, acryloyloxyalkyl, methacryloyloxyalkyl,
polysulfanealkyl, mercaptoalkyl, thracyamidoalkyl, glycidyloxyalkyl, aminoalkyl, diaminoalkyl,
triaminoalkyl, carbonatoalkyl und ureidoalkyl oder
- die Kompositschicht (33) einen oder mehrere Polymerisationsinitiatoren (Photoinitiatoren)
und/oder Polymerisationsinhibitoren beinhaltet oder
- die Schichtdicke der Kompositschicht (33) zwischen 1 nm und 1 mm beträgt oder
- die Kompositschicht (33) mit einer sie tragenden metallischen Oberfläche verbunden
ist oder
- die Kompositschicht (33) auf einer nichtmetallischen Zwischenschicht angeordnet ist
oder
- auf der Kompositschicht (33) wenigstens eine darauf angeordnete Nachbeschichtung (8)
angeordnet ist oder
- als Nachbeschichtung (8) auf der Kompositschicht (33) eine Barriereschicht (8) angeordnet
ist oder
- die Barriereschicht (8) eine SiOx-Schicht oder Silasanschicht ist oder
- die Barriereschicht (8) Kohlenstoff- und/oder Stickstoffatome umfaßt.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0050]
- 1
- Druckform
- 2
- Formgrundkörper
- 3
- Kompositmaterial
- 4
- Zylindermantelfläche v. 2
- 5
- Matrix auf Acrylatbasis
- 6
- Teilchen
- 7
- Oberfläche v. 3
- 8
- Barriereschicht
- 9
- Näpfchenstruktur
- 20
- Grundstrukturierung v. 4
- 21
- Ballardhaut
- 22
- Oberflächenstrukturierung v. 21
- 33
- Kompositschicht
1. Verfahren zur Herstellung einer rotativen Druckform (1) zum Einsatz in einem Rollenrotationsdruckverfahren,
mit folgenden Verfahrensschritten:
- Vorsehen eines zylindrischen Formgrundkörpers (2);
- Vorsehen eines nichtmetallischen Beschichtungsmaterials;
- Aufbringen des Beschichtungsmaterials auf die Zylindermantelfläche (4) des Formgrundkörpers
(2);
- Aushärten des aufgebrachten Beschichtungsmaterials;
- Bebilderung durch Eintrag einer Näpfchenstruktur (9) in das Beschichtungsmaterial,
dadurch gekennzeichnet, daß
- als Beschichtungsmaterial ein nach dem Beschichtungsvorgang durch Polymerisation
aushärtbares Kompositmaterial (3) umfassend wenigstens ein organisches Bindemittel
mit darin enthaltenen Nano-und/oder Mikroteilchen (6) aufgebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
auf die Oberfläche (7) des Kompositmaterials (3) nach dem Eintrag der Näpfchenstruktur
(9) eine nichtmetallische Barriereschicht (8) aufgebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
das verfestigte Kompositmaterial (3) eine Kompositschicht (33) bildet und die Barriereschicht
(8) eine größere Härte und/oder eine größere Lösemittelbeständigkeit als die Kompositschicht
(33) aufweist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das aufgetragene Kompositmaterial (3) durch VUV-, UV-, Elektronen-, Gamma-Strahlung
und/oder ein Plasma ausgehärtet wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Zylindermantelfläche (4) des Formgrundkörpers (2) mit einer Grundstrukturierung
(20) versehen wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Kompositmaterial (3) auf eine Ballardhaut (21) aufgebracht wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Ballardhaut (21) eine Oberflächenstrukturierung (22) aufweist.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine mit einer Bebilderung versehene Kompositschicht (33) von der Zylindermantelfläche
(4) des Formgrundkörpers (2) durch Strahlungs- oder mechanische Einwirkung abgetragen
oder abgelöst wird und eine im wesentlichen völlige Neubeschichtung der Zylindermantelfläche
(4) des Formgrundkörpers (2) durch ein Kompositmaterial (3) erfolgt.
9. Tiefdruckform, insbesondere rotative Druckform (1) zum Einsatz in einem Rollenrotationstiefdruckverfahren,
die zur Bebilderung eine mit Näpfchen gravierbare Oberfläche (7) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Oberfläche ein Kompositmaterial (3) ist, welches nach dem Beschichtungsvorgang
durch Polymerisation eine ausgehärtete Kompositschicht (33) bildet, die wenigstens
ein organisches Bindemittel mit darin enthaltenen Nano- und/oder Mikroteilchen (6)
umfaßt.
10. Tiefdruckform nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Kompositschicht (33) als eine erste Komponente folgende Verbindungen umfaßt:
- polymerisierte Acrylate basierend auf radikalisch UV-härtenden Systemen und/oder
- polymerisierte cycloaliphatische und/oder aliphatische Epoxide basierend auf kationisch
UV-härtenden Systemen.
11. Tiefdruckform nach einem der Ansprüche 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Kompositschicht (33) folgende Verbindungen zu unterschiedlichen Anteilen beinhaltet:
Organosilane wie Alkyltrialkoxysilane und/oder Dialkyldialkoxysilane und/oder Trialkylalkoxysilane,
sowie deren vollständig oder partiell hydroslisierte und kondensierte Formen, wobei
die Alkylkomponente linear, verzweigt oder cyclisch ausgebildet ist.
12. Tiefdruckform nach einem der Ansprüche 9 - 11,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Härte der Kompositschicht (33) größer als 200 N/mm2 (Martenshärte) ist.
13. Tiefdruckform nach einem der Ansprüche 9 - 12,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Kompositschicht (33) mit einer Näpfchenstruktur (9) versehen ist, wobei die Tiefe
der Näpfchen geringer ist als die Dicke der Kompositschicht (33).
14. Tiefdruckform nach einem der Ansprüche 9 - 13,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Kompositschicht (33) mit einem Nachfüllmaterial einer Nachfüllstruktur versehen
ist, das die Näpfchen ausfüllt und eine übergreifende Löschschicht bildet.
15. Tiefdruckform nach einem der Ansprüche 9 - 14,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Kompositschicht (33) auf der Oberfläche einer Ballardhaut (21) angeordnet ist.