[0001] Refraktärmetalle besitzen die Eigenschaften bis zu höchsten Temperaturen ihre Festigkeit
beizubehalten. Problematisch ist jedoch, dass diese Metalle und Legierungen eine nur
geringe Widerstandsfähigkeit gegenüber Oxidation aufweisen, wenn sie bei hohen Temperaturen
von über 400°C Luft oder anderen oxidierenden Medien ausgesetzt sind.
[0002] Dies ist problematisch, weil bei einer der Temperaturbehandlung und folgender mechanischer
Bearbeitung durch die Hitze des Refraktärmetalls das Oxid sublimiert. Der dabei entstehende
Rauch ist nicht nur reizend und gesundheitsschädlich und muss daher z.B. durch Absaugen
entfernt werden, sondern es tritt dadurch auch ein signifikanter Verlust an wertvollem
Refraktärmetall auf, der ca. 3-6 Gew.-% betragen kann.
[0003] Um diese starke Oxidationsanfälligkeit zu verbessern ist es bekannt, die Oberfläche
der hochschmelzenden Metalle mit entsprechenden Schutzschichten zu versehen. Für viele
Anwendungen hat sich die Aufbringung von Beschichtungen aus Siliziden oder Aluminiden
bewährt, was in der der
WO 98/23790 offenbart ist.
[0004] In
US 3 540 863 werden beispielsweise CrFe-Silizidschichten als Oxidationsschutzschicht für einen
Grundwerkstoff aus Niob oder Niobbasislegierungen beschrieben.
[0005] Derartige Beschichtungen werden nach dem Aufbringen durch eine Diffusionsglühbehandlung
aufgeschmolzen. Dieses Überschmelzen ist bei diesen Silizid- bzw. Aluminidschichten,
die heute fast ausschliesslich durch Schlickerbeschichtung bzw. Plasmaspritzen aufgebracht
werden, zwingende Voraussetzung zur Homogenisierung der Schichtkomponenten sowie zur
Herstellung der erforderlichen Sperre der Schicht gegenüber Sauerstoffpermeation.
[0006] Diese bekannten Schichten sind jedoch alle hart und spröde, so dass sie zwar bei
einer Wärmebehandlung die Oxidation des Refraktärmetalls an der Luft und die Sublimation
des Oxides verringern, allerdings werden bei einer mechanischen Bearbeitung so stark
beschädigt, dass dieser vorteilhafte Effekt nicht mehr auftritt.
[0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Rohling mit einem Grundkörper
aus einem Refraktärmetall und einer Oxidationsschutzschicht bereitzustellen, wobei
die Schicht die Oxidation beim Erhitzen auf die beim Warmumformen notwendige Temperatur
ebenso reduziert wie die Verluste durch Sublimation des Oxides (Abdampfverluste),
eine bessere Oberflächenqualität ermöglicht, als Wärmeisolierung dient, bei der Erwärmung
für die Beschichtung der Öfen unschädlich ist und auch bei der Warmumformung auf dem
Refraktärmetallrohling haftet und diesen schützt.
[0008] Diese Aufgabe wird gelöst durch einen Formteilrohling aus einem Grundkörper, der
aus mindestens einem Refraktärmetall und einer Oxidationsschutzschicht aus mindestens
einer Metallschicht besteht.
[0009] Es wurde überraschend gefunden, dass hierbei nicht nur die Abdampfverluste auf 1
Gew.-% oder weniger reduziert werden konnten, sondern durch den isolierenden Effekt
der Oxidationsschutzschicht der Formteilrohling länger warmumgeformt werden konnte,
da die hierfür benötigte Temperatur länger gehalten wurde, wodurch ein Wärmebehandlungsschritt
weniger durchgeführt werden musste.
[0010] Die Oxidationsschutzschicht ist vorteilhaft frei von Siliziden und Aluminiden, das
heißt der Gehalt an Siliziden beträgt nicht mehr als 1 Gew.-%
[0011] Unter Siliziden sind insbesondere Legierungen auf Siliziumbasis mit mindestens 60
at% Si und 5 - 40 at% von einem oder mehreren Elementen aus der Gruppe Cr, Fe, Ti,
Zr, Hf, B und C und unter Aluminiden insbesondere Legierungen auf Aluminiumbasis mit
mindestens 60 at% Al und 5 - 40 at% von einem oder mehreren Elementen aus der Gruppe
Si, Cr, Ti, Zr, Hf, Pt, B und C zu verstehen.
[0012] In der Regel wird eine optimale Anpassung der thermischen Ausdehnungskoeffizienten
von Grundmaterial, Reaktionssperrschicht und Oxidationsschutzschicht die Temperaturwechselbeständigkeit
des Formteilrohlings wesentlich erhöhen.
[0013] Gemäß der Erfindung ist das Refraktärmetall ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus Molybdän, Wolfram, Tantal, Niob und deren Legierungen. Es kann sich hierbei um
Legierungen von Refraktärmetallen miteinander oder mit anderen Metallen handeln, wobei
jedoch der Gehalt an Refraktärmetall gemäß der Erfindung 50% oder mehr betragen muß.
[0014] Die Oxidationsschicht kann gemäß der Erfindung durch Plasmaspritzen, atmosphärisches
Plasmaspritzen, Lichtbogenspritzen, Flammspritzen oder Kaltgasspritzen aufgebracht
werden.
[0015] Gemäß der Erfindung besteht die Oxidationsschutzschicht aus Eisen oder einer Eisenlegierung,
wie Stählen, insbesondere austenitische Stähle sind gut geeignet. Besonders vorteilhaft
ist rostfreier Stahl.
[0016] Geeignete Materialien für die Oxidationsschutzschicht sind beispielsweise AlCro von
Praxair mit einer Zusammensetzung von 23,5 Gew.-% Chrom, 5,3 Gew.-% Aluminium, 0,65
Gew.-% Silizium und ad 100% Eisen. Ebenfalls geeignet ist Draht Typ Metco 4, Zusammensetzung
Fe 17Cr 12Ni 2,5Mo 2Mn 1Si 0,08C 0,045P 0,030S (also 17 Gew.-% Chrom, 12 Gew.-% Nickel,
2,5 Gew.-% Molybdän, 2 Gew.-% Mangan, 1 Gew.-% Silizium, 0,08 Gew.-% Kohlenstoff,
0,045 Gew.-% Phosphor, 0,030 Gew.-% Schwefel und ad 100% Eisen).
[0017] Die Eisengehalte geeigneter Legierungen betragen in der Regel 3 % oder mehr, vorteilhaft
5 % oder mehr, meist 10% bis 85 % insbesondere 20% bis 80 %, oder 25% bis 71%, oder
30 bis 80 %, insbesondere 50 bis 70 % oder 60 bis 65%. Meist liegen die Eisengehalte
bei 60 bis 80%, insbesondere 60 bis 70 %.
[0018] Geeignete Eisenlegierungen enthalten außerdem Chrom in Mengen von 10% bis 30 %, insbesondere
15 % bis 25 %, vorteilhaft 17 bis 24 % oder 15 bis 20 %.
[0019] Geeignete Eisenlegierungen für die Oxidationsschutzschicht enthalten außerdem oft
Nickel in Mengen von 3 bis 70 %, insbesondere 4 bis 65 %, vorteilhaft 12 bis 60%,
aber auch 3 bis 12 oder 4 bis 11, oder 55 bis 65 oder 59 bis 61 %.
[0020] Die geeigneten Legierungen können auch Silizium in Mengen von 0,5 bis 5 %, vorteilhaft
0,6 bis 1,6 %, insbesondere 1 bis 1,5 % enthalten.
[0021] Einige Legierungen können auch Aluminium in Mengen von 0,6 bis 6 % enthalten, vorteilhaft
von 1 bis 5,5 % oder von 0,8 bis 1,7%, oder 4,4 bis 5,3 %.
[0022] Die Oxidationsschutzschicht kann außerdem mit einem oder mehreren Metallen aus der
Gruppe Molybdän, Mangan, Niob, Tantal und Hafnium in einem Anteil von je 1 bis 5%,
vorteilhaft 2 bis 3 % oder 2 bis 2,5% legiert sein. Die Angaben beziehen sich jeweils
auf Gewichtsprozent.
[0023] Insbesondere sind austenitische, eisenhaltige Legierungen geeignet, welche enthalten:
20 bis 80 Gew.-% Fe;
14 bis 24 Gew.-% Cr;
0 bis 60 Gew.-% Ni;
bis 1,5 Gew.-% Si;
bis 6 Gew.-% Al;
bis 3 Gew.-% Mo;
bis 3 Gew.-% Mn;
weniger als je 0,1 Gew.-% C, P oder S,
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen;
oder
20 bis 80 Gew.-% Fe;
14 bis 24 Gew.-% Cr;
0 bis 60 Gew.-% Ni;
bis 1,5 Gew.-% Si;
1 bis 5,5 Gew.-% Al;
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen;
oder
70 bis 80 Gew.-% Fe;
17 bis 24 Gew.-% Cr;
0 bis 1,5 Gew.-% Si;
1 bis 5,5 Gew.-% Al;
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen;
oder
70 bis 80 Gew.-% Fe;
17 bis 24 Gew.-% Cr;
1 bis 1,5 Gew.-% Si;
0,9 bis 1,2 Gew.-% oder 4,5 bis 5,5 Gew.-% Al;
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen;
oder
20 bis 75 Gew.-% Fe;
15 bis 25 Gew.-% Cr;
4 bis 61 Gew.-% Ni;
0 bis 1,5 Gew.-% Si;
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen;
oder
70 bis 75 Gew.-% Fe;
15 bis 25 Gew.-% Cr;
3 bis 15 Gew.-% Ni;
0 bis 1,5 Gew.-% Si;
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen; oder
20 bis 75 Gew.-% Fe;
15 bis 25 Gew.-% Cr;
4 bis 61 Gew.-% Ni;
1 bis 1,5 Gew.-% Si;
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen; oder
70 bis 75 Gew.-% Fe;
15 bis 25 Gew.-% Cr;
3 bis 15 Gew.-% Ni;
1 bis 1,5 Gew.-% Si;
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen; oder
18 bis 28 Gew.-% Fe;
12 bis 20 Gew.-% Cr;
50 bis 65 Gew.-% Ni;
0 bis 1,5 Gew.-% Si;
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen; oder
20 bis 25 Gew.-% Fe;
15 bis 18 Gew.-% Cr;
58 bis 63 Gew.-% Ni;
0 bis 1,5 Gew.-% Si;
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen; oder
18 bis 28 Gew.-% Fe;
12 bis 20 Gew.-% Cr;
50 bis 65 Gew.-% Ni;
1 bis 1,5 Gew.-% Si;
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen; oder
20 bis 25 Gew.-% Fe;
15 bis 18 Gew.-% Cr;
58 bis 63 Gew.-% Ni;
1 bis 1,5 Gew.-% Si;
wobei sich die Komponenten zu 100 Gew.-% ergänzen,
und wobei diese Legierungen noch unvermeidbare Verunreinigungen enthalten können.
[0024] Die Oxidationsschutzschicht hat eine Dicke von meist weniger als 5 mm, insbesondere
50 µm bis 1 mm, vorteilhaft von 100 µm bis 900 µm, insbesondere von 300 µm bis 500
µm.
[0025] Zwischen der Oxidationsschutzschicht und dem Grundkörper aus dem Refraktärmetall
kann sich mindestens eine Zwischenschicht befinden.
[0026] Die Zwischenschicht kann eine Oxid- oder Nitridschicht, oder eine Verbundwerkstoffschicht
sein, insbesondere eine Oxid- oder Nitridschicht des Refraktärmetalls oder eine Verbundwerkstoffschicht
aus einem Refraktärmetall und einem Nichtrefraktärmetall, insbesondere Eisen. Insbesondere
kann die Zwischenschicht aus den Oxiden und/oder Nitriden der jeweils für den Grundkörper
eingesetzten Refraktärmetalle bestehen.
[0027] Als Zwischenschichten sind auch oxidische Schichten wie Y
20
3, HfO
2, ZrO
2, La
2O
3, TiO
2,Al
2O
3, aber auch karbidische oder nitridische Schichten wie HfC, TaC, NbC oder Mo
2C bzw. TiN, HfN oder ZrN geeignet. Die Auswahl des Schichtsystems, der Schichtstärke
sowie des Beschichtungsverfahrens richtet sich hiebei nach Werkstoff und Abmessungen
der zu schützenden Komponente einerseits und den Einsatzbedingungen andererseits.
[0028] Die Zwischenschichten können aber auch nach ihrem Einfluß auf die Kristallisation
des Refraktärmetalls ausgewählt werden. Die Zwischenschicht, aber auch die Oxidationsschutzschicht
kann so ausgewählt werden, dass das Refraktärmetall mikrolegiert wird.
[0029] Grundsätzlich kommen sämtliche bekannte Beschichtungsverfahren für die Abscheidung
der Zwischenschicht in Betracht, wie z.B. Chemische Dampfabscheidung, Physikalische
Dampfabscheidung oder Plasmaspritzen von Pulver.
[0030] Vorteilhaft ist das Atmosphärische Plasmaspritzen z.B. von HfO
2 oder ZrO
2. Die Zwischenschicht kann aber auch durch eine Reaktion von vorab aufgebrachten Komponenten,
wie beispielsweise Kohlenstoff, mit dem Grundwerkstoff zu beispielsweise Karbiden)
umgesetzt werden. Als reaktive Gasphasen sind insbesondere Kohlenwasserstoffe, Stickstoff
oder Sauerstoff bzw. Gasgemische, die diese Gase enthalten, geeignet, um eine Umsetzung
der Oberfläche des Refraktärmetalls zu dessen Karbid, Oxid oder Nitrid zu bewirken.
[0031] Wenn es sich bei der Zwischenschicht um Oxide oder Nitride des jeweils verwendeten
Refraktärmetalls handelt, so kann die Zwischenschicht auch durch gezielte Oxidation
oder Nitridierung der Oberfläche bewirkt werden. Dabei können Oxide, Suboxide oder
deren Gemische erhalten werden. Als Nitride sind salzartige Nitride oder auch metallartige
Nitride (feste Lösungen von Stickstoff in dem Refraktärmetall) möglich, wobei metallartige
Nitride vorteilhaft sind.
[0032] Auch das Aufbringen eine Oxidschicht durch eine elektrochemische Reaktion, wie elektrolytische
Oxidation, ist möglich: so können auf Niob oder Tantal z.B. in einer Säure wie Phosphorsäure
und Anlegen einer bestimmten Spannung gezielt Oxidschichten einer bestimmten Dicke
aufgebracht werden.
[0033] Die Oxidationsschutzschicht selbst kann ebenfalls mit allen hiefür sonst üblichen
Beschichtungsverfahren abgeschieden werden, mit Ausnahme des Packzementierens. Verfahrenstechnische
Vorteile bietet das thermische Spritzen von Reaktionssperrschicht und Oxidationsschutzschicht
in unmittelbar aufeinander folgenden Arbeitsgängen.
[0034] Der Formteilrohlings gemäß der Erfindung kann zur Herstellung von Formkörpern aus
Refraktärmetallen oder deren Legierungen verwendet werden, wobei dieser ein- oder
mehrfach auf die zum Warmumformen erforderliche Temperatur erhitzt und anschließend
durch Schmieden oder Walzen umgeformt werden.
[0035] Die vorliegende Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung eines Formteilrohlings
enthaltend die Schritte:
- Bereitstellen eines Rohlings aus Refraktärmetall;
- Aufbringen der Oxidationsschutzschicht durch Plasmaspritzen, atmosphärisches Plasmaspritzen,
Lichtbogenspritzen, Flammspritzen, Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen (HVOF) oder
Kaltgasspritzen.
[0036] Der Schritt des Bereitstellens umfasst die Herstellung von Refraktärmetall und die
Herstellung eines Rohlings durch Pulvermetallurgie oder Schmelzmetallurgie. Das Bereitstellen
umfasst außerdem das Zurichten, welches das Sägen, Kanten brechen und das Einbringen
einer Aufnahmezentrierung umfassen kann. Vorteilhaft umfasst das Bereitstellen außerdem
die Oberflächenaktivierung, welche beispielsweise durch ein Strahlen der Oberfläche
auf eine Mindestrauhigkeit von Rz > 40 µm, vorteilhaft > 60 µm, bestimmt nach DIN
EN 4287, bewirkt wird
[0037] Somit betrifft die vorliegende Erfindung auch ein Verfahren zur Herstellung eines
Formteilrohlings enthaltend die Schritte:
- Bereitstellen eines Rohlings aus Refraktärmetall;
- Aktivieren der Oberfläche, vorteilhaft durch Strahlen auf eine Mindestrauhigkeit von
Rz > 40 µm, vorteilhaft > 60 µm, bestimmt nach DIN EN 4287
- Aufbringen der Oxidationsschutzschicht durch Plasmaspritzen, atmosphärisches Plasmaspritzen,
Lichtbogenspritzen, Flammspritzen, Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen (HVOF) oder
Kaltgasspritzen.
[0038] Die vorliegende Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung eines Formteilrohlings
enthaltend die Schritte:
- Bereitstellen eines Formteilrohlings wie oben beschrieben;
- Wärmebehandeln des Formteilrohlings;
- mechanische Bearbeitung des Formteilrohlings;
- gegebenenfalls Wiederholung von Wärmebehandlung und mechanischer Bearbeitung;
- Entfernen der Oxidationsschutzschicht.
[0039] Vorteilhaft wird bei der Wiederholung von Wärmebehandlung und mechanischer Bearbeitung
wird vor der Wärmebehandlung erneut eine Oxidationsschutzschicht aufgebracht.
[0040] Die Wärmebehandlung erfolgt im Allgemeinen bei einer Temperatur von 500°C bis 1500°C,
vorteilhaft von 1000°C bis 1250°C und einer Zeitdauer von 1 bis 5 Stunden.
[0041] Die mechanische Bearbeitung ist gemäß der Erfindung Schmieden, Walzen oder Extrudieren.
Das Entfernen der Oxidationsschutzschicht kann durch spanende Bearbeitung, thermische
Vakuumbehandlung oder Strahlen mit Sand oder Metallpartikeln, entweder einzeln oder
in Kombination miteinander bewirkt werden. Hierbei kann also die Oxidationsschutzschicht
zunächst durch z.B. Sandstrahlen entfernt und anschließend durch Abdrehen auf einer
Drehbank die Oberfläche weiter gereinigt werden. Die so entstehenden Späne lassen
sich rezyklieren oder z.B. an die Stahlindustrie verkauft werden.
[0042] Die Verfahren des Plasmaspritzen, atmosphärischen Plasmaspritzen, Lichtbogenspritzen,
Flammspritzen oder Kaltgasspritzens lassen sich also zum Aufbringen von Oxidationsschutzschichten
auf Refraktärmetalle vor deren thermischer Behandlung mechanischer Bearbeitung verwenden.
Beispiele
Vergleichsbeispiel 1:
[0043] Ein Molybdänrohling mit einem Gewicht von etwa 0,7 t, einer Länge von etwa 2 Metern
und einem Durchmesser von etwa 20 cm wurde in einem gasbeheizten Ofen für eine Zeit
von 3 Stunden auf eine Temperatur von ca. 1150°C erhitzt. Beim Transport vom Ofen
zur Schmiedevorrichtung und beim Schmieden selbst trat eine starke Oberflächenoxidation
und Rauchentwicklung durch Sublimation des Molybdänoxids auf. Durch Radialschmieden
wurde der Durchmesser des Rohlings verringert bis eine weitere Warmumformung durch
die Abkühlung nicht mehr möglich war. Der Rohling wurde noch zwei weitere Male wie
beschrieben auf eine Temperatur von 1154°C erwärmt und geschmiedet, bis der Durchmesser
etwa 50 mm betrug. Es wurde ein Gewichtsverlust an Molybdän von etwa 21 kg (entsprechend
3 %) festgestellt.
Beispiel 2
[0044] Ein Molybdänrohling mit einem Gewicht von etwa 0,7 t, einer Länge von etwa 2 Metern
und einem Durchmesser von etwa 20 cm wurde durch Strahlen der Oberfläche mit Metallkugeln
(Hartgussgranulat) einer Körnung von 1,2-1,6mm eines Druckstrahlgeräts mit 5 bar Druck
bis zu einer Oberflächenrauhigkeit (bestimmt als Rz durch taktile Rauhigkeitsmessung
mit Tastnadel nach DIN EN 4286) Rz von etwa 60 µm aufgeraut und anschließend durch
Lichtbogenspritzen mit rostfreiem Stahl (Draht Typ Metco 4, Zusammensetzung Fe 17Cr
12Ni 2,5Mo 2Mn 1 Si 0,08C 0,045P 0,030S) beschichtet, bis eine Dicke von etwa einem
halben Millimeter erreicht wurde. Der so erhaltene Formteilrohling wurde in einem
gasbeheizten Ofen für eine Zeit von ca. 180 Minuten auf eine Temperatur von ca. 1150°C
erhitzt. Beim Transport vom Ofen zur Schmiedevorrichtung konnte praktisch keine Oberflächenoxidation
und nur eine minimale Rauchentwicklung beobachtet werden. Durch Radialschmieden wurde
der Durchmesser des Rohlings verringert bis eine weitere Warmumformung durch die Abkühlung
nicht mehr möglich war. Während des Radialschmiedens wurde ein Abfallen von Schichtclustern
der aufgebrachten Oxidationsschutzschicht aus rostfreiem Stahl beobachtet, wobei es
zu einer geringen bis moderaten Rauchentwicklung und Oberflächenoxidation kam. Um
den angestrebten Durchmesser des Rohlings von ca. 50 mm zu erreichen wurde nach dem
Abkühlen auf etwa Raumtemperatur durch Lichtbogenspritzen die Oxidationsschutzschicht
mit dem gleichen rostfreien Stahl beschichtet. Anschließend wurde erneut auf 1150°C
erhitzt und durch Radialschmieden der angestrebte Durchmesser erreicht. Nach dem Abkühlen
auf Raumtemperatur wurde durch Strahlen der Oberfläche mit Metallkugeln (Hartgussgranulat)
eines Druckstrahlgerätes bei 5 bar wie oben die Oxidationsschutzschicht entfernt.
Es wurde festgestellt, dass der erforderliche Durchmesser des Rohlings von ca. 50
mm erreicht wurde. Es wurde ein Gewichtsverlust an Molybdän von weniger als 7 kg (entsprechend
kleiner 1 %) festgestellt.
Beispiel 3
[0045] Ein Molybdänrohling mit einem Gewicht von etwa 3kg, einer Länge von etwa 200mm und
einem Durchmesser von etwa 20 mm wurde durch Strahlen der Oberfläche mit Metallkugeln
(Hartgussgranulat) eines Druckstrahlgerätes bei 5bar bis zu einer Oberflächenrauhigkeit
von etwa 60 µm aufgeraut und anschließend durch Lichtbogenspritzen mit rostfreiem
Stahl (Draht Typ Metco 4, Zusammensetzung Fe 17Cr 12Ni 2,5Mo 2Mn 1Si 0,08C 0,045P
0,030S) beschichtet, bis eine Dicke von etwa einem halben Millimeter erreicht wurde.
Der so erhaltene Formteilrohling wurde in einem Muffel-Ofen für eine Zeit von 6 Stunden
an der Luft auf eine Temperatur von 1300°C erhitzt. Es zeigte sich keinerlei Oxidations-
oder Sublimationseffekt.
[0046] Durch Vergleich des Beispiels 2 mit dem Vergleichsbeispiel ist ersichtlich dass einerseits
der Sublimationsverlust durch die Bearbeitung signifikant reduziert ist und außerdem
ein Wärmebehandlungsschritt eingespart werden konnte, was durch die Isolationswirkung
der Oxidationsschutzschicht bewirkt wurde. Beispiel 3 zeigt eine deutlich verbesserte
Oxidationsbeständigkeit.
Weitere Beispiele
[0047] Es wurde wie in Beispiel 2 verfahren und die Eignung verschiedener Beschichtungsmaterialien
beurteilt. Die Beispiele sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Tabelle 1:
|
Material |
Spritzverfahren |
Schichticke |
Porosdität |
Glühen |
Schmieden |
Beispiel 4 |
Fe18Cr1AllSi |
APS |
∼250 µm |
mittel |
gut |
gut |
Beispiel 5 |
X 12 CrNi 25.4 |
LBS |
∼250 µm |
gering |
gut |
gut |
Beispiel 6 |
NiFe25Cr15 |
LBS |
∼600 µm |
mittel |
gut |
gut |
|
NiFeCr |
|
|
|
|
|
|
Ni |
60,5% |
|
|
|
|
|
Beispiel 7 |
Fe |
22% |
LBS |
∼500 µm |
gering |
gut |
mittel |
|
Cr |
16% |
|
|
|
|
|
|
Si |
1,5% |
|
|
|
|
|
|
(Metco 4538) |
|
|
|
|
|
Beispiel 8 |
Fe 23,5Cr 5,3Al 0,65Si (ALCRO) |
LBS |
∼500 µm |
gering |
gut |
gut |
Vergleichsbeispiel 2 |
Titan(rein) |
APS |
∼250 µm |
hoch |
mittel |
schlecht |
Vergleichs beispiel 3 |
Stellit |
|
∼250 µm |
|
|
|
Co |
42-53% |
|
|
|
|
Cr |
24-33% |
APS |
mittel |
schlecht |
schlecht |
W |
11-22% |
|
|
|
|
|
C |
1,8-3% |
|
|
|
|
|
Vergleichs beispiel 4 |
X 1 NiCrMoNb |
|
∼550 µm |
|
|
|
28 4 2 |
HVOF |
gering |
gut |
Schlecht |
(Stahl 1.4575) |
|
|
|
|
Vergleichs beispiel 5 |
NiCrAl |
|
|
|
|
|
Ni |
76,5% |
|
|
|
|
|
Cr |
17% |
APS |
∼500 |
mittel |
gut |
Schlecht |
Al |
6% |
|
µm |
|
|
|
Y |
0,5% |
|
|
|
|
|
(AMDRY 961) |
|
|
|
|
|
Vergleichs beispiel 6 |
ZrO2 |
APS |
∼600 µm |
hoch |
mittel |
mittel |
[0048] Spritzverfahren: APS: Atmosphärisches Plasmaspritzen, HVOF: Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen,
LBS: Lichtbogenspritzen.
[0049] Die Titanbeschichtung versprödet an der Luft sofort sehr stark und löst sich beim
Schmieden ab. Die Stellitschicht wies eine schlechte Haftung auf, platzte schon beim
Glühen großflächig ab und brachte keine Verbesserung. Die in Vergleichsbeispielen
4 und 5 verwendeten Beschichtungen härten beim Schmieden sehr schnell und stark auf,
wodurch der Rohling rasch nicht mehr schmiedbar ist. Die Zirkondioxidschicht im Vergleichsbeispiel
6 sind dagegen sehr spröde und platzen ab.
[0050] In Beispiel 5 wurde eine eisenhaltige Legierung der folgenden Zusammensetzung verwendet:
Cr 25%
Nickel 4%
Fe ad 100%
(Stahlnummer 1.4820 nach DIN)
[0051] In Beispiel 6 wurde eine eisenhaltige Legierung der folgenden Zusammensetzung verwendet:
Fe 25%
Cr 15%
Ni ad 100%
[0052] In Beispiel 7 wurde eine eisenhaltige Legierung der folgenden Zusammensetzung verwendet:
Ni 60,5%
Fe 22%
Cr 16%
Si 1,5%
(Metco 4538)
[0053] In Vergleichsbeispiel 3 wurde eine eisenfreie Legierung der folgenden Zusammensetzung
verwendet:
Co 42-53%
Cr 24-33%
W 11-22%
C 1,8-3%
[0054] In Vergleichsbeispiel 4 wurde eine eisenfreie Legierung der folgenden Zusammensetzung
verwendet:
Cr 28%
Mo 4%
Nb 2% .
Ni ad 100%
[0055] In Vergleichsbeispiel 5 wurde eine eisenfreie Legierung der folgenden Zusammensetzung
verwendet:
Ni 76,5%
Cr 17%
Al 6%
Y 0,5%
(AMDRY 96 1)
1. Formteilrohling aus einem Grundkörper, der aus mindestens einem Refraktärmetall und
einer Oxidationsschutzschicht aus mindestens einer Metallschicht besteht.
2. Formteilrohling nach Anspruch 1, wobei die Oxidationsschutzschicht Eisen oder eine
Eisenlegierung ist.
3. Formteilrohling nach Anspruch 1 bis 3, wobei die Oxidationsschutzschicht durch Plasmaspritzen,
atmosphärisches Plasmaspritzen, Lichtbogenspritzen, Flammspritzen oder Kaltgasspritzen
aufgebracht ist.
4. Formteilrohling nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Oxidationsschutzschicht
eine austenitische Eisenlegierung mit einem Eisengehalt von mehr als 3 Gew.-% ist.
5. Formteilrohling nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, wobei die Oxidationsschutzschicht
eine Eisenlegierung mit einem Chromgehalt von 10 Gew.-% bis 30 Gew.-% ist.
6. Formteilrohling nach.einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Oxidationsschutzschicht
eine Eisenlegierung mit einem Nickelgehalt von 3 Gew.-% bis 70 Gew.-% ist.
7. Formteilrohling nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, wobei die Oxidationsschutzschicht
eine Eisenlegierung mit einem Siliziumgehalt von 0,5 Gew.-% bis 5 Gew.-% ist.
8. Formteilrohling nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, wobei die Oxidationsschutzschicht
eine Eisenlegierung mit einem Aluminiumgehalt von 0,6 Gew.-% bis 6 Gew.-% ist.
9. Formteilrohling nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, wobei die Oxidationsschutzschicht
mit einem oder mehreren Metallen aus der Gruppe Chrom, Nickel, Aluminium, Molybdän,
Mangan, Niob, Tantal und Hafnium legiert ist.
10. Formteilrohling nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, wobei das Refraktärmetall
ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Molybdän, Wolfram, Tantal, Niob und deren
Legierungen.
11. Formteilrohling nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10, wobei sich mindestens
eine Zwischenschicht zwischen der Oxidationsschutzschicht und dem Grundkörper aus
dem Refraktärrmetall.
12. Formteilrohling nach Anspruch 11, wobei die Reaklionssperrschicht eine Oxid- oder
Nitridschicht, oder eine Verbundwerkstoffschicht ist, insbesondere eine Oxid- oder
Nitridschicht des Refraktärmetalls oder eine Verbundwerkstoffschicht aus einem Refraktärmetall
und einem Nichtrefraktärmetall, insbesondere Eisen.
13. Formteilrohling nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12, wobei die Oxidationsschutzschicht
eine Dicke von weniger als 5 mm, insbesondere 50 µm bis 1 mm, vorteilhaft von 100
µm bis 900 µm, insbesondere von 300 µm bis 500 µm aufweist.
14. Verfahren zur Herstellung eines Formteilrohlings nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 13 enthaltend die Schritte: - Bereitstellen eines Rohlings aus Refraktärmetall;
- Aufbringen der Oxidationsschutzschicht durch Plasmaspritzen, atmosphärisches Plasmaspritzen,
Lichtbogenspritzen, Flammspritzen oder Kaltgasspritzen.
15. Verfahren nach Anspruch 13, wobei der Schritt des Bereitstellens die Herstellung von
Refraktärmetall und die Herstellung eines Rohlings durch Pulvermetallurgie oder Schmelzmetallurgie
umfasst.
16. Verfahren zur Herstellung von Formkörpern aus einem Refraktärmetall, enthaltend die
Schritte: - Bereitstellen eines Formteilrohlings nach Anspruch 14 oder 15; - Wärmebehandeln
des Formteilrohlings; - mechanische Bearbeitung des Formteilrohlings; -gegebenenfalls
Wiederholung von Wärmebehandlung und mechanischer Bearbeitung; - Entfernen der Oxidationsschutzschicht.
17. Verfahren zur Herstellung von Formkörpern aus einem Refraktärmetall nach Anspruch
16, wobei bei der Wiederholung von Wärmebehandlung und mechanischer Bearbeitung vor
der Wärmebehandlung erneut eine Oxidationsschutzschicht aufgebracht wird.
18. Verfahren nach Anspruch 16 oder 17, wobei die Wärmebehandlung bei einer Temperatur
von 500°C bis 1500°C und eine Zeitdauer von 1 bis 5 Stunden erfolgt.
19. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 16 bis 18, wobei die mechanische
Bearbeitung ein Schmieden, Walzen oder Extrudieren ist.
20. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 16 bis 19, wobei das Entfernen der
Oxidationsschutzschicht durch spanende Bearbeitung, thermische Vakuumbehandlung oder
Strahlen mit Sand oder Metallpartikeln bewirkt wird.
21. Verwendung eines Formteilrohlings nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 13
zur Herstellung von Formkörpern aus Refraktärmetallen oder deren Legierungen.
22. Verwendung des Plasmaspritzens, atmosphärisches Plasmaspritzens, Lichtbogenspritzens,
Flammspritzens oder Kaltgasspritzens zum Aufbringen von Oxidationsschutzschichten
auf Refraktärmetalle vor deren thermischer Behandlung und/oder mechanischer Bearbeitung.