[0001] Die Erfindung betrifft eine umschaltbare zylindrische Wirkladung eines Gefechtskopfes
mit einer innerhalb der Sprengladung angeordneten Halterung für eine Vielzahl verteilt
angeordneter Pellets, die rohrförmig gestaltet ist oder auch in Form einer Scheibe
etwa senkrecht zur Hauptachse der Wirkladung angeordnet ist, sowie wenigstens einer
Zündeinrichtung für eine Sprengladung mit einer geformten Einlage.
[0002] Das zukünftige Einsatzspektrum von Waffen in sich verändernden Szenarien erfordert
eine neue Munition, die gleichermaßen Punkt- oder auch Flächenziele wirkungsvoll bekämpfen
kann. Unter Beachtung der Anforderung an Minimierung von Kollateralschäden sind Munitionsarten
mit dosierbarer und/oder umschaltbarer Wirkung von besonderem Interesse.
[0003] Von der Anmelderin sind bereits verschiedene Konzepte multifunktionaler Wirkladungen
angemeldet worden, die sich bereits bewährt haben.
[0004] Aus der
DE 10 2006 018 687 A1 ist eine umschaltbare Ladung bekannt geworden. Innerhalb der Sprengladung ist eine
scheibenförmige, etwa senkrecht zur Hauptachse angeordnete inerte Halterung mit einer
Vielzahl von Pellets angeordnet. Alternativ dazu wird vorgeschlagen, eine rohrförmige
Halterung für eine Vielzahl von Pellets innerhalb der Sprengladung anzuordnen. Weitere
Anordnungen werden hier jedoch nicht beschrieben und waren im Rahmen der gegebenen
Aufgabenstellung auch nicht erforderlich.
[0005] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein multifunktionales Wirksystem anzugeben,
welches eine wahlweise Umschaltung verschiedener Wirkungsarten in axialer und in radialer
Richtung ermöglicht.
[0006] Diese Aufgabe wird in überraschend einfacher Weise dadurch gelöst, dass der rohrförmige
und der senkrechte Teil der Halterung der Pellets aneinander anliegen oder miteinander
verbunden sind, wobei der scheibenförmige Teil in einem vorbestimmten Abstand von
einer Einlage angeordnet ist, und wobei der rohrförmige Teil auf der der Einlage gegenüber
liegenden Seite des scheibenförmigen Teils angeordnet ist, und dass entlang der Hauptachse
der Wirkladung an je nach beabsichtigter Wirkung unterschiedlichen Stellen innerhalb
des rohrförmigen Teils oder am scheibenförmigen Teil der Halterung wenigstens zwei
Zündeinrichtungen angeordnet sind.
[0007] Aufgrund der erstmalig so vorgeschlagenen Anordnung eines zylinderförmigen und eines
scheibenförmigen Halters für Pellets ist es möglich, in Stufen die Art der Wirkungsentfaltung
und deren Richtung bedarfsweise anzupassen.
[0008] In vorteilhafter Weise ist eine der Zündeinrichtungen im Zentrum des senkrechten
Teils der Halterung angeordnet. Diese ermöglicht die Ausbildung eines EFP-Projektils
im Fall der Zündung.
[0009] Als vorteilhafte Ausgestaltung wird weiterhin vorgeschlagen. dass entlang der Hauptachse
der Wirkladung im Sprengstoff eine von der der Einlage gegenüber liegenden Seite bis
etwa zum scheibenförmigen Teil der Halterung sich erstreckende Ausnehmung angeordnet
ist, in der wenigstens eine Zündeinrichtung mit Hilfe eines Antriebs verschiebbar
gelagert ist.
[0010] Damit wird erreicht, dass je nach gewähltem Ort der Zündeinrichtung in Fall der Zündung
die Größen der in axialer und radialer Richtung abgegebenen Splitter in weiten Grenzen
bestimmbar sind.
[0011] Eine andere Ausgestaltung ist dadurch bestimmt, dass am der Einlage zugewandten Ende
der Ausnehmung eine Dämpfungsschicht angeordnet ist. Dadurch wird die Ausbreitung
der Detonationsfront, die von der in der Ausnehmung gezündeten Zündeinrichtung stammt,
vor dem Eintreffen an der im scheibenförmigen Teil des Halters befindlichen Zündeinrichtung
verzögert und in der Amplitude gemindert.
[0012] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung schematisch vereinfacht
dargestellt und wird im Folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1:
- den Aufbau einer zwischen radialer und axialer Wirkung umschaltbaren Wirkladung,
- Fig. 2:
- die Initiierung zur Erzeugung radialer natürlicher und axial kontrollierter Splitter,
- Fig. 3:
- die Initiierung zur Erzeugung radialer kontrollierter und axial kontrollierter Splitter,
- Fig.4:
- die Initiierung zur Erzeugung radialer kontrollierter Splitter und axial kontrollierter
Splitter mit aufgeweitetem Streuwinkel,
- Fig. 5:
- die Initiierung zur Erzeugung radialer natürlicher Splitter und eines axialen EFP-Projektils.
[0013] In der Figur 1 ist der prinzipielle Aufbau einer umschaltbaren Wirkladung
1 vereinfacht dargestellt. Die Sprengladung 8 ist radial außenseitig von einer splitterbildenden
Hülle 11 umgeben, die beispielsweise aus Metall bestehen kann und entweder keine die
Ausbildung der Splitter unterstützenden Kerbungen aufweist oder auch vorgekerbt ist.
Die Wirkladung ist in Schussrichtung mit einer Einlage 5 abgeschlossen. Auf der Hauptachse
6 der Wirkladung 1 sind an der Einlage 5 gegenüber liegenden Seite und auch innerhalb
der Sprengladung 8 an verschiedenen Positionen 7a, 7b, 7c eine oder mehrere Zündketten
ZK1 angeordnet. Diese können innerhalb der Ladung fest positioniert sein und auch,
wie in Figur 1 gezeigt, innerhalb einer längs der Hauptachse 6 verlaufenden Ausnehmung
12 in der dargestellten Pfeilrichtung verschiebbar angeordnet sein.
[0014] Wesentlich für die Umschaltbarkeit der Wirkladung ist hierbei die freie Wahl des
Ortes der Initiierung der Zündkette ZK1. Weiterhin ist die Möglichkeit vorgesehen,
die weitere Zündkette ZK2 als Hilfsmittel bei der Initiierung der ersten Zündkette
ZK1 zu nutzen oder die weitere Zündkette ZK2 allein zu initiieren. Es ist genauso
möglich mehrere Zündketten KZ1 fest zu installieren, die wahlweise initiierbar sind.
Dabei kann die Ausnehmung 12 vollständig weggelassen werden.
[0015] Weiterhin ist innerhalb der Sprengladung 8 eine einteilige oder auch mehrteilige
Halterung 2, 3 für Pellets 4a, 4b angeordnet. Diese Halterung besteht aus inertem
Kunststoffmaterial und weist verteilt angeordnete Pellets 4a auf, die aus Sprengstoff
bestehen. Der radiale Teil 2 der Halterung ist in der Form eines Rohres rotationssymmetrisch
um die Hauptachse 6 im Sprengstoff 8 angeordnet und weist zur Hülle 11 einen Abstand
in der Größenordnung einiger Pelletsdurchmesser auf. Der etwa senkrecht zur Hauptachse
6 angeordnete scheibenförmige Teil 3 der Halterung weist ebenfalls eine Vielzahl verteilt
angeordneter gleichartiger Pellets 4b auf. Im Bereich der Hauptachse 6 kann in diesem
Teil der Halterung 3 die weitere Zündkette ZK2 angeordnet sein. Der Abstand zwischen
dem scheibenförmigen Teil 3 der Halterung und der Einlage 5 ist so groß bemessen,
dass der im Fall der Initiierung der Zündkette ZK1, der Pellets im scheibenförmigen
Teil der Halterung und auch der Zündkette ZK2 hinsichtlich der örtlichen Druckverteilung
stark modifizierten Detonationswelle genügend Laufstrecke zur Verfügung steht um die
Einlage 5 in gewünschter Weise zu fragmentieren.
[0016] Grundsätzlich kann die Wirkladung in vier unterschiedlichen Moden ausgelöst werden,
die im Folgenden näher beschrieben werden. In der Figur 2 ist der Modus zur gleichzeitigen
Erzeugung radial abgehender natürlicher Splitter und axial abgehender kontrolliert
erzeugter Splitter dargestellt. Der Begriff natürliche Splitter wird für diejenigen
Splitter verwendet, die ohne Zuhilfenahme von Mitteln erzeugt werden, die die Form
und/oder Größe der Splitter bei deren Entstehung beeinflussen. Kontrolliert erzeugte
Splitter werden dagegen gezielt in der Entstehungsphase hinsichtlich ihrer Form und/oder
Größe beeinflusst.
[0017] Wie in Figur 2 gezeigt wird die Zündkette ZK1 in der bereits in Figur 1 angedeuteten
Position 7a initiiert. Die Front der Detonationswelle DW durchläuft den Sprengstoff
8 in Richtung der Einlage 5. Ihr Verlauf ist in den Phasen A, .. , D dargestellt.
Sie streift hierbei den rohrförmigen Teil der Halterung 2, wodurch die in der Halterung
gelagerten Pellets 4a zwar initiiert werden, aber das beeinflusst die Detonationswelle
zwischen Halterung 2 und Hülle 11 nicht. Im Kontaktbereich der Detonationswelle DW
mit der Hülle 11 wird diese in natürliche Splitter 13a zerlegt, die radial zur Hauptachse
6 abgehen. Es ist natürlich auch möglich, eine vorgekerbte Hülle oder gleichwirkende
Einrichtung zur Erzeugung kontrollierter Splitter zu verwenden.
[0018] Eine geringfügige Deformation der Detonationswelle DW findet beim Durchgang durch
die Dämpfungsschicht 10 statt. Beim Erreichen des scheibenförmigen Halters 3 initiiert
die Front der Detonationswelle DW die darin gelagerten Pellets 4b. Daraus ergibt sich
eine Überlagerung der ursprünglichen Detonationswelle DW mit denjenigen, die von den
Pellets erzeugt werden. Dadurch entsteht ein sich aus der Anordnung der Pellets ergebendes
Muster von Druckspitzen, welche schließlich die Einlage 5 in kontrollierte Splitter
14a zerlegt. Da die Detonationsfront etwa frontal auf die Einlage 5 trifft, gehen
diese Splitter relativ stark gebündelt in axialer Richtung ab.
[0019] In der Figur 3 ist ein weiterer einstellbarer Modus dargestellt, in dem in radialer
Richtung kontrollierte Splitter und in axialer Richtung kontrollierte gebündelte Splitter
erzeugt werden können. Es wird eine Zündkette ZK1 für die Initiierung gewählt, die
in einer Position 7b etwa in der Mitte zwischen der Lage der Zündkette ZK1 aus der
Figur 2 und der scheibenförmigen Halterung 3 liegt. Die hierbei erzeugte Front der
Detonationswelle DW breitet sich von dort etwa radial aus, was durch die verschiedenen
Phasen A, B, C der Detonationswelle dargestellt ist. In der Phase B durchdringt sie
den rohrförmigen Teil der Halterung 2 und den scheibenförmigen Teil 3 der Halterung
und initiiert dabei die Pellets 4a und 4b. Dadurch wird der Front der Detonationswelle
DW das entsprechende Detonationswellenmuster C aufgeprägt. Dies führt dazu, dass die
Hülle 11 kontrolliert in dieses Muster zerlegt wird. Im Fall großer vorgeformter Splitter
werden diese in entsprechend kleinere Splitter zerlegt. Der scheibenförmige Teil der
Halterung wird in ähnlicher Weise, wie bereits zu Figur 2 beschrieben, etwa frontal
beaufschlagt. Dies führt auch hier zur Aufprägung eines Detonationswellenmusters und
zur entsprechenden Zerlegung der Einlage 5 in kontrollierte Splitter 14a, die ebenso
gebündelt abgehen.
[0020] In der Figur 4 ist ein anderer einstellbarer Modus dargestellt, in dem in radialer
Richtung kontrollierte Splitter und in axialer Richtung kontrollierte Splitter mit
aufgeweiteter Ausbreitungsrichtung erzeugt werden können. Es wird eine Zündkette ZK1
für die Initiierung gewählt, die in einer Position 7c noch näher an der weiteren Zündkette
ZK2 liegt, als dies in Figur 3 beschrieben worden war. Beide Teile der Halterung werden
in entsprechender Weise von der Front der Detonationswelle DW durchlaufen, was mittels
der Phasen A, B, C dargestellt ist. In radialer Richtung werden Splitter etwa in der
gleichen Weise wie bereits beschrieben erzeugt. Da der Ort der Initiierung der Sprengladung
jedoch näher an der Einlage 5 liegt, ist die Front der Detonationswelle stärker gekrümmt.
Dies führt zu einer etwas anderen Größenverteilung der kontrolliert erzeugten Splitter
14b und zu einem aufgeweiteten Abgangsbereich der Splitter.
[0021] Die Figur 5 zeigt schließlich einen einstellbaren Modus zur Erzeugung natürlicher
Splitter in radialer Richtung und eines Projektils in axialer Richtung. Hierbei wird
die Zündkette ZK2 initiiert, die im unmittelbaren Bereich oder in der scheibenförmigen
Halterung 3 angeordnet ist. Die Front der Detonationswelle DW läuft unmittelbar auf
die Einlage 5 auf, wodurch diese in ein Projektil 15 umgeformt wird. Alle Pellets
4a, 4b in den beiden Halterungen 2 und 3 werden von der Front nur streifend getroffen,
weshalb die Initiierung der Pellets zwar erfolgt, aber dies die Detonationswelle zwischen
Halterung und Hülle nicht beeinflusst. Die Hülle zerlegt sich deshalb in natürliche
Splitter. In Fall vorgeformter Splitter werden diese nur radial beschleunigt.
1. Umschaltbare zylindrische Wirkladung eines Gefechtskopfes mit einer innerhalb der
Sprengladung angeordneten Halterung für eine Vielzahl verteilt angeordneter Pellets,
die rohrförmig gestaltet ist oder auch in Form einer Scheibe etwa senkrecht zur Hauptachse
der Wirkladung angeordnet ist, sowie wenigstens einer Zündeinrichtung für eine Sprengladung
mit einer geformten Einlage,
dadurch gekennzeichnet, dass
- der rohrförmige Teil (2) und der scheibenförmige Teil (3) der Halterung der Pellets
(4) aneinander anliegen oder miteinander verbunden sind, wobei der senkrechte Teil
(3) in einem vorbestimmten Abstand (d) von einer Einlage (5) angeordnet ist, und wobei
der rohrförmige Teil (2) auf der der Einlage (5) gegenüber liegenden Seite des scheibenförmigen
Teils (3) angeordnet ist,
- im entlang der Hauptachse (6) der Wirkladung (1) an je nach beabsichtigter Wirkung unterschiedlichen Stellen (7a, 7b, 7c) innerhalb
des rohrförmigen Teils (2) oder am senkrechten Teil (3) der Halterung wenigstens zwei
Zündeinrichtungen (ZK1, ZK2) angeordnet sind.
2. Wirkladung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Zündeinrichtung (ZK2) im Zentrum des scheibenförmigen Teils (3) der Halterung
angeordnet ist.
3. Wirkladung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass entlang der Hauptachse (6) der Wirkladung (1) im Sprengstoff (8) eine von der der Einlage (5) gegenüber liegenden Seite bis etwa
zum scheibenförmigen Teil (3) der Halterung sich erstreckende Ausnehmung (9) angeordnet
ist, in der wenigstens eine Zündeinrichtung (ZK1) mit Hilfe eines Antriebs verschiebbar
gelagert ist.
4. Wirkladung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass am der Einlage (5) zugewandten Ende der Ausnehmung (9) eine Dämpfungsschicht (10)
angeordnet ist.