GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die Erfindung betrifft eine beweglich gelagerte zementhaltige Werkstoffplatte und
ein Verfahren zur Herstellung derselben.
STAND DER TECHNIK
[0002] Eine Vielzahl Verwendungen für zementhaltige Werkstoffplatten ist bekannt, da zementhaltiger
Werkstoff einer Vielzahl unterschiedlichster Nutzungen zugeführt werden kann, abhängig
von seiner genauen Zusammensetzung. Zement kann in sogenanntem Zementestrich nach
DIN EN 13813 als auf einem festen Untergrund aufgetragene, zwischenliegende Trenn-
oder Dämmschicht aufgebracht werden, die entweder unmittelbar genutzt oder mit weiterem
Belag versehen bzw. zum weiteren Aufbau genutzt werden kann, eingesetzt werden, oder
er kann als Bindemittel im Beton verwendet werden, um anderem Betonzuschlag wie Sand,
Kies oder Splitt in Verbindung mit Anmachwasser zu Zusammenhalt zu verhelfen. Betonzusatzstoffe
oder Zusatzmittel sind bekannt.
[0003] Die Verwendung eines zementhaltigen Werkstoffes als Betonbodenplatte wird beispielsweise
in der
DE 195 34 634 A1 beschrieben, die eine tragende, dichte Bodenplatte aus Beton, in die Stahldrahtfasern
eingebettet sind, offenbart. Dabei werden die der Stabilität, Gebrauchstauglichkeit
und Standsicherheit der Bodenplatte dienenden Stahldrahtfaserelemente derart in die
Bodenplatte eingebracht, dass diese einen Dichtebereich aufweist, der nur Öffnungen
der in diesem Bereich liegenden Risse mit einer Breite von maximal 0,2 mm zulässt.
Damit soll eine weniger aufwändig herzustellende und günstigere Bodenplatte bereitgestellt
werden, als diese aus dem Stand der Technik bekannt ist. Der dort offenbarten Bodenplatte
liegt die Erkenntnis zugrunde, dass einer tragenden dichten Bodenplatte aus Beton
nur ein schmaler Bereich des Betons die Dichteigenschaften aufweisen muss, die Dichteigenschaften
des übrigen Bereichs der Platte sind für die Dichtigkeit der Bodenplatte von untergeordneter
Bedeutung. Daher wird die Bewehrung des Betons entsprechend reduziert.
[0004] Bodenplatten aus Beton werden vielfach, wie auch in der
DE 41 36 484 C2 beschrieben, zur Erstellung einer Betonwanne eingesetzt. Unter Bezug auf die Bereitstellung
einer dichten Anschlussverbindung zwischen der unten gelegenen Bodenplatte mit den
unteren Bereichen der Seitenwände zur Erzeugung einer sogenannten weißen Wanne, die
ferner die Verwendung von wasserundurchlässigem Beton verlangt, wird vorgeschlagen,
als Seitenwände Seitenwandfertigteile einzusetzen, die Zwischenräume aufweisen, die
mit wasserundurchlässigem Beton gefüllt werden können. Diese werden derart auf in
der Bodenplatte eingelassene Fugenbänder aufgesetzt, dass eine vollständige Dichtigkeit
an den Übergängen der Seitenwände zur Bodenplatte gewährleistet sein soll.
[0005] Bei den vorgenannten Betonbodenplatten ebenso wie bei Zement-Estrichplatten erfolgt
ein Aushärten des Werkstoffs durch Auskristallisierung von Klinkerbestandteilen des
Zements; die entstehenden Kristallnadeln bilden ein dichtes Kristallnadelgewerk, das
die Stabilität des Bauwerks sicherstellt. Abhängig von der Dicke der erstellten Bodenplatte
und den herrschenden Temperaturen sowie weiteren physikalischen Parametern, dauert
der Kristallisationsvorgang zumindest einige Wochen, vielfach aber auch einige Monate,
so dass eine Endfestigkeit erst Monate nach dem Gießen der Bodenplatte erreicht wird.
[0006] Der frisch aufgebrachte Beton unterliegt Prozessen wie dem Schwinden, einer Verkürzung
des Betons in Folge seiner Erstarrung und der Verdunstung von Wasser, verbunden mit
Volumenminderung im Beton, und auch Hydratationsprozessen, die eine Wärmeentwicklung
in Folge des abfließen Lassens von Hydratationsenergie umfassen. Die Eigenspannung
wegen der Abführung der Hydratationswärme im jungen Beton variiert von Beginn der
Entwicklung der Hydratationswärme bis zum Erreichen eines Temperaturmaximums, die
Abkühlphase weist Eigenspannung mit geändertem Vorzeichen auf. Differenzen von Temperatur
und Feuchtigkeit zwischen Kern und Schale des Betonteils führen zu innerem Zwang.
Wird der innere Zwang noch durch äußeren Zwang aus Verformungsbehinderung überlagert,
wenn der junge Beton auf dem Untergrund so gelagert ist, dass er sich nicht bewegen
und auf Schwindung reagieren kann, so ergibt sich ein erhebliches Rissbildungspotential
durch auftretende Zugspannungen, bzw. durch Zwängung.
[0007] Auftretende Zugbeanspruchung wie Zwangsspannungen im Beton, insbesondere bei Verwendung
von Betonbodenplatten, werden im Stand der Technik daher im Wesentlichen durch den
Einbau von Betonstahlbewehrung beispielsweise durch Stahlfasern oder den aufwändigen
und kostenintensiven Einbau von Stahlmatten, Stabstahl oder Kombinationen der vorgenannten
Materialien. Weiter werden betontechnologische Maßnahmen wie Fugen zur Aufnahme von
Zwangsspannungen vorgeschlagen, siehe "
Zement-Merkblatt Betontechnik, B11, 7.2006".
OFFENBARUNG
[0008] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe
zugrunde, eine verbesserte beweglich gelagerte zementhaltige Werkstoffplatte und ein
Verfahren zur Herstellung derselben bereitzustellen. Diese Aufgabe wird durch die
zementhaltige Werkstoffplatte mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und durch ein Verfahren
mit den Merkmalen des Anspruchs 10 gelöst.
[0009] Eine weitere Aufgabe ist es, ein verbessertes Verfahren zur Herstellung zementhaltiger
beweglich gelagerter Werkstoffplatten bereitzustellen. Diese Aufgabe wird durch ein
Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 10 gelöst. Entsprechende Unteransprüche
richten sich auf Weiterbildungen der beweglich gelagerten zementhaltigen Werkstoffplatte
und dem zu ihrer Herstellung verwendeten Verfahren.
[0010] Eine erste Ausführungsform der Erfindung bezieht sich auf eine beweglich gelagerte
zementhaltige Werkstoffplatte, deren Aufbau ein Planum, eine Dämmschicht und zumindest
eine zementhaltige Werkstoffschicht umfasst. Vorteilhaft wird zwischen dem Planum
und der Dämmschicht, auf die der zementhaltige Werkstoff aufgebracht wird, eine Folienschicht
platziert, über der zur schwimmenden Lagerung des darüber befindlichen Aufbaus aus
Dämmschicht und zementhaltiger Werkstoffschicht ein Medium zur Bereitstellung einer
Lagerung des zementhaltigen Werkstoffs auf dem Mittler Dämmschicht derart aufgebracht
wird, dass der zementhaltige Werkstoff beweglich und somit zwangsspannungsarm gelagert
ist und Verkürzungen in Folge Schwindungsprozessen und abfließender Hydratationswäre
nachgeben kann. Indem über der auf dem Planum aufliegenden Folie ein weiteres Medium
angeordnet ist, das es ermöglicht, dass die darüber angeordneten Schichten gleitend
oder horizontal beweglich gelagert sind, wird erst die zwängungsarme Lagerung der
Werkstoffplatte realisiert, die erforderlich ist, damit Schwindung und Materialverformung
ungehindert oder weniger gehindert ablaufen können. So ist es möglich, das Schädigungspotential,
das andernfalls mit auf die gehinderte Verformung und Zugspannung zurückzuführen ist,
zu verringern und Zugspannung aufnehmende Maßnahmen, wie das Einbringen von Stahlmatten,
zu reduzieren.
[0011] Eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen zementhaltigen Werkstoffplatte umfasst
als Medium zur beweglichen und damit vorteilhaft zwangsspannungsarmen Lagerung der
zementhaltigen Werkstoffschicht und insofern auch der Dämmschicht, die den zementhaltige
Werkstoff als Mittler trägt, auf der über dem Planum angeordneten Folienschicht eine
Feuchtigkeitsschicht, über der gleichmäßig ein Gleitmedium aufgebracht ist. Damit
wird vorteilhaft ermöglicht, dass der auf den Dämmplatten haftende zementhaltige Werkstoff
sich weitestgehend frei verformen kann und sich damit eine zwangsspannungsarme Lagerung
ergibt.
[0012] Eine weitere Ausführungsform bezieht sich darauf, dass das Medium statt einer Feuchtigkeits-
und einer Gleitschicht auch aus zwei übereinander angeordneten Folien mit niedrigen
Reibungsbeiwerten bestehen kann, wobei vorteilhaft zwei Polytetrafluorethylenfolien
verwendet werden können. Polytetrafluorethylenfolien weisen einen Reibungsbeiwert
("Reibungskoeffizient") auf, der niedriger ist als der Reibungsbeiwert zwischen zwei
PE-Folien und der unter µ = 2 liegt. Möglich ist es auch, auf dem Planum zunächst
eine Polyethylenfolie anzuordnen und darüber Polytetraflourethylen in Form einer Folie
aufzubringen oder alternativ Polytetraflourethylen auf die Unterseite der Dämmplatten
als Sprühfilm aufzutragen. Auch damit wird vorteilhaft ermöglicht, dass eine zwangsspannungsarme
Lagerung des zementhaltigen Werkstoffes gewährleistet ist.
[0013] Eine weitere Ausführungsform bezieht sich darauf, dass der zementhaltige Werkstoff
aus Beton, beispielsweise zur Erstellung einer weißen Wanne, oder ein Zementestrich
sein kann, wie er zur Herstellung einer Trittschall- oder Dämmschicht auf einem festen
Untergrund verwendet wird. Der Estrich kann dabei oberhalb tragender Geschossdecken
oder auch auf einer Betonbodenplatte angeordnet werden.
[0014] Weitere bevorzugte Ausgestaltungen sowie einige der Vorteile, die mit diesen und
weiteren Ausgestaltungen verbunden sind, werden durch die nachfolgende ausführliche
Beschreibung deutlich und besser verständlich. Die Beschreibung wird dabei durch
Fig. 1a und 1b gestützt, die den Aufbau einer Bodenplatte zur Verwendung in einer weißen Wanne beispielhaft
wiedergeben.
[0015] Grundsätzlich bezieht sich die Erfindung auf eine bewegliche und zwar in horizontaler
Richtung "gleitend" und somit zwangsspannungsarm gelagerte zementhaltige Werkstoffplatte,
wobei der zementhaltige Werkstoff ein Zementestrich zur Herstellung einer Estrichplatte
sein kann, oder ein Beton, wie beispielsweise ein wasserundurchlässiger Beton, der
mit Stahlfasern oder Kunststofffasern, Stahlmatten oder Kunststoffmatten verstärkt
sein kann, weitere Kombinationen sind dem Fachmann bekannt.
[0016] Der Aufbau der zementhaltigen Werkstoffplatte umfasst dabei grundsätzlich, wie in
Fig. 1a gezeigt, ein Planum 3, eine Dämmschicht 6 und zumindest eine zementhaltige Werkstoffschicht
7.
[0017] Fig. 1b zeigt den Aufbau der zementhaltigen Werkstoffplatte wie sie in
Fig. 1a gezeigt ist, auf einem Erdkörper 1, der von einer Folie 2, beispielsweise einer Polyethylenfolie
bedeckt ist.
[0018] Das Planum 3 kann, wenn eine Bodenplatte für eine weiße Wanne erstellt werden soll,
beispielsweise eine Sauberkeitsschicht aus einem unbewehrten Beton niedriger Festigkeitsklasse
oder eine andere geeignete Sauberkeitsschicht sein, die unmittelbar auf das Erdreich
1 aufgetragen wird, oder die auf die Folie aufgebracht wird die auf dem Erdreich ausgelegt
wird, wie in
Fig. 1b dargestellt.
[0019] Soll die zementhaltige Werkstoffplatte gemäß der vorliegenden Erfindung der Erstellung
einer Estrichplatte dienen, so kann das Planum 3 aus einer darunter befindlichen Geschossdecke
oder auch aus einer Betonbodenplatte bestehen.
[0020] Erfindungsgemäß wird zwischen dem Planum 3 und der Dämmschicht 6 nunmehr eine erste
Folienschicht 4 angeordnet, über der ein Medium bereitgestellt wird, das dazu dient,
die darüber befindliche Dämmschicht 6 und die über der Dämmschicht 6 liegende zementhaltige
Werkstoffschicht 7, die Beton oder Estrich sein kann, zwangsspannungsarm, also horizontal
gleitend, auf der ersten Folienschicht 4 zu lagern.
[0021] Dieses über der Folienschicht 4 bereitgestellte Medium zur zwangsspannungsarmen Lagerung
der Dämmschicht und der über dieser liegenden Beton-, WU-Beton- oder Estrichschicht,
kann aus einer Feuchtigkeitsschicht bestehen, die auf die erste Folienschicht 4 gleichmäßig
aufgebracht wird und einen Feuchtigkeitsfilm ausbildet. Die zweite Komponente des
Mediums ist ein Gleitmedium oder eine "Schmierung", welches eine Schmierseife, eine
schmierseifehaltige Substanz, Polytetrafluorethylen, ein Gel, das Seife oder Schmierseife
enthält, eine silikonbasierte Substanz, ein silikonbasiertes Gel oder ein anderes
Gleitmedium, das sich gegenüber den erfindungsgemäßen Folien und Dämmstoffen chemisch
inert verhält, sein kann.
[0022] Das Gleitmedium kann entweder unmittelbar, beispielsweise durch Sprühen, auf die
Feuchtigkeitsschicht aufgetragen werden, oder es kann an der Unterseite der Dämmschicht
6 aufgebracht werden, die auf die erste Folienschicht 4 aufgebracht wird. Fachmännisch
ist die erste Folienschicht 4 so beschaffen, dass das darunter liegende Planum lückenlos
belegt ist. Über der Folienschicht 4, die aus Polyethylen oder aus Polytetrafluorethylen
bestehen oder die dieses umfassen kann, die jedoch auch aus einem anderen geeigneten
Polymer beschaffen sein kann, kann als Medium zur zwangsspannungsarmen Anordnung der
Dämmschicht und der zementhaltigen Werkstoffschicht auch eine zweite Folienschicht
angeordnet werden, die aus Polyethylenfolie oder aus Polytetrafluorethylenfolie besteht.
Bei zwei übereinanderliegenden PE-Folien wird ein Erdbauflies zwischengelegt, um eine
niedrigere Reibung zu erzielen.
[0023] Da diese Folien als Rollenware bereitgestellt werden, ist es erforderlich, die Folien
überlappend anzuordnen und miteinander zu verkleben, indem Klebebänder angebracht
werden, oder indem die Folien, die eine Schicht ausbilden, miteinander verschweißt
werden. Geeignete Foliendicken liegen im Bereich von 100 bis 900 Mikrometern, vorzugsweise
von 200 bis 400 Mikrometern. Werden zwei Polyethylenfolien übereinander angeordnet,
wobei eine Polyethylenfolie die Folienschicht 4 bereitstellt und die zweite Polyethylenschicht
als das der schwimmenden Lagerung dienende Medium ausgelegt wird, so ist es möglich,
ferner ein Erdbauvlies zwischen die Polyethylenfolien zu legen, um die Gleitfähigkeit
der oberen Schichten, die die Dämmplatten und den Zementwerkstoff umfassen, auf dem
darunter liegenden Planum weiter zu verbessern.
[0024] Das Erstellen der erfindungsgemäßen schwimmend gelagerten zementhaltigen Werkstoffplatte
erfordert zunächst das Erstellen eines Planums, also einer entsprechend planen Fläche,
auf der das weitere Bauwerk errichtet werden kann.
[0025] Das Planum kann aus Erdreich bestehen, es kann jedoch auch aus einem entsprechend
geeigneten Beton niedriger Festigkeitsklasse, wie beispielsweise C8/10 bestehen. Auch
eine Geschossdecke kann ein Planum darstellen. Besonders geeignet ist ein sehr ebenes
Planum, das auch mit einem selbstnivellierenden Material hergestellt werden kann.
Über dem Planum wird eine erste Folienschicht aufgebracht, wobei die Folienschicht
aus vorteilhaft sich überlappenden Folienbahnen besteht. Der nächste Schritt umfasst
das Verkleben der Folienbahnen miteinander, so dass eine einstückige Schicht auf dem
darunter liegenden Planum besteht. Schließlich wird das Medium zur zwangsspannungsarmen
Lagerung der Dämmschicht bzw. der von dieser getragenen, darüber liegenden zementhaltigen
Werkstoffschicht auf diese Folienschicht aufgebracht. Wenn als Medium zur schwimmenden
Lagerung eine Feuchtigkeitsschicht in Kombination mit einem Gleitmedium gewählt wird,
so wird zunächst ein Feuchtigkeitsfilm erzeugt, der beispielsweise durch das Aufsprühen
von Wasser bereitgestellt werden kann. Anschließend wird das Gleitmedium aufgebracht,
was im Falle gießfähiger Gleitmedien, wie beispielsweise Schmierseife oder silikonbasiertem
Gel, durch Sprühen auf die Feuchtigkeitsschicht erfolgen kann. Das Auftragen von Wasser
und Gleitmedium kann abschnittsweise und unter Berücksichtigung von Arbeitssicherheitsaspekten
erfolgen.
[0026] Alternativ ist es auch möglich, ein ausgewähltes Gleitmedium auf die entsprechenden
Unterseiten der Dämmplatten, die die Dämmschicht bereitstellen, aufzutragen. Sofern
es sich bei der zementhaltigen Werkstoffplatte um eine Estrichplatte handelt, kann
die Dämmstoffschicht mehrschichtig sein und insofern mehrere Lagen von Dämmplatten
zur entsprechenden Wärme- und Trittschalldämmung umfassen, die zusammen die Dämmschicht
bilden. Das Gleitmedium wird entsprechend auf der zuunterst liegenden Seite der Dämmschicht
aufgebracht. Das Auftragen des Gleitmediums kann über ein Sprühverfahren erfolgen,
alternativ kann das Gleitmittel mittels Spatel, Schwert oder Rakel ausgeführt werden.
Von besonderer Relevanz bei der Verwendung eines Gleitmediums ist, dass der Kontakt
zwischen demselben und dem zementhaltigen Werkstoff durch die dazwischen liegende
Dämmstoffschicht, die somit eine Schutzfunktion wahrnimmt, vermieden wird.
[0027] Wenn als Medium zur schwimmenden Lagerung der Dämm- und Zementstoffwerkschichten
nicht die Kombination aus Feuchtigkeitsfilm und Gleitmittel gewählt, sondern alternativ
eine Polyethylenfolie oder eine Polytetrafluorethylenfolie verwendet wird, so kann
diese zweite Folienschicht durch einfaches Ausrollen der Folienbahnen, vorzugsweise
überlappend, erfolgen, wobei die Folienbahnen derart miteinander verbunden respektive
verklebt werden, dass eine geschlossene Schicht mit einem niederen Reibwert entsteht.
Zu beachten ist, dass zwischen zwei Polyethylenschichten stets ein Erdbauflies gelegt
werden sollte. Damit stellt das Medium zum zwangsspannungsarmen Lagern der Dämmschicht
und der über der Dämmschicht liegenden zementhaltigen Werkstoffschicht einen verbesserten
Aufbau eines Estrich- oder Betonplattenbauwerks bereit, das es ermöglicht, dass die
Verfestigung des Betons oder des Zementestrichs unter horizontal beweglicher Lagerung
der Platte erfolgt, so dass die Platte zwängungsarm gelagert ist und auftretenden
Spannungen nachgeben kann. Es kann insofern genügen, wenn ein Gleitmedium lediglich
für die Zeitdauer bereitsteht, bis das Material einen Temperaturausgleich zur Umgebung
erlangt hat, das Schwinden weitestgehend abgeklungen ist und keine Hydratationswärme
mehr abgeführt werden muss.
[0028] Vorteilhaft ermöglicht das erfindungsgemäße Medium zur beweglichen Lagerung der zementhaltigen
Werkstoffschicht eine Reduktion der Reibung auf dem darunter befindlichen Planum auf
einen Reibungsbeiwert im Unterhalb µ = 1,5, bevorzugt unterhalb von µ = 1,0, besonders
bevorzugt von µ ≤ 0,2.
[0029] Die erfindungsgemäße Lagerung der Bodenplatte ermöglicht daher, dass das Entstehen
von Zwangsspannung vermieden oder wesentlich reduziert wird. Eventuell erfolgender
Abbau von Gleitmittel ist insofern dann nicht nachteilig, wenn die Gleitfähigkeit,
wie im Fall der erfindungsgemäßen Gleitmittel, über einen Zeitraum von zumindest drei
bis sechs Monaten gewährleistet ist. Eine Lagesicherung des Bauwerks kann durch Erdanker
erfolgen. Weitere dem Fachmann bekannte Maßnahmen zur Lagesicherung sind dem Fachmann
bekannt.
[0030] Beispielhaft wird nachfolgend die Erstellung eines reibungsarmen Bodenplattensystems
als eine mögliche Ausführungsform des erfindungsgemäßen Gegenstandes dargelegt.
Materialien der Sauberkeitsschichten für zwei Beispiele:
[0031]
Bsp. 1:
Beton "Poriment" der Fa. Heidelberger Beton GmbH. Heidelberg, Deutschland (nachfolgend
"Heidelberger Beton"),
Rohdichte 0,8 g/dm3
selbstnivellierend, ohne weitere Bearbeitung an der Oberfläche
Bsp. 2:
Beton "EasyCrete" von Heidelberger Beton, F6, D max 8 mm
Rohdichte v. Normalbeton
händischer Abzug mit Glättbohle (Stiel)
[0032] Über beiden Sauberkeitsschichten werden in der gegebenen Abfolge angeordnet:
PE Folie, Dicke 0,4 mm
Schmierseife (Auftrag auf Polystyrol-Hartschaumplatten mittels Zahnspachtel, Zahnhöhe
ca. 4 mm)
Polystyrol-Hartschaumplatten, Dicke ca. 40 mm
Bodenplatte, Beton C 30/37, Rohdichte ca. 2,40 kg/dm3
[0033] Die Unebenheiten der Sauberkeitsschicht wurden mittels Lineal und Messkeil vor Aufbringen
der weiteren Schichten und Materialien bestimmt:
In Bsp. 1: Beton "Poriment"
Ebenheit: |
max. 2 mm auf 500 mm Länge |
Beschreibung der Oberfläche: |
offene und mit Zementhaut überzogene Luftporen an der Oberfläche |
In Bsp. 2: Beton "EasyCrete"
Ebenheit: |
max. 1 mm auf 200 mm Länge |
Beschreibung der Oberfläche: |
weitgehend glatt, ohne Poren, rillenförmige Oberfläche durch Abziehen mit der Glättbohle |
[0034] Der Auftrag der Schmierseife wurde durch Wiegen der aufgebrachten Menge ermittelt:
Die Auftragsmenge betrug ca. 335 g/m
2.
Versuchsaufbau und Versuchsdurchführung
[0035] Die Sauberkeitsschicht wurde unter Verwendung der zwei unterschiedlichen Betone "Poriment"
und "EasyCrete" hergestellt. Die Oberflächen der Sauberkeitsschicht wurden wie oben
beschrieben ausgeführt. Auf die Sauberkeitsschicht wurde eine PE-Folie mit 0,4 mm
Dicke einlagig aufgelegt. Darauf wurden die Polystyrol-Hartschaumplatten gelegt, deren
Unterseite vorher mit einer Schicht Schmierseife durch Auftrag per Zahnspachtel vorbereitet
wurde. Auf diesen Aufbau wurde die eigentliche Bodenplatte in einer Dicke von ca.
150 mm unter Verwendung eines Betons C 30/37 betoniert. Die Größe der beiden Platten
betrug jeweils ca. 1000 mm x 1000 mm.
[0036] Nach ausreichender Erhärtung des Betons wurden die Gleitversuche vorgenommen.
[0037] Zur Einleitung der Zugkraft wurden an den Seitenflächen der Platten jeweils mittig
eine Gewindestange mit einem Durchmesser von 16 mm eingeklebt. Über ein Gelenkstück
wurde mittels einer Zugvorrichtung vom TYP "HERION 9 kN bzw. 20 kN" (hydraulische
Zugvorrichtung) die Zugkraft aufgebracht.
[0038] Mittels zweier mechanischer Messuhren, die jeweils an den Eckbereichen der Seitenfläche
der Platten angebracht wurden, konnte der Zeitpunkt der ersten Bewegung der Bodenplatte
auf der Sauberkeitsschicht festgestellt werden und die dazugehörige Zugkraft an der
Steuereinheit abgelesen werden. Zum Einsatz kam ein hydraulischer Zugkolben mit einer
Maximalkraft von 9 kN. Die Kraft wurde mit einer konstanten Zunahme von ca. 15 N/s
gesteigert.
Tabelle 1: Ergebnis der Gleitversuche
|
|
Bsp. 1 |
Bsp. 2 |
Sauberkeitsschicht |
|
Poriment |
EasyCret |
Abmessungen der Bodenplatte: |
|
|
|
Länge |
mm |
1000 |
1000 |
Breite (Zugrichtung) |
mm |
1001 |
998 |
Dicke |
mm |
149 |
150 |
Gewicht (Rohdichte 2,40 kg/dm3) |
kN |
3,51 |
3,52 |
|
|
|
|
Kraft bei 1. Verschiebung |
N |
280 |
300/400 |
|
|
|
|
Reibungskoeffizient bei 1. Verschiebung |
1 |
0,08 |
0,10 |
[0039] Die für beide Beispiele zeigen Reibwerte von µ ≤ 0,1.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0040]
- 1
- Erde
- 2
- Folie
- 3
- Planum
- 4
- Folie
- 5
- Medium zur Bereitstellung v. Reib-Kraftschluss zw. Folie 5 u. Dämmschicht 6
- 6
- Dämmschicht
- 7
- Zementhaltige Werkstoffschicht
1. Zementhaltige Werkstoffplatte, die einen Aufbau umfassend:
- ein Planum (3),
- eine Dämmschicht (6) und
- zumindest eine zementhaltige Werkstoffschicht (7) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Planum (3) und der Dämmschicht (6) eine erste Folienschicht (4) angeordnet
ist und dass über der ersten Folienschicht (4) ein Medium (5) zur horizontal beweglichen
Lagerung der von der Dämmschicht (6) getragenen zementhaltige Werkstoffschicht (7)
angeordnet ist.
2. Zementhaltige Werkstoffplatte (7) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das über der Folienschicht (4) bereit gestellte Medium zur beweglichen Lagerung der
zementhaltigen Werkstoffschicht (7) auf der ersten Folienschicht (4) eine auf die
erste Folienschicht (4) aufgebrachte Feuchtigkeitsschicht und ein über der Feuchtigkeitsschicht
aufgebrachtes Gleitmedium ist.
3. Zementhaltige Werkstoffplatte (7) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Gleitmedium eine Substanz aus der Gruppe umfassend: Schmierseife, Polytetrafluorethylen,
ein Seife enthaltendes Gel, ein siliconbasiertes Gel und weitere als Gleitmittel geeignete
Substanzen.
4. Zementhaltige Werkstoffplatte (7) nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Dämmschicht (6) an ihrer der Folienschicht (4) zugewandten Seite das Gleitmedium
aufweist.
5. Zementhaltige Werkstoffplatte (7) nach zumindest einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Folienschicht (4) aus einer Polyethylenfolie oder aus einer Polytetrafluorethylenfolie
besteht.
6. Zementhaltige Werkstoffplatte (7) nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Medium zur horizontal beweglichen über der Dämmschicht liegenden zementhaltigen
Werkstoffschicht (7) eine über der ersten Folienschicht (4) angeordnete zweite Folienschicht,
insbesondere eine zweite Folienschicht aus Polyethylenfolie oder aus Polytetrafluorethylenfolie
ist.
7. Zementhaltige Werkstoffplatte (7) nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen der ersten Folienschicht (4) und der zweiten Folienschicht ein Erdbauflies
angeordnet ist.
8. Zementhaltige Werkstoffplatte (7) nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Planum eine Sauberkeitsschicht ist.
9. Zementhaltige Werkstoffplatte (7) nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass die zementhaltige Werkstoffplatte (7)
- eine Betonbodenplatte, insbesondere eine Betonbodenplatte zur Erstellung einer eine
weiße Wanne, oder
- Industrieboden, oder
- eine Estrichplatte
ist.
10. Verfahren zur Herstellung einer horizontal beweglich gelagerten zementhaltigen Werkstoffplatte,
insbesondere einer horizontal beweglich gelagerten Werkstoffplatte (7) nach einem
der Ansprüche 1 bis 7,
umfassend die Schritte des
- Erstellens eines Planums (3),
- Aufbringens einer ersten Folienschicht (4),
- Aufbringens eines Mediums zum horizontal beweglichen Lagern der zementhaltigen Werkstoffschicht
über der die zementhaltige Werkstoffschicht tragenden Dämmschicht (6) auf der ersten
Folienschicht (4),
- Aufbringens der Dämmschicht (6) und
- Aufbringens der zementhaltigen Werkstoffschicht (7).
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei das Aufbringen des Mediums zur horizontal beweglichen Lagerung das Aufbringen einer
Feuchtigkeitsschicht auf die erste Folienschicht (4), gefolgt vom Aufbringen eines
Gleitmediums, insbesondere von Schmierseife, Polytetrafluorethylen, von einem Seife
enthaltenden Gel, einem siliconbasierten Gel, auf die Feuchtigkeitsschicht, umfasst.
12. Verfahren nach Anspruch 11, wobei das Aufbringen des Gleitmediums ein Auftragen mittels Spatel, Rakel, Schwert oder
ein Aufsprühen auf die Feuchtigkeitsschicht umfasst.
13. Verfahren nach Anspruch 11, wobei das Aufbringen des Gleitmediums ein Auftragen mittels Spatel oder Schwert, ein Beschichten,
ein Aufsprühen, ein Coaten oder ein weiteres geeignetes Aufbringen des Gleitmediums
auf eine Seite der Dämmschicht (6) umfasst, die vorgesehen ist, der Feuchtigkeitsschicht
zugewandt angeordnet zu werden.