[0001] Die Erfindung betrifft eine Gegenschussanlage nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1.
[0002] Gegenschussanlagen dienen dem Schutz von Objekten, etwa Fahrzeugen, Schiffen, Hubschraubern
oder Gebäuden durch Abwehr feindlicher Flugkörper. Zur Erkennung von sich dem Objekt
nähernden Flugkörpern verfügen Gegenschussanlagen über Sensoreinheiten, die den gegnerischen
Flugkörper, beispielsweise eine Rakete, erfassen und ggf. dessen weitere Flugbahn
über eine geeignete Auswerteeinheit antizipieren.
[0003] Kurz vor dem voraussichtlichen Einschlag wird der Flugkörper im Nahbereich des Objekts
über eine Abschusseinheit vollautomatisch abgeschossen, die hierzu in eine entsprechende
Ausrichtung zu dem Flugkörper gebracht wird. Zur Ausrichtung gegenüber dem Flugkörper
ist die Abschusseinheit um zwei Achsen, eine sog. Azimut- und eine Elevationsachse,
schwenkbar gelagert, von denen die eine Achse im Wesentlichen vertikal und die andere
Achse im Wesentlichen horizontal verläuft.
[0004] Zur Ausrichtung einer Abschusseinheit ist aus der
DE 10 2006 050 604 B3 ein Richtantrieb bekannt, bei dem über fahrzeugfest angeordnete Motoren die Abschusseinheit
um die Azimut- wie auch die Elevationsachse einstellbar ist. Zur Bewegung um die Azimutachse
ist die Abschusseinheit von einem um diese Achse drehbaren Drehelement aufgenommen.
Über eine weitere, an dem Drehelement vorgesehene Achse erfolgt die Ausrichtung in
Elevationsrichtung. Der Richtantrieb verfügt hierzu über zwei Antriebsstränge, die
über ein Differentialgetriebe miteinander kombiniert werden. Als nachteilig bei dieser
Art von Antrieb hat sich herausgestellt, dass die Bewegungen der Abschusseinheit um
die Azimutachse Einfluss haben auf jene um die Elevationsachse und umgekehrt. Es ist
daher erforderlich, mittels einer aufwendigen Elektronik die gegenseitigen Einwirkungen
zu kompensieren, um die Abschusseinheit in die gewünschte Ausrichtung zu dem gegnerischen
Flugkörper zu bringen.
[0005] Es ist die
Aufgabe der Erfindung, eine Gegenschussanlage anzugeben, bei der die Ausrichtung der Abschusseinheit
auf einfache Weise erfolgt.
[0006] Zur
Lösung dieser Aufgabe wird eine Gegenschussanlage mit den im Anspruch 1 angegebenen Merkmalen
vorgeschlagen.
[0007] Durch die Entkopplung der Schwenkbewegungen des Drehelements um die Azimutachse von
den Schwenkbewegungen der Abschusseinheit um die Elevationsachse lassen sich der Azimutwinkel
und der Elevationswinkel der Abschusseinheit unabhängig voneinander einstellen. Die
Bewegung der Abschusseinheit um die eine Achse nimmt keinen Einfluss auf deren Winkelstellung
in Bezug auf die andere Achse. Es ist nicht erforderlich, über eine aufwendige Elektronik
eine Kompensation zur Erreichung der gewünschten Winkelstellung vorzunehmen.
[0008] Gemäß einer Ausgestaltung wird vorgeschlagen, dass die Schwenkbewegungen des Drehelements
um die Azimutachse von denen der Abschusseinheit um die Elevationsachse über ein Entkopplungselement
entkoppelt sind.
[0009] Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, dass ein erster Antrieb für die Schwenkbewegungen
um die Azimutachse und ein zweiter Antrieb für die Schwenkbewegungen um die Elevationsachse
vorgesehen ist.
[0010] Von Vorteil ist in diesem Zusammenhang eine Ausgestaltung, bei der sowohl der erste
wie auch der zweite Antrieb objektfest angeordnet sind. Insbesondere ist es möglich,
die beiden Antriebe an dem Montageelement anzuordnen. Durch die objektfeste Anordnung
reduziert sich die Anzahl der zu verschwenkenden Bauteile der Gegenschussanlage, wodurch
sich die Masse der zu bewegenden Bauteile und damit die Ansprechzeit der Gegenschussanlage,
d.h. die Zeit, die vergeht, bis ein gegnerischer Flugkörper unter Beschuss genommen
wird, ebenfalls reduziert. Darüber hinaus ist diese Ausgestaltung auch im Hinblick
auf die elektrische Verkabelung der Antriebe vorteilhaft, da diese den Schwenkbewegungen
des Drehelements nicht folgen muss.
[0011] In vorteilhafter Ausgestaltung wird vorgeschlagen, dass der erste Antrieb über das
Entkopplungselement mit der Abschusseinheit verbunden ist. Die Verbindung über das
Entkopplungselement ermöglicht eine Art Drehkupplung zwischen dem ersten Antrieb und
den an dem Drehelement angeordneten Abschusseinheiten. Bei Bestromung des Antriebs
können die Abschusseinheiten eleviert werden, wobei auf der anderen Seite Drehbewegungen
des Drehelements bzw. ein Richten der Abschusseinheiten in azimutaler Richtung ohne
Rückwirkung auf den ersten Antrieb bzw. den Elevationswinkel der Abschusseinheiten
bleibt.
[0012] In konstruktiver Weiterbildung wird vorgeschlagen, dass das Entkopplungselement drehfest
mit dem Drehelement angeordnet ist.
[0013] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung wird vorgeschlagen, dass die Sensoreinheit an
dem Drehelement angeordnet ist. Auf diese Weise nimmt die Sensoreinheit die gleiche
Drehstellung wie das Drehelement bzw. die Abschusseinheit ein, so dass sich diese
in einer gewissen Vorausrichtung zu einem erkannten Flugkörper befindet. Bei der an
dem Drehelement angeordneten Sensoreinheit kann es sich insbesondere um einen so genannten
Trackingsensor handeln, der über eine vergleichsweise schmale Radarkeule die Flugbahn
des Flugkörpers sensiert. Zusätzlich können an dem Objekt weitere Sensoren vorgesehen
sein, die den Luftraum großflächiger überwachen.
[0014] In diesem Zusammenhang wird vorgeschlagen, dass die Sensoreinheit mit der Abschusseinheit
schwenkgekoppelt ist, wodurch sie stets den Schwenkwinkel der Abschusseinheit einnimmt.
Wenn die Sensoreinheit unter einem bestimmten Schwenkwinkel einen feindlichen Flugkörper
ausmacht, befindet sich die Abschusseinheit ebenfalls in dieser Schwenkstellung, wodurch
sich diese bereits in einer Vorausrichtung zu dem feindlichen Flugkörper befindet.
Es ergibt sich eine kurze Ansprechzeit der Gegenschussanlage.
[0015] Gemäß einer Weiterbildung wird vorgeschlagen, dass die Azimutachse die Elevationsachse
schneidet, wodurch sich eine symmetrische Anordnung mit vorteilhafter Ableitung der
bei Betätigung der Abschusseinheit auftretenden Abschuss-Reaktionskräfte ergibt.
[0016] Einer raschen Ausrichtung der Gegenschussanlage ist es zuträglich, wenn die Azimutachse
durch den Massenschwerpunkt der um die Azimutachse drehbaren Bauteile verläuft, wodurch
sich die zu überwindenden Massenträgheitsmomente und mit diesen die Ansprechzeit der
Anlage reduziert.
[0017] Zur Verminderung störender Abschuss-Reaktionskräfte auf die beispielsweise elektrischen
Antriebe wird vorgeschlagen, dass die Abschusseinheit ein Abschussrohr aufweist, dessen
Rohrachse die Elevationsachse schneidet, wodurch sich eine günstige, momentneutrale
Einleitung der Abschuss-Reaktions-Kräfte bei Betätigung der Abschusseinheit ergibt.
[0018] Im Falle einer zwei Abschussrohre aufweisenden Abschusseinheit ist es von Vorteil,
wenn deren Rohrachsen die Elevationsachse auf verschiedenen Seiten der Azimutachse
in gleichem, geringem Abstand zu dieser schneiden. Auch hierdurch ergibt sich eine
günstige Ableitung der Abschuss-Reaktionskräfte.
[0019] Weitere Vorteile und Einzelheiten einer erfindungsgemäßen Gegenschussanlage werden
nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen unter Zuhilfenahme der beigefügten Zeichnungen
erläutert. Darin zeigen:
- Fig. 1:
- ein militärisches Fahrzeug mit zwei Gegenschussanlagen in perspektivischer Darstellung,
- Fig. 2:
- eine Gegenschussanlage aus Fig. 1 in perspektivischer Ansicht,
- Fig. 3 - 5:
- seitliche Ansichten der Gegenschussanlage aus Fig. 2 bei verschiedenen Elevationswinkeln,
- Fig. 6:
- eine vergrößerte Detaildarstellung gemäß der in Fig. 4 mit VI bezeichneten Einzelheit,
- Fig. 7:
- eine Gegenschussanlage von der anderen Seite her betrachtet,
- Fig. 8:
- eine Gegenschussanlage in Frontaldarstellung,
- Fig. 9:
- eine alternative Ausführungsform einer Gegenschussanlage in seitlicher Darstellung,
- Fig. 10:
- eine Draufsicht der Gegenschussanlage aus Fig. 9,
- Fig. 11 + 12:
- eine weitere Ausführungsform einer Gegenschussanlage zur Anordnung auf dem Dach eines
Fahrzeugs bei verschiedenen Elevationswinkeln,
- Fig. 13 + 14:
- seitliche Ansichten einer Gegenschussanlage bei verschiedenen Elevationswinkeln,
- Fig. 15:
- eine weitere Ansicht der Gegenschussanlage gemäß Fig. 13 von der anderen Seite,
- Fig. 16:
- eine Frontalansicht der Gegenschussanlage und
- Fig. 17:
- eine Draufsicht der Gegenschussanlage.
[0020] Fig. 1 zeigt beispielhaft die Verwendung zweier erfindungsgemäßer Gegenschussanlagen
2 an einem militärischen Fahrzeug 1. Die Erfindung ist jedoch nicht auf eine Anwendung
bei militärischen Fahrzeugen beschränkt, sondern kann gleichermaßen auch etwa bei
Gebäuden, Schiffen, Hubschraubern usw. eingesetzt werden.
[0021] Bei dem in Fig. 1 dargestellten militärischen Fahrzeug 1 handelt es sich um ein Panzerfahrzeug,
das im Heckbereich zum Zwecke der Abwehr gegnerischer Flugkörper, beispielsweise Raketen,
Artillerie- oder Mörsergeschossen, mit zwei baugleichen Gegenschussanlagen 2 ausgestattet
ist. Durch die seitliche Anordnung zweier Gegenschussanlagen 2 können sich von beiden
Seiten des Fahrzeugs her nähernde, gegnerische Flugkörper erfasst und im Fahrzeugnahbereich
vollautomatisch abgeschossen werden. Es ergibt sich ein Rundumschutz für das Kampffahrzeug
1.
[0022] Einzelheiten der Gegenschussanlage 2 lassen sich der perspektivischen Darstellung
in Fig. 2 entnehmen. Zu erkennen ist, dass die Gegenschussanlage 2 aus einem an dem
Fahrzeug 1 beispielsweise durch Verschrauben oder Verschweißen festgelegten Halteelement
3 und einem gegenüber dem Halteelement 3 um eine vertikale Achse drehbaren Drehelement
4 zusammengesetzt ist. Das Halteelement 3 ist nach Art eines Montageelements zur Festlegung
an einer Außenwand des Fahrzeugs gestaltet und weist eine an der Fahrzeugaußenkontur
passend anliegende Rückenplatte 3.1 auf, die aus Gründen der Gewichts- und Materialersparnis
mit Ausnehmungen 3.2 versehen ist. Im Bereich des oberen und des unteren Endes der
Rückenplatte 3.1 ist diese mit in etwa dreieckförmigen Querblechen 3.3 versehen, die
mit Aussparungen 3.4, einem Rand 3.6 und einer Durchführöffnung 3.5 zur Einführung
eines Lagerbolzens 4.1 des Drehelements 4 versehen sind. Die Querbleche 3.3 schließen
mit dem Rückenblech 3.1 in etwa einen rechten Winkel ein und sind mit diesem fest
verbunden, beispielsweise durch Verschrauben, Vernieten oder Verschweißen.
[0023] Zwischen den beiden Querblechen 3.3 erstreckt sich das gegenüber dem Halteelement
3 schwenk- bzw. drehbare Drehelement 4, das um die vertikale Azimutachse A
A drehbar gehalten ist, vgl. auch Fig. 7. Das Drehelement 4 ist von insgesamt rahmenförmiger
Gestalt und weist längere Seitenwände 4.2 und diese miteinander verbindende Querwände
4.3 auf. Oberhalb der Querwände 4.3 ist ein rohrförmiger, sich konzentrisch zur Azimutachse
A
A erstreckender Bolzen 4.1 nach Art eines Achsstummels vorgesehen, der in die Öffnung
3.5 hinein- bzw. durch diese hindurchreicht.
[0024] Bei der Ausführung gemäß Fig. 2 sind an dem Drehelement 4 zwei Abschusseinheiten
6, 7 übereinander im Zwischenraum zwischen den beiden Seitenwänden 4.2 des Drehelements
4 vorgesehen, die jeweils zwei parallel zueinander angeordnete Abschussrohre 8 aufweisen.
Oberhalb der Abschusseinheiten 6, 7 ist eine radarbasierte Sensoreinheit 5 vorgesehen.
Bei der Sensoreinheit 5 handelt es sich um einen Trackingsensor. Weitere Sensoren
23 sind fahrzeugfest auf dem Dach des Fahrzeugs angeordnet.
[0025] Wie nachfolgend im Einzelnen beschrieben werden wird, sind nicht nur die beiden Abschusseinheiten
6, 7, sondern auch die Sensoreinheit 5 unabhängig von den Drehbewegungen des Drehelements
4 um im Wesentlichen horizontal verlaufende Elevationsachsen A
ES bzw. A
EA schwenkbar, vgl. Darstellung in Fig. 3.
[0026] Als gemeinsamer Antrieb für die Schwenkbewegungen der Abschusseinheiten 6, 7 sowie
der Sensoreinheit 5 um die Elevationsachsen A
EA bzw. A
ES ist ein erster elektromotorischer Antrieb 10 vorgesehen. Für die Bewegung des Drehelements
4 um die Azimutachse A
A ist ein zweiter elektromotorischer Antrieb 20 vorgesehen. Beide Antriebe 10, 20 sind
objektfest angeordnet, so dass sie den Drehbewegungen des Drehelements 4 nicht folgen.
[0027] Nachfolgend wird zunächst die Mechanik zur Einstellung verschiedener Elevationswinkel
anhand der Darstellungen in den Fig. 3 bis 6 erläutert.
[0028] In Fig. 3 dargestellt ist die Gegenschussanlage 2 in einer Stellung, in welcher die
Sensoreinheit 5 und die beiden Abschusseinheiten 6, 7 einen Elevationswinkel α
1 von etwa - 10° gegenüber der Horizontalen einnehmen. Dies ist die untere Endstellung,
in welcher die Abschusseinheiten 6, 7 um 10° gegenüber der Horizontalen nach unten
verschwenkt sind. Zur Einstellung des Elevationswinkels im Falle einer Zielerfassung
sind die Sensoreinheit 5 und die Abschusseinheiten 6, 7 im Bereich des einen Endes
ihrer Elevationsachsen A
ES bzw. A
EA mit Zahnrädern 9 versehen, über welche sich der Elevationswinkel der Sensoreinheit
5 und der Abschusseinheiten 6, 7 einstellen lässt. Für eine gleichgerichtete Einstellung
bzw. Winkelkopplung der Sensoreinheit 5 mit den Abschusseinheiten 6, 7 ist ein gemeinsames
Übertragungselement 11 vorgesehen, das die von dem Antrieb 10 erzeugte Antriebsbewegung
über die Zahnräder 9 in gleichlaufende Schwenkbewegungen des Sensorelements 5 sowie
der Abschusseinheiten 6, 7 überführt.
[0029] Bei dem in den Fig. 3 bis 5 dargestellten Übertragungselement 11 handelt es sich
um eine Zahnstange, die in ihren den Zahnrädern 9 gegenüber liegenden Längsabschnitten
mit einer Zahnung versehen ist, die über den gesamten Verfahrweg der Zahnstange 11
mit den Zahnrädern 9 kämmt. Die Verwendung einer Zahnstange 11 ist zur Erzielung einer
gleichgerichteten Schwenkbewegung der Sensoreinheit 5 mit den Abschusseinheiten 6,
7 nicht zwingend erforderlich. Denkbar ist auch die Verwendung von Gestängekopplungen,
Zahnriemen, einer Übertragung über weitere Zahnräder oder einer Übertragung über eine
elektrische oder elektronische Steuerung oder auch die Verwendung von Direktantrieben
an den jeweiligen Achsen A
ES bzw. A
EA. Auch ist es nicht erforderlich, dass die Gegenschussanlage mit zwei Abschusseinheiten
6, 7 versehen ist. Denkbar sind auch Lösungen mit mehr oder weniger Abschusseinheiten,
auch mit einem oder mehreren Abschussrohren 8.
[0030] In Fig. 3 ist die Zahnstange 11 in ihrer oberen Endposition dargestellt, in welcher
der Elevationswinkel α
1 minimal ist. In Fig. 4 ist die Zahnstange 11 demgegenüber ein Stück nach unten verfahren,
wodurch die Zahnräder 9 in der Ansicht gemäß Fig. 3 bzw. Fig. 4 entgegen dem Uhrzeigersinn
gedreht werden. Mit den Zahnrädern 9 werden auch die mit diesen verbundenen Abschusseinheiten
6, 7 und die Sensoreinheit 5 in eine Elevationswinkelstellung α
2 von etwa 45° verschwenkt.
[0031] Zur Betätigung bzw. zum Verfahren der Zahnstange 11 und damit zum Einstellen des
Elevationswinkels dient der erste Antrieb 10, der fahrzeugfest im Bereich des Montageelements
3 angeordnet ist. Bei dem Antrieb 10 handelt es sich um einen Elektromotor, der über
einen Riemen 12 mit einer umfangsseitig als Riemenscheibe ausgebildeten Kugelumlaufmutter
13 im unteren Endbereich des Drehelements 4 verbunden ist. Einzelheiten lassen sich
der Detaildarstellung in Fig. 6 entnehmen. Durch eine Drehung der Welle des Motors
10 wird der über den riemenscheibenartigen Umfangsbereich der Kugelumlaufmutter 13
geführte Riemen 12 in Bewegung versetzt, wodurch die Kugelumlaufmutter 13 zu drehen
beginnt. Die Kugelumlaufmutter 13 ist derart angeordnet, dass diese Drehbewegung nicht
auf das Drehelement 4 übertragen wird. Die Kugelumlaufmutter 13 sitzt in einer Öffnung
des Drehelements 4 und ist derart ausgebildet, dass Drehungen des Drehelements 4 nicht
auf die Kugelumlaufmutter 13 übertragen werden und umgekehrt.
[0032] Durch die Drehbewegung der Kugelumlaufmutter 13 wird eine im Inneren der Kugelumlaufmutter
13 angeordnete Spindel 14 axial in vertikaler Richtung verfahren. Die Spindel 14 ist
axial mit dem Übertragungselement 11 gekoppelt und kann nur axial hin- und her bewegt
werden. Drehbewegungen der Spindel 14 sind über Drehmomentstütze blockiert, beispielsweise
durch einen an der Spindel 14 vorgesehenen Bolzen, der in einem an dem Halteelement
3 vorgesehenen Langloch geführt ist.
[0033] Der erste Antrieb 10 ist über die Spindel 14 und ein Entkopplungselement 15, das
beim Ausführungsbeispiel hohlzylindrisch ausgebildet ist, mit der Zahnstange 11 verbunden.
Das Entkopplungselement 15 ist derart ausgebildet, dass die Zahnstange 11 den axialen
Bewegungen der Spindel 14 folgt, gleichzeitig aber Drehbewegungen des Drehelements
4 nicht auf die Spindel 14 übertragen werden. Das Entkopplungselement 15 weist hierzu
einen umlaufenden Kragen 15.1 auf, der drehbar, aber axial unbeweglich, in einer umlaufenden
Nut 14.1 der Spindel 14 liegt. Auf diese Weise wird die Drehbewegung des Antriebs
10 über das Entkopplungselement 15 in eine translatorische Bewegung der Zahnstange
11 überführt, die von der Drehstellung des Drehelements 4 unabhängig ist. Diese Bewegung
wird gleichmäßig auf die Sensoreinheit 5, die Abschusseinheit 6 und die Abschusseinheit
7 derart übertragen, dass diese stets den gleichen Elevationswinkel aufweisen bzw.
zueinander parallel ausgerichtet sind. Die Bewegung der Zahnstange 11 ist entkoppelt
von der Drehbewegung des Drehelements 4, so dass dieses bei einer Bestromung des Motors
10 seine Drehstellung nicht ändert.
[0034] In Fig. 5 dargestellt ist die untere Endstellung des Übertragungselements 11, in
welcher sich auch die Spindel 14 der Kugelumlaufmutter 13 in ihrer unteren Endstellung
befindet und der Elevationswinkel α
3 sein Maximum erreicht hat. Beim Ausführungsbeispiel beträgt der Elevationswinkel
α
3 in etwa 60°.
[0035] Zum Richten des Drehelements 4 und damit der Abschusseinheiten 6, 7 bzw. der Sensoreinheit
5 um die vertikale Azimutalachse A
A ist ein separater Antrieb 20 vorgesehen, vgl. auch die Darstellung in Fig. 2. Die
Antriebswelle des Antriebs 20 ist mit einem Ritzel 17 versehen, welches mit einem
an dem Drehelement 4 festgelegten Zahnrad 18 größeren Durchmessers kämmt, weshalb
der Motor 20 bei Bestromung das Drehelement 4 gemäß dem Übersetzungsverhältnis der
Zahnräder 17, 18 um die Azimutachse A
A antreibt, vgl. auch Fig. 9. Diese Drehbewegung wird über das an dem Drehelement 4
angeordnete Entkopplungselement 15 nicht auf die Spindel 14 und damit nicht auf den
Antrieb 10 übertragen. Der Kragen 15.1 des Entkopplungselements 15 dreht innerhalb
der Nut 14.1 der Spindel 14, ohne dass diese mitbewegt wird.
[0036] In den Figuren 7 und 8 ist die Gegenschussanlage 2 in weiteren Ansichten abgebildet,
die die Anordnung der Achsen und Motoren des Systems erkennen lassen. Wie die Darstellung
in Fig. 7 zeigt, sind die Antriebe 10 und 20 seitlich des Halteelementes 3 in einer
fahrzeugfesten, nicht gemeinsam mit dem Drehelement 4 verschwenkbaren Stellung angeordnet.
Zu erkennen ist, dass die vertikal verlaufende Azimutachse A
A sämtliche der horizontal verlaufenden Elevationsachsen A
ES bzw. A
EA in einem rechten Winkel schneidet.
[0037] In den Figuren 7 und 8 ist mit dem Bezugszeichen S der Schwerpunkt des Drehelements
4 einschließlich der mit diesem verbundenen Bauteile, etwa der Abschusseinheiten 6,
7 und der Sensoreinheit 5, bezeichnet. Es ist zu erkennen, dass die Azimutachse A
A durch den Schwerpunkt S verläuft, wodurch sich eine kurze Ansprechzeit gibt. Die
Gegenschussanlage lässt sich dadurch innerhalb eines Zeitraums von ca. 100ms ausrichten,
so dass Flugkörper im Nahbereich des Fahrzeugs innerhalb dieses Zeitraums erfasst
und abgeschossen werden können, dies auch im engsten Nahbereich, etwa in Entfernungen
von 10m bis 100m zum Fahrzeug. Ferner lässt sich der Darstellung in Fig. 8 entnehmen,
dass die becherartigen Abschussrohre 8 der Abschusseinheiten 6, 7 symmetrisch zu beiden
Seiten nahe der Azimutachse A
A angeordnet sind, wodurch sich günstige Abschussreaktionen ergeben.
[0038] Die Darstellung in Fig. 9 zeigt, dass die Rohrachsen A
R der Abschussrohre 8 die Elevationsachsen A
EA in rechtem Winkel schneiden. Die Ausführung gemäß Fig. 9 zeigt darüber hinaus eine
Besonderheit zu den zuvor anhand der Darstellungen in den Figuren 3 bis 5 beschriebenen
Ausführungen. Bei der Ausführung gemäß Fig. 9 ist nämlich nicht ein rotationssymmetrisches
Zahnrad im Endbereich der Achsen A
ES bzw. A
EA, sondern ein Zahnradsegment 16 vorgesehen, welches jedoch über den gesamten axialen
Verfahrweg der Zahnstange 11 mit deren gezahnten Bereichen kämmt. Durch die Verwendung
von Zahnsegmenten 16 ergibt sich eine geringe Masse der zu bewegenden Bauteile.
[0039] Abweichend von den zuvor beschriebenen Ausführungen, bei denen die Gegenschussanlage
2 seitlich an dem Fahrzeug 1 angeordnet wurde, ist in den Fig. 11 bis 17 eine zweite
Ausführung einer Gegenschussanlage 2 dargestellt, die auf dem Fahrzeugdach montiert
wird. Bei dieser Ausführung kann das Drehelement 4 eine volle 360°-Drehung um die
Azimutachse A
A durchführen, weshalb bei dieser Ausführung eine einzige Gegenschussanlage 2 für einen
Rundumschutz des Fahrzeugs ausreicht.
[0040] Die Gegenschussanlage 2 gemäß dieser Ausführung ist unterseitig mit einem Drehteller
21 versehen, der fest mit dem Fahrzeugdach verbunden ist und insoweit ein Halteelement
3 bildet. Das Drehelement 4 wird bei dieser Ausführungsform von einem zwei Seitenwände
4.2 aufweisenden, oberhalb des tellerförmigen Halteelements 3 angeordneten Element
gebildet, zwischen dessen Seitenwänden 4.2 die Sensoreinheit 5 und die beiden Abschusselemente
6, 7 um deren jeweilige Elevationsachsen A
ES bzw. A
EA schwenkbar aufgenommen sind. Zur Einstellung des Elevationswinkels dient ein elektromotorischer
Antrieb 10, der im Bereich des Drehelements 4 gemeinsam mit diesem drehend vorgesehen
ist. Über den Antrieb 10 wird über einen Riemen 19 die Drehbewegung des Antriebs 10
in eine Schwenkbewegung der unteren Abschusseinheit 7 um deren Elevationsachse A
EA überführt. Diese Schwenkbewegung um die Elevationsachse A
EA wird mittels eines nur sehr schematisch dargestellten Übertragungselements 22, das
bei diesem Ausführungsbeispiel nach Art eines Gestänges ausgebildet ist, übertragen,
so dass, wie die Darstellung in den Fig. 13 und 14 erkennen lassen, die Elevationswinkel
von Sensoreinheit 5 sowie den beiden Abschusseinheiten 6, 7 stets gleich sind. Denkbar
sind auch andere Übertragungselemente, wie diese im Zusammenhang mit der ersten Ausführung
beschrieben wurden.
[0041] Die Einstellung des Azimutwinkels erfolgt über einen fahrzeugfesten Antrieb, der
in den Figuren 11 bis 17 nicht dargestellt ist, ähnlich dem zuvor beschriebenen Ausführungsbeispiel.
Auch bei dieser Ausführung sind die Bewegungen des Drehelements 4 um die Azimutachse
von denen der Abschusseinheiten 6, 7 um die Elevationsachsen A
EA entkoppelt.
[0042] Wie schon im Zusammenhang mit den ersten Ausführungen beschrieben, erfolgt auch bei
der Gegenschussanlage gemäß den Figuren 11 bis 17 der Antrieb um die Aximutachse A
A mittels eines separaten, fahrzeugfest angeordneten Antriebs, der in den Figuren nicht
dargestellt ist. Darüber hinaus entspricht der Verlauf bzw. die Anordnung der Achsen
A
ES, A
EA, A
A untereinander und mit Bezug auf den Schwerpunkt S der anhand der ersten Ausführungen
beschriebenen Anordnung.
[0043] Die vorstehend beschriebenen Gegenschussanlagen zeichnen sich insbesondere durch
ihre einfache und schnelle Ausrichtbarkeit aus. Bei seitlicher Anordnung am Fahrzeug
wird dessen Breite nur geringfügig erhöht. Darüber hinaus eignen sich die beschriebenen
Gegenschussanlagen auch als Nachrüstlösungen für bereits im Einsatz befindliche Fahrzeuge.
Bezugszeichen:
[0044]
- 1
- Fahrzeug
- 2
- Gegenschussanlage
- 3
- Montageelement
- 3.1
- Rückenplatte
- 3.2
- Ausnehmung
- 3.3
- Querblech
- 3.4
- Ausnehmung
- 3.5
- Öffnung
- 3.6
- Rand
- 4
- Drehelement
- 4.1
- Bolzen
- 4.2
- Seitenwand
- 4.3
- Querwand
- 5
- Sensoreinheit
- 6
- Abschusseinheit
- 7
- Abschusseinheit
- 8
- Wurfbecher
- 9
- Zahnrad
- 10
- Antrieb
- 11
- Übertragungselement, Zahnstange
- 12
- Riemen
- 13
- Riemenscheibe, Kugelumlaufmutter
- 14
- Spindel
- 14.1
- Nut
- 15
- Entkopplungselement
- 15.1
- Kragen
- 16
- Zahnradsegment
- 17
- Ritzel
- 18
- Zahnrad
- 19
- Riemen
- 20
- Antrieb
- 21
- Halteelement, Drehteller
- 22
- Übertragungselement, Gestänge
- 23
- Sensor
- 24
- Drehkupplung
- A1
- Elevationswinkel
- A2
- Elevationswinkel
- A3
- Elevationswinkel
- AA
- Achse
- AE
- Achse
- AR
- Rohrachse
- S
- Schwerpunkt
1. Gegenschussanlage zum Schutz von Objekten gegen Flugkörper mit einer Sensoreinheit
(5) zur Erkennung der Flugkörper und einer Abschusseinheit (6) zum Abschuss von durch
die Sensoreinheit (5) erkannten Flugkörpern, wobei die Abschusseinheit (6) an einem
Drehelement (4), das gegenüber einem Halteelement (3) um eine im Wesentlichen vertikal
verlaufende Azimutachse (AA) drehbar angeordnet ist, um eine im Wesentlichen horizontal verlaufende Elevationsachse
(AEA) schwenkbar angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schwenkbewegungen des Drehelements (4) um die Azimutachse (AA) von denen der Abschusseinheit (6) um die Elevationsachse (AEA) entkoppelt sind.
2. Gegenschussanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schwenkbewegungen des Drehelements (4) um die Azimutachse (AA) von denen der Abschusseinheit (6) um die Elevationsachse (AE) über ein Entkopplungselement (15) entkoppelt sind.
3. Gegenschussanlage nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein erster Antrieb (10) für die Schwenkbewegungen um die Elevationsachse (AE) und ein zweiter Antrieb (20) für die Schwenkbewegungen um die Azimutachse (AA) vorgesehen ist.
4. Gegenschussanlage nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der erste (10) und der zweite (20) Antrieb objektfest, insbesondere an dem Montageelement
(3), angeordnet sind.
5. Gegenschussanlage nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass der erste Antrieb (10) über das Entkopplungselement (15) mit der Abschusseinheit
(6) wirkverbunden ist.
6. Gegenschussanlage nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Entkopplungselement (15) drehfest mit dem Drehelement (4) angeordnet ist.
7. Gegenschussanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoreinheit (5) an dem Drehelement (3) angeordnet ist.
8. Gegenschussanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoreinheit (5) mit der Abschusseinheit (6) schwenkgekoppelt ist.
9. Gegenschussanlage nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Azimutachse (AA) die Elevationsachse (AEA) schneidet.
10. Gegenschussanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Azimutachse (AA) durch den Massenschwerpunkt der um die Azimutachse (AA) drehbaren Bauteile verläuft.
11. Gegenschussanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschusseinheit (6) ein Abschussrohr (8) aufweist, dessen Rohrachse (AR) die Elevationsachse (AEA) schneidet.
12. Gegenschussanlage nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschusseinheit (6) zwei Abschussrohre (8) aufweist, deren Rohrachsen (AR) die Elevationsachse (AEA) auf verschiedenen Seiten der Azimutachse (AA) in gleichem Abstand zu dieser schneiden.