[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Sichtermühle mit den Merkmalen des Oberbegriffs
des Patentanspruchs 1.
[0002] Sichtermühlen der hier betroffenen Art, wie sie heute hergestellt und auf dem Markt
angeboten werden, sind aus der
WO 2005/107950 A1 und der
DE 195 20 325 A1 bekannt. Sie besitzen ein Gehäuse, in dem ein Mahlrotor und ein Sichter untergebracht
sind. Das Gehäuse ist mit einer Produktzuführung und einen Feingutaustritt ausgerüstet.
Der Transport des Mahlgutes innerhalb der Sichtermühle erfolgt mit Hilfe eines Luftstromes.
[0003] Sichtermühlen dieser Art sind üblicherweise mit zwei Antriebsmotoren ausgerüstet.
Einer der Motoren treibt den Mahlrotor an, der andere den Sichter. Der Grund dafür
liegt in dem Bestreben, die Sichtermühlen bei einer Vielzahl von Anwendungen einsetzen
zu können, d.h., nicht in Bezug auf die Art des Mahlgutes und/oder die gewünschte
Körnung des Feingutes beschränkt zu sein. Dieses Ziel der Variabilität kann am besten
erreicht werden, wenn die Drehzahlen von Mahlrotor und Sichter unabhängig voneinander
einstellbar sind.
[0004] Sichtermühlen der erwähnten Art sind nicht nur bezüglich ihrer Herstellkosten - wegen
der beiden Antriebsmotoren - sondern auch bezüglich ihrer Betriebskosten aufwendig.
Erhöhte Betriebskosten entstehen insbesondere beim Einsatz von Produkten, die sich
relativ leicht zerkleinern und sichten lassen. Bei Anwendungen dieser Art nimmt der
Luftvolumenstrom Einfluss auf die Drehzahl des Sichters. Der Anteil der Antriebsenergie,
die vom Luftvolumenstrom auf den Sichter ausgeübt wird, ist nicht konstant und kann
hohe Werte annehmen. Zur Einhaltung gewünschter Drehzahlen muss der Sichter-Antriebsmotor
zeitweise sogar stark gebremst werden. Ein solcher Betrieb der Sichtermühle ist mit
relativ hohen Energieverlusten verbunden. Eine Veränderung des Luftvolumenstromes
ist nicht möglich, da er nicht nur den Durchsatz sondern auch die Körnung des Feingutes
mitbestimmt und diese Parameter unverändert bleiben sollen.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einer Sichtermühle mit
den Merkmalen des Oberbegriffs des Patentanspruchs 1 sowohl die Herstellkosten als
auch die Betriebskosten zu senken, ohne ihre Variabilität einzuschränken.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale der Patentansprüche
gelöst.
[0007] Die erfindungsgemäße Sichtermühle besitzt nur einen Antriebsmotor. Auch wenn sie
statt eines zweiten Antriebsmotors ein Getriebe benötigt, sind ihre Herstellkosten
günstiger. Das Getriebe ermöglicht es, den Sichter mit einer anderen Drehzahl als
der Drehzahl des Mahlrotors zu betreiben und auch eine eingestellte Drehzahl des Sichters
ohne Abbremsung konstant zu halten, selbst wenn der Luftvolumenstrom überwiegend zum
Antrieb des Sichters beiträgt. In diesem Fall tritt eine Entlastung des Antriebs ein,
so dass die insgesamt aufzubringende Energie sinkt.
[0008] Das Getriebe ist zweckmäßig stufenlos einstellbar und kann mechanisch oder hydraulisch
ausgebildet sein. Besonders zweckmäßig ist die Verwendung eines stufenlos einstellbaren
Keilriemen-Verstellgetriebes bzw. Spreizscheiben-Riemengetriebes.
[0009] Eine besonders zweckmäßige Lösung besteht darin, dass die Antriebsverbindung zwischen
der Welle des einzigen Antriebsmotors und der Antriebswelle des Sichters als Doppelscheibenantrieb
ausgebildet ist.
[0010] Aus der
US 6,375,103 B1 ist bereits eine Sichtenmühle mit nur einem Antrieb bekannt. Bei dieser Sichtermühle
bilden jedoch der Mahlrotor und der Sichter eine Einheit. Ihr Einsatz ist deshalb
auf wenige Anwendungen beschränkt, da Mahlrotor und Sichter nur mit einer gemeinsamen
Drehzahl betrieben werden können.
[0011] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung sollen anhand von in den Figuren
1 und 2 dargestellten Ausführungsbeispielen erläutert werden. Es zeigen
- Figur 1 eine schematische Darstellung einer Sichtermühle mit nur einem Antrieb nach
der Erfindung und
- Figur 2 ein Ausführungsbeispiel mit einem Doppelscheibenantrieb zwischen der Antriebswelle
des einzigen Antriebsmotors und der Antriebswelle des Sichters.
[0012] Bei dem in Figur 1 dargestellten Ausführungsbeispiel ist die Sichtermühle 1 im Schnitt
dargestellt. Das Gehäuse ist mit 2 bezeichnet, die Luftzuführung mit 3, die Produktzuführung
mit 4, der Mühlendeckel mit 5, der am Deckel 5 vorgesehene Feingutaustritt mit 6,
der Mahlrotor mit 7, das Prallfutter mit 8 und das Sichterrad mit seinen Sichterflügeln
mit 9. Antriebswellen 10 für den Sichter 9 und 11 für den Mahlrotor 7 sind nach unten
aus dem Gehäuse 2 herausgeführt. Bei der Welle 11 handelt es sich um eine Hohlwelle,
innerhalb der die Welle 10 für den Sichter 9 koaxial (Achse 14) angeordnet ist. Der
Antrieb des Mahlrotors 7 erfolgt über Riemenscheiben 12, der Antrieb des Sichters
über die Riemenscheibe 13.
[0013] Der Mahlrotor 7 besteht aus einer Trägerscheibe 15 und mehreren Zahnrlngscheiben
16. Sie sind auf der Trägerscheibe 15 mit jeweils einem Abstand (je nach Mühlengröße
4 bis 12 mm) untereinander (z.B. mit Hilfe von Bolzen 20 und nicht dargestellten Abstandsringen)
befestigt und weisen peripher Zähne auf, welche die Mahlwerkzeuge des Mahlrotors 7
bilden. Das Prallfutter 8 besteht zweckmäßig aus Zahnringscheiben, die ohne Abstand
voneinander montiert sind und deren Innenrand die zahnförmigen Mahlwerkzeuge aufweisen.
Aus Übersichtlichkeitsgründen ist in Figur 1 lediglich ein durchgehendes Prallfutter
8 dargestellt.
[0014] Das Sichterrad 9 umfasst die Sichterblätter sowie einen im Zentrum angeordneten Zylinder
18. Der Zylinder 18 hat die Wirkung einer Verengung des Strömungsquerschnittes und
damit einer Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit. Anbackungen können dadurch vermieden
werden.
[0015] Das dargestellte Beispiel für eine Sichermühle entspricht der in der internationalen
Anmeldung
WO 2005/107950 beschriebenen Sichtermühle. Bei anderen Sichtermühlentypen mit den Merkmalen des
Oberbegriffs des Patentanspruchs 1 kann die Erfindung ebenfalls verwirklicht werden.
[0016] Der einzige Antriebsmotor für die Sichtermühle 1 ist mit 21 bezeichnet, seine parallel
zur Mühlenachse 14 angeordnete Antriebswelle mit 22. In Höhe der Riemenscheiben 12
auf der Welle 11 des Mahlrotors 7 trägt die Motorwelle 22 korrespondierende Riemenscheiben
23. Über die gestrichelt dargestellten Riemen 24 besteht eine unmittelbare Antriebsverbindung.
Die Drehzahl des Antriebsmotors 21 kann konstant oder einstellbar sein. Wesentlich
ist, dass die Drehzahl des Sichters 9 davon unabhängig einstellbar ist.
[0017] Auf der Welle 22 des Antriebsmotors 21 ist eine weitere Riemenscheibe 25 angeordnet.
Zwischen dieser Riemenscheibe 25 und der Riemenscheibe 13 auf der Welle 10 des Sichters
9 befindet sich ein als Block 26 dargestelltes Getriebe. Weitere Bestandteile der
Antriebsverbindung sind Antriebsriemen zwischen dem Getriebe 26 und den beiden Riemenscheiben
13 bzw. 25. Sie sind mit 27 und 28 bezeichnet.
[0018] Ebenfalls als Blöcke dargestellt sind eine zentrale Steuerung 31 mit Eingabe 32 und
Anzeige 33. Zwischen der Steuerung 31 und dem Antriebsmotor 21 besteht eine Verbindung
34, über die die Drehzahl des Antriebsmotors 21 eingestellt werden kann. Außerdem
steht die Steuerung 31 über eine Leitung 35 mit einem Drehzahlsensor 36 in Verbindung.
Er ist einer Scheibe 37 zugeordnet, die auf der Welle 11 des Mahlrotors 7 befestigt
ist. Die vom Sensor 36 der Steuerung zugeführten Signale entsprechen also der Istdrehzahl
des Mahlrotors 9. Über die Verbindung 38 zwischen der Steuerung 31 und dem Getriebe
26 erfolgt die Einstellung der Übersetzung des Getriebes.
[0019] Ein weiterer Sensor kann der Welle 10 des Sichters 9 zugeordnet sein, um seine Drehzahl
zu kontrollieren. Nur in Figur 2 ist ein Sensor dieser Art dargestellt und mit 39
bezeichnet. Über die Leitung 40 steht er mit der Steuerung in Verbindung.
[0020] Das Getriebe 27 kann beliebig -mechanisch, hydraulisch -ausgebildet sein. Seine Übersetzung
kann in Stufen oder stufenlos einstellbar sein. Das Getriebe muss lediglich in der
Lage sein, eine eingestellte Übersetzung derart konstant zu halten, dass eine Entlastung
des Motors 21 eintritt, wenn der Luftvolumenstrom in der Sichtermühle 1 zum Antrieb
des Sichterrades 9 beiträgt. Diese Wirkung wird beispielsweise mit einem Spreizscheibenriemengetriebe
erreicht. Getriebe dieser Art werden von der Firma Berges Antriebstechnik GmbH & Co.
KG angeboten.
[0021] Beim Ausführungsbeispiel nach Figur 2 sind Sichtermühle 1 und Antriebsmotor 21 in
Ansicht dargestellt. Gleiche Teile sind mit gleichen Bezugsziffern gekennzeichnet.
[0022] Wie beim Ausführungsbeispiel nach Figur 1 umfasst die Antriebsverbindung zwischen
der Motorwelle 22 und der Welle 11 die Riemenscheiben 23 auf der Motorwelle 22, die
Riemen 24 und die Riemenscheiben 12 auf der Welle 11 des Mahlrotors 7.
[0023] Als Antriebsverbindung zwischen der Motorwelle 22 und der Sichterwelle 10 ist ein
Doppelscheibenriemenantrieb vorgesehen. Auf der Antriebswelle (Motorwelle 22) ist
eine Verstellscheibe 41 mit ihren beiden Scheibenlaufflächen montiert. Durch axiale
Verschiebung einer Scheibenlauffläche kann der Laufdurchmesser des die Scheibe umfassenden
Keilriemens 42 stufenlos verstellt werden. Die Verschiebung der Scheibenlauffläche
erfolgt mit Hilfe des Stellmotors 43. Auch eine hydraulische Verstellung ist möglich.
Über die Verbindung 38 zwischen der Steuerung 31 und dem Stellmotor 43 erfolgt die
Verstellung der Verstellscheibe 41.
[0024] Auf der Welle 10 des Sichters 9 ist eine passive Verstellscheibe 44 montiert. Eine
ihrer Scheibenlaufflächen steht unter der Wirkung einer Axialfeder 45. Eine Vergrößerung
des Laufdurchmessers des Riemens 42 auf der antriebseitigen Verstellscheibe 41 hat
die Wirkung, dass sich sein Laufdurchmesser auf der passiven Verstellscheibe 44 verkleinert
und umgekehrt. Eine Vergrößerung des Laufdurchmessers des Riemens 42 auf der antriebsseitigen
Verstellscheibe 41 bewirkt damit eine Erhöhung der Drehzahl des Sichters 9, eine Verkleinerung
des Laufdurchmessers auf der Verstellscheibe 41 eine Reduzierung der Drehzahl des
Sichters 9. Der Zustand der maximalen Drehzahl des Sichters 9 ist dargestellt. Doppelscheibenriemenantriebe
der geschilderten Art werden ebenfalls von der Firma Berges Antriebstechnik GmbH &
Co. KG angeboten.
[0025] Der Betrieb einer Sichtermühle 1 der erfindungsgemäßen Art erfolgt in der Weise,
dass sie vor ihrer Betriebnahme auf die Eigenschaften des Mahlgutes eingestellt wird.
Ist auch die Drehzahl des Antriebsmotors 21 einstellbar, geschieht das folgendermaßen:
Zunächst wird die Drehzahl des Mahlrotors 7 über die Einstellung der Drehzahl des
Antriebsmotors 21 so gewählt, dass die Zerkleinerungsbedingungen optimal sind. Die
geeignete Auswahl der Drehzahl des Sichters 9 erfolgt über die Einstellung der Übersetzung
des Getriebes 26 (Figur 1) bzw. des Doppelscheibenriemenantriebes (Figur 2).
[0026] Mit den Einstellungen der Drehzahlen des Mahlrotors 7 und des Sichters 9 sind die
Einstellungen ihrer Umfangsgeschwindigkeiten verbunden. Bei Sichtermühlen der mittleren
Größenordnung mit beispielsweise einer Korngröße des Ergebnisses von < 100µm liegt
die Umfangsgeschwindigkeit des Mahlrotors bei 100 bis 150 m/s, die des Sichters bei
40 bis 60 m/s. Bei Sichtermühlen dieser Art hat sich die Erfindung besonders bewährt.
1. Sichtermühle (1) mit einem Gehäuse (2), in dem ein Sichter (9) und ein Mahlrotor (7)
drehbar angeordnet sind, mit Antriebswellen (10, 11) für den Sichter (9) und für den
Mahlrotor (7), welche aus dem Gehäuse (2) herausgeführt sind, und mit einem außerhalb
des Gehäuses (2) befindlichen Antrieb, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb nur einen Antriebsmotor (21) umfasst, dass die Antriebswelle (22) des
Antriebsmotors (21 )mit der Antriebswelle (11) des Mahlrotors (7) unmittelbar in Antriebsverbindung
steht, und dass die Antriebswelle(22) des Antriebsmotors (21) mit der Antriebswelle
(10) des Sichters (9) über ein Getriebe (26) mit einstellbarer Übersetzung in Antriebsverbindung
steht.
2. Sichtermühle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe (26) stufenlos einstellbar ist.
3. Sichtermühle nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es sich um ein mechanisches oder ein hydraulisches Getriebe (26) handelt.
4. Sichtermühle nach Anspruch 1,2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Getriebe (26) als Spreizscheiben-Riemengetriebe ausgebildet ist.
5. Sichtermühle (1) mit einem Gehäuse (2), in dem ein Sichter (9) und ein Mahlrotor (7)
drehbar angeordnet sind, mit Antriebswellen (10, 11) für den Sichter (9) und für den
Mahlrotor (7), welche aus dem Gehäuse (2) herausgeführt sind, und mit einem außerhalb
des Gehäuses (2) befindlichen Antrieb, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb nur einen Antriebsmotor (21) umfasst, dass die Antriebswelle (22) des
Antriebsmotors (21) mit der Antriebswelle (11) des Mahlrotors (7) unmittelbar in Antriebsverbindung
steht und dass als Antrieb für den Sichter (9) ein Doppelscheibenriemenantrieb vorgesehen
ist, dessen eine Verstellscheibe (41) auf der Antriebswelle (22) des Antriebsmotors
(21) und dessen zweite Verstellscheibe (44) auf der Welle (10) des Sichters montiert
ist.
6. Sichtermühle (1) nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine der beiden Scheibenlaufflächen der auf der Antriebswelle (22) des Antriebsmotors
(21) montierten Verstellscheibe (41) mit Hilfe einer mechanischen oder hydraulischen
Einrichtung verschiebbar ist.
7. Sichtermühle nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass zur Verschiebung einer Scheibenlauffläche der Verstellscheibe (41) ein Stellmotor
(43) dient.
8. Sichtermühle (1) nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass auch die Drehzahl des Antriebsmotors (21) einstellbar ist.
9. Sichtermühle (1) nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Steuerung ( 31) vorgesehen ist, mit deren Hilfe die Übersetzung des Getriebes
(26) bzw. die Verschiebung der Verstellscheibe (41) des Doppelscheibenantriebs zur
Auswahl der gewünschten Drehzahl des Sichters (9) einstellbar ist.
10. Verfahren zum Betrieb einer Sichtermühle (1) mit den Merkmalen eines oder mehrerer
der vorhergehenden Patentansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sie zunächst auf die Eigenschaften des Mahlgutes und auf das gewünschte Mahlergebnis
eingestellt wird, indem die gewünschte Drehzahl des Mahlmotors (7) ausgewählt sowie
die Drehzahl des Antriebsmotors (21) entsprechend eingestellt wird, und dass dann
die gewünschte Drehzahl des Sichters (9) ausgewählt wird sowie die Übersetzung des
Getriebes (26) entsprechend eingestellt bzw. die Verschiebung der Scheibenlauffläche
der Verstellscheibe (41) entsprechend vorgenommen wird, und dass danach die Sichtermühle
(1) in Betrieb genommen wird.