[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern des Gleichlaufs von Zylinder/Kolbeneinheiten
für Gegenhalter und/oder Ringzacke sowie zur Druckspitzenreduktion beim Feinstanzen
und/oder Umformen von Werkstücken auf einer mit mindestens einem Werkzeug bestückten
Presse, bei dem die Zylinder/Kolbeneinheit mit dem Steuerdruck einer Hydraulikflüssigkeit
beaufschlagt und der Pressenstößel mechanisch oder hydraulisch angetrieben wird.
[0002] Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zum Steuern einer Kolben/Zylindereinheit
für Gegenhalter und Ringzacke sowie zur Druckspitzenreduktion beim Feinstanzen von
Werkstücken zur Durchführung des Verfahrens mit einer Presse, die mit mindestens einem
aus Oberteil und Unterteil bestehenden Werkzeug bestückt ist, dem mindestens eine
Kolben/Zylindereinheit der Presse für mindestens einen Gegenhalter und/oder Ringzacke
des Werkzeugs sowie ein Stößel der Presse zugeordnet sind, und einem mit der Kolben/Zylindereinheit
verbundenen Hydrauliksystem, das einen Speicher zur Bevorratung von Hydraulikflüssigkeit,
Hydraulikleitungen zum Zu- und Abführen der Hydraulikflüssigkeit zu und von der Kolben/Zylindereinheit,
ansteuerbare Regelungsmittel zum Öffnen und Schließen der Hydraulikleitungen und eine
Steuereinheit zum Ansteuern der Regelungsmittel umfasst, wobei der Pressenstößel entweder
in das Hydrauliksystem eingebunden oder mit einem separaten Antriebssystem verbunden
ist.
Stand der Technik
[0003] Feinstanzpressen zeichnen sich bekanntlich dadurch aus, dass Gegenhalter und Ringzacke
als gesteuerte Achsen funktionieren und bei hohen Taktzahlen und schnellen Geschwindigkeiten
prozesstechnisch an ihre Grenzen kommen.
Je höher die Taktzahlen und Geschwindigkeiten werden, um so schneller muss auch die
Entlastung der unter Hochdruck stehenden Zylinder/Kolbeneinheiten durchgeführt werden,
so dass wegen der mengenmäßigen Abhängigkeit des Entlastungsvorganges zunehmend auch
der Gleichlauf zwischen dem Hauptstößel der Presse und den Gegenhalter- und Ringzackenzylinder
beeinträchtigt wird (
DE 2148618A1).
Das Auftreten von Druckspitzen beim Stanzen bzw. Schneiden auf Pressen ist ebenso
bekannt. Druckstöße treten beispielsweise beim sogenannten Schnittschlag, der immer
dann entsteht, wenn der Schneidstempel aus dem Werkstück austritt und der Widerstand
des Werkstoffs plötzlich wegfällt, oder beim Auftreffen des Schneidstempels auf das
zwischen Oberteil und Unterteil des Werkzeugs geklemmte Werkstück auf.
[0004] Aus dem Stand der Technik sind eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungen bekannt,
die versuchen, den Schnittschlag durch Dämpfung (
DE 1 427 403 A,
DE 26 21 726 A1,
DE 28 12 973 A1,
DE 31 12 393 C2,
DE 41 25 992 A1) zu reduzieren.
Aus der
DE 1 427 403 A1 ist ein schnittschlagdämpfendes Gegendrucksystem in einer Presse, insbesondere in
einer hydraulischen Presse, bekannt, welches aus einem mit Druckflüssigkeit gefüllten
Gegendruckraum in mindestens einer aus Kolben und Zylinder bestehenden Arbeitseinheit
sowie mindestens einer zugeordneten Ausflussdrossel besteht.
Zwar dämpft dieser bekannte Stand der Technik den Druckstoß des Schnittschlages durch
das Gegendrucksystem und das Ableiten des Druckimpulses über die Drosselstelle in
einen Tank, kann jedoch den Druckstoß, der beim Auftreffen des Schneidstempels auf
das Werkstück Werte bis zum Doppelten der eingestellten Kraft erreicht, nicht erfassen.
Dies führt an den Teilen zu ungewollten Deformationen, Qualitätseinbußen und erhöhtem
Werkzeugverschleiß.
Die
DE 26 21 726 A1 beschreibt eine Vorrichtung zum Verhindern des Schnittschlages an Schnittpressen
mit mindestens einer Zylinder-Kolben-Einheit, die zwischen einer Werkzeuggrundplatte
und einem Pressenstößel mit einstellbarer Höhenlage einer Auftrefffläche für den Pressenstößel
angeordnet ist, wobei der Hub des Kolbens einerseits durch einen an dem Zylinder vorgesehenen
Bund und andererseits durch die der Stirnfläche des Kolbens gegenüberliegende innere
Stirnwand des Zylinders begrenzt ist, und wobei der Druckmittelraum zwischen der Stirnfläche
des Kolbens und der Stirnwand des Zylinders in Einlassrichtung über ein Rückschlagventil
mit einer hochgespannten Druckmittelquelle verbunden ist und in Auslassrichtung ein
Druckbegrenzungsventil angeschlossen ist. Das Druckbegrenzungsventil ist mit einem
Steuerraum versehen, der mit der hochgespannten Druckmittelquelle in Verbindung steht,
wobei der Druck in dem Steuerraum über eine Steuerleitung mittels eines zentralen
Drucksteuerventils einstellbar. Auch dieser bekannte Stand der Technik ist nicht geeignet,
den Druckstoß beim Auftreffen von Schneidstempel auf das Werkstück zu reduzieren bzw.
zu verhindern, so dass die zuvor geschilderten Nachteile auch in dieser bekannten
Lösung auftreten.
[0005] Alle diese bekannten Lösungen zum Abbau von Druckspitzen arbeiten mengenabhängig,
was zu unterschiedlichen Geschwindigkeiten, aber auch in Abhängigkeit von der Öltemperatur
zu Druckunterschieden in den Zylinderräumen der Zylinder/Kolbeneinheiten führt.
[0006] Aus der
DE 23 60 821 A1 ist eine Gleichlaufsteuerung für hydraulische Pressen mit mehreren Presskolben und
einem zwischen die Hochdruckflüssigkeitsquelle und die Druckräume der Presskolben
zwischengeschalteten Treiber bekannt. Die Primärseite des Treibers, der Arbeitsraum,
wird bei vorgegebener Arbeitsgeschwindigkeit der Presskolben mit einem konstanten
Strom der ungesteuerten Arbeitsflüssigkeit gespeist und mit einem gesteuerten Absperrventil
abgesteuert. Diese bekannte Lösung wird insbesondere für Schmiedemaschinen eingesetzt,
die nicht auf das Feinstanzen übertragbar ist.
Aufgabenstellung
[0007] Bei diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
und eine Vorrichtung zum Steuern des Gleichlaufs von Zylinder/Kolbeneinheiten und
mindestens einen Hauptstößel sowie zur Druckspitzenreduktion beim Umformen und/oder
Feinstanzen für Pressen bereitzustellen, die Rückstöße infolge des Auftreffens von
Schneidstempel auf das Werkstück mengenunabhängig von der Regelung des Arbeitsdruckes
der Hydraulikflüssigkeit ableitet und die Gleichlaufeigenschaften der Zylinder/Kolbeneinheiten
und des Hauptstößels durch einen konstanten Druckverlauf im Hydrauliksystem auch bei
hohen Taktzeiten und Geschwindigkeiten deutlich verbessert werden.
[0008] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren der eingangs genannten Art mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 und durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 9 gelöst.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens und der Vorrichtung sind den Unteransprüchen
entnehmbar.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass zunächst die Zylinder/Kolbeneinheiten
von einem ersten, durch eine Niederdruckquelle versorgten Druckspeicher ständig unter
einem voreinstellbaren Polsterdruck gehalten und anschließend die Zylinder/Kolbeneinheiten
von einer zuschaltbaren Hochdruckquelle unter einen voreinstellbaren Verdrängerdruck
gesetzt werden, der auf einen zwischen Polsterdruck und Druck zum Umformen und/oder
Schneiden variierenden Druck durch Zuführen einer separaten Steuerölmenge in einen
zweiten Speicher über eine zentrale Steuereinheit eingestellt wird, wobei ein beim
Auftreffen von Werkzeug und Werkstück entstehender Druckanstieg durch Ableiten eines
wesentlichen Teils des Druckimpulses in einen separaten Tank mengenunabhängig vom
Druck auf einen zulässigen Solldruck ausgeregelt wird, und dass durch den anliegenden
Polsterdruck ein Ausstoßen des Werkstücks synchron mit dem Zurückfahren des Stößels
durchgeführt wird.
[0011] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zunächst der erste Speicher im Eilgang
des Stößels auf den mit der Klemmkraft des Werkstücks in der Matrize des Werkzeugs
übereinstimmenden Polsterdruck aufgeladen, der gleich der Auswerferkraft des Gegenhalters
ist. Dieser wirkt ständig auf die Zylinder/Kolbeneinheit ein. Anschließend wird die
Zylinder/Kolbeneinheit von einer Hochdruckquelle auf Verdrängerdruck geladen, dessen
Höhe von einem Proportionaldruckventil vorgegeben wird.
Ein vom ersten Speicher unabhängiger zweite Speicher wird dann durch eine separate
Steuerölmenge auf einen Druck aufgeladen, den der Gegenhalter und/oder die Ringzacke
beim Umformen aufbringen muss. Der Gegenhalter und/oder die Ringzacke fahren mit dem
aus dem Speicher anliegenden Niederdruck aus.
Nachdem der Gegenhalter und/oder Ringzacke ausgefahren ist, wird die Hydraulik-Hochdruckquelle
zugeschaltet und der Gegenhalter und/oder die Ringzacke auf den Verdrängerdruck aufgeladen.
Sobald der Stempel auf das Werkstück auftrifft, werden die entstehenden Druckspitzen
in einen separaten Tank bis auf einen als zulässig vorgegebenen Solldruck abgeleitet.
Der Gegenhalter und/oder die Ringzacke werden verdrängt und die Zylinder/Kolbeneinheit
des Gegenhalters und/oder der Ringzacke bis auf den Polsterdruck entlastet. Beim Zurückfahren
des Stößels erfolgt das synchrone Ausstoßen des Gegenhalters und/oder der Ringzacke,
wobei die Rücklaufgeschwindigkeit des Stößels einen Wert hat, der gleich der Auswerfergeschwindigkeit
des Gegenhalters ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat den besonderen Vorteil, dass sich Gegenhalter und/oder
Ringzacke synchron mit oder gegen den Stößelverlauf bewegen können, ohne dass es zu
einem Abbruch oder zu einer Erhöhung der vom Kolben ausgeübten Kraft kommt.
Die Regelung ist mengenunabhängig, was zu konstanteren Druckverläufen auch bei unterschiedlichen
Bedingungen führt. Besonders bei hohen Verdrängerdrücken und/oder langen Hydraulikleitungen
bleibt der Verdrängerdruck stabil, d.h. trotz einer Abnahme des Drucks im Speicher
bleibt der Steuerdruck im Verdrängerventil aufgrund der externen Steuerölversorgung
konstant. Die Steuerdruckversorgung aus dem separaten Kreislauf ermöglicht auch bei
niedriger Presskraftvorwahl die maximale Verdrängerkraft für den Gegenhalter und/oder
die Ringtacke zur Verfügung zu stellen. Von Vorteil ist des Weiteren, dass das erfindungsgemäße
Verfahren sowohl für hydraulisch als auch mechanisch angetriebene Pressen gleichermaßen
geeignet ist.
[0012] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist einfach und kompakt aufgebaut und hat den großen
Vorteil, dass die Zylinder/Kolbeneinheit an zwei voneinander unabhängige Hydraulikkreisläufe
angeschlossen ist. Mit anderen Worten, die Zylinder/Kolbeneinheit ist einerseits mit
einem von einer Niederdruckquelle unter Niederdruck gehaltenen Polsterdruckkreislauf
und andererseits mit einem unter Hochdruck stehenden Verdrängerkreislauf zuschaltbar
verbunden. Der Polsterdruckkreislauf setzt die Zylinder/Kolbeneinheit ständig unter
einen Druck, der gleich der Auswerferkraft des Gegenhalters ist, und der Verdrängerkreislauf
übt auf den Gegenhalter und/oder die Ringzacke eine Kraft mit weitgehend konstant
verlaufendem Druck aus. Die Zylinder/Kolbeneinheit ist mit der Niederdruckquelle über
ein von einer Steuereinheit programmierbares erstes Proportionalventil an einen ersten
Speicher zum Erzeugen eines vom Proportionalventil vorgegebenen, ständig an der Kolben/Zylindereinheit
anliegenden Polsterdruckes angeschlossen. Die Hochdruckquelle ist mit der Kolben/Zylindereinheit
über ein von der Steuereinheit programmierbares von einem Proportionalwegeventil vorgesteuertes
Proportionalventil und einem zweiten Speicher zum Erzeugen eines Druckes für den Gegenhalter
und/oder die Ringzacke verbunden, wobei das Proportionalwegeventil mit einem separaten
Tank zum Ableiten von Druckspitzen in Verbindung steht. Der zweite Speicher ist mit
Steuerölpumpe verbunden, die Hydraulikflüssigkeit in den zweiten Speicher fördert,
um den Druck im zweiten Speicher konstant zu halten. Durch ein Zweiwegeventil kann
der Polsterdruckkreislauf oder der Verdrängerdruckkreislauf auf die Zylinder/Kolbeneinheit
geschaltet werden, wobei ein Rückschlagventil den Polsterdruckkreislauf von dem Verdrängerdruckkreislauf
trennt.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung zeichnen sich
durch einen weitgehenden Gleichlauf der Zylinder/Kolbeneinheiten mit dem Stößel der
Presse aus, so dass hohe Taktzahlen und Geschwindigkeiten erreicht werden können.
Außerdem wird die Empfindlichkeit gegen Druckspitzen beim Auftreffen des Werkzeugs
auf das Werkstück massiv reduziert, wodurch Deformationen, Qualitätseinbußen und Werkzeugverschleiß
auch bei den höheren Taktzahlen erheblich minimiert werden können.
[0014] Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen.
Ausführungsbeispiel
[0015] Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
[0017] Fig. 1 eine schematische Darstellung des Verfahrensschritts "Polsterdruck aufladen",
[0018] Fig.2 eine schematische Darstellung des Verfahrensschritts "Verdrängerdruck aufladen",
[0019] Fig. 3 eine schematische Darstellung des "Verfahrensschritts Feinstanzen/Umformen,,
,
[0020] Fig. 4 eine schematische Darstellung des Verfahrensschritts "Verdrängen im oberen
Totpunkt" und
[0021] Fig. 5 eine schematische Darstellung des Verfahrensschritts "synchrones Ausstoßen".
[0022] Die Fig. 1 zeigt den grundsätzlichen Aufbau der erfindungsgemäßen Vorrichtung, mit
der das erfindungsgemäße Verfahren auf einer Presse zum Umformen/Feinstanzen von Teilen
zur Ausführung gelangen soll. Die Zylinder/Kolbeneinheit 1 besitzt beispielsweise
einen in einem Gegenhaltezylinder 2 angeordneten Kolben 3. Der Arbeitsraum 5 der Zylinder/Kolbeneinheit
1 ist durch eine Hydraulikleitung 7 an eine Niederdruckquelle 8 angeschlossen ist.
Von der Niederdruckquelle 8 aus betrachtet führt die Hydraulikleitung 7 über ein Proportionaldruckventil
9, einen ersten Speicher 10 und ein Rückschlagventil 11 zur Zylinder/Kolbeneinheit
1. Das Proportionaldruckventil 9 ist außerdem an eine zentrale Steuereinheit 12 angeschlossen,
mit der das Proportionaldruckventil 9 auf einen entsprechenden Polsterdruck P1 programmiert
wird. Der Kolben 3 des Gegenhalterzylinders 2 der nicht dargestellten Presse befindet
sich im Eilgang, d.h. der Kolben bewegt sich zunächst vom unteren Totpunkt UT in Richtung
oberen Totpunkt OT. Niederdruckquelle 8, Proportionaldruckventil 9, Speicher 10, Rückschlagventil
11 und die dazugehörige Hydraulikleitung 7 bilden den hydraulischen Polsterdruckkreislauf
A für die Zylinder/Kolbeneinheit 1.
Der Arbeitsraum 5 Zylinder/Kolbeneinheit 1 ist außerdem mit einer Hochdruckquelle
13 über ein Zweiwegeventil 14 durch eine Hydraulikleitung 15 verbunden. Mit dem Zweiwegeventil
14 kann die Hochdruckquelle 13 auf den Arbeitsraum 5 aufgeschaltet werden. Die Hydraulikleitung
7 ist in diesem Fall durch das Rückschlagventil 11 gesperrt, sodass die Niederdruckquelle
8 von der Hochdruckquelle 13 sicher abgetrennt ist.
Die Hydraulikleitung 7 führt stromaufwärts zu einen 4 Wege-Kolbenventil 16, beispielsweise
Proportionalwegeventil, das ein zweites Proportionaldruckventil 17 auf einen bestimmten
zulässigen Solldruck SP vorsteuert. Das Proportionaldruckventil 17 ist eingangsseitig
über eine Hydraulikleitung 18 mit einem zweiten Speicher 19 verbunden, der von einer
separaten Steuerölpumpe 20 mit Steueröl versorgt wird.
Abgangsseitig ist das 4-Wege-Kolbenventil 16 über eine Hydraulikleitung 21 an einen
separaten Tank 22 angeschlossen, der die durch die Druckspitzen verdrängte Hydraulikflüssigkeit
aufnimmt.
Hochdruckquelle 13, Zweiwegeventil 14, 4-Wege-Kolbenventil 16, Proportionaldruckventil
17, zweiter Speicher 19 und die dazugehörigen Hydraulikleitungen 18 bilden den hydraulischen
Verdrängerdruckkreislauf B für die Zylinder/Kolbeneinheit 1.
Die Speicher 10 und 19 sind als Blasenspeicher ausgeführt.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren läuft in den folgend in Fig. 1 bis 4 dargestellten
Schritten wie folgt ab.
Der Stößel der Zylinder/Kolbeneinheit 1 befindet sich nahe dem unteren Totpunkt und
ist im Eilgang. Im ersten Schritt wird der erste Speicher 10 Über die Niederdruckquelle
8 auf einen mit der Klemmkraft des Werkstücks übereinstimmenden Polsterdruck P1 aufgeladen,
der gleich der Auswerferkraft des Gegenhalters ist.
Nachdem der erste Speicher 1 den Polsterdruck P1 erreicht hat, wirkt der Polterdruck
P1 auf den Arbeitsraum 3 des Gegenhalterzylinders und der Gegenhalter fährt unter
dem anstehenden Niederdruck in den oberen Totpunkt OT aus. Zeitgleich zum Ausfahren
des Gegenhalters in den oberen Totpunkt OT wird der zweite Speicher 19 auf den Verdrängerdruck
P2, der über das Proportionaldruckventil 17 vorgegeben wird, aufgeladen. Die Programmierung
des Proportionaldruckventils 17 auf unterschiedliche Verdrängerdrücke erfolgt über
die zentrale Steuereinheit 12.
[0024] Im zweiten Schritt wird unter Bezugnahme auf die Fig. 2 die unter Hochdruck stehende
Hydraulikflüssigkeit der Hochdruckquelle 13 durch Umschalten des Zweiwegeventils 14,
das sich im ersten Schritt in der Schließstellung befindet, auf den Arbeitsraum 3
zugeschaltet. Es beginnt das Aufladen des Arbeitsraumes 5 auf den vom Proportionaldruckventil
17 vorgegebenen Verdrängerdruck P2. Das Proportionaldruckventil 17 wird von der zentralen
Steuereinheit 12 entsprechend eingestellt. Der Gegenhalter steht somit unter der Wirkung
des Verdrängerdrucks P2. Das Zweiwegeventil 14 schließt durch einen entsprechenden
Befehl der Steuereinheit 12.
[0025] Die Fig. 3 stellt den dritten Schritt des Verfahrens schematisch dar. Das Zwei-Wege-Ventil
14 hat die Hochdruckquelle 13 durch Umschalten abgetrennt. Gewissermaßen ist der auf
den Gegenhalter wirkende Verdrängerdruck P2 mit dem im zweiten Speicher 19 erzeugten
Druck im hydraulischen Gleichgewicht und kann Werte zwischen dem Polsterdruck und
dem für das Umformen oder Feinstanzen erforderlichen Druck PU annehmen.
Beim Beginn des Umformens oder Feinstanzens schlägt das Werkzeug, beispielsweise der
Stempel, auf das Werkstück, beispielsweise ein Bandmaterial, auf. Beim Auftreffen
entsteht eine Druckspitze, die Werte bis zum Doppelten der eingestellten Kraft beim
Umformen/Schneiden erreichen kann. Der durch die Druckspitze entstehende Druckimpuls
gelangt über die Hydraulikleitung 7 zum 4-Wege-Kolbenventil 16, das den Druckimpuls
bis auf einen zulässigen Solldruck SP reguliert und über die Hydraulikleitung 21 in
den Tank 21 ableitet. Die Wirkung der entstehenden Druckspitze auf das Werkstück wird
dadurch reduziert. Der Druck im zweiten Speicher 19 wird durch Zuführen einer entsprechenden
Steuerölmenge mittels der Steuerölpumpe 20 aus einer separaten Steuerölquelle im Wesentlichen
konstant gehalten.
[0026] Wie in Fig. 4 gezeigt ist, befindet sich der Stößel des Gegenhalterzylinders 2 der
Zylinder/Kolbeneinheit 1 beim vierten Verfahrensschritt im oberen Totpunkt OT. Der
Gegenhalter ist verdrängt.
Die Entlastung des Arbeitsraumes 5 bzw. 6 vom Verdrängerdruck P2 ist nur bis auf den
immer noch anliegenden Polsterdruck P1 aus dem ersten Speicher 10 möglich. Der Polsterdruck
P1 wirkt somit ständig auf den Arbeitsraum 5. Die Zylinder/Kolbeneinheit 1 verhält
sich wie eine mechanische Feder, so dass sie sich gegen oder in Richtung der Stößelbewegung
bewegen kann.
[0027] Der fünfte Verfahrensschritt ist in Fig. 5 gezeigt. Mit dem Zurückfahren des Stößels
wird der Gegenhalter durch den anliegenden Polsterdruck P1 synchron ausgestoßen. Dabei
muss die Auswerfergeschwindigkeit des Gegenhalters so eingestellt werden, dass die
Rücklaufgeschwindigkeit des Stößels gleich der Auswerfergeschwindigkeit ist. Die Auswerferkraft
muss des Weiteren der Festhaltekraft des Werkstücks in der Matrize entsprechen. Ist
die Auswerfergeschwindigkeit zu gering, reist das Werkstück vom Materialstreifen ab,
weil die Auswerferkraft zu niedrig eingestellt ist. Ist dagegen die Auswerfergeschwindigkeit
zu hoch, wird das Werkstück in den Streifen gedrückt und dadurch beschädigt, weil
die Auswerferkraft zu groß eingestellt ist. Für das mit dem Zurückfahren des Stößels
synchrone Ausstoßen kommt es daher vor allem auf die genaue Einstellung des Polsterdrucks
P1 an. Das bedeutet, dass das Proportionaldruckventil 9 durch zentrale Steuereinheit
12 entsprechend voreingestellt werden muss.
[0028] Die vorstehenden Ausführungen gelten für die Zylinder/Kolbeneinheit der Ringzacke
gleichermaßen.
Bezugszeichenliste
[0029]
- Zylinder/Kolbeneinheit
- 1
- Gegenhalterzylinder
- 2
- Kolben
- 3
- Arbeitsräume
- 5
- Hydraulikleitung
- 7
- Niederdruckquelle
- 8
- Proportionaldruckventil im
- Polsterdruckkreislauf A
- 9
- Erster Speicher
- 10
- Rückschlagventil
- 11
- Zentrale Steuereinheit
- 12
- Hochdruckquelle
- 13
- Zwei-Wege-Ventil
- 14
- Hydraulikleitung
- 15
- 4-Wege-Kolbenventil
- 16
- Proportionaldruckventil im
- Verdrängerdruckkreislauf B
- 17
- Hydraulikleitung
- 18
- Zweiter Speicher
- 19
- Steuerölpumpe
- 20
- Hydraulikleitung
- 21
- Tank
- 22
- Polsterdruckkreislauf
- A
- Verdrängerdruckkreislauf
- B
- Oberer Totpunkt
- OT
- Unterer Totpunkt
- UT
- Polsterdruck
- P1
- Verdrängerdruck im Arbeitsraum 5
- P2
- Verdrängerdruck im zweiten Speicher
- P3
- Druck zum Umformen/Feinstanzen
- PU
- Solldruck
- SP
1. Verfahren zum Steuern des Gleichlaufs von Zylinder/Kolbeneinheiten für Gegenhalter
und/oder Ringzacke sowie zur Druckspitzenreduktion beim Feinstanzen und/oder Umformen
von Werkstücken auf einer mit mindestens einem Werkzeug bestückten Presse, bei dem
die Zylinder/Kolbeneinheit mit dem Steuerdruck einer Hydraulikflüssigkeit beaufschlagt
und der Pressenstößel mechanisch oder hydraulisch angetrieben wird, dadurch gekennzeichnet, dass zunächst die Zylinder/Kolbeneinheit von einem ersten, durch eine Niederdruckquelle
versorgten Druckspeicher ständig unter einem voreinstellbaren Polsterdruck (P1) gehalten
und anschließend die Zylinder/Kolbeneinheit von einer zuschaltbaren Hochdruckquelle
unter einen voreinstellbaren Verdrängerdruck (P2) gesetzt werden, der auf einen zwischen
Polsterdruck (P1) und Druck zum Umformen und/oder Schneiden variierenden Druck (PU)
durch Zuführen einer separaten Steuerölmenge in einen zweiten Speicher über eine zentrale
Steuereinheit eingestellt wird, wobei ein beim Auftreffen von Werkzeug und Werkstück
entstehender Druckanstieg durch Ableiten eines wesentlichen Teils des Druckimpulses
in einen separaten Tank mengenunabhängig vom Druck (P3) im zweiten Speicher auf einen
zulässigen Solldruck ausgeregelt wird, und dass durch den anliegenden Polsterdruck
ein Ausstoßen des Werkstücks synchron mit dem Zurückfahren des Stößels durchgeführt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
gekenzzeichnet durch folgende Schritte
a) Aufladen des ersten Speichers im Eilgang des Stößels auf den mit der Klemmkraft
des Werkstücks in der Matrize des Werkzeugs übereinstimmenden PolsterDruck P1, der
gleich der Auswerferkraft des Gegenhalters ist;
b) Aufladen des vom ersten Speicher unabhängigen zweiten Speichers durch eine separate
Steuerölpumpe auf den Verdrängerdruck (P3), den der Gegenhalter bzw. die Ringzacke
beim Umformen aufbringen muss;
c) Ausfahren des Gegenhalters mit Niederdruck;
d) Zuschalten der Hydraulik-Hochdruckquelle und Aufladen des Gegenhalters bzw. der
Ringzacke auf den Verdrängerdruck (P2);
e) Ableiten der beim Auftreffen des Stempels auf das Werkstück entstehenden Druckspitzen
in den separaten Tank bis auf den als zulässig vorgegebenen Solldruck (PS);
f) Verdrängen des Gegenhalters bzw. Ringzacke und Entlastung der Zylinder von Gegenhalter
bzw. Ringzacke bis auf den Druck P1 gemäß Schritt a);
g) synchrones Ausstoßen des Gegenhalters beim Zurückfahren des Stößels, wobei die
Rücklaufgeschwindigkeit des Stößels auf einen Wert eingestellt ist, der gleich der
Auswerfergeschwindigkeit des Gegenhalters ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichet, dass der Druck (P1) im ersten Speicher durch ein Proportionaldruckventil eingestellt wird,
das durch eine zentrale Steuereinheit programmierbar ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Verdrängerdruck (P3) im zweiten Speicher durch ein weiteres von einem Kolbenventil
(Y4) vorgesteuertes Proportionalventil (Y2) eingestellt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2 und 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Solldruck (PS) beim Auftreffen des Werkzeugs auf das Werkstück durch das ein
4-Wege-Kolbenventil eingestellt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass als 4-Kolbenventil (Y4) ein Proportionalwegeventil verwendet wird, das den Druckanstieg
beim Auftreffen des Werkzeugs auf das Werkstück auf den voreingestellten Solldruck
ausregelt, so dass der Druck (P3) im Wesentlichen konstant bleibt.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenneichnet, dass die Hochdruck-Hydraulikquelle durch ein Zweiwegeventil (Y3) zugeschaltet wird, nach
dem im ersten Speicher der Druck P1 erreicht ist.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Speicher Blasenspeicher verwendet werden.
9. Vorrichtung zum Steuern einer Kolben/Zylindereinheit für Gegenhalter und Ringzacke
sowie zur Druckspitzenreduktion beim Feinstanzen von Werkstücken zur Durchführung
des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einer Feinstanzpresse, die mit mindestens einem
aus Oberteil und Unterteil bestehenden Werkzeug bestückt ist, dem mindestens eine
Kolben/Zylindereinheit der Presse für mindestens einen Gegenhalter und/oder eine Ringzacke
des Werkzeugs sowie ein Stößel der Presse zugeordnet sind, und einem mit der Kolben/Zylindereinheit
verbundenen Hydrauliksystem, das einen Speicher zur Bevorratung von Hydraulikflüssigkeit,
Hydraulikleitungen zum Zu- und Abführen der Hydraulikflüssigkeit zu und von der Kolben/Zylindereinheit,
ansteuerbare Regelungsmittel zum Öffnen und Schließen der Hydraulikleitungen und eine
Steuereinheit zum Ansteuern der Regelungsmittel umfasst, wobei der Pressenstößel entweder
in das Hydrauliksystem oder mit einem separaten Antriebssystem verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Zylinder/Kolbeneinheit (1) mit einer Niederdruckquelle (8) über ein von einer
Steuereinheit (12) programmierbares erstes Proportionaldruckventil (9) an einen ersten
Speicher (10) zum Erzeugen eines vom Proportionaldruckventil (9) vorgegebenen, ständig
an der Kolben/Zylindereinheit (1) anliegenden Polsterdruckes (P1) über ein Zwei-Wegeventil
(14) angeschlossen ist, das die Zylinder/Kolbeneinheit (1) mit einer absperrbaren
Hochdruckquelle (13) zum Aufladen der Zylinder/Kolbeneinheit (1) auf einen Verdrängerdruck
(P2) zuschaltet, und dass die Kolben/Zylindereinheit (1) über ein durch die Steuereinheit
(12) programmierbares, von einem 4-Wege-Kolbenventil (16) auf Solldruck (SP) vorgesteuertes
Proportionaldruckventil (17) mit einem zweiten Speicher (19) zum Erzeugen eines auf
Gegenhalter/Ringzacke wirkenden Verdrängerdrucks (P3) verbunden ist, wobei das 4-Wege-Kolbenventil
(16) mit einem separaten Tank (22) zum Ableiten von durch das Auftreffen von Werkzeug
auf Werkstück entstehenden Druckspitzen in Verbindung steht, und dass der zweite Speicher
(19) mit dem anliegenden Verdrängerdruck (P2) durch das Zweiwegeventil (14) auf die
unter Polsterdruck (P1) stehende Kolben/Zylindereinheit (1) zuschaltbar angeschlossen
ist, wobei ein Rückschlagventil (11) den ersten Speicher (10) von der Hochdruckquelle
(13) trennt.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichet, dass die Speicher (10;19) Blasenspeicher sind.