[0001] Die Erfindung betrifft einen Sattelbaum mit einer Kammerwölbung und mit einem Kopfeisen
zur Stabilisierung der Kammerwölbung sowie einen Sattel mit einem solchen Sattelbaum.
[0002] Sattelbäume dienen als Kern bzw. als Gerüst für einen Sattel zur Auflage auf den
Rücken eines Reit- oder Packtieres, etwa ein Pferd, ein Esel oder ein Pony; entsprechend
spricht man von einem Reitsattel oder einem Transportsattel. Besonderer Beliebtheit
im Breitensport erfreuen sich so genannte Vielseitigkeitssättel, welche für unterschiedliche
Aufgaben geeignet sind, wie etwa leichtes Springen und freizeitorientiertes Ausreiten.
Herkömmlich sind Sattelbäume aus Holz oder Kunststoff gefertigt.
[0003] An ihrer Vorderseite, also an der dem Kopf des Tieres zugewandten Seite, weisen Sättel
üblicherweise die so genannte Kammerwölbung auf. Diese dient der Aufnahme des Widerristes
des Tieres. Ist der Widerrist hoch und schmal, so ist auch die Kammerwölbung hoch
und schmal auszulegen; ist der Widerrist niedrig und breit, gilt entsprechend das
Gegenteil. Die Breite der Kammerwölbung wird auch als Kammerweite bezeichnet.
[0004] Der Sattelbaum als Gerüst eines Sattels bestimmt durch seine Ausgestaltung die Kammerwölbung
und damit die Kammerweite des Sattels. Der sprachlichen Einfachheit halber wird im
Folgenden die entsprechende Wölbung des Sattelbaums daher hier auch als Kammerwölbung
bezeichnet.
[0005] Die Kammerweite eines Sattels ist nicht notwendig fix. Es ist bekannt, diese durch
nachträgliches Verformen individuell an die Tiere anzupassen.
[0006] Der Sattelbaum insgesamt ist großen mechanischen Belastungen ausgesetzt, die Kammerwölbung
vor allem Spreizkräften. Deshalb wird unterhalb des Sattelbaums, also an dessen Auflageseite,
häufig ein Rahmen angebracht, der sich über einen Großteil der Länge und Breite des
Sattelbaums erstreckt. Dabei unterstützt der vordere Abschnitt eines solchen Rahmens,
das so genannte Kopfeisen, von unten die Kammerwölbung. Das Kopfeisen selbst ist vorzugsweise
über einen großen Teil seiner Länge bandförmig ausgelegt. Es ist dabei, ebenfalls
über einen großen Teil seiner Länge, quer zur Länge des Sattelbaums orientiert, also,
bei aufgelegtem Sattel, quer zur Wirbelsäule des Reit- oder Packtieres. Die Form ist
dabei der Kammerwölbung des Sattelbaums angepasst. Das Kopfeisen wirkt also einer
Spreizung der Kammerwölbung entgegen und hält diese Belastung vom - z. B. aus Holz
oder Kunststoff gebildeten - Körper des Sattelbaums weitgehend fern. Kopfeisen bzw.
der gesamte Rahmen bestehen üblicherweise aus Metall, sie können insbesondere aus
Stahl sein.
[0007] Die mechanische Belastung der Kopfeisen kann immens sein. Jedoch ist die maximal
mögliche Dicke des Kopfeisens begrenzt, da es ansonsten aus der Auflageseite nach
unten überstehen und das Tier verletzen würde. Deshalb sind an das Material der Kopfeisen
hohe Festigkeitsanforderungen zu stellen. So werden spezielle Stähle eingesetzt, um
diesen Materialanforderungen zu genügen. Entsprechende Stähle sind teuer und können,
was noch nachteiliger ist, ggf. nicht beliebig verfügbar sein.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, einen vorteilhaften Sattelbaum mit einem
Kopfeisen vorzuschlagen, bei dem die Anforderungen an die zu verwendenden Materialien
reduziert sind.
[0009] Die Aufgabe wird gelöst durch einen Sattelbaum mit einer Auflageseite zur Auflage
auf den Rücken eines Reit- oder Packtieres und einer der Auflageseite abgewandten
Oberseite. Ferner weist der Sattelbaum eine Kammerwölbung zur Ausbildung der Kammerweite
des Sattels sowie ein Kopfeisen zur Stabilisierung der Kammerwölbung auf. Das Kopfeisen
verläuft dabei quer zur Länge des Sattelbaums entlang der Kammerwölbung. Gekennzeichnet
ist der Sattelbaum durch die Anordnung des Kopfeisens an seiner Oberseite.
[0010] Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung sind in abhängigen Ansprüchen angegeben
und werden im Folgenden näher erläutert.
[0011] Die Erfindung beruht auf der Idee, dass ein Kopfeisen zum einen nicht in einen Rahmen
eingebunden sein muss und zum anderen den Sattelbaum auch hinreichend unterstützen
kann, wenn es nicht an der Auflageseite angeordnet ist, sondern an der der Auflageseite
abgewandten Oberseite des Sattelbaums. Auch hier kann das Kopfeisen einer Spreizung
der Kammerwölbung entgegenwirken.
[0012] Durch die Erfindung wird die mechanische Beanspruchung besser auf das Kopfeisen und
den Körper des Sattelbaums verteilt; der Sattelbaumkörper selbst nimmt mehr Belastung
auf, da die auf der Auflageseite angreifenden Spreizkräfte nunmehr zunächst ausschließlich
auf ihn einwirken und von ihm anteilig entsprechend seiner Biegesteifigkeit aufgenommen
werden. Zur Erzeilung eines gewünschten, z. B. besonders hohen, Anteils ist es lediglich
notwendig, den Sattelbaum aus einem entsprechend steifen bzw. mechanisch belastbaren
Material herzustellen. Dies kann etwa Metall oder ein Kunststoff sein, insbesondere
ein glasfaserverstärkter Kunststoff. Ganz besonders bevorzugt ist Polypropylen (PPH)
mit einem Glasfaseranteil von 1 % bis 5%, insbesondere 2%. Glasfaserverstärkte Kunststoffe
können besonders gut die mechanische Belastung aufnehmen.
[0013] Die erfindungsgemäßen Maßnahmen reduzieren die Materialanforderungen an das Kopfeisen
beträchtlich, da der Körper des Sattelbaums einen wesentlich größeren Anteil mittragen
kann; ggf. reicht üblicher Baustahl.
[0014] Weiter kann ein oben angeordnetes Kopfeisen leicht in seiner Dicke variiert werden,
da nach oben keine Begrenzung gegeben ist - die Sitzfläche für eine Reitperson befindet
sich hinter der Kammerwölbung.
[0015] Die Biegesteifigkeit nimmt kubisch mit der Stärke zu; aufgrund dieses Zusammenhangs
kann die erforderliche Biegesteifigkeit leicht eingestellt werden. Auch ein weniger
belastbares Material für den Sattelbaumkörper kann so verwendet werden, wenn nur das
oben angeordnete Kopfeisen hinreichend dick ausgelegt ist.
[0016] Bei einem oben gelegenen Kopfeisen und ausreichend steifen Material für den Sattelbaumkörper
kann sogar insgesamt auf einen Rahmen unterhalb des Sattelbaums verzichtet werden.
Dies ist auch insofern ein Vorteil, als dass Reiter Sattelbestandteilen aus Metall,
die dem Pferd zugewandt sind, grundsätzlich skeptisch gegenüberstehen, da sie befürchten,
das Pferd könne durch die Metallteile Wunden davontragen. So ist es bei an der Unterseite
des Sattelbaums befestigten Rahmen bereits vorgekommen, dass sich Rahmenteile, insbesondere
Kopfeisen, vom Sattelbaumkörper teilweise gelöst haben und nach unten drücken bzw.
abstehen. Die Folge sind Wunden am Rücken der Tiere.
[0017] Ferner kann bei erfindungsgemäßen Sattelbäumen die Kammerweite leichter angepasst
werden. Die Kammerweite wird durch Verbiegen der Kammerwölbung angepasst. Dazu wird
der Sattelbaum in einen entsprechend ausgelegten Schraubstock gespannt und ggf. das
Verbiegen mit einer Wärmequelle erleichtert. Bei den Sattelbäumen nach dem Stand der
Technik muss stark auf die Ausrichtung des Sattelbaums beim Einlegen geachtet werden,
da das Kopfeisen sonst leicht verzogen wird.
[0018] Bei Sattelbäumen nach der Erfindung gelingt die Kraftverteilung gleichmäßiger, entsprechend
verziehen sich die Kopfeisen nicht so leicht und das Einstellen der Kammerweite kann
auch genauer vorgenommen werden. Nach der Erfindung kann die Kammerweite also einfacher
als vorher und damit auch vor Ort, etwa bei einem Händler, eingestellt werden; Einschicken
zum Hersteller erübrigt sich weitgehend.
[0019] Wie oben bereits erwähnt, sind Kopfeisen nach der Erfindung vorzugsweise nicht in
einen Rahmen eingebunden.
[0020] Kopfeisen nach der Erfindung verlaufen quer zur Längsrichtung des Sattelbaums; entsprechend
liegt ein Ende des Kopfeisens links und ein Ende des Kopfeisens rechts von der Mittellinie
entlang der Längsrichtung des Sattelbaums. Es ist bevorzugt, im Bereich dieser Enden
des Kopfeisen jeweils einen Steigbügelriemenhalter vorzusehen. Idealerweise sind diese
einstückig aus dem Kopfeisen ausgebildet.
[0021] Eine zusätzliche Befestigung, wie etwa eine Vernietung oder Verschraubung, ist dabei
nicht notwendig. Daher können hier auch keine Befestigungsmittel, etwa wegen Materialermüdung
aufgrund von Scherkräften, zu Bruch gehen.
[0022] Alternativ zu der einstückigen Ausbildung der Steigbügelriemenhalter aus dem Kopfeisen
ist es bevorzugt, die Steigbügelriemenhalter auswechselbar auszugestalten, etwa um
auf Kundenwünsche zu reagieren. Die Steigbügelriemenhalter können dabei etwa durch
Vernietung oder Verschraubung an dem Sattelbaum oder an dem Kopfeisen angebracht werden.
[0023] Vorzugsweise weist der Steigbügelriemenhalter eine Sturzfeder auf, etwa mit einem
Schnapper; dies gilt sowohl für die einstückige als auch für die auswechselbare Ausgestaltung
der Steigbügelriemenhalter. Der Steigbügelriemenhalter kann von einer Hülse umgeben
sein.
[0024] Die Verbindung zwischen Kopfeisen und Sattelbaum dient bei der Erfindung lediglich
der Fixierung des Kopfeisen. Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist das Kopfeisen
mit dem Sattelbaum daher lediglich vernietet. Dies ist konstruktiv besonders einfach.
[0025] Zusätzlich zu dem oberen Kopfeisen kann ein unteres Kopfeisen unten an der Kammerwölbung
des Sattelbaums angeordnet sein, mit oder auch ohne dabei in einen Rahmen eingebunden
zu sein.
[0026] Sattelbäume sind üblicherweise tailliert, so dass die Kammerwölbung links und rechts
jeweils einen Flügel ausbildet. Es ist bevorzugt, die Kammerwölbung zwischen den beiden
Flügeln vom Rand des Sattelbaums aus einzuschneiden. Dies kann etwa vom vorderen Rand
des Sattelbaums aus, bevorzugt mittig im Scheitelbereich, also im Bereich der größten
Krümmung der Wölbung, und entlang der Mittellinie geschehen. Solche Einschnitte erleichtern
das Verbiegen des Sattelbaums zum Einstellen der Kammerweite. Besonders vorteilhaft
sind zwei parallele Einschnitte, die sich bis maximal um die Kopfeisenbreite über
das Kopfeisen hinauserstrecken, wodurch eine ausreichende Verformbarkeit gewährleistet
ist, jedoch die Biegesteiligkeit nicht zu stark beeinträchtigt ist.
[0027] Vorzugsweise weist der Sattelbaum eine Sitzfläche auf, die einen Einschnitt mit einem
solchen Verlauf aufweist, dass eine flexible Zunge ausgebildet ist, die sich in einem
mittleren Bereich der Sitzfläche erstreckt. Weiter weist der Sattelbaum dabei vorzugsweise
ein Dämpfungselement auf, welches in Anlage an die Zunge an dem Sattelbaum befestigt
ist und die Flexibilität der Zunge dämpft.
[0028] Um den Sitzkomfort zu erhöhen kann also zur Dämpfung des Sattelsitzes eine aus der
Sitzfläche des Sattelbaums ausgeschnittene Zunge eingesetzt werden. Über die Länge
der Zunge kann bei der Herstellung die Dämpfung eingestellt werden, vgl.
DE 20 2007 006 992 U1.
[0029] Die Dämpfung lässt sich durch die Ausgestaltung der Zunge alleine nur in einem begrenzten
Umfang einstellen. Insbesondere wechselwirken die flächige Ausdehnung der Zunge und
die erzielte Dämpfung miteinander. So bedingt bei einer flexiblen Zunge nach dem Stand
der Technik eine große Zunge eine weiche Dämpfung.
[0030] Daher wird vorzugsweise ein zusätzliches Dämpfungselement eingesetzt. Dieses ist
in Anlage an die Zunge an dem Sattelbaum befestigt und kann so die Flexibilität der
Zunge dämpfen. Insbesondere können so auch großflächige Zungen mit einer straffen
Dämpfung realisiert werden.
[0031] Es ist also so möglich, die Dämpfung weitgehend frei einzustellen, so dass die Dämpfung
auf sehr einfache Weise für jede Reitperson individuell einstellbar und auch veränderbar
ist. Den individuellen Wünschen kann so ohne großen Aufwand Rechnung getragen werden.
[0032] Bei dem Dämpfungselement kann es sich etwa um eine Stahlfeder handeln, welche an
der Unterseite, also der Auflageseite, des Sattelbaums in Anlage an die Zunge befestigt
ist. Dabei kann die Stahlfeder an einer oder zwei Stellen an dem Sattelbaum befestigt
sein, etwa über eine Schraubverbindung, wie man sie auch von Skistiefeln zur Befestigung
an der Schale kennt. Ein besonders bevorzugtes Dämpfungselement, ein Gurt, wird weiter
unten vorgestellt.
[0033] Sitzt eine Reitperson in dem Sattel, so wird die Zunge nach unten gebogen, wobei
das Dämpfungselement dem Biegen der Zunge begrenzt entgegengewirkt.
[0034] Der Sattelbaum selbst kann dabei auch aus einem Metall oder einem Kunststoff, insbesondere
einem glasfaserverstärkten Kunststoff, bestehen, idealerweise aus mit 2% Glasfasern
verstärktem Polypropylen (PPH).
[0035] Der Einschnitt kann auf beliebige Weise realisiert werden, beispielsweise Ausfräsen.
Die Zunge wird in dem Sattelbaum vorzugsweise unterhalb der Sitzfläche des Sattels
in einem mittleren Bereich derselben angeordnet. Dabei ist es bevorzugt, wenn der
Einschnitt zum Ausbilden der Zunge vollständig in der Fläche des Sattelbaums angeordnet
ist, also keinen Einschnitt vom Rand her darstellt.
[0036] Die Anmelderin hat festgestellt, dass eine Anordnung der Zunge im mittleren Bereich
der Sitzfläche im wesentlichen für alle Europäer, auch geschlechtsunabhängig, passend
ist.
[0037] Vorzugsweise ist das Dämpfungselement mit zwei Befestigungen an dem Sattelbaum befestigt,
wobei die Zunge zwischen diesen Befestigungen liegt. Dabei können sich etwa beide
Befestigungen an der Unterseite des Sattelbaums befinden oder aber auch eine der Befestigungen
an der Oberseite und die andere an der Unterseite des Sattelbaums.
[0038] Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist das Dämpfungselement durch den Einschnitt
geführt, welcher vorzugsweise zwischen zumindest zwei Befestigungen des Dämpfungselements
angeordnet ist. Dabei ist eine erste der Befestigungen an der Auflageseite des Sattelbaums
und die zweite der Befestigungen an der Sitzseite des Sattelbaums angeordnet.
[0039] Ist die Zunge nach vorne ausgerichtet, so ist das Dämpfungselement idealerweise mit
der ersten Befestigung an der Auflageseite im hinteren Bereich des Sattelbaums, also
hinterzwieselseitig, befestigt, bspw. am hinteren Rand des Sattelbaums, durch den
Einschnitt geführt und mit der zweiten Befestigung an der Oberseite des Sattelbaums,
vor der Zunge, also vorderzwieselseitig, befestigt. So kann einem Biegen der Zunge
nach unten besonders gut entgegengewirkt werden.
[0040] Ist die Zunge nach hinten ausgerichtet, so ist die sattelbaumseitige Befestigung
vorzugsweise vor der Zunge und die sitzflächenseitige Befestigung vorzugsweise hinter
der Zunge angeordnet.
[0041] Vorzugsweise handelt es sich bei dem Dämpfungselement um einen, insbesondere elastischen,
Gurt. Beispielsweise einen Gurt, wie er aus der Herstellung von Polstermöbeln mit
Federkern bekannt ist, einen so genannten Polstergurt.
[0042] Alternativ kann auch, wie oben bereits erwähnt, eine Feder, insbesondere eine Stahlfeder,
bevorzugt sein.
[0043] Der Einschnitt weist vorzugsweise die Form eines, insbesondere verrundeten, "V" auf.
Die Spitze des "V" zeigt dabei vorzugsweise nach vorne; so kann das Schambein besonders
gut entlastet werden.
[0044] Die Aufgabe wird ebenfalls gelöst durch einen Sattel mit einem Sattelbaum nach der
Erfindung.
[0045] Vorzugsweise weist der Sattel eine Sitzauflage zur Abpolsterung einer Sitzfläche
auf. Die Sitzauflage wird dabei über ihre Sattelbaumseite auf den Sattelbaum aufgelegt
und verfügt über eine zur Sattelbaumseite hin offene Kammer zur Ausbildung eines Luftpolsters
unter den Gesäßknochen einer Reitperson.
[0046] Sitzauflagen für Reitsattel werden zur Abpolsterung von Reitsatteln auf den Sattelbaum
aufgebracht, üblicherweise geklebt. Der Sattelbaum ist dabei unterhalb der Sitzfläche
des Sattels üblicherweise flächig ausgestaltet. Als Material kann für solch eine Sitzauflage
beispielsweise ein Schaumstoff, etwa aus Polyurethan (PU) verwendet werden.
[0047] Die Dämpfung üblicher Sitzauflagen hängt bei gegebenem Material von der Dicke der
Auflage ab, so dass bei vorgegebener Dicke der Sitzauflage und ebenfalls vorgegebenem
Material die Dämpfung nicht angepasst werden kann.
[0048] Hier wird die Dämpfung der Sitzauflage jedoch auch durch ein Luftpolster eingestellt.
Dies ermöglicht ein Einstellen der Dämpfung bei gleicher Dicke und gleichem Material
der Auflage.
[0049] Eine entsprechende Sitzauflage wird, bspw. direkt, auf den Sattelbaum eine Sattels
aufgelegt und gegebenenfalls verklebt. Die Luft in der zur Sattelbaumseite hin offenen
Kammer wird unter Belastung, etwa durch eine aufsitzende Reitperson, zunächst komprimiert.
Ist die Kammer zumindest weitgehend dicht mit dem Sattelbaum abgeschlossen, so bildet
sich bei einer bestimmten Kompression, zumindest zeitweise, ein Gleichgewicht aus;
das Volumen des Luftpolsters ist dann zumindest weitgehend stabil. Ist die Kammer
nicht luftdicht nach außen abgeschlossen, kann natürlich Luft entweichen, bei Verminderung
der Belastung allerdings auch wieder einströmen.
[0050] Beliebige Reitsattel können mit so einer Sitzauflage besonders komfortabel ausgestaltet
werden. Insbesondere kann durch die Wahl einer passenden Kammergröße die Dämpfung
eingestellt werden.
[0051] Die genaue Geometrie des Sattelbaums oder des Sattels spielt dabei keine Rolle, solange
die Kammer durch den Sattelbaum selbst oder zusätzliches Material zwischen Sattelbaum
und Sitzauflage zumindest teilweise abgedichtet werden kann.
[0052] Vorzugsweise ist die Sitzauflage mit PU-Schaum hergestellt.
[0053] Die Form der Kammer kann dabei vergleichsweise frei gewählt werden, da die Kompression
der Luft überall in der Kammer im wesentlichen zeitgleich erfolgt.
[0054] Üblicherweise sind Sattelbäume tailliert. Die Sitzfläche des Sattels befindet sich
dabei üblicherweise zwischen der Taille und dem hinteren Rand des Sattelbaums. Entsprechend
ist es bevorzugt, die Sitzauflage so auszulegen, dass die Kammer oder die Kammern
zwischen der Taille und dem hinteren Rand des Sattelbaums, also Richtung Hinterzwiesel,
zu liegen kommen.
[0055] Bei einer Ausführungsform verfügt die Sitzauflage über zwei zur Sattelbaumseite hin
offene Kammern, die jeweils unter einem Gesäßknochen der Reitperson angeordnet sind.
[0056] Vorzugsweise sind die Zentren dieser Kammern etwa 10 cm bis 13 cm voneinander entfernt.
Die Anmelderin hat über umfangreiche Tests festgestellt, dass dieser Abstand für die
meisten Menschen europäischer Herkunft angemessen ist. Die Gesäßknochen von Frauen
sind zwar im Mittel etwa 1 cm weiter voneinander entfernt als die Gesäßknochen von
Männern, allerdings kann dies durch die Breite der Kammern leicht berücksichtigt werden.
[0057] Sitzauflagen sind üblicherweise mit Verdickungen ausgestattet, insbesondere so, dass
sich die Verdickung bzw. die Verdickungen beim vollständigen Sattel zwischen der Taille
des Sattelbaums und seinem hinteren Rand befinden. Vorzugsweise werden erfindungsgemäße
Kammern in solchen Verdickungen angeordnet.
[0058] Vorzugsweise weist jede der Kammern eine, ggf. verrundet, rechteckige Grundform auf.
Entsprechend braucht die Luftpolsterung nicht exakt auf eine bestimmte Person zugeschnitten
zu sein, da für jede der Kammern ein Spielraum in Längsrichtung und in Breitenrichtung
gegeben ist.
[0059] Vorzugsweise ist jede der Kammern zwischen 2 cm und 5 cm lang und zwischen 1 cm und
3 cm breit. Vorzugsweise ist dabei die Längsrichtung jeder der Kammern entlang der
Längsrichtung des Sattelbaums ausgerichtet.
[0060] Die Sitzauflage ist ggf. über zwischengelegtes Material, auf den Sattelbaum aufgelegt,
so dass ein Luftaustausch zwischen der Kammer oder den Kammern und deren Umgebung
durch die Auflage auf den Sattelbaum gebremst ist.
[0061] Liegt die Sitzauflage direkt auf dem Sattelbaum auf, wird der Luftaustausch durch
den Kontakt der Kammerränder mit dem Sattelbaum gebremst.
[0062] Vorzugsweise ist die Sitzauflage auf den Sattelbaum geklebt. Die Sitzauflage kann
so gut gehalten und ein Luftstrom zwischen Kammer und Umgebung unterbunden werden.
Idealerweise sind die Kammern dabei sogar luftdicht verschlossen.
[0063] Die vorangehende und die folgende Beschreibung der einzelnen Merkmale bezieht sich
sowohl auf den Sattelbaum als auch auf den Sattel, ohne dass dies im Einzelnen in
jedem Fall explizit erwähnt ist; die dabei offenbarten Einzelmerkmale können auch
in anderen als den gezeigten Kombinationen erfindungswesentlich sein.
[0064] Im Folgenden soll die Erfindung auch anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert
werden, ohne dabei die Erfindung durch die Beispiele einschränken zu wollen:
| Fig. 1 |
zeigt einen Sattelbaum von der Seite mit einer flexiblen Zunge in der Sitzfläche,
einer Kammerwölbung auf die noch ein Kopfeisen aufgesetzt werden kann und eine noch
aufzulegende Sitzauflage. |
| Fig. 2 |
zeigt den Sattelbaum aus Fig. 1 von unten. |
| Fig. 3 |
zeigt den Sattelbaum aus den Figuren 1 und 2 von oben. |
| Fig. 4 |
zeigt die Kammerwölbung eines Sattelbaums mit einem oben angeordneten Kopfeisen von
oben. |
| Fig. 5 |
zeigt die Sitzauflage aus Fig. 1 von unten. |
[0065] Für gleiche bzw. einander entsprechende Merkmale werden figurenübergreifend die gleichen
Bezugszeichen verwendet.
[0066] Fig. 1 zeigt - mit etwas Aufsicht - einen Sattelbaum 1 von der Seite. Oberhalb des
Sattelbaums 1 ist eine Sitzauflage 2 gezeigt. Sitzauflage 2 und Sattelbaum 1 liegen
dabei, bis auf ihren Abstand, so zueinander, wie in einem vollständigen Sattel (nicht
gezeigt).
[0067] Der Sattelbaum 1 besteht aus Polypropylen (PPH) mit 2% Glasfasern. Die Sitzauflage
2 besteht aus Polyurethan (PU)-Schaum.
[0068] Der Sattelbaum 1 bildet an seinem vorderen Ende, links in der Figur, eine Kammerwölbung
3 zur Aufnahme des Widerrist eines Reittieres aus. Die Kammerwölbung 3 läuft links
und rechts, von der Mittellinie des Sattelbaums in Längsrichtung aus gesehen, in jeweils
einen Flügel 4 aus.
[0069] Zwischen den Flügeln 4 sind zwei parallele Einschnitte 5 gezeigt, welche an dem vorderen
Ende des Sattelbaums beginnen und sich einige Zentimeter im wesentlichen parallel
zu der Mittellinie in den Sattelbaum 1 hinein erstrecken. Diese beiden Einschnitte
5 erleichtern ein Verformen von Kopfeisen (vgl. Fig. 2 und 4) zur Anpassung der Kammerweite.
[0070] Zwischen den Einschnitten 5 ist ein Niete 6 angeordnet zur Fixierung eines zusätzlichen
Kopfeisens (nicht gezeigt; vgl. Fig. 2) unterhalb der Kammerwölbung 3.
[0071] Im vollständigen Sattel (nicht gezeigt) ist die Sitzauflage 2 auf den Sattelbaum
1 aufgelegt, wobei zwischen der Sitzauflage 2 und dem Sattelbaum 1 auf der Kammerwölbung
3 ein Kopfeisen (vgl. Fig. 4) angebracht ist.
[0072] An die Kammerwölbung 3, links in Figur 1, schließt sich mittig ein deutlich taillierter
Bereich an. Hinter dem taillierten Bereich verbreitert sich der Sattelbaum 1 wieder
und bildet dort eine Sitzfläche. Die Gesäßknochen einer Reitperson befinden sich beim
Reiten normalerweise zwischen der Taille und der hinteren maximalen Breite des Sattelbaums
1.
[0073] In dem mittleren Bereich des Sattelbaums 1, d. h. im vorderen Bereich der Sitzfläche,
ist eine flexible Zunge 7 zur Erhöhung des Sitzkomforts gezeigt. Die Zunge 7 wird
durch eine verrundete "V"-förmige Ausfräsung in dem Sattelbaum realisiert (besser
zu erkennen in Fig. 2). Die Zunge 7 ist so angeordnet, dass die Spitze des "V" zur
Kammerwölbung weist und etwa in Höhe der Taille des Sattelbaums liegt und die breite
Seite des "V" etwa in Höhe der hinteren maximalen Breite des Sattelbaums liegt, so
dass beim Reiten das Schambein entlastet wird.
[0074] Ein elastischer Polstergurt 8 dient der Dämpfung der flexiblen Zunge 7. Der Polstergurt
8 ist zuerst oben auf dem Sattelbaum 1, vor der Zunge 7, befestigt. Weiter ist der
Polstergurt 8 durch die Ausfräsung unter die Zunge 7 geführt und auch unten am Sattelbaum
1 befestigt (vgl. Fig. 2).
[0075] An jedem der Flügel 4 ist ein Steigbügelriemenhalter 9 lösbar befestigt, hier über
eine Vernietung 11, bspw. aber auch über eine Verschraubung (nicht gezeigt). Damit
ein Steigbügelriemen (nicht gezeigt) nicht versehentlich aus dem Steigbügelriemenhalter
9 heraus rutscht, weist dieser einen Schnappverschluss 10, kurz Schnapper, auf. In
der gezeigten waagerechten Ausrichtung erlaubt der Schnapper 10 ohne weiteres ein
Einbringen eines Steigbügelriemens in den Steigbügelriemenhalter 9. Weist der Schnapper
10 nach oben, so setzt er dem Herausgleiten des Steigbügelriemens einen Widerstand
entgegen. Der Steigbügelriemenhalter 9 kann von einer Hülse (nicht gezeigt) umgeben
sein.
[0076] Fig. 2 zeigt den Sattelbaum aus Fig. 1 von unten. Der Polstergurt 8 ist durch die
"V"-förmige und vollständig in der Fläche des Sattelbaums 1 liegende Ausfräsung 20
geführt, stützt dabei die Zunge 7 von unten und ist im hinteren Bereich des Sattelbaums
1 befestigt 21.
[0077] Alternativ, ggf. sogar zusätzlich, kann eine Stahlfeder (nicht gezeigt) an der Unterseite
des Sattelbaums 1 in Anlage an die Zunge 7 befestigt sein. Dabei ist die Stahlfeder
bspw. vor und hinter der Zunge 7 befestigt. Ggf. reicht es sogar, die Stahlfeder an
nur einem Punkt zu befestigen.
[0078] Hier erkennt man auch das zusätzliche untere Kopfeisen 22 aus Stahl, welches in Verbindung
mit einem oberen Kopfeisen (vgl. Fig. 4) die Kammerwölbung 3 stützt. Das untere Kopfeisen
22 ist über eine Vernietung 6 und 23 an dem Sattelbaum 1 fixiert.
[0079] Fig. 3 zeigt den Sattelbaum 1 aus den Figuren 1 und 2 in einer Draufsicht. Hier erkennt
man gut die Anordnung der Zunge 7, und, dass der Polstergurt 8 vor der Zunge 7 befestigt
30 ist.
[0080] Fig. 4 zeigt den vorderen Teil eines weiteren Sattelbaums 1, der ebenfalls eine Kammerwölbung
3 und Flügel 4 aufweist. Ebenso wie der Sattelbaum aus den Figuren 1 bis 3 besteht
dieser Sattelbaum 1 aus PPH mit 2% Glasfasern.
[0081] Eine auf den Sattelbaum 1 aufgelegte Sitzauflage 2, es handelt sich dabei um eine
Sitzauflage 2 wie in Fig. 1 gezeigt, ist im vorderen Bereich weggeklappt, um den Blick
auf ein Kopfeisen 41 aus Stahl freizugeben. Dieses Kopfeisen 41 ist auf der Kammerwölbung
3 angeordnet und wirkt einer Spreizung derselben entgegen. Das Kopfeisen 41 verläuft
über einen großen Teil seiner Länge bandförmig quer zur Länge des Sattelbaums 1 an
der Kammerwölbung 3 entlang. An den Enden des Kopfeisens 41 ist jeweils einstückig
ein Steigbügelriemenhalter 9 mit Schnapper 10 ausgebildet. Das oben aufliegende Kopfeisen
41 ist über Nieten 42 an dem Sattelbaum 1 fixiert. Das Kopfeinsen 41 ist aus üblichem
üblichem Baustahl hergestellt und weist eine Dicke im Bereich von 1 mm bis 10 mm auf.
[0082] In Fig. 5 ist die Sitzauflage 2 aus den Figuren 1 und 4 von unten gezeigt. Zwischen
der Taille und dem hinteren Ende weist die Sitzauflage 2 zwei im wesentlichen parallele
Verdickungen 50 in Längsrichtung auf. Im vorderen Bereich dieser Verdickungen 50,
also zwischen der Taille und der maximalen Breite der Sitzauflage 2, ist in jede der
Verdickungen 50 eine nach unten offene, verrundet rechteckige Kammer 51 eingebracht.
[0083] Die Kammern 51 sind so angeordnet, dass sie bei einem vollständigen Sattel im Normalfall
unterhalb der Gesäßknochen einer Reitperson zu liegen kommen. Die Kammern sind etwa
4 cm lang und 2,5 cm breit; ihre Zentren sind etwa 12 cm voneinander beabstandet.
[0084] Die Sitzauflage 2 wird auf einen der oben gezeigten Sattelbäume 1 geklebt. Die dann
in den Kammern 51 enthaltenen Luftpolster erhöhen den Sitzkomfort.
Bezugszeichenliste
[0085]
- 1
- Sattelbaum
- 2
- Sitzauflage
- 3
- Kammerwölbung
- 4
- Flügel
- 5
- Einschnitte
- 6
- Niete
- 7
- Zunge
- 8
- Polstergurt
- 9
- Steigbügelriemenhalter
- 10
- Schnapper
- 11
- Vernietung
- 20
- Ausfräsung
- 21
- Befestigung
- 22
- Kopfeisen
- 23
- Vernietung
- 30
- Befestigung
- 41
- Kopfeisen
- 42
- Nieten
- 50
- Verdickung
- 51
- Kammern
1. Sattelbaum (1) mit einer Auflageseite zur Auflage auf den Rücken eines Reit- oder
Packtieres und einer der Auflageseite abgewandten Oberseite, ferner mit einer Kammerwölbung
(3) zur Ausbildung der Kammerweite des Sattels und einem Kopfeisen (41) zur Stabilisierung
der Kammerwölbung (3), welches quer zur Länge des Sattelbaums (1) entlang der Kammerwölbung
(3) verläuft, dadurch gekennzeichnet, dass das Kopfeisen (41) an der Oberseite angeordnet ist.
2. Sattelbaum (1) nach Anspruch 1, an dem das Kopfeisen (41) rahmenfrei befestigt ist.
3. Sattelbaum (1) nach Anspruch 1 oder 2, bei dem das Kopfeisen (41) beidseits der Kammerwölbung
(3) je einen Steigbügelriemenhalter (9) einstückig ausbildet.
4. Sattelbaum (1) nach Anspruch 1 oder 2, bei dem beidseits der Kammerwölbung (3) je
ein lösbar befestigter Steigbügelriemenhalter (9) angeordnet ist.
5. Sattelbaum (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei dem das Kopfeisen mit dem
Sattelbaum vernietet ist.
6. Sattelbaum (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei dem ein zusätzliches Kopfeisen
(22) an der Auflageseite angeordnet ist.
7. Sattelbaum (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei dem die Kammerwölbung (3)
beidseits in je einen Flügel (4) ausläuft und die Kammerwölbung (3) zwischen den Flügeln
(4) ausgehend vom Rand des Sattelbaums (1) eingeschnitten ist.
8. Sattelbaum (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche mit einer Sitzfläche, wobei
die Sitzfläche einen Einschnitt (20) mit einem solchen Verlauf aufweist, dass eine
flexible Zunge (7) ausgebildet ist, die sich in einem mittleren Bereich der Sitzfläche
erstreckt, und mit einem Dämpfungselement (8), welches in Anlage an die Zunge (7)
an dem Sattelbaum (1) befestigt ist und die Flexibilität der Zunge (7) dämpft.
9. Sattel mit einem Sattelbaum (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8.
10. Sattel nach Anspruch 9 mit einer Sitzauflage (2) zur Abpolsterung einer Sitzfläche
mit einer Sattelbaumseite zur Auflage auf den Sattelbaum (1) und einer zur Sattelbaumseite
hin offenen Kammer (51) zur Ausbildung eines Luftpolsters unter den Gesäßknochen einer
Reitperson.