[0001] Verfahren zur Umformung eines Kupfer-Rohlings durch Kaltfließpressen und Preßwerkzeug
mit zugeordnetem Schneidwerkzeug zur Durchführung des Verfahrens
[0002] Die Erfindung liegt auf dem Gebiet der Vorfertigung für gasgefüllte Überspannungsableiter
und ist bei der Ausgestaltung des Ablaufes eines Kaltfließpressvorganges und bei der
Ausgestaltung des zugehörigen Preßwerkzeuges einer einstufigen Doppeldruckpresse anzuwenden,
mit denen ein Kupfer-Rohling durch Kaltfließpressen in eine Endelektrode für einen
gasgefüllten Überspannungsableiter umgeformt wird.
[0003] Heute gebräuchliche gasgefüllte Überspannungsableiter bestehen in der einfachsten
Ausführung aus einem hohlzylindrischen Keramikisolator und zwei in die offenen Enden
des Isolators eingesetzten Endelektroden. Diese Endelektroden bestehen entweder aus
einer Eisen-Nickel-Kobalt-Legierung oder aus Kupfer und sind napfartig ausgebildet,
so daß sie einen ausgeprägten Lötflansch aufweisen. Napfartig ausgebildete Elektroden
lassen sich am einfachsten durch Fließ-Preß- oder Präge-Verfahren herstellen (
DE 28 28 650,
DE 31 00 924,
US 3,876,994).
[0004] Maschinen zur Herstellung von Fertigteilen durch Kaltfließpressen führen zur Umformung
eines Rohlings in aller Regel mehrere Preßschritte aus. Zuvor wird durch Abschneiden
von einem üblicherweise runden Stangenmaterial der Rohling gewonnen, der dann automatisch
in das eigentliche Preßwerkzeug eingesetzt wird. Der Abschneidvorgang, für den weithin
das sogenannte Kaltgenauscheren üblich ist (Drahtwelt 2-1979, Seite 54ff), ist in
die Arbeitsschritte der Presse integriert (
DE 36 35 677 A1). Die Länge des Rohlings wird dabei mittels einer Einzugseinrichtung bestimmt, die
den Draht dem Schneidwerkzeug zuführt, wobei die Einzugslänge und damit die Länge
des Rohlings mittels eines Kulissensteines einstellbar ist.
[0005] Dem Schneidwerkzeug ist ein Anschlag zugeordnet, gegen den das Drahtende gefahren
werden kann. - Das Kaltgenauscheren ist auch für die Gewinnung von Rohlingen aus Kupfer
gebräuchlich; die Mindestlänge solcher Rohlinge kann bei Stangenmaterial mit einem
Durchmesser d von 6 bis 35 mm 0,2 d betragen, wenn der zu trennende Stangenwerkstoff
zuvor durch Verdichtung im Raumdruckspannungszustand bis zur Fließgrenze gebracht
wird. - (Drahtwelt 1979). Bei sehr kleinen Preßteilen, wie es Endelektroden von gasgefüllten
Überspannungsableitern sind, müssen die Rohlinge gegebenenfalls von einem Kupferdraht
mit einem Durchmesser von etwa 4,5 mm abgeschnitten werden.
[0006] Bei der Umformung von Rohlingen zu Fertigteilen in zwei Preßschritten kommen häufig
sogenannte einstufige Doppeldruckpressen zur Anwendung, bei denen das Preßwerkzeug
aus einem ersten,in einer feststehenden Halterung angeordneten Formteil, d.h. einer
einzigen Matrize, und aus zwei weiteren dieser Matrize zugeordneten,in bewegbaren
Halterungen angeordneten Formteilen, d.h. Stempeln, und zwar einem sogenannten Vorstaucher
und einem sogenannten Fertigmacher, besteht. Wenn zur Umformung des Rohlings mehr
als zwei Preßschritte erforderlich sind, werden sogenannte Mehrstufenpressen eingesetzt,
bei denen jedem Umformschritt eine eigene Matrize und ein eigener Stempel zugeordnet
sind, wobei der umzuformende Rohling von Umformstufe zu Umformstufe transportiert
wird (Handbuch "Stauchen und Pressen", Karl Hansa-Verlag München, 1973).
[0007] Bei Gesenkschmieden, die mit einem geschlossenen Gesenk arbeiten, ist es erforderlich
und üblich, den Rohling volumengleich zum Fertigteil zu bemessen (
DE 38 05 628 A1).
[0008] Zur Herstellung von aus einer Nickel-Eisen-Kobalt-Legierung bestehenden Endelektroden
für gasgefüllte Überspannungsableiter ist es weiterhin bekannt, den Kaltfließpreßvorgang
so zu gestalten, daß die Endelektrode mit fertig geformtem Lötflansch - ein hinsichtlich
der Einhaltung seiner Abmessungen besonders kritischer Bereich - die Presse verläßt;
dies setzt einen zum Fertigteil volumengleichen Rohling voraus (Bemusterung der Patentanmelderin
mit Endelektroden durch die Firma Biegelow, USA, im März 1994).
[0009] Bei der Herstellung von napfartigen, d.h. mit einer kegeligen Kalotte versehenen
Endelektroden aus Kupfer mittels einer einstufigen Doppeldruckpresse war es bisher
nicht möglich, mit einem zum Fertigteil volumengleichen Rohling zu arbeiten. Der Lötflansch
wurde vielmehr mit Übermaß gefertigt und dieser Lötflansch in einem gesonderten Arbeitsgang
auf Fertigmaß geschnitten. - Ein solcher Schneidvorgang wäre grundsätzlich auch in
eine Mehrstufenpresse integrierbar. Das Werkzeug einer Mehrstufenpresse kann aber
auch so ausgestaltet sein, daß ein zum Fertigteil volumengleicher Rohling verarbeitbar
ist (an die Patentanmelderin gelieferte Pressen der Fa. Schumag, DE; Werkzeug der
Fa. K. Sieber GmbH & Co. KG, DE).
[0010] Bei der genannten Herstellung von napfartigen Elektroden aus Kupfer mit einer einstufigen
Doppeldruckpresse weist die Matrize einen mit einer Waffelung versehenen Gegenstempel
auf und ist mit einem Einsatz versehen, der zur Formung des eigentlichen Elektrodenkörpers
und der Außenwand der Kalotte dient (ähnlich wie bei Pressen zur Herstellung von Bundhülsen,
siehe Fachbuch "
Kaltfließpressen von Stahl und Nichteisenmetallen", Bildteil, Seite 161, Springer-Verlag,
1983 sowie "
Kaltformfibel II, Seiten 189/214, Michael Trilsch-Verlag, DRAHT-WELT, Düsseldorf,
1962). Weiterhin weisen der Vorstaucher eine Vorstauchernadel zur Vorformung des Elektrodenkörpers
sowie ein Füllstück zur Hubbegrenzung der Vorstauchernadel und der Fertigmacher einen
Einsatz mit einem Zapfen zur Formung der Kalotte und mit einer an den Zapfen angrenzenden
planen Kreisringfläche zur Formung des Lötflansches auf. Dabei halten der Vorstaucher
und der Einsatz des Fertigmachers im vorderen Totpunkt einen Abstand zur Matrize ein.
[0011] Ausgehend von einem Verfahren mit den Merkmalen des Oberbegriffes des Patentanspruches
1 und von einem Preßwerkzeug mit den Merkmalen des Oberbegriffes des Patentanspruches
2 liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die Umformung des Kupfer-Rohlinges zu
einer Endelektrode rationeller zu gestalten.
[0012] Zur Lösung dieser Aufgabe ist bezüglich des Verfahrens vorgesehen, daß ein Kupfer-Rohling
abgeschnitten wird, dessen Volumen dem Volumen der herzustellenden Endelektrode entspricht
und daß mit dem zweiten Preßschritt der herzustellenden Endelektrode ihre endgültige
Form gegeben wird; bezüglich des Preßwerkzeuges sind folgende Maßnahmen vorgesehen:
1.: Zum Zwecke der Volumengleichheit zwischen Rohling und fertiggepreßter Endelektrode
weist der Kulissenstein eine solche Länge auf, daß die Länge des abgeschnittenen Drahtstückes
kleiner als der Durchmesser des Runddrahtes ist.
2.: Die Vorstauchernadel weist eine abgerundete Kante auf und das Füllstück der Vorstauchernadel
ist derart bemessen, daß die Vorstauchernadel im eingefahrenen Zustand des Vorstauchers
aus der Vorstaucherbuchse heraus- und um etwa 0,5 mm in die Matrize hineinragt.
3.: Der Matrizeneinsatz weist eine zylindrische Bohrung auf, die den Außendurchmesser
des Lötflansches festlegt und in die zur Formung des eigentlichen Elektrodenkörpers
und der Außenwand der Kalotte eine Einsatzbüchse eingesetzt ist; dabei weist zur Formung
des Lötflansches die Stirnfläche der Einsatzbüchse von der Stirnfläche der Matrize
einen Abstand auf, der etwa 5 % kleiner als die Dicke des herzustellenden Lötflansches
ist.
[0013] Diese Ausgestaltung des Umformverfahrens und der zur Durchführung des Umformverfahrens
benötigten Werkzeuge führt zu einem Fortfall des bisherigen Arbeitsganges "Randbeschneidung"
mit dem bekannten Vorteil des geringeren Materialverbrauches. Dies wird dadurch möglich,
daß die Länge des Rohlinges allein durch die Länge des Kulissensteines bestimmt wird
und daß im ersten Preßschritt durch die Gestaltung des Vorstauchers die Kalotte der
Elektrode vorgeformt wird.
[0014] Ein Ausführungsbeispiel von wesentlichen Teilen eines gemäß der Erfindung ausgebildeten
Preßwerkzeuges ist in den Figuren 1 bis 5 dargestellt. Dabei zeigt
- Figur 1
- die Matrize des Preßwerkzeuges mit zugeordnetem Fertigmacher,
- Figur 2
- den Einsatz und die Einsatzbüchse der Matrize,
- Figur 3
- den der Matrize im ersten Preßschritt zugeordneten Vorstaucher,
- Figur 4
- den der Matrize im zweiten Preßschritt zugeordneten Fertigmacher und
- Figur 5
- eine mit dem Preßwerkzeug hergestellte Endelektrode.
[0015] Gemäß Figur 5 sollen Endelektroden 1 hergestellt werden, die im wesentlichen aus
dem eigentlichen Elektrodenkörper 2 und einem Lötflansch 3 bestehen, wobei Lötflansch
und Elektrodenkörper über eine hohlkegelartige Wand 4 miteinander verbunden sind,
die eine keglige Kalotte 5 bildet. In diese Kalotte ragt ein Schweißstutzen 6 zum
Anschweißen eines Anschlußdrahtes an die Elektrode 1 hinein.
[0016] Zur Herstellung einer solchen Endelektrode dient ein Preßwerkzeug, das gemäß den
Figuren 1 und 3 im wesentlichen aus einer ortsfest angeordneten Matrize 10 und zwei
dieser Matrize zugeordneten Stempeln 20 und 30 besteht, wobei es sich bei dem Stempel
20 um einen Vorstaucher und bei dem Stempel 30 um einen Fertigmacher handelt.
[0017] Die Matrize 10 weist eine durchgehende, abgestufte Bohrung auf, in die zunächst ein
Füllstück 17 und ein Einsatz 11 eingesetzt sind. In die Bohrung des rohrförmigen Einsatzes
11 ist eine Einsatzbüchse 14 eingesetzt, deren Stirnfläche 15 innerhalb der Bohrung
12 des Einsatzes 11 gegenüber der Stirnfläche 13 des Einsatzes 11 um einen Abstand
a zurückgesetzt ist. Dieser Abstand entspricht im Prinzip der Dicke des Elektrodenflansches
3, um in diesem Bereich den Elektrodenflansch zu formen; er ist jedoch um etwa 5 %
kleiner als die Dicke des herzustellenden Lötflansches.
[0018] Gemäß Figur 1 enthält der Fertigmacher 30 einen Einsatz 31, der das formgebende Teil
des Fertigmacher 30 bildet und der gemäß Figur 4 mit einem Zapfen 33 zur Fertigformung
der Kalotte 5 der Endelektrode versehen ist und der weiterhin angrenzend an den Zapfen
mit einer planen Kreisringfläche 32 zur Formung des Lötflansches 3 versehen ist. Der
Fertigmacher 30 wird dabei in der zugehörigen Kaltfließpreßmaschine so geführt, daß
er im vorderen Totpunkt mit seiner Kreisringfläche 32 einen Abstand b von der Stirnfläche
15 des Einsatzes 11 der Matrize 10 einhält, der etwa 5 % der Dicke des herzustellenden
Lötflansches 3 beträgt. Bei einer Dicke des Lötflansches von beispielsweise 0,48 mm
beträgt der Abstand b etwa 2/100 mm.
[0019] Zur Formung der Elektrode 1 ist in die Matrize 10 noch ein Gegenstempel 16 eingeführt,
der von einer Halterung 18 getragen ist.
[0020] Gemäß Figur 3 ist der Matrize 10 in einem ersten Preßschritt der Vorstaucher 20 zugeordnet,
der u.a. eine Buchse 21 zur Führung der Vorstauchernadel 22 aufweist und dessen Vorstauchernadel
22 im Kantenbereich 23 leicht gerundet ist. In dem Hinterraum 24 des Vorstauchers
sind eine nicht näher dargestellte Feder und ein nicht näher dargestelltes Füllstück
zur Bestimmung der Eindringtiefe der Vorstauchernadel 22 in die Matrize 10 angeordnet.
Das Füllstück ist dabei so bemessen, daß die Vorstauchernadel 22 im eingefahrenen
Zustand des Vorstauchers in die Matrize um etwa 0,5 mm hineinragt und dadurch die
Kalotte der Endelektrode vorformt.
1. Preßwerkzeug mit einem zugeordneten Schneidwerkzeug für eine einstufige Doppeldruckpresse
zur Durchführung des Verfahrens nach Patentanspruch 1,
bestehend aus einer Matrize und aus zwei dieser Matrize zugeordneten Stempeln, nämlich
einem Vorstaucher und einem Fertigmacher, wobei
- die Matrize einen mit einer Waffelung versehenen Gegenstempel aufweist und mit einem
Einsatz versehen ist, der zur Formung des eigentlichen Elektrodenkörpers und der Außenwand
der Kalotte dient,
- der Vorstaucher eine innerhalb einer Vorstaucherbuchse geführte Vorstauchernadel
zur Vorformung des Elektrodenkörpers sowie ein Füllstück zur Hubbegrenzung der Vorstauchernadel
und
- der Fertigmacher einen Einsatz mit einem Zapfen zur Formung der Kalotte und mit
einer an den Zapfen angrenzenden planen Kreisringfläche zur Formung des Lötflansches
aufweist,
- der Einsatz des Fertigmachers im vorderen Totpunkt einen Abstand zur Matrize einhält
- und das zugeordnete Schneidwerkzeug eine Einzugseinrichtung aufweist, die zur Bestimmung
der Länge des als Rohling abzuschneidenden Drahtstückes mit einem Kulissenstein versehen
ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kulissenstein eine solche Länge aufweist, daß die Länge des abgeschnittenen Drahtstückes
kleiner als der Durchmesser des Runddrahtes ist,
daß die Vorstauchernadel (22) eine abgerundete Kante (23) aufweist und das Füllstück
der Vorstauchernadel derart bemessen ist, daß die Vorstauchernadel im eingefahrenen
Zustand des Vorstauchers aus der Vorstaucherbuchse heraus- und in die Matrize um etwa
0,5 mm hineinragt,
und
daß der Matrizeneinsatz (11) eine zylindrische Bohrung (12) aufweist, die den Außendurchmesser
des Lötflansches (3) festlegt und in die zur Formung des eigentlichen Elektrodenkörpers
(2) und der Außenwand (4) der Kalotte (5) eine Einsatzbüchse (14) eingesetzt ist,
wobei zur Formung des Lötflansches die Stirnfläche (15) der Einsatzbüchse von der
Stirnfläche (13) der Matrize (10,11) einen Abstand (a) aufweist, der etwa 5% kleiner
als die Dicke des herzustellenden Lötflansches (3) ist.