(19)
(11) EP 2 161 374 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.03.2010  Patentblatt  2010/10

(21) Anmeldenummer: 08015877.7

(22) Anmeldetag:  09.09.2008
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
E01C 13/08(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MT NL NO PL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL BA MK RS

(71) Anmelder: Motech GmbH Technology & Systems
69518 Ober-Abtsteinach (DE)

(72) Erfinder:
  • Morton-Finger, Jürgen
    69469 Weinheim (DE)

(74) Vertreter: Rohmann, Michael et al
Andrejewski - Honke Patent- und Rechtsanwälte Theaterplatz 3
45127 Essen
45127 Essen (DE)

 
Bemerkungen:
Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 137(2) EPÜ.
 


(54) Kunstrasen


(57) Kunstrasen, insbesondere für Sportplätze, Gartengestaltung, Golfplätze und dergleichen mit einer Basisschicht, einer Vielzahl von Halmen und einem Dämpfungsmaterial, wobei die Halme an der Basisschicht fixiert sind. Das Dämpfungsmaterial ist zwischen den Halmen angeordnet. Die Halme bestehen größtenteils aus zumindest einem Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien, insbesondere Polyethylenterephthalat (PET) aus Abfallmaterialien und/oder Polybutylenterephthalat (PBT) aus Abfallmaterialien.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft einen Kunstrasen, insbesondere für Sportplätze, Gartengestaltung, Golfplätze und dergleichen mit einer Basisschicht, einer Vielzahl von Halmen und einem Dämpfungsmaterial. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines Kunstrasens.

[0002] Kunstrasen sind aus der Praxis grundsätzlich bekannt. Dabei hat es sich bewährt, natürlichen Grashalmen ähnliche Fasern auf einem Untergrund zu befestigen und die Zwischenräume zwischen den Fasern mit einem Dämmmaterial zu verfüllen. Beispielsweise werden geschredderte Autoreifen als Dämmmaterial verfüllt. Nachteilig bei den aus der Praxis bekannten Kunstrasen ist, dass diese über eine nicht ausreichende Resilienz verfügen bzw. sich nach einer Belastung nicht wieder oder nicht ausreichend aufrichten. Fernerhin stellen die geschredderten Autoreifen eine Umweltbelastung dar.

[0003] Daher liegt der Erfindung das technische Problem zugrunde einen Kunstrasen anzugeben, dessen Halme sich über einen langen Zeitraum zuverlässig nach einer Belastung aufrichten, der über ein hervorragendes optisches Erscheinungsbild und eine hohe Umweltverträglichkeit verfügt, der einfach herstellbar ist und dessen Herstellung kostengünstig durchführbar ist. Weiterhin liegt der Erfindung das technische Problem zugrunde ein Verfahren zur Herstellung eines Kunstrasens anzugeben.

[0004] Zur Lösung des technischen Problems lehrt die Erfindung einen Kunstrasen, insbesondere für Sportplätze, mit einer Basisschicht, einer Vielzahl von Halmen und einem Dämpfungsmaterial, wobei die Halme an der Basisschicht fixiert sind, wobei das Dämpfungsmaterial zwischen den Halmen angeordnet ist und wobei die Halme größtenteils aus zumindest einem Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien, insbesondere Polyethylenterephthalat (PET) aus Abfallmaterialien und/oder Polybutylenterephthalat (PBT) aus Abfallmaterialien, bestehen. Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass die Basisschicht eine flächige Grundschicht darstellt. Vorzugsweise wird ein Gewebe als Basisschicht eingesetzt. Zweckmäßigerweise besteht die Basisschicht aus einem Kunststoff und empfohlenermaßen aus einem Polyolefin undloder einem Polyester der Terephthalsäure, vorzugsweise aus einem Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien.

[0005] Dass die Halme größtenteils aus zumindest einem Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien bestehen, meint im Rahmen der Erfindung, dass die Halme zumindest 50 Gew.-%, vorzugsweise zumindest 60 Gew.-%, empfohlenermaßen zumindest 70 Gew.-%, bevorzugt zumindest 80 Gew.-% und gemäß einer besonders bevorzugten Ausführungsform zumindest 90 Gew.-% des Polyesters aus Abfallmaterialien enthalten. Sehr bevorzugt bestehen die Halme vollständig aus dem Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien. Es liegt insbesondere im Rahmen der Erfindung, dass der erfindungsgemäß eingesetzte Polyester aus Abfallmaterialien von gebrauchten Kunststoffflaschen und/oder Folien stammt. Zweckmäßigerweise werden die gebrauchten Kunststoffflaschen geschreddert, so dass so genannte Flakes entstehen.

[0006] Gemäß einer Ausführungsform enthalten die Halme zumindest einen Farbstoff und/oder zumindest einen UV-Stabilisator. Zweckmäßigerweise wird als Farbstoff ein anorganischer, mineralischer und/oder organischer Farbstoff eingesetzt. Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass der Farbstoff in den Halm eingearbeitet und/oder auf den Halm aufgetragen ist. Es empfiehlt sich, dass zumindest ein die UV-Strahlung abhaltendes Pigment und/oder zumindest ein die UV-Strahlung absorbierendes Additiv als UV-Stabilisator in den Halmen enthalten ist bzw. als Beschichtung auf die Halme aufgetragen ist. Der UV-Stabilisator weist zumindest eine Komponente auf, die aus der Gruppe bestehend aus "Benzotriazole, Benzophenone, aminbasierende Additive" ausgewählt ist. Nach einer Ausführungsvariante sind die Halme als Monokomponentenfasem ausgestaltet. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform bestehen die als Monokomponentenfasern ausgebildeten Halme aus PET aus Abfallmaterialien, dem Farbstoff und dem UV-Stabilisator. Grundsätzlich ist es möglich, dass das PET aus Abfallmaterialien zusätzlich Verunreinigungen, beispielsweise Farbstoffe, andere Kunststoffe oder dergleichen, aufweist.

[0007] Gemäß einer Ausführungsvariante sind die Halme als Mehrkomponentenfasern und vorzugsweise als Bikomponentenfasem ausgestaltet. Zweckmäßigerweise weisen die Mehrkomponentenfasem eine erste Kunststoffkomponente und eine zweite Kunststoffkomponente auf. Es empfiehlt sich, dass die erste Kunststoffkomponente und die zweite Kunststoffkomponente jeweils einen Teil des Querschnitts der Mehrkomponentenfasem bilden. Es ist grundsätzlich möglich, dass eine dritte Kunststoffkomponente und ggf. eine Mehrzahl bzw. Vielzahl von weiteren Kunststoffkomponenten jeweils einen Teil des Querschnitts der Mehrkomponentenfasem bilden. Zweckmäßigerweise erstrecken sich die Kunststoffkomponenten jeweils über die gesamte Länge bzw. im Wesentlichen über die gesamte Länge der Halme bzw. der Mehrkomponentenfasem. Vorzugsweise bestehen die Mehrkomponentenfasern ausschließlich aus zwei Kunststoffkomponenten bzw. sind als Bikomponentenfaser ausgestaltet.

[0008] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weisen die Mehrkomponentenfasern eine Kern-Mantel-Konfiguration auf. Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass die erste Kunststoffkomponente den Mantel und die zweite Kunststoffkomponente den Kern einer Mehrkomponentenfaser bildet. Es empfiehlt sich, dass die erste Kunststoffkomponente die zweite Kunststoffkomponente zumindest bereichsweise und vorzugsweise vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig und bevorzugt über die gesamte Länge bzw. im Wesentlichen über die gesamte Länge der Mehrkomponentenfaser umgibt. Grundsätzlich ist es auch möglich, dass die erste Kunststoffkomponente die zweite Kunststoffkomponente nur über einen Abschnitt der Länge der Mehrkomponentenfaser umgibt. Gemäß einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kunstrasens ist zwischen der ersten Kunststoffkomponente und der zweiten Kunststoffkomponente zumindest eine weitere Kunststoffkomponente angeordnet, die vorzugsweise die zweite Kunststoffkomponente vollständig umgibt und empfohlenermaßen vollständig von der ersten Kunststoffkomponente umgeben ist. Die einzelnen Kunststoffkomponenten der Mehrkomponentenfaser können grundsätzlich auch in anderen Konfigurationen, zum Beispiel Seite-an-Seite oder Island-in-the-Sea, angeordnet sein.

[0009] Es empfiehlt sich, dass die erste Kunststoffkomponente im Wesentlichen aus zumindest einem Kunststoff aus der Gruppe "jungfräuliches PET, PET aus Abfallmaterialien, jungfräuliches PBT, PBT aus Abfallmaterialien" besteht. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform besteht die erste Komponente ausschließlich aus jungfräulichem PET und/oder jungfräulichem PBT. Es ist aber auch möglich, dass die erste Komponente ausschließlich aus PET aus Abfallmaterialien oder PBT aus Abfallmaterialien besteht.

[0010] Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass die zweite Kunststoffkomponente im Wesentlichen aus PET aus Abfallmaterialien und/oder PBT aus Abfallmaterialien besteht. Es ist möglich, dass die zweite Kunststoffkomponente Verunreinigungen, wie beispielsweise Farbstoffe und/oder andere Kunststoffe und dergleichen enthält. Gemäß einer Ausführungsform besteht die zweite Kunststoffkomponente ausschließlich aus PET aus Abfallmaterialien oder PBT aus Abfallmaterialien.

[0011] Vorzugsweise ist zumindest in der ersten Kunststoffkomponente der Farbstoff und/oder der UV-Stabilisator enthalten. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist der Farbstoff und/oder der UV-Stabilisator ausschließlich in der ersten Kunststoffkomponente angeordnet, bzw. auf die erste Kunststoffkomponente aufgetragen. Mit anderen Worten enthält die zweite Kunststoffkomponente dann keinen Farbstoff und keinen UV-Stabilisator.

[0012] Gemäß einer Ausführungsform ist zwischen der ersten Kunststoffkomponente und der zweiten Kunststoffkomponente zumindest bereichsweise ein Haftvermittler angeordnet. Zweckmäßigerweise umgibt der Haftvermittler als dritte Kunststoffkomponente die zweite Kunststoffkomponente vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig über die Länge der Mehrkomponentenfaser. Empfohlenermaßen wird die dritte Kunststoffkomponente über die vollständige Länge der Mehrkomponentenfaser vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig von der ersten Kunststoffkomponente umgeben.

[0013] Vorzugsweise besteht das Dämpfungsmaterial aus Kunststofffasern, wobei die Kunststofffasern des Dämpfungsmaterials als Monokomponentenfasem oder vorzugsweise als Mehrkomponentenfasern ausgebildet sind. Gemäß einer Ausführungsform sind die Kunststofffasern des Dämpfungsmaterials texturiert bzw. gekräuselt. Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass das Dämpfungsmaterial im Wesentlichen zumindest einen Kunststoff enthält, der aus der Gruppe "jungfräuliches PET, PET aus Abfallmaterial, jungfräuliches PBT, PBT aus Abfallmaterial" ausgewählt ist. Vorzugsweise enthält das Dämpfungsmaterial zumindest einen Farbstoff und/oder zumindest einen UV-Stabilisator, wobei der Farbstoff und/oder der UV-Stabilisator in das Dämpfungsmaterial eingebracht oder auf das Dämpfungsmaterial aufgetragen sein kann.

[0014] Gemäß einer Ausführungsform sind die Kunststofffasern des Dämpfungsmaterials jeweils zumindest abschnittsweise und vorzugsweise vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig mit einem Garn umwunden bzw. gezwimt oder capriert. Zweckmäßigerweise besteht das Garn vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig aus zumindest einer Komponente aus der Gruppe "Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), jungfräulichem PET, PET aus Abfallmaterialien, jungfräulichem PBT, PBT aus Abfallmaterialien, Polyamid (PA)". Zweckmäßigerweise ist das Garn durch Extrusion als glattes bzw. im Wesentlichen glattes Garn herstellbar. Gemäß einer Ausführungsvariante werden das Garn und die Kunststofffasern des Dämpfungsmaterials unabhängig voneinander bzw. nebeneinander mit verschiedenen Tufting-Nadeln an der Basisschicht fixiert. Gemäß einer weiteren Ausführungsvariante werden das Garn und die Kunststofffasern des Dämpfungsmaterials zusammen mit einer Tufting-Nadel auf der Basisschicht befestigt. Es empfiehlt sich, dass das Dämpfungsmaterial aus texturierten Kunststofffasern besteht. Gezwimt meint im Rahmen der Erfindung, dass die Kunststofffasern des Dämpfungsmaterials jeweils mit dem Garn verdreht werden. Fernerhin meint capriert im Rahmen der Erfindung, dass die Kunststofffasern des Dämpfungsmaterials jeweils mit dem Garn umwickelt werden. Grundsätzlich ist es möglich, dass das Garn mit einer Kunststofffaser des Dämpfungsmaterials umwickelt bzw. capriert wird.

[0015] Es hat sich bewährt, dass die einzelnen Komponenten der Mehrkomponentenfasem des Dämpfungsmaterials jeweils einen Teil des Querschnitts der Mehrkomponentenfaser bilden. Zweckmäßigerweise erstrecken sich die einzelnen Komponenten vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig über die gesamte Länge der Mehrkomponentenfasem des Dämpfungsmatetials. Es empfiehlt sich, dass die Mehrkomponentenfasem eine Kern-Mantel-Konfiguration aufweisen, wobei gemäß einer bevorzugten Ausführungsform eine Mantelkomponente eine Kernkomponente vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig umgibt. Vorzugsweise ist der Farbstoff und/oder der UV-Stabilisator ausschließlich in der Mantelkomponente angeordnet bzw. auf die Mantelkomponente aufgetragen. Zweckmäßigerweise besteht die Kernkomponente größtenteils (mehr als 50 Gew.-%) und vorzugsweise vollständig aus PET aus Abfallmaterialien und/oder PBT aus Abfallmaterialien. Es empfiehlt sich, dass die Mantelkomponente größtenteils (mehr als 50 Gew.-%) aus jungfräulichem PET bzw. jungfräulichem PBT gefertigt ist.

[0016] Weiterhin lehrt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines Kunstrasens, wobei zunächst zumindest ein Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien, insbesondere Polyethylenterephthalat (PET) aus Abfallmaterialien und/ oder Polybutylenterephthalat (PBT) aus Abfallmaterialien, kristallisiert und getrocknet wird, wobei der Polyester der Terephthalsäure anschließend in einem Extruder mit zumindest einem Farbstoff und/oder zumindest einem UV-Stabilisator versetzt wird, wobei Halme des Kunstrasens als Monokomponentenfasem und vorzugsweise als Mehrkomponentenfasem extrudiert werden und wobei die Halme auf einer Basisschicht fixiert werden. Zweckmäßigerweise wird dem Extruder der Polyester aus Abfallmaterialien mittels einer Dosiervorrichtung und vorzugsweise mittels einer Dosierschnecke zugeführt. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der Polyester aus Abfallmaterialien in dem Extruder mit dem Farbstoff und/oder dem UV-Stabilisator vermischt. Als Extruder kann beispielsweise ein Einschneckenextruder, Doppelschneckenextruder. Mehrwellenextruder oder Planetenextruder eingesetzt werden.

[0017] Nach einer Ausführungsvariante werden Mehrkomponentenfasem durch den Einsatz von zumindest einem und vorzugsweise von zumindest zwei Extrudern hergestellt bzw. extrudiert. Zweckmäßigerweise weisen die Mehrkomponentenfasem zumindest einen Polyester und vorzugsweise zwei verschiedene Polyester der Terephthalsäure auf, die aus der Gruppe "jungfräuliches PET, PET aus Abfallmaterialien, jungfräuliches PBT, PBT aus Abfallmaterialien" ausgewählt sind. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht zumindest eine Komponente der Mehrkomponentenfaser größtenteils aus PET aus Abfallmaterialien und/oder PBT aus Abfallmaterialien. Vorzugsweise enthält zumindest eine Komponente und bevorzugt ausschließlich eine Komponente der Mehrkomponentenfasem den Farbstoff und/oder den UV-Stabilisator. Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass die Halme durch Tuften auf der Basisschicht fixiert werden.

[0018] Gemäß einer Ausführungsform wird die Extrusion der Mehrkomponentenfasem mit der Maßgabe durchgeführt, dass die Mehrkomponentenfasem eine Kem-Mantel-Konfiguration aufweisen und dass zumindest eine erste, den Mantel bildende Kunststoffkomponente eines Halmes den Farbstoff und/oder den UV-Stabilisator enthält. Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass eine zweite, den Kern bildende Kunststoffkomponente keinen Farbstoff und keinen UV-Stabilisator enthält. Mit anderen Worten ist lediglich bzw. ausschließlich die erste Kunststoffkomponente mit dem Farbstoff und/oder dem UV-Stabilisator versetzt bzw. beschichtet.

[0019] Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass der Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien in dem Extruder mit zumindest einem Kettenverlängerer versetzt wird. Ein Kettenverlängerer bzw. eine Kettenverlängerungssubstanz wird auch als "Chain Extender" bezeichnet. Der Kettenverlängerer bindet vorzugsweise an eine endständige funktionelle Gruppe eines ersten Moleküls des Polyesters und verbindet das erste Molekül mit einem zweiten Molekül des Polyesters. Auf diese Weise werden zwei zweckmäßigerweise verschiedene Moleküle eines Polyesters der Terephthalsäure miteinander verbunden, wodurch eine Verfängerung des polymeren Molekülgerüstes resultiert. Vorzugsweise enthält der Kettenverlängerer zumindest eine Substanz, die aus der Gruppe "Lactamderivat, Oxazolderivat, Caprolactamderivat" ausgewählt ist.

[0020] Gemäß einer Ausführungsform wird der Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien in einem Extruder getrocknet, der aus der Gruppe "Einschneckenextruder, Doppelschneckenextruder, Mehrwellenextruder, Plantenextruder" ausgewählt ist. In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Trocknung des Polyesters der Terephthalsäure in einem Mehrwellenextruder oder Planetenextruder durchgeführt. Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass der Doppelschneckenextruder unterfüttert mit der Maßgabe gefahren wird, dass die Schneckengänge lediglich zu 20 % bis 60 % und bevorzugt zu 30 % bis 50 % mit dem Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien gefüttert ist. Zweckmäßigerweise wird dem Doppelschneckenextruder der Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien mittels der Dosiervorrichtung zugeführt. Empfohlenermaßen weisen beide Extruderschnecken des Doppelschneckenextruders die gleiche Drehrichtung auf. Zweckmäßigerweise ist der Extruderinnenraum des Extruders an eine Vakuumpumpe angeschlossen, durch deren Betrieb der Druck in dem Extruderinnenraum abgesenkt wird. Empfohlenermaßen erfolgt ein Entziehen bzw. Entfernen niedermolekularer Verbindungen und Wasser aus dem Polyester der Terephthalsäure in dem Extruderinnenraum unter reduziertem Druck. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird dem Doppelschneckenextruder durch die Dosiervorrichtung der vorzugsweise kristallisierte und zweckmäßigerweise nicht vorgetrocknete Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien zugeführt.

[0021] Zweckmäßigerweise wird zwischen den Halmen auf der Basisschicht ein Dämpfungsmaterial angeordnet. Es liegt im Rahmen der Erfindung, dass das Dämpfungsmaterial aus Monokomponentenfasern und bevorzugt aus Mehrkomponentenfasem besteht. Vorzugsweise werden die Monokomponentenfasem bzw. die Mehrkomponentenfasem des Dämpfungsmaterials durch Extrusion durch eine Stauchkammer als texturierte bzw. gekräuselte Monokomponentenfasern bzw. Mehrkomponentenfasem hergestellt. Gemäß einer Ausführungsform bestehen die Monokomponentenfasem größtenteils und vorzugsweise vollständig aus dem Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien.

[0022] Es empfiehlt sich, dass die Mehrkomponentenfasern des Dämpfungsmaterials eine Kem-Mantel-Könfiguration aufweisen. Zweckmäßigerweise besteht eine Kernkomponente größtenteils und vorzugsweise vollständig aus dem Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien und ist empfohlenermaßen vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig von einer Mantelkomponente umgeben. Gemäß einer Ausführungsform besteht die Mantelkomponente im Wesentlichen aus einem jungfräulichen Polyester der Terephthalsäure. Grundsätzlich ist es möglich, dass auch die Mantelkomponente aus einem Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien gefertigt ist. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der Farbstoff und/oder der UV-Stabilisator ausschließlich in die Mantelkomponente eingebracht bzw. auf die Mantelkomponente aufgetragen.

[0023] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass der erfindungsgemäße Kunstrasen über eine überraschend hohe Belastbarkeit verfügt. Dies meint insbesondere, dass die Halme eine hohe Resilienz bzw. Elastizität aufweisen. Wird ein erfindungsgemäßer Kunstrasen häufigen Belastungen ausgesetzt, bei denen die Halme regelmäßig umgebogen werden, so richten sich die Halme regelmäßig wieder vollständig auf. Im Ergebnis verfügt der erfindungsgemäße Kunstrasen auch nach einer langen Standzeit bzw. Nutzungszeit weiterhin über ein ansprechendes bzw. optimales Erscheinungsbild. Wesentlich an der Erfindung ist auch, dass der erfindungsgemäße Kunstrasen hervorragende Dämpfungseigenschaften aufweist. Weiterhin zeichnet sich das erfindungsgemäße Dämpfungsmaterial durch eine hervorragende Hautverträglichkeit aus, wodurch das Verletzungsrisiko für beispielsweise auf dem Kunstrasen stürzende Sportler sehr gering ist. Dies wird unter anderem durch die Ausgestaltung der texturierten, das Dämpfungsmaterial bildenden Fasern erreicht. Fernerhin ist die Umweltverträglichkeit des erfindungsgemäßen Kunstrasens unkritisch.

[0024] Weiterhin liegt der Erfindung die Erkenntnis zugrunde, dass der erfindungsgemäße Kunstrasen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren aus gut verfügbaren und kostengünstigen Ausgangsmaterialien problemlos herstellbar ist. Vorteilhaft ist darüber hinaus, dass insbesondere die optische Qualität der Kernkomponenten der Mehrkomponentenfasem, die als Halme und als Dämpfungsmaterial eingesetzt werden können, keinen bzw. im Wesentlichen keinen Einfluss auf das Aussehen des Kunstrasens haben.

[0025] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung näher erläutert. Es zeigen in schematischer Darstellung:
Fig.1
eine Seitenansicht eines erfindungsgemäßen Kunstrasens,
Fig.2
eine perspektivische Ansicht eines erfindungsgemäßen Halmes und
Fig.3
eine perspektivische Ansicht einer Mehrlcomponentenfaser des Dämpfungsmaterials.


[0026] Fig. 1 zeigt eine vergrößerte Ansicht des erfindungsgemäßen Kunstrasens. Vorzugsweise und in dem Ausführungsbeispiel sind Halme 1 an einer Basisschicht 2 fixiert. In dem Ausführungsbeispiel handelt es sich bei der Basisschicht 2 um ein Gewebe. Es ist erkennbar, dass zwischen den Halmen 1 auf der Basisschicht 2 ein erfindungsgemäßes Dämpfungsmaterial 3 angeordnet ist. In Fig. 2 ist dargestellt, dass ein erfindungsgemäßer Halm 1 in dem Ausführungsbeispiel als Zweikomponentenfaser mit einer Kem-Mantel-Konfiguration ausgestaltet ist. In dem Ausführungsbeispiel besteht eine erste, den Kern 5 bildende Kunststoffkomponente aus PET aus Abfallmaterialien. Gemäß Fig. 2 besteht eine zweite, den Mantel 4 der Zweikomponentenfaser bildenden Kunststoffkomponente ebenfalls aus jungfräulichem PET. Es ist nicht dargestellt, dass die erste Kunststoffkomponente zusätzlich einen Farbstoff und einen UV-Stabilisator enthält.

[0027] In Fig. 3 ist eine Bikomponentenfaser 6 des erfindungsgemäßen Dämpfungsmaterials 3 dargestellt, die eine Kem-Mantel-Konfiguration aufweist. Vorzugsweise und in dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 3 besteht eine Kernkomponente 7 aus PET aus Abfallmaterialien, während eine Mantelkomponente 8 aus mit einem Farbstoff und einem UV-Stabilisator versetztem, jungfräulichen PET besteht. In Fig. 3 ist fernerhin erkennbar, dass die Bikomponentenfaser 6 des Dämpfungsmaterials 3 texturiert bzw. gekräuselt ist. Infolge dessen verfügt die Bikomponentenfaser 6 des Dämpfungsmaterials 3 über eine hohe Elastizität und Rückstellkräfte, so dass die über das Dämpfungsmaterial 3 hinausragenden Halme nach einem Umbiegen beispielsweise durch Betreten des Kunstrasens nach Beendigung der Belastung zuverlässig wieder aufgerichtet werden.


Ansprüche

1. Kunstrasen, insbesondere für Sportplätze, Gartengestaltung, Golfplätze und dergleichen, mit einer Basisschicht (2), einer Vielzahl von Halmen (1) und einem Dämpfungsmaterial (3),
wobei die Halme (1) an der Basisschicht (2) fixiert sind, wobei das Dämpfungsmaterial (3) zwischen den Halmen (1) angeordnet ist,
wobei die Halme (1) größtenteils aus zumindest einem Polyester der Terephthalsäure, insbesondere Polyethylenterephthalat (PET) und/oder Polybutylenterephthalat (PBT), bestehen und wobei dieser Polyester aus Abfallmaterialien stammt.
 
2. Kunstrasen nach Anspruch 1, wobei die Halme (1) zumindest einen Farbstoff und/oder zumindest einen UV-Stabilisator enthalten.
 
3. Kunstrasen nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Halme (1) als Monokomponentenfasem ausgestaltet sind.
 
4. Kunstrasen nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Halme (1) als Mehrkomponentenfasem und vorzugsweise als Bikomponentenfasern ausgestaltet sind.
 
5. Kunstrasen nach Anspruch 4, wobei die Mehrkomponentenfasem eine Kem-Mantel-Konfiguration aufweisen.
 
6. Kunstrasen nach Anspruch 5, wobei eine erste Kunststoffkomponente den Mantel (4) ausbildet und im Wesentlichen aus zumindest einem Kunststoff aus der Gruppe "jungfräuliches PET, PET aus Abfallmaterialien, jungfräuliches PBT, PBT aus Abfallmaterialien" besteht.
 
7. Kunstrasen nach einem der Ansprüche 5 oder 6, wobei eine zweite Kunststoffkomponente den Kern (5) bildet und im Wesentlichen aus PET aus Abfallmaterialien und/oder PBT aus Abfallmaterialien besteht.
 
8. Kunstrasen nach einem der Ansprüche 5 bis 7, wobei zumindest in der ersten Kunststoffkomponente der Farbstoff und/oder der UV-Stabilisator enthalten ist.
 
9. Kunstrasen nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei das Dämpfungsmaterial aus Kunststofffasern besteht und wobei die Kunststofffasern des Dämpfungsmaterials als Monokomponentenfasem und vorzugsweise als Mehrkomponentenfasern ausgebildet sind.
 
10. Kunstrasen nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei die Kunststofffasern des Dämpfungsmaterials (3) jeweils zumindest abschnittsweise und vorzugsweise vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig mit einem Garn gezwimt bzw. capriert sind und wobei das Garn vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig aus zumindest einer Komponente aus der Gruppe "Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), jungfräulichem PET, PET aus Abfallmaterialien, jungfräulichem PBT, PBT aus Abfallmaterialien" besteht.
 
11. Verfahren zur Herstellung eines Kunstrasens nach den Ansprüchen 1 bis 10, wobei zunächst zumindest ein Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien, insbesondere aus Polyethylenterephthalat (PET) aus Abfallmaterialien und/oder Polybutylenterephthalat (PBT) aus Abfallmaterialien, kristallisiert und getrocknet wird, wobei der Polyester anschließend in einem Extruder mit zumindest einem Farbstoff und/oder zumindest einem UV-Stabilisator versetzt wird, wobei Halme (1) des Kunstrasens extrudiert werden, vorzugsweise als Mehrkomponentenfasern extrudiert werden und wobei die Halme (1) auf einer Basisschicht (2) fixiert werden.
 
12. Verfahren nach Anspruch 11, wobei die Extrusion der Mehrkomponentenfasern mit der Maßgabe durchgeführt wird, dass die Mehrkomponentenfasem eine Kern-Mantel-Konfiguration aufweisen und dass zumindest eine erste, den Mantel (4) bildende Kunststoffkomponente eines Halmes (1) den Farbstoff und/oder den UV-Stabilisator enthält.
 
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 oder 12, wobei der Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien in dem Extruder mit zumindest einem Kettenverlängerer versetzt wird.
 
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 13, wobei der Polyester der Terephthalsäure aus Abfallmaterialien in einem Extruder getrocknet wird, der aus der Gruppe "Einschneckenextruder, Doppelschneckenextruder, Mehrwellenextruder, Planetenextruder" ausgewählt ist.
 
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 14, wobei zwischen den Halmen (1) auf der Basisschicht (2) ein Dämpfungsmaterial (3) angeordnet wird.
 


Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 137(2) EPÜ.


1. Verfahren zur Herstellung eines Kunstrasens, insbesondere für Sportplätze, Gartengestaltung, Golfplätze und dergleichen, mit einer Basisschicht (2), einer Vielzahl von Halmen (1) und einem Dämpfungsmaterial (3),
wobei Halme (1) erzeugt werden, die größtenteils aus Polyethylenterephthalat (PET) aus Abfallmaterialien und/oder Polybutylenterephthalat (PBT) aus Abfallmaterialien bestehen,
wobei die Halme (1) als Mehrkomponentenfasem mit Kern-Mantel-Konfiguartion mit der Maßgabe erzeugt werden, dass eine erste Kunststoffkomponente den Mantel (4) der Mehrkomponentenfasern ausbildet und im Wesentlichen aus zumindest einem Kunststoff aus der Gruppe "PET aus Abfallmaterialien, PBT aus Abfallmaterialien, jungfräuliches PET, jungfräuliches PBT" besteht
und wobei die Halme (1) an der Basisschicht (2) fixiert werden und wobei Dämpfungsmaterial (3) zwischen den Halmen (1) angeordnet wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei den Halmen (1) zumindest ein Farbstoff und/oder zumindest ein UV-Stabilisator zugesetzt wird.
 
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei die Halme (1) als Bikomponentenfasern erzeugt werden.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei eine zweite Kunststoffkomponente den Kern (5) bildet und im Wesentlichen aus PET aus Abfallmaterialien und/oder PBT aus Abfallmaterialien besteht.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, wobei zumindest in der ersten Kunststoffkomponente der Farbstoff und/oder der UV-Stabilisator enthalten ist.
 
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei das Dämpfungsmaterial aus Kunststofffasern besteht und wobei die Kunststofffasern des Dämpfungsmaterials als Monokomponentenfasern oder vorzugsweise als Mehrkomponentenfasem ausgebildet werden.
 
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die Kunststofffasern des Dämpfungsmaterials (3) jeweils zumindest abschnittsweise und vorzugsweise vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig mit einem Garn gezwirnt bzw. capriert werden und wobei das Garn vollständig bzw. im Wesentlichen vollständig aus zumindest einer Komponente aus der Gruppe "Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), jungfräulichem PET, PET aus Abfallmaterialien, jungfräulichem PBT, PBT aus Abfallmaterialien" besteht.
 
8. Verfahren zur Herstellung eines Kunstrasens mit einer Basisschicht (2) und mit Halmen (1), wobei zunächst zumindest ein Polyester in Form von Polyethylenterephthalat (PET) aus Abfallmaterialien und/oder Polybutylenterephthalat (PBT) aus Abfallmaterialien, kristallisiert und getrocknet wird, wobei der Polyester anschließend in einem Extruder mit zumindest einem Farbstoff und/oder zumindest einem UV-Stabilisator versetzt wird, wobei Halme (1) des Kunstrasens als Mehrkomponentenfasem mit Kern-Mantel-Konfiguration extrudiert werden, wobei die Extrusion mit der Maßgabe durchgeführt wird, dass zumindest eine erste, den Mantel (4) bildende Kunststoffkomponente im Wesentlichen aus dem PET aus Abfallmaterialien und/oder dem PBT aus Abfallmaterialien besteht und wobei diese Kunststoffkomponente den Farbstoff und/oder den UV-Stabilisator enthält und wobei die Halme (1) auf einer Basisschicht (2) fixiert werden.
 
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei der Polyester in dem Extruder mit zumindest einem Kettenverlängerer versetzt wird.
 
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 oder 9, wobei der Polyester in einem Extruder getrocknet wird, der aus der Gruppe "Einschneckenextruder, Doppelschneckenextruder, Mehrwellenextruder, Planetenextruder" ausgewählt ist.
 
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, wobei zwischen den Halmen (1) auf der Basisschicht (2) ein Dämpfungsmaterial (3) angeordnet wird.
 




Zeichnung







Recherchenbericht