[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern einer Pumpe und eines
Wärmeerzeugers in einem Heizungssystem, wobei die Pumpe ein vom Wärmeerzeuger erwärmtes
Fluidum in einem Heizkreis umwälzt, der mit wenigstens einem zu heizenden Raum thermisch
gekoppelt ist, wobei das Fluidum am Ausgang des Wärmeerzeugers eine Vorlauftemperatur
und am Eingang des Wärmeerzeugers eine Rücklauftemperatur aufweist und dass bei Überschreiten
einer Ausschalttemperaturschwelle der Wärmeerzeuger und die Pumpe zeitverzögert ausgeschaltet
werden.
[0002] Ein Verfahren der eingangs genannten Art ist z. B. in der
EP 0 983 473 B1 beschrieben. Bei diesem Verfahren wird die Pumpe zeitverzögert ausgeschaltet, wenn
der Brenner nicht in Betrieb ist. Die Ausschaltzeit der Pumpe ist dabei von der Zeitdauer
zwischen den letzten Brennereinschaltungen abhängig. Ein Nachteil des bekannten Verfahrens
liegt darin, dass die Steuerung der Pumpe Temperaturänderungen im Heizkreis, beispielsweise
infolge einer Vorlauftemperatursollwertänderung nicht berücksichtigt. Dadurch ist
ein energieeffizienter Betrieb der Pumpe nur bedingt möglich ist.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Verfahren zum Steuern einer Pumpe und
eines Wärmeerzeugers in einem Heizungssystem vorzuschlagen, welches auch bei im Heizkreis
auftretenden Temperaturänderungen einen energieeffizienten Betrieb der Pumpe ermöglicht.
[0004] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass die Pumpe nach dem Ausschalten des Wärmeerzeugers
während einer Nachlaufzeit eingeschaltet bleibt und dabei die Vorlauf- oder Rücklauftemperatur
gemessen wird und dass in Abhängigkeit von der gemessenen Vorlauf- oder Rücklauftemperatur
und einer für das Heizverhalten des Heizungssystem ermittelten Zeitkonstanten und
eines Masses für die Raumtemperatur eine virtuelle Temperatur berechnet wird, die
zur Steuerung der Pumpe verwendet wird und dass die Pumpe wieder eingeschaltet wird,
wenn die virtuelle Temperatur eine definierte Einschalttemperaturschwelle unterschreitet.
[0005] Damit eine richtige Messung der Vorlauf- bzw. Rücklauftemperatur gewährleistet ist,
muss zum Messzeitpunkt eine minimale Menge des Fluidums, z. B. Wasser durch den Wärmeerzeuger
strömen. Daher bleibt die Pumpe, welche für die Durchströmung des Wärmeerzeugers verantwortlich
ist, nach dem Ausschalten des Wärmeerzeugers während einer Nachlauf zeit eingeschaltet.
Die Pumpe wird so lange eingeschaltet bleiben, bis die Wärme aus dem Wärmeerzeuger
abtransportiert ist. Dies ist in der Regel nach wenigen Minuten der Fall.
[0006] Wenn die Vorlauftemperatur auf den Wert der Rücklauftemperatur gesunken ist, wird
die Rücklauftemperatur mit einer für das Heizungssystem ermittelten Zeitkonstanten
auf die Raumtemperatur des Gebäudes abfallen. Vorzugsweise wird als Maß für die Raumtemperatur
eine nach dem Ausschalten des Wärmeerzeugers gemessene Raumtemperatur oder ein Raumtemperatursollwert
oder ein Ersatzwert verwendet.
[0007] Je nach Anzahl und Art der in Betrieb befindlichen Heizkreise (Verbraucher) kann
es vorteilhaft sein, mehrere Zeitkonstanten zu verwenden. Dies ist insbesondere dann
sinnvoll, wenn das Heizungssystem, z. B. eine Fußbodenheizung mit einem trägen Heizverhalten
und eine Radiatorheizung mit einem schnellen Heizverhalten aufweist, die gleichzeitig
oder auch einzeln in Betrieb sein können.
In den genannten Fällen werden die Zeitkonstanten abhängig von den jeweils in Betrieb
befindlichen Heizkreisen allein oder in Kombination mit entsprechender Gewichtung
verwendet. Die Erfindung ermöglicht somit für alle Betriebssituationen einen energieeffizienten
Betrieb der Pumpe unter Berücksichtigung des jeweiligen Heizverhaltens des Heizungssystems.
[0008] Vorzugsweise wird die Zeitkonstante bzw. werden die Zeitkonstanten des Heizungssystems
bei jeder oder nach mehreren Pumpeneinschaltungen überprüft und entsprechend der zwischen
der gemessenen Temperatur und der virtuellen Temperatur ermittelten Differenz korrigiert.
[0009] Bei dem Wiedereinschalten der Pumpe wird die Vorlauf- bzw. Rücklauftemperatur nach
einer Testlaufzeit erneut gemessen und der Wärmeerzeuger wird eingeschaltet, wenn
die gemessene Temperatur die Einschalttemperaturschwelle unterschreitet. Die Pumpe
wird ausgeschaltet, wenn die gemessene Temperatur die Einschalttemperaturschwelle
überschreitet und dann wird die virtuelle Temperatur mit der zuletzt gemessenen Temperatur
neu berechnet. Die Pumpe wird wieder eingeschaltet, wenn die virtuelle Temperatur
die Einschalttemperaturschwelle unterschreitet.
[0010] Im Ausführungsbeispiel wird die Erfindung vorzugsweise anhand einer berechneten virtuellen
Vorlauftemperatur beschrieben. Anstelle der virtuellen Vorlauftemperatur kann aber
genauso gut eine virtuelle Rücklauftemperatur berechnet und zur Steuerung der Pumpe
verwendet werden. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn als Wärmeerzeuger eine
Wärmepumpe verwendet wird.
Im Folgenden wird die Erfindung zum besseren Verständnis nur in Verbindung mit einem
Heizungssystem beschrieben. Die Erfindung kann aber ebenso für Kühlsysteme eingesetzt
werden, wobei anstelle des Wärmeerzeugers dann ein Kälteerzeuger, z. B. ein Kühlkompressor
verwendet wird.
[0011] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Figuren beschrieben.
Es zeigen:
Figur 1 ein Heizungssystem mit einem Heizkreis;
Figur 2: ein Heizungssystem mit zwei Mischerheizkreisen;
Figur 3 ein Schaltdiagramm für die Pumpe und den Wärmeerzeuger mit der virtuellen
Vorlauftemperatur und
Figur 4 einen Verlauf der berechneten virtuellen Temperatur bei verschiedenen Zeitkonstanten
[0012] Figur 1 zeigt schematisch ein Heizungssystem, mit einem Wärmeerzeuger 1, der ein
Fluidum 2 erwärmt und einer am Eingang des Wärmeerzeugers befindlichen Pumpe 3, die
das Fluidum 2 in einem Heizkreis 4 umwälzt, wobei das Fluidum 2 am Ausgang des Wärmeerzeugers
1 eine Vorlauftemperatur Tfl und am Eingang des Wärmeerzeugers 1 eine Rücklauftemperatur
Trt aufweist.
[0013] Figur 2 zeigt schematisch ein Heizungssystem, wobei das vom Wärmeerzeuger 1 erwärmte
Fluidum 2 von der am Eingang des Wärmeerzeugers befindlichen Pumpe 3 zu zwei Mischerheizkreisen
5 und 6 transportiert wird. Der Mischerheizkreis 5 weist eine Pumpe 7 und ein Stellglied
9 auf. Der Mischerheizkreis 6 weist eine Pumpe 8 und ein Stellglied 10 auf. Die Mischerheizkreise
können verschieden oder auch gleich aufgebaut sein.
[0014] Figur 3 zeigt ein Schaltdiagramm für den Wärmeerzeuger HG und die am Eingang des
Wärmeerzeugers befindliche Pumpe Pu. Im Schaltdiagramm sind die Pumpennachlaufzeit
t_Po und die Testlaufzeit t_T dargestellt. Weiterhin ist der dazu entsprechende Verlauf
der berechneten virtuellen Temperatur Tfl_model zusammen mit dem Vorlauftemperatur-Istwert
Tfl_x, dem Vorlauftemperatursollwert Tfl_w, der Ausschalttemperaturschwelle des Wärmeerzeugers
Tfl_w+SD_aus und der Einschalttemperaturschwelle Tfl_w+SD_ein des Wärmeerzeugers dargestellt.
[0015] Der Wärmeerzeuger wird beim Überschreiten der Ausschalttemperaturschwelle Tfl_w+SD_off
ausgeschaltet. Die Pumpe bleibt noch für eine den Wärmeerzeuger typische, einstellbare
Nachlaufzeit t_Po eingeschaltet. Beispielsweise kann die Nachlaufzeit zwischen 2-10
Minuten betragen. Während der Nachlaufzeit wird z. B. die Vorlauftemperatur Tfl_x
gemessen.
[0016] Anschliessend wird die Pumpe ausgeschaltet und im Heizkreis ist keine Strömung mehr
vorhanden.
[0017] Gemäss der Erfindung erfolgt die Steuerung der Pumpe ab dem Zeitpunkt t_Po mit einer
berechneten virtuellen Vorlauftemperatur Tfl_model. Wenn die virtuelle Vorlauftemperatur
Tfl_model die Einschalttemperaturschwelle Tfl_w+SD_ein unterschreitet wird die Pumpe
eingeschaltet und nach einer Testlaufzeit t_T wird die Vorlauftemperatur gemessen
und der dadurch erhaltene Vorlauftemperatur-Istwert Tfl_x wird dann zur Steuerung
der Pumpe verwendet. Wenn der Vorlauftemperatur-Istwert Tfl_x unterhalb der berechneten
virtuellen Temperatur Tfl_model liegt, wird der Wärmeerzeuger HG eingeschaltet.
[0018] Figur 4: zeigt den Verlauf der virtuellen Vorlauftemperatur Tfl_model ausgehend vom
Zeitpunkt Trt_0, welcher z. B. der Rücklauftemperatur zum Startzeitpunkt der Berechnung
entspricht bis zum Erreichen der Raumtemperatur TR_x. Die virtuelle Vorlauftemperatur
ist für unterschiedliche Zeitkonstanten Tk1, Tk2 und Tk3 dargestellt. Die Zeitkonstanten
Tk1, Tk2 und Tk3 betragen beispielsweise 30, 50 oder 70 Minuten und sind von der Art
des Heizkreises abhängig.
1. Verfahren zum Steuern einer Pumpe und eines Wärmeerzeugers in einem Heizungssystem,
wobei die Pumpe ein vom Wärmeerzeuger erwärmtes Fluidum in einem Heizkreis umwälzt,
der mit wenigstens einem zu heizenden Raum thermisch gekoppelt ist, wobei das Fluidum
am Ausgang des Wärmeerzeugers eine Vorlauftemperatur und am Eingang des Wärmeerzeugers
eine Rücklauftemperatur aufweist und dass bei Überschreiten einer Ausschalttemperaturschwelle
der Wärmeerzeuger und die Pumpe zeitverzögert ausgeschaltet werden, dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpe nach dem Ausschalten des Wärmeerzeugers während einer Nachlaufzeit eingeschaltet
bleibt und dabei die Vorlauf- oder Rücklauftemperatur gemessen wird und dass in Abhängigkeit
von der gemessenen Vorlauf- oder Rücklauftemperatur und einer für das Heizungssystem
ermittelten Zeitkonstanten und eines Masses für die Raumtemperatur eine virtuelle
Temperatur berechnet wird, die zur Steuerung der Pumpe verwendet wird und dass die
Pumpe wieder eingeschaltet wird, wenn die virtuelle Temperatur eine definierte Einschalttemperaturschwelle
unterschreitet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei Wieder- einschalten der Pumpe die Vorlauf- oder Rücklauftemperatur erneut gemessen
wird und dass der Wärmeerzeuger eingeschaltet wird, wenn die gemessene Temperatur
die Einschalttemperaturschwelle unterschreitet.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Messung der Vorlauf- oder Rücklauftemperatur nach einer Testlaufzeit erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpe ausgeschaltet wird, wenn die gemessene Temperatur die Einschalttemperaturschwelle
überschreitet und dass die virtuelle Temperatur mit der zuletzt gemessenen Temperatur
neu berechnet wird und dass die Pumpe wiedereingeschaltet wird, wenn die virtuelle
Temperatur die Einschalttemperaturschwelle unterschreitet.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass bei jeder oder nach mehreren Pumpeneinschaltungen die Zeitkonstante des Heizungssystems
in Abhängigkeit von der zwischen der gemessenen Temperatur und der virtuellen Temperatur
ermittelten Differenz korrigiert wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass als Maß für die Raumtemperatur eine nach dem Ausschalten des Wärmeerzeugers gemessene
Raumtemperatur oder ein Raumtemperatursollwert oder ein Ersatzwert verwendet wird.