[0001] Die Erfindung betrifft einen nichtrostenden Stahl, ein aus diesem Stahl hergestelltes
kaltgewalztes Stahlflachprodukt, wie einem Stahlband oder Stahlblech, und ein Verfahren
zur Herstellung eines Stahlflachprodukts aus dem in Rede stehenden Stahl.
[0002] Ein in der Praxis vielfach bewährter nichtrostender Stahl ist unter der Bezeichnung
X5CrNi18-10 bekannt und wird unter der EN-Werkstoffnummer 1.4301 geführt. Bei diesem
Werkstoff handelt es sich um einen relativ weichen, nicht ferromagnetischen Austenit-Stahl,
aus dem beispielsweise Töpfe, Essbesteck, Spülbecken, Teile von Haushaltsgeräten,
so genannter "weißer Ware", wie Waschmaschinen, Wäschetrockner, Geschirrspülmaschinen
etc., gefertigt werden. Er enthält gemäß DIN EN 10088 neben Eisen und unvermeidbaren
Verunreinigungen typischerweise (in Gew.-%) bis zu 0,07 % C, 17,0 - 19,5 % Cr, 8,0
- 10,5 % Ni, max. 1,0 % Si, max. 2,0 % Mn, max. 0,045 % P, max. 0,015 % S und max.
0,110 % N. Der hohe Nickelanteil stellt dabei die austenitische Struktur des Stahls
sicher, welche Voraussetzung für seine gute Umformbarkeit ist. Der hohe Cr-Gehalt
gewährleistet dabei die gute Korrosionsbeständigkeit dieses Stahls.
[0003] Nachteilig an dem Stahl 1.4301 ist allerdings, dass er nur zu vergleichbar hohen
Kosten hergestellt werden kann, da für seine Legierungsbestandteile, insbesondere
die hohen Gehalte an Nickel, hohe Preise zu zahlen sind.
[0004] Aufgrund der hohen Legierungskosten des Stahls 1.4301 gibt es zahlreiche Versuche,
einen Ersatz für diesen Werkstoff zu schaffen. Übereinstimmendes Ziel dieser Bemühungen
ist es, den Nickelgehalt zu reduzieren.
[0005] Ein Beispiel für eine solche Entwicklung ist in der
EP 0 969 113 A1 beschrieben. Der aus dieser Veröffentlichung bekannte austenitische Stahl weist neben
Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen (in Gew.-%) 0,01 - 0,08 % C, 0,1 - 1 % Si,
5 - 11 % Mn, 15 - 17,5 % Cr, 1 - 4 % Ni, 1 - 4 % Cu, 0,1 - 0,3 % N, sowie näher definierte
Gehalte an Schwefel, Kalzium, Aluminium, Phosphor, Bor und Sauerstoff auf.
[0006] Ein anderes Beispiel für einen Stahl der hier behandelten Art ist aus der
JP 56 146862 bekannt. Dieser austenitische Stahl enthält (in Gew.-%) bis zu 0,03 % C, bis zu 0,5
% Si, 2,2 - 3,0 % Mn, 14 - 18 % Cr, 6 - 9 % Ni, bis zu 0,03 % N, 0,15 - 0,50 % Mo,
1 - 3 % Cu und als Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen. Dabei wird besonderer
Wert auf ein gutes Umformverhalten gelegt, welches durch das kontrollierte Einstellen
des so genannten MD30-Wertes eingestellt wird, der gemäß einer in der
JP 56 146862 angegebenen speziellen Formel berechnet wird.
[0008] In der europäischen Patentschrift
EP 1 431 408 B1 ist des Weiteren ein nichtrostender austenitischer CrNiMnCu-Stahl mit niedrigem Ni-Gehalt
mit folgender Zusammensetzung vorgeschlagen worden (in Gew.-%): 0,03 - 0,064 % C,
0,2 - 1,0 % Si, 7,5 - 10,5 % Mn, 14,0 - 16,0 % Cr, 1,0 - 5,0 % Ni, 0,04 - 0,25 % N,
1,0 - 3,5 % Cu, Spuren von Molybdän und als Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen.
Um Warmwalzfähigkeit zu erhalten, ist dabei für den δ-Ferritgehalt ("delta-Ferritgehalt")
vorgeschrieben, dass dessen nach einer in der
EP 1 431 408 B1 selbst angegebenen Formel berechneter Gehalt weniger als 8,5 % beträgt. Der derart
beschaffene Stahl zeigt vergleichbare mechanische Eigenschaften wie der bekannte Stahl
1.4301.
[0009] Auch aus der
EP 0 593 158 A1 ist ein nichtrostender, zur Gattung der hier betrachteten Stähle gehörender austenitischer
CrNiMnCuN-Stahl bekannt. Dieser Stahl weist neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen
(in Gew.-%) < 0,15 % C, < 1 % Si, 6,4 - 8,0 % Mn, 16,5 - 17,5 % Cr, 2,50 - 5,0 % Ni,
< 0,2 % N und 2,0 - 3,0 % Cu auf. Bei diesem Stahl ist eine gute Warmwalzfähigkeit,
insbesondere die Vermeidung von Kantenrissen beim Warmwalzen, bei gleichzeitig akzeptablen
mechanischen Eigenschaften und Korrosionsbeständigkeit erreicht worden. Um diese Eigenschaftskombination
sicher zu gewährleisten, wird dabei der Cr-Gehalt des Stahls jeweils so eingestellt,
dass er 17,5 Gew.-% sicher nicht überschreitet.
[0010] Aus der
EP 1 319 091 B1 ist eine Möglichkeit zur kostengerechten Herstellung eines überwiegend aus Mn-Austenit
bestehenden Stahlbands oder -blechs bekannt, das eine gegenüber dem Stand der Technik
erhöhte Festigkeit besitzt. Zu diesem Zweck wird ein Stahl erschmolzen, welcher (in
Gew.-%) mindestens die folgenden Legierungsbestandteile enthält: 15,00 - 24,00 % Cr,
5,00 - 12,00 Mn, 0,10 - 0,60 % N, 0,01 - 0,2 % C, max. 3,00 % Al und / oder Si, max.
0,07 % P, max. 0,05 % S, max. 0,5 % Nb, max. 0,5 % V, max. 3,0 % Ni, max. 5,0 % Mo,
max. 2,0 % Cu sowie als Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen. Ein solcher
Stahl wird dabei in den zwischen zwei rotierenden Rollen einer Zweirollengießmaschine
gebildeten Gießspalt zu einem Dünnband mit einer Dicke von max. 10 mm gegossen. Währenddessen
werden die Walzen oder Rollen derart stark gekühlt, dass das Dünnband im Gießspalt
mit einer Abkühlgeschwindigkeit von mindestens 200 K/s abkühlt. Das bekannte Verfahren
macht sich auf diese Weise die grundsätzlich bekannte Technik einer Bandgießanlage
zunutze, indem sie den Stahl in dem zwischen den Walzen oder Rollen beispielsweise
einer Zweirollen-Gießapparatur ("Double roller") gebildeten Gießspalt vergießt und
ihn dabei so stark abkühlt, dass es zu einer Verschiebung von einer primär ferritischen
in Richtung zu einer primär austenitschen Erstarrung kommt. Dies ermöglicht es, den
in der Schmelze gelösten Stickstoff in den Stahl zu überführen, denn der Austenit
besitzt eine hohe Löslichkeit für Stickstoff. Durch die intensive, mit hoher Kühlgeschwindigkeit
erfolgende Abkühlung ist dabei sichergestellt, dass in der erstarrenden Schmelze möglicherweise
entstehende Stickstoff-Gasblasen klein bleiben und der gegen sie gerichtete Druck
groß ist. Dies verhindert ein Ausgasen der hohen Stickstoffgehalte im Zuge der Erstarrung.
[0011] Aus der
EP 1 352 982 B1 ist schließlich ein kostengünstig herstellbarer nichtrostender Stahl bekannt, der
auch bei konventioneller Kaltumformung unempfindlich gegen die Entstehung von Spannungsrissen
ist. Bei diesem Stahl wird anstelle des üblicherweise angestrebten, einphasigen, rein
austenitischen Gefüges ein zweiphasiges Mischgefüge eingestellt, bei dem durch Zulegieren
von Si und/oder Mo und teilweise unter Absenkung des Ni-Gehaltes bzw. durch Austausch
von Ni durch Cu die Austenit- (A) und Ferrit-(F) Anteile eingestellt sind. Der Austenit
wird dabei soweit stabilisiert, dass bei der Verformung eintretende Martensitbildung
nicht mehr zu Spannungsrissen führt. In Gew.-% angegeben liegt der Chrom-Gehalt des
aus der
EP 1 352 982 B1 bekannten Stahls zwischen 16 - 20 %, der Mangan-Gehalt zwischen 6 - 12 %, der Nickel-Gehalt
ist kleiner gleich 9,05 % und der Kupfer-Gehalt liegt bei kleiner gleich 3 %. Stickstoff
ist zwischen 0,1 - 0,5 % hinzulegiert. Die Legierung ist so zusammengesetzt, dass
der t-Faktor (Verhältnis von Ferrit bildenden Elementen zu Austenit bildenden Elementen
mit jeweiligen Vorfaktoren) in einem Korridor von mehr als 1,3 bis weniger als 1,8
liegt. Gleichzeitig muss die MD30-Temperatur der Legierung eine bestimmte Bedingung
erfüllen.
[0012] Vor dem Hintergrund des voranstehend erläuterten Standes der Technik bestand die
Aufgabe der Erfindung darin, einen Stahl anzugeben, der sich auf einfache Weise kostengünstig
herstellen lässt. Darüber hinaus sollte ein Verfahren angegeben werden, mit dem sich
aus einem solchen Stahl ein Stahlband mit optimierten Eigenschaften erzeugen lässt.
Schließlich sollte auch ein kaltgewalztes, kostengünstig herstellbares nicht rostendes
Stahlflachprodukt angegeben werden, das bei guten Umformungseigenschaften eine für
ein weites Feld von Anwendungen ausreichende Festigkeit besitzt.
[0013] In Bezug auf den Stahl ist diese Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst worden, dass
dieser Stahl gemäß Anspruch 1 zusammengesetzt ist. Vorteilhafte Ausgestaltungen des
Stahls sind in den auf Anspruch 1 rückbezogenen Ansprüchen angegeben.
[0014] Die erfindungsgemäße Lösung der voranstehend genannten Aufgabe in Bezug auf das Stahlflachprodukt
ist in Anspruch 12 angegeben, wobei in Anspruch 13 eine vorteilhafte Ausgestaltung
dieses Produktes genannt ist.
[0015] Schließlich besteht die erfindungsgemäße Lösung der oben genannten Aufgabe hinsichtlich
des Verfahrens darin, dass bei der Herstellung eines Stahlflachproduktes mindestens
die in Anspruch 14 angegebenen Arbeitsschritte durchlaufen werden. Vorteilhafte Ausgestaltungen
des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den auf Anspruch 14 rückbezogenen Ansprüchen
angegeben.
[0016] Mit der Erfindung steht ein nichtrostender CrMnNiCu-Stahl mit höheren Mn- und Cu-Gehalten
sowie niedrigem Ni-Gehalt als kostengünstiger Alternativwerkstoff zum 1.4301 zu Verfügung,
der sich vorteilhaft über Bandguss zu einem Stahlflachprodukt verarbeiten lässt.
[0017] Die Legierungsbestandteile des erfindungsgemäß zusammengesetzten Stahls sind dabei
so gewählt, dass sein Gefüge im kaltgewalzten Zustand neben Austenit einen δ-Ferritgehalt
("delta-Ferritgehalt") von 5 - 15 Vol.-% besitzt. Dieser δ-Ferritgehalt ist dabei
so bemessen, dass der erfindungsgemäße Stahl als Kaltband bei guter Festigkeit eine
an den Stahl 1.4301 heranreichende Korrosionsbeständigkeit besitzt. Die mechanischen
Eigenschaften eines aus dem erfindungsgemäßen Stahl kaltgewalzten Stahlflachprodukts,
wie Streckgrenze und Zugfestigkeit, sind gegenüber dem Stahl 1.4301 zu höheren Werten
und die Bruchdehnung zu geringen A80-Werten verschoben. Die technologischen Kennwerte
zur Beurteilung der Kaltumformbarkeit, wie das Grenzziehverhältnis und die Kalottenhöhe
im Tiefungsversuch, liegen dabei im unteren Streubandbereich der für aus dem Stahl
1.4301 erzeugten Stahlbleche ermittelten Werte.
[0018] Aufgrund seiner besonderen Eigenschaftskombination eignet sich der erfindungsgemäße
Stahl folglich als Ersatz für den Stahl 1.4301 bei der Herstellung von in den Bereich
der "weißen Ware" fallenden Produkten sowie für den Einsatz in anderen Anwendungsbereichen,
bei denen Stahlbleche jeweils mit deutlichen Tiefzieh- und Streckziehanteilen zu dem
jeweiligen Produkt verformt werden.
[0019] Der erfindungsgemäße Stahl weist dazu (in Gew.-%):
| C: |
0,05 - 0,14 %, |
| Si: |
0,1 - 1,0 %, |
| Mn: |
4,0 - 12,0 %, |
| Cr: |
>17,5 - 22,0 %, |
| Ni: |
1,0 - 4,0 %, |
| Cu: |
1,0 - 3,0 %, |
| N: |
0,03 - 0,2 %, |
| P: |
max. 0,07 %, |
| S: |
max. 0,01 %, |
| Mo: |
max. 0,5 %, |
optional eines oder mehrere Elemente aus der Gruppe "Ti, Nb, B, V, Al, Ca, As, Sn,
Sb, Pb, Bi, H" mit folgender Maßgabe
| Ti: |
max. 0,02 %, |
| Nb: |
max. 0,1 %, |
| B: |
max. 0,004 %, |
| V: |
max. 0,1 %, |
| Al: |
0,001 - 0,03 %, |
| Ca: |
0,0005 - 0,003 %, |
| As: |
0,003 - 0,015 %, |
| Sn: |
0,003 - 0,01 %, |
| Pb: |
max. 0,01 %, |
| H: |
max. 0,0025 %, |
und als Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen auf.
[0020] Cr ist in erster Linie zur Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit in Gehalten von
mehr als 17,5 Gew.-% bis maximal 22,0 Gew.-% in dem erfindungsgemäßen Stahl enthalten.
Die Vorschrift, dass jeweils mehr als 17,5 Gew.-% Cr in dem erfindungsgemäßen Stahl
enthalten sein sollen, gewährleistet dabei, dass eine mit dem Stahl 1.4301 vergleichbare
Korrosionsbeständigkeit erzielt wird. Dies wird besonders sicher dann erreicht, wenn
der Cr-Gehalt mindestens 17,7 Gew.-%, insbesondere mindestens 18,0 Gew.-% beträgt.
Die durch die Erfindung erzielten Erfolge treten dabei insbesondere dann ein, wenn
der Cr-Gehalt des erfindungsgemäßen Stahls auf 20 Gew.-% beschränkt ist.
[0021] C und N sind starke Austenitbildner und erhöhen außerdem wirkungsvoll den Widerstand
gegen die Bildung von Umformmartensit bei der Verarbeitung erfindungsgemäßer Stähle.
Daher ist die Untergrenze des C-Gehaltes auf 0,05 Gew.-% und die Untergrenze für den
N-Gehalt auf 0,03 Gew.-% gesetzt worden.
[0022] Durch Einhaltung einer Obergrenze von 0,14 Gew.-% für den C-Gehalt wird die Gefahr
von Chromkarbidbildung bei einer Wärmebehandlung, z. B. beim Schweißen, und damit
einhergehender interkristalliner Korrosion vermieden.
[0023] N führt als interstitielles Element zu einer Erhöhung der Streckgrenze und ist daher
auf maximal 0,2 Gew.-% festgelegt. Um eine möglichst gute Verformbarkeit zu gewährleisten,
wird der N-Gehalt bevorzugt auf 0,12 Gew.-% beschränkt. Die Wirkung von Stickstoff
in einem erfindungsgemäßen nichtrostenden Stahl tritt demnach insbesondere dann ein,
wenn sein N-Gehalt mindestens 0,06 Gew.-%, insbesondere 0,06 - 0,10 Gew.-% beträgt.
[0024] Si unterstützt die Bildung von Ferrit. Daher ist der Si-Gehalt eines erfindungsgemäßen
Stahls auf max. 1 Gew.-%, insbesondere 0,5 Gew.-%, beschränkt, wobei die unerwünschte
Wirkung von Si insbesondere dadurch vermieden werden kann, dass der Si-Gehalt des
erfindungsgemäßen Stahls auf max. 0,4 Gew.-% beschränkt wird.
[0025] Mo wird erfindungsgemäßem Stahl nicht gezielt zulegiert, da es einerseits die Ferritbildung
unterstützt und andererseits teuer ist. Bevorzugt ist daher der Mo-Gehalt so gering
wie möglich. Insbesondere kann der Mo-Gehalt erfindungsgemäß soweit abgesenkt werden,
dass er auf unwirksame, den herstellungsbedingt unvermeidbaren Verunreinigungen zuzuordnende
Mengen beschränkt ist.
[0026] Ni wird dem erfindungsgemäßen Stahl als Austenitbildner zugegeben, wobei ein Mindestgehalt
von 1 Gew.-% erforderlich ist, um den δ-Ferritgehalt ("delta-Ferritgehalt") bei einem
erfindungsgemäßen Stahl auf max. 25 % im Warmband und gute Umformeigenschaften zu
gewährleisten, so dass der angestrebte, auf maximal 15 % beschränkte delta-Ferritgehalt
erfindungsgemäßen Kaltbands sicher eingehalten wird. Besonders sicher wird dieser
Effekt erreicht, wenn der Ni-Gehalt mindestens 1,5 Gew.-%, insbesondere mindestens
2,0 Gew.-%, beträgt.
[0027] Durch die Begrenzung des Ni-Gehalts auf höchstens 4 Gew.-% wird eine deutliche Reduktion
der Legierungsmittelkosten im Vergleich zum Stahl 1.4301 erreicht.
[0028] Durch das Hinzulegieren der Austenitbildner Mn und Cu ist die Reduktion des Ni-Gehaltes
möglich.
[0029] Kupfer hat eine ähnliche austenitstabilisierende Wirkung wie Nickel. Ein zu hoher
Kupfergehalt kann allerdings zur Bildung von kupferreichen Ausscheidungen mit erniedrigtem
Schmelzpunkt führen, die insbesondere beim Vergießen des erfindungsgemäßen Stahls
in einer Bandgießanlage zu gegossenem Band oder dem anschließend inline erfolgenden
Warmwalzen Risse verursachen könnten. Daher sieht die Erfindung für Kupfer eine Obergrenze
von 3 % vor. Um die Wirkung von Cu in dem erfindungsgemäßen Stahl zu sichern, hat
sich ein Cu-Mindestgehalt von 1,5 Gew.-%, insbesondere 2,0 Gew.-% als günstig erwiesen,
wobei sich in praktischen Versuchen Gehalte von 2,1 Gew.-% und mehr bewährt haben.
[0030] Die austenitbildende Wirkung von Mn in einem erfindungsgemäßen Stahl tritt bei Mn-Gehalten
von mindestens 4 Gew.-% ein. Aus legierungsgmitteltechnischer, ökonomischer Sicht
ist der Mn-Gehalt auf max. 12 Gew.-% beschränkt, wobei eine optimierte Wirkung des
Mangans in erfindungsgemäßem Stahl erzielt wird, wenn der Mn-Gehalt 4,0 - 10,5 Gew.-%,
insbesondere 7,5 - 10,5 Gew.-%, beträgt.
[0031] Die Gehalte an P und S sind für P auf max. 0,07 Gew.-% und für S auf max. 0,01 Gew.-%
beschränkt, um den negativen Einfluss dieser Legierungselemente auf die Verformbarkeit
eines erfindungsgemäßen Stahls weitestgehend auszuschließen.
[0032] Zur Einstellung bestimmter Eigenschaften bei einem erfindungsgemäßen Stahl können
optional Gehalte an Ti, Nb, B, V, Al, Ca, As, Sn, Pb oder H anwesend sein.
[0033] Ti-Gehalte von bis zu 0,02 Gew.-% dienen sowohl bei der Erzeugung des erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukts über den Strangguss als auch über die so genannte "Bandgussroute"
der Vermeidung von Rissen im erhaltenen Band.
[0034] Nb-Gehalte von bis zu 0,1 Gew.% wirken sich bei einer Erzeugung sowohl über Strangguss
als auch über Bandguss günstig auf die Umformbarkeit aus.
[0035] Bor kann erfindungsgemäßem Stahl in Gehalten von bis zu 0,004 Gew.-% im Fall seiner
Verarbeitung über Bandguss zugegeben werden, um der Gefahr von Rissbildung entgegenzuwirken.
Wird der Stahl im Strangguss vergossen, so trägt die Anwesenheit von B bis zu der
genannten Obergrenze zur Vermeidung von Oberflächenaufreißungen bei.
[0036] Durch die Zugabe von Al in Gehalten von 0,001 - 0,03 Gew.-% kann der Reinheitsgrad
des erfindungsgemäßen Stahls verbessert werden. Demselben Zweck dient die Anwesenheit
von Ca in Gehalten 0,0005 - 0,003 Gew.-%.
[0037] Durch Gehalte an As von 0,003 - 0,015 Gew.-%, Sn von 0,003 - 0,01 Gew.-%, Pb von
bis zu 0,01 Gew.-% und Bi von bis zu 0,01 Gew.-% kann bei der Verarbeitung eines erfindungsgemäßen
Stahls über Bandguss die Gefahr von Rissbildung minimiert werden. Im Fall der Verarbeitung
über Strangguss helfen diese Elemente in den genannten Gehaltsgrenzen, die Gefahr
des Auftretens von Oberflächenfehlern beim Warmwalzen zu vermindern.
[0038] Ein hinsichtlich der insbesondere im kaltgewalzten Zustand angestrebten Eigenschaften
optimales Verhältnis der austenit- und ferritbildenden Legierungsbestandteile ergibt
sich dann, wenn für den Faktor

gilt
t kleiner oder gleich 1,3,
wobei mit %C der C-Gehalt, %N der N-Gehalt, %Si der Si-Gehalt, %Al der Al-Gehalt,
%Mn der Mn-Gehalt, %Cr der Cr-Gehalt, %Ni der Ni-Gehalt, %Mo der Mo-Gehalt und %Cu
der Cu-Gehalt der jeweiligen Stahlzusammensetzung bezeichnet sind. Dies gilt insbesondere
dann, wenn t kleiner als 1,3 ist, wobei sich die erfindungsgemäß angestrebten Eigenschaften
dann besonders sicher einstellen, wenn t höchstens 1,2 beträgt.
[0039] Gemäß der Erfindung weist ein aus einem erfindungsgemäß zusammengesetzten Stahl kaltgewalztes
Stahlprodukt, also beispielsweise ein kaltgewalztes Stahlband oder Stahlblech, eine
Dehnung A80 von mindestens 35 % auf. Bei einem derart beschaffenen kaltgewalzten erfindungsgemäßen
Stahlflachprodukt beträgt das Grenzziehverhältnis beim Tiefziehen eines rotationssymmetrischen
Näpfchens 2,00. "Grenzziehverhältnis" meint dabei das größte aus dem Durchmesser der
Ronde, aus der das Näpfchen gezogen wird, zum Durchmesser des zum Tiefziehen des Näpfchens
eingesetzten Stempels gebildete Ziehverhältnis im Erstzug, bei dem mit einer bestimmten
Niederhalterkraft ein Napf ohne Bodenreißer oder Falten tiefgezogen werden kann. Die
Ronde wird dabei an ihrem äußeren Rand vollständig zwischen einem Ziehring und einem
Niederhalter eingespannt. Ein Stempel mit 100 mm Durchmesser dringt dann in die Ronde
ein und formt in einem Tiefziehvorgang eine Kalotte. Dieser Vorgang wird fortgesetzt,
bis das Blechmaterial reißt. Die unter diesen Umständen erzielte, rissfreie Kalottenhöhe
beträgt bei einem aus erfindungsgemäßen Stahl hergestellten Kaltband oder -blech regelmäßig
58 mm. Dementsprechend weist ein erfindungsgemäß beschaffenes Stahlflachprodukt eine
Eigenschaftskombination auf, die es in optimaler Weise für eine Umformung beispielsweise
durch Tiefziehen oder vergleichbare Operationen geeignet macht.
[0040] Die Erzeugung eines erfindungsgemäßen kaltgewalzten Stahlflachprodukts umfasst allgemein
die Arbeitsabschnitte "Erschmelzen, Behandeln und Nachbehandeln des Stahls im Stahlwerk",
"Erzeugen von gegossenem Band durch Bandguss aus dem Stahl", "Warmwalzen des gegossenen
Bandes oder der Brammen", "Vorbereiten (Glühen und Beizen/Entzundern) des Warmbandes
für das Kaltwalzen", "Kaltwalzen", "Fertigglühen des Kaltbandes" und "Endbearbeiten
(Dressieren, Streckrichten, Besäumen) des Kaltbandes". Jeder dieser Arbeitsabschnitte
kann dabei optionale Arbeitsschritte umfassen, die beispielsweise jeweils in Abhängigkeit
von der zur Verfügung stehenden Anlagentechnik und den vom Verwender (Kunden) gestellten
Anforderungen durchgeführt werden.
[0041] Zur Herstellung eines Stahlflachproduktes wird gemäß der Erfindung demnach zunächst
ein in erfindungemäßer Weise zusammengesetzter Stahl erschmolzen. Die derart zusammengesetzte
Schmelze wird dann in einer Zweirollengießmaschine zu einem gegossenen Band vergossen.
Die Erstarrung des erfindungsgemäßen Stahls erfolgt dabei aufgrund des hohen Cr-Gehaltes
und niedrigen Ni-Gehaltes primär ferritisch und dann austenitisch. Die hohen dem Bandgießen
zu Grunde liegenden Abkühlraten begünstigen den Verbleib deutlicher δ-Ferritanteile
("delta-Ferritanteile") im Warmband.
[0042] Anschließend wird das aus dem erfindungsgemäßen Stahl gegossene Band in einem kontinuierlichen
Fertigungsablauf inline auf das Bandgießen folgend warmgewalzt. Auf diese Weise wird
ein Warmband mit einer typischen Dicke von 1 bis 4 mm erzeugt. Auf dem Weg zu dem
jeweiligen Warmwalzgerüst kann das gegossene Band selbstverständlich weitere Arbeitsstationen,
wie einen Ausgleichs- oder Wiedererwärmungsofen, durchlaufen.
[0043] Die Verarbeitung des erfindungsgemäßen Stahls in einer Bandgießanlage hat den Vorteil,
dass sich die Stahlschmelze zu einem Band mit minimierter, insbesondere auf max. 4
mm, vorzugsweise max. 3,5 mm, beschränkter Dicke vergießen lässt und anschließend
Umformungen mit Umformgraden von max. 50 % erforderlich sind, um das gegossene Band
auf Enddicke zu bringen. Auf diese Weise ist es möglich, aus erfindungsgemäßem Stahl
trotz dessen Zweiphasigkeit prozesssicher ein Warmband zu fertigen, das anschließend
einer konventionellen Weiterverarbeitung zu Kaltband zugeführt werden kann.
[0044] Besonders vorteilhaft wirkt sich die erfindungsgemäße Vorgehensweise aus, wenn das
Warmwalzen in einem einzigen Warmwalzstich erfolgt. Der im Zuge des Warmwalzens erzielte
Gesamtumformgrad ε sollte dabei höchstens 50 % betragen, da sich andernfalls ein unerwünscht
feinkörniges Gefüge bildet.
[0045] Die Warmwalztemperaturen, mit denen das gegossene Band in den ersten Walzstich des
Warmwalzens einläuft, liegen dabei bevorzugt im Bereich von 1050 - 1200 °C.
[0046] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0047] In Tabelle 1 sind die chemischen Zusammensetzungen von drei unter die Erfindung fallenden
Legierungen E1 - E4 angegeben.
[0048] Zur Herstellung von entsprechend diesen Legierungen E1 - E4 zusammengesetzten Schmelzen
sind im Stahlwerk in einem Elektrolichtbogenofen legierter und unlegierter Schrott
sowie Ferrolegierungen gemeinsam eingeschmolzen worden.
[0049] Danach ist die so erhaltene Schmelze aus dem Elektrolichtbogenofen in einem AOD-Konverter
(AOD = Argon Oxygen Decarburization) weiter behandelt worden. Hauptziel dieser Behandlung
war die Reduzierung des Kohlenstoffgehaltes auf einen Zielwert durch Einblasen eines
Sauerstoff-Argon-Gemisches.
[0050] Nach der AOD-Behandlung ist die Schmelze in eine Pfanne gegossen worden. Die hohen
Qualitätsanforderungen an die Eigenschaften der erschmolzenen Stähle machten dann
eine Nachbehandlung erforderlich. Dies erfolgte in der Sekundärmetallurgie, der Pfannen-
bzw. Vakuumbehandlung von flüssigem Rohstahl. Dieser Arbeitsschritt verfolgte neben
der Homogenisierung der Schmelze sowie der Einhaltung enger Temperaturgrenzen bzw.
exakter Temperaturen in erste Linie das Ziel, niedrige Gehalte der Elemente Kohlenstoff,
Stickstoff, Wasserstoff, Phosphor sowie einiger Spurenelemente im Stahl einzustellen.
[0051] Die entsprechend behandelte Schmelze ist dann in einer konventionellen Zweirollengießmaschine
("Twin-Roller") zu einem gegossenen Band mit einer Dicke von 2,5 - 3,5 mm und anschließend
direkt in einem Stich integriert zu einem Warmband mit einer Dicke von 1,5 - 2,5 mm
warmgewalzt worden. Die Warmwalzendtemperatur betrug dabei 1100 °C, wobei für das
Warmwalzen von Warmbändern aus erfindungsgemäßen Stählen grundsätzlich Warmwalzendtemperaturen
von 1050 - 1200 °C bei Verformungsgraden von 25 - 50 % in Frage kommen. Durch die
unmittelbare Aufeinanderfolge von Bandgießen und Warmwalzen unter den genannten Bedingungen
kann die Gefahr der Entstehung von Rissen und Oberflächenfehlern vermieden werden,
die bei einer konventionellen, über einen mehrstufigen Warmwalzprozess erfolgenden
Verarbeitung der erfindungsgemäßen Stahllegierungen aufgrund der Zweiphasigkeit der
aus ihnen erzeugten Warmbänder besteht.
[0052] Zum Vergleich sind zwei unter die genormte Legierung des Stahls 1.4301 fallende Proben
4301.70, 4301.60 erschmolzen worden, von denen die Probe 4301.70 in der Zweirollengießmaschine
mit anschließendem Warmwalzen in der voranstehend für die Proben E1 - E4 beschriebenen
Weise zu Warmband mit einer Dicke von 1,9 - 2,4 mm verarbeitet worden ist, während
die Probe 4301.60 in konventioneller Weise zu Brammen stranggegossen und mehrstufig
zu 2,8 - 3,6 mm dickem Warmband verarbeitet worden ist.
[0053] Die in der voranstehend erläuterten Weise erzeugten Warmbänder sind anschließend
zum Kaltwalzen vorbereitet worden. Sie sind dazu einer Wärmebehandlung in Form einer
Glühung bei einer Temperatur unterzogen worden, die bei der Verarbeitung erfindungsgemäßer
Warmbänder typischerweise im Bereich von 1000 - 1180 °C liegt. Bei den hier erläuterten
Ausführungsbeispielen betrug sie jeweils 1050 °C.
[0054] Anschließenden sind die Warmbänder in bekannter Weise einer Entzunderung unterzogen
worden, um die Warmbandoberfläche von der darauf haftenden Oxidschicht zu befreien.
Eine solche Entzunderung umfasst üblicherweise ein mechanisches, beispielsweise mit
Hilfe eines konventionellen Zunderbrechers durchgeführtes Vorentzundern und ein Beizen,
bei dem mit einem flüssigen Beizmedium der Zunder weitestgehend vollständig von der
metallischen Oberfläche des Warmbandes entfernt wird.
[0055] Das so geglühte und sauber gebeizte so genannte "weiße" Warmband ist zu Coils aufgewickelt
und dem Kaltwalzgerüst zugeführt worden.
[0056] Das Kaltwalzen der Warmbänder auf die geforderte Enddicke von 0,8 mm ist ohne vorhergehende
Erwärmung auf einem 20-Rollen-Kaltwalzgerüst durchgeführt worden. Dieser Kaltwalzgerüst-Typ
ist in der Lage, die für die Verarbeitung von Edelstählen erforderlichen hohen Umformkräfte
aufzubringen und gewährleistet zugleich die Einhaltung der von den Kunden geforderten
Toleranzen bezüglich Oberflächenqualität und Dicke. Die im Zuge des Kaltwalzens erzielten
Verformungsgrade liegen bei erfindungsgemäßer Verarbeitung typischerweise im Bereich
von 40 - 80 %.
[0057] Das beim Kaltwalzen verfestigte Kaltband ist für die Wiederherstellung seiner für
die weitere Verarbeitung erforderlichen Umformeigenschaften bei einer Glühtemperatur
von 1140 °C rekristallisierend geglüht worden. Für die rekristallisierende Glühung
erfindungsgemäßer Stahlflachprodukte geeignete Glühtemperaturen liegen im Bereich
von 1050 - 1180 °C.
[0058] Bei den vorliegenden Ausführungsbeispielen ist die rekristallisierende Glühung auf
einer konventionellen Glüh- und Beizlinie durchgeführt worden, in der das Kaltband
zunächst in einer offenen Atmosphäre geglüht und anschließend in der Beizstrecke erneut
von dem dabei entstandenen Zunder befreit worden ist. Alternativ ist es bei besonders
hohen Anforderungen an die Oberflächenbeschaffenheit auch möglich, die Glühung unter
einer Schutzgasatmosphäre einer Blankglühlinie durchzuführen. Die metallisch glänzende
Oberfläche des Kaltbandes bleibt hierbei erhalten, ihr Glanz wird durch die abschließende
Warmebehandlung in einer Schutzgasatmosphäre verstärkt.
[0059] Zur endgültigen Einstellung der vom Kunden gewünschten mechanischen Eigenschaften,
der Planheit, der Oberflächenfeinstruktur und des Glanzes sind die wärmebehandelten
Kaltbänder schließlich einem Dressierwalzen unterzogen worden. Dazu werden üblicherweise
Zwei- oder Vier-Rollen-Dressiergerüste mit polierten Arbeitswalzen eingesetzt.
[0060] Die δ-Ferritgehalte der aus den Stählen E1 - E4, 4301.70 und 4301.60 erzeugten Warmbänder
("WB") und ihre jeweiligen mechanischen Eigenschaften Dehngrenze Rp, Zugfestigkeit
Rm und Dehnung A80 sind in Tabelle 2 aufgeführt. Genauso sind in Tabelle 2 für die
aus den Stählen E1 - E4, 4301.70 und 4301.60 in der hier erläuterten Weise erzeugten,
0,8 mm dicken Kaltbänder der delta-Ferritgehalt 8-Ferrit, die nach ASTM bewertete
Körnigkeit ihres Gefüges sowie die Dehngrenze Rp, Zugfestigkeit Rm und Dehnung A80
angegeben.
[0061] Bei den meisten der aus den erfindungsgemäßen Proben erhaltenen Kaltbänder liegen
die Werte der Dehngrenze und Zugfestigkeit über den Werten der aus den Vergleichsproben
4301.70 und 4301.60 erzeugten Kaltbänder.
[0062] Die Dehnungswerte A80 liegen für die aus den Proben E1 - E4 erzeugten Kaltbänder
zwischen 44,4 % und 48,5 % quer zur Walzrichtung, während für die Vergleichsproben
4301.70 und 4301.60 Dehnwerte A80 von 53 % und 57,6 % ermittelt werden konnten.
[0063] Der δ-Ferritanteil ("delta-Ferritanteil") des erfindungsgemäßen Stahls im Kaltband
liegt bei Gehalten zwischen 8,5 % und 13 % und damit deutlich über den für die beiden
Vergleichsproben ermittelten Werten. Die bei den erfindungsgemäßen Proben vorhandenen
deutlichen Anteile an δ-Ferrit erklären die niedrigeren Dehnungswerte. Außerdem ist
insbesondere das aus den Proben E1 - E4 erzeugte Kaltband mit ASTM-Werten von bis
zu 10 sehr feinkörnig, was als eine mögliche Ursache für das hohe Festigkeitsniveau
in Frage kommt. Zudem steigern Elemente wie Kohlen- und Stickstoff bzw. Mangan als
interstitiell bzw. substitutionell gelöste Atome (in Form eines Mischkristalls) die
Festigkeitseigenschaften.
[0064] Die zur Bewertung der Umformbarkeit geeigneten technologischen Kennwerte der aus
den Proben E1 und E4 sowie der 4301.60 erzeugten Kaltbänder sind in Tabelle 3 aufgeführt.
[0065] Die Kalottenhöhe als Kennwert für die Streckziehfähigkeit liegt bei den aus den Proben
E1 und E4 erzeugten Kaltbändern im Bereich bzw. leicht unterhalb der Werte, die aus
den beiden Vergleichsproben ermittelt werden konnten.
[0066] Auch liegt das Grenzziehverhältnis bei den aus den Proben E1 und E4 erzeugten Kaltbändern
im Bereich des Grenzziehverhältnisses der Probe 4301.60. Die erfindungsgemäßen Kaltbänder
weisen somit ein gleich gutes Tiefziehvermögen auf wie die aus dem konventionellen
Stahl 1.4301 erzeugten Proben.
[0067] Dementsprechend lassen sich aus erfindungsgemäßem Stahl Bauteile mit hohem Tiefziehanteil
und großer Ziehtiefe herstellen. Bei ihrer Verformung zeigen in erfindungsgemäßer
Weise erzeugte kaltgewalzte Stahlflachprodukte eine geringere Zipfeligkeit als Kaltbänder,
die in konventioneller Weise über Strangguss aus dem Stahl 1.4301 erzeugt worden sind.
Dies belegt ein isotroperes Fließverhalten des erfindungsgemäßen Stahls bedingt durch
eine geringere Walztextur im Kaltband. Ein solches Verhalten erweist sich bei vielen
Tiefziehprozessen als besonders günstig. Die r-Werte in Querrichtung erfindungsgemäß
erzeugter Kaltwalzprodukte liegen im Bereich des konventionell erzeugten Materials.
[0068] Das nach dem Dressierwalzen erhaltene Kaltband kann erforderlichenfalls einem Streckrichten
und Besäumen unterzogen werden. In der Regel werden diese Fertigungsschritte separat
durchgeführt. Schleiflinien können dann die Bänder erforderlichenfalls noch mit unterschiedlichen
Schliffbildern auf der Bandoberfläche versehen. Für höchste Anforderungen an die Planheit
eines Edelstahlbleches werden dressierte oder auch undressierte Kaltbänder in Bandstreckanlagen
behandelt. Eventuell vorhandene Eigenspannungen, die zur Unplanheit eines Bandes führen
können, werden so ausgeglichen.
[0069] Mit der Erfindung steht somit ein Stahl zur Verfügung, dessen Korrosionsbeständigkeit
mit der des Stahls 1.4301 vergleichbar ist. Der δ-Ferritgehalt ("delta-Ferritgehalt")
bei aus erfindungsgemäßem Stahl erzeugten Warm- und Kaltband wird dabei über die chem.
Zusammensetzung und die im Zuge des als Verarbeitungsverfahren gewählten Bandgießens
mit anschließend inline absolviertem Warmwalzen mögliche schnelle Erstarrung so eingestellt,
dass Bruchdehnungswerte deutlich oberhalb von 35 %, insbesondere oberhalb von 40 %,
erreicht werden und die technologischen Umformeigenschaften im Streubandbereich des
Werkstoffs 1.4301 liegen.
Tabelle 1
| Probe |
C |
Si |
Mn |
Cr |
Mo |
Ni |
N |
Cu |
| E1 |
0,057 |
0,15 |
7,57 |
18,01 |
0,1 |
3,06 |
0,11 |
2,22 |
| E2 |
0,06 |
0,11 |
7,6 |
18,0 |
0,1 |
3,08 |
0,09 |
2,31 |
| E3 |
0,053 |
0,11 |
7,74 |
17,92 |
0,14 |
3,9 |
0,11 |
1,61 |
| E4 |
0,09 |
0,09 |
8 |
18,24 |
0,09 |
2,15 |
0,1 |
2,32 |
| 4301.70 |
0,04 |
0,2 |
1,24 |
18,14 |
0,25 |
8,52 |
0,049 |
0,26 |
| 4301.60 |
0,04 |
0,39 |
1,24 |
18,15 |
0,25 |
8,54 |
0,049 |
0,26 |
Tabelle 2b
| |
Warmband |
Kaltband |
| robe |
δ-Ferrit [%] |
Rp [MPa] |
Rm [MPa] |
Ag [%] |
δ-Ferrit [%] |
Rp [MPa] |
Rm [MPa] |
Rp/Rm [%] |
A80 [%] |
Körnigkeit gemäß ASTM |
| E1 |
14 |
- |
- |
- |
13 |
332 |
646 |
0,51 |
47,4 |
10 |
| E2 |
14 |
336 |
651 |
43,2 |
11 |
341 |
637 |
0,54 |
44,4 |
10 |
| E3 |
12 |
334 |
657 |
46 |
8,5 |
357 |
675 |
0,53 |
48,5 |
10 |
| E4 |
13,9 |
360 |
685 |
41,6 |
11,7 |
390 |
705 |
0,55 |
41,2 |
10 |
| |
2,0 - 8,0 |
325 |
633 |
50 |
1-2 |
304 |
645 |
0,47 |
53 |
9 |
| 4301.70 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
| 4301.60 |
1,0 - 2,0 |
- |
- |
- |
0 |
285 |
624 |
0,46 |
57,6 |
8,5 |
Tabelle 3
| Probe |
Dicke [mm] |
Kalottenhöhe [mm] |
Grenzziehverhältnis |
Zipfeligkeit [mm] |
| E1 |
0,8 |
61,7 - 63,1 |
2,00 |
2,14 |
| E4 |
0,8 |
63 - 65 |
2,06 |
2,44 |
| 4301.60 |
0,8 |
63 - 67 |
2,00 - 2,06 |
3,7 - 6,5 |
1. Nichtrostender Stahl, dessen Gefüge im kaltgewalzten Zustand 5 - 15 Vol.-% δ-Ferrit
und als Rest Austenit aufweist, mit folgender Zusammensetzung (in Gew.-%):
C: 0,05 - 0,14 %,
Si: 0,1 - 1,0 %,
Mn: 4,0 - 12,0 %,
Cr: >17,5 - 22,0 %,
Ni: 1,0 - 4,0 %,
Cu: 1,0 - 3,0 %,
N: 0,03 - 0,2 %,
P: max. 0,07 %,
S: max. 0,01 %,
Mo: max. 0,5 %,
optional eines oder mehrere Elemente aus der Gruppe "Ti, Nb, B, V, Al, Ca, As, Sn,
Sb, Pb, Bi, H" mit folgender Maßgabe
Ti: max. 0,02 %,
Nb: max. 0,1 %,
B: max. 0,004 %,
V: max. 0,1 %,
Al: 0,001 - 0,03 %,
Ca: 0,0005 - 0,003 %,
As: 0,003 - 0,015 %,
Sn: 0,003 - 0,01 %,
Pb: max. 0,01 %,
Bi: max. 0,01 %,
H: max. 0,0025 %,
Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen.
2. Nichtrostender Stahl nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass für

gilt t ≤ 1,3,
wobei mit %C der C-Gehalt, %N der N-Gehalt, %Si der Si-Gehalt, %Al der Al-Gehalt,
%Mn der Mn-Gehalt, %Cr der Cr-Gehalt, %Ni der Ni-Gehalt, %Mo der Mo-Gehalt und %Cu
der Cu-Gehalt der jeweiligen Stahlzusammensetzung bezeichnet sind.
3. Nichtrostender Stahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Si-Gehalt 0,1 - 0,4 Gew.-% beträgt.
4. Nichtrostender Stahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Mn-Gehalt 4,0 - 10,5 Gew.-% beträgt.
5. Nichtrostender Stahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Cr-Gehalt max. 20,0 Gew.-% beträgt.
6. Nichtrostender Stahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Cr-Gehalt mindestens 17,7 Gew.-%, insbesondere mindestens 18,0 Gew.-%, beträgt.
7. Nichtrostender Stahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein Ni-Gehalt mindestens 1,5 Gew.-% beträgt.
8. Nichtrostender Stahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass er mindestens 1,5 Gew.-% Cu enthält.
9. Nichtrostender Stahl nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass sein Cu-Gehalt mindestens 2,0 Gew.-% beträgt.
10. Nichtrostender Stahl nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass sein N-Gehalt 0,03 - 0,10 Gew.-% beträgt.
11. Kaltgewalztes Stahlflachprodukt hergestellt aus einem gemäß einem der voranstehenden
Ansprüche zusammengesetzten Stahl.
12. Kaltgewalztes Stahlflachprodukt nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass seine Dehnung A80 mindestens 35 % beträgt.
13. Kaltgewalztes Stahlflachprodukt nach Anspruch 11oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass das Grenzziehverhältnis beim Tiefziehen eines rotationssymmetrischen Näpfchens 2,00
beträgt.
14. Verfahren zum Herstellen eines Stahlflachprodukts, wie Stahlband oder Stahlblech,
bei dem folgende Arbeitsschritte durchlaufen werden:
- Erschmelzen eines gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11 beschaffenen nichtrostenden
Stahls,
- Vergießen des erschmolzenen Stahls in einer Zweirollengießmaschine zu einem gegossenen
Band;
- inline auf das Gießen des gegossenen Bandes erfolgendes Warmwalzen des gegossenen
Bands zu einem Warmband.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Warmwalzen in einem einzigen Warmwalzstich erfolgt.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, dass der während des Warmwalzens erzielte Gesamtumformgrad ε höchstens 50 % beträgt.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass das gegossene Band mit einer im Bereich von 1050 - 1200 °C liegenden Warmwalzanfangstemperatur
in den ersten Walzstich einläuft.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass die Dicke des gegossenen Bandes höchstens 4 mm beträgt.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 14 bis 18 dadurch gekennzeichnet, dass das Warmband zu einem Kaltband kaltgewalzt wird, so dass ein gemäß einem der Ansprüche
12 bis 14 ausgebildetes Kaltband erhalten wird.