[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Kontrollieren einer Verkehrssituation, eine
Vorrichtung sowie eine Anordnung zum Kontrollieren einer Verkehrssituation, ein Computerprogramm
und ein Computerprogrammprodukt.
Stand der Technik
[0002] Immer mehr Kraftfahrzeuge werden im Frontbereich mit Abstands- und/oder Geschwindigkeitssensoren
ausgestattet, die es einer Kontrolleinrichtung eines Kraftfahrzeugs ermöglichen, einen
Abstand und/oder eine Geschwindigkeitsdifferenz zu einem vorausfahrenden Kraftfahrzeug
zu bestimmen. Dabei erfasste Sensordaten können weiterhin dazu benutzt werden, eine
Bremsung oder eine Beschleunigung des Kraftfahrzeugs derart zu regeln, dass eine Kollision
mit dem vorausfahrenden Kraftfahrzeug vermieden wird.
[0003] Ein Verfahren und ein System zur Warnung vor einer Gefahr sind aus der Druckschrift
GB 2 431 761 B bekannt. Darin ist unter anderem beschrieben, dass für den Fall, dass ein Kraftfahrzeug
im Straßenverkehr eine Gefahrensituation registriert, dieses Kraftfahrzeug andere
Kraftfahrzeuge dadurch über diese Gefahrensituation informiert, indem es den anderen
Kraftfahrzeugen ein entsprechendes Warnsignal übermittelt. Dabei kann ein derartiger
Warnhinweis fahrtrichtungsabhängig übermittelt werden. Die bedeutet, dass ein Kraftfahrzeug
nach einer Vorbeifahrt an einer Gefahrenstelle entgegenkommende Kraftfahrzeuge, die
auf diese Gefahrenstelle zusteuern, warnt.
[0004] Aus der Druckschrift
US 2003/0141966 A1 ist ein Warnsystem zur Warnung vor einer Heckkollision bekannt. In einer Verkehrssituation
fährt ein sogenanntes Zielfahrzeug einem sich diesem Zielfahrzeug nähernden Fahrzeug
voraus. Dabei ist vorgesehen, dass das sich nähernde Fahrzeug eine Sendeanlage und
das Zielfahrzeug eine Anzeigeeinrichtung aufweist. Diese Anzeigeeinrichtung kann von
der Sendeanlage des sich nähernden Fahrzeugs Signale empfangen. Falls die empfangenen
Signale einen bestimmten Wert überschreiten, wird dem sich nähernden Fahrzeug ausgehend
von dem Zielfahrzeug eine entsprechende Warnung bereitgestellt.
Offenbarung der Erfindung
[0005] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Kontrollieren einer Verkehrssituation, an
der eine Anzahl Fahrzeuge beteiligt ist. Die vorliegende Verkehrssituation wird von
Sensoren, die in den Fahrzeugen angeordnet sind, erfasst, wobei zu dieser Verkehrssituation
Daten bzw. Sensordaten ermittelt werden. Die zu der erfassten Verkehrssituation ermittelten
Daten werden zwischen den Fahrzeugen ausgetauscht, so dass für die an der Verkehrssituation
beteiligten Fahrzeuge gemeinsame Daten über die Verkehrssituation vorliegen und somit
bereitgestellt werden. Weiterhin werden die Trajektorien der Fahrzeuge unter Berücksichtigung
der gemeinsamen Daten geregelt.
[0006] Üblicherweise kann jedes Fahrzeug eigene, interne Sensordaten, die von eigenen Sensoren
in dem Fahrzeug bereitgestellt werden, für eine vorausschauende Planung der Verkehrssituation
verwenden. Im Rahmen des Verfahrens werden die internen Sensordaten auch an weitere
Fahrzeuge übermittelt, so dass weitere Fahrzeuge die Sensordaten anderer Fahrzeuge
zum Erfassen der Verkehrssituation zuzüglich zu eigenen internen Sensordaten verwenden
können. Somit ergibt sich für die Fahrzeuge die Möglichkeit, eine Weiterentwicklung
der Verkehrssituation kooperativ zu regeln und somit zu planen.
[0007] Als Sensordaten können von den Fahrzeugen u. a. Daten zu eigenen kinematischen Größen,
d. h. zu einem eigenen Ort bzw. einer eigenen Position, einer eigenen Geschwindigkeit
und/oder einer eigenen Beschleunigung ermittelt und zur Umsetzung des Verfahrens an
andere Fahrzeuge übermittelt werden. Aus diesen übermittelten, externen Sensordaten
können dann von den beteiligten Fahrzeugen bspw. durch Vergleich von internen und
externen Sensordaten Abstände zwischen Fahrzeugen und/oder Relativgeschwindigkeiten
berechnet werden.
[0008] Dies umfasst unter anderem die Maßnahme, dass die Trajektorien und somit Ortskurven
der Fahrzeuge zeitlich geregelt werden. Dies bedeutet üblicherweise, dass kinematische
Größen der Fahrzeuge, wie Ort, Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung geregelt werden.
Weiterhin können auch Fahrtrichtungen der Fahrzeuge geregelt werden. Hierbei kann
die Trajektorie und somit unter anderem die Geschwindigkeit für jeweils ein Fahrzeug
von einer Kontrolleinrichtung, die in dem Fahrzeug angeordnet ist, geregelt werden.
Es ist jedoch auch möglich, die Trajektorien und somit Geschwindigkeiten aller an
der Verkehrssituation beteiligter Fahrzeuge gemeinsam zu regeln, so dass sich die
Fahrzeuge, typischerweise die Kontrolleinrichtungen der Fahrzeuge, gemeinsam über
Trajektorien und somit mögliche Weiterfahrten im Rahmen der Verkehrssituation abstimmen.
[0009] Eine Regelung mindestens einer Trajektorie von mindestens einem Fahrzeug umfasst
in Ausgestaltung auch die Regelung eines Abstands zwischen dem mindestens einen Fahrzeug
und mindestens einer Einrichtung, die üblicherweise aktiv oder passiv in die Verkehrssituation
eingebunden ist. Bei der mindestens einen Einrichtung kann es sich um mindestens ein
weiteres Fahrzeug, einen weiteren Verkehrsteilnehmer oder mindestens eine fest installierte
Infrastruktureinrichtung handeln. Diese mindestens eine Einrichtung kann im Rahmen
der Verkehrssituation für das mindestens eine Fahrzeug die Bedeutung eines Hindernisses
haben. Bei Regelung eines Abstands kann eine Kollision des mindestens einen Fahrzeugs
mit der mindestens einen Einrichtung verhindert oder die Folgen gemindert werden.
Hierzu können im Rahmen des Verfahrens Kontroll- und somit Regelungs- und/oder Steuerungsmechanismen
vorgesehen sein, die als Bedingung derart eingestellt werden können, dass der mindestens
eine Abstand in einer zeitlichen Weiterentwicklung der Verkehrssituation größer als
null ist.
[0010] Falls beispielsweise mehrere Fahrzeuge hintereinander fahren und ein erstes, vorausfahrendes
Fahrzeug aufgrund eines Hindernisses bremsen muss, werden bei einer Variante des Verfahrens
die Daten zwischen allen Fahrzeugen ausgetauscht. Dies bedeutet, dass jedem der beteiligten
Fahrzeuge aktuelle Werte der kinematischen Größen, d. h. der Abstände zwischen den
einzelnen Fahrzeugen sowie der Geschwindigkeiten der Fahrzeuge, bekannt sind. Auf
Grundlage dieser Kenntnis können die Fahrzeuge, typischerweise bei sich fortsetzendem
Austausch der Daten, ihre Trajektorien und somit Weiterfahrten derart regeln, dass
zwischen den Fahrzeugen hinreichend große Abstände vorhanden sind.
[0011] In Ausgestaltung können die gemeinsamen Sensordaten verwendet werden, die von jeweils
einem Fahrzeug bei einer Überwachung eines Bereichs vor dem Fahrzeug und/oder eines
Bereichs hinter dem Fahrzeug bereitgestellt werden. Es ist auch möglich, dass zusätzlich
gemeinsame Daten von einer Infrastruktureinrichtung, die im Bereich einer Fahrbahn
installiert ist, bereitgestellt werden.
[0012] Das Verfahren kann unter anderem zur Vermeidung einer Kollision zwischen Fahrzeugen
und/oder Verkehrsteilnehmern in einer als Notsituation ausgebildeten Verkehrssituation
durchgeführt werden. Üblicherweise kann mit dem Verfahren zumindest erreicht werden,
dass bei einer sich anbahnenden Notsituation ein minimaler Schaden entsteht. Falls
eine Kollision und somit ein Unfall nicht vermieden werden kann, kann durch gemeinschaftliche
Regelung der Trajektorien der beteiligten Fahrzeuge gegebenenfalls erreicht werden,
dass ein Gesamtschaden minimal ist. Demnach können die Trajektorien unter Minimierung
eines zu erwartenden Schadens geregelt werden.
[0013] Falls eine Kolonne mehrerer Fahrzeuge auf ein Hindernis, dem nicht ausgewichen werden
kann, zufährt, kann bei kooperativer Regelung der Trajektorien ein Bremsweg zwischen
den Fahrzeugen aufgeteilt werden, so dass nach Durchführung der Bremsungen zwischen
den Fahrzeugen noch ausreichende Abstände vorhanden sind. Hierzu kann bspw. vorgesehen
sein, dass jedes Fahrzeug Sensordaten zur eigenen Position erfasst und an andere Fahrzeuge
weitergibt. Bereits aus diesen Sensordaten, die Auskunft über die Positionen aller
Fahrzeuge geben, können als gemeinsame Daten laufend Abstände zwischen den Fahrzeugen
und Relativgeschwindigkeiten der Fahrzeuge ermittelt werden, so dass durch geeignetes
Beschleunigen oder Bremsen einiger Fahrzeuge noch ausreichende Abstände vorhanden
sind.
[0014] Sensoren zur Abstands- und Relativgeschwindigkeitsbestimmung sind jedoch nicht zwingend
erforderlich. Die benötigten Daten können aus den kommunizierten Sensordaten zu Positionen
und Geschwindigkeiten der anderen Fahrzeuge abgeleitet werden. Die Sensordaten können
auch Ortungsdaten umfassen. Abstandsdaten müssen im Rahmen des Verfahrens nicht zwangsläufig
ausgetauscht werden.
[0015] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Vorrichtung zum Kontrollieren einer Verkehrssituation,
an der die Anzahl Fahrzeuge beteiligt ist, wobei die Vorrichtung mindestens einen
Sensor bzw. mindestens eine Sensorik, mindestens ein Kommunikationsmodul und mindestens
eine Kontrolleinrichtung umfasst, wobei der mindestens eine Sensor dazu ausgebildet
ist, die Verkehrssituation zu erfassen, und das mindestens eine Kommunikationsmodul
dazu ausgebildet ist, Daten zu der erfassten Verkehrssituation zwischen den Fahrzeugen
auszutauschen, so dass den Fahrzeugen gemeinsame Daten über die Verkehrssituation
bereitgestellt werden. Dabei ist die mindestens eine Kontrolleinrichtung dazu ausgebildet,
für mindestens eines der Fahrzeuge eine Trajektorie unter Berücksichtigung der gemeinsamen
Daten zu regeln.
[0016] Diese Vorrichtung ist typischerweise zu Anordnung in einem Fahrzeug ausgebildet.
Dies bedeutet, dass zur Realisierung der Vorrichtung in diesem Fahrzeug der mindestens
eine Sensor, das mindestens eine Kommunikationsmodul und die mindestens eine Kontrolleinrichtung
angeordnet sind.
[0017] Die Erfindung betrifft weiterhin eine Anordnung zum Kontrollieren einer Verkehrssituation,
an der eine Anzahl Fahrzeuge beteiligt ist. Diese Anordnung umfasst mindestens einen
Sensor, mindestens ein Kommunikationsmodul und mindestens eine Kontrolleinrichtung,
die in mindestens einer Einrichtung angeordnet sind. Dabei ist der mindestens eine
Sensor dazu ausgebildet, die Verkehrssituation zu erfassen. Das mindestens eine Kommunikationsmodul
ist dazu ausgebildet, anderen Fahrzeugen Daten zu der erfassten Verkehrssituation
bereitzustellen sowie Daten anderer Fahrzeuge zu empfangen, so dass über mehrere Kommunikationsmodule
Daten zu der erfassten Verkehrssituation ausgetauscht werden. Daraus ergibt sich,
dass den beteiligten Fahrzeugen gemeinsame Daten über die Verkehrssituation bereitgestellt
werden. Die mindestens eine Kontrolleinrichtung ist dazu ausgebildet, für mindestens
eines der Fahrzeuge eine Trajektorie unter Berücksichtigung der gemeinsamen Daten
aller beteiligten bzw. eingebundenen Fahrzeuge zu regeln.
[0018] Die mindestens eine Einrichtung, in der mindestens eine Komponente der Anordnung,
d. h. der mindestens eine Sensor, das mindestens eine Kommunikationsmodul und die
mindestens eine Kontrolleinrichtung, angeordnet ist, kann als Fahrzeug oder Infrastruktureinrichtung
ausgebildet sein. Üblicherweise sind die einzelnen Komponenten der Anordnung auf mehrere
Einrichtungen verteilt. Dies kann in einer Variante bedeuten, dass eine als Infrastruktureinrichtung
ausgebildete Einrichtung mindestens einen Sensor und mindestens ein Kommunikationsmodul
aufweist. Die mindestens eine Kontrolleinrichtung ist in diesem Fall in mindestens
einem Fahrzeug angeordnet.
[0019] Diese Anordnung oder ein entsprechendes System kann mindestens eine in einem Fahrzeug
angeordnete Vorrichtung umfassen. Bei Betrieb der Anordnung wirken mehrere beschriebene
Komponenten und/oder Vorrichtungen zusammen, so dass ein kooperatives bzw. gemeinsames
Aufteilen eines Bremswegs oder eines Bremsraums durch Beeinflussung der Trajektorien,
d. h. der Geschwindigkeit und/oder Beschleunigung, auf Grundlage einer Kommunikation
zwischen den Fahrzeugen und eine Kontrolle der Trajektorien möglich ist.
[0020] Mit der Erfindung kann somit eine kooperative Gestaltung einer Notsituation für die
Fahrzeuge erfolgen, was eine kooperative Kollisionsvermeidung durch Aufteilung des
Bremsraums bzw. Bremsweges der Fahrzeuge umfasst. Im Rahmen der Erfindung werden unter
anderem zwischen mindestens zwei Fahrzeugen Daten, üblicherweise Sensordaten, ausgetauscht
(car-to-car, C2C). Es ist jedoch auch ein Austausch von Daten zwischen mindestens
einem Fahrzeug und einer Infrastruktureinrichtung möglich (car-to-infrastructure,
C2I).
[0021] Die beschriebene Vorrichtung und/oder Anordnung ist dazu ausgebildet, sämtliche Schritte
des vorgestellten Verfahrens durchzuführen. Dabei können einzelne Schritte dieses
Verfahrens auch von einzelnen Komponenten der Vorrichtung und/oder Anordnung durchgeführt
werden. Weiterhin können Funktionen der Vorrichtung und/oder Anordnung oder Funktionen
von einzelnen Komponenten der Vorrichtung und/oder Anordnung als Schritte des Verfahrens
umgesetzt werden.
[0022] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Computerprogramm mit Programmcodemitteln, um
alle Schritte eines beschriebenen Verfahrens durchzuführen, wenn das Computerprogramm
auf einem Computer oder einer entsprechenden Recheneinheit, insbesondere in einer
erfindungsgemäßen Anordnung, ausgeführt wird.
[0023] Das erfindungsgemäße Computerprogrammprodukt mit Programmcodemitteln, die auf einem
computerlesbaren Datenträger gespeichert sind, ist zum Durchführen aller Schritte
eines beschriebenen Verfahrens ausgebildet, wenn das Computerprogramm auf einem Computer
oder einer entsprechenden Recheneinheit, insbesondere in einer erfindungsgemäßen Anordnung,
ausgeführt wird.
[0024] Durch geeignete Sensorik und Datenübertragung entweder durch Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation
oder durch eine geeignete Kommunikation mit mindestens einer Infrastruktureinrichtung,
bspw. einer Kamera am Straßenrand, wird der Bereich hinter einem vorausfahrenden Fahrzeug
überwacht und das Risiko des Auffahrens von einem nachfolgenden Fahrzeug ermittelt
und ggf. ein Handlungsbedarf, bspw. Abschwächen einer Bremsung oder evtl. sogar Beschleunigen,
ermittelt. Hierzu wird jeweils der Bereich vor und hinter einem beteiligten Fahrzeug
überwacht, so dass eine Bremsung unter Berücksichtigung von Sicherheitsreserven geregelt,
d. h. abgeschwächt oder verstärkt wird.
[0025] Dabei kann u. a. überprüft werden, ob dem Handlungsbedarf nachgekommen werden kann.
Falls kein Spielraum vorhanden ist, werden keine weiteren Schritte durchgeführt und
das Auffahren des nachfolgenden Fahrzeugs wird in Kauf genommen. Ist jedoch Spielraum
vorhanden, wird die Bremsung unter Berücksichtigung der Sicherheitsreserven ausreichend
abgeschwächt. In einer Ausgestaltung kann bei der o. g. Prüfung der gesamte Bremsraum
bzw. Bremsweg zwischen mehreren Fahrzeugen optimal aufgeteilt werden.
[0026] Weiterhin können zur kooperativen Kontrolle des Bremsraums Aufteilungsziele definiert
werden. Statt dem Aufteilungsziel "Heckkollision(en) vermeiden, es sei denn eine Frontkollision
wäre die Folge" könnte ein anderes Aufteilungziel gewählt werden, z. B. "Minimierung
der Aufprallgeschwindigkeiten". In diesem Fall wird ein Zusammenstoß an einer Stelle
altruistisch akzeptiert, um einen Zusammenstoß woanders abzuschwächen, so dass statt
eines Zusammenstoßes mit einer doppelten Geschwindigkeit (Δ2V) zwei Zusammenstöße
mit einfacher Geschwindigkeit (ΔV) unter Minimierung der Aufprallenergien, also Vermeidung
des Auffahrens eines schweren Fahrzeugs. z. B. eines Lkws, auf Kosten vieler kleiner
Bagatellunfälle erfolgt. Es ist auch eine Berücksichtigung der Insassenzahl, insbesondere
der Heckinsassen, möglich. Als Zusatzkriterium kann der Schutz eines evtl. beteiligten
Gefahrguttransports auf Kosten anderer Fahrzeuge realisiert werden.
[0027] Als Sensorik können Einrichtungen bzw. Systeme zur Abstandsmessung (Radar, Ultraschall,
Video, Lidar), die neben der Position auch noch Relativgeschwindigkeiten messen können,
verwendet werden. Daraus lässt sich die zeitliche Entwicklung von Abständen zwischen
Fahrzeugen berechnen und hinsichtlich der Sicherheit und Eingriffsnotwendigkeit, d.
h. Teilund/oder Notbremsung, bewerten.
[0028] Die im Rahmen der Erfindung verwendeten Fahrzeugkommunikationssysteme ermöglichen
auf Grundlage der ausgetauschten eigenen Ego-Sensordaten die Berechnung von im Prinzip
beliebigen Kinematikdaten, z. B. auch von Relativbeschleunigungen, und verbessern
so u. a. die Eingangsdaten in Sicherheitssysteme. Besitzen die Fahrzeuge als Sensoren
auch Ortungseinrichtungen und werden von derartigen Sensoren ebenfalls Sensordaten
kommuniziert, ist es auch ohne Ego-Sensorik möglich, die benötigten Informationen
bereitzustellen.
[0029] Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
und der beiliegenden Zeichnung.
[0030] Es versteht sich, dass die voranstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0031] Figur 1 zeigt in schematischer Darstellung eine Verkehrssituation und Möglichkeiten
einer zeitlichen Entwicklung dieser Verkehrssituation.
Ausführungsform der Erfindung
[0032] Die Erfindung ist anhand einer Ausführungsform in der Zeichnung schematisch dargestellt
und wird im folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
[0033] Die Figuren 1a, 1b, 1c zeigen jeweils ein erstes Fahrzeug 2, ein zweites Fahrzeug
4 und ein drittes Fahrzeug 6. Außerdem ist in allen drei Figuren 1a, 1b, 1c jeweils
ein Hindernis 8 dargestellt.
[0034] Figur 1a zeigt weiterhin eine erste Verkehrssituation 10, an der die drei Fahrzeuge
2, 4, 6 beteiligt sind. In Figur 1b ist eine zweite Verkehrssituation 12 als eine
erste mögliche Weiterentwicklung der ersten Verkehrssituation 10 dargestellt. Figur
1c zeigt alternativ zu Figur 1b eine dritte Verkehrssituation 14 als Weiterentwicklung
der ersten Verkehrssituation 10.
[0035] Außerdem zeigen die Figuren 1a, 1b, 1c Ausgestaltungen von erfindungsgemäßen Vorrichtungen
16, 18, 20, die in den drei Fahrzeugen 2, 4, 6 angeordnet sind. Jede dieser Vorrichtungen
16, 18, 20 umfasst Sensoren zum Erfassen der jeweiligen Verkehrssituation 10, 12,
14 sowie Kommunikationsmodule, über die die Vorrichtungen 16, 18, 20 zwischen den
Fahrzeugen erfasste Daten austauschen. Außerdem umfassen die Vorrichtungen 16, 18,
20 jeweils eine Kontrolleinrichtung. Sämtliche Kontrolleinrichtungen sind dazu ausgebildet,
Trajektorien der Fahrzeuge 2, 4, 6 unter Berücksichtigung der gemeinsamen, untereinander
ausgetauschten Daten regeln.
[0036] Bei einer Durchführung des Verfahrens wirken die genannten Vorrichtungen 2, 4, 6
synergetisch zusammen und bilden dabei einzelne Komponenten einer Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Anordnung.
[0037] Bei der ersten Verkehrssituation 10 ist vorgesehen, dass sich das erste Fahrzeug
2 dem Hindernis 8 nähert, das zweite Fahrzeug 4 und das dritte Fahrzeug 6 folgen dem
ersten Fahrzeug 2 nacheinander.
[0038] Bei herkömmlichen Vorgehensweisen kann sich aus der ersten Verkehrssituation 10 die
zweite Verkehrssituation 12, wie in Figur 1b gezeigt, ergeben. Da ein Fahrer des ersten
Fahrzeugs 2 merkt, dass sich ein Abstand 22 zwischen dem ersten Fahrzeug 2 und dem
Hindernis 8 verringert, wird der Fahrer des ersten Fahrzeugs 2 üblicherweise stark
bremsen, so dass das zweite Fahrzeug 4 auf das erste Fahrzeug 2 auffährt und es zu
einem Auffahrunfall kommt.
[0039] Bei einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens geht aus der ersten Verkehrssituation
10 die in Figur 1c gezeigte dritte Verkehrssituation 14 hervor. Dabei ist vorgesehen,
dass die Sensorik einer jeweiligen Vorrichtung 16, 18, 20 in jeweils einem der Fahrzeuge
2, 4, 6 als Sensordaten kinematische Größen der vorliegenden Verkehrssituation 10
erfasst.
[0040] Dies bedeutet, dass die Sensorik in dem ersten Fahrzeug 2 eine aktuelle Position
und eine aktuelle Geschwindigkeit des ersten Fahrzeugs erfasst. Entsprechend gilt
jeweils für das zweite und dritte Fahrzeug 4, 6, so dass deren Sensorik ebenfalls
die aktuelle Position und Geschwindigkeit erfasst. Die dabei erfassten Sensordaten
werden zwischen den drei Fahrzeugen 2, 4, 6 ausgetauscht. Durch Vergleich eigener,
interner Sensordaten und empfangener externer Sensordaten kann nunmehr jedes Fahrzeug
2, 4, 6 relative kinematische Größen berechnen. Folglich werden von den Fahrzeugen
2, 4, 6 u. a. ein Abstand 22 des ersten Fahrzeugs 2 zu dem Hindernis 8, ein Abstand
24 zwischen dem ersten und zweiten Fahrzeug 2, 4, ein Abstand 24 zwischen dem ersten
Fahrzeug 2 und dem zweiten Fahrzeug 4 sowie ein Abstand 26 zwischen dem zweiten Fahrzeug
4 und dem dritten Fahrzeug 6 bestimmt. Außerdem ist in der vorliegenden Ausführungsform
vorgesehen, dass Relativgeschwindigkeiten zwischen den Fahrzeugen 2, 4, 6 bestimmt
werden.
[0041] In Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die genannten Sensordaten
zwischen allen drei Fahrzeugen 2, 4, 6 über die Kommunikationsmodule ausgetauscht.
Somit liegen allen Vorrichtungen 16, 18, 20 der drei Fahrzeuge 2, 4, 6 gemeinsame,
übergreifende Daten über die erste Verkehrssituation 10 vor. Diese gemeinsamen Daten
bzw. Sensordaten werden von Kontrolleinrichtungen der Vorrichtungen 16, 18, 20 in
den Fahrzeugen 2, 4, 6 gemeinschaftlich genutzt, um somit Trajektorien der Fahrzeuge
2, 4, 6 zur Weiterentwicklung der ersten Verkehrssituation 10 zu regeln.
[0042] Eine Regelung der Trajektorien umfasst hier eine Regelung der Geschwindigkeiten als
kinematische Größen der drei Fahrzeuge 2, 4, 6. Bei der Umsetzung des erfindungsgemäßen
Verfahrens geht aus der ersten Verkehrssituation 10 die dritte Verkehrssituation 14
aus Figur 1c hervor. Dies bedeutet im Unterschied zu der zweiten Verkehrssituation
12 aus Figur 1b, dass das erste Fahrzeug 2 weniger stark bremst, so dass im Unterschied
zu der zweiten Verkehrssituation 12 der Auffahrunfall des zweiten Fahrzeugs 4 auf
dem ersten Fahrzeug 2 vermieden wird. Bei der anhand von Figur1c beschriebenen Umsetzung
des Verfahrens lautet eine Bedingung, dass die Abstände 22, 24, 26 größer null bleiben.
Unter Berücksichtigung dieser Bedingung sowie unter Kenntnis der gemeinsamen Daten
werden die Trajektorien, d. h. die Geschwindigkeiten der drei Fahrzeuge 2, 4, 6 ausgehend
von der ersten Verkehrssituation 10 derart geregelt, dass sich die dritte Verkehrssituation
14, wie in Figur 1c gezeigt, ergibt.
[0043] Bei der Umsetzung des Verfahrens folgt zur Regelung der Trajektorien eine Änderung
einer Geschwindigkeit, d. h. eine Bremsung und/oder Beschleunigung der drei Fahrzeuge
2, 4, 6. Dabei werden die relevanten Abstände 22, 24, 26 gemeinsam geregelt, was bedeutet,
dass bei der hier beschriebenen Variante des Verfahrens der Bremsraum und somit Bremsweg
aller drei Fahrzeuge 2, 4, 6 geregelt wird.
[0044] Insgesamt kann vorgesehen sein, dass die erste Verkehrsituation 10 durch automatische
Änderung der Trajektorien 2, 4, 6 der Fahrzeuge derart geregelt wird, dass ein zu
erwartender Schaden minimal ist. Dies bedeutet weiterhin, dass ein Aufprall des ersten
Fahrzeugs 10 auf dem Hindernis 8 auf jeden Fall vermieden wird, was jedoch die Möglichkeit
umfasst, dass der Aufprall des zweiten Fahrzeugs 4 auf dem ersten Fahrzeug 2 unter
Berücksichtigung geregelter Relativgeschwindigkeiten des ersten Fahrzeugs 2 und des
zweiten Fahrzeugs 4 unter geringstmöglichem Schaden abläuft.
1. Verfahren zum Kontrollieren einer Verkehrssituation (10, 12, 14), an der eine Anzahl
Fahrzeuge (2, 4, 6) beteiligt ist, bei dem die Verkehrssituation (10, 12, 14) von
Sensoren der Fahrzeuge (2, 4, 6) erfasst und Daten zu der erfassten Verkehrssituation
(10, 12, 14) zwischen den Fahrzeugen (2, 4, 6) ausgetauscht werden, so dass für die
Fahrzeuge (2, 4, 6) gemeinsame Daten über die Verkehrssituation (10, 12, 14) bereitgestellt
werden, wobei Trajektorien der Fahrzeuge (2, 4, 6) unter Berücksichtigung der gemeinsamen
Daten geregelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem eine Trajektorie für jeweils ein Fahrzeug (2, 4,
6) von einer Kontrolleinrichtung des Fahrzeugs (2, 4, 6) geregelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem die Trajektorien der Fahrzeuge (2, 4, 6)
gemeinsam geregelt werden.
4. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, bei dem mindestens ein Abstand
(22, 24, 26) zwischen mindestens einem Fahrzeug (2, 4, 6) und mindestens einer Einrichtung
geregelt wird.
5. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, bei dem zusätzliche gemeinsame
Daten von einer Infrastruktureinrichtung bereitgestellt werden.
6. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, das zur Vermeidung einer Kollision
zwischen Fahrzeugen (2, 4, 6) in einer als Notsituation ausgebildeten Verkehrssituation
(10, 12, 14) durchgeführt wird.
7. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, bei dem ein Bremsweg zwischen Fahrzeugen
(2, 4, 6) aufgeteilt wird.
8. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, bei dem die Trajektorien unter
Minimierung eines zu erwartenden Schadens geregelt werden.
9. Vorrichtung zum Kontrollieren einer Verkehrssituation (10, 12, 14), an der eine Anzahl
Fahrzeuge (2, 4, 6) beteiligt ist, wobei die Vorrichtung (16, 18, 20) mindestens einen
Sensor, mindestens ein Kommunikationsmodul und mindestens eine Kontrolleinrichtung
umfasst, wobei der mindestens eine Sensor dazu ausgebildet ist, die Verkehrssituation
zu erfassen, und das mindestens eine Kommunikationsmodul dazu ausgebildet ist, Daten
zu der erfassten Verkehrssituation (10, 12, 14) zwischen den Fahrzeugen (2, 4, 6)
auszutauschen, so dass den Fahrzeugen (2, 4, 6) gemeinsame Daten über die Verkehrssituation
(10, 12, 14) bereitgestellt werden, wobei die mindestens eine Kontrolleinrichtung
dazu ausgebildet ist, für mindestens eines der Fahrzeuge (2, 4, 6) eine Trajektorie
unter Berücksichtigung der gemeinsamen Daten zu regeln.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, bei der der mindestens eine Sensor das mindestens eine
Kommunikationsmodul sowie die mindestens eine Kontrolleinrichtung in einem Fahrzeug
(2, 4, 6) angeordnet sind.
11. Anordnung zum Kontrollieren einer Verkehrssituation (10, 12, 14), an der eine Anzahl
Fahrzeuge (2, 4, 6) beteiligt ist, wobei die Anordnung mindestens einen Sensor, mindestens
ein Kommunikationsmodul und mindestens eine Kontrolleinrichtung umfasst, die in einer
Anzahl Einrichtungen angeordnet sind, wobei der mindestens eine Sensor dazu ausgebildet
ist, die Verkehrssituation zu erfassen, und das mindestens eine Kommunikationsmodul
dazu ausgebildet ist, Daten zu der erfassten Verkehrssituation (10, 12, 14) zwischen
den Fahrzeugen (2, 4, 6) auszutauschen, so dass den Fahrzeugen (2, 4, 6) gemeinsame
Daten über die Verkehrssituation (10, 12, 14) bereitgestellt werden, wobei die mindestens
eine Kontrolleinrichtung dazu ausgebildet ist, für mindestens eines der Fahrzeuge
(2, 4, 6) eine Trajektorie unter Berücksichtigung der gemeinsamen Daten zu regeln.
12. Computerprogramm mit Programmcodemitteln, um alle Schritte eines Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1 bis 8 durchzuführen, wenn das Computerprogramm auf einem Computer
oder einer entsprechenden Recheneinheit, insbesondere in einer Vorrichtung nach Anspruch
9 oder 10, ausgeführt wird.
13. Computerprogrammprodukt mit Programmcodemitteln, die auf einem computerlesbaren Datenträger
gespeichert sind, um alle Schritte eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis
8 durchzuführen, wenn das Computerprogramm auf einem Computer oder einer entsprechenden
Recheneinheit, insbesondere in einer Anordnung nach Anspruch 9 ausgeführt wird.