Stand der Technik
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Bauteiles aus einem Werkstoffverbund
und insbesondere ein nach diesem Verfahren hergestelltes Bauteil aus einem Werkstoffverbund.
[0002] Werkstoffverbunde bieten die Möglichkeit, Vorteile unterschiedlicher Werkstoffgruppen
zu kombinieren und auf diese Weise Komponenten mit gegenüber den Basiswerkstoffen
herausragenden Eigenschaften zu erhalten. Von besonderem Interesse für viele Anwendungen
ist die Kombination eines harten, hochverschleißfesten Werkstoffs (Hartmetall, Cermet,
Keramik) mit einem Stahl-Grundkörper hoher Zähigkeit und Duktilität.
[0003] Das Fügen von Hartmetallen mit Stählen erfolgt seither über kraftschlüssige Verbindungen
wie Klemmen, Schraubverbindungen oder Aufschrumpfen oder aber über stoffschlüssige
Verbindungen wie Löten, Schweißen, Kleben oder Eingießen.
[0004] Klemmen und Aufschrumpfen haben den Nachteil, dass keine formschlüssige Verbindung
zwischen den beiden Bauteilen besteht. Falls die Anpresskräfte zu gering sind oder
mit der Zeit nachlassen, kann es daher zur Separation beider Bauteile kommen. Schraubverbindungen
eignen sich lediglich bei recht großen Bauteilen und auch hier ist der entsprechende
Fertigungsaufwand zur Herstellung der Bohrlöcher und Gewindegänge sehr hoch. Weitere
Nachteile entstehen durch Spannungskonzentrationen an den Schraubverbindungen, die
zum Versagen führen können, lange bevor die eigentliche Belastbarkeit der einzelnen
Werkstoffe erreicht ist. Des Weiteren können sich Schraubverbindungen durch Vibrationen
oder zyklische Belastung lockern.
[0005] Bei Löt-, Schweiß-, Klebe-, oder Eingießverfahren wird zwar eine stoffschlüssige
Verbindung zwischen den verschiedenen Werkstoffen geschaffen. Durch die meist deutlich
unterschiedlichen Materialeigenschaften der Bindenaht im Vergleich zu den zu fügenden
Werkstoffpaaren stellt diese allerdings eine Schwachstelle im Gefüge dar. Zudem sind
die genannten Verfahren mit einem erheblichen fertigungstechnischen Aufwand und zum
Teil hohen Kosten verbunden.
[0006] Zur Herstellung einer stoffschlüssigen Verbindung zwischen Stahl und Hartmetall sind
verschiedene Verfahren zum Diffusionsschweißen unter Zuhilfenahme von Weichblechen
(vorzugsweise Kupfer oder Nickel) bekannt, wie z.B. in der Patentschrift
DE 10104632 C2 beschrieben. Das Diffusionsschweißen ist jedoch auf einfache Geometrien in der Verbindungsebene
beschränkt und erfordert eine sehr hohe Oberflächengüte der zu verbindenden Werkstücke.
[0007] In den Patentanmeldungen
EP 630713 A1 und
EP 810051 A1 werden Verfahren zum Diffusionslöten von Stahl- und Hartmetall-Bauteilen mit Hilfe
verschiedener Hochtemperaturlote in Pulver- oder Pastenform beschrieben. Als nachteilig
erweist sich hierbei die geringe Festigkeit der Lötverbindung gegenüber den Grundwerkstoffen,
die teilweise durch zusätzlichen Kraft- oder Formschluss kompensiert werden muss.
Zudem ist ein Ausgleich mechanischer Spannungen durch Temperaturwechsel nur begrenzt
möglich.
[0008] In der Patentanmeldung
EP 1625896 A1 wird eine Stahl-Hartmetall-Komposit-Walze zum Kaltbandwalzen von Metallblechen vorgeschlagen.
Aus einem Stahlkern und einer Hartmetall-Außenschicht wird mittels Vakuumsintern oder
heißisostatischem Pressen ein Verbundkörper mit hoher Thermoschockbeständigkeit realisiert.
Dabei wird zwischen dem Stahlkern und der Hartmetall-Außenschicht eine dünne Cermet-Zwischenschicht
aufgetragen. Diese bildet dann unter Temperatureinfluss eine metallurgische Verbindung
zwischen dem Stahlkern und dem Hartmetall aus.
[0009] Offenbarung der Erfindung Vorteile
[0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren vorzuschlagen, mit welchem
Bauteile unterschiedlicher Materialien, insbesondere Stahl- und Hartmetallbauteile,
ohne den Einsatz von weiteren Hilfsmitteln, wie Lotwerkstoffen, Zwischenschichten
oder mechanischen Befestigungen, miteinander verbunden werden.
[0011] Ferner ist es Aufgabe, ein Bauteil aus einem Werkstoffverbund vorzuschlagen, insbesondere
der Verbund aus einem harten, hochverschleißfesten Werkstoff und einem Werkstoff mit
hoher Zähigkeit und Duktilität.
[0012] Diese Aufgaben werden erfindungsgemäß gelöst mit einem Verfahren zur Herstellung
eines Bauteiles aus einem Werkstoffverbund und einem Bauteil aus einem Werkstoffverbund
entsprechend den kennzeichnenden Merkmalen der unabhängigen Ansprüche.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren sieht daher ein erstes Ausgangsteil aus einem porösen
Sintermaterial vor. Das erste Ausgangsteil liegt als teilweise verdichtetes Sinterbauteil,
Grünteil oder Braunteil vor. Es ist demnach noch nicht oder nicht vollständig verdichtet,
beispielsweise durch einen Sintervorgang. Ferner sieht das erfindungsgemäße Verfahren
zumindest ein zweites Ausgangsteil vor, welches zumindest teilweise in einen Hohlraum
des ersten Ausgangsteiles eingebracht wird, bevorzugt als Spielpassung. Anschließend
folgt ein Sintervorgang, in welchem die Ausgangsteile unter Temperatureinfluss verdichtet
werden. Dabei wird im zumindest teilweise vom zweiten Ausgangsteil ausgefüllten Hohlraum
eine Verbindung zwischen den Ausgangsteilen erzeugt. Diese Verbindung bildet sich
aufgrund von chemischen Verbindungen, insbesondere von Atombindungen, zwischen den
Materialien der Ausgangsteile in Form eines Stoffschlusses aus. Der Stoffschluss ist
an den Stellen zu finden, an welchen beide Ausgangsteile zueinander in Kontakt stehen.
Bevorzugt wird eine Kontaktausbildung beider Ausgangsteile zueinander während des
Sintervorganges sichergestellt durch die zu erwartende Sinterschrumpfung zumindest
des ersten Ausgangsteiles. Vorgesehen ist eine Sinterschrumpfung, wodurch auch eine
eventuell vor dem Sintervorgang vorliegende Spielpassung beider Ausgangsteile überbrückt
wird. Durch den Sintervorgang verringert sich die Porosität und das Volumen zumindest
des ersten Ausgangsteiles. Bei der Kontaktausbildung weist das zweite Ausgangsteil
zum zumindest teilweise von ihm ausgefüllten Hohlraum des ersten Ausgangsteiles bevorzugt
ein theoretisches Übermaß auf. Dieses Übermaß wird durch Materialtransporte während
des Sintervorganges kompensiert, was eine gleichmäßige und vollständige Erzeugung
der Verbindung beider Ausgangsteile weiter begünstigt.
[0014] Ein derartiger Stoffschluss begünstigt in hohem Maße eine sehr stabile Verbindung
der Ausgangsteile. Die Ausbildung chemischer Verbindungen erfolgt insbesondere auf
Grund des bei der Sintertemperatur rege stattfindenden Stofftransports infolge von
Diffusion, Kriechvorgängen und viskosem bzw. plastischem Fließen. In vorteilhafter
Weise sind für eine Verbindung der Ausgangsteile, insbesondere in Form eines Stoffschlusses,
keine weiteren Hilfsmittel notwendig.
[0015] Von Vorteil ist weiterhin, dass eine Verdichtung des Materials mindestens des ersten
Ausgangsteiles sowie die Erzeugung der Verbindung in einem Prozessschritt erfolgen.
So ermöglicht die vorliegende Erfindung, die beiden Prozessschritte Verdichtung und
Fügen von Stahl-Hartmetall-Verbunden miteinander zu kombinieren. Dies trägt in hohem
Maße zu einer Reduktion der Stückkosten bei. Außerdem sind im Gegensatz zu einem üblichen
Aufschrumpfen eines erwärmten Teiles auf ein nicht erwärmtes Teil erfindungsgemäß
alle Augangsteile der gleichen Sintertemperatur ausgesetzt. Dadurch ist in vorteilhafter
Weise kein thermoschockbedingtes Materialversagen der Ausgangsteile an der Stelle
der Verbindung zu erwarten.
[0016] Durch die in den abhängigen Ansprüchen aufgeführten Maßnahmen sind vorteilhafte Weiterbildungen
und Verbesserungen der in den unabhängigen Ansprüchen angegebenen Merkmale möglich.
[0017] So sieht eine Variante des Verfahrens vor, dass die Verbindung zusätzlich in Form
einer Presspassung ausgebildet wird. Die Presspassung entsteht insbesondere beim Abkühlen
nach dem Sintervorgang aufgrund unterschiedlicher thermischer Ausdehnungskoeffizienten
der Werkstoffe der Ausgangsteile. Hierbei sollte das erste Ausgangsteil einen größeren
Ausdehnungskoeffizienten besitzen als die übrigen Ausgangsteile. Somit liegt beim
Abkühlen eine größere Schrumpfung des ersten Ausgangsteiles im Vergleich zu mindestens
dem zweiten Ausgangsteil vor.
[0018] Dadurch, dass das neue Verfahren ohne niedrig schmelzende Lotwerkstoffe auskommt,
weist ein nach diesem Verfahren hergestellter Werkstoffverbund auch bei hohen Temperaturen
eine hohe mechanische Stabilität der Anbindung auf. Derartige Werkstoffverbunde können
in einer Vielzahl von Anwendungen als Materialien für dort verwendete Bauteile zum
Einsatz kommen. Diese Bauteile aus einem Werkstoffverbund können für verschiedenartige
Verschleißteile eingesetzt werden, bei denen eine stoffschlüssige Verbindung mit einem
Stahlbauteil oder auch einem Bauteil aus einem anderen Material von Vorteil ist (z.B.
Bohr- und Schneidwerkzeuge, Walzen, Pumpenteile). Ebenso denkbar ist der Einsatz in
hoch belasteten Baugruppen aus dem Automobilbereich(z.B. Einspritztechnik, Abgasturbolader,
Wälzlager, -getriebe).
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0019] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand der Zeichnungen. Diese
zeigen in:
- Fig. 1
- einen Stahl-Hartmetall-Verbund in einer schemati-schen Darstellung vor einem Sintern
- Fig. 2
- den Stahl-Hartmetall-Verbund aus Fig. 1 nach einem Sintern als Verbundteil
Ausführungsformen der Erfindung
[0020] Fig. 1 zeigt schematisch einen Stahl-Hartmetall-Verbund vor einem Sintern entsprechend
dem erfindungsgemäßen Verfahren.
[0021] Dabei ist mit 10 ein erstes Ausgangsteil bezeichnet. Das Ausgangsteil 10 besteht
aus einem Sintermaterial, vorzugsweise einem porösen Sintermaterial. Das Sintermaterial
liegt dabei zumindest teilweise in einem unverdichteten Zustand, bevorzugt in einem
unverdichteten Zustand, vor. Dies bedeutet, dass das erste Ausgangsteil 10 noch keine
oder keine vollständige Sinterbehandlung durch eine Temperaturbehandlung erfahren
hat. Allgemein werden unverdichtet vorliegende Sinterbauteile auch als Grünteile (mit
organischen Bindern) oder Braunteile (im entbinderten Zustand) bezeichnet.
[0022] Das erste Ausgangsteil 10 ist in Fig. 1 als Hohlzylinder ausgebildet. Generell ist
für das erste Ausgangsteil 10 eine beliebige Teileform möglich, wobei diese zumindest
einen Hohlraum 15 aufweist. Ein derartiger Hohlraum 15 ist beim in Fig.1 gezeigten
ersten Ausgangsteil 10 die Innenbohrung mit einer Innenfläche 11 des Hohlzylinders.
In den Hohlraum 15 des ersten Ausgangsteiles 10 ist zumindest bereichsweise ein zweites
Ausgangsteil 20 eingebracht. Vorzugsweise ist die Außenkontur des zweiten Ausgangsteiles
20 komplementär zur Innenkontur des Hohlraumes 15 ausgebildet. So ist das in der Fig.
1 dargestellte zweite Ausgangsteil 20 innerhalb des Hohlraumes 15 als Zylinder mit
einer Außenfläche 21 ausgebildet. Dabei ist auch ein Hohlraum 15 möglich, in welchem
das zweite Ausgangsteil 20 allseitig vom ersten Ausgangsteil 10 umschlossen ist.
[0023] Die bevorzugte Ausführungsform in Fig. 1 sieht innerhalb des Hohlraumes 15 eine Spielpassung
zwischen dem ersten und dem zweiten Ausgangsteil 10, 20 vor. In diesem Fall ist dann
zwischen der Innenfläche 11 des ersten Ausgangsteiles 10 und der Außenfläche 21 des
zweiten Ausgangsteiles 20 ein Spalt 16 vorhanden.
[0024] In diesem Zustand werden die Ausgangsteile 10 und 20 anschließend einem Sintervorgang
unterzogen. Während der Temperaturbehandlung schrumpft das erste Ausgangsteil 10 und
verliert infolge dessen an Volumen. Insgesamt erfährt dadurch das Sintermaterial des
ersten Ausgangsteiles 10 eine Verdichtung. Vorgesehen ist, dass die Sinterschrumpfung
des ersten Ausgangsteiles 10 so groß ist, dass der Spalt 16 zwischen der Innenfläche
11 und der Außenfläche 21 geschlossen wird. Durch die Sinterschrumpfung soll ein Kontakt
beider Ausgangsteile 10 und 20 sichergestellt werden.
[0025] In Fig. 2 ist der Stahl-Hartmetall-Verbund aus Fig. 1 nach dem Sintern als Verbundteil
50 gezeigt. Durch die Sinterschrumpfung insbesondere des ersten Ausgangsteiles 10
sind zumindest teilweise die Innenfläche 11 des ersten Ausgangsteiles 10 und die Außenfläche
21 des zweiten Ausgangsteiles 20 in Kontakt zueinander.
[0026] Dabei ist an den Stellen des Kontaktes der Ausgangsteile 10, 20 zueinander im Verbundteil
50 eine Verbindung 30 in Form eines Stoffschlusses erzeugt worden. Infolge der Temperaturbehandlung
beim Sintervorgang findet in den Ausgangsteilen 10 und 20 an ihren Kontaktstellen
zueinander ein reger Stofftransport statt. Ursachen für den Stofftransport sind Diffusion,
Kriechvorgänge und viskoses bzw. plastisches Fließen. Dies führt an den Kontaktstellen
zur Ausbildung von chemischen Verbindungen zwischen den Materialien der Ausgangsteile
10 und 20. Zusätzlich wird dadurch auch eine optimale geometrische Anpassung der Oberflächen
11 und 21 weiter begünstigt.
[0027] Um einen Stoffschluss sicherzustellen, sollten vorhandene Oxidschichten im Bereich
der Verbindung 30 vor oder während dem Sintern unter einer reduzierenden Sinteratmosphäre
entfernt werden.
[0028] Zusätzlich ist im Verbundteil 50 in Fig. 2 eine Verbindung 30 in Form einer Presspassung
erzeugt worden. Dadurch, dass das erste Ausgangsteil 10 mit einem größeren thermischen
Ausdehnungskoeffizienten gewählt wird als der beim zweiten Ausgangsteil 20, liegt
beim Abkühlen nach dem Sintervorgang eine größere Schrumpfung des ersten Ausgangsteiles
10 im Vergleich zu mindestens dem zweiten Ausgangsteil 20 vor. Durch die dadurch entstandene
Presspassung schmiegen sich die Innenfläche 11 und die Außenfläche 21 auch bei Vorhandensein
kleinerer Unebenheiten gut aneinander, wodurch ein vollständiger und gleichmäßiger
Kontakt der Ausgangsteile 10 und 20 an der Verbindung 30 gewährleistet wird. Eine
besonders gleichmäßiger Kontakt erfolgt bei einer Rauhigkeit der Oberflächen der Ausgangsteile
von Rz < 100 µm. Alternativ können in der Verbindung 30 nach dem Sintervorgang auch
eine Übergangspassung oder nur ein stellenweiser Kontakt der Ausgangsteile 10 und
20 zueinander vorgesehen werden.
[0029] Es ist darauf zu achten, dass bei einer Presspassung ein zu großes Übermaß des zweiten
Ausgangsteiles 20 vermieden wird. Ansonsten kann dies zu einer Behinderung der Verdichtung
des ersten Ausgangsteiles 10 in radialer Richtung führen. Als Folge daraus kann es
zu einem Verzug des ersten Ausgangsteiles 10 kommen. Aus diesem Grund sollte die Verbindung
30 beider Ausgangsteile 10 und 20, insbesondere durch die Ausbildung des Übermaßes
des zweiten Ausgangsteiles 20 während des Sintervorganges, weitestgehend erst am Ende
des Sintervorganges erzeugt werden. Als eine Möglichkeit stellt sich hierbei eine
Anpassung der Spielpassung beider Ausgangsteile 10 und 20 zur zu erwartenden Sinterschrumpfung
der Ausgangsteile 10, 20 durch den Sintervorgang.
[0030] Der Sintervorgang erfolgt bevorzugt drucklos. Wie bereits beschrieben wird dadurch
erfindungsgemäß in sehr kostengünstiger Weise eine sehr stabile Verbindung zwischen
den Ausgangsteilen realisiert. Des Weiteren sind auch andere Sinterverfahren, wie
beispielsweise Drucksintern, Vakuumsintern, heißisostatisches Pressen und feldunterstütztes
Sintern, einsetzbar. Hierdurch lassen sich insbesondere druckunterstützt zusätzlich
eine größere Verdichtung der Sintermaterialien und eine bessere Oberflächengüte des
Verbundteiles 50 insgesamt erreichen. Prinzipiell ist hiermit jedoch ein höherer Fertigungsaufwand
verbunden.
[0031] Eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht für das zweite Ausgangsteil
20 einen bereits verdichteten, zumindest einen teilweise verdichteten Zustand eines
Sintermaterials oder eine Keramik oder ein schmelzmetallurgisch hergestelltes Material,
insbesondere ein Metall, vor. Alternativ liegt das zweite Ausgangsteil 20 aus einem
Sintermaterial als Grünteil oder Braunteil vor.
[0032] Erfindungsgemäß ist bevorzugt vorgesehen, dass das Verbundteil 50 aus einem Stahl
und einem Hartmetall als Materialien der Ausgangsteile 10 und 20 gebildet wird.
[0033] Als Sintermaterialien für das erste und/oder das zweite Ausgangsteil 10 und 20 werden
insbesondere WC-Hartmetalle mit Fe-, Ni- oder Co-Bindemetall (ca. 6-20 Gew.-%) vorgeschlagen,
wobei diese Zusatzkarbide basierend auf Ti, Ta, V, oder Nb enthalten können. Ebenso
kommen Sinterstähle zum Einsatz. Neben den genannten Sintermaterialien werden alternativ
Sintermaterialien aus keramischen Hartstoffen, Cermet oder schmelzmetallurgisch hergestelltem
Materialien vorgeschlagen. Bevorzugt kommen Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt ≥ 0,5
Gew.-% in Frage, wie beispielsweise 100Cr6, X65Cr13. Dadurch kann eine übermäßige
C-Diffusion während des Sintervorgangs unterbunden werden, so dass der Stahl in seinen
Eigenschaften nicht verschlechtert wird.
[0034] Die Herstellung der Ausgangsteile 10, 20 aus einem Sintermaterial erfolgt bevorzugt
durch ein pulvertechnologisches Verfahren, beispielsweise mittels Pulverspritzgießen.
In vorteilhafter Weise können über dieses Verfahren komplexe und endformnahe Bauteile
in großen Stückzahlen gefertigt werden. Ebenso von Vorteil ist, dass bei einem ersten
und einem zweiten Ausgangsteil 10, 20 als Grün- oder Braunteil das Schrumpfverhältnis
beider Ausgangsteile 10, 20 zueinander eingestellt werden kann. So wird über den jeweiligen
Polymeranteil im ersten Ausgangsteil 10 und im zweiten Ausgangsteil 20 sichergestellt,
dass das erste Ausgangsteil 10 ein größeres Schrumpfvermögen aufweist als das zweite
Ausgangsteil 20. Alternativ kann das zweite Ausgangsteil 20 eine Randschicht mit höherem
Bindemetallgehalt (> 20 Gew.-%) enthalten. Möglichkeiten hierzu sind der Einsatz eines
Zweikomponentenmaterials oder eine Beschichtung. Dadurch kann eine Anpassung der thermischen
Ausdehnungskoeffizienten der Ausgangsteile 10, 20 zueinander optimiert werden.
Andere pulvertechnologische Verfahren, wie beispielsweise Extrusion oder uniaxiales
bzw. isostatisches Pressen, können ebenso zur Herstellung der Ausgangsteile 10, 20
aus einem Sintermaterial zum Einsatz kommen.
[0035] Generell bildet sich durch Materialaustausch infolge von Diffusion in einer Diffusionszone
31 ein Konzentrationsgradient der jeweils vorhandenen Legierungselemente der Materialien
der Ausgangsteile 10, 20 aus. Dabei wird die Diffusionszone 31 in der Verbindung 30
und von dort weiter in die Ausgangsteile 10 und 20 hinein ausgebildet. Infolge des
Konzentrationsgradienten können sich weitere Materialphasen in der Diffusionszone
31 ausbilden. So können beispielsweise im Falle von Stahl und Hartmetall als Materialien
der Ausgangsteile 10, 20 sogenannte η-Phasen (M
6C bzw. M
12C) gebildet werden. Derartige Phasen sind jedoch sehr spröde und können die mechanischen
Eigenschaften der Verbindung 30 verschlechtern. Deshalb wird eine sehr schmale Diffusionszone
31 angestrebt, um die Bildung dieser Phasen gering zu halten oder zu vermeiden. Wie
groß sich die Diffusionszone 31 ausbildet, wird über die Einstellung der Sinterdauer
und
- temperatur beeinflusst.
Neben den η-Phasen kann sich je nach Zusammensetzung der Materialien der Ausgangsteile
10, 20 in der Verbindung 30 auch eine flüssige Phase bilden. Diese führt zwar im Allgemeinen
zu einer vollständigen und porenfreien Anbindung, allerdings sind diese Schmelzen
nach der Erstarrung meist spröde und daher unerwünscht.
[0036] Generell sieht das erfindungsgemäße Verfahren vor, dass zur Reduzierung von Eigenspannungen
im Verbundteil 50 nach dem Sintervorgang mehrere isotherme Haltestufen während eines
Abkühlvorgangs durchlaufen werden. Derartige Eigenspannungen können während des Abkühlvorganges
bei großen Unterschieden der thermischen Ausdehnungskoeffizienten der Ausgangsteile
10, 20 entstehen. So weist Stahl einen thermischen Ausdehnungskoeffizient von ca.
11-12*10
-6 /K und Hartmetall einen thermischen Ausdehnungskoeffizienten von ca. 5-6 *10
-6 /K auf. Die radiale Schrumpfung des Ausgangsteiles 10 aus Stahl, führt hierbei zu
Druckeigenspannungen innerhalb des zweiten aus Hartmetall bestehenden Ausgangsteiles
20. In erster Linie sind diese Druckspannungen aufgrund der hohen Druckfestigkeit
der Hartmetalle unproblematisch oder sogar günstig. Allerdings treten auch axiale
Spannungen auf, die dann zum Versagen des Hartmetalls führen können. Mehrere isotherme
Haltedauern während des Abkühlvorgangs wirken sich entsprechend günstig auf eine Reduzierung
der Eigenspannungen aus.
1. Verfahren zur Herstellung eines Bauteiles (50) aus einem Werkstoffverbund mit einem
ersten Ausgangsteil (10) aus einem Sintermaterial, wobei das erste Ausgangsteil (10)
in Form eines teilweise verdichteten Sinterbauteils, eines Grünteils oder Braunteils
vorliegt
dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein zweites Ausgangsteil (20) zumindest teilweise in einen Hohlraum (15)
des ersten Ausgangsteiles (10) eingebracht wird und beide Ausgangsteile (10, 20) gesintert
werden und im zumindest teilweise vom zweiten Ausgangsteil (20) ausgefüllten Hohlraum
(15) dann eine Verbindung (30) zwischen den Ausgangsteilen (10, 20) erzeugt wird,
wobei die Verbindung (30) aufgrund von chemischen Verbindungen zwischen den Materialien
der Ausgangsteile (10, 20) in Form eines Stoffschlusses ausgebildet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindung (30) aufgrund einer größeren Schrumpfung des ersten Ausgangsteiles
(10) zusätzlich in Form einer Presspassung ausgebildet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, dass im Bereich der Verbindung (30) eine Diffusionszone (31) ausgebildet wird und der
Stoffschluss dadurch im Wesentlichen frei von gebildeten Zwischenphasen gehalten wird,
wobei eine Größe der Diffusionszone (31) bevorzugt durch eine Sinterdauer eingestellt
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindung (30) weitestgehend am Ende des Sintervorganges ausgebildet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass mindestens das erste Ausgangsteil (10) mit einem pulvermetallurgischen Verfahren
hergestellt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass als pulvermetallurgisches Verfahren das Pulverspritzgießen, Extrusion oder uniaxiales
bzw. isostatisches Pressen verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass vorhandene Oxidschichten im Bereich der Verbindung (30) vor oder während dem Sintern
unter einer reduzierenden Sinteratmosphäre entfernt werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Sintervorgang mehrere isotherme Haltestufen während eines Abkühlvorgangs
vorgesehen werden.
9. Bauteil aus einem Werkstoffverbund, insbesondere nach einem Verfahren gemäß einem
der Ansprüche 1 bis 8, mit einem ersten Ausgangsteil (10) aus einem Sintermaterial
dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein zweites Ausgangsteil (20) zumindest teilweise in einem Hohlraum (15)
des ersten Ausgangsteiles (10) angeordnet ist und nach einem Sintervorgang das Verbundteil(50)
im zumindest teilweise vom zweiten Ausgangsteil (20) ausgefüllten Hohlraum (15) eine
Verbindung (30) aufweist, wobei die Verbindung (30) in Form eines Stoffschlusses aufgrund
von chemischen Verbindungen zwischen den Materialien der Ausgangsteile (10, 20) ausgebildet
ist.
10. Bauteil nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass die Verbindung (30) zusätzlich in Form einer Presspassung der Ausgangsteile (10,
20) zueinander ausgebildet ist.
11. Bauteil nach einem der Ansprüche 9 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass der Stoffschluss im Wesentlichen frei von gebildeten Zwischenphasen ist.
12. Bauteil nach einem der Ansprüche 9 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass zumindest das erste Ausgangsteil (10) ein pulvertechnologisch hergestelltes Bauteil
ist.
13. Bauteil nach einem der Ansprüche 9 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, dass das zumindest zweite Ausgangsteil (20) aus einem Sintermaterial, einem keramischen
Hartstoff, einem Cermet oder einem schmelzmetallurgisch hergestelltem Material, bevorzugt
einem Metall, besteht.
14. Bauteil nach einem der Ansprüche 9 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass das Sintermaterial bei dem ersten Ausgangsteil 10 und/oder dem zweiten Ausgangsteil
20 ein WC-Hartmetall mit Fe-, Ni- oder Co-Bindemetall (ca. 6-20 Gew.-%), ein Cermet,
eine Keramik oder ein schmelzmetallurgisch hergestelltes Material ist.
15. Verwendung eines Bauteiles (50) entsprechend den Ansprüchen 1 bis 14 als verschleißfestes
Bauteil, insbesondere als Bohr- und Schneidwerkzeug, als Walze oder Pumpenteil, und/oder
als hoch belastetes Bauteil im Automobilbereich, insbesondere in der Einspritztechnik,
im Abgasturbolader, im Wälzlager oder im Getriebe.