[0001] Die Erfindung betrifft ein Hörhilfegerätesystem mit einem ersten und einem zweiten
jeweils sowohl am linken Ohr als auch am rechten Ohr eines Benutzers tragbaren Hörhilfegerät.
[0002] Die meisten Benutzer von Hörhilfegeräten sind von einem beidseitigen Hörverlust betroffen.
Es ist daher empfehlenswert, beide Ohren des Benutzers jeweils mit einem Hörhilfegerät
zu versorgen (binaurale Versorgung). In vielen Fällen ist jedoch der Hörverlust des
linken und des rechten Ohres des Benutzers unterschiedlich ausgeprägt, so dass die
Hörhilfegeräte durch unterschiedliche Parameter-Einstellungen an den betreffenden
Hörverlust des jeweiligen Ohres angepasst werden müssen. Häufig sind Hörhilfegeräte
jedoch hinsichtlich ihrer Gehäuse-Bauform nicht seitenspezifisch ausgebildet. Dies
trifft besonders für die am Ohr, insbesondere hinter dem Ohr tragbaren Hörhilfegeräte
(HdO) zu, aber auch für universell passende, in dem Ohr tragbare Hörhilfegeräte (IdO).
Dadurch kann es leicht zu Verwechslungen kommen, so dass z.B. ein Hörhilfegerät mit
den Parameter-Einstellungen zum Ausgleich des Hörverlustes des linken Ohres eines
Benutzers in dem rechten Ohr getragen wird und umgekehrt. Um ein Vertauschen der Hörhilfegeräte
zu vermeiden ist bekannt, Farb-Markierungen an den Hörhilfegeräten vorzusehen. So
kann beispielsweise zur Unterscheidung der beiden Hörhilfegeräte das Hörhilfegerät
zur Versorgung des rechten Ohres mit einer roten Markierung versehen werden. Der Hörhilfegeräteträger
muss selbst darauf achten, dass das jeweilige Hörhilfegerät für das richtige Ohr verwendet
wird.
[0003] Aus der Offenlegungsschrift
EP 1 722 597 A1 ist ein Hörgerät mit einer Leuchtdiode bekannt, die einem Benutzer anzeigt, ob das
betreffende Hörgerät am linken oder am rechten Ohr zu tragen ist.
[0004] Aus der Offenlegungsschrift
US 2002/0106096 A1 ist ein Hörgerät mit einem Gehäuse und einem lösbar daran befestigbaren Deckelement
bekannt, wobei der Benutzer anhand der Farbe des Deckelements erkennen kann, ob das
Hörgerät am linken oder am rechten Ohr zu tragen ist.
[0005] Aus der Offenlegungsschrift
WO 2004/077 087 ist eine Einrichtung zur Positionsbestimmung mittels eines mobilen Transponders bekannt,
wobei der Transponder zwei voneinander beabstandete Antennen umfasst und durch die
Bestimmung eines Feldstärkendifferenzsignals die Richtung erkennbar ist, aus der ein
Signal zu den Antennen gesendet wird.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, bei einem Hörhilfegerätesystem mit einem
ersten und einem zweiten Hörhilfegerät zur binauralen Versorgung eines Benutzers den
Betrieb der Hörhilfegeräte mit zur Versorgung des jeweiligen Ohres des Benutzers ungeeigneten
Parameter-Einstellungen zu vermeiden.
[0007] Diese Aufgabe wird durch ein Hörhilfegerätesystem mit den Merkmalen gemäß Anspruch
1 gelöst. Ferner wird die Aufgabe durch ein Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätesystems
mit den Verfahrensschritten gemäß Anspruch 10 gelöst.
[0008] Bei einem Hörhilfegerät wird mittels eines Eingangswandlers ein Eingangssignal aufgenommen
und in ein elektrisches Eingangssignal überführt. Üblicherweise dient als Eingangswandler
wenigstens ein Mikrofon, welches ein akustisches Eingangssignal aufnimmt und in ein
elektrisches Eingangssignal wandelt. Moderne Hörhilfegeräte umfassen häufig ein Mikrofonsystem
mit mehreren Mikrofonen, um einen von der Einfallsrichtung akustischer Signale abhängigen
Empfang, eine Richtcharakteristik, zu erreichen. Als Eingangswandler sind jedoch auch
Telefonspulen oder Antennen zur Aufnahme elektromagnetischer Eingangssignale und Wandlung
in elektrische Eingangssignale üblich. Die durch den Eingangswandler in elektrische
Eingangssignale gewandelten Eingangssignale werden zur Weiterverarbeitung und Verstärkung
einer Signalverarbeitungseinheit zugeführt. Die Weiterverarbeitung und Verstärkung
erfolgt zum Ausgleich des individuellen Hörverlustes eines Benutzers in der Regel
in Abhängigkeit der Signalfrequenz des Einganssignals. Die Signalverarbeitungseinheit
liefert an ihrem Ausgang ein elektrisches Ausgangssignal, welches über einen Ausgangswandler
dem Gehör des Hörhilfegeräteträgers zugeführt wird, so dass dieser das Ausgangssignal
als akustisches Signal wahrnimmt. Als Ausgangswandler werden üblicherweise Hörer verwendet,
die ein akustisches Ausgangssignal erzeugen. Es sind jedoch auch Ausgangswandler zur
Erzeugung mechanischer Schwingungen bekannt, die direkt bestimmte Teile des Gehörs,
wie beispielsweise die Gehörknöchelchen, zu Schwingungen anregen. Weiterhin sind Ausgangswandler
bekannt, die direkt Nervenzellen des Gehörs stimulieren. Ein Hörhilfegerät umfasst
ferner eine Spannungsquelle (Batterie oder Akku) zur Spannungsversorgung der elektronischen
Komponenten. Weiterhin können auch Bedienelemente (Ein-/Ausschalter, Programmumschalter,
Lautstärkesteller etc.) vorhanden sein.
[0009] Durch Parameter-Einstellungen kann das Hörhilfegerät an den individuellen Hörverlust
des jeweiligen Ohres des Benutzers angepasst werden. Die Einstellungen werden gewöhnlich
von einem Hörgeräteakustiker während einer Anpasssitzung vorgenommen, wobei ein betreffendes
Hörhilfegerät bei der Anpassung in der Regel mit einem speziell zur Anpassung eingerichteten
Anpass-Computer verbunden ist. Der Hörgeräteakustiker legt die Parameter-Einstellungen
für das jeweilige Hörhilfegerät fest und überträgt sie am Ende einer Anpasssitzung
auf das Hörhilfegerät. Diese bestimmen fortan die Signalverarbeitung in der Signalverarbeitungseinheit
des betreffenden Hörhilfegerätes zum Ausgleich des individuellen Hörverlustes des
jeweiligen Ohres.
[0010] Neben den nach einer Anpasssitzung fest vorgegebenen Parameter-Einstellungen lassen
sich Hörhilfegeräte durch weitere Parameter-Einstellungen auch manuell oder automatisch
an die Vorlieben des Benutzers sowie wechselnde Umgebungsbedingungen anpassen. Beispielsweise
kann der Benutzer manuell die Lautstärke variieren oder das betreffende Hörhilfegerät
passt sich automatisch an wechselnde Hörumgebungen (Gespräch in Ruhe, Gespräch in
Störlärm, Fernsehen, Telefonieren etc) an.
[0011] Moderne Hörhilfegerätesysteme mit einem linken und einem rechten Hörhilfegerät verfügen
über die Möglichkeit zur drahtlosen Datenübertragung zwischen den Hörhilfegeräten.
So kann sich beispielsweise eine einmalig an einem Hörhilfegerät vorgenommene manuelle
Lautstärke-Einstellung bei beiden Hörhilfegeräten des betreffenden Hörhilfegerätesystems
auswirken. Die Hörhilfegeräte sind hierzu mit entsprechenden Sende-und Empfangseinheiten
ausgestattet.
[0012] Gemäß der Erfindung verfügt das Hörhilfegerätesystem mit einem ersten und einem zweiten,
jeweils sowohl am linken Ohr als auch am rechten Ohr des Benutzers tragbaren Hörhilfegerät
über eine Seitenerkennungseinrichtung zum automatischen Erkennen, welches der beiden
Hörhilfegeräte gerade am linken Ohr und welches der beiden Hörhilfegeräte gerade am
im rechten Ohr des Benutzers getragen wird.
[0013] Eine Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass der Benutzer durch ein von ihm
wahrnehmbares Signal darauf aufmerksam gemacht wird, wenn sich die Hörhilfegeräte
nicht jeweils an dem dafür vorgesehenen Ohr befinden. Beispielsweise kann der Hörhilfegeräteträger
mittels Sprachausgabe etwa in der Form: "Bitte linkes und rechtes Hörgerät tauschen!"
zum Wechsel der Hörhilfegeräte aufgefordert werden.
[0014] Bei einer besonders vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass
beide Hörhilfegeräte eines betreffenden Hörhilfegerätesystems sowohl die ParameterEinstellungen
zum Ausgleich des Hörverlustes des linken Ohres als auch die Parameter-Einstellungen
zum Ausgleich des Hörverlustes des rechten Ohres gespeichert haben. Nachdem das jeweilige
Hörhilfegerät mittels der Seitenerkennungseinrichtung automatisch erkannt hat, an
welchem Ohr des Benutzers es gerade getragen wird, werden die Parameter-Einstellungen
zum Ausgleich des Hörverlustes des betreffenden Ohres automatisch aktiviert. Dies
ist für den Benutzer besonders bequem, da er nicht länger ein linkes sowie ein rechtes
Hörhilfegerät unterscheiden muss und ein am Ohr angebrachtes Hörhilfegerät stets korrekt
an den Hörverlust des betreffenden Ohres angepasst ist. Ein unbeabsichtigtes Vertauschen
der beiden Hörhilfegeräte und der Betrieb mit für das jeweilige Ohr unpassenden Parameter-Einstellungen
werden dadurch unmöglich.
[0015] Bei dem Hörhilfegerätesystem gemäß der Erfindung ist vorteilhaft eine Einrichtung
zur drahtlosen Signalübertragung zwischen den Hörhilfegeräten vorhanden. Dabei umfasst
wenigstens eines der Hörhilfegeräte eine Sendespule zum Aussenden eines Erkennungssignals
und wenigstens das andere Hörhilfegerät zwei räumlich voneinander beabstandete Empfangsspulen
zum Empfang des von dem ersten Hörhilfegerät gesendeten Erkennungssignals. Dabei muss
es sich bei den beiden Empfangsspulen nicht notwendigerweise um zwei völlig voneinander
losgelöste Spulen handeln. Vielmehr können auch zwei Spulen auf einen gemeinsamen
Kern gewickelt sein oder die beiden Spulen werden durch eine Wicklung mit einem Mittel-Abgriff
gebildet.
[0016] Befinden sich die beiden Hörhilfegeräte eines erfindungsgemäßen Hörhilfegerätesystems
in der dafür vorgesehenen Trageposition, so sind die Sendespule des einen Hörhilfegerätes
und die beiden Empfangsspulen des anderen Hörhilfegerätes vorteilhaft derart zueinander
ausgerichtet, dass ein von der Sendespule des ersten Hörhilfegerätes ausgehendes Erkennungssignal
zuerst die erste Empfangsspule und danach die zweite Empfangsspule des zweiten Hörhilfegerätes
erreicht. Dies wird beispielsweise dadurch ermöglicht, dass die Sendespule des einen
Hörhilfegerätes und die beiden Empfangsspulen des jeweils anderen Hörhilfegerätes
bei getragenen Hörhilfegeräten zumindest näherungsweise entlang einer Geraden angeordnet
sind.
[0017] Durch die räumliche Trennung der beiden Empfangsspulen liegt das von dem ersten Hörhilfegerät
ausgehende Erkennungssignal mit unterschiedlicher Feldstärke an den beiden Empfangsspulen
des empfangenden Hörhilfegerätes an. Dieser Unterschied kann mittels einer Auswerteeinheit
detektiert und ausgewertet werden. Die unterschiedlichen Feldstärken führen beispielsweise
zu einer Pegeldifferenz zwischen dem von der ersten Empfangsspule als Reaktion auf
das gesendete Erkennungssignal erzeugten ersten Erkennungsempfangssignal und dem von
der zweiten Empfangsspule als Reaktion auf das gesendete Erkennungssignal erzeugten
zweiten Erkennungsempfangssignal. Diese Pegeldifferenz kann erfasst und ausgewertet
werden. Insbesondere befindet sich die Empfangsspule, bei der die höhere Feldstärke
registriert wird, näher an der Sendespule als die andere Empfangsspule. Dadurch erkennt
das betreffende Hörhilfegerät automatisch, welche Gehäuseseite dem Kopf des Benutzers
zugewandt und welche Gehäuseseite vom Kopf abgewandt ist. Dies wiederum lässt einen
eindeutigen Rückschluss darauf zu, ob das betreffende Hörhilfegerät gerade am linken
bzw. am rechten Ohr getragen wird.
[0018] Eine alternative Ausführungsform der Erfindung sieht vor, den Laufzeitunterschied
auszuwerten, mit dem ein von der Sendespule des ersten Hörhilfegerätes ausgehendes
Erkennungssignal an den beiden Empfangsspulen des zweiten Hörhilfegerätes eintrifft.
Der Laufzeitunterschied führt zu einer Phasendifferenz zwischen dem von der ersten
Empfangsspule als Reaktion auf das gesendete Erkennungssignal erzeugten ersten Erkennungsempfangssignal
und dem von der zweiten Empfangsspule als Reaktion auf das gesendete Erkennungssignal
erzeugten zweiten Erkennungsempfangssignal. Ein an einer Empfangsspule gegenüber der
anderen Empfangsspule vorauseilendes Erkennungsempfangssignal ermöglicht den Rückschluss,
dass sich die betreffende Empfangsspule des empfangenden Hörhilfegerätes im Vergleich
zu der anderen Empfangsspule näher bei dem sendenden Hörhilfegerät befindet.
[0019] Wird beispielsweise - in Bezug zu der Geradeaus-Blickrichtung des Benutzers und der
üblichen Trageweise der Hörhilfegeräte - an der näher zur rechten Gehäuseseite des
betreffenden Hörhilfegerätes angeordneten Empfangsspule eine höhere Feldstärke gemessen
oder eilt dort das erzeugte Erkennungsempfangssignal dem in der näher bei der linken
Gehäuseseite befindlichen Empfangsspule erzeugten Erkennungsempfangssignal voraus,
so befindet sich das betreffende Hörhilfegerät am linken Ohr des Benutzers.
[0020] Damit sich die am Ort der ersten Empfangsspule und am Ort der zweiten Empfangsspule
empfangbaren Erkennungssignale hinsichtlich ihrer Feldstärke und Phase möglichst stark
voneinander unterscheiden, sollten die beiden Empfangsspulen möglichst weit voneinander
beabstandet innerhalb des betreffenden Hörhilfegerätes angeordnet sein. So kann sich
die eine Empfangsspule möglichst nah bei der linken Gehäuseseite und die andere Empfangsspule
möglichst nah bei der gegenüberliegenden rechten Gehäuseseite des Hörhilfegerätes
befinden. Besonders groß wird dieser Abstand, wenn beide Empfangsspulen direkt auf
den gegenüberliegenden Gehäusebereichen aufgebracht sind, beispielsweise durch Verwendung
der MID- (Molded Interconnect Device-) Technologie.
[0021] Vorteilhaft wird bei dem Hörhilfesystem gemäß der Erfindung die Sendespule des ersten
Hörhilfegerätes und wenigstens eine der Empfangsspulen des zweiten Hörhilfegerätes
auch zur drahtlosen Signalübertragung zwischen den beiden Hörhilfegeräten verwendet.
Der zusätzliche Aufwand zur automatischen Seitenerkennung hält sich damit gegenüber
einem herkömmlichen Hörhilfegerätesystem, bei dem eine drahtlose Signalübertragung
vorgesehen ist, in Grenzen.
[0022] Bei dem Erkennungssignal, das von dem ersten Hörhilfegerät auf das zweite übertragen
wird, kann es sich um ein Signal handeln, das nur für die automatische Seitenerkennung
vorgesehen ist. Es ist aber auch möglich, dass bei einem Hörhilfegerätesystem, bei
dem ohnehin eine drahtlosen Signalübertragung zwischen den Hörhilfegeräten zur Datenübertragung
vorgesehen ist, beispielsweise zur Synchronisation der beiden Hörhilfegeräte, ein
entsprechend übertragenes Signal zusätzlich auch gemäß der Erfindung zur Seitenerkennung
ausgewertet wird. Auf ein spezielles Signal eigens für die Seitenerkennung kann damit
verzichtet werden.
[0023] Die von den Empfangsspulen als Reaktion auf das Erkennungssignal erzeugten Erkennungsempfangssignale
können gemäß der Erfindung direkt ausgewertet werden, beispielsweise hinsichtlich
ihrer Amplituden und ihrer Phasen, die Auswertung kann ggf. jedoch auch erst nach
einer Weiterverarbeitung dieser Signale erfolgen.
[0024] Theoretisch reicht es aus, wenn eines der beiden Hörhilfegeräte eines erfindungsgemäßen
Hörhilfegerätesystems mit zwei Empfangsspulen zum Empfang eines Erkennungssignals
ausgestattet ist. Dieses Hörhilfegerät kann dann in der oben beschriebenen Weise automatisch
erkennen, ob es am linken oder am rechten Ohr des Benutzers verwendet wird. Diese
Information könnte dann drahtlos an das andere Hörhilfegerät des betreffenden Hörhilfegerätesystems
übertragen werden, womit auch dieses automatisch erkennt, an welchem Ohr des Benutzers
es gerade getragen wird. Vorteilhaft sind jedoch beide Hörhilfegeräte eines betreffenden
Hörhilfegerätesystems identisch ausgebildet, so dass jedes in gleicher Weise erkennt,
an welchem Ohr des Benutzers es augenblicklich getragen wird. Eine drahtlose Datenübertragung
zwischen den Hörhilfegeräten kann dann zur Kontrolle verwendet werden. Erkennen beide
Hörhilfegeräte die gleiche Trageposition, so wird klar, dass ein Fehler vorliegen
muss und die automatische Seitenerkennung kann gegebenenfalls erneut durchgeführt
werden.
[0025] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Es zeigen:
Figur 1 ein Hörhilfegerätesystem mit einem ersten und einem zweiten Hörhilfegerät
gemäß der Erfindung in stark vereinfachter, schematischer Darstellung und
Figur 2 ein vereinfachtes Schaltbild einer Auswerteeinheit eines betreffenden Hörhilfegerätes.
[0026] Figur 1 zeigt in stark vereinfachter, schematischer Darstellung ein Hörhilfegerätesystem
1, 2 gemäß der Erfindung, das am Kopf 3 eines Benutzers und insbesondere hinter den
Ohren (nicht dargestellt) getragen wird. Der Pfeil 4 gibt die Geradeaus-Blickrichtung
des Benutzers an. Das Hörhilfegerätesystem 1, 2 umfasst ein erstes Hörhilfegerät 1
sowie ein zweites, zu dem ersten baugleiches Hörhilfegerät 2. Die Hörhilfegeräte 1
und 2 sind nicht seitenspezifisch ausgebildet und können somit prinzipiell jeweils
sowohl am linken wie auch am rechten Ohr des Benutzers getragen werden.
[0027] Zur Aufnahme eines akustischen Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Eingangssignal
sind die Mikrofone 11 bzw. 21 vorhanden. Die elektrischen Eingangssignale sind zur
Verarbeitung und frequenzabhängigen Verstärkung den Signalverarbeitungseinheiten 12
bzw. 22 zugeführt. Die daraus hervorgehenden elektrischen Ausgangssignale sind den
Hörern 13 bzw. 23 zugeführt, die die elektrischen Ausgangssignale in akustische Ausgangssignale
wandeln, die dann dem Gehör des Benutzers zugeführt werden. Die Signalverarbeitung
in den Signalverarbeitungseinheiten 12 und 22 lässt sich jeweils durch Parameter-Einstellungen
an den individuellen Hörverlust des jeweiligen Ohres des Benutzers sowie an die akustische
Umgebung, in der sich die Hörhilfegeräte 1 und 2 gerade befinden, anpassen.
[0028] Als Besonderheit sind bei dem Hörhilfegerätesystem 1, 2 gemäß dem Ausführungsbeispiel
sowohl in der Signalverarbeitungseinheit 12 als auch in der Signalverarbeitungseinheit
22 die Parameter-Einstellungen zum Ausgleich des Hörverlustes des linken Ohres sowie
die Parameter-Einstellungen zum Ausgleich des Hörverlustes des rechten Ohres des Benutzers
gespeichert, wobei in jedem der Hörhilfegeräte 1 und 2 jeweils nur einer der betreffenden
Parametersätze aktiv geschaltet ist. Zur drahtlosen Datenübertragung zwischen den
Hörhilfegeräten 1 und 2 umfassen die Hörhilfegeräte ferner die Sendeeinheiten 14 bzw.
24 sowie die damit verbundenen Sendespulen 15 bzw. 25. Zum Empfang der von dem jeweils
anderen Hörhilfegerät gesendeten Signale sind die Empfangsspulen 16 und 17 bzw. 26
und 27 vorhanden, wobei die Empfangsspulen 16 bzw. 26 - in Bezug auf die gewöhnliche
Trageweise und die Geradeaus-Blickrichtung 4 des Benutzers - näher bei der linken
Gehäuseseite und die Empfangsspulen 17 bzw. 27 näher bei der rechten Gehäuseseite
der betreffenden Hörhilfegeräte 1 bzw. 2 angeordnet sind. Durch die drahtlose Datenübertragung
zwischen den Hörhilfegeräten 1 und 2 wird beispielsweise gewährleistet, dass sich
die beiden Hörhilfegeräte 1 und 2 stets im gleichen Hörprogramm zur Anpassung an die
augenblickliche Hörumgebung befinden.
[0029] Die Hörhilfegeräte 1 und 2 gemäß dem Ausführungsbeispiel unterscheiden sich von herkömmlichen,
für eine drahtlose Signalübertragung geeigneten Hörhilfegeräten dadurch, dass jeweils
zwei räumlich voneinander getrennte Empfangsspulen 16 und 17 bzw. 26 und 27 vorhanden
sind. Die Empfangsspulen 16, 17 bzw. 26, 27 sind dabei derart innerhalb der Hörhilfegeräte
1 und 2 angeordnet, dass sie unterschiedlich weit von der Sendespule des jeweils anderen
Hörhilfegerätes entfernt sind. Dies hat zweierlei Auswirkungen beim Empfang eines
Erkennungssignals. So hat das Erkennungssignal am Ort der näher bei der Sendespule
befindlichen Empfangsspule eine höhere Feldstärke als bei der weiter entfernt liegenden
Empfangsspule. Weiterhin trifft das Erkennungssignal zuerst an der näher bei der Sendespule
des jeweils anderen Hörhilfegerätes liegenden Empfangsspule ein, so dass die von den
beiden Empfangsspulen erzeugten Erkennungsempfangssignale eine Phasendifferenz aufweisen.
Vorteilhaft lassen sich in den Auswerteeinheiten 18 bzw. 28 sowohl die Spitzenwerte
als auch die Phasendifferenz der in den Empfangsspulen 16 und 17 bzw. 26 und 27 erzeugten
Erkennungsempfangssignale ermitteln. Erkennt beispielsweise das Hörhilfegerät 2, dass
das von der Sendespule 15 des Hörhilfegerätes 1 gesendete Erkennungssignal am Ort
der Empfangsspule 26 eine höhere Feldstärke aufweist als am Ort der Empfangsspule
27 oder dass ein von der Empfangsspule 26 als Reaktion auf das gesendete Erkennungssignal
erzeugtes erstes Erkennungsempfangssignal einem von der Empfangsspule 27 erzeugten
zweiten Erkennungsempfangssignal vorauseilt, so wird daraus klar, dass sich die näher
an der linken Gehäuseseite des Hörhilfegerätes 2 befindliche Empfangsspule 26 im Vergleich
zu der Empfangsspule 27 in einem geringeren Abstand zur Sendespule 15 des Hörhilfegerätes
1 befindet. So wird automatisch erkannt, dass sich das Hörhilfegerät 2 im rechten
Ohr des Benutzers befindet. Eine entsprechende automatische Seitenerkennung erfolgt
auch in dem Hörhilfegerät 1, wobei in den räumlich voneinander beabstandeten Empfangsspulen
16 und 17 ein von der Sendespule 25 des Hörhilfegerätes 2 ausgehendes Erkennungssignal
detektiert wird. Entsprechend erkennt das Hörhilfegerät 1 gemäß dem Ausführungsbeispiel,
dass es sich im linken Ohr des Benutzers befindet.
[0030] Als Reaktion auf die automatische Seitenerkennung werden in dem Hörhilfegerät 1 automatisch
die Parametereinstellungen zur Anpassung des Hörhilfegerätes 1 an den Hörverlust des
linken Ohres und in dem Hörhilfegerät 2 die ParameterEinstellungen zur Anpassung des
Hörhilfegerätes 2 an den Hörverlust des rechten Ohres des Benutzers aktiviert.
[0031] Durch die automatische Seitenerkennung und automatische Anpassung des betreffenden
Hörhilfegerätes an das jeweilige Ohr entsteht für den Benutzer der größtmögliche Komfort.
Der Benutzer kann jedes der beiden Hörhilfegeräte des erfindungsgemäßen Hörhilfegerätesystems
sowohl an seinem linken als auch an seinem rechten Ohr anbringen. Ein Vertauschen
der beiden Hörhilfegeräte sowie der Betrieb eines Hörhilfegerätes mit Parameter-Einstellungen,
die zur Versorgung des betreffenden Ohrs ungeeignet sind, werden dadurch verhindert.
[0032] Figur 2 zeigt das Prinzipschaltbild der Auswerteeinheit 18 zum Erfassen unterschiedlicher
Feldstärken, mit denen das von dem zweiten Hörhilfegerät 2 ausgehende Erkennungssignal
am Ort der Empfangsspule 16 und am Ort der Empfangsspule 17 des ersten Hörhilfegerätes
1 anliegt. Dazu ist der Auswerteeinheit 18 an ihren Eingängen das von der Empfangsspule
17 erzeugte Erkennungsempfangssignal I17 und das von der Empfangsspule 16 erzeugte
Erkennungsempfangssignal I16 zugeführt. Das Eingangssignal I17 ist zunächst einem
Spitzenwertdetektor 31 und das Eingangssignal I16 einem Spitzenwertdetektor 32 zugeführt.
Der Spitzenwertdetektor 31 liefert das Ausgangssignal V17 und der Spitzenwertdetektor
32 das Ausgangssignal V16. Die beiden Signale V17 und V16 sind einem Komparator 33
zugeführt, der das Ausgangssignal "OUT" liefert. Ist der Spitzenwert V17 größer als
der Spitzenwert V16, so erhält das Ausgangssignal "OUT" eine logische 1. Ist dagegen
der Spitzenwert V16 größer als der Spitzenwert V17, so erhält das Ausgangssignal "OUT"
eine logische O. Dabei handelt es sich bei einer logischen 1 des Ausgangssignals "OUT"
um ein am linken Ohr getragenes Hörhilfegerät und bei einer logischen O des Ausgangssignals
"OUT" um ein am rechten Ohr getragenes Hörhilfegerät.
[0033] Das Ausgangssignal "OUT" der Auswerteeinheit 18 ist der Signalverarbeitungseinheit
12 zugeführt, die bei einer logischen 1 automatisch die Parameter-Einstellungen zur
Kompensation des Hörverlustes des linken Ohres und bei einer logischen 0 automatisch
die Parameter-Einstellungen zur Kompensation des Hörverlustes des rechten Ohres aktiviert.
1. Hörhilfegerätesystem (1, 2) mit einem ersten und einem zweiten jeweils sowohl am linken
Ohr als auch am rechten Ohr eines Benutzers tragbaren Hörhilfegerät (1, 2), ge kennzeichnet durch eine Seitenerkennungseinrichtung zum automatischen Erkennen, welches der beiden Hörhilfegeräte
(1, 2) am linken und welches der beiden Hörhilfegeräte (1, 2) am rechten Ohr des Benutzers
getragen wird.
2. Hörhilfegerätesystem (1, 2) nach Anspruch 1, wobei die Seitenerkennungseinrichtung
wenigstens in dem ersten Hörhilfegerät (1) eine Sendespule (15) zum Aussenden eines
Erkennungssignals umfasst.
3. Hörhilfegerätesystem (1, 2) nach Anspruch 2, wobei die Seitenerkennungseinrichtung
wenigstens in dem zweiten Hörhilfegerät (2) eine erste Empfangsspule (26) zum Empfang
des von dem ersten Hörhilfegerät (1) gesendeten Erkennungssignals und zum Erzeugen
eines ersten Erkennungsempfangssignals und eine von der ersten Empfangsspule (26)
beabstandete zweite Empfangsspule (27) zum Empfang des von dem ersten Hörhilfegerät
(1) gesendeten Erkennungssignals und zum Erzeugen eines zweiten Erkennungsempfangssignals
umfasst und wobei in Bezug auf eine Geradeaus-Blickrichtung (4) des Benutzers und
eine übliche Trageposition des zweiten Hörhilfegerätes (2) an einem Ohr des Benutzers
die erste Empfangsspule (26) näher an einer linken Gehäuseseite und die zweite Empfangsspule
(27) näher an einer rechten Gehäuseseite des zweiten Hörhilfegerätes (2) angeordnet
ist.
4. Hörhilfegerätesystem (1, 2) nach Anspruch 2 oder 3, wobei die Seitenerkennungseinrichtung
eine Auswerteeinheit (28) zum Vergleich der von der ersten und von der zweiten Empfangsspule
(26, 27) erzeugten Erkennungsempfangssignale umfasst.
5. Hörhilfegerätesystem (1, 2) nach Anspruch 4, wobei die Seitenerkennungseinrichtung
zum Vergleich der Feldstärken des von der Sendespule gesendeten Erkennungssignals
am Ort der ersten Empfangsspule (26) und am Ort der zweiten Empfangsspule (27) ausgebildet
ist und wobei das zweite Hörhilfegerät (2) anhand einer höheren Feldstärke am Ort
der ersten Empfangsspule (26) automatisch erkennt, dass es am rechten Ohr getragen
wird, und anhand einer höheren Feldstärke am Ort der zweiten Empfangsspule (27) automatisch
erkennt, dass es am linken Ohr getragen wird.
6. Hörhilfegerätesystem (1, 2) nach Anspruch 4, wobei die Seitenerkennungseinrichtung
zum Erkennen einer Phasendifferenz zwischen dem von der ersten Empfangsspule (26)
erzeugten ersten Erkennungsempfangssignal und dem von der zweiten Empfangsspule (27)
erzeugten zweiten Erkennungsempfangssignal ausgebildet ist und wobei das zweite Hörhilfegerät
(2) anhand des ersten Erkennungsempfangssignals, das dem zweiten Erkennungsempfangssignal
vorauseilt, automatisch erkennt, dass es am rechten Ohr getragen wird, und anhand
des ersten Erkennungsempfangssignals, das dem zweiten Erkennungsempfangssignal nacheilt,
automatisch erkennt, dass es am linken Ohr getragen wird.
7. Hörhilfegerätesystem (1, 2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei eine Übermittlung
von Daten zwischen den Hörhilfegeräten (1, 2) vorgesehen ist und die Sendespule (15)
zum Senden und/oder wenigstens eine der Empfangsspulen (26, 27) zum Empfang dieser
Daten ausgebildet sind.
8. Hörhilfegerätesystem (1, 2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in den
Hörhilfegeräten (1, 2) jeweils eine Seiteninformation gespeichert ist und von den
Hörhilfegerätesystem (1, 2) ein von dem Benutzer wahrnehmbares Hinweissignal abgebbar
ist, wenn wenigstens eines der Hörhilfegeräte (1, 2) nicht an oder in dem für das
betreffende Hörhilfegerät (1, 2) vorgesehenen Ohr getragen wird.
9. Hörhilfegerätesystem (1, 2) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Hörhilfegeräte
(1, 2) mittels ParameterEinstellungen an einen individuellen Hörverlust des linken
sowie des rechten Ohrs des Benutzers anpassbar sind und wobei in beiden Hörhilfegeräten
(1, 2) sowohl die ParameterEinstellungen zum Ausgleich des Hörverlustes des linken
Ohres als auch die Parameter-Einstellungen zum Ausgleich des Hörverlustes des rechten
Ohres gespeichert sind und wobei nach dem automatischen Erkennen des Ohres, an dem
das jeweilige Hörhilfegerät (1, 2) getragen wird, von dem jeweiligen Hörhilfegerät
(1, 2) automatisch die für das betreffende Ohr vorgesehenen Parameter-Einstellungen
aktivierbar ist.
10. Verfahren zum Betrieb eines Hörhilfegerätesystems (1, 2), mit einem ersten und einem
zweiten, jeweils sowohl am linken Ohr als auch am rechten Ohr eines Benutzers tragbaren
Hörhilfegerät (1, 2) mit folgenden Schritten:
- Senden eines Erkennungssignals von dem ersten Hörhilfegerät (1),
- Empfang des von dem ersten Hörhilfegerät (1) gesendeten Erkennungssignals und Erzeugen
eines ersten Erkennungsempfangssignals von einer ersten Empfangsspule (26) und eines
zweiten Erkennungsempfangssignals von einer von der ersten Empfangsspule (26) beabstandeten
zweiten Empfangsspule (27) des zweiten Hörhilfegerätes (2) als Reaktion auf das gesendete
Erkennungssignal,
- Vergleich des ersten Erkennungsempfangssignals oder eines daraus hervorgehenden
Signals mit dem zweiten Erkennungsempfangssignal oder einem daraus hervorgehenden
Signal,
- Automatisches Erkennen der Trageweise des zweiten Hörhilfegerätes (2) am linken
Ohr oder am rechten Ohr des Benutzers anhand des Vergleichsergebnisses.
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei das erste und das zweite Erkennungsempfangssignal
hinsichtlich ihrer Amplituden miteinander vergleichen werden.
12. Verfahren nach Anspruch 10, wobei das erste und das zweite Erkennungsempfangssignal
hinsichtlich ihrer Phasen miteinander verglichen werden.