[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bereitstellen einer Empfehlung zum Durchführen
eines Überholmanövers, eine Fahrerassistenzeinrichtung zum Bereitstellen einer Empfehlung
zum Durchführen eines Überholmanövers, ein Computerprogramm und ein Computerprogrammprodukt.
Stand der Technik
[0002] Bei Überholvorgängen im Straßenverkehr erfolgt ein Spurwechsel des überholenden Fahrzeugs,
was bei Gegenverkehr zu gefährlichen Situationen führen kann. So sind riskante Überholmanöver
vor allem auf Land- und Bundesstraßen oft die Ursache für schwere Verkehrsunfälle.
Mittlerweile sind Systeme bekannt, die diese Gefahren minimieren sollen. Dazu zählen
Geschwindigkeitswarner, die bei Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit
warnen, und eine sog. Tote-Winkel-Überwachung, die beim Ausscheren vor verdeckten
Autos im toten Winkel warnt. Bei einem Überholassistenten kommt eine kartenbasierte
ADAS Funktion (Advanced driver assistance system ADAS bzw. fortschrittliches Fahrerassistenzsystem)
zum Einsatz, diese stützt sich auf den Verlauf der Straße und gibt Empfehlungen, wann
es hinsichtlich der Straße unbedenklich ist, einen Überholvorgang einzuleiten. So
wird vor Kurven und Bergkuppen gewarnt, bei langen Geraden wird dagegen nicht abgeraten
zu überholen.
[0003] Im Rahmen der Verknüpfung von Fahrzeug, Umgebung und Infrastruktur sind unterschiedliche
Formen der Kommunikation vorgesehen, bei einer Car2Car-Kommunikation, erfolgt eine
Kommunikation zwischen mindestens zwei Fahrzeugen, bei einer Car2X-Kommunikation wird
zwischen einem Auto und einer Einrichtung kommuniziert. Durch einen Informationsfluss
zwischen den Verkehrsteilnehmern und deren Umgebung können sicherheitstechnische Funktionen
bzw. Funktionalitäten umgesetzt werden. Denkbar sind Gefahrenwarner, bei denen z.
B. ein Fahrzeug dem anderen meldet, dass es in einer Kurve liegen geblieben ist. Kollisionswarner
weisen darauf hin, wenn sich zwei Fahrzeuge zu schnell annähern.
[0004] Ein sogenannter Abstandsregeltempomat (ACC, adaptive cruise control) für eine drahtlose
Kommunikation zwischen Fahrzeugen ist aus der Druckschrift
US 2007/0083318 A1 bekannt. Dabei ist dieser Abstandsregeltempomat für ein nachfolgendes Fahrzeug geeignet,
das einem vorausfahrenden Fahrzeug folgt. Dabei übermittelt das vorausfahrende Fahrzeug
dem nachfolgenden Fahrzeug Betriebsparameter, die insbesondere kinematische Größen
des vorausfahrenden Fahrzeugs, d. h. Ort, Geschwindigkeit oder Beschleunigung, betreffen.
Unter Berücksichtigung dieser Betriebsparameter ist es dem Abstandsregeltempomat des
nachfolgenden Fahrzeugs möglich, eine Fahrweise des vorausfahrenden Fahrzeugs zu berücksichtigen.
[0005] Ein Verfahren zur Kommunikation von Fahrzeuginformationen ist aus der Druckschrift
GB 2 358 506 A bekannt. Dabei werden diese Fahrzeuginformationen zwischen Fahrzeugen ausgetauscht.
Auch hier können diese Fahrzeuginformationen kinematische Größen umfassen, so dass
sich die Fahrzeuge gegenseitig über die kinematischen Größen informieren und sich
auf andere Verkehrsteilnehmer frühzeitig einstellen können.
[0006] Ein Verfahren zum Unterstützen eines Überholvorgangs ist aus der Druckschrift
JP 2006/293 615 A bekannt. Dabei werden zwischen einem vorausfahrenden und einem nachfolgenden Fahrzeug
Informationen bezüglich dieses Überholvorgangs ausgetauscht. Zudem werden insbesondere
Größen, die für einen Überholvorgang von Bedeutung sind, d. h. Abstand und Relativgeschwindigkeit,
derart berücksichtigt, dass dabei ein Ausweichraum, der zum Durchführen des Überholvorgangs
geeignet ist, ermittelt wird.
Offenbarung der Erfindung
[0007] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bereitstellen einer Empfehlung zum Durchführen
eines Überholmanövers. Hierbei ist vorgesehen, dass sich entlang einer Strecke bzw.
eines Verkehrswegs auf einer Fahrspur einem ersten Fahrzeug ein zweites Fahrzeug,
das dem ersten Fahrzeug folgt, von hinten nähert. Bei Durchführung des Verfahrens
ist vorgesehen, dass zum Bereitstellen der Empfehlung zum Durchführen des Überholmanövers
durch das zweite Fahrzeug für das zweite Fahrzeug Routeninformationen des ersten Fahrzeugs,
die über eine Weiterfahrt des ersten Fahrzeugs informieren, verwendet werden. Dabei
wird von dem Überholmanöver abgeraten, falls aus den Routeninformationen hervorgeht,
dass das erste Fahrzeug die Strecke zeitnah verlässt.
[0008] Dieses Verfahren bietet sich bspw. dann an, wenn das zweite Fahrzeug eine höhere
Geschwindigkeit als das erste Fahrzeug aufweist, so dass sich aufgrund der unterschiedlichen
Geschwindigkeiten der beiden Fahrzeuge für das zweite Fahrzeug ein Überholen anbietet.
Falls aufgrund der Routeninformationen des ersten Fahrzeugs zu erwarten ist, dass
dieses dem zweiten Fahrzeug mit einer vergleichsweise geringeren Geschwindigkeit die
nächste Zeit vorausfährt, kann einem Fahrer des zweiten Fahrzeugs empfohlen werden,
den Überholvorgang durchzuführen. Alternativ wird im Rahmen des Verfahrens dem Fahrer
des zweiten Fahrzeugs von dem Überholmanöver abgeraten, falls das erste, vorausfahrende
Fahrzeug die Fahrspur verlässt. Das typischerweise zeitnahe Verlassen der Fahrspur
und somit der Strecke durch das erste Fahrzeug hat zur Folge, dass das erste Fahrzeug
für das zweite Fahrzeug kein langsam vorausfahrendes Hindernis mehr darstellt und
somit der Überholvorgang überflüssig ist.
[0009] Zur Bereitstellung der Routeninformationen sind zwei Möglichkeiten denkbar, die sich
in Ausgestaltung des Verfahrens ergänzen können. Nach einer ersten Möglichkeit werden
die Routeninformationen dem zweiten Fahrzeug von dem ersten Fahrzeug durch eine üblicherweise
drahtlose Kommunikation übermittelt. Diese Routeninformationen können regelmäßig und/oder
auf Anfrage bereitgestellt werden. Eine selbsttätige Bereitstellung der Routeninformationen
kann typischerweise dann erfolgen, wenn sich das Verlassen der Fahrbahn zeitnah anbahnt,
so dass unter anderem Verkehrsteilnehmer, die dem ersten Fahrzeug folgen, über tiefgreifende
Änderungen in der Routenführung des ersten Fahrzeugs vorab informiert werden.
[0010] Die zweite Möglichkeit beruht auf einer aktiven Beobachtung des Straßenverkehrs durch
ein Beobachtungsmodul des zweiten Fahrzeugs. Auf Grundlage derartiger Beobachtungen
können Routeninformationen für andere Verkehrsteilnehmer und somit Fahrzeuge gesammelt
werden. Eine derartige Beobachtung kann über einen längeren Zeitraum erfolgen. Weiterhin
können Regelmäßigkeiten bestimmter anderer Verkehrsteilnehmer und somit von anderen
Fahrzeugen zur Bereitstellung der Routeninformationen verwendet werden. Diese Ausgestaltung
bietet sich an, falls die Strecke regelmäßig zu einer bestimmten Tageszeit von den
beiden Fahrzeugen befahren wird. Folglich können Routenführungen des ersten Fahrzeugs
von dem Beobachtungsmodul des zweiten Fahrzeugs beobachtet, unter Berücksichtigung
von Regelmäßigkeiten ausgewertet und gesammelt bzw. gespeichert werden, so dass die
Routeninformationen über das erste Fahrzeug auf Grundlage von Beobachtungen durch
das Beobachtungsmodul ermittelt werden. Dies bietet sich insbesondere dann an, wenn
keine aktive GPS gestützte Routenführung des ersten Fahrzeugs tätig ist.
[0011] Das Verfahren kann bei Vorliegen verschiedener Bedingungen durchgeführt werden. Falls
sich beide Fahrzeuge einer Abbiegung oder Kreuzung nähern, kann auf Grundlage der
Routeninformationen überprüft werden, ob das erste Fahrzeug bei der Abbiegung abbiegen
und somit die Strecke zeitnah verlassen wird. Alternativ oder ergänzend ist das Verfahren
auch dann durchführbar, wenn mindestens eine relative kinematische Größe zwischen
den Fahrzeugen einen definierten Wert erreicht. Werte für diese relativen kinematischen
Größen können durch eine Kommunikation zwischen den beiden Fahrzeugen bereitgestellt
werden, wobei zwischen den Fahrzeugen kinematische Größen bzw. Parameter ausgetauscht
und daraus ggf. durch Vergleich eigener und externer kinematischer Größen relativen
kinematischen Größen bzw. Parameter berechnet werden.
[0012] Ein erster möglicher kinematischer Parameter ist ein Abstand zwischen den beiden
Fahrzeugen. Sobald sich das erste Fahrzeug dem zweiten Fahrzeug so weit genähert hat,
dass ein Mindestabstand zwischen den beiden Fahrzeugen unterschritten ist, kann das
Verfahren durchgeführt werden. Ein zweiter relativer kinematischer Parameter ist eine
Relativgeschwindigkeit zwischen den beiden Fahrzeugen. In diesem Fall kann berücksichtigt
werden, ob die Relativgeschwindigkeit zwischen den beiden Fahrzeugen einen bestimmten
Wert überschreitet, also falls das zweite Fahrzeug eine Geschwindigkeit aufweist,
die um einen definierbaren Betrag größer als die Geschwindigkeit des ersten Fahrzeug
ist.
[0013] Ein Kriterium dafür, ob der Überholvorgang für das zweite Fahrzeug empfohlen wird
oder nicht hängt u. a. auch von den beschriebenen kinematischen Größen beider Fahrzeuge
ab, wobei üblicherweise auch berücksichtigt wird, wie groß ein Abstand des ersten
und/oder zweiten Fahrzeugs zu der Abbiegung ist. Aus aktuellen Geschwindigkeiten der
Fahrzeuge kann dann berechnet werden, wann das erste und/oder zweite Fahrzeug die
Abbiegung erreichen wird. Auf Grundlage einer Länge der Zeitspanne, die zum Erreichen
der Abbiegung verstreicht, kann das Kriterium für die Empfehlung des Überholvorgangs
festgelegt werden, ergänzend können auch die beschriebenen kinematischen Größen berücksichtigt
werden. So kann die Länge der Zeitspanne mit einer Dauer, die für den möglicherweise
durchzuführenden Überholvorgang zu veranschlagen ist, verglichen werden. Der Überholvorgang
wird sich in einer Variante nur dann lohnen, wenn dieser wesentlich kürzer als die
Zeitspanne zum Erreichen der Abbiegung durch das erste Fahrzeug ist. Falls diese Zeitspanne
nur einige Sekunden beträgt, verlässt das erste Fahrzeug die Abbiegung in der Regel
zeitnah.
[0014] Die Erfindung betrifft auch eine Fahrerassistenzeinrichtung zum Bereitstellen einer
Empfehlung zum Durchführen eines Überholmanövers, wobei vorgesehen ist, dass sich
entlang einer Strecke auf einer Fahrspur einem ersten Fahrzeug ein zweites Fahrzeug,
das dem ersten Fahrzeug folgt, nähert. Diese Fahrerassistenzeinrichtung ist dazu ausgebildet,
für das zweite Fahrzeug Routeninformationen des ersten Fahrzeugs zum Bereitstellen
der Empfehlung zur Durchführung des Überholmanövers zu verwenden und von dem Überholmanöver
abzuraten, falls den Routeninformationen hervorgeht, dass das erste Fahrzeug die Strecke
zeitnah verlässt.
[0015] Diese Fahrerassistenzeinrichtung kann in dem zweiten Fahrzeug angeordnet sein und
mit einem Kommunikationsmodul zusammenwirken, das dazu ausgebildet ist, Routeninformationen,
die von dem ersten Fahrzeug bereitgestellt werden, zu empfangen.
[0016] Außerdem kann die Fahrerassistenzeinrichtung ein Beobachtungsmodul aufweisen, das
als ein sogenanntes selbstlernendes Modul ausgebildet ist. Für den Fall, dass eine
Strecke regelmäßig, bspw. zu einer bestimmten Tageszeit, befahren wird, kann das beschriebene
Beobachtungsmodul eingesetzt werden. Dieses Beobachtungsmodul ist dazu ausgebildet,
das erste Fahrzeug zu beobachten und die Routeninformationen über das erste Fahrzeug
auf Grundlage der Beobachtungen zu ermitteln. Alternativ oder ergänzend ist es auch
möglich, dass das erste Fahrzeug Beobachtungen des eigenen Fahrwegs an das Beobachtungsmodul
des zweiten Fahrzeugs übermittelt.
[0017] Mit der Erfindung wird folglich ein an die Routenführung des ersten, vorausfahrenden
Fahrzeugs geknüpfter Überholassistent realisiert.
[0018] Dabei erfolgt in einer Variante ein beidseitiger Austausch und eine Auswertung von
Routenführungsinformationen zwischen den Fahrzeugen, so dass unter Berücksichtigung
dieser Routenführungsinformationen über die nächste Aktion des vorausfahrenden Fahrzeugs
überflüssige und gefährliche Überholmanöver abgewendet werden können. Wenn der Fahrer
des zweiten, schnelleren Fahrzeugs weiß, dass das vorausfahrende Fahrzeug zeitnah
abbiegen wird, wird der Fahrer des schnelleren Fahrzeugs unter Umständen darauf verzichtet,
ein Überholmanöver zu starten. Dies spart Treibstoff und erhöht die Sicherheit auf
den Straßen.
[0019] Mit der Erfindung ist es u. a. möglich, dem Fahrer eine Empfehlung für ein Überholmanöver
zu geben, indem die Routenführung des vorausfahrenden Fahrzeugs berücksichtigt wird.
Nähert man sich einem vorausfahrenden Verkehrsteilnehmer von hinten an, so gibt die
Fahrerassistenzeinrichtung die Information aus, ob sich das Überholmanöver lohnt.
So können riskante und sinnlose Überholmanöver vermieden werden, wenn das vorausfahrende
Fahrzeug beabsichtigt, auf den nächsten Metern den Verkehrsweg zu verlassen. Oft ist
diese Abbiegeabsicht auch der Grund für eine verlangsamte Fahrt.
[0020] Die beschriebene Fahrerassistenzeinrichtung ist dazu ausgebildet, sämtliche Schritte
des vorgestellten Verfahrens durchzuführen. Dabei können einzelne Schritte dieses
Verfahrens auch von einzelnen Komponenten der Fahrerassistenzeinrichtung durchgeführt
werden. Weiterhin können Funktionen der Fahrerassistenzeinrichtung oder Funktionen
von einzelnen Komponenten der Fahrerassistenzeinrichtung als Schritte des Verfahrens
umgesetzt werden.
[0021] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Computerprogramm mit Programmcodemitteln, um
alle Schritte eines beschriebenen Verfahrens durchzuführen, wenn das Computerprogramm
auf einem Computer oder einer entsprechenden Recheneinheit, insbesondere in einer
erfindungsgemäßen Fahrerassistenzeinrichtung, ausgeführt wird.
[0022] Das erfindungsgemäße Computerprogrammprodukt mit Programmcodemitteln, die auf einem
computerlesbaren Datenträger gespeichert sind, ist zum Durchführen aller Schritte
eines beschriebenen Verfahrens ausgebildet, wenn das Computerprogramm auf einem Computer
oder einer entsprechenden Recheneinheit, insbesondere in einer erfindungsgemäßen Fahrerassistenzeinrichtung,
ausgeführt wird.
[0023] Die erfindungsgemäße Anordnung umfasst eine Navigationseinheit, die Positionsdaten
des Fahrzeugs, z. B. über Satellitennavigationssysteme (GPS, Galileo) oder über eine
Kommunikation mit Infrastruktureinrichtungen in der Umgebung (C2Enviroment), erfasst
und zur Ortung mit einer Straßenkarte verbindet, was z. B. mit Map Matching erfolgen
kann. Folglich kann eine individuelle Route zwischen mindestens zwei Punkten bzw.
Orten, z. B. mit Route Guidance, berechnet werden. Dabei entstehen Fahranweisungen,
die dem Fahrer sequentiell zugestellt werden. Zusätzlich verfügt ein mit der erfindungsgemäßen
Fahrerassistenzeinrichtung ausgestattetes Fahrzeug, über das Kommunikationsmodul mit
einer eine Übertragungs- und Empfangseinheit, die Routeninformationen seiner Umgebung
zukommen lässt und von umliegenden Fahrzeugen empfängt. Dies könnte durch diverse
kabellose Übertragungsmedien wie Funk, WLAN, GSM oder Bluetooth realisiert werden.
In Ausgestaltung kann vorgesehen sein, dass die Fahrerassistenzeinrichtung mit dem
beschriebenen Kommunikationsmodul zusammenwirkt, das Kommunikationsmodul kann eine
Komponente der Fahrerassistenzeinrichtung sein oder nicht.
[0024] Eine Auswerteeinheit als Komponente Fahrerassistenzeinrichtung erfasst diese Informationen
und kann damit einem schnelleren Fahrzeug, das sich einem langsameren Fahrzeug nähert,
eine Überholempfehlung geben. Ist für das langsamere Fahrzeug vorgesehen, innerhalb
einer bestimmten Zeitspanne eine andere Route zu fahren als das schnellere Fahrzeug,
dann kann dem Fahrer von dem schnelleren Fahrzeug dies als Information , z. B. "Das
vorausfahrende Fahrzeug biegt wahrscheinlich in 400 m ab", zugesandt werden. Eine
Voraussetzung hierfür ist, dass zwei Fahrzeuge auf einer zweispurigen Fahrbahn aufeinander
auffahren und dass beide Fahrzeuge über das erfindungsgemäße System verfügen. Erhält
der Fahrer des schnelleren Fahrzeugs diese Information, dann kann er sein unter Umständen
geplantes Überholmanöver abbrechen und dem langsameren Fahrzeug bis zur Abbiegestelle
folgen.
[0025] In einer Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Anordnung wird der Datenaustausch zwischen
Navigationsgeräten positionsabhängig ausgelöst. Im Rahmen der kommunikativen Vernetzung
aller Fahrzeuge untereinander, wird jedem Fahrzeug auch eine Position zugewiesen.
Diese Position kann dann auch einer allgemein zugänglichen Karte zugespielt werden.
Ist die Position von zwei Fahrzeugen bekannt, so kann auch der Abstand zwischen ihnen
errechnet werden. Wenn dieser errechnete Abstand eine Schwelle unterschreitet, kann
dies ein Auslösekriterium dafür sein, Routeninformationen auszutauschen. Der Abstand
kann natürlich auch über weitere Umfeldsensorik, z. B. Video, Radar, Laser, LIDAR
usw., gemessen werden. In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen
Systems wird dieses bei Erreichen einer definierbaren Relativgeschwindigkeit zwischen
zwei Fahrzeugen ausgelöst.
[0026] Ein Auslösekriterium ist dann die Relativ- bzw. Auffahrgeschwindigkeit des schnelleren
Fahrzeugs auf das langsamere Fahrzeug. In einer zusätzlichen Ausgestaltung kann der
Fahrer des schnelleren, hinterher fahrenden Fahrzeuges selbständig die nächste Routeninformation
des vorausfahrenden Fahrzeuges abrufen. Da es wahrscheinlich ist, dass ein Fahrer
auf einer bekannten Strecke keine Routenführung benutzt, kann die erfindungsgemäße
Fahrerassistenzeinrichtung zu einem gewissen Teil selbstlernend sein. Werden zu bestimmten
Zeiten, z. B morgens und abends, immer wieder gleiche Streckenprofile befahren, z.
B. durch Pendler, kann dies als Routeninformation genutzt und ausgetauscht werden.
Demnach könnte die Anweisung "das vorausfahrende Fahrzeug biegt routinemäßig in 400
m rechts ab" bereitgestellt werden.
[0027] Um eventuellen Missbrauch vorzubeugen, können diverse Abbruchkriterien und Freilassungsstufen
eingeführt werden. Ein Abbruch des Datenaustausches wäre dann möglich, wenn sich ein
weiteres Fahrzeug zwischen den beiden Fahrzeugen einreiht. Zusätzlich kann die Anzahl
der für andere frei zugänglichen Fahranweisungen vom Fahrer selbst gewählt werden,
bspw. keine Fahranweisung, nur die nächste Fahranweisung oder alle Fahranweisungen
bis zum Ziel. In einer weiteren Variante der Erfindung ist die Überholempfehlung an
eine Infrastruktureinrichtung gebunden. So können bei kurvigen Straßen oder bei absolutem
Überholverbot die Routenführungsinformationen über das vorausfahrende Fahrzeug ausbleiben.
Ergänzend können die Informationen zur Routenführung oder des Fahrziels auch an die
umliegende Infrastruktureinrichtung gesendet werden, um so z. B. die Verkehrsleitung
der einzelnen Fahrzeuge zu beeinflussen.
[0028] Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
und der beiliegenden Zeichnung.
[0029] Es versteht sich, dass die voranstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0030]
Figur 1 zeigt in schematischer Darstellung eine erste Verkehrssituation.
Figur 2 zeigt in schematischer Darstellung eine zweite Verkehrssituation.
Ausführungsformen der Erfindung
[0031] Die Erfindung ist anhand von Ausführungsformen in den Zeichnungen schematisch dargestellt
und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen ausführlich beschrieben.
[0032] Die Figuren werden zusammenhängend und übergreifend beschrieben, gleiche Bezugszeichen
bezeichnen gleiche Komponenten.
[0033] Figur 1 zeigt in schematischer Darstellung eine Hauptstraße 2 und eine davon abbiegende
Nebenstraße 4. Auf dieser Hauptstraße 2 fährt ein erstes Fahrzeug 6 in Richtung einer
Abbiegung 8. Dem ersten Fahrzeug 6 fährt ein zweites Fahrzeug 10 hinterher. Bei der
hier beschriebenen Verkehrssituation ist vorgesehen, dass das zweite Fahrzeug 10 eine
höhere Geschwindigkeit als das erste Fahrzeug 6 aufweist. Demnach wird ein Abstand
zwischen den beiden Fahrzeugen 6, 10 im Laufe der Zeit geringer. Aus diesem Grund
bietet es sich für den Fahrer des zweiten Fahrzeugs 10 an, das erste Fahrzeug 6 zu
überholen.
[0034] Eine Entscheidung darüber, ob sich ein Überholen des ersten Fahrzeugs 6 durch das
zweite Fahrzeug 10 lohnt, wird in einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
getroffen. Im Rahmen des Verfahrens werden zwischen den beiden Fahrzeugen 6, 10 Daten
ausgetauscht, was hier über eine drahtlose Kommunikation 12 erfolgt. Dabei werden
unter anderem dem zweiten Fahrzeug 10 von dem ersten Fahrzeug 6 Routeninformationen
von dem ersten Fahrzeug 6 bereitgestellt. Eine Fahrerassistenzeinrichtung 14 des zweiten
Fahrzeugs 10 wird darüber informiert, ob das erste Fahrzeug 6 zur Weiterfahrt eine
erste Route 16 (gestrichelte Linie) oder eine zweite Route 18 (gepunktete Linie) wählt.
Falls das erste Fahrzeug 6 die erste Route 16 wählt, bedeutet das, dass das erste
Fahrzeug 6 weiterhin auf der Hauptstraße 2 fährt. Falls das erste Fahrzeug alternativ
die zweite Route 18 wählt, bedeutet das, dass das erste Fahrzeug 6 die Hauptstraße
2 bei der Abbiegung 8 verlässt und auf der Nebenstraße 4 weiterfährt.
[0035] In dem vorliegenden Beispiel beträgt ein Abstand zwischen den beiden Fahrzeugen 6,10
vierhundert Meter, wobei sich dieser Abstand aufgrund der erhöhten Geschwindigkeit
des zweiten Fahrzeugs 10 verringert. In diesem Beispiel ist vorgesehen, dass das erste
Fahrzeug 6 die zweite Route 18 wählt und eine entsprechende Routeninformation dem
zweiten Fahrzeug 10 bereitstellt. Somit ist einem Fahrer des zweiten Fahrzeugs 10
klar, dass sich ein Überholmanöver zum Überholen des ersten Fahrzeugs 6 nicht lohnt,
weshalb auf dieses Überholmanöver verzichtet werden kann. Für den Fall, dass das erste
Fahrzeug 6 die Hauptstraße 2 nicht verlassen sollte und somit der ersten Route 16
folgt, kann entschieden werden, dass sich das Überholmanöver doch lohnt, so dass dem
Fahrer des zweiten Fahrzeugs 10 eine entsprechende Empfehlung gegeben wird.
[0036] Figur 2 zeigt eine Straße 30 mit einem ersten, vorausfahrenden Fahrzeug 32 und einem
zweiten Fahrzeug 34, das dem ersten Fahrzeug 32 folgt. Wie die Gedankenblase zeigt,
die dem ersten Fahrzeug 32 zugeordnet ist, plant der Fahrer des ersten Fahrzeugs 32,
die Straße 30 bei einer Abbiegung 40 in Richtung einer Seitenstraße 42 zu verlassen.
Dies wird als Routeninformation 38 einer Fahrerassistenzeinrichtung 44 des zweiten
Fahrzeugs 34 durch drahtlose Kommunikation 46 übermittelt.
[0037] Eine Ausführungsform des Verfahrens zum Bereitstellen einer Empfehlung zum Durchführen
eines Überholmanövers ist durch das Flussdiagramm 48 in Figur 2 dargestellt. Nach
einem Start des Verfahrens 50 wird von der Fahrerassistenzeinrichtung 44 bei einer
Abstandsprüfung 52 überprüft, wie groß der Abstand 36 zu dem ersten Fahrzeug 32 ist.
Falls dieser Abstand 36 groß genug ist, wird das Verfahren bei dem Start 50 erneut
begonnen. Falls der Abstand 36 jedoch geringer als ein Auslöseabstand ist, folgt ein
Empfang 54 der Routeninformationen 38 des ersten, vorausfahrenden Fahrzeugs 32. Bei
einem Routenvergleich 56 erfolgt ein Vergleich der Routeninformationen 38 des ersten
Fahrzeugs 32 mit einer Routenplanung des zweiten Fahrzeugs 34.
[0038] Im vorliegenden Fall hat der Routenvergleich 56 auf Grundlage der Routeninformationen
38 des ersten Fahrzeugs 32 ergeben, dass dieses in 200 Metern rechts auf die Seitenstraße
42 abbiegen wird. Diese Routeninformationen 38 werden für eine Entscheidungsfindung
58 im Rahmen des Verfahrens verwendet. In der vorliegenden Situation ergibt sich als
Empfehlung für den Fahrer des zweiten Fahrzeugs 34, dass ein Überholmanöver und somit
ein Überholen des ersten Fahrzeugs 32 nutzlos ist, da das erste, vorausfahrende Fahrzeug
32 in 200 Metern abbiegen wird. Nach dieser Entscheidungsfindung 58 erfolgt ein Ende
60 des Verfahrens.
1. Verfahren zum Bereitstellen einer Empfehlung zum Durchführen eines Überholmanövers,
bei dem vorgesehen ist, dass sich entlang einer Strecke einem ersten Fahrzeug (6,
32) ein zweites Fahrzeug (10, 34), das dem ersten Fahrzeug (6, 32) folgt, nähert,
wobei für das zweite Fahrzeug (10, 34) Routeninformationen (38) des ersten Fahrzeugs
(6, 32) zum Bereitstellen der Empfehlung zum Durchführen des Überholmanövers verwendet
werden, wobei von dem Überholmanöver abgeraten wird, falls aus den Routeninformationen
(38) hervorgeht, dass das erste Fahrzeug (6, 32) die Strecke zeitnah verlässt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die Routeninformationen (38) dem zweiten Fahrzeug
(10, 34) von dem ersten Fahrzeug (6, 32) durch Kommunikation (12, 46) übermittelt
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem vorgesehen ist, dass die Strecke regelmäßig
befahren wird, und Routenführungen des ersten Fahrzeugs (6, 32) beobachtet werden,
so dass die Routeninformationen (38) über das erste Fahrzeug (6, 32) auf Grundlage
von Beobachtungen ermittelt werden.
4. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, das durchgeführt wird, wenn sich
die Fahrzeuge (6, 10, 32, 34) einer Abbiegung (8, 40) nähern, wobei auf Grundlage
der Routeninformationen (38) überprüft wird, ob das erste Fahrzeug (6, 32) bei der
Abbiegung (8, 40) abbiegen wird.
5. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, das durchgeführt wird, wenn mindestens
eine relative kinematische Größe der Fahrzeuge (6, 10, 32, 34) einen definierten Wert
erreicht.
6. Fahrerassistenzeinrichtung zum Bereitstellen einer Empfehlung zum Durchführen eines
Überholmanövers, wobei vorgesehen ist, dass sich entlang einer Strecke einem ersten
Fahrzeug (6, 32) ein zweites Fahrzeug, (10, 34) das dem ersten Fahrzeug (6, 32) folgt,
nähert, wobei die Fahrerassistenzeinrichtung (14, 44) dazu ausgebildet ist, für das
zweite Fahrzeug (10, 34) Routeninformationen (38) des ersten Fahrzeugs (6, 32) zum
Bereitstellen der Empfehlung zum Durchführen des Überholmanövers zu verwenden und
von dem Überholmanöver abzuraten, falls aus den Routeninformationen (38) hervorgeht,
dass das erste Fahrzeug die Strecke zeitnah verlässt.
7. Fahrerassistenzeinrichtung nach Anspruch 6, die in dem zweiten Fahrzeug (10, 34) angeordnet
ist.
8. Fahrerassistenzeinrichtung nach Anspruch 6 oder 7, die mit einem Kommunikationsmodul
zusammenwirkt, das dazu ausgebildet ist, Routeninformationen, die von dem ersten Fahrzeug
(6, 32) bereitgestellt werden, zu empfangen.
9. Fahrerassistenzeinrichtung nach einem der Ansprüche 6 bis 8, die ein Beobachtungsmodul
aufweist, wobei vorgesehen ist, dass die Strecke regelmäßig befahren wird, wobei das
Beobachtungsmodul dazu ausgebildet ist, das erste Fahrzeug (6, 32) zu beobachten und
die Routeninformationen (38) über das erste Fahrzeug (6, 32) auf Grundlage der Beobachtungen
zu ermitteln.
10. Computerprogramm mit Programmcodemitteln, um alle Schritte eines Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1 bis 5 durchzuführen, wenn das Computerprogramm auf einem Computer
oder einer entsprechenden Recheneinheit, insbesondere in einer Fahrerassistenzeinrichtung
(14, 44), nach einem der Ansprüche 6 bis 9, ausgeführt wird.
11. Computerprogrammprodukt mit Programmcodemitteln, die auf einem computerlesbaren Datenträger
gespeichert sind, um alle Schritte eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis
5 durchzuführen, wenn das Computerprogramm auf einem Computer oder einer entsprechenden
Recheneinheit, insbesondere in einer Fahrerassistenzeinrichtung (14, 44), nach einem
der Ansprüche 6 bis 9, ausgeführt wird.