[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung einer elektrischen, hydrodynamischen oder elektromagnetischen
Bremse.
[0002] Industrielle Zerkleinerungsmaschinen, wie eine Hammermühle (Hammerbrecher), weisen
einen Rotor auf, der mit hoher Umdrehungsgeschwindigkeit betrieben wird. Der Rotor
umfasst beispielsweise auf einer Welle rotierende Werkzeuge hoher Masse.
[0003] Der Antrieb der Zerkleinerungsmaschine erfolgt beispielsweise über einen Motor, dessen
antriebsseitige Welle zu einer Kupplung läuft und von dort in ein Getriebe, in dem
die Antriebsenergie auf eine abtriebsseitige Welle übertragen wird, die Bestandteil
des Rotors der Zerkleinerungsmaschine ist.
[0004] Die große Trägheit des Rotors bewirkt, dass es erhebliche Zeit dauert, um die Drehzahl
der Arbeitsmaschine, gegebenenfalls bis auf Null, herabzufahren.
[0005] Bei einer Hammermühle, wie sie zur Zerkleinerung von Gewerbeschrott eingesetzt wird,
mit einer Rotormasse von beispielsweise 20.000 bis 100.000 kg, kann die Auslaufzeit,
die benötigt wird, um die Umdrehungszahl von beispielsweise 600/min auf Null herabzusetzen,
30 Minuten und mehr betragen.
[0006] Es ist ohne weiteres ersichtlich, dass solche Auslaufzeiten die Produktionskapazität
der Arbeitsmaschine ungünstig beeinflussen.
[0007] In der
DE 199 11 772 C2 ist vorgeschlagen worden, den Rotor mittels einer hydraulischen Anordnung abzubremsen,
wobei diese Anordnung mit der Welle des Rotors mechanisch gekoppelt ist.
[0008] Diese Art der Abbremsung ist zum einen konstruktiv aufwendig und hat den Nachteil
hoher Reibungswärme. Außerdem lässt sich die Bremszeit nicht in gewünschtem Maß verringern.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Möglichkeit aufzuzeigen, die Drehzahl
einer Zerkleinerungsmaschine mit einem Rotor hoher Masse in möglichst kurzer Zeit
zu verringern, vorzugsweise auf Null.
[0010] Zur Lösung dieser Aufgabe liegt der Erfindung folgende Überlegung zugrunde: Der grundsätzliche
Aufbau einer Arbeitsmaschine mit zugehöriger Antriebsmaschine, wie vorstehend dargestellt,
hat sich bewährt und kann auch erhalten bleiben.
[0011] Mechanische Bremseinrichtungen scheiden wegen der hohen Reibungswärme und eines entsprechend
hohen Verschleißes aus.
[0012] Daneben gibt es aber Bremseinrichtungen, die gezielt auf die antriebsseitige Getriebewelle
wirken, jedoch weitestgehend verschleißfrei und reibungsarm sind sowie eine hohe Bremswirkung
haben.
[0013] Hierzu gehören elektrische, hydrodynamische und elektromagnetische Bremsen. Zur Gruppe
der elektrischen Bremsen gehört die so genannte Wirbelstrombremse. Es handelt sich
um eine berührungslos wirkende elektrische Bremse, die mechanische Energie durch Wirbelströme
in einer metallischen Masse in Wärme umsetzt. Die Wirbelstroinbremse ist eine Gleichstrommaschine
vom Innenpoltyp. Ein feststehender Innenring trägt eine von Gleichstrom durchflossene
Spule, die ein homopolares Magnetfeld erzeugt. Den aktiven Teil des Läufers bildet
ein Ankerring aus elektrisch leitendem Werkstoff, zum Beispiel Eisen. Bei der Drehung
des Läufers relativ zum Ständer werden im Ankerring Wirbelströme induziert, die zusammen
mit dem Ständerfeld ein Bremsmoment hervorrufen, dessen Größe vom Erregerstrom und
der Schlupfdrehzahl abhängig ist.
[0014] Zur Gruppe der hydrodynamischen Bremsen gehört die so genannte Strömungsbremse, auch
Turbobremse oder Retarder genannt. Der Retarder wandelt die abzubremsende Energie
nicht über Festkörperreibung in Wärme um, sondern in kinetische Energie einer Flüssigkeit
(in einer ersten Stufe) und dann in Wärme. Der Retarder besteht aus einem mit Schaufeln
versehenen Rotor und einem Stator in einem zugehörigen Gehäuse. Das Gehäuse wird beim
Bremsvorgang mit einer Flüssigkeit, beispielsweise Hydrauliköl, gefüllt. Der umlaufende
Rotor setzt die Flüssigkeit in Bewegung, die an dem feststehenden Stator abgebremst
wird. Durch eine Regelung der Ölmenge kann die Bremskraft variiert werden. Die erhitzte
Flüssigkeit kann über ein Gebläse gekühlt werden.
[0015] Ausgehend von diesen Vorüberlegungen betrifft die Erfindung in ihrer allgemeinsten
Ausführungsform die Verwendung einer elektrischen, hydrodynamischen oder elektromagnetischen
Bremse in spezifischer Anordnung, nämlich zwischen
- einer, einer Antriebsmaschine nachgeordneten Kupplung, und
- einem, der Kupplung zugehörigen Getriebe zur Kraft- und Momentenübertragung auf eine
Welle einer industriellen Zerkleinerungsmaschine,
zur Drehzahlverringerung einer antriebsseitigen Welle des Getriebes.
[0016] Die Erfindung äußert sich also nicht nur in der Auswahl einer spezifischen Bremse
für den genannten Anwendungszweck (Arbeitsmaschine, nämlich Zerkleinerungsmaschine),
sondern auch in der spezifischen Anordnung der Bremse.
[0017] Funktional ergibt sich daraus Folgendes: Zum Abbremsen der Arbeitsmaschine wird der
Motor ausgeschaltet. Die dem Motor nachgeschaltete Kupplung, beispielsweise eine Turbokupplung,
wird anschließend entkoppelt, indem Öl abgepumpt wird. Dies geschieht faktisch verzögerungsfrei.
Damit ist der Antrieb abgeschaltet. Es findet keine Kraftübertragung mehr von der
Antriebsmaschine auf die Arbeitsmaschine statt.
[0018] Gleichzeitig oder kurz danach wird die Bremse, beispielsweise der Retarder, aktiviert,
indem Öl eingepumpt wird. Parallel wirkt die hydrodynamische Bremse auf die antriebsseitige
Welle des Getriebes, wodurch praktisch verzögerungsfrei die Rotationsenergie des weiter
umlaufenden Rotors der Arbeitsmaschine korrespondierend abgebremst wird.
[0019] Durch eine Regelung der Ölmenge und des Öldrucks kann die Bremskraft/Bremswirkung
variiert werden.
[0020] Die Bremse dient lediglich dazu, die Rotorwelle in ihrer Drehzahl zu verringern;
sie ist keine Haltebremse und auch keine "Stopp-Bremse".
[0021] Nach einer Ausführungsform ist die Anordnung der Bremse so vorgesehen, dass die Bremse
auf eine durch das Getriebe hindurchgeführte Getriebewelle auf einer der Kupplung
gegenüber liegenden Getriebeseite wirkt. Mit anderen Worten: die von der Antriebsmaschine
kommende Welle, die in der Regel über eine Kupplung geführt wird, wird durch das Getriebe
hindurchgeführt und überragt das Getriebe auf der gegenüberliegenden Seite, wo dann
die Bremse aufgesetzt wird.
[0022] Diese Ausführungsform bietet sich unter anderem aus Platzgründen an und schafft beispielsweise
die Möglichkeit, die Bremse mit einem Hilfsaggregat zu kuppeln, welches dazu dient,
die Welle, auf die die Bremse im Bremsfall wirkt, nun anzutreiben, so dass nach Übersetzung
im Getriebe die angeschlossene Welle, zum Beispiel Kardanwelle, der Arbeitsmaschine
gedreht werden kann.
[0023] Diese Rotation der Welle der Arbeitsmaschine, und damit letztendlich des Rotors der
Maschine, dient nicht dazu, die Maschine in den normalen Arbeitsbetrieb zu versetzen,
sondern lediglich Montage- oder Reparaturzwecken, beispielsweise um einen Hammer des
Hammerbrechers zu wechseln. Zu diesem Zweck ist es oft notwendig, den Rotor um einige
Winkelgrade zu verschieben, um die Montagestelle zugänglich zu machen. Diesem Zweck
dient das Hilfsaggregat, welches über die Bremse mittelbar auf die Antriebsmaschine
wirkt und mit geringer Drehzahl arbeiten kann.
[0024] Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den Merkmalen der Unteransprüche
sowie den sonstigen Anmeldungsunterlagen. Dazu gehört auch die nachfolgende Beschreibung
eines Ausführungsbeispieles, welches auch allgemein gültige Merkmale enthält. So können
beispielsweise die anhand des Ausführungsbeispieles vorgestellten Maschinenteile auch
einzeln oder in beliebigen Kombinationen für die Verwirklichung der Erfindung verwendet
werden.
[0025] Figur 1 zeigt einen Motor 10 als Antriebsmaschine, von dem eine Antriebswelle 12
zu einer Turbokupplung 14 und von dort zu einem Getriebe 16 verläuft.
[0026] Die Turbokupplung 14 unterliegt dem Prinzip der hydrodynamischen Kraftübertragung
durch das Zusammenwirken einer Pumpe und einer Turbine. Bei der Turbokupplung wird
dies durch zwei Schaufelräder realisiert. Zusammen mit einem Gehäuse bilden die Schaufelräder
den Arbeitsraum, in dem die Betriebsflüssigkeit, hier: ein Hydrauliköl, umläuft.
[0027] Das Pumpenrad ist mit der Antriebsmaschine, dem Motor 10, verbunden, während das
Turbinenrad auf der dem Getriebe 16 zugeordneten Seite der Kupplung verläuft. Das
umlaufende Öl überträgt die mechanische Leistung von der Pumpe auf die Turbine. Dies
erfolgt weitestgehend verschleißfrei.
[0028] Die Antriebswelle 12 ist durch das Getriebe 16 hindurchgeführt und überragt dieses
auf der Rückseite 16r.
[0029] Auf diesem Abschnitt 12r der Antriebswelle 12 ist ein Retarder 18 als hydrodynamische
Bremse angeordnet, dessen Bauart vorstehend bereits beschrieben wurde.
[0030] Ein Stator des Retarders 18 verläuft auf der dem Getriebe 16 abgewandten Seite, der
Rotor mit den Schaufeln auf der der Getrieberückseite 16r zugewandten Seite.
[0031] Vom Getriebe 16 verläuft außerdem eine Abtriebswelle 20, die eine Antriebswelle für
eine Arbeitsmaschine 22 bildet, hier einen industriellen Hammerbrecher mit einem Rotor
24, auf dem Hammerköpfe als Schlagwerkzeuge angeordnet sind.
[0032] Sobald der Motor 10 ausgeschaltet ist, öffnet sich die Kupplung 14.
[0033] Aufgrund der hohen Masse des Rotors 24 dreht sich die Welle 20 jedoch weiter und
damit auch der Teil 12r der Antriebswelle 12.
[0034] Zur Drehzahlreduzierung wird nunmehr der Retarder 18 aktiviert, das heißt mit Öl
gefüllt, der umlaufende Rotor setzt das Öl in Bewegung, das an dem feststehenden Stator
wieder abgebremst wird und damit drehzahlmindernd auf die über das Getriebe 16 verbundene
Welle 20 wirkt.
[0035] Während für einen typischen Anwendungsfall die Auslaufzeit des Rotors 24 bis zum
Stillstand größenordnungsmäßig 30 Minuten und mehr betragen kann, reduziert sie sich
durch die erfindungsgemäße Verwendung und Anordnung einer Bremse auf ca. 5 Minuten.
[0036] Bei Stillstand des Rotors 24 kann es zum Beispiel für Revisionszwecke notwendig sein,
den Rotorkörper um einige Winkelgrade zu verdrehen. Zu diesem Zweck ist ein Hilfsaggregat
vorgesehen, welches in der Figur schematisch mit einem Hebel 26 symbolisiert ist.
Der Hebel 26 soll andeuten, dass über das Hilfsaggregat der Abschnitt 12r der Antriebswelle
12 in Rotationsbewegung versetzt wird, und zwar über den Retarder 18. Die Rotationsenergie
wird vom Getriebe 16 auf die Welle 20 übertragen, und zwar mit geringer Umdrehungsgeschwindigkeit,
möglicherweise nur um einige Winkelgrade, um den Rotor 24 in die gewünschte Position
zu bringen.
[0037] Die Zerkleinerungsmaschine kann beispielsweise eine der folgenden Maschinen sein:
Hammermühle, Rotations-Schredder, Hammerbrecher, Prallmühle, Prallbrecher.
1. Verwendung einer elektrischen, hydrodynamischen oder elektromagnetischen Bremse (18)
zwischen
a) einer, einer Antriebsmaschine (10) nachgeordneten Kupplung (14), und
b) einem, der Kupplung (14) zugehörigen Getriebe (16) zur Kraft- und Momentenübertragung
auf eine Welle (20) einer industriellen Zerkleinerungsmaschine (22),
zur Drehzahlverringerung einer antriebsseitigen Welle (12r) des Getriebes (16).
2. Verwendung nach Anspruch 1 mit der Maßgabe, dass die Bremse eine elektrische Wirbelstrombremse
ist.
3. Verwendung nach Anspruch 1 mit der Maßgabe, dass die Bremse (18) eine Strömungsbremse
ist.
4. Verwendung nach Anspruch 1 mit der Maßgabe, dass die Bremse eine elektrische Magnetbremse
ist.
5. Verwendung nach Anspruch 1 mit der Maßgabe, dass die Bremse (18) auf eine durch das
Getriebe (16) durchgeführte Getriebewelle (12r) auf einer der Kupplung (14) gegenüberliegenden
Getriebeseite (16r) wirkt.
6. Verwendung nach Anspruch 1 mit der Maßgabe, dass die Zerkleinerungsmaschine eine Maschine
aus der Gruppe: Hammermühle, Rotations-Schredder, Hammerbrecher, Prallmühle, Prallbrecher
ist.
7. Verwendung nach Anspruch 1 mit der Maßgabe, dass die Bremse (18) mit einem Hilfsaggregat
(26) zum Antrieb der Welle (12r) des Getriebes (16) kuppelbar ist.