[0001] Bei den verschiedenen Verfahren zur metallurgischen Behandlung von flüssigem Metall
oder Stahl unter Vakuum werden rohrförmige Blas- und / oder Brennerlanzen vertikal
oder schräg von oben unter Verwendung einer vakuumdichten Durchführung von außen in
ein Vakuumgefäß eingeführt. Diese Lanzen haben die Aufgabe Gase, wie z.B. Sauerstoff,
Argon, Stickstoff oder Feststoffe mit einem Trägergas in die im Vakuumgefäß befindliche
Stahlschmelze unter Vakuum einzuführen.
[0002] Derartige Lanzen sind im allgemeinen mit einem motorisch verfahrbaren Führungsschlitten
verbunden, mit dessen Hilfe die Lanze in die erforderliche Betriebsposition gefahren
werden kann. Als Vakuumdichtung dient eine die Lanze umschließende Stopfbüchse üblicher
und bekannter Bauart.
[0003] Die Lage und Ausrichtung der Stopfbüchse sollte achsparallel zur Schlittenbahn des
Führungsschlittens sein um einen störungsfreien Vorschub und Rückzug der Lanze zu
gewährleisten. Tatsächlich treten hier aber Abweichungen auf, die einerseits durch
Maß- und Fertigungstoleranzen und andererseits durch einen thermischen Verzug des
Vakuumgefäßdeckels bedingt sind, so daß die Lanzenachse nicht immer parallel zur Schlittenbahn
verläuft. In der Folge treten oft hohe Reibungskräfte zwischen Lanzenoberfläche und
Stopfbüchse auf, die zum Undichtwerden der Stopfbüchse oder Ausfall des Schlittenantriebs
führen können.
[0004] Um diese gravierenden Nachteile zu umgehen wird in der
DE 195 18 361 C1 die Verwendung einer Stopfbüchse mit einem dünnwandigen Metallkompensator vorgeschlagen
um dadurch Abweichungen in der Parallelität zwischen Lanzenachse und Schlittenbahn
weitgehend auszugleichen. Die in der o.a. Patentschrift beschriebene, dem Stand der
Technik entsprechende Lanzendurchführung mit Kompensator ist so aufgebaut, daß im
Raum innerhalb des Kompensators derselbe Druck wie im Behandlungsgefäß, bei einer
Vakuumbehandlung also Vakuum herrscht und der atmosphärische Außendruck auf die Außenwand
des Kompensators wirkt. Durch den von außen auf den Kompensator einwirkenden Druck
der Atmosphäre von ca. 3000 kg wird der Kompensator verspannt bzw. deformiert, womit
die erforderliche Flexibilität desselben stark eingeschränkt bzw. behindert wird.
Darüberhinaus können die hohen auf den Kompensator einwirkenden Kräfte im Zusammenwirken
mit axialen und lateralen Abweichungen des Bewegungsablaufs der Lanze zur Bildung
von Rissen im Kompensator und damit zum Versagen desselben führen. Obwohl mit der
in der
DE 195 18 361 C1 vorgeschlagenen Lösung eine Verbesserung hinsichtlich Achsparallelität erreicht werden
kann ist dieselbe, wie oben beschrieben, weiterhin störanfällig und somit nicht immer
betriebssicher.
[0005] Mit der nunmehr vorliegenden neuen Erfindung konnten die oben beschriebenen Nachteile
und Schwierigkeiten in überraschend einfacher Weise dadurch behoben werden, daß auf
Grund der erfindungsgemäßen Anordnung des Kompensators, im Gegensatz zur
DE 195 18 361 C1, die Innenwände des Kompensators durch den Atmosphärendruck belastet werden, während
die Außenwände des Kompensators dem Innendruck im Behandlungsgefäß, also dem Vakuum
ausgesetzt sind. Damit wird es möglich an Stelle eines Metallkompensators auch einen
Kompensator aus temperaturbeständigem, flexiblen Material, wie beispielsweise Gummi,
einzusetzen, mit dem Vorteil, daß dieser auf Grund des von innen wirkenden atmosphärischen
Drucks praktisch keine Deformierung erfährt.
[0006] In
Fig.1 ist eine bevorzugte Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Lanzendurchführung dargestellt.
Durch den im Innenraum (6) des Kompensators (12) anstehenden atmosphärischen Druck
von ca. 1 kg/cm
2 bleibt die nach außen gerichtete Balgform erhalten, so daß eine entsprechende Flexibilität
in axialer und lateraler Richtung gewährleistet ist. Eine obere zweigeteilte Anschlagplatte
(15) ist mit dem oberen Flansch (11) der unter Vakuum stehenden Gehäusekammer (5)
verschraubt, der auch als oberer Befestigungsflansch für den Kompensator (12) dient,
dessen Innenraum (6) sich auf Atmosphärendruck befindet. Die obere Anschlagplatte
(15) begrenzt die axiale und laterale Bewegung des Führungsrohres (8) mit der durch
eine Vakuumstopfbüchse (14) abgedichteten Lanze (7) einerseits durch zwei am Führungsrohr
(8) angebrachte Distanzringe (13) und andererseits durch den Spalt zwischen Anschlagplatte
(15) und Führungsrohr (8). Dadurch wird eine Überdehnung des Kompensators (12) über
die zulässigen Toleranzen in axialer wie auch in lateraler Richtung hinaus verhindert.
Der Einbau des Kompensators (12) erfolgt zwischen dem oberen Befestigungsflansch (11)
des im Vakuumbereich befindlichen Gehäuses (5) und dem unteren Befestigungsflansch
(10), der am Führungsrohr (8) angebracht ist. Die Gehäusekammer (5) wird über den
unteren Flansch (3) derselben mittels Klammerschrauben (16) am Flansch des Anschlussstutzens
(4) fixiert. Der Anschlussstutzen seinerseits ist über einen Dichtflansch (2) mit
dem Flansch des auf dem Deckel des Vakuumgefäßes angebrachten wassergekühlten Stutzens
(1) verschraubt. Am unteren Ende des Führungsrohres (8) ist ferner ein keilförmiger
Schabring (9) auswechselbar angeflanscht. Durch diesen Schabring (9) werden auf der
Lanzenoberfläche anhaftende Schlacken- oder Stahlspritzer bei der Aufwärtsbewegung
der Lanze (7) abgeschabt. Vorzugsweise besteht der Schabring aus einem verschleißbeständigen
Stahl, wie beispielsweise Mangan - Hartstahl oder ähnlichem.
[0007] Ein bedeutender zusätzlicher Vorteil der vorgeschlagenen erfindungsgemäßen Konstruktion
besteht in der einfachen Form des flexiblen Kompensators mit seiner durch den atmosphärischen
Innendruck begünstigten äußeren runden Balgform. Im Gegensatz zu einem vielfaltigen,
dünnwandigen Edelstahlkompensator, der einen speziellen Flutanschluss zur Vermeidung
bzw. Beseitigung von Staubablagerungen benötigt, ist der erfindungsgemäß verwendete
flexible Kompensator unempfindlich gegen Stäube, die sich durch Flutungen auf der
äußeren Oberfläche des Kompensators absetzen.
[0008] Bei der erfindungsgemäßen Lanzendurchführung handelt es sich somit um eine Vorrichtung
zur Einführung von in axialer Richtung verschiebbaren Blas- oder Brennlanzen in ein
vakuumdichtes Reaktionsgefäß zum Zwecke einer metallurgischen Behandlung von flüssigen
Metall- oder Stahlschmelzen unter Vakuum, die im wesentlichen aus einem Führungsrohr
(8) mit Stopfbüchse (14) zur Führung und Abdichtung der Lanze (7), einem auf dem Reaktionsgefäß
angebrachten und mit diesem hinsichtlich des darin herrschenden Unterdruckruckes in
Verbindung stehenden wassergekühlten Stutzen (1) mit Anschlussflansch (4) und einem
vakuumdichten Gehäuse (5) mit Gehäuseflansch (3) sowie einem zwischen Gehäuse und
Stopfbüchsen-Führungsrohr (8) eingebauten Kompensator (12) zum Ausgleich von lateralen
als auch axialen oder angularen Relativbewegungen zwischen Führungsrohr (8) und Gehäuse
(5) während des Bewegungsablaufs der Lanze besteht. Dabei sind die kennzeichnenden
Merkmale der untere Flansch des Kompensators (12), der mit einem am beweglichen Führungsrohr
(8) mit Stopfbüchse (14) angebrachten Flansch (10) verbunden ist und der obere Flansch
des Kompensators (12), der mit dem oberen feststehenden Gehäuseflansch (11) verschraubt
ist, so daß der im Inneren zwischen den Kompensatorwänden und den Flanschen einerseits
und der Außenfläche des Führungsrohres (8) andererseits gebildete ringförmige Raum
(6) in Verbindung mit der Außenluft steht und sich somit auf Atmosphärendruck befindet,
wogegen der den Kompensator (12) umgebende Innenraum (5) der Gehäusekammer mit dem
im Reaktionsgefäß herrschenden Vakuumdruck in Verbindung steht.
[0009] Als Werkstoff für den Kompensator (12) kann in vorteilhafter Weise ein temperaturbeständiges
flexibles Material verwendet werden. Insbesondere kommt dafür temperaturbeständiger
Gummi zur Anwendung.
[0010] Um die Beweglichkeit des Führungsrohres (8) der Stopfbüchse (14) in vertikaler Richtung
innerhalb wünschenswerter Grenzen zu halten können am Führungsrohr (8) unterhalb und
oberhalb einer zumindest zweigeteilten Anschlagplatte (15), die am oberen Montageflansches
(11) des Gehäuses montiert ist, Distanzringe (13) angebracht werden, deren Außendurchmesser
den Durchmesser der Anschlagplatte am Gehäuse überschreitet.
[0011] Die laterale Beweglichkeit des Führungsrohres (8) der Stopfbüchse wird andererseits
durch den Spalt begrenzt, der zwischen dem Durchmesser der Durchführungsöffnung der
zumindest zweigeteilten Anschlagplatte (15) und dem Außendurchmesser des Führungsrohres
(8) besteht.
[0012] Weiters ist es vorteilhaft, wenn am unteren Ende des Führungsrohrs (8) ein die Blaslanze
(7) umschließender keilförmiger Schabring (9) auswechselbar angebracht ist, so daß
beim Rückzug der Lanze auf dieser anhaftende Stahl- oder Schlackenreste abgeschabt
werden.
1. Vorrichtung zur Einführung von in axialer Richtung verschiebbaren Blas- oder Brennlanzen
in ein vakuumdichtes Reaktionsgefäß zum Zwecke einer metallurgischen Behandlung von
flüssigen Metall- oder Stahlschmeizen unter Vakuum, im wesentlichen bestehend aus
einem Führungsrohr (8) mit Stopfbüchse (14) zur Führung und Abdichtung der Lanze (7),
einem auf dem Reaktionsgefäß angebrachten und mit diesem hinsichtlich des darin herrschenden
Unterdruckruckes in Verbindung stehenden wassergekühlten Stutzen (1) mit Anschlussflansch
(4) und einem vakuumdichten Gehäuse (5) mit Gehäuseflansch (3) sowie einem zwischen
Gehäuse und Stopfbüchsen-Führungsrohr (8) eingebauten Kompensator (12) zum Ausgleich
von lateralen als auch axialen oder angularen Relativbewegungen zwischen Führungsrohr
(8) und Gehäuse (5) während des Bewegungsablaufs der Lanze, dadurch gekennzeichnet, daß der untere Flansch des Kompensators (12) mit einem am beweglichen Führungsrohr (8)
mit Stopfbüchse (14) angebrachten Flansch (10) verbunden ist und der obere Flansch
des Kompensators (12) mit dem oberen feststehenden Gehäuseflansch (11) verschraubt
ist, so daß der im Inneren zwischen den Kompensatorwänden und den Flanschen einerseits
und der Außenfläche des Führungsrohres (8) andererseits gebildete ringförmige Raum
(6) in Verbindung mit der Außenluft steht und sich somit auf Atmosphärendruck befindet,
wogegen der den Kompensator (12) umgebende Innenraum (5) der Gehäusekammer mit dem
im Reaktionsgefäß herrschenden Vakuumdruck in Verbindung steht.
2. Lanzendurchführung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der eingebaute Kompensator aus temperaturbeständigem, flexiblen Material, beispielsweise
Gummi, besteht.
3. Lanzendurchführung nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Beweglichkeit des Führungsrohres (8) der Stopfbüchse (14) in vertikaler Richtung
durch am Führungsrohr unterhalb und oberhalb einer zumindest zweigeteilten Anschlagplatte
(15) des oberen Montageflansches (11) des Gehäuses angebrachte Distanzringe (13) begrenzt
wird, deren Außendurchmesser den Durchmesser der Anschlagplatte am Gehäuse überschreitet.
4. Lanzendurchführung nach den Ansprüchen 1,2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die laterale Beweglichkeit des Führungsrohres (8) der Stopfbüchse durch den Spalt
begrenzt wird, der zwischen dem Durchmesser der Durchführungsöffnung der zumindest
zweigeteilten Anschlagplatte (15) und dem Außendurchmesser des Führungsrohres (8)
besteht.
5. Lanzendurchführung nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß am unteren Ende des Führungsrohrs (8) ein die Blaslanze (7) umschließender keilförmiger
Schabring (9) auswechselbar angebracht ist.
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