[0001] Die Erfindung betrifft ein korrosionsbeständiges Aluminiumstrangpressprofil aus einer
ALSiMg-Legierung, vorzugsweise ein Mehrkammerhohlprofil und Verfahren zur
[0002] Herstellung eines Strangpressprofils.
Stand der Technik:
[0003] Die Festigkeit bei Aluminium-Knetlegierungen vom Typ AlMgSi (6xxxx-Legierungen) wird
im Wesentlichen durch die Legierungsverfestigung eingestellt (D. Altenpohl: "Aluminium
von innen betrachtet", Aluminium-Verlag). Dabei wirken Fremdatome oder Ausscheidungen
wie Störstellen im Gitter des Al-Gefüges. Bei dem Legierungstyp AlMgSi ist es die
intermetallische Verbindung Mg
2Si, die festigkeitssteigernd wirkt.
[0004] Viele der derzeit in Europa etablierten Al-Mg-Si-Knetlegierungen orientieren sich
daher an der Mg
2Si-Gleichgewichtsphase, besitzen aber zusätzlich einen Si-Überschuss. Das frei verfügbare
Si bewirkt durch die Mischkristallbildung eine weitere Festigkeitssteigerung. Diese
ist mit einem Si-Überschuss effektiver als bei einem gleichgroßen Mg-Überschuss (F.
Ostermann: "Anwendungstechnologie Aluminium", Springer-Verlag).
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, ein Strangpressprofil zu erzeugen, mit
dem zumindest die bisher bekannten Verformungs- und Korrosionseigenschaften erreicht
werden, jedoch bei höheren Festigkeitseigenschaften und zwar Rp 0,2 > 280
[0008] MPa, Rm ≥ 300MPa und A ≥ 10%.
[0009] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Strangpressprofil aus der Aluminiumlegierung:
- Si
- 0,3 - 0,6%
- Mg
- 0,8-1,2%
- Mn
- 0,03-0,1%
- Fe
- 0,1-0,3%
- Cu
- 0,1-0,3%
[0010] Rest Reinaluminium mit den üblichen Verunreinigungen, dem wahlweise ein Gehalt an
- Ti
- 0,01-0,12%
- Cr
- 0,01-0,12%
[0011] zugesetzt werden kann.
[0012] Vorzugsweise beträgt der H
2-Gehalt der Schmelze <=0,15ccm/100gr. Al. Der H
2-Gehalt der Schmelze wird in üblicher Weise durch Chlorieren, durch Stickstoff- oder
Argon-Spülbehandlung eingestellt.
[0013] Die Legierung zeichnet sich durch einen Mg-Überschuss aus, wobei das bevorzugte Gew-Verhältnis
von Magnesium zu Silizium in der Legierungszusammensetzung im Bereich von 1 bis 2
bei einem Legierungsgehalt von Si 0,30 - 0,60% liegt.
[0014] Neuere Untersuchungen zeigen, dass mit einem Mg/Si-Verhältnis von nahezu 1 gute Festigkeitsergebnisse
erzielt werden können, wobei eine Steigerung der Produktivität dieser Legierungen
z.B. durch höhere Pressgeschwindigkeit, niedrigerem Anpressdruck und besserer Oberflächenqualität
besonders herausgestellt wird (Comalco Aluminium Ltd.: "6xxx series aluminium alloys",
EP 1 840 234 A1).
[0015] Allerdings lassen sich die Verformungseigenschaften und die Duktivität wesentlich
verbessern, wenn die Gehalte an Mn, Fe, Cu sowie ggf. Ti und Cr deutlich eingeschränkt
werden (siehe Anspruch 1).
[0016] Es wurde beobachtet, dass Zusätze von Mn und Cr während der Homogenisierung Dispersoide
bilden, die eine Rekristallisation des Gefüges verhindern können. Diese Dispersoide
verringern die lokalen Spannungen im Gefüge und erhöhen dabei die Duktilität. Der
optimale Gehalt für Mn liegt dabei zwischen 0,05 und 0,10 und bei Cr zwischen 0,01
und 0,12 %.
[0017] Titan erhöht auch die Duktilität, wobei der Gehalt zwischen 0,01 - 0,12 % liegt.
[0018] Die Legierung wird im Stranggussverfahren vergossen und anschließend homogenisiert
im Temperaturbereich zwischen 450 und 600°C in 1-10h. Das Strangpressprofil wird einer
sofortigen Wärmebehandlung im Temperaturbereich 160-250°C für 20-1800min unterzogen.
[0019] Im Folgenden wird die Erfindung anhand mehrerer Ausführungsbeispiele näher erläutert.
[0020] Es zeigen:
Tabelle 1: |
Wärmebehandlung und technologische Eigenschaften bei vier Legierungstypen nach der
Erfindung und zwei Vergleichslegierungen |
Tabelle 2: |
Legierungszusammensetzung der erfindungsgemäßen Legierungen und der Vergleichslegierungen
in Gew. % |
Bild 1: |
Gefügeaufnahme eines erfindungsgemäß hergestellten Strukturbauteils |
Bild 2: |
Gefügeaufnahme eines Strukturbauteils nach dem Stand der Technik |
Bild 3: |
Profilquerschnitt des untersuchten Strukturbauteils |
[0021] Es wurden sechs verschiedene Hohlprofile (Versuchsnummer I bis VI) mit den in Tabelle
1 angegebenen Homogenisierungsbedingungen durch Strangpressen hergestellt und anschließend
wärmebehandelt.
[0022] Die technologischen Eigenschaften wurden an Probenstäben gemessen und in Tabelle
1 aufgelistet.
[0023] Die erfindungsgemäßen Hohlprofile (Versuchsnummern III, IV, V und VI) zeigten gute
Verformungs- und Korrosionseigenschaften bei erhöhter Festigkeit und akzeptablen Dehnungswerten.
[0024] Die besonderen Eigenschaften beruhen darauf, dass während der Wärmebehandlung die
intermetallischen Phasen des Typs Mg
2Si, Al
3Fe, Al
2Cu eingeformt wurden, so dass globulitisch geformte Partikel ≤ 1µ in gleichmäßiger
Verteilung vorlagen. Dies zeigt die Gefügeaufnahme Bild 1 für ein erfindungsgemäß
hergestelltes Hohlprofil der Legierung V1 gemäß Tabelle 2.
[0025] Im Vergleich dazu wurde ein Hohlprofil nach dem Stand der Technik hergestellt, wobei
die Legierung B1 einen Mg-Unterschuss aufwies. Die genaue Zusammensetzung der Legierungsbeispiele
ist Tabelle 2 zu entnehmen.
[0026] Das nach dem Stand der Technik durch Wärmebehandlung auf den Zustand T6 hergestellte
Hohlprofil mit Mg-Unterschuss nach Versuchsnummer I zeigt ein deutlich schlechteres
Verformungsverhalten. Die Ursache hierfür liegt in den nadelförmigen bis plattenförmigen
Strukturen der intermetallischen Verbindungen, wie die Gefügeaufnahme Bild 2 erkennen
lässt.
[0027] Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass nur durch die Kombination der erfindungsgemäßen
Legierungsvarianten V1 - V4 mit den Verfahrensmaßnahmen gemäß Patentanspruch 4, die
Lösung der vorliegenden Aufgabenstellung möglich ist. Wie die Versuchsauswertung zeigt,
ist es gelungen, die Zugfestigkeiten oberhalb von 300 MPa einzustellen. Dies ist in
erster Linie durch entsprechende Gehalte an den Legierungselementen Si, Mg und Cu
zu erklären. Mit steigendem Si- und Mg-Gehalt verschlechtert sich das Verformungsverhalten.
Durch die Zugabe von Cu und der Temperaturführung während des Fertigungsprozesses
konnte gutes Stauchverhalten des Materials beibehalten werden.
Tabelle 1: Wärmebehandlung und technologische Eigenschaften
Hohlprofil Versuchs Nr. |
Legierung |
HO |
Wärme- behandlung |
Rm* [MPa] |
Rp0,2 [MPa] |
A [%] |
Stauchverhalten** |
Korrosions- verhalten*** |
I |
B1 |
**** |
**** |
260 |
220 |
11 |
10 |
i.O. |
II |
C1 |
580°C/3h |
190°C/340min |
280 |
270 |
14 |
10 |
i.O. |
III |
Leg. V1 |
580°C/3h |
160°C/1700min |
318 |
286 |
14 |
6 |
i.O. |
IV |
Leg. V2 |
560°C/10h |
160°C/1700min |
322 |
290 |
16 |
6 |
i.O. |
V |
Leg. V3 |
580°C/3h |
240°C/190min |
320 |
290 |
12 |
9 |
i.O. |
VI |
Leg. V4 |
560°C/10h |
240°C/190min |
310 |
305 |
10 |
9 |
i.O. |
* Technologische Eigenschaften gemessen an Probenstäben entnommen aus Mehrkammerhohlprofilen
gemäß Bild 4.
** Bewertung 1 bis 10 des Stauchverhaltens nach J. Roysted et. al.: "AIMgSi-alloys
with improved Crush Properties", Extrusion Technologie 2008, Orlando.
1 : starke Rissbildung, Abfallen einzelner Profilteile 10: keine Risse, keine Orangenhaut
*** Korrosionstest analog zu DIN 50 905 (Prüfvorschrift nach Fa.Honsel)
**** wärmebehandelt auf den Zustand T6 |
Tabelle 2: Legierungszusammensetzung in Gew.%
|
Si |
Mg |
Mn |
Fe |
Cu |
Ti |
Cr |
B1 |
0,57 |
0,39 |
0,15 |
0,20 |
- |
0,01 |
- |
C1 |
0,48 |
0,47 |
0,03 |
0,19 |
0,20 |
0,013 |
- |
Leg. V1 |
0,41 |
0,86 |
0,07 |
0,22 |
0,16 |
0,016 |
0,015 |
Leg. V2 |
0,48 |
0,81 |
0,06 |
0,27 |
0,22 |
0,015 |
- |
Leg. V3 |
0,51 |
0,85 |
0,09 |
0,12 |
0,18 |
0,014 |
- |
Leg. V4 |
0,45 |
0,84 |
0,07 |
0,21 |
0,24 |
0,06 |
- |
[0028] Überraschender Weise zeigten die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Strukturbauteile eine Verbesserung der Kerbschlagzähigkeit. Dies wurde insbesondere
an den Legierungen der Versuchs-Nr. V und VI festgestellt, deren Ergebnisse bei den
Kerbschlagversuchen um mehr als 10% über den Vergleichswerten der Versuche III. und
IV. und um mehr als 20% über den Werten der Versuche I. und II. lagen.
1. Korrosionsbeständiges Strangpressprofil aus einer AISiMg-Legierung, vorzugsweise Mehrkammerhohlprofil,
gekennzeichnet durch folgende Legierungszusammensetzung in Gew.%
Si |
0,3 - 0,6% |
Mg |
0,8 - 1,2% |
Mn |
0,03 - 0,1% |
Fe |
0,1 - 0,3% |
Cu |
0,1 - 0,3% |
sowie wahlweise
Ti |
0,01 - 0,12% |
Cr |
0,01 - 0,12% |
Rest Reinaluminium mit den herstellungsbedingten Verunreinigungen.
2. Strangpressprofil nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
Si |
0,40 - 0,60% |
Mg |
0,82 - 0,90% |
Cu |
0,15 - 0,25%. |
3. Strangpressprofil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Gefügestruktur mit eingeformten intermetallischen Phasen des Typs alpha-AlFeSi,
beta-AlFeSi, Al15FeMn3Si2, Mg2Si, theta-AlCu, wobei die Partikel aus intermetallischen Phasen globulistisch geformt
sind und einen Durchmesser ≤ 1µm aufweisen.
4. Strangpressprofil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Gew.-Verhältnis von Magnesium zu Silizium in der Legierungszusammensetzung im
Bereich von 1 bis 2 liegt.
5. Verfahren zur Herstellung eines Strangpressprofils gemäß einem der vorhergehenden
Ansprüche durch Stranggießen, Homogenisierung und einer dem Strangpressen unmittelbar
anschließenden Wärmebehandlung, dadurch gekennzeichnet, dass die Homogenisierung zwischen 450°C und 600°C für 1 bis 10 Stunden durchgeführt wird
und dann nach dem Strangpressen eine Wärmebehandlung im Bereich von 160°C bis 260°C
für 20 bis 1800 Minuten erfolgt.
6. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmebehandlung nach dem Strangpressen bei einer Temperatur von 180°C bis 250°C
für 100 bis 1000 Minuten erfolgt.
7. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet, dass vor dem Stranggießen die Schmelze einen H2-Gehalt < 0,15 ccm/100gr. AI aufweist.