[0001] Die Erfindung betrifft ein Bauelement, insbesondere Paneel, aus Holzwerkstoff, insbesondere
zur Verwendung als Möbelbauelement oder Wand-, Decken- oder Bodenpaneel, mit einer
Oberflächenschicht und einem die Oberflächenschicht teilweise bedeckenden Materialauftrag.
Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Bauelements,
bei dem auf eine Trägerplatte aus Holzwerkstoff oder ein Trägerprofil aus Holzwerkstoff
eine Oberflächenschicht aufgebracht wird, und bei dem auf die Oberflächenschicht ein
lackartiger Materialauftrag aufgedruckt wird.
[0002] Holzwerkstoffplatten mit Dekorbeschichtung werden vielfach als Fußbodenpaneele und
zur Verkleidung von Wänden und Decken bzw. als Möbelbauelemente eingesetzt. Derartige
Paneele weisen zumeist eine rechteckige Form auf und sind üblicherweise zumindest
an ihren Längskanten mit Profilen versehen, die eine Ankoppelung benachbarter Paneele
erlauben, um einen großflächigen Belag schaffen zu können. Weit verbreitet werden
dafür Holzfaserplatten, bevorzugt sogenannte, nach dem Trockenverfahren hergestellte,
MDF-Platten (Medium Density Fiberboard) oder HDF-Platten (High Density Fiberboard)
verwendet. Neben dem direkten Bedrucken können auch mit einem Kunstharz imprägnierte
und vorgetrocknete Papiere unter hoher Hitze und Druck direkt auf die Plattenoberflächen
gepresst werden, um das gewünschte Dekor aufzubringen. Da diese Imprägnate das Bestreben
haben, beim Verpressen zu schrumpfen, erzeugen sie eine Spannung, weshalb diese Platten
stets beidseitig mit einem imprägnierten Papier versehen werden müssen, um eine spannungsbedingte
Biegung der Platten zu verhindern.
[0003] Neben den laminatbeschichteten Holzfaserplatten werden in jüngerer Zeit auch direkt
beschichtete Platten für Paneele der genannten Art eingesetzt. Solche Paneele sind
bspw. aus der
EP 1 645 339 A1 bekannt. Dabei werden die Faserplatten mit flüssigen Beschichtungsmitteln versehen,
wobei auf eine eingefärbte Grundschicht ein Dekor, beispielsweise ein Holzdekor gedruckt
wird und abschließend ein oder mehrere transparente Versiegelungsschichten aufgetragen
werden. Die
EP 1 645 339 A1 beschreibt die Herstellung einer strukturierten Oberfläche durch Aufbringen einer
ersten Beschichtung und einer zweiten Beschichtung mit räumlich variierender Auftragsmenge.
[0004] Aus der
EP 1 892 352 A2 ist ein Fußbodenpaneel bekannt, das eine Basisplatte (Trägerplatte) aufweist, die
auf ihrer Oberseite mit einer Dekorschicht bedruckt ist, wobei auf die Dekorschicht
eine erste Lackschicht und eine zweite Lackschicht aufgebracht sind. Die auf die Dekorschicht
aufgebrachte erste Lackschicht ist dabei härter und weniger elastisch als die darauf
folgende zweite Lackschicht. Die erste Lackschicht enthält abriebfeste Partikel, insbesondere
Korund, während die zweite, weichere und elastische Lackschicht deutlich weniger,
in der Regel überhaupt keine abriebfesten Partikel enthält. Es sollen so günstige
Verhältnisse hinsichtlich der Verschleißeigenschaften solcher Fußbodenpaneele erreicht
werden.
[0005] Aus der
EP 1 351 821 B1 ist ein Verfahren zum Herstellen von Fußbodenpaneelen mit Laminatbeschichtung bekannt,
bei dem zwischen einem Tragkern und einer dekorativen und abriebresistenten, duroplastischen
Laminatschicht eine Dämpfungsfolie aus einem Elastomer angeordnet wird. Die Dämpfungsfolie
und die dekorative und abriebresistente, duroplastische Laminatschicht werden dabei
miteinander und mit dem Tragkern mittels Pressens verbunden. Die so hergestellten
Fußbodenpaneele sollen verbesserte Trittschalleigenschaften besitzen.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Bauelement, insbesondere
Paneel, aus Holzwerkstoff zur Verwendung als Möbelbauelement oder Wand-, Decken- oder
Bodenpaneel zur Verfügung zu stellen, das in haptischer Hinsicht eine weich anmutende
Oberfläche besitzt und sich kostengünstig herstellen lässt. Insbesondere liegt der
Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Bauelements
bzw. Paneels anzugeben.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Bauelement mit den Merkmalen des Anspruchs 1
bzw. durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 12.
[0008] Bevorzugte und vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Bauelements bzw.
Verfahrens sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0009] Das erfindungsgemäße Bauelement weist ein Trägerelement, insbesondere in Form einer
Platte oder eines Profils aus Holzwerkstoff auf, das mit einer Oberflächenschicht
und einem darauf schichtartig angeordneten Materialauftrag versehen ist, wobei der
Materialauftrag die Oberflächenschicht nicht vollflächig, sondern nur teilweise bedeckt
und eine Mikrostruktur bildet, die eine Rauhtiefe im Bereich von 2 µm bis 30 µm aufweist,
wobei der Materialauftrag 10 bis 50% der Fläche der Oberflächenschicht bedeckt, und
wobei vom Materialauftrag definierte Bereiche unregelmäßig begrenzt und unregelmäßig
verteilt auf der Oberflächenschicht angeordnet sind.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren sieht dementsprechend vor, dass auf eine Trägerplatte
aus Holzwerkstoff oder ein Trägerprofil aus Holzwerkstoff eine Oberflächenschicht
aufgebracht wird, und dass auf die Oberflächenschicht ein lackartiger Materialauftrag
so aufgedruckt wird, dass er 10% bis 50% der Fläche der Oberflächenschicht bedeckt
und nach Aushärtung eine Mikrostruktur bildet, die eine Rauhtiefe im Bereich von 2
µm bis 30 µm aufweist und unregelmäßig begrenzt sowie unregelmäßig verteilt auf der
Oberflächenschicht angeordnet ist.
[0011] Überraschend ist es gelungen, bei Bauelementen bzw. Paneelen der eingangs genannten
Art durch Aufdrucken respektive Aufbringen einer Abschlussbeschichtung im Tiefdruckverfahren
bislang nicht erreichte haptische Eigenschaften der lackierten Oberflächen zu erzielen.
[0012] Erfindungsgemäß hergestellte Bauelemente aus Holzwerkstoff besitzen eine weich anmutende
Oberfläche. Der Eindruck einer weichen Oberfläche wird dabei im Wesentlichen oder
maßgeblich durch die spezielle Mikrostruktur hervorgerufen respektive simuliert. Da
die Mikrostruktur durch Aufdrucken eines lackartigen Materialauftrages erzeugt wird,
ergeben sich vergleichsweise günstige Herstellungskosten für die erfindungsgemäßen
Bauelemente. Denn hierzu können kontinuierlich arbeitende Druckwalzenmaschinen verwendet
werden, die an sich bekannt und sehr leistungsfähig sind. Für die Ausführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens müssen die Maschinen mit mindestens einem erfindungsgemäß ausgestalteten
Druckzylinder ausgestattet werden.
[0013] Eine besonders bevorzugte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahren besteht darin,
dass der Materialauftrag so aufgedruckt wird, dass er 20-40%, besonders bevorzugt
25-35% der Fläche der Oberflächenschicht bedeckt und nach der Aushärtung Bereiche
bildet, die unregelmäßig begrenzt und unregelmäßig verteilt auf der Oberflächenschicht
angeordnet sind. Die so hergestellten Bauelemente bzw. Paneele besitzen eine Oberfläche,
die in haptischer Hinsicht einen Eindruck vermittelt, der demjenigen einer glatten,
geölten Massivholzoberfläche entspricht. Ein solcher Eindruck ergibt sich insbesondere
dann, wenn der Materialauftrag nach einer bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens
so aufgedruckt wird, dass die Mikrostruktur eine Rauhtiefe im Bereich von 5 µm bis
20 µm, vorzugsweise im Bereich von 6,5 µm bis 15 µm aufweist.
[0014] Vorzugsweise wird der Materialauftrag so aufgedruckt, dass die von ihm gebildete
Mikrostruktur eine Vielzahl separater Bereiche umfasst, deren jeweilige Flächenausdehnung
im Bereich von 0,01 mm
2 bis 0,1 mm
2 liegt. Insbesondere sieht das erfindungsgemäße Verfahren in einer bevorzugten Ausgestaltung
vor, dass der Materialauftrag so aufgedruckt wird, dass in einem Flächenbereich von
1 cm
2 der Oberflächenschicht mindestens 200, vorzugsweise mindestens 400 separate Mikrostrukturbereiche
angeordnet sind.
[0015] Eine weitere bevorzugte Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahren ist
dadurch gekennzeichnet, dass als Oberflächenschicht eine transparente Versiegelungsschicht aufgebracht oder aufgedruckt
wird, dass vor der Versiegelungsschicht ein Holzdekor auf die Trägerplatte oder das
Trägerprofil aufgedruckt wird, und dass auf dem die Mikrostruktur bildenden Materialauftrag
eine aus einem Lack gebildete Porenstruktur aufgedruckt wird. Auf diese Weise lässt
sich eine Holzoberfläche imitieren, und zwar insbesondere auch in optischer Hinsicht.
Die dreidimensionale Porenstruktur wird dabei vorzugsweise in Konkordanz zur dargestellten
Holzmaserung des zweidimensionalen Holzdekors aufgedruckt, so dass sehr weitgehend
der Eindruck von Echtholz imitiert wird.
[0016] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer mehrere Ausführungsbeispiele darstellenden
Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1A, 1B und 1C
- drei Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen eines Oberflächenabschnitts eines erfindungsgemäß
hergestellten Paneels gemäß einer ersten Ausführungsform;
- Fig. 2A, 2B und 2C
- drei Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen eines Oberflächenabschnitts eines erfindungsgemäß
hergestellten Paneels gemäß einer zweiten Ausführungsform;
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zum Direktbedrucken plattenförmiger
Bauelemente aus Holzwerkstoff;
- Fig. 4
- eine schematische Darstellung zweier miteinander verbundener Paneele, in perspektivischer
Ansicht; und
- Fig. 5
- eine vergrößerte Detaildarstellung des Verbindungsbereichs der Paneele der Fig. 4,
in Vorderseitenansicht.
[0017] Die in den Figuren 1 und 2 gezeigten Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen (REM-Aufnahmen)
wurden an vier Proben erfindungsgemäß hergestellter Bauelemente bzw. Paneele aufgenommen.
Die Proben wurden hierzu mittels eines Dübelschneiders aus plattenförmigen Paneelen
herausgeschnitten, wobei sichergestellt wurde, dass die optisch zu messenden Oberflächen
frei von Kratzern und Verunreinigungen blieben. Anschließend wurde die Oberfläche
der jeweiligen kreisscheibenförmigen Probe mit einem Reiniger gesäubert, auf einen
Probenhalter aufgeklebt, mit Gold bedampft und zur Ermittlung der Rauhtiefe in einem
Rasterelektronenmikroskop untersucht. Die Schichtstärke des Goldauftrags betrug dabei
ca. 2 Atome.
[0018] Die drei REM-Aufnahmen der jeweiligen Figur 1 bzw. 2 wurden mit unterschiedlichen
Vergrößerungsgraden aufgenommen. Die mit A gekennzeichnete REM-Aufnahme zeigt jeweils
eine 50-fache Vergrößerung, die mit B gekennzeichnete REM-Aufnahme zeigt jeweils eine
100-fache Vergrößerung, und die mit C gekennzeichnete REM-Aufnahme zeigt jeweils eine
1000-fache Vergrößerung, wobei die jeweilige Aufnahme am unteren Rand, rechts mit
einem Größenmaßstab (200 µm, 100 µm bzw. 10 µm) versehen ist.
[0019] Die erfindungsgemäßen Paneele bzw. Proben weisen jeweils eine Trägerplatte aus Holzwerkstoff,
vorzugsweise eine MDF-oder HDF-Platte auf. Die jeweilige Trägerplatte ist mit einer
ein- oder mehrlagigen Oberflächenschicht 1 versehen, die für sich betrachtet im Wesentlichen
glatt ausgebildet ist. Auf die Oberflächenschicht 1 ist ein Materialauftrag 2 als
eine Art Abschlussschicht aufgedruckt.
[0020] Der Materialauftrag 2 bedeckt die Oberflächenschicht 1 nur teilweise und bildet eine
Mikrostruktur. Unter dem Begriff "Mikrostruktur" wird im vorliegenden Kontext eine
Struktur verstanden, die eine Rauhtiefe R
Z gemäß DIN 4768 im Bereich von 2 µm bis 30 µm, bevorzugt 5 µm bis 20 µm, besonders
bevorzugt 6,5 µm bis 15 µm aufweist. Der Materialauftrag 2 liegt dabei nicht über
die gesamte Oberfläche vor, sondern ist örtlich begrenzt. Der abschließende Materialauftrag
bzw. die Abschlussschicht 2 ist also nicht vollflächig aufgetragen. Der Materialauftrag
2 ist allerdings so verteilt, dass mit bloßem Auge nicht oder kaum erkannt werden
kann, wo er aufgebracht ist und wo nicht.
[0021] Die von dem Materialauftrag definierten Bereiche, welche die Mikrostruktur bilden,
umfassen eine Vielzahl separater Bereiche, deren jeweilige Flächenausdehnung im Bereich
von 0,01 mm
2 bis 0,1 mm
2 liegt. Die Bereiche, welche die Mikrostruktur bilden, umfassen eine Vielzahl separater
Bereiche, wobei in einem Flächenbereich von 1 cm
2 der Oberflächenschicht 1 mindestens 200, vorzugsweise mindestens 400 separate Mikrostrukturbereiche
angeordnet sind.
[0022] Die Figuren 1 und 2 zeigen Oberflächen erfindungsgemäßer Bauelemente bzw. Paneele,
bei denen der Materialauftrag 2 10 bis 50%, vorzugsweise 20 bis 40%, besonders bevorzugt
25 bis 35% der Fläche der zuvor aufgebrachten, vorzugsweise aufgedruckten Oberflächenschicht
1 bedeckt und die vom Materialauftrag 2 definierten Bereiche unregelmäßig begrenzt
sowie unregelmäßig verteilt auf der Oberflächenschicht 1 angeordnet sind. Der Materialauftrag
2 weist unregelmäßig große, insbesondere unterschiedlich hohe Erhebungen (Mikroerhebungen)
auf. Die Erhebungen sind unregelmäßig verteilt angeordnet. Die unterhalb des Materialauftrags
2 liegende Oberflächenschicht 1 ist hier eine transparente, im Wesentlichen glatte
Versiegelungsschicht. Unterhalb der transparenten Versiegelungsschicht ist ein Dekor,
beispielsweise ein Holz-, Fliesen- oder Natursteindekor angeordnet. Die in den Figuren
1 und 2 gezeigten Oberflächen wirken haptisch sehr glatt und fühlen sich wie geölte
Echtholzoberflächen an.
[0023] Der die Mikrostruktur bildende Materialauftrag 2 enthält abriebfestigkeitserhöhende
und/oder die Kratz- und Scheuerfestigkeit erhöhende Partikel. Die Korngröße dieser
Partikel, bei denen es sich beispielsweise um Korundpartikel und/oder Quarzpartikel
handelt, beträgt weniger als 20 µm, vorzugsweise weniger als 15 µm. Solche Partikel
werden auch als so genannte Nanopartikel bezeichnet.
[0024] In Fig. 3 ist schematisch eine Vorrichtung zum Direktbedrucken von Holzwerkstoffplatten
dargestellt. Mehrere Platten 3 sind auf einem Förderband 4 angeordnet, die einzeln
der Reihe nach verschiedenen Bearbeitungsstationen 5, 6, 7, 8 zugeführt werden. Die
Förderrichtung ist in Fig. 3 durch einen Pfeil angedeutet und verläuft von links nach
rechts. Anstelle mehrerer separater Platten 3 kann auch eine größere Holzwerkstoffplatte
oder eine endlos hergestellte Holzwerkstoffplatte in der Vorrichtung gemäß Fig. 3
bearbeitet werden, die nach der im Folgenden beschriebenen Bearbeitung in einzelne
Platten zerteilt wird.
[0025] Mittels der Bearbeitungsstationen 5 und 6 wird auf die Platten 3 ein mehrfarbiges,
beispielsweise zweifarbiges Dekor, beispielsweise ein Holzdekor im Tiefdruckverfahren
aufgedruckt. Dieses könnte aber auch im Drei- oder Vierfarbendruck oder durch ein
digitales Druckverfahren realisiert werden. Im vorliegenden Beispiel weisen die Bearbeitungsstationen
5 und 6 hierzu Auftragswalzen 5.1, 6.1 auf, die mindestens eine Gravurwalze umfassen.
[0026] In Fig. 3 ist weiterhin dargestellt, dass die Oberfläche der Platten 3 nach dem Aufdruck
des Dekors mittels einer weiteren Bearbeitungsstation 7 mit einer transparenten Versiegelungsschicht
versehen wird. In der Bearbeitungsstation 7 wird eine im Wesentlichen vollflächige
Oberflächenschicht (Versiegelungsschicht) aus einem Lack aufgebracht. Dazu weist die
Bearbeitungsstation 7 eine Auftragswalze 7.1 auf, die eine gleichmäßige, im Wesentlichen
glatte Schicht aus Lack auf die Oberfläche der Platten 3 aufbringt. Mittels einer
nachgeschalteten Nachbearbeitungsvorrichtung 7.2 wird die aufgebrachte Beschichtung
zumindest teilweise getrocknet bzw. ausgehärtet. Die Nachbearbeitungsvorrichtung 7.2
kann beispielsweise mittels eines Warmluftstroms oder elektromagnetsicher Strahlung,
insbesondere UV-Strahlung die Trocknung und Aushärtung bewirken.
[0027] Auf die Bearbeitungsstation 7 folgt eine weitere Bearbeitungsstation 8. Durch die
Bearbeitungsstation 8 wird mittels einer Auftragswalze 8.1 ein lackartiger, die zuvor
aufgetragene Oberflächenschicht (Versiegelungsschicht) teilweise bedeckender Materialauftrag
aufgebracht bzw. aufgedruckt, wobei der Materialauftrag auf der Oberflächenschicht
eine Mikrostruktur bildet, die beispielsweise einer der in den Figuren 1 bis 4 gezeigten
mikrostrukturierten Oberflächen entspricht. Zur Erzeugung des lackartigen Materialauftrags
2 wird vorzugsweise ein abriebfestigkeitserhöhende und/oder die Kratz- und Scheuerfestigkeit
erhöhende Partikel, beispielsweise Korundpartikel und/oder Quarzpartikel enthaltender
Lack verwendet. Die Mikrostruktur dieses Materialauftrags 2 wird dabei im Wesentlichen
durch eine Gravurwalze (Druckzylinderwalze) 8.1 erzeugt, in deren Mantelfläche eine
entsprechende Mikrostruktur ausgebildet ist.
[0028] In der nachgeschalteten Nachbearbeitungsvorrichtung 8.2 wird dann die zuletzt aufgebrachte
Beschichtung, die mikrostrukturierte Abschlussschicht zumindest teilweise ausgehärtet,
so dass die Mikrostruktur ausreichend verfestigt und fixiert ist, und sich nicht aufgrund
eines Zerfließens einebnet. Bei diesem Aushärtungsschritt kann es auch zu einem ggf.
noch nicht abgeschlossenen Aushärten der darunter angeordneten, mit einer der vorgeschalteten
Bearbeitungsstationen 5, 6 und/oder 7 aufgebrachten Beschichtung(en) kommen.
[0029] Selbstverständlich können noch weitere Bearbeitungsstationen (nicht gezeigt) zu den
beschriebenen Bearbeitungsstationen 5, 6, 7, 8 hinzugefügt werden. So kann beispielsweise
nach einer bevorzugten Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens auf die die Mikrostruktur
bildende Abschlussschicht noch eine Porenstrukur aus einem Lack aufgedruckt werden,
etwa um Holzporen (Vertiefungen) einer Holzoberfläche (Holzmaserung) nachzuahmen.
Diese Lackporenstruktur wird dabei vorzugsweise als negative Porenstruktur ausgebildet,
d.h. die Vertiefungen (Poren) einer Holzoberfläche werden nicht als Vertiefungen,
sondern als kleine Lackerhebungen ausgebildet.
[0030] Besonders vorteilhaft hinsichtlich der optischen und haptischen Eigenschaften hat
es sich erwiesen, auf eine Lackporenstruktur die erfindungsgemäße Mikrostruktur aufzutragen.
[0031] Auf die Rückseite (Unterseite) der Trägerplatte 3 kann bei Bedarf ein Rückstrich
aufgetragen werden. Der Auftrag des Rückstrichs, der vorzugsweise farbig ausgeführt
ist, erfolgt beispielsweise mittels Auftragswalzen. Zur Trocknung des Rückstrichs
kommen z.B. Düsentrockner zum Einsatz.
[0032] Nachdem die Dekorbeschichtung, die Versiegelungsschicht 1 und der abschließende,
die erfindungsgemäße Mikrostruktur bildende Materialauftrag (Abschlussschicht) 2 -
und ggf. der Rückstrich - ausreichend gehärtet sind, wird die so beschichtete großformatige
Trägerplatte 3 mittels einer Säge oder dergleichen in eine Vielzahl von Panellen unterteilt.
In die Längsstoßseiten und gegebenenfalls auch die Querstoßseiten des jeweiligen Paneels
werden danach Profile 9, 10 zur formschlüssigen Verbindung des Paneels mit einem entsprechenden
Paneel eingefräst. Die Profile sind dabei als Nut 9 und Feder 10 ausgeführt (vgl.
Fig. 5).
[0033] In Fig. 4 sind zwei miteinander verbundene Paneele 3.1, 3.2 dargestellt, die jeweils
auf ihrer Oberseite ein Holzdekor, eine Versiegelungsschicht 1 und einen abschließenden
Materialauftrag aufweisen, wobei der durch kleine Punkte angedeutete Materialauftrag
2 eine erfindungsgemäße Mikrostruktur bildet. Die Paneele 3.1, 3.2 sind als Fußbodenpaneele
ausgebildet. Ebenso können sie aber auch zur Verkleidung von Wänden oder Decken eingesetzt
werden.
[0034] Die Ausführung der Erfindung ist nicht auf die vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele
beschränkt. Vielmehr sind zahlreiche Varianten denkbar, die auch bei abweichender
Gestaltung von der in den beiliegenden Ansprüchen angegebenen Erfindung Gebrauch machen.
So kann die Erfindung insbesondere auch bei Bauelementen aus Holzwerkstoff in Form
von Profilen, beispielsweise bei direktbedruckten Fußleisten vorteilhaft ausgeführt
werden.
1. Bauelement, insbesondere Paneel, aus Holzwerkstoff, insbesondere zur Verwendung als
Möbelbauelement oder Wand-, Decken- oder Bodenpaneel (3.1, 3.2), mit einer Oberflächenschicht
(1) und einem die Oberflächenschicht teilweise bedeckenden Materialauftrag (2), der
eine Mikrostruktur bildet, die eine Rauhtiefe im Bereich von 2 µm bis 30 µm aufweist,
wobei der Materialauftrag (2) 10% bis 50% der Fläche der Oberflächenschicht (1) bedeckt,
und wobei vom Materialauftrag (2) definierte Bereiche unregelmäßig begrenzt und unregelmäßig
verteilt auf der Oberflächenschicht (1) angeordnet sind.
2. Bauelement nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrostruktur eine Rauhtiefe im Bereich von 5 µm bis 20 µm, vorzugsweise im Bereich
von 6,5 µm bis 15 µm aufweist.
3. Bauelement nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die von dem Materialauftrag (2) definierten Bereiche, welche die Mikrostruktur bilden,
eine Vielzahl separater Bereiche umfassen, deren jeweilige Flächenausdehnung im Bereich
von 0,01 mm2 bis 0,1 mm2 liegt.
4. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die von dem Materialauftrag (2) definierten Bereiche, welche die Mikrostruktur bilden,
eine Vielzahl separater Bereiche umfassen, wobei in einem Flächenbereich von 1 cm2 der Oberflächenschicht (1) mindestens 200, vorzugsweise mindestens 400 separate Mikrostrukturbereiche
angeordnet sind.
5. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenschicht (1) eine transparente Versiegelungsschicht ist, wobei unterhalb
der Versiegelungsschicht ein Dekor, vorzugsweise ein Holz-, Fliesen- oder Natursteindekor
angeordnet ist.
6. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass der Materialauftrag (2) 20% bis 40%, vorzugsweise 25% bis 35% der Fläche der Oberflächenschicht
(1) bedeckt.
7. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenschicht (1) eine transparente Versiegelungsschicht ist, wobei unterhalb
der Versiegelungsschicht ein Holzdekor angeordnet ist, und wobei auf dem die Mikrostruktur
bildenden Materialauftrag (2) eine aus einem Lack gebildete Porenstruktur aufgedruckt
ist.
8. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenschicht (1) eine transparente, glatt ausgebildete Versiegelungsschicht
ist.
9. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass das Bauelement aus einem eine Trägerplatte aufweisenden Paneel (3.1, 3.2) besteht,
wobei die Trägerplatte mit der Oberflächenschicht (1) und dem die Oberflächenschicht
teilweise bedeckenden Materialauftrag (2) versehen sind, und wobei die Längs- und/oder
Querstoßseiten der Trägerplatte Profile (9, 10) zur formschlüssigen Verbindung des
Paneels (3.1) mit einem entsprechenden Paneel (3.2) aufweisen.
10. Bauelement nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass der die Mikrostruktur bildende Materialauftrag (2) abriebfestigkeitserhöhende und/oder
die Kratz- und Scheuerfestigkeit erhöhende Partikel, vorzugsweise Korundpartikel und/oder
Quarzpartikel enthält.
11. Bauelement nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, dass die abriebfestigkeitserhöhenden und/oder die Kratz- und Scheuerfestigkeit erhöhenden
Partikel eine Korngröße kleiner 20 µm, vorzugsweise kleiner 15 µm aufweisen.
12. Verfahren zur Herstellung eines Bauelements, insbesondere zur Verwendung als Möbelbauelement
oder Wand-, Decken- oder Bodenpaneel (3.1, 3.2), bei dem auf eine Trägerplatte aus
Holzwerkstoff oder ein Trägerprofil aus Holzwerkstoff eine Oberflächenschicht (1)
aufgebracht wird, und bei dem auf die Oberflächenschicht ein lackartiger Materialauftrag
(2) aufgedruckt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass der Materialauftrag (2) so aufgedruckt wird, dass er 10 bis 50% der Fläche der Oberflächenschicht
(1) bedeckt und nach Aushärtung eine Mikrostruktur bildet, die eine Rauhtiefe im Bereich
von 2 µm bis 30 µm aufweist und unregelmäßig begrenzt sowie unregelmäßig verteilt
auf der Oberflächenschicht angeordnet ist.
13. Verfahren nach Anspruch 12,
dadurch gekennzeichnet, dass der Materialauftrag (2) so aufgedruckt wird, dass die Mikrostruktur eine Rauhtiefe
im Bereich von 5 µm bis 20 µm, vorzugsweise im Bereich von 6,5 µm bis 15 µm aufweist.
14. Verfahren nach Anspruch 12 oder 13,
dadurch gekennzeichnet, dass der Materialauftrag (2) so aufgedruckt wird, dass die von ihm gebildete Mikrostruktur
eine Vielzahl separater Bereiche umfasst, deren jeweilige Flächenausdehnung im Bereich
von 0,01 mm2 bis 0,1 mm2 liegt.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass der Materialauftrag (2) so aufgedruckt wird, dass in einem Flächenbereich von 1 cm2 der Oberflächenschicht (1) mindestens 200, vorzugsweise mindestens 400 separate Mikrostrukturbereiche
angeordnet sind.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, dass als Oberflächenschicht (1) eine transparente Versiegelungsschicht aufgebracht oder
aufgedruckt wird, und dass vor der Versiegelungsschicht ein Dekor, vorzugsweise ein
Holz-, Fliesen- oder Natursteindekor auf die Trägerplatte oder das Trägerprofil aufgedruckt
wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 16,
dadurch gekennzeichnet, dass der Materialauftrag (2) so aufgedruckt wird, dass er 20 bis 40%, vorzugsweise 25
bis 35% der Fläche der Oberflächenschicht (1) bedeckt und nach der Aushärtung Bereiche
bildet, die unregelmäßig begrenzt und unregelmäßig verteilt auf der Oberflächenschicht
angeordnet sind.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 17,
dadurch gekennzeichnet, dass als Oberflächenschicht (1) eine transparente Versiegelungsschicht aufgebracht oder
aufgedruckt wird, dass vor der Versiegelungsschicht ein Holzdekor auf die Trägerplatte
oder das Trägerprofil aufgedruckt wird, und dass auf dem die Mikrostruktur bildenden
Materialauftrag (2) eine aus einem Lack gebildete Porenstruktur aufgedruckt wird.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 18,
dadurch gekennzeichnet, dass als Oberflächenschicht (1) eine transparente, glatt ausgebildete Versiegelungsschicht
aufgebracht oder aufgedruckt wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 19,
dadurch gekennzeichnet, dass zur Erzeugung des lackartigen Materialauftrags (2) ein abriebfestigkeitserhöhende
und/oder die Kratz- und Scheuerfestigkeit erhöhende Partikel, vorzugsweise Korundpartikel
und/oder Quarzpartikel enthaltender Lack verwendet wird.