Stand der Technik
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Detektion von Peaküberlagerungen in einem
diskreten Spektrum eines Ortungssignals, bei dem ein im diskreten Spektrum erkannter
Peak durch eine stetige Funktion approximiert wird und anhand der Lage des Scheitels
der approximierenden Funktion eine Frequenzlinienkorrektur δk bestimmt wird.
[0002] In Kraftfahrzeugen werden zur Erfassung des Verkehrsumfelds, beispielsweise in Verbindung
mit Abstandsregelsystemen und aktiven oder passiven Sicherheitssystemen, häufig Radarsensoren
eingesetzt, bei denen die Information über die georteten Objekte in der Frequenz des
empfangenen Radarsignals kodiert ist. Beispielsweise wird bei einem FMCW-Radar (Frequency
Modulated Continuous Wave) kontinuierlich ein Radarsignal gesendet, dessen Frequenz
jedoch rampenförmig moduliert wird. Das an einem Objekt reflektierte und wieder vom
Sensor empfangene Signal wird mit dem gesendeten Signal überlagert, so daß man ein
Zwischenfrequenzsignal erhält, dessen Frequenz gleich dem Frequenzunterschied zwischen
dem gesendeten und dem empfangenen Signal ist. Auf einer steigenden Frequenzrampe
nimmt dieser Frequenzunterschied linear mit der Signallaufzeit und folglich mit dem
Abstand des georteten Objekts zu. Das Objekt zeichnet sich deshalb als ein Peak bei
einer bestimmten Frequenz im Spektrum des Zwischenfrequenzsignals ab. Die Lage dieses
Peaks ist allerdings nicht nur vom Objektabstand abhängig, sondern aufgrund des Doppler-Effektes
auch von der Relativgeschwindigkeit des Objekts. Für eine eindeutige Bestimmung von
Abstand und Relativgeschwindigkeit sind deshalb zwei Messungen mit unterschiedlichen
Frequenzrampen erforderlich.
[0003] Wenn mehrere Objekte gleichzeitig geortet werden, ist die Zuordnung zwischen den
auf den verschiedenen Frequenzrampen erhaltenen Peaks und den Objekten nicht mehr
eindeutig. Zur Beseitigung dieser Mehrdeutigkeit ist in der Regel eine zusätzliche
Messung mit einer dritten Frequenzrampe erforderlich.
[0004] Die Lage (Frequenz) des Scheitelpunkts eines einzelnen Peaks im Spektrum für eine
einzelne Frequenzrampe entspricht einer bestimmten Beziehung zwischen Abstand und
Relativgeschwindigkeit des betreffenden Objekts und wird deshalb in einem Abstands-Relativgeschwindigkeits-Diagramm
durch eine Gerade repräsentiert. Wenn man die Spektren von drei verschiedenen Frequenzrampen
auswertet, sollte man für dieses Objekt drei Peaks erhalten, und die entsprechenden
Geraden im Diagramm müssen sich theoretisch, wenn man von Meßfehlern und Rauschen
absieht, in einem einzigen Punkt schneiden, der dann den Abstand und die Relativgeschwindigkeit
des betreffenden Objekts angibt. Typischerweise handelt es sich bei dem Radarsensor
um einen Mehrstrahlradarsensor, der mehrere im Azimut winkelversetzte Radarkeulen
aussendet, und durch Vergleich der Amplituden und/oder Phasen (komplexe Amplituden)
der in den verschiedenen Keulen empfangenen Radarechos läßt sich dann der Azimutwinkel
des georteten Objekts zumindest näherungsweise bestimmen.
[0005] Die Auswertung des Radarortungssignals wird jedoch erheblich erschwert, wenn in einem
Frequenzspektrum zwei Peaks auftreten, die einander beträchtlich überlappen. Zum einen
erschweren solche Peaküberlagerungen die Bestimmung des Azimutwinkels, da durch die
Überlagerung der Peaks sowohl die Amplitude als auch die Phase des empfangenen Signals
verfälscht wird. Darüber hinaus können solche Peaküberlagerungen jedoch auch die Bestimmung
der Abstände und Relativgeschwindigkeiten der Objekte erschweren.
[0006] Ein wesentlicher Grund besteht darin, daß es sich bei den auszuwertenden Frequenzspektren
um diskrete Spektren handelt, deren Definitionsbereich in eine endliche Anzahl von
Zonen (sogenannte Frequenzbins) unterteilt ist und die jedem Bin nur einen einzigen
Amplitudenwert zuordnen. Das Spektrum besteht somit nicht in einer stetigen Kurve,
sondern in einzelnen Punkten, die auf der Frequenzachse gleiche Abstände zueinander
haben. Diese Abstände, also die Breite der Bins, begrenzt die Frequenzauflösung des
Spektrums und damit die Genauigkeit, mit der die Lagen der Peaks bestimmt werden könnten.
[0007] Um diese Genauigkeit zu steigern, ist es bekannt, die drei benachbarten Punkte im
Spektrum, die einen Peak repräsentieren, durch eine stetige Funktion zu approximieren,
z. B. eine Parabel (Polynom zweiten Grades), deren Parameter in Abhängigkeit von der
Form des bei der Abtastung des Ortungssignals verwendeten Abtastfensters so gewählt
werden, daß ihre Form der Form eines "idealen" Einzelpeaks entspricht. Die Lage des
Scheitels dieser Funktion gibt dann einen genaueren Wert für die Scheitelfrequenz
des Peaks an. Im Fall von Peaküberlagerungen führt diese Approximation jedoch zu beträchtlichen
Fehlern, sogenannten Fequenzbinfehlern.
[0008] Bei sehr eng beieinanderliegenden Peaks kann es sogar vorkommen, daß die beiden Peaks
im diskreten Spektrum überhaupt nicht mehr getrennt werden können. In dem Fall bleibt
die Peaküberlagerung oft gänzlich unerkannt, und bei der weiteren Auswertung kann
die Verfälschung der Meßergebnisse nicht in Rechnung gestellt werden.
[0009] Die Radarmessungen werden zyklisch wiederholt, und in weiteren Stufen der Signalauswertung
werden die in aufeinanderfolgenden Meßzyklen erhaltenen Resultate auf Konsistenz und
Plausibilität geprüft, und mit Hilfe von Filterprozeduren und anderen statistischen
Verfahren wird versucht, letztlich ein Resultat zu erhalten, das das tatsächliche
Verkehrsumfeld möglichst wirklichkeitsgetreu abbildet. Dabei ist es wesentlich, daß
die Verläßlichkeit der bei einzelnen Messungen erhaltenen Ergebnisse einigermaßen
zuverlässig eingeschätzt werden kann. In dem Zusammenhang führt eine nicht erkannte
Peaküberlagerung jedoch zu einer Fehleinschätzung der Verläßlichkeit der Meßergebnisse
und damit möglicherweise zu einer falschen Beurteilung der Verkehrssituation.
[0010] Daß eine Peaküberlagerung vorliegt, sollte im Prinzip zwar daran zu erkennen sein,
daß in mindestens einem der Spektren ein Peak fehlt, doch läßt sich bei gleichzeitiger
Ortung von mehr als zwei Zielen nicht entscheiden, welcher der gefundenen Peaks in
Wahrheit aus einer Überlagerung von zwei getrennten Peaks besteht.
Offenbarung der Erfindung
[0011] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, mit dem sich Peaküberlagerungen
auf einfache und verläßliche Weise detektieren lassen.
[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren der eingangs genannten Art
gelöst, das die folgenden Schritte aufweist:
- anhand der approximierenden Funktion wird ein auf den Scheitelwert yp des Peaks normiertes Breitenmaß an des Peaks bestimmt,
- in einem an-δk-Diagramm wird ein durch das Öffnungsmaß an und die Frequenzlinienkorrektur δk definierter Punkt (an, δk) aufgesucht und ein Abstand Δ bestimmt, den dieser Punkt zu einer für Einzelpeaks
charakteristischen Kennlinie aufweist, und
- die Wahrscheinlichkeit, daß eine Peaküberlagerung vorliegt, wird anhand des Abstands
Δ bewertet.
[0013] Dieses Verfahren beruht auf der Feststellung, daß bei idealen, unverfälschten und
unverrauschten Signalen eine eindeutig bestimmte Beziehung zwischen dem Breitenmaß,
das sich aus der approximierenden Funktion (z. B. Parabel) herleiten läßt, und der
Frequenzlinienkorrektur δk besteht. Diese Beziehung läßt sich berechnen und in einen
a
n -δk-Diagramm als Kennlinie darstellen. Wenn es sich bei einem Peak um einen Einzelpeak
handelt, der nicht mit einem anderen Peak überlagert ist, sollte deshalb der durch
das Wertepaar (a
n, δκ) gegebene Punkt auf der Kennlinie liegen oder zumindest in der Nähe dieser Kennlinie,
wenn man gewisse Signalverfälschungen durch Rauschen und andere Einflüsse in Rechnung
stellt. Der Abstand zwischen dem für einen bestimmten Peak gefundenen Punkt und der
Kennlinie stellt deshalb ein Maß für die Wahrscheinlichkeit dafür dar, daß es sich
bei diesem Peak in Wahrheit um eine Überlagerung von zwei Peaks handelt und dementsprechend
- z. B. im Falle eines Radarortungssignals - die erhaltenen Ergebnisse für den Abstand,
die Relativgeschwindigkeit und den Azimutwinkel des Objekts unzuverlässig sind.
[0014] Das Verfahren ist indessen nicht nur bei Radarortungssignalen anwendbar, sondern
z. B. auch bei Ortungssignalen von Ultraschallsensoren und dergleichen.
[0015] Je nach Wahl des Abtastfensters, das zum Samplen des Ortungssignals verwendet wird,
kann als approximierende Funktion anstelle einer Parabel auch eine andere "peak-ähnliche"
Funktion, z. B. eine Gauß-Funktion, verwendet und die Definition des normierten Breitenmaßes
entsprechend angepaßt werden (z. B. basierend auf der Definition der Standardabweichung).
[0016] Gegenstand der Erfindung ist außerdem ein Fahrerassistenzsystem mit einem Ortungssensor,
insbesondere Radarsensor, und einer Einrichtung zur Auswertung des Ortungssignals,
in der das oben beschriebene Verfahren implementiert ist.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0017] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Zeichnungen dargestellt und in der
nachfolgenden Beschreibung näher erläutert.
[0018] Es zeigen:
- Figur 1
- eine Skizze eines Kraftfahrzeugs mit einem Radarsensor, der zwei vorausfahrende Fahrzeuge
ortet;
- Figur 2
- ein Amplituden-Zeit-Diagramm eines idealisierten Radarortungssignals;
- Figur 3
- ein Frequenzspektrum für das Radarortungssignal nach Figur 2;
- Figuren 4 und 5
- Beispiele für Frequenzspektren mit Peaküberlagerungen;
- Figuren 6 und 7
- Diagramme zur Erläuterung eines Interpolationsverfahrens bei der Auswertung des Frequenzspektrums;
- Figur 8
- ein Breitenmaß-Frequenzlinienkorrektur- Diagramm; und
- Figur 9
- ein Flußdiagramm für das erfindungsgemäße Verfahren.
Ausführungsform der Erfindung
[0019] In Figur 1 ist schematisch die Frontpartie eines Kraftfahrzeugs 10 gezeigt, das mit
einem Fahrerassistenzsystem ausgerüstet ist, beispielsweise einem Abstandsregelsystem
(ACC; Adaptive Cruise Control). Wesentliche Bestandteile dieses Systems sind ein Radarsensor
12, mit dem Objekte wie z. B. vorausfahrende Fahrzeuge 14, 16 geortet werden können,
und eine elektronische Auswerteeinheit 18 zur Auswertung des Radarortungssignals.
[0020] Als Beispiel soll hier angenommen werden, daß es sich bei dem Radarsensor 12 um ein
FMCW-Radar handelt. Die Frequenz des von dem Radarsensor emittierten Signals wird
rampenförmig moduliert, und das an den Fahrzeugen 14, 16 reflektierte und wieder vom
Sensor empfangene Signal wird dort mit einem Teil des gesendeten Signals gemischt,
so daß man ein Zwischenfrequenzsignal erhält, das dann mit einer geeigneten Fensterfunktion
gesampled und durch Schnelle Fourier-Transformation (FFT) in ein Frequenzspektrum
umgewandelt wird.
[0021] Generell sollte sich in diesem Spektrum jedes geortete Objekt, also jedes der Fahrzeuge
14, 16, in der Form eines einzelnen Peaks abzeichnen. Bei gleicher Relativgeschwindigkeit
der Fahrzeuge 14, 16 relativ zum Fahrzeug 10 ist der Frequenzunterschied zwischen
dem gesendeten und dem empfangenen Signal bei einer steigenden Frequenzrampe um so
größer, je größer die Signallaufzeit ist. Dementsprechend ist der zu einem Objekt
gehörende Peak im Zwischenfrequenzspektrum zu höheren Frequenzen verschoben, wenn
der Abstand des Objekts größer ist. Im hier gezeigten Beispiel sollte deshalb der
Peak für das Fahrzeug 16 bei einer höheren Frequenz liegen als der Peak für das Fahrzeug
14.
[0022] Nun ist allerdings die Frequenz des am Fahrzeug 14 oder 16 reflektierten Radarechos
und damit auch die Frequenz des Zwischenfrequenzsignals aufgrund des Doppler-Effekts
auch von der Relativgeschwindigkeit des betreffenden Fahrzeugs abhängig. Je schneller
sich das Fahrzeug 14, 16 vom Fahrzeug 10 entfernt, desto stärker ist der Peak zu kleineren
Frequenzen verschoben. Wenn nun das Fahrzeug 16 ein überholendes Fahrzeugs ist, dessen
Geschwindigkeit größer ist als die des Fahrzeugs 14, kann deshalb der Fall eintreten,
daß sich der durch die größere Laufzeit bedingte Effekt und der durch die größere
Relativgeschwindigkeit bedingte Effekt gerade aufheben, so daß beide Peaks im Spektrum
zu einem einzigen Peak verschmelzen, was die weitere Auswertung des Radarortungssignals
erheblich erschwert und das Auswertungsergebnis unzuverlässiger macht.
[0023] Im folgenden soll deshalb ein Verfahren beschrieben werden, mit dem diese Situationen,
sogenannte Peaküberlagerungen, detektiert werden können.
[0024] In Figur 2 ist die Amplitude A eines sinusförmigen Zwischenfrequenzsignals 20 gegen
die Zeit t aufgetragen. Das hier gezeigte Zwischenfrequenzsignal 20 entspricht dem
Idealfall, daß ein einzelnes Objekt geortet wird, dessen Abstand und Relativgeschwindigkeit
konstant sind, so daß auch die Frequenz des Zwischenfrequenzsignals konstant ist.
Dieses Signal wird im Radarsensor 12 mit einem geeigneten Zeittakt gesampled, mit
einer geeigneten Fensterfunktion 22 (Abtastfenster) gewichtet und dann durch Schnelle
Fourier-Transformation in ein diskretes Frequenzspektrum umgewandelt.
[0025] Bei einigen Auswertungsverfahren wird die Fourier-Transformation auf den Betrag der
Amplitude angewandt, bei anderen Verfahren auf das Betragsquadrat. Das hier vorgeschlagene
Verfahren zur Detektion von Peaküberlagerungen ist in beiden Fällen anwendbar. Im
Spektrum wird das Zwischenfrequenzsignal 20 durch einen Peak repräsentiert, dessen
Form der Fourier-Transformierten der Fensterfunktion 22 entspricht. Diese Fensterfunktion
wird im hier betrachteten Beispiel so gewählt, daß der Peak sich gut durch eine Parabel
approximieren läßt, wie weiter unten mit Bezug auf Figuren 6 und 7 noch näher erläutert
werden wird.
[0026] Figur 3 zeigt ein Frequenzspektrum für ein Zwischenfrequenzsignal, das aus einer
(phasengleichen) Überlagerung von zwei Peaks 28, 30 resultiert, die in Fig. 4 getrenntdargestellt
sind. Die Frequenzachse ist in Figur 3 mit x bezeichnet, und die Amplituden-Achse
mit y. Die Fourier-Transformierte des gewichteten Zwischenfrequenzsignals ist in Figur
3 durch eine stetige Kurve 24 angegeben, die einen Peak bei einer bestimmten Frequenz
bildet.
[0027] Das in Figur 3 gezeigte Frequenzspektrum ist in der Auswerteeinheit 18 jedoch nicht
in der Form der stetigen Kurve 24 verfügbar, sondern lediglich in der Form diskreter
Meßpunkte 26. Die x-Achse ist in eine Vielzahl gleich breiter Zonen, sogenannter Frequenzbins,
aufgeteilt, die hier mit 1 - 7 numeriert sind (in der Praxis ist die Anzahl der Zonen
beträchtlich größer) und deren Breite mit Δx bezeichnet ist. Jeder der Meßpunkte 26
liegt in der Mitte eines solchen Frequenzbins.
[0028] In dem durch die Meßpunkte 26 gebildeten diskreten Spektrum ist ein Peak daran zu
erkennen, daß für einen Meßpunkt der y-Wert größer ist als für seine beiden Nachbarn.
Im in Figur 3 gezeigten Beispiel läge somit ein Peak in dem Bin 4 vor. Legt man jedoch
nach dem üblichen Approximationsverfahen eine Parabel durch die drei Meßpunkte in
den Bins 3, 4 und 5, so ergibt sich nur eine sehr schlechte Übereinstimmung mit der
Kurve 24, die das "wahre" Spektrum angibt.
[0029] Das liegt daran, daß hier in Wahrheit zwei Peaks 28, 30 überlagert sind, die von
verschiedenen Objekten herrühren, einander jedoch so weit überlappen, daß sie im diskreten
Spektrum (Meßpunkte 26) zu einem einzigen Peak verschmelzen. In Figur 4 repräsentieren
die Meßpunkte 26 jeweils die Summen der zu den einzelnen Peaks 28, 30 gehörenden Signale.
[0030] Figur 5 zeigt ein Beispiel, bei dem zwei Peaks 32, 34 zwar so weit auseinander liegen,
daß sie im diskreten Spektrum (Meßpunkte 26) in zwei getrennte Peaks in den Bins 3
und 5 aufgelöst werden können, die Peaks jedoch immer noch in einem beträchtlichen
Ausmaß überlappen, so daß bei der Parabelapproximation erhebliche Fehler auftreten
und die bei der weiteren Auswertung daraus abzuleitenden Meßgrößen für den Abstand,
die Relativgeschwindigkeit und den Azimutwinkel des Objekts beträchtlich verfälscht
werden.
[0031] Die in Figuren 3 bis 5 gezeigten diskreten Spektren geben die Lage eines Peaks jeweils
nur auf ein Bin genau an, also mit einer Auflösung Δx. Figuren 6 und 7 illustrieren
ein Interpolationsverfahren, mit dem sich die Frequenzlage eines Peaks 36 genauer
bestimmen läßt. Zur groben Bestimmung der Lage des Peaks wird ein Meßpunkt gesucht,
dessen y-Wert größer ist als der der beiden Nachbarn. Die x-Koordinate dieses Punktes
soll mit x
0 bezeichnet werden, und die Koordinaten der Nachbarn mit x
-1 bzw. x
+1. Der Abstand x
+1 - x
0 entspricht dann der Breite Δx eines Frequenzbins, ebenso der Abstand x
0 - x
-1. Für die Meßpunkte 26 gilt dann:

[0032] Wie in Figur 7 gezeigt ist, läßt sich nun der Peak 36 durch eine Parabel 38 approximieren,
d. h., durch ein Polynom zweiten Grades mit der allgemeinen Funktionsvorschrift:

[0033] Darin werden die Koeffizienten a und b so gewählt, daß die Parabel 38 durch alle
drei Meßpunkte 26 geht. Diese Koeffizienten lassen sich berechnen, indem man das folgende
Gleichungssystem löst:

[0034] Für a erhält man also:

[0035] Entsprechend kann man das Gleichungssystem auch nach b auflösen.
[0036] Aus den bekannten Koeffizienten läßt sich nun der Scheitelpunkt (x
p, y
p) der Parabel 38 berechnen:

[0037] Da die Parabel 38 eine gute Approximation für den Peak 36 darstellt, läßt sich somit
die Frequenzlage x
p dieses Peaks genauer bestimmen.
[0038] Die Differenz x
p - x
0 wird auch als Frequenzlinienkorrektur δk bezeichnet.

[0039] Der Koeffizient a gibt an, wie weit sich die Parabel 38 öffnet. Je kleiner der Betrag
von a ist, desto weiter öffnet sich die Parabel. In diesem Sinne gibt somit dieser
Koeffizient a Auskunft über die Breite des Peaks 36.
[0040] Von besonderem Interesse für das hier vorgeschlagene Verfahren zur Detektion von
Peaküberlagerungen ist das normierte Breitenmaß a
n, das man erhält, indem man den Koeffizienten a auf die Scheitelhöhe y
p des Peaks normiert:

[0041] Es stellt sich nämlich heraus, daß - jedenfalls für eine gegebene Fensterfunktion
22 - für einen einfachen, annähend einem sinusförmigen Signal entsprechenden Peak,
dem keine weiteren Peaks überlagert sind, eine bestimmte Beziehung zwischen dem normierten
Breitenmaß a
n und der Frequenzlinienkorrektur δk besteht. Zur Illustration dieser Beziehung zeigt
Figur 8 ein a
n-δk-Diagramm. Es zeigt sich, daß in diesem Diagramm alle Einzelpeaks durch Punkte
repräsentiert werden, die auf einer bestimmten Kennlinie 40 liegen.
[0042] Für Peaküberlagerungen, wie sie in Figuren 4 und 5 dargestellt sind, liegen die entsprechenden
Punkte dagegen abseits der Kennlinie 40, wie beispielsweise die Punkte 42 und 44 in
Figur 8. Generell gilt, je weiter die Punkte 42, 44 von der Kennlinie 40 entfernt
sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß eine Peaküberlagerung vorliegt,
und desto stärker ist das Ausmaß der Überlappung.
[0043] Der Abstand Δ zwischen den Punkten 42 oder 44 und der Kennlinie 40 kann längs der
a
n-Achse gemessen werden. In einer anderen Ausführungsform werden parallel zu der Kennlinie
40 bestimmte Abstandszonen 46, 48, 50, 52 definiert, und dem untersuchten Punkt wird
ein Abstandsmaß Δ in Abhängigkeit von der Zone zugewiesen, in der er sich befindet.
[0044] Dieses Verfahren ermöglicht es, mit geringem Rechenaufwand und schon in einem sehr
frühen Stadium des Auswertungsprozesses Peaküberlagerungen relativ zuverlässig zu
erkennen.
[0045] Die wesentlichen Schritte des Verfahrens sind in Figur 9 noch einmal zusammengefaßt.
In Schritt S1 wird das Frequenzspektrum nach Peaks durchsucht. Dabei brauchen nur
Tripel von je drei benachbarten Meßpunkten betrachtet zu werden, und ein Peak befindet
sich dort, wo der y-Wert des mittleren Punktes größer ist als der der beiden Nachbarn.
Da mit Hilfe des Abstandsmaßes Δ auch Peaküberlagerungen der in Figur 5 gezeigten
Art erkennbar sind, bei denen die Peaks auch im diskreten Spektrum noch aufgelöst
werden können, ist es in Schritt S1 nicht erforderlich, die Analyse um eine Suche
nach komplexeren Mustern in vier oder mehr Meßpunkten zu erweitern, um dadurch einen
Hinweis auf Peaküberlagerungen zu erhalten.
[0046] In Schritt S2 wird der Peak durch eine Parabel approximiert. Diese Approximation
wird zumindest zur Bestimmung des Koeffizienten a benutzt.
[0047] In Schritt S3 werden der Scheitelwert y
p und die Frequenzlinienkorrektur δk berechnet.
[0048] In Schritt S4 wird dann anhand des Koeffizienten a der Parabelfunktion und anhand
des Scheitelwertes y
n das normierte Breitenmaß a
n berechnet. Anschließend wird in Schritt S5 der Abstand Δ des Punktes (a
n, δk) von der Kennlinie 40 im Diagramm gemäß Figur 8 bestimmt.
[0049] Anhand dieses Abstands Δ läßt sich entscheiden, ob eine Peaküberlagerung vorliegt
oder nicht. Im hier gezeigten Beispiel wird in einem nachfolgenden Schritt S6 ein
Qualitätsparameter Q bestimmt, der eine monoton fallende Funktion des Abstands Δ ist
und beispielsweise im Intervall [0, 1] variiert. Je kleiner der Parameter Q ist, desto
größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß es sich bei dem gesuchten Peak um eine Überlagerung
mehrerer Peaks handelt.
[0050] Im Verlauf der weiteren Auswertung des Radarortungssignals ist diese Information
z. B. hilfreich, wenn bei einem FMCW-Radar anhand der Spektren für mehrere Frequenzrampen
eine Zuordnung zwischen den Peaks und den Objekten vorgenommen werden muß. Wenn erkannt
wird, daß es sich bei einem Peak in Wahrheit um eine Überlagerung von zwei Peaks handelt,
so ist es durch Abgleichen mit den Spektren, die für die anderen Frequenzrampen erhalten
wurden, möglich, jeden der beiden überlagerten Peaks einem andern Objekt zuzuordnen.
[0051] Ein niedriger Wert des Qualitätsparameters Q deutet außerdem darauf hin, daß die
anhand der Frequenz dieses Peaks berechneten Werte für den Abstand und die Relativgeschwindigkeit
eines Objekts und ebenso die anhand der Phasenbeziehungen berechneten Azimutwinkelwerte
mit hoher Wahrscheinlichkeit stark fehlerbehaftet sind, so daß es zweckmäßig ist,
diesen Daten bei der weiteren Auswertung und beim Abgleich mit früher oder später
erhaltenen Objektdaten, der sogenannten Objektplausibilisierung, ein geringeres Gewicht
zu geben.