[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Turbinenschaufelhalterung
für eine Durchflussmengenbestimmungseinrichtung sowie eine nach dem Verfahren herstellbare
Turbinenschaufelhalterung.
[0002] Turbinenschaufeln werden während des Betriebs in chemisch aggressiver Atmosphäre
hohen Temperaturen ausgesetzt, was zu ihrer Beschädigung führen kann. Es ist daher
notwendig, die Schaufeln durch Kühlung zu schützen. Dazu sind im Inneren der Turbinenschaufeln
Kühlluftkanäle ausgebildet, die mit Kühlluftbohrungen durch die Außenwandung der Turbinenschaufel
kommunizieren. Während des Betriebs wird Kühlluft durch Öffnungen der Kühlluftkanäle
im Schaufelfuß eingeblasen, die durch die Kanäle zu den Kühlluftbohrungen und aus
diesen heraus strömt. Die ausströmende Kühlluft reduziert die Temperatur der Turbinenschaufel.
[0003] Bei neu hergestellten oder reparierten Turbinenschaufeln ist es notwendig zu überprüfen,
ob die Kühlluftkanäle und -bohrungen eine hinreichende Kühlung der Turbinenschaufel
während des Betriebs sicher stellen können. Aus diesem Grund wird vor der Verwendung
die Durchflussmenge an Kühlluft durch die Turbinenschaufel bestimmt.
[0004] Im Stand der Technik sind Durchflussmengenbestimmungseinrichtung bekannt, die zur
Durchführung eines derartigen Prüfverfahrens verwendet werden können. Diese Einrichtungen
weisen eine Halterung auf, in der die zu untersuchende Turbinenschaufel mit ihrem
Schaufelfuß fixiert werden kann. In der Halterung ist ein Einströmkanal ausgebildet,
durch den Luft in die Öffnungen der Kühlluftkanäle im Schaufelfuß eingeblasen werden
kann. Weiterhin ist eine Einrichtung vorgesehen, welche die aus den Kühlluftbohrungen
ausströmende Luft vollständig sammelt und einer Messeinrichtung zuleitet. Mit Hilfe
der Messeinrichtung kann dann die Durchflussmenge an Luft durch die Turbinenschaufel
ermittelt werden.
[0005] Bei den bekannten Vorrichtungen stellt sich das Problem einer ausreichenden Abdichtung
zwischen der Halterung und der darin fixierten Turbinenschaufel. Außerdem muss sichergestellt
werden, dass die Turbinenschaufel axial und radial gegen eine Drehen oder Verkippen
gesichert ist. Schließlich ist es auch notwendig, strömungstechnischen Besonderheiten
der einzelnen Turbinenschaufeln Rechnung zu tragen.
[0006] Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist bei der bekannten Halterung um den
Einströmkanal herum eine Dichtung vorgesehen, auf der die Turbinenschaufel im fixierten
Zustand flächig aufliegt. Es ist jedoch schwierig eine solche Dichtung herzustellen,
die in ausreichendem Maße an die komplexe Geometrie des Schaufelfußes der jeweils
zu prüfenden Turbinenschaufel angepasst ist.
[0007] Zur Herstellung der Halterung wird bisher eine Turbinenschaufel auf einen metallischen
Grundkörper positioniert. Dann wird um den Schaufelfuß herum auf den Grundkörper form-
und kraftschlüssig ein flexibeler Dichtkörper mit der negativen Geometrie des Schaufelfußes
aus einem Zweikomponentenharz gegossen. Um dies zu ermöglichen, ist es notwendig,
die Turbinenschaufel vorher zu präparieren. So müssen Teile der Schaufel weggefräst
bzw. weggeschnitten, Öffnungen verschlossen, Gieskerne montiert und Abdichtungen angebracht
werden.
[0008] Trotz des hiermit einhergehenden großen Aufwands gelingt es jedoch nicht, eine Dichtung
herzustellen, die den hohen Anforderungen bezüglich der Abdichtleistung und der Stütz-
und Positionierungsfunktion genügt.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Herstellung einer Turbinenschaufelhalterung
für eine Durchflussmengenbestimmungseinrichtung anzugeben, mit dessen Hilfe eine Turbinenschaufelhalterung
erhalten werden kann, die allen Dichtungs-, Positionierungs- und Stützanforderungen
genügt.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst, indem ein Grundkörper der Turbinenschaufelhalterung
mit darin ausgebildetem Einströmkanal und ein dreidimensionales Modell einer Turbinenschaufel
mit einer Aussparung, die die negative Geometrie eines herzustellenden Dichtungselements
aufweist, erstellt, das dreidimensionale Modell auf den Grundkörper aufgesetzt und
in einem von der Kontur der Aussparung und vom Grundkörper begrenzten Hohlraum um
den Einströmkanal herum das Dichtungselement auf den Grundkörper aufgebracht wird.
[0011] Erfindungsgemäß wird also ein Grundkörper der Halterung hergestellt, in dem ein Einströmkanal
für Luft oder ein anderes Prüffluid ausgebildet ist. Außerdem wird ein dreidimensionales
Modell der mit Hilfe der Einrichtung zu überprüfenden Turbinenschaufel erstellt, das
eine Aussparung mit der negativen Geometrie des herzustellenden Dichtungselements
aufweist. Das Modell wird auf den Grundkörper aufgesetzt, wobei die Kontur der Aussparung
und der Grundkörper einen Hohlraum um den Einströmkanal herum begrenzen, in dem das
Dichtungselement auf den Grundkörper aufgebracht wird.
[0012] Grundgedanke der Erfindung ist es, anstelle der Turbinenschaufel selbst ein dreidimensionales
Modell von dieser zur Herstellung der Turbinenschaufelhalterung zu verwenden. Dabei
ist insbesondere vorteilhaft, dass in dem Modell bereits die negative Geometrie des
Dichtungselements integriert ist. Dies ermöglicht es auf einfache Weise ein Dichtungselement
auf dem Grundkörper aufzubringen, das exakt jeweils den räumlichen Anforderungen der
zu untersuchenden Turbinenschaufel entspricht. Aus diesem Grund erfüllt das Dichtungselement
auch alle Dichtungs-, Positionierungs- und Stützanforderungen. Außerdem entfällt die
aufwendige Beschaffung von Turbinenschaufeln aus der Serienfertigung. Schließlich
kann das Modell auch auf einfache Weise zu geringen Kosten beliebig oft reproduziert
werden.
[0013] In Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, für die Erstellung des dreidimensionalen
Modells ein CAD-Modell, insbesondere ein STL-Modell der Turbinenschaufel zu verwenden,
dem die Aussparung hinzugefügt wird. Dann wird auf Grundlage des so modifizierten
CAD-Modells das dreidimensionale Modell erstellt. Hier kann das üblicherweise bereits
während des Entwurfs von Turbinenschaufeln entwickelte CAD-Modell verwendet werden,
um nach entsprechender Modifikation, d.h. der Ergänzung der Aussparung, mit dessen
Hilfe das dreidimensionale Modell zu erstellen. Besonderer Vorteil ist dabei, dass
schnell und einfach Modifikationen an dem dreidimensionalen Modell bzw. an dem mit
seiner Hilfe herzustellendem Dichtungselement vorgenommen werden können, indem das
CAD-Modell angepasst wird.
[0014] Das dreidimensionale Modell der Turbinenschaufel kann durch Stereolithografie, Lasersintern
oder und / oder durch Oriol-Fräsen hergestellt wird. Insbesondere wenn ein modifiziertes
CAD-Modell der Turbinenschaufel verwendet wird, kann das dreidimensionale Modell so
schnell, automatisiert und mit hoher Präzision erstellt werden.
[0015] Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann das Dichtungselement auf den Grundkörper
gegossen werden. Dabei wirkt der von der Kontur der Aussparung und dem Grundkörper
begrenzte Hohlraum als Form für das Gussmaterial.
[0016] Vorteilhafter Weise kann ein Dichtungselement aus Silikon auf den Grundkörper aufgebracht
werden. Ein Dichtungselement aus diesem Material zeigt eine besonders hohe Dichtwirkung.
[0017] Es ist ebenfalls möglich, dass die Aussparung zumindest abschnittsweise mit der negativen
Form einer Dichtungslippe auszubilden. Mit Hilfe eines dreidimensionalen Modells,
das eine solche Aussparung aufweist, kann ein Dichtungselement mit einer Dichtungslippe
erhalten werden. Die Dichtungslippe ragt von dem Dichtungselement vor und realisiert
so einen hohen spezifischen Pressdruck an der Dichtfläche, wenn die Turbinenschaufel
in der Halterung fixiert ist.
[0018] Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, die Aussparung abschnittsweise mit der
negativen Form von Stütz- und / oder Positionierungselementen auszubilden. Auf diese
Weise kann eine Turbinenschaufelhalterung hergestellt werden, bei der die Turbinenschaufel
axial und radial gegen Drehen oder Verkippen gesichert ist.
[0019] Weiterhin ist eine Turbinenschaufelhalterung einer Durchflussmengenbestimmungseinrichtung
Gegenstand der Erfindung, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren herstellbar ist.
[0020] Die Erfindung wird im Folgenden an Hand eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme
auf die Zeichnung im Detail erläutert.
[0021] Die einzige Figur der Zeichnung zeigt im Schnitt eine erfindungsgemäße Turbinenschaufelhalterung
1 während der Herstellung.
[0022] Die Turbinenschaufelhalterung 1 umfasst einen Grundkörper 2, insbesondere aus Metall
oder aus einer metallischen Legierung, mit darin ausgebildetem Einströmkanal 3 und
einem Aufnahmebereich 4 für einen Schaufelfuß einer zu fixierenden Turbinenschaufel.
[0023] Auf den Grundkörper 2 ist ein dreidimensionales Modell 5 der zu fixierenden Turbinenschaufel
aufgesetzt, dass eine Aussparung 6 mit der negativen Geometrie eines herzustellenden
Dichtungselements aufweist. Die Aussparung 6 hat hier abschnittsweise die negative
Form einer Dichtungslippe.
[0024] Die Kontur der Aussparung 6 und der Grundkörper 2 begrenzen einen Hohlraum 7 um den
Einströmkanal 3 herum. In dem Hohlraum 7 ist ein Dichtungselement 8 aus Silikon form-
und kraftschlüssig auf den Grundkörper 2 gegossen. Das Dichtungselement 8 füllt den
Hohlraum 7 aus. Dies bedeutet, dass der Hohlraum die Form des Dichtungselements 8
bestimmt. Folglich ist Dichtungselement 8 im Übergangsbereich zu dem dreidimensionalen
Modell 5 mit einer in Richtung des dreidimensionalen Modells 5 vorragenden umlaufenden
Dichtungslippe 9 versehen.
[0025] Um die Turbinenschaufelhalterung 1 herzustellen, wird zunächst der Grundköper 2 mit
Hilfe von im Stand der Technik bekannten Verfahren, beispielsweise unter Verwendung
einer CNC-Maschine produziert. Dann wird das dreidimensionale Modell 5 erstellt. Dabei
kann insbesondere ein schon aus dem Konstruktionsprozess vorhandenes (virtuelles)
CAD-Modell der Turbinenschaufel als Ausgangspunkt dienen. Diesem CAD-Modell wird die
Aussparung 6 hinzugefügt. Anschließend wird auf Grundlage des so modifizierten CAD-Modells
das dreidimensionale Modell 5 in an sich bekannter Weise beispielsweise durch Stereolithografie
erstellt.
Das dreidimensionale Modell 5 wird auf den Grundkörper 2 aufgesetzt. Anschließend
wird Silikon in den Hohlraum 7 eingebracht, bis dieser vollständig ausgefüllt ist.
Das Silikon bildet dann in dem Hohlraum 7 das Dichtungselement 8.
[0026] Nachdem das Dichtungselement 8 so auf den Grundkörper 2 gegossen worden ist, kann
das dreidimensionale Modell 5 vom Grundkörper 2 abgenommen werden. Der Grundkörper
2 mit dem daran angebrachten Dichtungselement 8 bildet die Turbinenschaufelhalterung
1.
[0027] In die Turbinenschaufelhalterung 1 kann die zu fixierende Turbinenschaufel mit ihren
Fußbereich eingesetzt werden. Dabei liegt die Turbinenschaufel auf dem Dichtungselement
8 auf. Insbesondere im Bereich der Dichtungslippe 9 resultiert ein besonders hoher
Pressdruck, wodurch eine hohe Dichtungswirkung sichergestellt wird.
Wird die erfindungsgemäße Turbinenschaufelhalterung 1 bei einer Durchflussmengenbestimmung
verwendet, entweicht zwischen der Turbinenschaufel und der Turbinenschaufelhalterung
1 keine Luft.
1. Verfahren zur Herstellung einer Turbinenschaufelhalterung (1) für eine Durchflussmengenbestimmungseinrichtung,
bei dem ein Grundkörper (2) der Turbinenschaufelhalterung (1) mit darin ausgebildetem
Einströmkanal (3) und ein dreidimensionales Modell (5) einer Turbinenschaufel mit
einer Aussparung (6), die die negative Geometrie eines herzustellenden Dichtungselements
(8) aufweist, erstellt,
das dreidimensionale Modell (5) auf den Grundkörper (2) aufgesetzt und in einem von
der Kontur der Aussparung (6) und vom Grundkörper (2) begrenzten Hohlraum (7) um den
Einströmkanal (3) herum das Dichtungselement (8) auf den Grundkörper (2) aufgebracht
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
für die Erstellung des dreidimensionalen Modells (5) ein CAD-Modell,
insbesondere ein STL-Modell der Turbinenschaufel verwendet wird, dem die Aussparung
(6) hinzugefügt und dann auf Grundlage des so modifizierten CAD-Modells das dreidimensionale
Modell (5) erstellt wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das dreidimensionale Modell (5) der Turbinenschaufel durch Stereolithografie, Lasersintern
oder und/oder durch Oriol-Fräsen erstellt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Dichtungselement (8) auf den Grundkörper (2) gegossen wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Dichtungselement (5) aus Silikon auf den Grundkörper (2) aufgebracht wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aussparung (6) zumindest abschnittsweise mit der negativen Form einer Dichtungslippe
(9) ausgebildet wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Aussparung (6) abschnittsweise mit der negativen Form von Stütz- und / oder Positionierungselementen
ausgebildet wird.
8. Turbinenschaufelhalterung (1) einer Durchflussmengenbestimmungseinrichtung,
herstellbar nach einem Verfahren gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche.