[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Trocknung mindestens eines feuchte und trocknungsschwindungsbehafteten
Halb- oder Fertigbauteils nach der Lehre des Anspruchs 1.
[0002] Weiterhin betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens nach der Lehre des Anspruchs 16.
[0003] Aus dem Stand der Technik bekannte Trocknungsverfahren basieren auf einer Wärmeübertragung
und Stoffaustausch zwischen einem feuchte- und trocknungsschwindungsbehafteten Halb-
oder Fertigbauteils und einem Trocknungsmedium, wobei einem Fertig- oder Halbfertigbauteil
eine Stoffkomponente, im Allgemeinen Wasser, durch ein Trockenmedium, meist eine Warmluftströmung,
entzogen wird, so dass das zu trocknende Bauteil eine Volumenabnahme erfährt. Wenn
die Volumenabnahme nicht im ganzen Körper gleichmäßig verteilt ist, entstehen Schwindungsspannungen.
Die absoluten Beträge der Spannungen sind materialspezifisch und formabhängig, wobei
das Bauteil nur bestimmte Beträge von Spannungen aufnehmen kann. Bleiben die Spannungen
nahe unterhalb einer kritischen Rissfestigkeitsgrenze, können Deformationen entstehen.
Bei Überschreiten der Rissfestigkeitsgrenze reißt das Bauteil.
[0004] Gattungsgemäße Trocknungsverfahren werden insbesondere in der Tonproduktion, bei
der Herstellung von Dachziegeln, Klinkern, Blumentöpfen, Ziegelsteinplatten, Fliesen,
feinkeramischen Produkten etc. eingesetzt. Des Weiteren finden solche Trocknungsverfahren
ebenfalls in der Holzverarbeitungsindustrie, insbesondere bei der Holztrocknung und
Herstellung von Furnieren Anwendung. Jedoch können solche Trocknungsverfahren auch
in anderen Bereichen der Bauteilproduktion, bei denen feuchte Bauteile zu trocknen
sind, eingesetzt werden.
[0005] Die Forderungen an ein wirtschaftlich interessantes Trocknungsverfahren richten sich
an die Herstellung von Bauteilen gleich bleibender definierbarer Qualität, die frei
von Verkrümmungen und Rissen mit einer definierten Restfeuchte schnell und wirtschaftlich
in großen Mengen und bei nacheinander ablaufenden Trocknungsvorgängen reproduzierbar
zu trocknen sind.
[0006] Hierzu sind aus dem Stand der Technik "try and error" Trocknungsverfahren bekannt,
bei denen ein erfahrener Fachmann versucht, durch manuelle Justierungen optimale Parameter
hinsichtlich kurzer Trockenzeit, hoher Produktqualität, geringer Restfeuchte etc.
zu ermitteln, um damit Halb- bzw. Fertigbauteile zu trocknen. Nach mehreren solcher
"try and error" Trocknungsvorgängen werden dann viele hintereinander ablaufende Trocknungsvorgänge
für eine Serienproduktion basierend auf den herausgefundenen Prozessparametern durchgeführt.
Dieses Vorgehen erfordert in der Regel eine hohe Anzahl manueller Testläufe mit dementsprechendem
Zeit-, Arbeits- und Kostenaufwand, bei der in den meisten Fällen eine nicht unerhebliche
Menge von Halb- oder Fertigbauteilen als Ausschuss anfallen.
[0007] Ziel eines wirtschaftlich interessanten Trocknungsverfahrens ist es daher, Prozessparameter,
insbesondere die Parameter relative Feuchte und Temperatur, mittels Stellgliedern,
die den Luftdurchsatz und die Wärmeerzeugung regeln, optimal einzustellen, um reproduzierbare
Trocknungsergebnisse zu erreichen.
[0008] Die aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren versuchen für jedes neu herzustellende
Halb- oder Fertigbauteil passende Sollkurven von relativer Feuchte und Temperatur
zu ermitteln. Dies scheitert jedoch oft am Einfluss des Formfaktors des Bauteils und
an den nicht vorberechenbaren Ungleichheitsfaktoren der Trockenkammertypen. Vor allem
stellt eine Regelung nach relativer Feuchte und/oder Temperatur in Bezug auf das Bauteil
in der Trocknungseinrichtung nur ein indirektes Mess- und Regelverfahren dar, das
keine Aussage auf das reale Trocknungs- bzw. Schwindungsverhalten des zu trocknenden
Bauteils zulässt.
[0009] Somit stellt die bisherige Erstellung von Trocknungskurven, die zur wiederholten
Durchführung von Trocknungsvorgängen dienen kann, ein iteratives Verfahren dar, bei
dem erst mit vorliegenden Trocknungsergebnissen nach Trockenzeit, Qualität und Restfeuchte
wieder ein neuer Trocknungsvorgang unter Berücksichtigung der relativen Feuchte und
Temperatur etc. erstellt werden kann, siehe hierzu Fig. 1. Somit hängt die Qualität
der Trocknungsvorgänge aus dem Stand der Technik von einer manuellen Erstellung und
somit von der Güte der vorgegebenen Sollwerte für Temperatur, relative Feuchte sowie
von der Anzahl der Optimierungsschritte ab. In diesem Zusammenhang versteht man unter
der relativen Feuchte das prozentuale Verhältnis zwischen dem momentanen Wasserdampfdruck
und dem Sättigungswasserdampfdruck über einer reinen und ebenen Wasseroberfläche.
Die relative Feuchte lässt daher unmittelbar erkennen, in welchem Grad die Luft mit
Wasserdampf gesättigt ist, bzw. wie viel Wasser von der Luft noch aufgenommen werden
kann.
[0011] Ausgehend von dem oben genannten Stand der Technik ergibt sich somit die Aufgabe,
ein Trocknungsverfahren und eine dementsprechend vorgesehene Vorrichtung vorzuschlagen,
die eine messgrößenbasierte und automatische Ermittlung optimaler Trocknungsparameter
für beliebige Halb- oder Fertigbauteile zur Verfügung stellt, wobei bereits nach wenigen
Testläufen optimale Parameter vorliegen und eine effiziente Ermittlung von Trocknungsparametern
für die reproduzierbare und qualitativ einstellbare Trocknung einer Serie gleichartiger
Bauteile ermöglicht wird.
[0012] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach dem Anspruch 1 und einer Vorrichtung
nach dem Anspruch 16 gelöst.
[0013] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren dient der Trocknung mindestens eines feuchte- und
trocknungsschwindungsbehafteten Halb- oder Fertigbauteils, wobei zumindest ein erster
geregelter Trocknungsvorgang durchgeführt wird, bei dem eine Regelung von Trocknungsparametern,
wie Temperatur, Luftstrommenge etc. unter Berücksichtigung zumindest einer Regeldifferenz
zwischen tatsächlicher Schwindung des Bauteils und einem vorgegebenen bauteilsspezifischen
Schwindungssollverlauf ermöglicht wird.
[0015] Nach dieser Lehre wird der maßgebliche Verlauf der Schwindung online geregelt und
die sich dabei ergebenden Ist-Werte der Trocknungsparameter wie Luftumwälzung, Trocknungstemperatur
etc. können als zukünftige Programmsollwerte für nachfolgende Trocknungsvorgänge gespeichert
und zur Verfügung gestellt werden. Durch Berücksichtigung der Schwindung eines Bauteils
und dessen Vergleich mit einer bauteilspezifischen Schwindungssollverlaufskurve wird
nur eine geringe Anzahl von Trocknungsvorgängen bis zur Ermittlung optimaler Trocknungsparameter
erforderlich. Das Verfahren kann zur Sollkurvenfindung bei Einführung neuer Bauteile
verwendet werden, aber auch dazu dienen, nach Umrüstung bestehender Anlagen deren
optimalen neuen Sollkurven herauszufinden, sowie eine Einsparung von Energie des Trocknungsverfahrens
für bestehende Trocknungsanlagen und eine dynamische Laufzeitanpassung zur Minimierung
der Trocknungszeiten bei gleichzeitig energieminimalen Trocknungskurven zu ermöglichen.
[0016] Voraussetzung hierzu ist die Vorlage einer bauteilspezifischen Schwindungssollkurve,
die zum einen materialabhängig, zum anderen aber auch vom Formfaktor, d.h. der konkreten
geometrischen Ausgestaltung des Bauteils abhängt. Zur Auffindung einer solchen Schwindungssollkurve
liegen hinreichende Erfahrungswerte vor, die auf der Kenntnis der Gesamtschwindung
des Formlings unter Prozessbedingungen basiert. Hierzu zeigt Fig. 2 einen idealisierten
Schwindungsverlauf von keramischen Massen mittels eines Bourry-Diagramms. Deutlich
ist zu sehen, dass nach Beginn eines Trocknungsvorgangs der Anteil Wasser bis zu einer
sog. Knickpunktsfeuchte schwindet, bei der das Bauteil sein Endvolumen, in diesem
Fall ca. 80 % des Anfangsvolumens erreicht. Mit fortschreitendem Trocknungsgrad nimmt
der Wasseranteil ab, ohne dass das Bauteil in seinem Volumen weiter schwindet. Wie
in den Fig. 3a und 3b dargestellt, verändert sich die Schwindungssollkurve, je nach
dem, ob ein "dünnes" oder "dickes" Bauteil getrocknet wird.
[0017] Die Festlegung einer Schwindungssollkurve ist von einem einschlägigen Fachmann selbst
bei neuen Bauteilgeometrien schnell und einfach durchführbar und garantiert, dass
keine Ungleichmäßigkeiten im Trocknungsvorgang sowie keine Schwindungsrisse auftreten,
sofern die Schwindungssollkurve die kürzest mögliche Trockenzeit nicht unterschreitet,
bzw. die material- und produktspezifischen Festigkeitswerte nicht überschritten werden.
[0018] Somit liegt die erfinderische Idee darin, dass im Laufe des Trocknungsvorgangs die
Schwindung des Bauteils online gemessen wird und einer Schwindungssollkurve nachgeregelt
wird, wobei sichergestellt wird, dass der tatsächliche Volumenschwindungsverlauf die
maximalen Schwindungsgradienten, die vom Trocknungsfortschritt abhängen, zu keinem
Zeitpunkt überschreitet.
[0019] In einem ausgezeichneten Ausführungsbeispiel werden die Prozessparameter des geregelten
Trocknungsvorgangs protokolliert, um Führungs- und/oder Stellgrößen für nachfolgend
geregelte oder gesteuerte Trocknungsvorgänge generieren zu können. Somit werden nach
Ausführung des schwindungsgeregelten Trocknungsvorgangs dessen Prozessparameter im
Laufe des Trocknungsvorgangs protokolliert und stehen für nachfolgend geregelte oder
lediglich gesteuerte Trocknungsvorgänge zur Verfügung. In diesem Zusammenhang bedeutet
eine Regelung eine Rückführung und Vergleich von Regelgrößen zu Führungsgrößen zur
Generierung von Stellgrößen, die das Verhalten einer Regelstrecke beeinflussen. Eine
Steuerung weist keine solche Rückführung aus und dient der Beeinflussung einer Vorrichtung
nach einem vorgegebenen Plan.
[0020] Des Weiteren ist es vorteilhaft denkbar, dass der Regelkreis eine weitere Regelung
als Temperaturregelung mit einer Temperaturregeldifferenz umfasst und/oder eine Feuchteregelung
zur Regelung des Wasserdampfaufnahmevermögens des entfeuchtenden Trockenmediums auf
Basis von Messsignalen von relativer Feuchte und Temperatur innerhalb der Trocknungskammer.
Somit beruht die zweite Regelung entweder auf einer Temperatur- oder eine Feuchte,
oder eine Kombination daraus. Darüber hinaus sind weitere Regelparameter für den zweiten
Regelkreis denkbar, die einen Aufschluss über den Trocknungsfortschritt des Bauteils
geben können. So kann der Wert für das Wasserdampfaufnahmevermögen (Δg
Wasserdampf/kg
Luft) oder ein Differenzdruck, z.B. Wasserdampfpartialdruck zu Sättigungspartialdruck
eine gute Basis einer Regeldifferenzbildung sein. Hierbei gelte es lediglich zu beachten,
dass vormals zwei Größen, wie beispielsweise Temperatur und relative Feuchte rechnerisch
auf eine Größe (wie beispielsweise die Differenztemperatur zwischen Kühlgrenztemperatur
und Temperatur der Trocknungseinrichtung) überführbar sind. Eine Feuchteregelung ist
insbesondere dann geeignet, wenn in der Trockenkammer eine Zuluftklappe, gegebenenfalls
parallel zu einer Abluftklappe und/oder antiparallel als Umluftklappe zur Regelung
der Feuchte vorgesehen ist und ein Wärmeerzeuger als Brenner oder Heizregister o.ä.
mittels einer Temperaturregelung betätigt werden kann.
[0021] Grundsätzlich, wie Anspruch 1 angibt, umfasst der Regelkreis eine Schwindungsregelung.
Nach dem in Fig. 2 dargestellten Bourry-Diagramm wird im Laufe des Trocknungsvorgangs
an der Stelle der sog. Knickpunktsfeuchte ein Schwindungsendmaß des Bauteils erreicht,
ab dem der Wassergehalt zwar abnimmt, aber das Bauteil keine Volumenänderung mehr
erfährt und somit der Schwindungsgrad keinen Aufschluss mehr über den Trocknungsgrad
des Bauteils bieten kann. Somit ist es vorteilhaft denkbar, dass die Regelung weiterhin
auch eine Temperaturregelung berücksichtigt, so dass Schwindung und Temperatur zur
Auffindung optimaler Trocknungsparameter dienen.
[0022] Eine Weiterentwicklung des oben genannten Ausführungsbeispiels besteht darin, dass
während eines Trocknungsvorgangs innerhalb einer ersten Trocknungsphase zumindest
teilweise eine Schwindungsregelung und innerhalb einer anschließenden zweiten Trocknungsphase
zumindest teilweise eine Temperatur- und/oder eine Feuchteregelung vorgenommen werden.
[0023] Somit wird, wie im obigen Ausführungsbeispiel am Bourry-Diagramm bereits erläutert,
die Volumenabnahme bis zur Erreichung der Knickpunktsfeuchte mittels der Schwindungsregelung
geregelt, ab der dann die Trocknungsregelung mittels einer Temperatur- und/oder Feuchteregelung
fortgesetzt wird, bis das Bauteil die gewünschte Endfeuchte erreicht. Somit ist es
vorteilhaft denkbar, dass in der ersten Trocknungsphase eine Schwindungsregelung vorgenommen
wird und in der zweiten Trocknungsphase eine Temperatur- und/oder Feuchteregelung
einsetzt.
[0024] Des Weiteren ist es vorteilhaft denkbar, dass der Regelkreis zumindest zwei Folgeregler
umfasst, wobei der Stellwert
u1 eines ersten Folgereglers
K1 als Führungsgröße
w2 eines zweiten nachgeschalteten Folgereglers
K2 verwendet wird. Durch den Einsatz eines Regelkreises mittels zweier Folgeregler
K1,
K2 wobei der Ausgang des ersten Folgereglers
K1 als Führungsgröße des zweiten Reglers
K2 dient, können elegant zwei Regelgrößen abgestimmt aufeinander ausgeregelt werden,
beispielsweise zum einen der Bauteilschwund als erste Regelgröße und die Temperaturdifferenz
oder eine andere zweite Größe als zweite Regelgröße, wobei ein erster Regler
K1 eine Schwingungsregelung vornimmt und ein zweiter Regler
K2 eine Temperatur- und/oder Feuchteregelung, oder die Ausregelung der zweiten Größe
vornimmt.
[0025] Hieraus ergibt sich bereits die vorteilhafte Weitergestaltung des erfindungsgemäßen
Verfahrens, wobei ein erster Folgeregler
K1 eine Schwindungsregelung vornimmt, wobei die Regeldifferenz
e1 der Schwindungsregelung eine Schwindungsregeldifferenz zwischen tatsächlicher Bauteilschwindung
y1 und einem Schwindungssollverlauf
w1 ist und dessen Stellwert
u1 als Führungsgröße
w2 für eine Temperaturregelung oder für die Regelung einer zweiten Größe des zweiten
Folgereglers
K2 dient, wobei die zweite Regeldifferenz
e2 eine Temperaturregeldifferenz oder eine Regeldifferenz der zweiten Größe ist.
[0026] Während die erste Regeldifferenz als Schwindungsregelung die Differenz zwischen tatsächlicher
Bauteilschwindung und einem bauteilspezifischen Schwindungssollverlauf darstellt,
ist die zweite Regelgröße der Trocknungswirkung beliebig wählbar. In einem vorteilhaften
Ausführungsbeispiel kann die Führungsgröße
w2 und/oder Regelgröße
y2' der Temperaturregelung (Eingangsgrößen des zweiten Reglers
K2) eine aus Temperatur
y21 und relativer Feuchte
y22 der Trocknungseinrichtung (02) ableitbare physikalische Differenzgröße, insbesondere
Temperaturdifferenz zwischen Feuchtkugeltemperatur und trockener Temperatur sein.
Dabei ist die Feuchtkugeltemperatur als Kühlgrenztemperatur definiert, d.h. die tiefste
Temperatur, die sich durch Verdunstungskühlung erreichen lässt, bei der die Wasserabgabe
einer feuchten Oberfläche mit dem Wasseraufnahmevermögen der umgebenden Atmosphäre
im Gleichgewicht steht, so dass das umgebende Gas bzw. die Luft mit Dampf gesättigt
ist.
[0027] Jedoch ist ebenfalls vorteilhaft denkbar, dass aus Temperatur und relativer Feuchte
eine Druckdifferenz zwischen Wasserdampfsättigungspartialdruck und momentanen Wasserdampfpartialdruck
(in Bar), eine Massendifferenz zwischen maximalen Wasserdampfaufnahmevermögen im Sättigungszustand
zu momentanen Wasserdampfgehalt (in gw
asser/kg
Luft) oder eine ähnliche Differenzgröße ermittelt werden kann, die als Regelgröße für
die nachgeschaltete Trocknungswirkungs-Regelstufe des Folgereglers
K2 heranziehbar ist.
[0028] Die Feuchtkugeltemperatur lässt sich nur schwer messtechnisch direkt bestimmen. Es
ist jedoch vorteilhaft und naheliegend, dass statt der Feuchtkugeltemperatur die relative
Feuchte und Temperatur einer Trocknungseinrichtung bestimmt wird, aus der die Feuchtkugeltemperatur
rechnerisch mit bekannten Umrechnungsformeln ableitbar ist. Somit ist es vorteilhaft,
die Temperaturdifferenz
y2' rechnerisch aus gemessener relativer Feuchte
y22 und Temperatur
y21 einer Trocknungseinrichtung zu bestimmen.
[0029] Nach dem oben Gesagten liegt es vorteilhaft nahe, dass die Trocknungswirkungs-Regeldifferenz
(13) eine Differenz
e2 zwischen einer aus der Schwindungsregelung resultierenden Stellwert
u1 ermittelbaren Führungsgröße
w2 und einer aus relativer Feuchte
y22 und Temperatur
y21 der Trocknungskammer (02) bestimmbaren Regelgröße
y2' ist. Insbesondere bietet sich hierzu eine aus der Schwindungsregelung resultierenden
Stellwert
u1 ermittelbaren Temperaturdifferenz-Führungsgröße
w2 zwischen Feuchtkugeltemperatur und trockener Temperatur und einer aus relativer Feuchte
y
22 und Temperatur
y21 der Trocknungskammer bestimmbaren Temperaturdifferenz
y2' zwischen Feuchtkugeltemperatur und trockener Temperatur ist. Mit anderen Worten
ergibt sich somit ein vorteilhaftes Ausführungsbeispiel des Trocknungsverfahrens,
in dem ein erster Regler eine Schwindungsregelung zwischen einer tatsächlichen Schwindung
eines Bauteils im Laufe eines Trocknungsvorgangs und einem Schwindungssollverlauf
vornimmt, wobei die Ausgangsgröße des ersten Reglers als Differenz zwischen tatsächlicher
Temperatur und Feuchtkugeltemperatur interpretierbar ist. Dieser Ausgangsstellwert
u1 des ersten Reglers
K1 dient dann als Differenzführungsgröße
w2 des zweiten Reglers
K2 und kann z.B. als Differenztemperatur zwischen Feuchtkugeltemperatur und trockener
Temperatur angesehen werden, wobei als Regelgröße
y2' die tatsächliche Temperaturdifferenz zwischen Feuchtkugeltemperatur und trockener
Temperatur in den Regler
K2 eingehen, die aus der direkt zu messenden Temperatur
y21 der Trocknungskammer und der relativen Feuchte
y22, die in der Trocknungskammer herrscht, ableitbar ist. Jedoch können für die Differenzwerte
in gleicher Weise aus relativer Feuchte und Temperatur ermittelbare Druckdifferenz
oder Massendifferenz wie oben vorgeschlagen verwendet werden.
[0030] Grundsätzlich beruht das oben aufgeführte Verfahren auf der Aufnahme der tatsächlichen
Schwindung des Bauteils während des Trocknungsvorgangs. Zur Ermittlung der tatsächlichen
Schwindung ist es vorteilhaft, wenn mindestens ein Schwindungsmessaufnehmer an mindestens
einem Bauteil angeordnet ist, der die tatsächliche Schwindung des Bauteils aufnimmt.
[0031] Des Weiteren ist es vorteilhaft möglich, mindestens zwei Schwindungsmessaufnehmer
an zwei Bauteilen anzuordnen, wobei das erste Bauteil das am schnellsten trocknende
Bauteil und das zweite Bauteil das am langsamsten trocknende Bauteil ist. Die Vorauswahl
des langsamsten und schnellsten Bauteils beruht auf physikalischen Zusammenhängen
und den Erfahrungen des einschlägigen Fachmanns.
[0032] Da die Trocknungsgeschwindigkeit mit steigender Geschwindigkeit des wasseraufnehmenden
Mediums, d.h. mit der Luftgeschwindigkeit steigt und mit der steigenden Sättigung
des Trockenmittels Luft mit Wasser fällt (Luftsättigung), werden die direkt von einem
mit Heißluft versorgendem Luftaggregat angeblasenen Bauteile die am schnellsten trocknenden/schwindenden
Bauteile sein. Die am weitest abseits liegenden Bauteile sind wegen der zunehmenden
Sättigung des Trockenmediums durch die dazwischen liegenden trocknenden Bauteile und
der geringeren Strömungsgeschwindigkeit wegen der größeren Entfernung die am langsamsten
trocknenden Bauteile. Des Weiteren kennt der Benutzer der Trocknungseinrichtung in
der Regel "feuchte Nester", die auf Sachverhalten beruhen, die nicht auf dem ersten
Blick erkennbar sind und z.B. von ungleichmäßiger Heißluftversorgung durch den Lüfter
oder Lüftern mit unterschiedlichen Leistungen herrühren. Daher ist es leicht möglich,
den Ort der am schnellsten und am langsamsten trocknenden Bauteile zu identifizieren
und somit entsprechend der vorteilhaften Weiterentwicklung die Schwindungsmessaufnehmer
an diesen Bauteilen anzubringen.
[0033] Darüber hinaus ist vorteilhaft denkbar, dass in einer ersten Trocknungsphase der
Schwindungsregelung zunächst die Schwindung des ersten Bauteils, das am schnellsten
schwindet, bei der Regelung berücksichtigt wird und bei Ende der Schwindungsphase
die Schwindung des zweiten Bauteils, das am langsamsten trocknet, zur Bestimmung der
Schwindungsregelungsdifferenz
e1 verwendet wird. Somit wird zur Schwindungsregelung zunächst die Schwindung des am
schnellsten trocknenden Bauteils verwendet, wobei am Ende dessen Schwindungsvorgangs
dieses Bauteils das am langsamsten trocknende Bauteil weiterhin schwindet. Somit kann
nach Beendigung des Schwindungsvorgangs des am schnellsten schwindenden Bauteils die
Schwindungsregelung auf das Schwindungsverhalten des am langsamsten schwindenden Bauteils
zurückgreifen, so dass sichergestellt wird, dass eine Schwindungsregelung durchgeführt
wird, bis der Schwindungsvorgang aller zu trocknender Bauteile abgeschlossen ist.
[0034] Des Weiteren ist in einer vorteilhaften Ausführung des Verfahrens denkbar, mindestens
drei Trocknungsvorgänge durchzuführen, wobei ein erster Trocknungsvorgang mit einer
vorgegebenen Trocknungszeit durchgeführt wird, ein zweiter anschließender Trocknungsvorgang
unter Optimierung der Sollwertkurven durchgeführt wird und ein dritter Trocknungsvorgang
zur Verifikation des Trocknungsergebnisses durchgeführt wird. Nach spätestens der
Durchführung dieser drei Vorgänge sollten optimale Trocknungsparameter vorliegen,
so dass, wie in einer weiteren Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgeschlagen,
zumindest ohne eine Schwindungsregelung weitere Trocknungsvorgänge insbesondere als
gesteuerte Trocknungsvorgänge auf Basis der protokollierten Trocknungsparameter durchgeführt
werden können.
[0035] Des Weiteren betrifft die Erfindung eine Trocknungsvorrichtung zur Durchführung eines
Verfahrens nach einem der vorgenannten Verfahrensansprüche. Hierzu umfasst die Trocknungsvorrichtung
erfindungsgemäß eine Trocknungseinrichtung zur Trocknung von mindestens einem Bauteil,
mindestens eine Stelleinrichtung zur Einstellung von Trocknungsparametern wie Temperatur,
Luftstrommenge, Luftumwälzung oder ähnlichem in der Trocknungseinrichtung, eine Regeleinrichtung
zur Regelung des Trocknungsvorgangs durch Betätigung der Stelleinrichtung mittels
eines Stellwertes
u2 und mindestens einen Messaufnehmer zur Aufnahme einer Regelgröße
y1. Die Trocknungsvorrichtung ist
dadurch gekennzeichnet, dass die Regeleinrichtung zumindest eine Schwindungssollkurveneinheit zur Ausgabe einer
bauteilspezifischen Schwindungssollkurve mindestens eines Bauteils umfasst und mindestens
ein Messaufnehmer als Schwindungsmessaufnehmer ausgebildet ist, der die Schwindung
des Bauteils im Laufe eines Trocknungsvorgangs als Regelgröße
y1 aufnehmen kann, wobei die Regeleinrichtung ausgebildet ist, um eine Schwindungsregeldifferenz
e1 zwischen tatsächlichem Bauteilschwund
y1 und dem Schwindungssollverlauf
w1 auszuregeln.
[0036] Mit anderen Worten umfasst die Trocknungsvorrichtung eine Regeleinrichtung mit einem
Schwindungsmessaufnehmer und einer Schwindungssollkurveneinheit, die eine Schwindungssollkurve
als Führungsgröße vorgibt. Der Messaufnehmer nimmt die tatsächliche Schwindung des
Bauteils auf, wobei die Regeleinrichtung durch Einflussnahme auf die Regelstrecke,
d.h. Stelleinrichtung und Trocknungseinrichtung dafür sorgt, dass sich die Schwindung
des Bauteils im Laufe des Trocknungsvorgangs dem Schwindungssollverlauf folgt.
[0037] Grundsätzlich kann die Vorrichtung mit einem Schwindungsmessaufnehmer arbeiten. Vorteilhafter
Weise umfasst die Vorrichtung zumindest zwei Schwindungsmessaufnehmer, wobei ein erster
Schwindungsmessaufnehmer an einem ersten am schnellsten trocknenden Bauteil und ein
zweiter Schwindungsmessaufnehmer an einem zweiten am langsamsten trocknenden Bauteil
angeordnet ist.
[0038] Darüber hinaus ist die Vorrichtung mit einem Temperatursensor und einem Sensor zur
Erfassung der relativen Feuchte der Luft innerhalb der Trocknungseinrichtung ausgerüstet,
um aus Temperatur und relativer Feuchte innerhalb der Trocknungseinrichtung eine zweite
Trocknungswirkungs-Regelgröße zur Verfügung zu stellen, beispielsweise eine Differenztemperatur
zwischen Feuchtkugeltemperatur und tatsächlicher Temperatur, eine Druckdifferenz zwischen
Wasserdampfsättigungspartialdruck und momentanem Wasserdampfpartialdruck oder eine
Massendifferenz zwischen maximalem Wasserdampfaufnahmevermögen im Sättigungszustand
zu momentanem Wasserdampfgehalt ermitteln zu können.
[0039] Es ist vorteilhaft denkbar, dass die Regeleinrichtung mindestens einen ersten Regler
K1 umfasst, der als PID-Regler ausgelegt ist. Ein PID-Regler hat den Vorteil, ohne Überschwingen
und ohne verbleibende Regeldifferenz eine gleichmäßige und schnelle Ausregelung der
Regeldifferenz
e vorzunehmen.
[0040] Des Weiteren ist es vorteilhaft denkbar, dass die Regeleinrichtung mindestens zwei
Regler
K1,
K2 umfasst, die als Folgeregler (Kaskadenregler) verkettet sind, wobei der erste Folgeregler
K1 ausgelegt ist, eine Schwindungsregeldifferenz
e1 auszuregeln und der zweite Folgeregler
K2 ausgelegt ist, eine Temperaturregeldifferenz auszuregeln, wobei die Stellgröße
u1 des ersten Folgereglers
K1 als Führungsgröße
w2 des zweiten Folgereglers
K2 dient. Auch hier ist es vorteilhaft möglich, den zweiten Folgereger
K2 als PID-Regler auszulegen.
[0041] Darüber hinaus ist es vorteilhaft denkbar, dass die Regeleinrichtung eine Recheneinheit
umfasst, die ausgelegt ist, aus den Messwerten
y21,
y22 des Temperatursensors (10) und des Sensors (11) der relativen Feuchte eine physikalische
Trocknungswirkungs-Differenzgröße (13), insbesondere Differenztemperatur zwischen
Feuchtkugeltemperatur und trockener Temperatur, Druckdifferenz zwischen Wasserdampfsättigungspartialdruck
und momentanem Wasserdampfpartialdruck oder Massendifferenz zwischen maximalem Wasserdampfaufnahmevermögen
im Sättigungszustand zu momentanem Wasserdampfgehalt des Bauteils zu bestimmen. Diese
abgeleiteten Parameter dienen während des Schwingungsvorgangs in einfacher Weise als
Führungsparameter zur Schwindungsregelung.
[0042] In einer weiteren Ausführungsform der Trocknungsvorrichtung umfasst diese eine Protokolleinheit,
die ausgelegt ist, zumindest die Ausgangsstellgröße
u2 und/oder
u1 (gegebenenfalls mehrere Ausgangsstellgrößen
u1 oder
u2) der Regeleinrichtung während mindestens eines Trocknungsvorgangs zu protokollieren.
Die Ausgangsstellgröße
u2 beeinflusst unmittelbar die Stelleinrichtung, die wiederum direkte Trocknungsparameter,
wie Temperatur der Trockenluft innerhalb der Trocknungseinrichtung, Luftumwälzgeschwindigkeit,
Lüftungsklappenöffnung etc. steuert. Durch die Protokolleinheit können die während
eines ersten oder zweiten Trocknungsvorgangs ausgegebenen Stellgrößen
u2 protokolliert werden und können in einem weiteren Ausführungsbeispiel, in dem die
Vorrichtung eine Steuereinrichtung umfasst, auf Basis der von der Protokolleinheit
der Regeleinrichtung aufgenommenen Stellgrößen
u2 die Stelleinrichtung der Trocknungseinrichtung zur Durchführung weiterer Trocknungsvorgänge
direkt steuern. Somit können nach Durchführung des erfinderischen Trocknungsverfahrens
die von der Protokolleinheit aufgenommenen Ausgangsstellgrößen abgerufen werden, um
weitere, lediglich gesteuerte Trocknungsvorgänge durchzuführen. Daneben kann auch
die Stellgröße
u1 protokolliert werden, so dass aufgrund des von der Protokolleinheit vorgegebenen
Verlaufs der Stellgröße
u1 eine einfache Regelung nach der Differenztemperatur durchführbar ist. Des Weiteren
ist auch eine einfache Regelung nach Temperatur und/oder relativer Feuchte denkbar.
[0043] Im Folgenden wird die Erfindung anhand lediglich Ausführungsbeispiele zeigender Zeichnungen
näher erläutert.
[0044] Es zeigen:
- Fig. 1:
- Ein Verfahrensablauf eines Trocknungsverfahrens nach dem Stand der Technik;
- Fig. 2:
- ein Bourry-Diagramm eines typischen Trocknungsvorgangs;
- Fig. 3:
- schematische Schwingungssollverläufe von Bauteilen, mit Vergleich dickes/dünnes Bauteil
und "realer" Schwindungsverlauf;
- Fig. 4:
- Regelkreise nach dem Stand der Technik und nach einem Ausführungsbeispiel;
- Fig. 5:
- ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Regelkreises;
- Fig. 6:
- in schematischer Darstellung ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Trocknungsvorrichtung.
[0045] Fig. 1 zeigt schematisch ein Trocknungsverfahren nach dem Stand der Technik. Dabei werden
in einem Trockner 02 keramische Formlinge als Bauteile, in diesem Fall Dachziegel,
getrocknet. Hierbei erfolgt eine Schwindung über den Zeitverlauf des Trockenvorgangs,
wobei lediglich die Prozessparameter Temperatur und relative Feuchte in der Trocknungseinrichtung
02 gemessen werden. Nach Beendigung des Trocknungsvorgangs wird vom Benutzer eine
Bewertung von Schwindung, Temperatur und relativer Feuchte vorgenommen und daraus
Sollwerte für Temperatur und relativer Feuchte für nachfolgende Trocknungsvorgänge
manuell festgelegt. Diese festgelegten Trocknungsparameter werden dazu verwendet,
in einem nachfolgenden Trocknungsvorgang wieder Bauteile zu trocknen, um diesen Vorgang
mehrmals durchzulaufen, bis optimierte Trocknungsparameter für die Bauteile gefunden
werden. Damit ist die Erstellung von optimalen Trocknungsparametern ein iteratives
Verfahren, das durch hohe Kosten und einem großen Energie und Zeitaufwand sowie einem
hohen Ausschussgrad der zu trocknenden Bauteile gekennzeichnet ist.
[0046] Fig. 2 zeigt schematisch ein Bourry-Diagramm, das den Schwindungsprozess eines aus Ton bestehenden
Bauteils darstellt. Zu Beginn des Trocknungsvorgangs beträgt das Volumen 100%, wobei
im Beispiel ca. 28 % des Bauteilvolumens aus Wasser besteht. Im Laufe des Trocknungsvorgangs
nimmt der Wasseranteil ab, wobei eine Schwindung der Bauteilgröße im Beispiel auf
ca. 80 bis 85 % eintritt. Bei Erreichen der sog. Knickpunktsfeuchte, d.h. der Temperatur,
bei der die Abnahme des Wassergehaltes zu keiner weiteren nennenswerten Schwindung
führt, bilden sich Luftporen aus, so dass das Körpervolumen konstant bleibt.
[0047] In den
Fig. 3a und
3b sind Schwindungssollkurvenverläufe dargestellt, wobei in
Fig. 3a ein Schwindungssollverlauf eines "dünnen" und eines "dicken" Bauteils dargestellt
ist. Beispiel eines dünnen Bauteils kann ein Biber-Dachziegel sein, ein dickes Bauteil
kann ein massiver Vormauerklinkerstein sein. Ein dünner Formling kann prinzipiell
aufgrund der kürzeren Diffusionswege und einem größeren Oberflächen/Volumenverhältnis
schneller als ein dicker, massiver Formling trocknen. Bei einer normierten Trockenzeit
ist ferner erkennbar, dass der dünne Formling eine kürzere Phase von Knickpunktsfeuchte
bis zur gleichen Restfeuchte benötigt. Die leicht zu klassifizierenden Kurven weisen
eine hohe Ähnlichkeit auf, wobei der signifikanteste Unterschied die Formling- oder
Bauteilgeometrie darstellt, d.h. das Fläche- oder Kugelmodel des dünnen oder dicken
Formlings. Die Schwindungssollverläufe für die Schwindung ergeben sich maßgeblich
aus der Bauteilgröße und -geometrie, der Referenzstrecke auf dem Bauteil, der geplanten
Trockenzeit, der Rohstoffmischung und dem Wassergehalt.
[0048] Die in
Fig. 3b dargestellten Winkel (α
1, α
2 und α
3 bedeuten den Startwinkel des Schwindungsvorgangs α
1, den Winkel der Knickpunktsfeuchte α
2 und den Schwindungsverlaufsendwinkel am Ende der Trockenzeit α
3. Sollten beim Abfahren der Schwindungssollverläufe Risse auftreten, kann über die
Art der Risse sehr wohl auf die Ursache als auch auf den Zeitpunkt des Auftretens
geschlossen werden, wobei sehr leicht die Schwindungssollverläufe angepasst werden
können. Im Verlauf eines Trocknungsvorgangs wird der Schwindungsgradient dem Startwert
des Gradienten des Schwindungssollverlaufs angepasst, wobei ein tangentiales Aufsetzen
des Schwindungssollverlaufs auf den jeweiligen Trocknungsfall erreicht werden soll.
Ist der Ist-Wert der Schwindung von Anfang an trotz geschlossener Zuluft zu groß,
kann - sofern dies die Trocknerausrüstung dies zulässt - die Umwälzleistung reduziert
und damit die Trockengeschwindigkeit verlangsamt werden, so dass sichergestellt wird,
dass die tatsächliche Schwindung dem Schwindungssollverlauf, wie er beispielsweise
in
Fig. 3b dargestellt ist, nachgeführt werden kann. Spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem der
langsamste schwindende Formling sein Schwindungsendmaß erreicht, der sogenannten Knickpunktsfeuchte
(Winkel α
2), ist die Schwindung nicht mehr geeignet, als Maß für den Trocknungsverlauf zu dienen
und damit bis zur gewünschten Restfeuchte den Trocknungsvorgang zu regeln.
[0049] Fig. 4a zeigt schematisch einen aus dem Stand der Technik bekannten Regelkreis. Als Eingangsgröße
dient die Führungsgröße
w, die auch als Sollwert bezeichnet wird. Von ihr wird die Regelgröße
y, die auch als Ist-Wert bezeichnet wird und die am Ende der Regelstrecke
G ausgegeben wird, abgezogen, so dass sich eine Regeldifferenz
e ergibt. Der Regler
K versucht den Stellwert
u so einzuregeln, dass die Regeldifferenz
e verschwindet. Der Stellwert
u wird in die Regelstrecke
G eingegeben, wobei die Regelstrecke
G nach dem Stellwert
u eine Regelgröße/Ist-Wert
y erzeugt. Diese Regelgröße
y unterliegt des Weiteren einer Störgröße
d, die durch den Regelkreis kompensiert werden muss.
[0050] Fig. 4b zeigt schematisch ein Ausführungsbeispiel eines Regelkreises mittels einer Folgeregelung
der beiden Regler
K1 und
K2 nach einem Ausführungsbeispiel der Erfindung. Anfänglich dient die Führungsgröße
w1 als gewünschter Schwindungssollverlauf, von dem der tatsächliche Schwindungsverlauf
y1 abgezogen wird, so dass sich eine Schwindungsregeldifferenz
e1 09 ergibt. Der Regler
K1 12 gibt eine Stellgröße
u1 aus, die als Führungsgröße
w2 in den nachgeschalteten Regler
K2 eingegeben wird. Am Eingang des Reglers
K2 wird die Trocknungswirkungs-Regelgröße
e2 13, die sich als Differenz der Führungsgröße
w2 und einer Ist-Größe
y2', die sich durch Umrechnung mittels der Recheneinheit aus der Ist-Größe
y2 ergibt, berechnet. Der Regler
K2 gibt eine Stellgröße
u2 aus, die in die Regelstrecke
G, in diesem Fall in die Trocknungseinrichtung 02 durch Beeinflussung der Stelleinrichtung
03 einfließt. Mittels der Messaufnehmer 05 werden dann die Ausgangsgrößen
y1 als Stellgröße der Schwindungsregelung und
y2 als Stellgröße der Temperaturregelung zugeführt.
[0051] Fig. 5 zeigt ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Trocknungsverfahrens mittels
der in
Fig. 4 schematisch dargestellten Regelkreiskomponenten. In einer Trocknungseinrichtung 02
werden Dachziegel mittels eines Trockners und warmer Ofenabluft sowie einer Umluftumwälzung
(nicht dargestellt) getrocknet, wobei die Ausgangsgrößen
y messtechnisch mit Hilfe von Messaufnehmern 05 ermittelt werden. Des Weiteren fließt
ein Schwindungssollverlauf der Bauteile in die Regelung ein und dient als Sollschwindung
w1. Die tatsächliche Schwindung
y1 wird mit Hilfe von Schwindungsaufnehmern, beispielsweise Dehnungsmessstreifen, Potentiometern
oder optischen Systemen, aufgenommen und mittels des PID-Reglers
K1 12 in einen Stellwert
u1 transformiert. Dieser Stellwert
u1 dient als Führungsgröße
w2 des nachgeschalteten PID-Reglers
K2 14 und wird als Differenztemperatur zwischen aktueller Temperatur und Kühlgrenztemperatur
der Trocknungseinrichtung 02 betrachtet. Parallel hierzu werden die tatsächliche Temperatur
und die relative Feuchte der Luft innerhalb der Trocknungseinrichtung 02,
y21 und
y22 aufgenommen. Aus diesen kann eine Recheneinheit 15 wiederum eine tatsächliche Differenztemperatur
zwischen aktueller Temperatur und Feuchtkugeltemperatur der Trocknungseinrichtung
02 ermitteln, die als Regelgröße
y2' ebenfalls in den PID-Regler
K2 14 eingeht. Der PID-Regler
K2 14 ermittelt daraus eine Stellgröße
u2, die unmittelbar die Klappenstellung 03 des Trockners 02 steuert und damit die Regelstrecke
(Trocknungseinrichtung 02) beeinfluss. Parallel hierzu werden die ermittelte Temperatur
und relative Feuchte
w11,
w22 protokolliert und stehen mittels der Protokolleinheit 16 für nachfolgende Trocknungsvorgänge
zur Verfügung. Durch die Hintereinanderschaltung der beiden Regler
K1 12 und
K2 14 wird zunächst eine Schwindungsregelung vorgenommen, da die Schwindungsabnahme
des Bauteils zunächst im Regelkreis dominiert.
[0052] Grundsätzlich kann anstelle der Differenztemperatur zwischen aktueller Temperatur
und Kühlgrenztemperatur andere physikalische Größen, die aus relativer Feuchte und
aktueller Temperatur der Trocknungsvorrichtung (2) ableitbar sind, als Regelgröße
y2' in den Folgeregler
K2 14 eingehen, um nach beendeter Schwindung eine Resttrocknung des Bauteils zu erreichen.
Als Beispiel solcher Differenzgrößen sind unter anderem die Druckdifferenz zwischen
Wasserdampfsättigungspartialdruck und momentanen Wasserdampfpartialdruck oder Massendifferenz
zwischen maximalen Wasserdampfaufnahmevermögen im Sättigungszustand zu momentanen
Wasserdampfgehalt zu nennen.
[0053] Spätestens ab dem Zeitpunkt, ab dem der langsamste Formling sein Schwindungsendmaß
fast erreicht hat (Knickpunktsfeuchte) ist die Schwindung jedoch nicht mehr geeignet,
um bis zur gewünschten Restfeuchte eine genaue Regelung fortzusetzen. Daher wird durch
den zweiten Regler
K2 nach Erreichen des Schwindungsendmaßes, der sich in einem konstanten Wert der Stellgröße
u1 niederschlägt, die Differenztemperatur zwischen Kühlgrenztemperatur und Temperatur
der Trocknungseinrichtung
y2' als Regelgröße weiter ausgeregelt. Da die Differenztemperatur im allgemeinen bei
den Sensorausgängen nicht parallel zu den Signalen Temperatur und relativer Feuchte
vorliegt, werden die aktuelle Temperatur
y21 und die relative Feuchte
y22 in der Trocknungseinrichtung 02 bestimmt und mittels eines rechnerischen Zusammenhangs
auf die tatsächliche Differenztemperatur zwischen Kühlgrenztemperatur und Temperatur
in der Trocknungseinrichtung durch eine Recheneinheit 15 umgeformt. Somit dient der
Unterschied zwischen der Ausgangsgröße des PID-Reglers
K1 12 als Führungsgröße
w2 und die tatsächliche Differenztemperatur
y2' als Trocknungswirkungs-Regeldifferenz 13 des nachgeschalteten Reglers 14, der eine
Temperaturregelung vornimmt.
[0054] Mit der rechnerischen Zusammenführung der beiden physikalischen Größen relative Feuchte
und Temperatur
y21,
y22 in der Trockeneinrichtung 01 auf einer Größe der Differenztemperatur zwischen Kühlgrenztemperatur
und Temperatur in der Trockeneinrichtung, die einem definierten Trocknungsvermögen
der Luft entspricht, wird es ermöglicht, dass die Prozessregelung mit einem Stellglied
über die ganze Trocknungsdauer optimal und stabil auch bei schwankender Zulufttemperatur
geführt werden kann.
[0055] Die Schwindungssollverläufe ergeben sich aus der Wahl der Referenzstrecke, der Rohstoffmischung,
der Formlingsgröße und -geometrie und der geplanten Trockenzeit. Diese leicht zu klassifizierenden
Kurven weisen eine hohe Ähnlichkeit auf, wobei der signifikanteste Unterschied die
Bauteils- oder Formlingsgeometrie (Flächen- oder Kugelmodel) ist. Wie in
Fig. 2 dargestellt, bestimmt die Knickpunktsfeuchte den Zeitpunkt, in dem die Schwindung
des Bauteils nicht mehr geeignet ist, als Führungsgröße für die Regelung des Trocknungsvorgangs
zu dienen. Optisch ist die Knickpunktsfeuchte erkennbar, wenn der Formling seine Farbe
ändert, weil der Feuchtespiegel unter die Formlingsoberfläche sinkt.
[0056] Da im Rahmen einer gleich bleibenden Produktionsqualität die Größen der Rohstoffszusammensetzung
und der Wassergehalt der Bauteile konstant gehalten werden, ist die Knickpunktsfeuchte
stets reproduzierbar. Deshalb ist eine Vordefinition des Wertes der Knickpunktsfeuchte,
an der von der Schwindungsregelung auf die Temperaturregelung umgeschaltet wird, möglich
und vorteilhaft. Jedoch leistet die in
Fig. 5 dargestellte Kaskadenregelung eine automatische Umschaltung, denn nachdem die Bauteile
ihr Schwindungsmaß entsprechend der Knickpunktsfeuchte erreicht haben, wird vom Schwindungsregler
12 auf einen Parametersatz zur Vorgabe des Stellgrößenverlaufs
u2 umgeschaltet, so dass lediglich die vorgegebene Änderung der Differenztemperatur
der Trocknungseinrichtung 02 als Regelgröße das Verhalten des Temperaturreglers 14
bestimmt. Eine Vordefinition des Knickpunktwertes beispielsweise bei ca. 5 % des Schwindungsendmaßes
kann sicherstellen, dass zuverlässig zwischen Schwindungsregelung und Temperaturregelung
umgeschaltet wird.
[0057] Die Ausgangsgröße
u1 des Schwindungsreglers 12 weist einen Stellwert von 0 bis 100 % auf, der jedoch auch
in einer Größe von 0 bis 100 Kelvin ausgegeben werden kann und damit als Differenztemperatur
von Lufttemperatur zur Kühlgrenztemperatur (Feuchtkugeltemperatur) definiert werden
kann. Eine geringere Schwindung als durch den Sollwert vorgegeben erhöht den Stellwert
(Differenztemperatur von Lufttemperatur zur Kühlgrenztemperatur), und eine zu hohe
Schwindung verringert den Stellwert. Je größer nun die Differenztemperatur von Lufttemperatur
zur Kühlgrenztemperatur ist, desto stärker ist die Trocknungswirkung der Luft. Für
ein nicht schwingendes Verhalten der Regelung muss nur der Regler entsprechend parametrisiert
werden.
[0058] Bei konstanter Strömungsgeschwindigkeit des Trocknungsmediums über dem Bauteil und
vorliegender zu geringer Schwindungsgeschwindigkeit ist die Sättigung des Trocknungsmediums
zu hoch. Folglich ist die Sättigung der Luft abzusenken, wobei diese von den beiden
Größen Temperatur und relativer Feuchte abhängt. Eine Veränderung sowohl jeder einzelnen
Größe, als auch beider Größen (Anhebung der Temperatur und/oder Absenkung der relativen
Feuchte) hat eine Veränderung (Absenkung) der Sättigung und damit eine erhöhte Feuchtigkeitsaufnahmefähigkeit
zur Folge, welche wiederum den Formling schneller trocknen und damit auch schneller
schwinden lässt. Als Maß für die Aufnahmefähigkeit des Trockenmediums können daher
beispielsweise die Differenz zwischen dem gemessenen Luftpartialdruck und dem Sättigungspartialdruck
in Pascal, das Wasserdampfaufnahmevermögen in Kilogramm Dampf pro Kilogramm trockener
Luft oder das Wasseraufnahmevermögen in Kilogramm Wasser pro Kilogramm trockener Luft
oder eben die Differenztemperatur von Lufttemperatur zur Kühlgrenztemperatur herangezogen
werden, wobei sich die vorgenannten Größen beispielsweise für das Baumaterial Keramik
in üblichen Temperaturbereichen hinreichend linear verhält und sich somit vorzüglich
als Regelgröße anbietet. Alle vier vorgenannt aufgeführten Größen können aus der gemessenen
Temperatur und der relativen Feuchte berechnet werden, wobei diese Umrechung die Recheneinheit
15 vornimmt.
[0059] Wenn die tatsächliche Schwindung
y1 kleiner oder gleich der geometrie- und materialabhängigen Knickpunkts-Sollschwindung
w
Knickpunkt ist (siehe Fig 2 und 3), erfolgt keine weitere Schwindung des Bauteils mehr, so dass
eine Regelung des Trocknungsvorgangs nicht mehr auf Basis der Bauteilschwindung erfolgen
kann. An diesem Zeitpunkt wird eine Vorgabe des Sollwertes
w2 des nachfolgenden Reglers
K2 14 auf Basis vorprotokollierter Werte
un-uk, die als Parametersollwerte für die Trockenzeit nach Erreichen der Knickpunktsfeuchte
des Formlings abgelegt sind, getroffen, die dem Protokoll der Parametersollwerte 16
entnommen werden können.
[0060] Fig. 6 zeigt schematisch ein Ausführungsbeispiel einer Trocknungsvorrichtung 01, mit deren
Hilfe ein erfinderisches Trocknungsverfahren ausgeführt werden kann. Die Trocknungsvorrichtung
01 umfasst eine Trocknungseinrichtung 02, in dem Bauteile, in diesem Fall Dachziegel,
mittels trockener, warmer Luft (Bsp. Ofenabwärme) getrocknet werden. Hierzu kann die
trockene, warme Luft, insbesondere die Ofenabwärme von außerhalb der Trocknungsvorrichtung
01 kommen, d.h. der Ofen muss nicht Bestandteil der Trocknungsvorrichtung sein. Hierzu
kann die Zuluftmenge sowie eine Luftumwälzung mittels einer Stelleinrichtung 03 betätigt
werden. Innerhalb der Trocknungseinrichtung 02 sind Messaufnehmer 05 angeordnet. Diese
Messaufnehmer 05 umfassen einen ersten Schwindungsmessaufnehmer 07 und einen zweiten
Schwindungsmessaufnehmer 08, wobei der erste Schwindungsmessaufnehmer 07 an dem Formling,
der erfahrungsgemäß am schnellsten trocknet, angeordnet ist. Der zweite Schwindungsmessaufnehmer
08 ist an denjenigen Formling angeordnet, der aus Experimenten oder erfahrungsgemäß
bekannt am langsamsten trocknet. Des Weiteren umfassen die Messaufnehmer 05 einen
Temperatursensor 10 sowie einen Sensor der relativen Feuchte 11. Die Messgrößen der
Schwindungsmessaufnehmer 07, 08 werden als Regelgrößen
y1 sowie die Temperatur des Temperatursensors 10 und die relative Feuchte der Luft innerhalb
der Trocknungseinrichtung 02 mittels des relativen Feuchtesensors 11 als Regelgröße
y2 in eine Regeleinrichtung 04 eingegeben.
[0061] Die Regeleinrichtung 04 umfasst eine Schwindungssollverlaufseinheit 06, die einen
Schwindungssollverlauf, der bauteilspezifisch ist und von Material, Form und weiteren
Parametern des oder der Bauteile abhängt, ausgibt. Des Weiteren umfasst die Regeleinrichtung
04 zwei Folgeregler
K1 12 und
K2 14, die in einer Regelkaskade geschaltet sind. Außerdem ist eine Recheneinheit 15
vorgesehen, die aus den Regelgrößen
y2 mittels arithmetischen Berechnungen eine abgeleitete Regelgröße
y2' generiert. Schließlich umfasst die Regeleinrichtung 04 eine Protokolleinheit 16,
die neben den beiden Regelgrößen
y1 und
y2 die Ausgangsstellgröße
u2 der Regeleinrichtung 04 protokollieren kann. Diese Protokolleinheit 16 ist wiederum
an eine Steuereinrichtung 17 angeschlossen und ermöglicht nach mehrmaligem wiederholten
Durchführen eines Trocknungsvorgangs und Auffinden optimierter Trocknungsparameter
eine reine Steuerung der Trocknungseinrichtung 02 mittels der Steuereinrichtung 17
und der Stelleinrichtung 03.
[0062] Während des gesamten Trocknungsverfahrens erfolgt die Regelung zum einen mit den
durch die Schwindungsaufnehmer 07, 08 aufgenommenen Schwindungsgradienten sowie mit
den gemessenen Größen Temperaturen und relative Feuchte aus denen die Größe der Differenztemperatur
zwischen Kühlgrenztemperatur und trockener Temperatur mittels einer Recheneinheit
15 bestimmt werden kann. Bis zum Erreichen der Knickpunktsfeuchte des Formlings oder
genauer bis zum Umschaltpunkt zwischen der Schwindungsregelung wird eine Schwindungsregelung
anhand der Messwerte
y1 der ersten und zweiten Messwertaufnehmer 07, 08 und dem Schwindungssollverlauf 06,
die als Schwindungsregeldifferenz 09 Eingang in den Regler
K1 12 finden, durchgeführt. Ist die Knickpunktsfeuchte des am langsamsten trocknenden
Bauteils (Schwindungsmessaufnehmer 08) erreicht, wird vom Schwindungsregler 12 auf
einen Parametersatz zur Vorgabe des Stellgrößenverlaufs
u2 umgeschaltet.
[0063] Die im Laufe eines ersten Trocknungsvorgangs durch die Protokolleinheit 16 protokollierten
Werte können in einem zweiten Trocknungsvorgang optimiert werden, wobei in einem dritten
nachgeschalteten Trocknungsvorgang die Qualität der getrockneten Bauteile nochmals
verifiziert werden kann. Spätestens nach Abschluss von drei Trocknungsvorgängen sollten
in der Protokolleinheit 16 optimierte Werte gespeichert sein, so dass mittels der
Steuereinrichtung 17 und der Steuereinrichtung 03 nachfolgende Trocknungsvorgänge
lediglich gesteuert mit optimalen Steuerungsparametern mit einer gleich bleibenden
Qualität durchgeführt werden können.
1. Verfahren zur Trocknung mindestens eines feuchte- und trocknungsschwindungsbehafteten
Halb- oder Fertigbauteils, wobei zumindest ein erster geregelter Trocknungsvorgang
durchgeführt wird, bei dem eine Regelung von Trocknungsparametern wie Temperatur,
Luftstrommenge etc. unter Berücksichtigung zumindest einer Regeldifferenz (09) zwischen
tatsächlicher Schwindung des Bauteils und einem vorgegebenen bauteilspezifischen Schwindungssollverlauf
erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass Prozessparameter des geregelten Trocknungsvorgangs protokolliert werden, um Führungs-
und/oder Stellgrößen für nachfolgende geregelte oder gesteuerte Trocknungsvorgänge
generieren zu können.
3. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche
dadurch gekennzeichnet,
dass der Regelkreis (19) eine weitere Regelung basierend auf den Messsignalen von relativer
Feuchte und/oder Temperatur umfasst.
4. Verfahren nach Anspruch 3
dadurch gekennzeichnet,
dass während eines Trocknungsvorgangs innerhalb einer ersten Trocknungsphase zumindest
teilweise eine Schwindungsregelung und innerhalb einer anschließenden zweiten Trocknungsphase
zumindest teilweise eine Temperaturregelung und/oder eine Feuchteregelung vorgenommen
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4
dadurch gekennzeichnet,
dass in der ersten Trocknungsphase die Schwindungsregelung vorgenommen wird, und in der
zweiten Trocknungsphase die Temperaturregelung und/oder die Feuchteregelung vorgenommen
wird.
6. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche
dadurch gekennzeichnet,
dass der Regelkreis (19) zumindest zwei Folgeregler (12, 14) umfasst, wobei der Stellwert
u1 eines ersten Folgereglers K1 als Führungsgröße w2 eines zweiten nachgeschalteten Folgereglers K2 dient.
7. Verfahren nach Anspruch 6
dadurch gekennzeichnet,
dass der erste Folgeregler K1 eine Schwindungsregelung vornimmt, wobei die Regeldifferenz e1 der Schwindungsregelung eine Schwindungsregeldifferenz (09) zwischen tatsächlicher
Bauteilschwindung y1 und einem Schwindungssollverlauf w1 ist, und dessen Stellwert u1 als Führungsgröße w2 für eine Temperatur- und/oder Feuchteregelung des zweiten Folgereglers K2 dient , wobei die zweite Regeldifferenz e2 eine Temperatur- und/oder Feuchteregeldifferenz (13) ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7
dadurch gekennzeichnet,
dass die Führungsgröße w2 und/oder Regelgröße y2'der Temperaturregelung des Folgereglers K2 eine aus Temperatur y21 und relativer Feuchte y22 der Trocknungseinrichtung (02) ableitbare physikalische Differenzgröße, insbesondere
Temperaturdifferenz zwischen Feuchtkugeltemperatur und trockener Temperatur, Druckdifferenz
zwischen Wasserdampfsättigungspartialdruck und momentanem Wasserdampfpartialdruck
oder Massendifferenz zwischen maximalem Wasserdampfaufnahmevermögen im Sättigungszustand
zu momentanem Wasserdampfgehalt ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 oder 8
dadurch gekennzeichnet,
dass die Trocknungswirkungs-Regeldifferenz (13) eine Differenz e2 zwischen einer aus der Schwindungsregelung resultierenden Stellwert u1 ermittelbaren Führungsgröße w2 und einer aus relativer Feuchte y22 und Temperatur y21 der Trocknungskammer (02) bestimmbaren Regelgröße y2' ist.
10. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Ermittelung der tatsächlichen Schwindung mindestes ein Schwindungsmessaufnehmer
(07) an mindestens einem Bauteil angeordnet ist, das die tatsächliche Schwindung des
Bauteils aufnimmt.
11. Verfahren nach Anspruch 10
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens zwei Schwindungsmessaufnehmer (07, 08) an zwei Bauteilen angeordnet sind,
wobei das erste Bauteil das am schnellsten trocknende Bauteil und das zweite Bauteil
das am langsamsten trocknende Bauteil ist.
12. Verfahren nach Anspruch 11
dadurch gekennzeichnet,
dass in der ersten Trocknungsphase der Schwindungsregelung zunächst die Schwindung des
ersten Bauteils und bei Ende der Schwindungsphase die Schwindung des zweiten Bauteils
zur Bestimmung der Schwindungsregeldifferenz e1 (09) verwendet wird.
13. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche
dadurch gekennzeichnet,
dass im Rahmen des Verfahren mindestens drei Trocknungsvorgänge durchgeführt werden, wobei
ein erster Trocknungsvorgang mit einer vorgegebenen Trockenzeit durchgeführt wird,
der zweite Trocknungsvorgang unter Optimierung der Sollwertkurven durchgeführt wird
und ein dritter Trocknungsvorgang zur Verifikation des Trocknungsergebnisses durchgeführt
wird.
14. Verfahren nach Anspruch 2
dadurch gekennzeichnet,
dass weitere Trocknungsvorgänge zumindest ohne eine Schwindungsregelung, insbesondere
als gesteuerte Trocknungsvorgänge auf Basis der protokollierten Trocknungsparameter
durchgeführt werden.
15. Trocknungsvorrichtung (01) zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der vorangegangenen
Verfahrensansprüchen umfassend eine Trocknungseinrichtung (02) zur Trocknung von mindestens
einem Bauteil, mindestens eine Stelleinrichtung (03) zur Einstellung von Trocknungsparametern
wie Temperatur, Luftstrommenge, Luftumwälzung oder ähnlichem in der Trocknungseinrichtung
(02), eine Regeleinrichtung (04) zur Regelung des Trocknungsvorgangs durch Betätigung
der Stelleinrichtung (03) mittels eines Stellwerts u2 und mindestens einen Messaufnehmer (05) zur Aufnahme einer Regelgröße y1
dadurch gekennzeichnet,
dass die Regeleinrichtung (04) zumindest eine Schwindungssollkurveneinheit (06) zur Ausgabe
einer bauteilspezifischen Schwindungssollkurve mindestens eines Bauteils umfasst,
und mindestens ein Messaufnehmer (05) als Schwindungsmessaufnehmer (07, 08) ausgebildet
ist, der die Schwindung des Bauteils im Laufe eines Trocknungsvorgangs als Regelgröße
y1 aufnehmen kann, wobei die Regeleinrichtung (04) ausgebildet ist, um eine Schwindungsregeldifferenz
e1 (09) zwischen tatsächlichem Bauteilschwund y1 und dem Schwindungssollverlauf w1 auszuregeln.
16. Vorrichtung (01) nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung (01) zumindest zwei Schwindungsmessaufnehmer (07, 08) umfasst, wobei
ein erster Schwindungsmessaufnehmer (07) an einem ersten am schnellsten trocknende
Bauteil und ein zweiter Schwindungsmessaufnehmer (08) an einem zweiten am langsamsten
trocknende Bauteil angeordnet ist.
17. Vorrichtung (01) nach einem der vorangegangenen Vorrichtungsansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung mindestens einen Temperatursensor (10) und einen Sensor (11) der
relativen Feuchte der Luft innerhalb der Trocknungseinrichtung (02) umfasst.
18. Vorrichtung (01) nach einem der vorangegangenen Vorrichtungsansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Regeleinrichtung (04) mindestens einen ersten Regler K1 (12) umfasst, der als PID-Regler ausgelegt ist.
19. Vorrichtung (01) nach einem der vorangegangenen Vorrichtungsansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Regeleinrichtung (04) mindestens zwei Regler K1, K2 (12, 14) umfasst, die als Folgeregler verkettet sind, wobei der erste Folgeregler
K1 (12) ausgelegt ist, eine Schwindungsregeldifferenz (09) auszuregeln, und der zweite
Folgeregler K2 (14) ausgelegt ist, eine Temperatur- und/oder Feuchteregeldifferenz (13) auszuregeln,
wobei die Stellgröße u1 des ersten Folgereglers K1 (12) als Führungsgröße w2 des zweiten Folgeregler K2 (14) dient.
20. Vorrichtung (01) nach Anspruch 17
dadurch gekennzeichnet,
dass die Regeleinrichtung (04) eine Recheneinheit (15) umfasst, die ausgelegt ist, aus
den Messwerten y21, y22 des Temperatursensors (10) und des Sensors (11) der relativen Feuchte eine physikalische
Trocknungswirkungs-Differenzgröße (13), insbesondere Differenztemperatur zwischen
Feuchtkugeltemperatur und trockener Temperatur, Druckdifferenz zwischen Wasserdampfsättigungspartialdruck
und momentanem Wasserdampfpartialdruck oder Massendifferenz zwischen maximalem Wasserdampfaufnahmevermögen
im Sättigungszustand zu momentanem Wasserdampfgehalt des Bauteils zu bestimmen.
21. Vorrichtung (01) nach einem der vorangegangenen Vorrichtungsansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Regeleinrichtung (04) eine Protokolleinheit (16) umfasst, die ausgelegt ist,
zumindest die Ausgangsstellgröße u2 der Regeleinrichtung (04) während mindestens eines Trocknungsvorgangs zu protokollieren.
22. Vorrichtung (01) nach Anspruch 21,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Vorrichtung (01) des weiteren eine Steuereinrichtung (17) umfasst, die ausgelegt
ist, auf Basis der von der Protokolleinheit (16) der Regeleinrichtung (04) aufgenommen
Stellgrößen u1 und/oder u2 die Stelleinrichtung (03) der Trocknungseinrichtung (02) zur Durchführung weiterer
Trocknungsvorgänge zu steuern.