[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Holzwerkstoffplatten, die in der gesamten Holzwerkstoffplatte
verteilt Effektteilchen aufweisen, ein Verfahren zu ihrer Herstellung sowie ihre Verwendung
zur Herstellung von Einrichtungsgegenständen und zum Innenausbau, insbesondere als
Fußbodenbelag.
[0002] Holzwerkstoffe werden häufig im Möbelbau und im Innenausbau eingesetzt. Dabei finden
HDF-, MDF-, OSB- und Spanplatten besonderes Interesse, da sie durch ihren vergleichsweise
günstigen Preis und ihre zum Teil ähnlichen Eigenschaften eine interessante Alternative
bzw. einen teilweisen Ersatz für Vollholz bieten. Dabei werden Holzwerkstoffe gerne
im Bereich Fußböden eingesetzt. Industrie und Design suchen ständig neue Antworten
auf die zunehmend komplexen Anforderungen, die an Produkte im Fußbodensegment gestellt
werden. Die Erfinder haben sich intensiv mit Materialien und Effekten in Kombination
mit farbigen Gestaltungselementen auseinandergesetzt, um dem dekorativen Holzfußboden
eine neue Dimension zu geben. Zudem werden Holzwerkstoffe aus Restholz bzw. Holzabfällen
hergestellt und tragen zu einer nachhaltigen Holzverwertung bei.
[0003] In letzter Zeit werden auch ganze Möbel aus Holzwerkstoff gefertigt, beispielsweise
Regale und Messebauten, bei denen zum Teil die Holzwerkstoffplatten unbehandelt oder
nur mit einem farblosen Lack oder Overlay versehen eingesetzt werden. Insgesamt steigen
die ästhetischen Anforderungen an Holzwerkstoffe. Um diesen Anforderungen gerecht
zu werden, wurden bereits einige Anstrengungen unternommen. So wird in der
EP 1 556 196 die dekorative Einfärbung von Holzwerkstoffen mittels Pigment- und Farbstoff enthaltenden
Zubereitungen beschrieben. Dabei werden in kräftigen Tönen einheitlich gefärbte Holzwerkstoffplatten
erhalten, bei denen die Struktur des Holzwerkstoffes noch zu erkennen ist. Aus der
EP 1 899 427 ist die Herstellung von hellen MDF- und HDF-Platten bekannt, bei denen die eingesetzten
Fasern gebleicht werden. Die hergestellten Platten zeigen helle, einheitlich creme
bis beige gefärbte Oberflächen, die die Struktur des Holzwerkstoffs ebenfalls durchscheinen
lassen.
[0004] Es besteht jedoch darüber hinaus ein Bedürfnis nach Holzwerkstoffen mit ästhetisch
ansprechenden Eigenschaften wie beispielsweise lebendigeren, stärker gemusterten Oberflächen,
ohne dass die vorteilhaften Eigenschaften der bisher bekannten Holzwerkstoffe negativ
beeinflusst werden.
[0005] In einigen Bereichen weisen Holzwerkstoffe in ihren Materialeigenschaften Vorteile
gegenüber Holz auf, beispielsweise können Holzwerkstoffplatten zur Schall- und Wärmedämmung
eingesetzt werden und sie sind üblicherweise leichter und formbeständiger als Vollholz,
dies erleichtert ihre Handhabung und führt zu Gewichtsersparnissen bei den daraus
gefertigten Produkten.
[0006] Es besteht jedoch Bedarf daran, die Materialeigenschaften von Holzwerkstoffen weiter
zu verbessern, also Holzwerkstoffe bereitzustellen, die im Vergleich zu den bisher
bekannten Holzwerkstoffen vorteilhaftere physikalische Eigenschaften aufweisen wie
beispielsweise niedrigere Dichten, verbesserte Zugfestigkeit und Elastizitätsmodule,
bessere Wärmedämmung und Formbeständigkeit, höhere Schallabsorption oder höhere Widerstandskraft
gegen Wasser.
[0007] Diese Aufgaben werden erfindungsgemäß gelöst durch eine
[0008] Holzwerkstoffplatte mit Effektteilchen enthaltend
mindestens 50 Gew.-% cellulosehaltige Fasern und/oder Späne, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Holzwerkstoffplatte, und
in mindestens einer Außenschicht, bezogen auf das Gesamtgewicht der Außenschicht,
0,1 bis 50 Gew.-% Effektteilchen neben den cellulosehaltige Fasern und/oder Spänen,
wobei in Faserplatten mindestens 5 Gew.-% der Effektteilchen in mindestens zwei Dimensionen
größer als 1 mm sind und in Spanplatten und OSB-Platten die Effektteilchen nicht aus
Holz oder Holzteilen ausgewählt sind.
[0009] Insbesondere wird die vorliegende Aufgabe gelöst durch eine
[0010] Holzwerkstoffplatte mit Effektteilchen enthaltend
mindestens 50 Gew.-% cellulosehaltige Fasern und/oder Späne,
0,1 bis 50 Gew.-% in der gesamten Holzwerkstoffplatte verteilte Effektteilchen, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Holzwerkstoffplatte, wobei in Faserplatten mindestens 5
Gew.-% der Effektteilchen in mindestens zwei Dimensionen größer als 1 mm sind und
in Spanplatten und OSB-Platten die Effektteilchen nicht aus Holz oder Holzteilen ausgewählt
sind.
[0011] Die erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten weisen eine attraktive Oberfläche auf,
die durch Effektteilchen ästhetisch ansprechend gestaltet ist. Je nach Wahl der in
der Holzwerkstoffplatte enthaltenen Fasern und/oder Spänen, die gebleicht oder ungebleicht,
gefärbt oder ungefärbt eingesetzt werden können, und der verwendeten Effektteilchen
können beispielsweise Hell-Dunkel-Kontraste, farbliche Effekte oder Glitzereffekte
erreicht werden, die die ästhetischen Gestaltungsmöglichkeiten mit den erfindungsgemäßen
Holzwerkstoffplatten stark erweitern. Weiterhin können die Effektteilchen die physikalischen
Eigenschaften der Holzwerkstoffplatten z.B. im Hinblick auf Dichte, Verhalten gegen
Wasser, Formbeständigkeit, Zugfestigkeit, Elastizitätsmodul, Wärmedämmung oder Schallabsorption
und Tritt-/Schalldämmung verbessern. Weiterhin hat sich gezeigt, dass die Zugabe von
Rindenstückchen eine deutliche Erniedrigung der Formaldehydabgabe der Holzwerkstoffplatten
bewirkt.
[0012] Als Holzwerkstoffplatten werden im Rahmen der vorliegenden Erfindung Platten bezeichnet,
die durch Verpressen von Holzfasern bzw. -spänen in Gegenwart von Bindemitteln bei
erhöhter Temperatur hergestellt werden. Insbesondere fallen unter den Begriff Holzwerkstoffplatten
gemäß der vorliegenden Erfindung aus Holzfasern gefertigten Faserplatten, wobei HDF-
und MDF-Platten besonders bevorzugt sind, sowie die aus Spänen gefertigten Spanplatten
und OSB-Platten.
[0013] Für die erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten werden cellulosehaltige Fasern und
Späne aus cellulosehaltigen Materialien eingesetzt, die im Folgenden auch Basismaterial
genannt werden. Als Basismaterial für die erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten können
im Prinzip alle aus Pflanzen zu gewinnenden spanförmigen und faserförmigen Materialien
dienen. Üblicherweise wird Holz als Rohstoff eingesetzt, jedoch können auch aus Palmen
und Bambus sowie aus einjährigen Pflanzen wie Bagasse oder Stroh geeignete cellulosehaltige
Fasern gewonnen werden. Eine weitere Quelle stellen landwirtschaftliche Abfallprodukte
dar. Bevorzugte Basismaterialien sind helle Holzarten, Fichte, Kiefer, Tanne, Birke
oder Kautschuk, jedoch können auch dunklere Holzarten wie Buche, Eukalyptus, Kirsche,
Wildkirsche, Ahorn, Eiche, Esche, Nuss verwendet werden.
[0014] Für OSB (Oriented Strand Board)-Platten werden üblicherweise Späne mit einer Länge
von 40 bis 200 mm verwendet. Für übliche Spanplatten werden in der Regel Späne mit
einer Länge von 0,2 bis 15 mm eingesetzt.
[0015] Die Länge der Fasern für die Herstellung von HDF (High Density Fibre)-Platten und
MDF (Medium Density Fibre)-Platten beträgt üblicherweise 1 mm bis 6 mm.
[0016] Als Länge eines Teilchens, Spans oder einer Faser wird im Rahmen der vorliegenden
Erfindung die größte Ausdehnung des Teilchens, Spans oder Faser verstanden. Als mittlere
Länge wird der zahlenmäßig gewichtete Mittelwert verstanden. Er kann beispielsweise
durch optische Faseranalyse bestimmt werden.
[0017] Die erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten enthalten mindestens 50 Gew.-%, bevorzugt
mindestens 70 Gew.-%, besonders bevorzugt von 80 bis 98 Gew.-% und insbesondere 85
bis 95 Gew.-% trockene cellulosehaltige Fasern und/oder Späne, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Holzwerkstoffplatte.
[0018] Die erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten können mit oder ohne Bindemittel hergestellt
werden. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform werden sie mit Bindemittel hergestellt.
In dieser Ausführungsform enthalten sie mindestens 0,1 Gew.-%, bevorzugt 0,5 bis 25
Gew.-%, besonders bevorzugt 2 bis 15 Gew.-% Bindemittel bezogen auf das Gesamtgewicht
der Holzwerkstoffplatte. Als Bindemittel können alle dem Fachmann zur Herstellung
von Holzwerkstoffen als geeignet bekannte Bindemittel verwendet werden. Dazu gehören
beispielsweise Harnstoff-Formaldehyd-Harze, Melamin- Formaldehyd-Harze, Phenol-Formaldehyd-Harze,
Isocyanate (MDI), Stärke bzw. Stärkederivate, Tannin, Mischungen davon sowie mineralische
Bindemittel wie zum Beispiel Gips oder Zement.
[0019] Die Holzwerkstoffplatte mit Effektteilchen enthält gemäß dieser Ausführungsform
mindestens 50 Gew.-% cellulosehaltige Fasern und/oder Späne, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Holzwerkstoffplatte,
mindestens 0,1 Gew.-% Bindemittel, bezogen auf das Gesamtgewicht der Holzwerkstoffplatte,
und
in mindestens einer Außenschicht, bezogen auf das Gesamtgewicht der Außenschicht,
0,1 bis 50 Gew.-% Effektteilchen neben den cellulosehaltige Fasern und/oder Spänen,
wobei in Faserplatten mindestens 5 Gew.-% der Effektteilchen in mindestens zwei Dimensionen
größer als 1 mm sind und in Spanplatten und OSB-Platten die Effektteilchen nicht aus
Holz oder Holzteilen ausgewählt sind.
[0020] Bevorzugt enthält die erfindungsgemäße Holzwerkstoffplatte
mindestens 50 Gew.-% cellulosehaltige Fasern und/oder Späne,
0,1 bis 49,9 Gew.-% in der gesamten Holzplatte verteilte Effektteilchen und mindestens
0,1 Gew.-% Bindemittel,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Holzwerkstoffplatte, wobei in Faserplatten mindestens
5 Gew.-% der Effektteilchen in mindestens zwei Dimensionen größer als 1 mm sind und
in Spanplatten und OSB-Platten die Effektteilchen nicht aus Holz oder Holzteilen ausgewählt
sind.
[0021] Insbesondere bevorzugt enthält die erfindungsgemäße Holzwerkstoffplatte
mindestens 50 Gew.-% cellulosehaltige Fasern und/oder Späne,
0,1 bis 30 Gew.-% in der gesamten Holzplatte verteilte Effektteilchen und mindestens
0,1 Gew,.-% Bindemittel,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Holzwerkstoffplatte, wobei in Faserplatten mindestens
5 Gew.-% der Effektteilchen in mindestens zwei Dimensionen größer als 1 mm sind und
in Spanplatten und OSB-Platten die Effektteilchen nicht aus Holz oder Holzteilen ausgewählt
sind.
[0022] Die Holzwerkstoffplatten können weitere Hilfs- und Zuschlagsstoffe wie Härter, Hydrophobierungsmittel,
Formaldehydfänger, Holzschutzmittel und Feuerschutzmittel enthalten.
[0023] Üblicherweise enthalten die Holzwerkstoffplatten neben den vorstehend aufgeführten
Bestandteilen noch Feuchtigkeit. Die in den erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten
enthaltenen Bestandteile ergänzen sich mit Wasser zu 100 Gew.-%.
[0024] Besonders bevorzugt sind erfindungsgemäß Holzwerkstoffplatten mit Effektteilchen,
bei denen es sich um HDF-, MDF-, OSB- oder Spanplatten handelt, ganz besonders bevorzugt
sind HDF- und MDF-Platten.
[0025] Die erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten enthalten in mindestens einer Außenschicht
neben den als Basis eingesetzten Fasern und/oder Spänen 0,1 bis 50 Gew.-%, bevorzugt
1 bis 30 Gew.-%, besonders bevorzugt 5 bis 25 Gew.-% Effektteilchen, bezogen auf das
Gesamtgewicht der die Effektteilchen enthaltenden Außenschicht. Als Außenschichten
werden die beiden, die Ober- und die Unterseite der Platte bildenden Schichten bezeichnet.
Die sich in der oder den Außenschichten befindenden Effektteilchen sind zum Teil von
außen sichtbar und bestimmen das optische Erscheinungsbild der erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten
mit.
[0026] In einer bevorzugten Ausführungsform ist bzw. sind die Außenschichten vor einem optionalen
Schleifprozess mindestens 0,01 mm, bevorzugt mindestens 1 mm und besonders bevorzugt
mindestens 3 mm dick. Dabei wird die Dicke von der Ober- bzw. Unterseite senkrecht
in Richtung der Plattenmitte gemessen. Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
entspricht die Dicke der Außenschicht der Dicke der Holzwerkstoffplatte, so dass die
Effektteilchen in der gesamten Holzwerkstoffplatte verteilt vorliegen.
[0027] Wird nur eine vergleichsweise dünne Außenschicht mit Effektteilchen versehen, hat
dies den Vorteil, dass bei höherpreisigen Effektteilchen nur vergleichsweise wenig
des teureren Effektmaterials eingesetzt werden muss. Enthält die erfindungsgemäße
Holzwerkstoffplatte jedoch in ihrer gesamten Dicke die Effektteilchen, so erweist
sich dies vorteilhaft bei der Verarbeitung, da auch die Kanten Effektteilchen aufweisen
und im Vergleich mit der Ober- und Unterseite nicht auffallen. Auch gegenüber Verletzungen
der Oberflächen verhalten sich die erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten gemäß dieser
Ausführungsform ähnlich wie Vollholz, da die Holzwerkstoffplatte eine durchgängige
einheitliche Struktur aufweist. Kleinere Verletzungen der Oberfläche lassen sich aus
diesem Grund auch einfach durch erneute Oberflächenbehandlung wie Abschleifen und
Versiegeln beseitigen.
[0028] Erfindungsgemäß enthalten Holzwerkstoffplatten Effektteilchen. Dabei handelt es sich
um feste, partikuläre Teilchen, die aus anorganischen und organischen Materialien
ausgewählt werden. Sie sollen die Oberflächen der erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten
im Vergleich zu den herkömmlichen Holzwerkstoffplatten optisch in ästhetisch ansprechender
Weise verändern. Die Effektteilchen unterscheiden sich daher erfindungsgemäß von den
als Basismaterial eingesetzten Fasern und Spänen, indem in Faserplatten mindestens
5 Gew.-% der Effektteilchen, bezogen auf das Gesamtgewicht der Effektteilchen im trockenen
Zustand, in mindestens 2 Dimensionen größer als 1 mm sind (a) und in Spanplatten und
OSB-Platten die Effektteilchen nicht aus Holz und Holzteilen ausgewählt sind (b).
[0029] Gemäß Kriterium (a) sind mindestens 5 Gew.-% der Effektteilchen, bezogen auf das
Gesamtgewicht der Effektteilchen im trockenen Zustand, in mindestens 2 Dimensionen
größer als 1 mm, bevorzugt mindestens 10 Gew.-% größer als 1 mm, besonders bevorzugt
mindestens 20 Gew.-% größer als 1 mm und insbesondere bevorzugt mindestens 50 Gew.-%
größer als 1 mm.
[0030] Gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung sind gemäß Kriterium (a) sind
mindestens 5 Gew.-% der Effektteilchen, bezogen auf das Gesamtgewicht der Effektteilchen
im trockenen Zustand, in mindestens 2 Dimensionen größer als 2 mm, bevorzugt mindestens
10 Gew.-% größer als 2 mm, besonders bevorzugt mindestens 20 Gew.-% größer als 2 mm
und insbesondere bevorzugt mindestens 50 Gew.-% größer als 2 mm.
[0031] Die Teilchendimensionen werden durch Sieben bestimmt.
[0032] Weiterhin sollen die Effektteilchen die physikalischen Eigenschaften der Holzwerkstoffplatten
verbessern. Indem die Effektteilchen in den erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten
in der gesamten Platte verteilt vorliegen, ist eine höhere Beladung der Holzwerkstoffplatten
mit den Effektteilchen möglich, so dass beispielsweise ein Teil der in den Holzwerkstoffplatten
verwendeten Fasern/Späne durch Materialien mit einer geringeren spezifischen Dichte
ersetzt werden können. So weist eine erfindungsgemäße MDF-Platte, die mit 11,6 Gew.-%
Rindenstückchen hergestellt wurde, eine geringere Dichte auf als die analog hergestellte
MDF-Platte, die keine Rindenstückchen enthielt.
[0033] Durch Effektteilchen, die eine höhere Zugfestigkeit als die Holzwerkstoffplatte aufweisen,
wie Papier, Kunststofffasern, Mineralfasern und/oder Glasfasern können die mechanischen
Eigenschaften der Holzwerkstoffplattenverbessert werden.
[0034] Ebenso kann durch die Zugabe der Effektteilchen, die in der gesamten Holzwerkstoffplatte
verteilt vorliegen, die Tritt-/Schall- und Wärmedämmeigenschaften der Holzwerkstoffplatten
verbessert werden. Dies ist insbesondere bei Verwendung der erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten
als Fußboden- oder Wandpaneele von Vorteil.
[0035] Unter die anorganischen Materialien, aus denen erfindungsgemäß die Effektteilchen
ausgewählt werden können, fallen beispielsweise Muschelschalen, Glasfasern, kalzinierter
und unkalzinierter Glimmer und Pyrit.
[0036] Zu den organischen Materialen, aus denen erfindungsgemäß die Effektteilchen ausgewählt
werden können, gehören z.B. nachwachsende pflanzliche Rohstoffe, Tierprodukte, Kunststoffe
und Produkte daraus. Unter die pflanzlichen nachwachsenden Rohstoffe fallen insbesondere
Teile von ein- und zweijährigen Pflanzen, Holz, Holzfasern, Rinde, Kork, Laub, Blüten,
Holzspäne, Hanf-Kenafffaser, Wasserhyazinthen (Stengel) Pflanzensamen, Getreide, Textilreste
aus Pflanzenfasern, Pappe und Papier, unter die Tierprodukte insbesondere Federn,
Horn und Haare und unter die Kunststoffe insbesondere Kunststofffasern, Textilreste
aus Kunststofffasern, Superabsorber, Verpackungsmaterial, Folie und Kunststoffgranulat.
Schalen von Reis und Nüssen, Bambus, Teile von Baumwolle, Jute, Sisal, Kokos- und
Bananenfasern, Schilf, Ramie (Chinagras), Hanf, Esperato (Flechtgras).
[0037] Die Effektteilchen sind gemäß Kriterium (b) nicht aus Holz oder Holzteilen ausgewählt.
Zu den Holzteilen zählen gemäß der vorliegenden Erfindung Rindenstücke, Holzspäne,
Holzfasern, Holzplättchen, Zweige und ähnliches. Bevorzugt sind die Effektteilchen
gemäß Kriterium (b) nicht aus für die Faser- oder Spanherstellung geeigneten Teilen
von nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen ausgewählt. Besonders bevorzugt sind die
Effektteilchen gemäß Kriterium (b) nicht aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen
ausgewählt, insbesondere sind die Effektteilchen gemäß Kriterium (b) aus anorganischen
Materialien, Tierprodukten und Kunststoffen ausgewählt.
[0038] Prinzipiell können die Effektteilchen aus dem gleichen Material ausgewählt sein,
es können jedoch auch Mischungen von Effektteilchen aus zwei oder mehreren Materialien
eingesetzt werden.
[0039] Um einen guten Verbund der Effektteilchen mit den übrigen Bestandteilen der der erfindungsgemäßen
Holzwerkstoffplatten zu sichern und Probleme bei der Herstellung der Holzwerkstoffplatten
zu umgehen, werden die Effektteilchen bevorzugt mit einem Feuchtigkeitsgehalt von
0 bis 15 Gew.-%, bevorzugt von 0 bis 5 Gew.-% Feuchtigkeit, bezogen auf die getrockneten
Effektteilchen, eingesetzt.
[0040] Erfindungsgemäß können die Effektteilchen durch Abtrennung des Feinanteils mittels
geeigneter Klassierverfahren wie Sieben oder Sichten, Beleimung, Imprägnierung und
Hydrophobierung vorbehandelt werden.
[0041] Für die HDF- und MDF-Platten werden erfindungsgemäß bevorzugt Effektteilchen eingesetzt,
die aus einer Siebfraktion größer als 1 mm, bevorzugt größer als 2 mm stammen. Gemäß
einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden HDF- und MDF-Platten mit Effektteilchen
aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt, bevorzugt mit Effektteilchen aus Rinde, Kork
und Holzspänen. Ebenfalls bevorzugt werden HDF- und MDF-Platten mit Effektteilchen
ausgewählt aus Kunststoff, Papier, Baumwolle, Metallfolien und deren Produkte hergestellt.
Dabei können die Effektteilchen aus einer Sorte aber auch zwei oder mehr verschiedenen
ausgewählt werden.
[0042] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind
die zur Herstellung der die Effektteilchen enthaltenden Außenschicht als Basis eingesetzten
Fasern und/oder Späne gebleicht. Dies kann beispielsweise gemäß der
EP 1 899 427 erfolgen.
[0043] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist mindestens eine oder beide Außenschichten
gefärbt. Dies kann durch Einfärben der Fasern und/oder Späne, die zur Herstellung
der Außenschicht/en verwendet werden, durch Einfärben des Bindemittels oder durch
Einfärbung von Bindemittel und der Fasern und/oder Späne geschehen. Die Einfärbung
kann beispielsweise gemäß der
EP 1 556 196 durchgeführt werden.
[0044] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist die gesamte Platte durchgefärbt.
[0045] Durch die Kombination von gefärbten und/oder gebleichten Fasern/Spänen und verschiedenen
Effektteilchen lassen sich Holzwerkstoffplatten mit sehr unterschiedlichen Effekten
herstellen, beispielsweise Holzwerkstoffplatten mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten
durch Verwendung von gebleichten, hellen Fasern/Spänen mit dunkel bis schwarzen Effektteilchen
oder umgekehrt durch Verwendung von dunkel bis schwarz eingefärbten Fasern/Spänen
und hellen bis weißen Effektteilchen.
[0046] Überraschenderweise wurde gefunden, dass bei Verwendung von holzfreien Papieren als
Effektteilchen und dunkel bis schwarz eingefärbten Fasern/Spänen und gegebenenfalls
dunkel bis schwarz eingefärbten Bindemitteln Holzwerkstoffplatten mit hervorragenden
Hell-Dunkel-Kontrasten erhalten werden können. Als holzfrei wird Papier bezeichnet,
das aus gebleichtem oder ungebleichtem Zellstoff hergestellt wurde und in dem höchstens
5% verholzte Fasern enthalten sein dürfen. Dieser Zellstoff ist ein auf chemischem
Weg erzeugter Faserstoff aus Holz. Die holzfreien Papiere überstehen die Temperaturen
von etwa 190 °C beim Pressen der Holzwerkstoffplatten, ohne zu verbrennen und ohne
starkes Vergilben. Um den Hell-Dunkel-Kontrast zu verstärken, können die eingesetzten
Papiere eine Ausrüstung mit beispielsweise Pigmenten, weißen Pigmentpräparationen
(z.B. Dispers Weiß von BASF), Bindemitteln und Additiven (z.B. optischen Aufhellern)
erhalten, die die als Effektteilchen eingesetzten Papiere vor Vergilben unter den
beim Pressen der Holzwerkstoffplatten herrschenden Bedingungen weiter schützen. Die
Papiere können geschnitten, gerissen, gerupft oder gestanzt, einzeln und gehäuft,
als flache Blättchen oder zu Kugeln oder Bällchen geknüllt zugegeben werden.
[0047] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind
die zur Herstellung der die Effektteilchen enthaltenden Außenschicht eingesetzten
Fasern und/oder Späne gebleicht und zusätzlich ist die Außenschicht gefärbt. Ebenfalls
bevorzugt ist eine Ausführungsform, in der alle zur Herstellung der Holzwerkstoffplatte
als Basis eingesetzten Fasern und/oder Späne gebleicht und gefärbt sind.
[0048] Die Holzwerkstoffplatten mit Effektteilchen gemäß der vorliegenden Erfindung sind
herstellbar nach dem im Folgenden beschriebenen Verfahren, das ebenfalls Gegenstand
der Erfindung ist. Das Verfahren umfasst die Schritte
- A) Zerkleinern oder Zerspanen der cellulosehaltigen Rohstoffe zu Fasern und/oder Spänen,
- B) Trocknung, Sichtung und Beleimung mit Bindemittel und gegebenenfalls Bleichen und/oder
Färben der Fasern und/oder Späne,
- C) Streuung der Fasern und/oder Späne zu Faser- und/oder Spanmatten und
- D) Pressen der Faser- und/oder Spanmatten zu Holzwerkstoffplatten,
wobei die Effektteilchen nach Schritt A) zu den Fasern und/oder Spänen gegeben werden.
[0049] In Schritt A) des vorstehend aufgeführten erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung
der erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten werden die cellulosehaltigen Rohstoffe
zerkleinert oder zerspant, um Fasern und Späne zu gewinnen. Das genaue Verfahren hängt
von dem eingesetzten Rohstoff sowie dem gewünschten Holzwerkstoff ab.
[0050] Für die Herstellung von HDF- und MDF-Platten werden die cellulosehaltigen Rohstoffe
zunächst zerkleinert und gegebenenfalls gewaschen. Daran kann sich gegebenenfalls
eine Vorbehandlung anschließen. Holz wird beispielsweise zunächst klein zerhackt,
gewaschen und die wasserfeuchten Holzstücke (Hackschnitzel) zunächst vorgewärmt.
[0051] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die
zerkleinerten, cellulosehaltigen Rohstoffe in einem sogenannten Kocher vorbehandelt.
Üblicherweise wird dies bei einem Druck von 2 bis 10 bar und einer Temperatur von
100 bis 200 °C durchgeführt. Die genauen Temperaturen und Drücke hängen von den jeweils
eingesetzten Rohstoffen ab. Zum Aufschluss von Einjahrespflanzen reichen üblicherweise
niedrigere Temperaturen aus als beim Aufschluss von Mehrjahrespflanzen wie Holz.
[0052] Die gegebenenfalls vorbehandelten, zerkleinerten, cellulosehaltigen Rohstoffe in
einen sogenannten Refiner überführt und dort zu Fasern zermahlen. Ein Refiner ist
üblicherweise ein Mahlaggregat mit rotierenden und gegebenenfalls feststehenden Messern/Scheiben
zur Mahlung von Faserstoffen und besteht vorzugsweise aus zwei mit radialem Relief
versehenen Metallscheiben, die sich dicht aneinander befinden. Von diesen beiden Scheiben
kann sich eine bewegen, es können sich aber auch beide in entgegen gesetztem Sinn
drehen. Üblicherweise wird im Refiner mit Überdruck gearbeitet. Das Zermahlen der
gegebenenfalls vorbehandelten, zerkleinerten, cellulosehaltigen Rohstoffe kann auch
in anderen, für diesen Zweck geeigneten Vorrichtungen durchgeführt werden. Anschließend
werden die Fasern aus dem Refiner ausgeführt.
[0053] Für die Span- und OSB-Platten werden zunächst Späne aus Hölzern hergestellt. Dabei
kann es sich um Resthölzer aus dem Forst, aus der Sägeindustrie oder um unbelastetes
Gebrauchtholz handeln. Die Späne können dabei als Flachspäne aus Zerspanern, als Schlagspäne
aus Schlagkreuz- oder Zahnscheibenmühlen oder als Mahlspäne aus Mühlen oder Refinern
stammen. Es können auch Abfallspäne wie Fräs- oder Hobelspäne eingesetzt werden.
[0054] In Schritt B) des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die Fasern und/oder Späne getrocknet,
gesichtet und beleimt. Je nach Rohstoff und gewünschtem Holzwerkstoff kann werden
die unterschiedlichen Verfahrensschritte in unterschiedlicher Reihenfolge und unterschiedlicher
Anzahl durchgeführt. So kann zunächst getrocknet und beleimt werden, woran sich gegebenenfalls
ein weiterer Trocknungsschritt anschließt; es kann auch zunächst beleimt und anschließend
getrocknet werden. Die Sichtung der Fasern und/oder Späne dient der Sortierung der
Fasern und/oder Späne nach der Größe. Es können die getrockneten beleimten oder nicht
beleimten Fasern und/oder Späne gesichtet werden. Dies kann beispielsweise in einem
Zyklon oder einem Windsichter durchgeführt werden.
[0055] Bei der Herstellung von HDF- und MDF-Platten werden die Fasern üblicherweise aus
dem Refiner durch eine sogenannte Blowline hinausgeblasen. Unter einer Blowline wird
üblicherweise eine Blasleitung verstanden, durch die die Fasern durch den im Kocher
und Refiner herrschenden Überdruck ausgeführt werden. Gemäß einer Ausführungsform
der Erfindung können die Fasern im Refiner oder beim Ausführen der Fasern aus dem
Refiner durch Zugabe einer mindestens ein Bleichmittel enthaltenden Bleichmittelzusammensetzung
gebleicht werden. Die Fasern können reduktiv oder oxidativ gebleicht werden. Für die
reduktive Bleiche sind zum Beispiel reduzierende Schwefelverbindungen wie Dithionite,
Disulfite, Sulfite bzw. Schwefeldioxid, Sulfinsäuren und deren Salze, insbesondere
die Alkalimetallsalze und vor allem die Natriumsalze und Hydroxycarbonsäuren wie Zitronensäure
und Apfelsäure geeignet.
[0056] In der Regel werden die aus dem Refiner stammenden Fasern noch feucht in der Blowline
beleimt. Die Fasern können jedoch auch zunächst getrocknet und anschließend in Mischern
beleimt werden. Ein weiteres mögliches Verfahren zur Beleimung besteht in der sogenannten
Trockenbeleimung. Dabei werden die getrockneten Fasern mit Leim besprüht. Werden die
Holzfasern in der Blowline beleimt, durchlaufen sie anschließend einen Trockner, in
dem sie auf Feuchten von 7 bis 15 Gew.-% getrocknet werden. An die Beleimung und die
Trocknung schließt sich in der Regel mindestens ein Sortiervorgang nach Größe der
Fasern an.
[0057] Üblicherweise werden Späne für Span- und OSB-Platten zunächst getrocknet, gegebenenfalls
nach Größe sortiert und in Mischern oder mittels Trockenbeleimung mit dem Bindemittel
beleimt.
[0058] In Schritt C) werden die Fasern und/oder Späne zu Matten gestreut.
[0059] In Schritt D) werden die Matten zu Holzwerkstoffplatten gepresst. Üblicherweise werden
die Matten ohne Wärmezufuhr in einer Vorpresse kalt vorverdichtet. Daran schließt
sich die Heißpressung an, in der die Matten in beheizten Pressen bei Temperaturen
von 150 bis 240 °C und Drücken von 10 bis 100 bar zu Platten verpresst werden.
[0060] Nach der Heißpressung findet die übliche Endbearbeitung der Holzwerkstoffplatten
statt, d.h. die Säume der Platten werden gekappt, und nach Auskühlen der Platten können
die Oberflächen geschliffen werden. Die Oberflächen können auch mit weiteren Überzügen
wie farblosen Lacken oder Overlays veredelt werden.
[0061] Erfindungsgemäß werden die Effektteilchen nach Schritt A) zu den Fasern und/oder
Spänen gegeben. Dadurch ist sichergestellt, dass die Effektteilchen hinterher in dem
Holzwerkstoff in der ausgewählten Form und Länge bzw. Längenverteilung enthalten sind.
Würden die Effektteilchen vor Schritt A) zu den cellulosehaltigen Rohstoffen zugegeben
werden, würden sie den gleichen Aufschluss- und Zerkleinerungsverfahren wie die Fasern
oder Späne unterworfen werden. Dies würde zum einen nicht zum gewünschten dekorativen
Effekt auf den Oberflächen bzw. in den Platten führen bzw. unter Umständen nicht die
gewünschten Verbesserungen der physikalischen oder mechanischen Eigenschaften hervorrufen
und zum anderen unter Umständen die Geräte zum Aufschluss der cellulosehaltigen Rohstoffe
beschädigen, da diese üblicherweise nicht für anorganische Rohstoffe ausgelegt sind.
[0062] Bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten aus MDF oder HDF,
können die Effektteilchen in der Blowline zugegeben, also in Schritt B) zugegeben
werden. In diesem Fall ist eine gute Beleimung der Effektteilchen gewährleistet.
[0063] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung werden die Effektteilchen
in Schritt B) den Fasern und/oder Spänen zugegeben. Die Zugabe der Effektteilchen
am Ende der Blowline bzw. am Anfang des Trockners weist den Vorteil auf, dass die
Effektteilchen in situ beleimt, hydrophobisiert und/oder mit weiteren Hilfsmitteln
wie einem chemischen Vernetzer usw. versehen werden können. Im Trockner können sie
dann auf den gewünschten Feuchtigkeitsgehalt entwässert werden. Die Zugabe am Ende
der Blowline oder am Anfang des Trockners lässt sich einfach mittels einer Zellradschleuse
(Abdichtung gegen den in der Blowline bzw. dem Trockner herrschenden Druck) durchführen.
[0064] Erfindungsgemäß bevorzugt umfasst das Verfahren daher die Schritte
- A) Zerkleinern oder Zerspanen der cellulosehaltigen Rohstoffe zu Fasern und/oder Spänen,
- B) Trocknung, Sichtung und Beleimung mit Bindemittel und gegebenenfalls Bleichen und/oder
Färben der Fasern und/oder Späne,
- C) Streuung der Fasern und/oder Späne zu Faser- und/oder Spanmatten und
- D) Pressen der Faser- und/oder Spanmatten zu Holzwerkstoffplatten,
wobei die Effektteilchen in Schritt B) zu den Fasern und/oder Spänen gegeben werden.
[0065] Schritt B) bietet weitere, besonders einfache Möglichkeiten, die Zugabe der Effektteilchen
in bestehende Prozesse zur Herstellung von Holzwerkstoffplatten zu integrieren und
gleichzeitig für eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Effektteilchen in den
erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten zu sorgen. Eine dieser Möglichkeiten ist die
Zugabe der Effektteilchen nach Beleimung und Trocknung der Fasern und/oder Späne auf
das Sichterband, mit dem die Fasern und/oder Späne vom Trockner zur Sichtereinrichtung
(zum Beispiel Windsichter) transportiert werden. Weitere Möglichkeiten sind die Zugabe
der Effektteilchen zu den Fasern und/oder Spänen auf das Faserbunkerband, mit dem
die gesichteten, d.h. nach Größe sortierten Fasern und/oder Späne den Faserbunkern
zugeführt werden, und die Zugabe in die Streumaschine, die die Fasern und/oder Späne
zu Matten streut. An diesen drei Stellen des Herstellungsverfahrens können die Effektteilchen
einfach mittels Bandförderung zugegeben werden, zudem wird an diesen Stellen eine
gleichmäßige Durchmischung der Fasern und/oder Späne mit den Effektteilchen und damit
in der fertigen Holzwerkstoffplatte erhalten.
[0066] Die hierbei eingesetzten Effektteilchen können dabei beleimt, hydrophobisiert und/oder
mit weiteren Hilfsmitteln wie chemischen Vernetzern versehen sein. Die Ausrüstung
mit einem chemischen Vernetzer oder die Beleimung der Effektteilchen führt zu besseren
mechanischen/physikalischen Eigenschaften der erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten.
Bei Zugabe an den drei vorstehend genannten Stellen des Produktionsprozesses (Sichterband,
Faserbunkerband und Streumaschine) können die Effektteilchen unabhängig von den Fasern
und/oder Spänen vorbehandelt, getrocknet bzw. befeuchtet werden, so dass sie einen
geeigneten Feuchtigkeitsgehalt von 0 bis 15 Gew.-% Feuchtigkeit, bezogen auf die getrockneten
Effektteilchen, enthalten. Unterschiedliche Trocknungseigenschaften der Fasern bzw.
Späne und der Effektteilchen bei gemeinsamer Trocknung, die beispielsweise durch unterschiedliche
Teilchengrößen oder Feuchtigkeitsgehalt verursacht sein können, werden vermieden.
Bevorzugt enthalten die Effektteilchen nicht mehr Feuchtigkeit als die als Basis eingesetzten
Fasern und/oder Späne.
[0067] Gemäß einer weiteren Ausführungsform werden die Effektteilchen nach Schritt B), d.h.
nach Trocknung, Sichtung und Beleimung der Fasern und/oder Späne mit dem Bindemittel
zu diesen zugegeben. Dies hat den besonderen Vorteil, dass unterschiedliche Trocknungseigenschaften
der Fasern bzw. Späne und der Effektteilchen bei gemeinsamer Trocknung, die beispielsweise
durch unterschiedliche Teilchengrößen oder Feuchtigkeitsgehalt verursacht sein können,
vermieden werden. So können die Effektteilchen unabhängig von den Fasern und/oder
Spänen getrocknet bzw. befeuchtet werden, so dass sie einen geeigneten Feuchtigkeitsgehalt
von 0 bis 15 Gew.-% Feuchtigkeit, bezogen auf die getrockneten Effektteilchen, enthalten.
Bevorzugt enthalten die Effektteilchen nicht mehr Feuchtigkeit als die als Basis eingesetzten
Fasern und/oder Späne.
[0068] Die Einstellung der Feuchtigkeit der Effektteilchen und der Fasern und/oder Späne
ist für den Heißpressvorgang äußerst wichtig, da die enthaltene Feuchtigkeit zum einen
als Wärmeüberträger dient, der die zur Reaktion des Bindemittels benötigte Reaktionswärme
in die Platte bringt. Darüber hinaus ist eine homogene Wasserverteilung in der zu
pressenden Matte für die Qualität des fertigen Holzwerkstoffes sehr wichtig, da lokal
hohe Wasserkonzentrationen zu lokal erhöhter Dampfentwicklung und daraus resultierenden
Inhomogenitäten in der fertigen Platte führen können. Diese Dampfausstöße können sogar
so heftig sein, dass die Pressplatten dadurch beschädigt werden.
[0069] Gemäß einer weiteren Ausführungsform können die Effektteilchen nach Schritt C) und
vor der Heißpressung in Schritt D) auf die Faser- und/oder Spanmatte aufgestreut werden.
Dies kann vor oder nach dem kalten Vorverdichten geschehen. Diese Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung besitzt den Vorteil, dass bestehende Anlagen zur Herstellung
von Holzwerkstoffen relativ leicht nachgerüstet werden können. Hierbei werden die
Effektteilchen als dünne Lage oder in Form einer Mischung aus beleimten Fasern und/oder
Spänen und Effektteilchen jeweils als Schicht auf der Ober- und/oder Unterseite der
Holzwerkstoffplatte aufgestreut, die Mittelschicht bleibt je nach Dicke der gestreuten
Lage frei. Die aufgestreuten Effektteilchen werden gemäß einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung in die Faser- bzw. Spanmatte eingearbeitet, beispielsweise mit einem
Rechen oder einer Harke.
[0070] Falls die Effektteilchen nicht gemeinsam mit den Spänen und/oder Fasern beleimt werden,
werden die Effektteilchen gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung gegebenenfalls
extra beleimt und/oder durch eine Imprägnierung z.B. mit einem chemischen Vernetzer
verstärkt. Solche chemischen Vernetzer werden beispielsweise in der
DE 102006019819 beschrieben und unter der Marke Belmadur® angeboten.
[0071] Die erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten mit Effektteilchen weisen eine attraktive,
ästhetische ansprechende Oberfläche auf, so dass die sie vielseitig für dekorative
Zwecke einsetzbar sind. Darüber hinaus weisen sie erhöhte Widerstandskraft gegenüber
Feuchtigkeit auf, höhere Formbeständigkeit, eine niedrigere Dichte, bessere Wärmedämmung
oder bessere Schallabsorption auf.
[0072] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind auch Holzwerkstoffplatten mit den vorstehend
beschriebenen Merkmalen, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren herstellbar sind.
[0073] Weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung der vorstehend
beschriebenen Holzwerkstoffplatten zur Herstellung von Einrichtungsgegenständen und
zum Innenausbau sowie die Einrichtungsgegenstände und Innenausbauten, die die vorstehend
beschriebenen Holzwerkstoffplatten enthalten.
[0074] Bei den Einrichtungsgegenständen handelt es sich beispielsweise um Möbel und Türen,
bei den Innenausbauten sind insbesondere Wand- und Bodenpaneele zu nennen, wobei sich
die erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten besonders gut als Fußbodenbelag eignen,
insbesondere die erfindungsgemäß bevorzugten Holzwerkstoffplatten, in denen die Effektteilchen
in der gesamten Platte verteilt vorliegen. Der Hauptbestandteil des Massivbodenbelags
ist zerfasertes bzw. zerspantes Holz, welches während des üblichen Herstellungsprozesses
der Holzwerkstoffplatten mit Effektstoffen aus der Natur angereichert wird. Durch
die gleichmäßige Verteilung der Effektteilchen in der gesamten Holzwerkstoffplatte
können Fußbodenbeläge aus den erfindungsgemäßen Holzwerkstoffplatten ebenso wie Fußbodenbeläge
aus Vollholz mehrfach abgeschliffen und wieder neu versiegelt werden.
[0075] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen erläutert.
Beispiel 1 Dichtreduktion
[0076] Es wurden zwei MDF-Platten nach dem gleichen Verfahren gepresst, wobei die eine Platte
erfindungsgemäß mit 11,6 Gew.-% Rinde hergestellt wurde. Von beiden Platten wurde
die Dichte bestimmt.
[0077] In einem Pflugscharmischer wurden 881 g Fichtenholzfasern mit Harnstoff-Formaldehydharz
(68 Gew.-%) und weißer Pigmentpräparation über eine Düse beleimt und währenddessen
10 min gemischt. Festharzmenge/Pigmentpräparation bezogen auf absolut trockenes Holz:
15 Gew.-%/4 Gew.-%. Dann wurden 116 g trockene Kiefernrindenstücke (getrocknet, gehackt
auf 1 bis 10 mm) in den Mischer gegeben und weitere 5 min vermengt. Von diesem Gemisch
wurden 738 g zu einer Matte geschüttet, kalt vorverdichtet und bei 190°C und bis zu
63 bar mit einem Presszeitfaktor 19 sec./mm zu einer 8 mm dicken Platte gepresst.
[0078] Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 gezeigt.
Tabelle 1
|
Dichte |
MDF mit Rinde (erfindungsgemäß) |
804 kg/m3 |
MDF ohne Rinde (Vergleich) |
814 kg/m3 |
Beispiel 2 Formaldehydemission
[0079] Für die beiden MDF-Platten aus Beispiel 1 wurde der Perforatorwert gemäß EN 120 bestimmt.
Dieser Wert ist ein Maß für die Ausgasung von Formaldehyd. Die Messwerte sind in Tabelle
2 dargestellt.
Tabelle 2
|
MDF mit Rinde (erfindungsgemäß) |
MDF ohne Rinde (Vergleich) |
Feuchte |
3,9 Gew.-% |
4 Gew.-% |
mg Formaldehyd/ 100 g atro Probe |
1,8 |
7 |
mg Formaldehyd/100 g atro Probe unter Berücksichtigung von 6,5% Feuchte. |
2,4 |
9,2 |
Beispiel 3 MDF-Platte mit starkem Hell-Dunkel-Kontrast
[0080] In einem Pflugscharmischer wurden 1000 g Fichtenholzfasern mit Harnstoff-Formaldehydharz
68 Gew.-%) und brauner Pigmentpräparation über eine Düse beleimt und währenddessen
10 min gemischt. Festharzmenge/Pigmentpräparation bezogen auf absolut trockenes Holz:
15 Gew.-%/3 Gew.-%. Von den beleimten, dunkelbraunen Fasern wurden 800 g in den Mischer
gegeben, dazu 200 g weißen Zellstoff gegeben und weitere 5 min vermengt. Von diesem
Gemisch wurden 738 g zu einer Matte geschüttet, auf der Ober- und Unterseite 5 g Papierstreifen
aus handelsüblichen weißem Kopierpapier (holzfreies, ungestrichenes Papier) (80 g/m
2, 20 bis 30 mm lang und 2 bis 3 mm breit) verteilt, kalt vorverdichtet und bei 190°C
und bis zu 63 bar mit einem Presszeitfaktor 19 sec./mm zu einer 8,5 mm dicken Platte
gepresst. Anschließend wurde die Platte auf 8 mm geschliffen und lackiert. Die Weiße
des Papiers bzw. der Cellulose blieb praktisch unvermindert.
1. Holzwerkstoffplatte mit Effektteilchen enthaltend
mindestens 50 Gew.-% cellulosehaltige Fasern und/oder Späne und
0,1 bis 50 Gew.-% in der gesamten Holzwerkstoffplatte verteilte Effektteilchen, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Holzwerkstoffplatte,
wobei in Faserplatten mindestens 5 Gew.-% der Effektteilchen in mindestens zwei Dimensionen
größer als 1 mm sind und in Spanplatten und OSB-Platten die Effektteilchen nicht aus
Holz oder Holzteilen ausgewählt sind.
2. Holzwerkstoffplatte gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Holzwerkstoffplatte mindestens 0,1 Gew.-% Bindemittel, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Holzwerkstoffplatte, enthält.
3. Holzwerkstoffplatte gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Effektteilchen aus organischen und anorganischen Materialien ausgewählt sind.
4. Holzwerkstoffplatte gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Effektteilchen ausgewählt sind aus Teilen von ein- und zweijährigen Pflanzen,
Rinde, Kork, Laub, Holzspäne, Hanf-Kenafffaser, Wassershyazinthen (Stiele), Pflanzensamen,
Getreide, Textilreste, Papier, Federn, Horn, Haare, Superabsorber, Muscheln Glasfasern,
kalzinierter und unkalzinierter Glimmer, Verpackungsmaterial, Folie, Kunststoffgranulat
und Pyrit.
5. Holzwerkstoffplatte gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die eingesetzten Fasern/Späne gefärbt sind.
6. Holzwerkstoffplatte gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die eingesetzten Fasern und/oder Späne gebleicht sind.
7. Holzwerkstoffplatte gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Holzwerkstoffplatte um eine HDF-, MDF-, OSB- oder Spanplatte handelt.
8. Verfahren zur Herstellung einer Holzwerkstoffplatte gemäß einem der Ansprüche 1 bis
7 umfassend die Schritte
A) Zerkleinern bzw. Zerspanen der cellulosehaltigen Rohstoffe zu Fasern und/oder Spänen,
B) Trocknung, Sichtung und Beleimung der Fasern und/oder Späne mit Bindemittel,
C) Streuung der Fasern und/oder Späne zu Faser- und/oder Spanmatten und
D) Pressen der Faser- und/oder Spanmatten zu Holzwerkstoffplatten,
wobei die Effektteilchen in Schritt B) zu den Fasern und/oder Spänen gegeben werden.
9. Verfahren zur Herstellung einer Holzwerkstoffplatte gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Effektteilchen am Ende der Blowline, am Anfang des Trockners, dem Sichterband,
dem Faserbunker oder der Streumaschine zugegeben werden.
10. Verfahren zur Herstellung einer Holzwerkstoffplatte gemäß einem der Ansprüche 8 oder
9, dadurch gekennzeichnet, dass die Effektteilchen hydrophobisiert, mit einem chemischen Vernetzer und/oder beleimt
zugegeben werden.
11. Verfahren zur Herstellung einer Holzwerkstoffplatte gemäß einem der Ansprüche 8 bis
10, dadurch gekennzeichnet, dass die Effektteilchen bei der Zugabe 0 bis 15 Gew.-% Feuchtigkeit, bezogen auf die getrockneten
Effektteilchen, enthalten.
11. Holzwerkstoffplatte gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7 herstellbar nach dem Verfahren
gemäß einem der Ansprüche 8 bis 10.
12. Verwendung von Holzwerkstoffplatten gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7 oder 11 zur
Herstellung von Einrichtungsgegenständen und zum Innenausbau.
13. Verwendung von Holzwerkstoffplatten gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7 oder 11 als
Fußbodenpaneele und Wandpaneele.
14. Einrichtungsgegenstände und Innenausbauten enthaltend Holzwerkstoffplatten gemäß
einem der Ansprüche 1 bis 7 oder 11.