[0001] Die Erfindung betrifft ein Overlay, das mit einem Kunstharz beschichtet ist.
[0002] Mit Kunstharzen beschichtete Overlays, die zum Aufbringen auf Holzwerkstoffe geeignet
sind stellen ein übliches Vorprodukt bei der Produktion beschichteter Holzwerkstoffe
dar. Aufgrund der widerstandsfähigen Oberflächen, die sich durch die Beschichtung
der Holzwerkstoffe unmittelbar oder durch das Aufbringen von kunstharz-imprägnierten
Overlays ergeben, werden diese Holzwerkstoffe sowohl im Wohnbereich (Küchen, Arbeitszimmer,
Fußböden) eingesetzt als auch für gewerbliche Zwecke verwendet. Im Zusammenhang mit
dieser Erfindung werden sämtliche Produkte, die aus Holz oder aus einer Mischung von
Holz und Kunststoff hergestellt sind, als Holzwerkstoffe bezeichnet. Besonders typische
Holzwerkstoffe sind verschiedene Typen von Faserplatten oder Spanplatten.
[0003] Dabei unterliegen einige kunstharzbeschichteten Holzwerkstoffe an sich nur einer
gravierenden Einschränkung, der statischen Aufladung, die sich aus der als Isolator
wirkenden Kunstharz-Oberfläche ergibt. Praktisch ist das besonders nachteilig bei
Melaminharz-beschichteten Oberflächen. Im privaten Einsatz bedeutet dies lediglich
eine unerwünschte oder unangenehme Eigenschaft, im gewerblichen Einsatz kann das Risiko
der statischen Aufladung ein Ausschlusskriterium für verschiedene Verwendungen sein,
insbesondere in Umgebungen, wo ein Funkenschlag aufgrund von Explosionsgefahr zu vermeiden
ist.
[0004] Bisher werden drei unterschiedliche Strategien verfolgt, um die statische Aufladung
von Kunstharzoberflächen zu verringern: Zunächst wurden leitfähige Substanzen, z.
B. Ruß, in das Kunstharz eingemischt, dass auf die Oberfläche von Holzwerkstoffen
bzw. auf Overlays aufgetragen wird. Abgesehen von der schwierigen Verarbeitbarkeit
und den Verschmutzungsproblemen, insbesondere bei der Verarbeitung von z. B. Ruß,
hat die im wesentlichen auf "schwarz" beschränkte Farbgebung der Oberfläche den praktischen
Einsatz im Markt faktisch ausgeschlossen.
[0005] Alternativ werden sogenannte Antistatika, meistens Tenside, in die Kunstharze eingemischt
oder auf deren Oberfläche aufgetragen. Beispiele für diesen Wirkmechanismus sind z.
B. in der
DE 203 18 290 (Kaindl) oder der
WO 2004/050359 (Unilin) beschrieben. Diese Tenside entziehen der Umgebungsluft Wasser. Der sich im Umfeld
der Tenside bildende, dünne molekulare Wasserfilm genügt, um einen minimalen Ladungsausgleich
zu gewährleisten. Dieses an sich einfache und überzeugende Wirkprinzip weist in der
Praxis jedoch zwei entscheidende Nachteile auf: Der sich um die Tenside bildende Wasserfilm
bewirkt nur eine Senkung des spezifischen Oberflächenwiderstands um etwa eine Zehnerpotenz,
also auf etwa 1 x 10
10 Ω bis 1 x 10
11 Ω. Damit sind die Messwerte, die z. B. nach EN 14 041 erforderlich sind um Oberflächen
als ableitfähig zu klassifizieren, nicht erreichbar. Als weiterer Nachteil ist zu
bemerken, dass die Umgebungsluft ausreichend Feuchtigkeit aufweisen muss, damit sich
ein Wasserfilm bilden kann,. Das Problem der statischen Aufladung besteht jedoch gerade
bei geringer Luftfeuchte. Damit wirken Antistatika genau dann nicht, wenn sie gebraucht
würden.
[0006] Schließlich wird in der
DE 103 01 293 (Blomberger) vorgeschlagen, leitfähige Gewebe in Streifenform in eine Kunstharz-Schicht auf der
Oberfläche plattenförmiger Holzwerkstoffe einzubetten. Die optische Beeinträchtigung
der Oberfläche schränkt die Einsetzbarkeit dieser leitfähigen Gewebe jedoch beträchtlich
ein.
[0007] Es besteht daher der Bedarf, ein Overlay mit mindestens einer Kunstharz-Schicht so
herzurichten, dass dauerhaft eine signifikante Verbesserung der Ableitfähigkeit gegeben
ist.
[0008] Diese Aufgabe wird gelöst mit einem Overlay nach Anspruch 1.
[0009] Kern der Erfindung ist das Einmischen von elektrisch leitfähigen, transparenten Partikeln
in Kunstharz, vorzugsweise in transparentes Kunstharz. Dieses mit transparenten, elektrisch
leitfähigen Partikeln versetzte Kunstharz wird dann auf ein Overlay aufgetragen. Erfindungsgemäß
hat sich herausgestellt, dass eine einzige, mit geringen Mengen der genannten Partikel
versetzte Schicht von Kunstharz genügt, um dauerhaft und unabhängig von weiteren Parametern
wie der Umgebungsfeuchte eine signifikante Verbesserung der Ableitfähigkeit zu gewährleisten,
zum Beispiel eine Oberfläche für einen ableitfähigen Fußboden nach DIN IEC 61 340
zu schaffen.
[0010] Transparente leitfähige Partikel werden beispielsweise durch Aufbringen von Metalloxiden
auf Trägerpartikel erzeugt. Es eignet sich beispielsweise ein Glimmer-Partikel, der
mit Zinn- und Antimonoxid dotiert ist. Transparente Partikel können plättchenförmige
oder sphärische Gestalt aufweisen. Gute Leitfähigkeit und Transparenz sowie optimale
Ableitfähigkeit wird mit Partikeln, die einen Durchmesser von bis zu 25 µm, vorzugsweise
bis zu 15 µm, bevorzugt von bis zu 10 µm erreicht.
[0011] Es war für den Fachmann überraschend, dauerhaft eine gewünschte Ableitfähigkeit bei
sehr dünnem Schichtaufbau ohne Verzicht auf hohe mechanische und chemische Beanspruchbarkeit
der erfindungsgemäß mit elektrisch leitfähigen, transparenten Partikeln versetzten
Kunstharz-Schicht zu erreichen.
[0012] Erfindungsgemäß ist es ausreichend, wenn in nur einer Schicht eines mehrschichtigen
Kunstharz-Aufbaus auf einem Overlay das elektrisch leitfähige, transparente Partikel
enthalten ist. Erfindungsgemäß genügen bis 15 Gewichts-% (Gew.-%) elektrisch leitfähiges,
transparentes Partikel bezogen auf den Feststoff-Anteil des Kunstharzes, bevorzugt
werden bis zu 10 Gew.-%, besonders bevorzugt bis zu 8 Gew.-% Partikel bezogen auf
den Feststoff-Anteil des Kunstharzes eingesetzt.
[0013] Eine ableitfähige Oberfläche auf einem Overlay wird aufgebaut, wenn mindestens eine
Schicht, das heißt, bis zu 40 g/m
2 eines erfindungsgemäß mit transparenten, leitfähigen Partikeln versetzten Kunstharzes
aufgetragen werden. Nach einer bevorzugten Ausführungsform genügen bis zu 25 g/m
2, besonders bevorzugt bis zu 15 g/m
2, vorteilhaft bis zu 10 g/m
2. Der Schichtaufbau der jeweiligen Oberfläche kann insgesamt ohne weiteres bei einem
mehrschichtigen Aufbau über 100 g/m
2 liegen. Trotzdem genügt nur eine Schicht des erfindungsgemäß mit Partikeln versetzten
Kunstharzes, um eine Oberfläche zu erhalten, die eine signifikant verbesserte Ableitfähigkeit
aufweist.
[0014] Bei dem erfindungsgemäß mit elektrisch leitfähigem, transparenten Partikeln versetzten
Kunstharz genügt nach einer vorteilhaften Ausführungsform eine Schichtdicke auf der
Holzwerkstoffplatte von bis zu 40 µm, bevorzugt bis zu 20 µm, besonders bevorzugt
von bis zu 10 µm, um im Begeh-Test nach EN 1815 eine Klassifizierung gemäß EN 14041
als statische Oberfläche zu erreichen, die eine Personenaufladung von weniger als
2 kV sicherstellt. Dieser Wert wird mit der erfindungsgemäß auf ein aufgebrachten,
mit Partikeln versehenen Kunstharz-Schicht erreicht. Es ist besonders darauf zu verweisen,
dass dies weitgehend unabhängig von der Umgebungs-Luftfeuchte erreicht wird, also
auch bei Werten von beispielsweise 25 % relativer Luftfeuchte. Erstmalig wurde mit
dem erfindungsgemäßen Overlay bei Verwendung von Melaminharz, das mit transparenten,
elektrisch leitfähigen Partikeln versetzt ist, eine Absenkung des Oberflächenwiderstandes
auf Werte von 2 x 10
08 Ω erreicht.
[0015] Das elektrisch leitfähige, transparente Partikel ist fest im Kunstharz verankert.
Es kann daher in der äußersten Schicht einer mehrschichtigen Oberfläche enthalten
sein. Überraschenderweise wird die gewünschte Ableitfähigkeit aber auch erreicht,
wenn die das erwähnte Partikel enthaltende Schicht in einem mehrschichtigen Oberflächenaufbau
z.B. von weiteren Kunstharz-Schichten überdeckt wird.
[0016] Nach einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wird ein transparentes Kunstharz
eingesetzt, insbesondere ein Melaminharz. Dadurch wird eine Ausweitung der Einsatzgebiete
der erfindungsgemäß beschichteten Overlays bzw. erreicht, so dass diese z.B. auch
für Arbeitsoberflächen in der elektronischen Industrie geeignet sind. Paneele werden
häufig auch zur Gestaltung von Wandflächen, also Böden, Decken oder Wänden eingesetzt.
Hier erweist sich die erfindungsgemäße Beschichtung als vorteilhaft, da die leitfähige
Oberfläche auch zur mindestens teilweisen Abschirmung elektromagnetischer Felder geeignet
ist. Sie trägt damit zur Vermeidung von Beeinträchtigungen durch Elektrosmog bei.
[0017] Im Zusammenhang mit der Erfindung wird der Begriff "Overlay" so verstanden, dass
ein Träger aus Papier oder einem Kunstfaser-Gelege mindestens mit einer Kunstharz-Schicht
beschichtet ist, die transparente, elektrisch leitfähige Partikel aufweist. Overlays
werden üblicherweise zur Beschichtung von plattenförmigen Holzwerkstoffen eingesetzt.
Die erfindungsgemäß mindestens einlagige Oberflächenbeschichtung des Overlays weist
mindestens ein Kunstharz auf, in das die elektrisch leitfähigen, transparenten Partikel
eingemischt sind. Optional kann das Kunstharz auch Fasern zur Bildung eines sogenannten
"liquid overlays" enthalten. Das heißt, bei Verwendung eines "liquid overlays" kann
auf Einsatz des üblichen Overlays auf Papierbasis verzichtet werden. Das liquid overlay
wird unmittelbar in flüssiger Form auf die Oberfläche eines Holzwerkstoffs aufgetragen.
[0018] Sowohl bei der Herstellung von Overlays als auch beim Aufbau von Oberflächenbeschichtungen
auf plattenförmigen Holzwerkstoffen werden in der Regel mehrere Kunstharz-Schichten
übereinander aufgetragen. Zum einen vereinfacht dies das gleichmäßige Aushärten von
Kunstharzen, zum anderen weisen die Schichten häufig einen voneinander abweichenden
Aufbau auf. Beispielsweise ist einer der Kunstharz-Schichten oft Korund beigemischt,
um die Verschleißfestigkeit der Oberfläche zu steigern. Typischerweise geschieht dies
bei Fußboden-Oberflächen.
[0019] Die mehrschichtige Oberfläche von plattenförmigen Holzwerkstoffen weist oft auch
eine Schicht mit farbgebenden Bestandteilen auf, die von transparenten Kunstharz-Schichten
überdeckt wird. Speziell bei diesem Oberflächen-Aufbau wird deutlich, dass die Transparenz
der elektrisch leitfähigen Partikel Einschränkungen für den Einsatz der plattenförmigen
Holzwerkstoffe aufhebt, die bisher gegeben waren.
[0020] Details der Erfindung werden anhand der folgenden Ausführungsbeispiele näher erläutert.
- Fig.1:
- Schematische Darstellung eines plattenförmigen Holzwerkstoffs mit leitfähigem Overlay
als Oberflächenbeschichtung
Beispiel 1
[0021] Ein Overlay mit einem Flächengewicht von 40 g wird von Walzen durch eine an sich
bekannte Imprägnieranlage mit Quetschwalzendosierung geführt. In einem Bad, durch
dass das Overlay gezogen wird, wird Melaminharz mit einem Festkörper von 60% in das
Papier eingebracht. Das Overlay wird nach Verlassen des Bades durch ein Walzenpaar
geführt, an dem überschüssiges Kunstharz abgestreift wird. Das so imprägnierte Papier
weist nach Zwischentrocknung ein Gewicht von 100 g/m
2 auf.
[0022] Anschließend wird in einem Raster-Auftragswerk jeweils eine zusätzliche Melaminharz-Schicht
von 20 g/m
2 auf Ober- und Unterseite des Papiers aufgebracht. Die oberseitig aufgebrachte Melaminharz-Schicht
ist mit -bezogen auf den Festkörper-Gehalt des Melaminharzes- 8 Gew.-% transparenten,
elektrisch leitfähigen Partikeln versetzt, nämlich mit Glimmer-Partikeln, die mit
Zinn und Antimon dotiert sind, und die einen Durchmesser von ca. 15 µm aufweisen.
Das Overlay wird nach Auftragen der zweiten Melaminharz-Schicht getrocknet.
[0023] Das Overlay wird auf einer hochdichten Faserplatte auf der bereits ein Dekorpapier
aufgelegt ist, unter Einwirkung von Druck und Hitze verpresst. Die so entstandene
Oberfläche der Faserplatte weist bei einer Prüfung des elektrostatischen Verhaltens
nach IEC 60093 und EN 1081 einen spezifischen Oberflächenwiderstand von 3,0 x 10
08 Ω auf. Wird eine derart beschichtete Faserplatte als Fußboden eingesetzt, wird sie
gemäß DIN IEC 61340 -4-1:1997 als "Ableitfähiger Fußboden" oder gemäß EU 14041: 2004
-12-20 als "elektrostatisch ableitender Fußbodenbelag" eingestuft. Diese Einstufung
war bisher bei Verwendung von Melaminharzen zur Oberflächenbeschichtung von Fußböden
nicht zu erreichen.
[0024] Der Begehtest nach EN 1815 ergibt auf einer isolierenden Unterlage bei einer Person
in Gummisohlen eine sog. Personenspannung von 1,8 kV. Damit ist die mit dem vorbeschriebenen
Overlay beschichtete Faserplatte als ableitfähiger Fußboden einzustufen, denn die
Personenspannung von 2 kV wird deutlich unterschritten.
Beispiel 2
[0025] Ein zur Verwendung für eine Tisch- bzw. Arbeitsplatte bestimmtes Dekorpapier 2 wird
hergestellt, indem ein Trägerpapier mit einem Dekoraufdruck mit Melaminharz imprägniert
wird. Auf dieses imprägnierte Papier 2 wird dann -wie im Beispiel 1 beschriebeneine
Melaminharz-Schicht 3, die -bezogen auf den Festkörper-Gehalt des Melaminharzes- mit
10 Gew.-% der in Beispiel 1 beschriebenen Partikel 4 versetzt ist, und die mit 40
g/m
2 auf das vorimprägnierte Papier 2 aufgebracht wird. Das so erzeugte Dekorpapier mit
leitfähiger Oberseite wird auf eine Spanplatte aufgepresst.
[0026] Diese Spanplatte 1 eignet sich zur Verwendung als Arbeitsplatte, insbesondere in
der elektronischen Industrie, da der Oberflächenwiderstand der so hergestellten Melaminharz-Beschichtung
10
07 Ω bis 10
09 Ω beträgt. Sensible elektronische Bauteile, die durch stärkere elektrische Entladungen
beschädigt oder zerstört werden, können auf diesen einfach und preiswert hergestellten
Oberflächen gelagert oder bearbeitet werden.
1. Overlay, imprägniert mit mindestens einer Schicht Kunstharz, die mit elektrisch leitfähigen,
transparenten Partikeln (10) versetzt ist.
2. Overlay nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Partikel (10) bis zu 15 Gew.-% bezogen auf den Festkörper-Anteil des
eingesetzten Kunstharzes beträgt, bevorzugt bis zu 10 Gew.-%, besonders bevorzugt
bis zu 8 Gew.-% bezogen auf den Festkörper-Anteil des eingesetzten Kunstharzes.
3. Overlay nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das mit Partikeln (10) versetzte Kunstharz in einer Auftragsmenge von bis zu 40 g/m2, bevorzugt von bis zu 25 g/m2, besonders bevorzugt bis zu 15 g/m2, vorteilhaft bis zu 10 g/m2 auf das Overlay aufgetragen ist.
4. Overlay nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das mit Partikeln (10) versetzte Kunstharz als Schicht (12) mit einer Dicke von bis
zu 30 µm, vorzugsweise von bis zu 20 µm, besonders bevorzugt von bis zu 10 µm auf
das Overlay aufgetragen ist.
5. Overlay nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Kunstharz transparent ist.
6. Overlay nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass Melaminharz als Kunstharz eingesetzt ist.
7. Overlay nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass neben der mit einem elektrisch leitfähigen, transparenten Partikel (10) versetzten
Kunstharz-Schicht (12) mindestens eine zweite Kunstharz-Schicht auf das Overlay aufgetragen
ist.
8. Overlay nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Kunstharz-Schicht mit Korund versetzt ist.
9. Overlay nach einem der Ansprüche 1 bis 8 dadurch gekennzeichnet, dass es zur Beschichtung auf einem plattenförmigen Holzwerkstoff 1 verwendet wird.