[0001] Die Erfindung betrifft eine Spindelpresse nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1, bestehend
aus einem Pressentisch, einem Pressenbär und mehreren Gewindetrieben zum Antrieb des
Pressenbärs. Jeder der Gewindetriebe umfasst dabei eine Gewindespindel, eine Spindelmutter
und einen Elektromotor.
[0002] Eine derartige Spindelpresse ist aus der
DE 198 21 159 A1 bekannt. Der Pressenbär dieser Spindelpresse wird über vier jeweils in den Ecken
des Pressentischs bzw. des Pressenbärs angeordnete Gewindetriebe in vertikaler Richtung
angetrieben. Die Gewindespindel der Gewindetriebe sind drehbar im Pressenbär gelagert
und werden jeweils von einer Motor-Winkelgetriebeeinheit angetrieben. Sie greifen
in Spindelmuttern ein, die undrehbar und unverschieblich am Pressentisch befestigt
sind. Die Gewindetriebe sind mechanisch nicht miteinander gekoppelt, der Synchronlauf
der Gewindetriebe wird durch die Steuerung der Motoren sichergestellt. Parallel zu
den Gewindetrieben ist in jeder Ecke des Pressentischs zusätzlich eine Führungssäule
zur Führung des Pressenbärs angeordnet.
[0003] Die Notwendigkeit der zusätzlichen Führungssäulen erweist sich aus zwei Gründen als
besonders nachteilig. Zum Einen wird durch die Führungssäulen die zur Verfügung stehende
Fläche zur Befestigung von Werkzeugen auf der Oberfläche des Pressentischs bzw. der
Unterseite des Pressenbärs eingeschränkt. Die Größe der zu bearbeitenden Bauteile
wird somit durch das Vorhandensein der zusätzlichen Führungssäulen im Vergleich zu
den Außenabmaßen der Spindelpresse limitiert. Zum Anderen erweist sich die Fertigung
der aus dem Stand der Technik bekannten Spindelpressen als aufwendig und teuer. Ein
wesentlicher Aspekt ist dabei die hohe Anzahl an Bauteilen.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, eine Konstruktion für eine Spindelpresse
anzugeben, durch welche in erster Linie der Fertigungsaufwand reduziert wird. Zudem
sollen die Nachteile der aus dem Stand der Technik bekannten Spindelpressen überwunden
werden.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch die Merkmale des Anspruchs 1. Demnach liegt eine gattungsgemäße
Lösung der Aufgabe vor, wenn die Führung des Pressenbärs durch die Gewindespindeln
selbst bewerkstelligt wird. Die Gewindespindel jedes der verwendeten Gewindetriebe
ist dazu drehfest mit dem Pressentisch verbunden und weist in einem unteren Bereich
eine Führungsfläche zur Führung des Pressenbärs auf. Im oberen Bereich hingegen schließt
sich ein Gewindeteil an, der mit der im Pressenbär drehbar gelagerten und durch den
Elektromotor getriebenen Spindelmutter in Eingriff steht. Dabei ist der als Hohlwellenmotor
ausgeführte Elektromotor koaxial zu Spindelmutter und Gewindespindel angeordnet und
auf dem Pressenbär montiert. Durch diese Anordnung entfallen zusätzliche Führungssäulen,
wodurch entweder die Außenabmessungen der Spindelpresse verringert oder aber auch
größere Bauteile bei im Vergleich zum Stand der Technik gleichbleibenden Spindelabmessungen
bearbeitet werden können.
[0006] Weitere Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0007] In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst die erfindungsgemäße Spindelpresse vier
Gewindetriebe, die jeweils in den Ecken des Pressentischs bzw. des Pressenbärs angeordnet
sind. So lässt sich die Kraft beim Pressvorgang gleichmäßig verteilen. Auch kann durch
geeignete Steuerung der Motoren ein einheitlicher Vorschub gewährleistet werden, wodurch
ein Verkanten des Pressenbärs ausgeschlossen wird. Es sind auch eine Ausführung mit
zwei Gewindetrieben sowie Ausführungen großer Spindelpressen mit mehreren Gewindetrieben
denkbar.
[0008] Die Führungsfläche der Gewindespindel wird vorzugsweise durch einen glatten zylindrischen
Abschnitt gebildet, so dass dieser Führungszylinder konzentrisch zum Gewindeteil der
Gewindespindel verläuft. Die Gewindespindel kann somit auf einfache Art und Weise
aus einem zylindrischen Strang gefertigt werden. Das Gewinde des Gewindeteils kann
dabei sowohl gewalzt als auch geschnitten werden, die Bearbeitung der Führungsfläche
erfolgt durch eine Drehbearbeitung sowie eine eventuell daran anschließende Bearbeitung
auf einer Präzisionsschleifmaschine.
[0009] Auf der Gegenseite umfasst der Pressenbär vorzugsweise auf der Unterseite pro Gewindetrieb
jeweils eine Führungsbuchse. Dies hat den Vorteil, dass die Führungsbuchsen im Gegensatz
zu direkt gebohrten Führungslöchern justiert bzw. nachjustiert werden können.
[0010] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform umfasst die Lagerung der Spindelmutter
im Pressenbär ein oberes Hauptlager sowie ein unteres Gegenlager. Das Hauptlager dient
zur Aufnahme der auftretenden Kräfte während des Pressvorgangs, wobei das Gegenlager
die Gewichtskraft des Pressenbärs aufnimmt. Das Gegenlager wird somit während des
Pressvorgangs entlastet. Eine gewisse Mindestvorspannung am Gegenlager wird durch
Federn bewirkt.
[0011] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform sind Elektromotor und Spindelmutter
nicht fest miteinander verbunden, sondern durch eine Zahnkupplung gekoppelt. Während
die Zahnkupplung die Drehbewegung des Elektromotors uneingeschränkt überträgt, erlaubt
sie in axialer Richtung einer Relativbewegung zwischen Elektromotor und Spindelmutter.
Dadurch wird verhindert, dass die beim Pressvorgang auftretenden Axialkräfte von den
Spindelmuttern auf die Motoren übertragen werden.
[0012] Die Gewindetriebe sind vorzugsweise ölgeschmiert. Um eine hohe Einsatzdauer und kurze
Presszyklen zu gewährleisten, umfasst das dazu verwendet Ölschmiersystem eine Ölkühlung.
[0013] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung wird im Folgenden
anhand von Zeichnungen näher beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- eine Frontansicht einer erfindungsgemäßen Spindelpresse mit nach oben verfahrenem
Pressenbär,
- Figur 2
- eine geschnittene Seitenansicht der erfindungsgemäßen Spindelpresse aus Figur 1, wobei
der Pressenbär links im nach oben verfahrenen und rechts im nach unten verfahrenen
Zustand dargestellt ist, und
- Figur 3
- eine Detailansicht des rechten Gewindetriebs aus Figur 2.
[0014] Für die gesamte weitere Beschreibung gilt: Sind in einer Figur zum Zweck zeichnerischer
Eindeutigkeit Bezugsziffern enthalten, aber im zugehörigen Beschreibungstext nicht
erläutert, so wird auf deren Erwähnung in vorangehenden Figurenbeschreibungen Bezug
genommen.
[0015] In Figur 1 ist eine erfindungsgemäße Spindelpresse 1 mit einem Pressentisch 2 und
einem Pressenbär 3 dargestellt. Pressentisch 2 und Pressenbär 3 sind über vier Gewindetriebe
4, 5, 6, 7 miteinander verbunden, die in den Ecken des Pressentischs 1 angeordnet
sind. Von den beiden linken Gewindetrieben 4 und 6 ist nur der vordere Gewindetrieb
4, und von den beiden rechten Gewindetrieben 5 und 7 ist nur der vordere Gewindetrieb
5 zu erkennen.
[0016] Figur 2 zeigt eine seitliche Schnittansicht A-A der erfindungsgemäßen Spindelpresse
aus Figur 1. Der dargestellte Schnitt A-A verläuft durch die Achsen der Gewindetriebe
5 und 7. In der linken Hälfte der Darstellung ist der Pressenbär 3 im nach oben verfahrenen
Zustand, analog zu Figur 1, abgebildet. Die Gewindespindel 8 ist drehfest mit dem
Pressentisch 2 verbunden. Die Betätigung des Pressenbärs 3 erfolgt über die Drehung
der Spindelmutter 9, die drehbar und axial unverschieblich im Pressenbär 3 gelagert
ist. Die Spindelmutter 9 wird durch den Elektromotor 10 angetrieben. Im rechten Teil
der Abbildung ist der Pressenbär 3 in seiner nach unten verfahrenen Stellung dargestellt.
Die Gewindespindel 8 taucht bei der Abwärtsbewegung des Pressenbärs 3 in den als Hohlwellenmotor
ausgeführten Elektromotor 10 ein.
[0017] In Figur 3 ist der geschnittene Gewindetrieb 7 aus Figur 2 vergrößert dargestellt.
Der Aufbau der Gewindetriebe 4, 5, 6 und 7 wird im Folgenden lediglich exemplarisch
anhand des Gewindetriebs 7 erläutert, die übrigen Gewindetriebe 4, 5 und 6 entsprechen
in ihrem Aufbau vollständig dem des Gewindetriebs 7. Der obere Gewindeteil 11 der
Gewindespindel 8 steht mit der Spindelmutter 9 in Eingriff. Der untere Teil der Gewindespindel
8 dient als Führungsfläche 12 zur Führung des Pressenbärs 3. Die Führungsfläche 12
wird durch einen glatten zylindrischen Abschnitt gebildet, dessen Achse koaxial zur
Achse des Gewindeteils 11 verläuft. Der Pressenbär 3 gleitet mit der Führungsbuchse
14 an der Führungsfläche 12 der Gewindespindel 8. Die Führungsbuchse 14 ist über einen
Führungsflansch 13 mit dem Pressenbär an dessen Unterseite verbunden. Die Befestigung
des Führungsflanschs 13 an der Unterseite des Pressenbärs 3 erfolgt durch Verschraubung.
Zur Lagerung der Spindelmutter 9 ist ein Lagerflansch 15 fest mit dem Pressenbär 3
verbunden. Die Lagerung besteht aus dem Hauptlager 16 und dem Gegenlager 17. Durch
das Hauptlager 16 werden die Umformkräfte aufgenommen, die beim Pressvorgang entstehen.
Das kleinere Gegenlager 17 trägt zwischen den Presszügen lediglich das Gewicht des
Pressenbärs 3. Es wird beim Pressvorgang durch die Umformkräfte entlastet. Um eine
gewisse Vorspannung des Hauptlagers 16 sowie des Gegenlagers 17 zu gewährleisten,
sind in entsprechenden Ausnehmungen des Lageflansches 15 mehrere Federn 18 angeordnet.
Die gewünschte Vorspannkraft wird dabei mit der Mutter 19 eingestellt. Um den Erhalt
der Lagervorspannung zu gewährleisten, erfolgt durch den Ring 20 eine Verdrehsicherung,
da der Ring 20 sowohl mit der Spindelmutter 9 als auch der Mutter 19 verschraubt ist.
Wie den obigen Ausführungen entnommen werden kann, erfolgt der Antrieb der Spindelmutter
9 durch einen als Hohlwellenmotor ausgeführten Elektromotor 10, welcher auf der Oberfläche
des Pressenbär 3 angeordnet und mit diesem fest verbunden ist. Elektromotor 10 und
Spindelmutter 9 sind nicht fest verbunden, sondern über eine Zahnkupplung 21 miteinander
gekoppelt. Aufgabe der Zahnkupplung 21 ist es, die Drehbewegung des Elektromotors
10 spielfrei auf die Spindelmutter 9 zu übertragen. Gleichzeitig wird durch die Zahnkupplung
21 verhindert, dass Axialkräfte, die während des Pressvorgangs auftreten, von der
Spindelmutter 9 auf den Elektromotor 10 übertragen werden. Dazu ist mit dem Rotor
des Elektromotors 10 eine außenverzahnte Hohlwelle 22 fest verbunden, die mit innen
verzahnten und fest mit der Spindelmutter 9 verbundenen Scheiben 23 und 24 in Eingriff
steht. Spielfreiheit zwischen außenverzahnter Hohlwelle 22 und innenverzahnten Scheiben
23 und 24 wird durch die Verdrehung der innenverzahnten Scheiben 23 und 24 zueinander
erreicht. Die innenverzahnten Scheiben 23 und 24 werden dazu derart justiert, dass
in der einen Drehrichtung die Zahnflanken der Scheibe 23 und in der anderen Drehrichtung
die Zahnflanken der Scheibe 24 an den Zahnflanken der Hohlwelle 22 anliegen.
[0018] Die Gewindetriebe werden durch ein nicht dargestelltes Ölschmiersystem mit Ölkühlung
geschmiert.
1. Spindelpresse (1) mit einem Pressentisch (2), einem Pressenbär (3) und mehreren Gewindetrieben
(4,5,6,7) zum Antrieb des Pressenbärs (3), wobei jeder Gewindetrieb (4,5,6,7) eine
Gewindespindel (8), eine Spindelmutter (9) und einen Elektromotor (10) umfasst, wobei
die Gewindespindel (8)
a) drehfest mit dem Pressentisch (2) verbunden ist,
b) in einem oberen Bereich einen Gewindeteil (11) aufweist, der mit der im Pressenbär
(3) drehbar gelagerten und durch den Elektromotor (10) getriebenen Spindelmutter (9)
in Eingriff steht, wobei der Elektromotor (10) als Hohlwellenmotor ausgeführt ist
und koaxial zu Spindelmutter (9) und Gewindespindel (8) angeordnet ist,
c) und in einem unteren Bereich eine Führungsfläche (12) zur Führung des Pressenbärs
(3) aufweist.
2. Spindelpresse (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Spindelpresse (1) vier Gewindetriebe (4,5,6,7) umfasst, die jeweils in den Ecken
des Pressentischs (2) angeordnet sind.
3. Spindelpresse (1) nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Führungsfläche (12) der Gewindespindel (8) durch einen glatten Zylinder gebildet
wird, dessen Achse konzentrisch zur Achse des Gewindeteils (11) verläuft.
4. Spindelpresse (1) nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Pressenbär (3) auf der Unterseite pro Gewindetrieb (4,5,6,7) jeweils eine Führungsbuchse
(14) umfasst.
5. Spindelpresse (1) nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Lagerung der Spindelmutter (9) ein oberes Hauptlager (16) zur Aufnahme der auftretenden
Kräfte während des Pressvorgangs sowie ein unteres Gegenlager (17) zur Aufnahme der
Gewichtskraft des Pressenbärs (3) umfasst, wobei das Gegenlager (17) durch Federn
(18) vorgespannt ist.
6. Spindelpresse (1) nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Kopplung zwischen Elektromotor (10) und Spindelmutter (9) durch eine Zahnkupplung
(21) bewerkstelligt ist, welche eine Relativbewegung zwischen Elektromotor (10) und
Spindelmutter (9) in axialer Richtung erlaubt.
7. Spindelpresse (1) nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Gewindetriebe (4,5,6,7) ein Ölschmiersystem mit Ölkühlung aufweisen.