[0001] Eine moderne Turbomaschine, beispielsweise eine Gasturbine, hat eine hohe Leistungsdichte.
Dadurch sind die einzelnen Bauteile der Gasturbine hinsichtlich Festigkeit und aerodynamischer
Funktion ausgereizt. Insbesondere der Verdichter der Gasturbine ist aerodynamisch
hoch belastet, so das die Strömung durch den Verdichter empfindlich gegenüber stationären
und instationären Störungen ist, die beispielsweise durch eine Ungleichförmigkeit
der Zuströmung im Geschwindigkeitsfeld und/oder Temperaturfeld hervorgerufen werden
können. Derartige Störungen können zu einer Absenkung des Pumpgrenzabstands führen,
so dass der Betrieb des Verdichters instabil werden kann. Abhilfe schafft hier den
Verdichter auf einer Arbeitslinie mit großem Pumpgrenzabstand zu betrieben. Den ausreichenden
Pumpgrenzabstand für mögliche Betriebsszenarien vorzuhalten würde die aerodynamische
Belastung des Verdichters verringern, mit der allerdings eine Erniedrigung des Wirkungsgrads
des Verdichters einhergeht.
[0002] Der Verdichter in Axialbauweise weist Reihen von Laufschaufeln und Leitschaufeln
auf. Mit den Laufschaufeln wird die Strömung durch den Verdichter mit Energie beaufschlagt.
Mit den Leitschaufeln wird die Zuströmung der Laufschaufeln definiert, woraus sich
die aerodynamische Wirkung der Laufschaufeln ergibt. So kann beispielsweise durch
eine Variation des Anstellwinkels der Leitschaufeln der Pumpgrenzabstand beeinflusst
werden. Bei der Variation des Anstellwinkels der Leitschaufeln ist deren Schaufelblatt
entsprechend zu verschwenken, was mit einer bekannten Leitschaufelverstelleinrichtung
bewerkstelligt werden kann.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es eine Leitschaufelverstelleinrichtung und eine Turbomaschine
mit der Leitschaufelverstelleinrichtung zu schaffen, wobei der Anstellwinkel der Leitschaufeln
sicher einstellbar ist, wobei die Leitschaufelverstelleinrichtung einfach und platzsparend
in der Konstruktion ist.
[0004] Die erfindungsgemäße Leitschaufelverstelleinrichtung für eine Turbomaschine, die
ein Gehäuse und einen Leitschaufelkranz bildende Leitschaufeln aufweist, die in dem
Gehäuse von außerhalb zugänglich um ihre Längsachse verschwenkbar gelagert sind, die
im wesentlichen radial zur Drehachse der Turbomaschine verläuft, weist einen Verstellring,
der das Gehäuse konzentrisch umgreift und um sein Zentrum verdrehbar an dem Gehäuse
abgestützt ist, ein Verstellringgetriebe und für jede Leitschaufel vorgesehen eine
Verschwenkhebeleinrichtung auf, die außerhalb des Gehäuses an der ihr zugeordneten
Leitschaufel angreift und an dem Verstellring festgelegt ist, der ein in seine Umfangsrichtung
sich erstreckendes Verzahnungssegment aufweist, in das das Verstellringgetriebe eingreift,
so dass von dem Verstellringgetriebe der Verstellring in eine vorbestimmte Drehposition
bringbar und in dieser haltbar ist, wodurch der Anstellwinkel der Leitschaufeln einstellbar
ist. Die erfindungsgemäße Turbomaschine weist die Leitschaufelverstelleinrichtung
auf.
[0005] Dadurch, dass das Verstellringgetriebe in das Verzahnungssegment eingreift, sind
der Verstellring und das Verstellringgetriebe in Umfangsrichtung formschlüssig miteinander
gekoppelt. Somit ist der Verstellring von dem Verstellringgetriebe in Umfangsrichtung
verriegelt, so dass die Drehposition des Verstellrings von dem Verstellringgetriebe
festgelegt ist. Greift eine Umfangskraft an dem Verstellring an, beispielsweise hervorgerufen
von Gaskräften, die beim Betrieb der Turbomaschine auf die Leitschaufeln wirken und
von der Verstellhebeleinrichtung auf den Verstellring übertragen werden, so hält das
Verstellringgetriebe den Verstellring in der vorliegenden Umfangsposition fest. Wird
hingegen das Verstellringgetriebe zum Verstellen der Drehposition des Verstellrings
angetrieben, so wird der Verstellring von Verstellringgetriebe angetrieben. Somit
ist der Verstellring nur via das Verstellringgetriebe und das Verzahnungssegment verdrehbar,
wenn das Verstellringgetriebe entsprechend angetrieben wird. Dadurch hat das Verstellringgetriebe
einerseits die Funktion eines Verstellantriebs und anderseits die Funktion einer Umfangsverriegelung
für den Verstellring. Als Folge hiervon braucht bei der erfindungsgemäßen Leitschaufelverstelleinrichtung
beispielsweise ein Hydraulikantrieb mit einer Schubstange nicht vorgesehen zu werden,
wie es gemäß einer herkömmlichen Leitschaufelverstelleinrichtung notwendig wäre. Dadurch
ist die erfindungsgemäße Leitschaufeleinrichtung einfach im Aufbau und platzsparend
in der Konstruktion.
[0006] Das Verstellringgetriebe weist bevorzugt ein Schneckenrad auf, das von einem Motor
drehantreibbar ist. Ferner ist es bevorzugt, dass das Verzahnungssegment und das Schneckenrad
derart ausgelegt sind, dass der Verstellring von dem Schneckenrad an dem Verzahnungssegment
durch Selbsthemmung in seiner Umfangsrichtung festgehalten ist. Dadurch ist der Verstellring
von dem Schneckenrad, das mit dem Verzahnungssegment in Eingriff steht, in Umfangsrichtung
verriegelt, sowohl wenn das Schneckenrad drehangetrieben zum Drehverstellen des Verstellrings
ist als auch wenn das Schneckenrad im Stillstand ist. Ferner braucht das Schneckenrad
in seine Umfangsrichtung nicht festgehalten zu werden, da es aufgrund der Selbsthemmung
von dem Verstellring nicht in Drehung gebracht werden kann.
[0007] Das Verzahnungssegment weist bevorzugt eine gerade Stirnverzahnung am Außenumfangsrand
des Verstellrings auf. Dadurch kann vorteilhaft das Schneckenrad am Außenumfangsrand
in das Verzahnungssegment eingreifen. Bevorzugt ist der Verstellring an seinem Innenrand
an dem Gehäuse radial nach außen umfangsbeweglich abgestützt. Wenn das Schneckenrad
am Außenumfang in das Verzahnungssegment eingreift, kann es in Position durch eine
radial nach innen wirkende Andrückkraft gehalten werden. Dadurch, dass der Verstellring
radial nach außen an seinem Innenrand abgestützt ist, kann diese Andrückkraft vorteilhaft
von dem Gehäuse aufgenommen werden.
[0008] Die Größe des von dem Verzahnungssegment aufgespannten Winkels entspricht bevorzugt
dem maximalen Anstellwinkelverstellbereich der Leitschaufelverstellung. Dadurch ist
vorteilhaft die Länge des Verzahnungssegments auf den maximalen Anstellwinkelverstellbereich
der Leitschaufelverstelleinrichtung abgestimmt, wodurch eine unnötige Schwächung des
Verstellrings durch ein zu großes Verzahnungssegment vermieden ist.
[0009] Der Motor ist bevorzugt ein Elektromotor, wobei bevorzugt das Schneckenrad direkt
von dem Elektromotor angetrieben ist. Ferner ist bevorzugt der Elektromotor an dem
Gehäuse abgestützt. Dadurch ist die Leitschaufelverstelleinrichtung einfach und kompakt
ausgeführt. Weiter vorzugsweise können an einem Verstellring auch mehrere Verzahnungssegmente,
in welche Schneckenräder mehrerer Verstellringgetriebe eingreifen, vorgesehen sein,
wobei dann die Verstellringgetriebe von jeweiligen Antrieben synchron betätigt werden.
[0010] Im Folgenden wird eine bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Leitschaufelverstelleinrichtung
anhand der beigefügten schematischen Zeichnungen erläutert. Es zeigt:
FIG 1 einen Ausschnitt eines schematischen Querschnitts einer erfindungsgemäßen Ausführungsform
der Leitschaufelverstelleinrichtung,
FIG 2 einen Ausschnitt eines schematischen Querschnitts einer herkömmlichen Leitschaufelverstelleinrichtung
und
FIG 3 einen Ausschnitt einer Seitenansicht der Leitschaufelverstelleinrichtung aus
FIG 2.
[0011] In FIG 1 bis 3 sind Leitschaufelverstelleinrichtungen 1 gezeigt, die an einem Turboverdichtergehäuse
2 eines Turboverdichters angebaut sind. In dem Turboverdichtergehäuse 2 ist ein Leitschaufelkranz
3 eingebaut, der von einer Mehrzahl an Leitschaufeln 4 gebildet ist, die über den
Umfang des Turboverdichtergehäuses 2 gleichmäßig verteilt angeordnet sind. Die Leitschaufeln
4 weisen ein Schaufelblatt, das an einem Schaufelfuß befestigt ist, auf. Mit dem Schaufelblatt
ist die Leitschaufel 4 aerodynamisch wirksam, so dass auf das Schaufelblatt beim Betrieb
des Turboverdichters Gaskräfte wirken.
[0012] Der Schaufelfuß der Leitschaufel 4 weist einen Schaufelfußzapfen 5 auf, dessen Längsachse
sich in Radialrichtung des Turboverdichtergehäuses 2 erstreckt. Der Schaufelfußzapfen
5 ist in ein in dem Turboverdichtergehäuse 2 vorgesehenes Durchgangsloch eingesetzt,
wodurch die Leitschaufel 4 um ihre Längsachse verdrehbar ist. Die Leitschaufel 4 ist
somit in dem Turboverdichtergehäuse 2 so drehbar gelagert, dass durch Verdrehen der
Leitschaufel 4 an dem Schaufelfußzapfen 5 der Anstellwinkel des Schaufelblatts einstellbar
ist. Das Verdrehen aller den Leitschaufelkranz 3 bildenden Leitschaufeln 4 wird mit
der Leitschaufelverstelleinrichtung 1 bewerkstelligt.
[0013] Die Leitschaufelverstelleinrichtung 1 weist einen Verstellring 6 auf, der sich um
das Turboverdichtergehäuse 2 konzentrisch erstreckt und auf Höhe des Leitschaufelkranzes
3 angeordnet ist. An dem Turboverdichtergehäuse 2 ist ein Stützring 7 vorgesehen,
an dem über den Umfang des Turboverdichtergehäuses 2 gleichmäßig verteilt Rollenlager
8 angebaut sind. Die Rollenlager 8 weisen jeweils einen radial außen liegenden Rollenkörper
auf, an dem der Verstellring 6 mit seiner Innenrollfläche 9 abgestützt ist. Dadurch
ist der Verstellring 6 in Radialrichtung von den Rollenkörpern 8 festgelegt und in
Umfangsrichtung beweglich gelagert. Die Leitschaufelverstelleinrichtung 1 weist ferner
für jede Leitschaufel 4 eine Klinke 10 auf, die langgestreckt ausgebildet ist. Die
Klinke 10 ist mit ihrem einen Längsende außerhalb des Turboverdichtergehäuses 2 stirnseitig
an dem Schaufelfußzapfen 5 befestigt. Mit dem einen Längsende abgewandten, anderen
Längsende zeigt die Klinke 10 entlang der Längsrichtung des Turboverdichtergehäuses
2 in Richtung zu dem Verstellring 6. An dem anderen Längsende ist ein Hebel 11 mit
seinem einen Längsende verschwenkbar angebracht, wobei der Hebel 11 mit seinem anderen
Längsende an dem Verstellring 6 ebenfalls verschwenkbar festgelegt ist. Der Hebel
11 ist in Umfangsrichtung des Turboverdichtergehäuses 2 geneigt angeordnet, so dass,
wenn der Verstellring 6 gedreht wird, auf die Klinke 10 via den Hebel 11 eine Schubkraft
oder eine Zugkraft übertragbar ist, je nach dem in welche Richtung der Verstellring
6 gedreht wird. Die Schubkraft oder die Zugkraft wird von der Klinke 10 auf den Schaufelfußzapfen
5 als ein Drehmoment übertragen, so dass die Leitschaufel 4 entsprechend verdreht
wird.
[0014] In FIG 2 und 3 ist eine herkömmliche Leitschaufelverstelleinrichtung 1 gezeigt. Die
herkömmliche Leitschaufelverstelleinrichtung 1 weist an dem Verstellring 6 ein Verstellringauge
101 auf, das an dem Außenrand des Verstellrings 6 radial vorsteht. An dem Verstellringauge
101 verschwenkbar angebracht ist eine Schubstange 102, die in Umfangsrichtung des
Verstellrings 6 sich erstreckt. Ferner weist die herkömmliche Leitschaufelverstelleinrichtung
1 ein Hydraulikantrieb 103 auf, der an einer den Turboverdichter abstützenden Verdichterstütze
104 abgestützt ist und mit dem die Schubstange 102 längsverschiebar ist. Die Schubstange
102 ist mit dem Hydraulikantrieb 103 via eine Gelenkgabel 105 und einen Gelenkkopf
106 gekuppelt. Durch Längsverschieben der Schubstange 102 kann der Verstellring 6
in Umfangsrichtung verdreht werden.
[0015] In FIG 1 ist eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Leitschaufelverstelleinrichtung
1 gezeigt. Die Ausführungsform weist an dem Außenrand 12 des Verstellrings 6 eine
Außenverzahnung 13 auf, die als eine Stirnverzahnung ausgebildet ist. In die Außenverzahnung
13 eingreifend ist ein von einem Elektromotor (nicht gezeigt) direkt angetriebenes
Schneckenrad (nicht gezeigt) angeordnet. Der Elektromotor ist an dem Turboverdichtergehäuse
2 angebaut. Die Außenverzahnung 13 und das Schneckenrad sind derart ausgelegt, dass
der Verstellring 6 von dem Schneckenrad an der Außenverzahnung 13 durch Selbsthemmung
in seiner Umfangsrichtung festgehalten ist. Die Außenverzahnung 13 erstreckt sich
in Umfangsrichtung des Verstellrings 6 und spannt somit einen Winkel auf. Die Größe
des von der Außenverzahnung 13 aufgespannten Winkels entspricht dem gewünschten maximalen
Anstellwinkelverstellbereich des Schaufelblattes.
1. Leitschaufelverstelleinrichtung (1) für eine Turbomaschine, die ein Gehäuse (2) und
einen Leitschaufelkranz bildende Leitschaufeln (4) aufweist, die in dem Gehäuse (2)
von außerhalb zugänglich um ihre Längsachse verschwenkbar gelagert sind, die im wesentlichen
radial zur Drehachse der Turbomaschine verläuft,
wobei die Leitschaufelverstelleinrichtung (1)
• einen Verstellring (6), der das Gehäuse (2) konzentrisch umgreifet und um sein Zentrum
verdrehbar an dem Gehäuse (2) abgestützt ist,
• ein Verstellringgetriebe und
• für jede vorgesehene Leitschaufel (4) eine Verschwenkhebeleinrichtung (10, 11)
aufweist,
wobei die Verschwenkhebeleinrichtung (10, 11) außerhalb des Gehäuses (2) an der ihr
zugeordneten Leitschaufel (4) angreift und an dem Verstellring (6) festgelegt ist,
welcher ein in seine Umfangsrichtung sich erstreckendes Verzahnungssegment (13) aufweist,
in das das Verstellringgetriebe eingreift, so dass von dem Verstellringgetriebe der
Verstellring (6) in eine vorbestimmte Position bringbar und in dieser haltbar ist,
wodurch der Anstellwinkel der Leitschaufeln (4) einstellbar ist.
2. Leitschaufelverstelleinrichtung (1) gemäß Anspruch 1,
wobei das Verstellringgetriebe ein Schneckenrad aufweist, das von einem Motor drehantreibbar
ist.
3. Leitschaufelverstelleinrichtung (1) gemäß Anspruch 2,
wobei das Verzahnungssegment (13) und das Schneckenrad derart ausgelegt sind, dass
der Verstellring (6) von dem Schneckenrad an dem Verzahnungssegment (13) durch Selbsthemmung
in seiner Umfangsrichtung festgehalten ist.
4. Leitschaufelverstelleinrichtung (1) gemäß Anspruch 1, 2 oder 3,
wobei das Verzahnungssegment (13) eine gerade Stirnverzahnung am Außenumfangsrand
(12) des Verstellrings (6) aufweist.
5. Leitschaufelverstelleinrichtung (1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4,
wobei der Verstellring (6) an seinem Innenrand (9) an dem Gehäuse (2) radial nach
außen umfangsbeweglich abgestützt ist.
6. Leitschaufelverstelleinrichtung (1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5,
wobei die Größe des von dem Verzahnungssegment (13) aufgespannten Winkels dem maximalen
Anstellwinkelverstellbereich der Leitschaufelverstellung entspricht.
7. Leitschaufelverstelleinrichtung (1) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6,
wobei der Motor ein Elektromotor ist.
8. Leitschaufelverstelleinrichtung (1) gemäß Anspruch 7,
wobei das Schneckenrad direkt von dem Elektromotor angetrieben ist.
9. Leitschaufelverstelleinrichtung (1) gemäß Anspruch 8,
wobei der Elektromotor an dem Gehäuse (2) abgestützt ist.
10. Turbomaschine mit einer Leitschaufelverstelleinrichtung (1) gemäß einem der Ansprüche
1 bis 9.