[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Anlage zur Herstellung von
Faser-, MDF, HDF, Holzwerkstoff- oder Kunststoffplatten aus Fasern oder faserähnlichem
Material nach dem Oberbegriff des Anspruches 1. Die Erfindung betrifft weiter eine
Anlage nach dem Oberbegriff des Anspruches 8.
[0002] Die Herstellung von Werkstoffplatten aus mitteldichten Fasern oder ähnlichen Materialien
sind mittlerweile automatisierte Prozesse und werden bereits in vielen Ländern seit
Jahren angewandt. Wie bekannt findet die Verpressung von aufbereiteten Spänen oder
Fasern entweder taktgebunden oder kontinuierlich statt. Dabei spielt neben den vielen
Anlagenteilen vor und nach der Presse die Herstellung einer Streugutmatte mittels
Streumaschinen eine herausragende Rolle, ist doch die Qualität der erstellten Streugutmatte
neben der Qualität der Rohstoffe ein wichtiger Faktor. Bei der großindustriellen Herstellung
von Holzwerkstoffplatten kommen kontinuierlich arbeitende Pressen, aber zum Teil noch
Ein- oder Mehretagenpressen, zum Einsatz. Der Drang zur Herstellung von kostengünstigen
Werkstoffplatten aus natürlichen Rohstoffen und künstlich hergestelltem Bindemittel
zwingt die Produzenten immer mehr effizientere Verfahren zu entwickeln. Besondere
Schwerpunkte sind dabei Energiekosten, Rohstoff- und Bindemitteleinsparung bei gleich
bleibender Qualität und ein technisch optimierter Anlagenbau mit geringen Ausfallzeiten
und niedrigem Verschleiß. Grundsätzlich versteht man unter Bindemittel eine so genannte
Klebstoffflotte, die in ihrer Hauptkomponente aus einem Klebstoff besteht. Je nach
Bedarf werden zusätzlich Emulsion, Härter, Formaldehydfänger, Farbstoffe, Insektenschutz
und Pilzschutzmittel und andere Additive beigegeben. Es ist auch üblich den Klebstoff
ohne Zusätze zu verwenden. Als Bindemittel kommen ohne Anspruch auf Vollständigkeit
in Frage: Isocyanate (Mdl), Melaminharnstoffformaldehyd (MUF), Harnstoffformaldehyd
(UF), MUPF oder PF.
[0003] Die Späne werden normalerweise bereits als Späne angeliefert oder vor Ort hergestellt
und vor oder nach einer Trocknung der Beleimung zugeführt. Fasern werden durch Zerfaservorrichtung
vor Ort hergestellt und nach der Zerfaserung zwischen zwei Mahlscheiben durch ein
Transportrohr (englisch: Blow Line) zu einem Trockner gefördert. Bei einem Aufschluss
der Fasern mittels eines Dampfkochers wird der überschüssige Dampf dazu genutzt die
Fasern durch das Transportrohr zu treiben. Je nach Anlagengröße und -aufbau kann das
Transportrohr eine Länge von bis zu 100m aufweisen. Während des Transports, der vorzugsweise
mit Überschallgeschwindigkeit in einem relativ kleinen Rohr geringen Innendurchmessers
durchgeführt wird, werden die Fasern beleimt und anschließend in einen Trockner gefördert.
Bei dieser Hochdruckbeleimung entstehen große Herausforderungen in einem Transportrohr,
da die Strömung höchst turbulent, mit einer Reynoldszahl von 7 x 10
5 bis 3 x 10
6, auftritt. Dabei bewegt sich die Geschwindigkeit der Fasern in einem Bereich von
mindestens 50 m/s bis zu einer Geschwindigkeit von 474 m/s. Anschließend werden die
Späne oder die Fasern meist getrocknet, in Bunkern gelagert und dosiert auf eine Unterlage
gestreut und mittels Pressen zu Werkstoffplatten verpresst.
[0004] Das notwendige Bindemittel zur Beleimung wurde bisher mit Düsen in das Transportrohr
eingebracht, die das Bindemittel derart auflösen, dass es vorzugsweise mit einer Größe
im mehrstelligen Mikronbereich eingedüst wird. Mit so genannten atomisierenden (Druck-)Sprühdüsen
ist es möglich das Bindemittel auf eine ungefähre Größe von 100 bis 40 Mikron aufzuspalten.
Dafür ist es aber notwendig mit Hochdruckdüsen zu arbeiten, die das Bindemittel am
Düsenkopf durch die Entspannung in einen anderen Druckbereich auflösen. Neueste Forschungen
und Entwicklungen haben neue Wege an Eindüsungsmöglichkeiten aufgezeigt, wobei entweder
das Bindemittel beim Austritt oder bereits innerhalb der Düse mittels Dampf in Kleinstpartikel
aufgelöst wird. Dabei ist es möglich die oben genannten 40 Mikron Tröpfchengröße des
Bindemittels nochmals um bis zu 20 Mikron zu unterschreiten. Für eine optimale Verteilung
des Bindemittels in einer turbulenten Hochgeschwindigkeitsströmung von Fasern ist
die kleinste Auflösung des Bindemittels dringend zu bevorzugen.
[0005] Bei der Faserplattenherstellung wird während oder nach der Beleimung das Fasermaterial
in einen Trockner, in vorliegender bevorzugter Ausführungsform ein Rohrtrockner, überführt
und getrocknet. Zur Trennung der Trocknerluft vom getrockneten Fasermaterial wird
in der Regel ein Zyklon verwendet, wobei die verschmutzte Trocknerluft als Abgase
je nach Notwendigkeit oder umwelttechnischen Auflagen in einem Vorfilter gereinigt
und anschließend meist verbrannt werden. Das dabei verwendete Verfahren ist allgemein
bekannt und wird in Vorrichtungen namentlich "RTO = Regenerative Thermal Oxidizer"
umgesetzt. Das getrocknete Fasermaterial wird nach dem Zyklon in Bunkern gelagert
und je nach Bedarf in eine Streustation ausgetragen, welche das Fasermaterial zu einer
Streugutmatte auf einem kontinuierlich bewegtem Formband formt und in Richtung einer
Presse transportiert. Meist wird nach einer Vorpressung bzw. Vorbehandlung der Streugutmatte
diese in eine kontinuierlich arbeitende Presse übergeben und mittels Druck und Wärme
zu einer Werkstoffplatte verpresst. Nach der Verpressung erfolgen das Planschleifen
der Oberflächen und die Konfektionierung in vorgegebene Größen mit nachfolgender Abstapelung.
[0006] Betreiber von Faserherstellungsanlagen sind heutzutage für kleine Aufträge dankbar,
um sicherzustellen, dass die Produktion in einem 24/7-Rhythmus ausgelastet ist. Dementsprechend
ist es nicht mehr üblich über mehrere Stunden oder sogar Tage die gleiche Produktart
zu fahren, sondern es werden mehrmals täglich die Produktionsdicke und/oder die Produktionsdichte
der herzustellenden Werkstoffplatten geändert. Das bedeutet, dass regelmäßig die Durchsatzmengen
an Fasern im Transportrohr an die benötigte Menge beleimten Materials angepasst werden.
[0007] Bis vor dem Zeitpunkt der Rohstoffkrise war es dabei unerheblich, ob die Beleimung
in einem Transportrohr effektiv und Rohstoff sparend durchgeführt worden ist, besonders
bei seltenen Kleinmargen. Wie beschrieben hat sich dieser Umstand signifikant geändert
und Anlagenbetreiber wünschen für alle Arten an Durchsatzmengen eine optimale und
vor allem eine sparsame Beleimung. Bisher wurde die Optimierung der Beleimung auch
durch den Druck des eindüsenden Bindemittels gesteuert, viel Materialdurchsatz entspricht
dabei hohem Druck und geringem Materialdurchsatz eher niedrigerem Druck. Dies hängt
auch damit zusammen, dass der Sprühkegel des Bindemittels am Innendurchmesser gegenüberliegend
berührt und das Bindemittel dort anbäckt und zu Leimklumpen koaguliert. Diese Lösungen
haben sich aber als sehr verschleißreich für die Düsen erwiesen und führen auch nicht
zu optimalen Ergebnissen, besonders bei wechselnden Materialdurchsatzmengen. Weitere
Lösungen zur Bindemitteleinsparung bzw. einer optimierten Aufbringung des Bindemittels
an die bewegten Fasern in einem Transportrohr finden sich beispielsweise in:
DE 16 32 450 A1; mit einer Vorrichtung zum kontinuierlichen Mischen relativ kleiner Mengen einer
feinteiligen Komponente mit einem durch einen Luftstrom bewegten Trägerstoff. In dieser
Veröffentlichung wird kein Dampf im Transportrohr verwendet und ist eher nur für sehr
kleine Durchsatzmengen geeignet. Die hier vorgeschlagene Lösung besteht darin, das
Transportrohr in Teilen flexibel auszugestalten und ggf. mit Schlagmitteln zu bearbeiten,
damit sich keine Anbackungen bilden. Auch wird eine Rotation des Transportrohres oder
das permanente Aufteilen des Transportrohres auf mehrere Transportrohre gleichzeitig
vorgeschlagen. Wobei hier nur statische Lösungen zur Anwendung kommen und eine Anpassung
an die Durchsatzmenge nicht vorgesehen ist.
DE 195 06 353 A1 zeigt ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Benetzen mit einem Fluid, die über eine
gezielte Querschnittsveränderung des Transportrohrs im Bereich der Eindüsung versucht
das Beleimergebnis zu verbessern. Hierbei wird bevorzugt vor den Düsen ein reduzierter
Durchmesser des Transportrohrs angewendet um die Turbulenz in der Vermischungszone
zu erhöhen. Die Anpassung an verschiedene Durchsatzmengen wird dabei über die Düsenkonstruktion
ermöglicht, hat sich aber in der Praxis nicht optimal bewährt.
Die Forschung und Lehre in den Folgejahren bis heute hat gezeigt, dass die Transportrohre
in ihrer Ausgestaltung statisch ausgelegt werden und aufgrund von Berechnungen auf
einen Durchschnittsfall ausgelegt werden. Meist werden andere Durchsatzmengen nicht
wesentlich in Betracht gezogen oder es wird versucht über andere Mittel und Wege diese
zu kompensieren.
DE 102 26 820 B3 beschreibt ein Transportrohr mit mehreren Windungen, wobei durch die Umlenkung des
Faserstroms dieser an einer Seite des Transportrohrs anliegt und von der entgegengesetzten
Seite aus besprüht wird.
DE 100 59 881 A1 zeigt eine Anlage zur Faseraufbereitung, in der die Beleimzone ein Doppelrohr aufweist,
wobei das innere gelochte Rohr außenseitig mit Druckluft beaufschlagt wird um ein
Verkleben der Fasern an der Innenrohrwandung zu verhindern.
DE 102 47 412 A1 zeigt ebenfalls eine Querschnittveränderung vor der Beleimung, wobei zusätzlich durch
ein Aufteilungsblech die Fasern in Richtung der Beleimdüsen positioniert werden, bevor
sie in einem Fallschacht nach unten fallen.
[0008] Aus der Praxis ist es bekannt, geringere Durchsatzmengen an Material in einem Transportrohr
mit höherem Dampfeintrag zu kompensieren. Dazu werden an geeigneten Stellen des Transportrohrs
Zusatzdampfleitungen angebracht, die bei geringen Durchsatzmengen mit zusätzlichem
Dampf beaufschlagt werden. Über den Zerfaserer bzw. dem Dampfkocher selbst ist eine
Erhöhung der Dampfmenge nur begrenzt möglich, da sich ein erhöhter Abzug an Dampf
wieder auf die Kochzeit und auf den Druck im Dampfkocher auswirkt. Auch sind diese
Möglichkeiten in heutigen Zeiten nicht mehr ökonomisch durchführbar, da die Energiekosten
pro Zeiteinheit nicht rentabel sind und entsprechende Umweltunverträglichkeiten einhergehen.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde ein Verfahren zum Betreiben einer Anlage
und eine Anlage zu schaffen, mit der eine optimale Beleimung der Fasern bei unterschiedlichen
Durchsatzmengen pro Zeiteinheit erreichbar ist und gleichzeitig die Beleimung der
Fasern mit Bindemittel hohen Ansprüchen genügt. Dabei soll weiter Verfahren und eine
Anlage geschaffen werden, durch die eine Anpassung während Produktionspausen während
des Betriebes möglich sein sollen.
[0009] Die Lösung für das Verfahren zum Betreiben einer Anlage besteht darin, dass zur Anpassung
an unterschiedlichen Durchsatzmengen der Fasern oder zu Wartungszwecken zumindest
ein Teil der Transportstrecke in seinen Eigenschaften verändert wird, wobei die Veränderung
derart vorgenommen wird, dass mittels zumindest einer Weiche zwischen zumindest zwei
Transportrohren umgeschaltet wird und/oder zumindest ein Teil des Transportrohres
mit zumindest einem zweiten Transportrohr ausgetauscht wird.
[0010] Die Lösung für eine Anlage besteht nach der Erfindung darin, dass zur Änderung der
Eigenschaften der Transportstrecke zumindest ein Teil der Transportstrecke aus zumindest
zwei Transportrohren besteht, wobei zur abwechselnden Ansteuerung dieser Transportrohre
zumindest eine Weiche (4) und/oder zumindest ein Flansch in der Transportstrecke angeordnet
ist.
[0011] Hinsichtlich der Begrifflichkeit versteht die Erfindung unter Eigenschaften des Transportrohrs
die Ausführungsart eines Transportrohres, das hinsichtlich seines Innendurchmessers
nicht immer konstant ausgeführt sein muss. Aus den Beispielen des Standes der Technik
sind eine Vielzahl an geometrischen Variationen für den Innendurchmesser eines derartigen
Transportrohres bekannt. Die Lehre der Erfindung sagt aus, dass im Falle einer Wartung
und/oder bei einer Produktionsumstellung das Transportrohr mit seinen Eigenschaften
an die jeweilige Produktion angepasst werden kann. Dazu sind die im Weiteren beschriebenen
Möglichkeiten denkbar. Die Anlage für sich ist alleine betreibbar und weist für sich
vorteilhafte Merkmale aus, ist aber natürlich auch im Besonderen für die Durchführung
des Verfahrens geeignet. Der Begriff Transportstrecke steht dabei für das Transportieren
von Fasern in einer Anlage zur Herstellung von Faserplatten, wobei vorzugsweise von
einem Defibrator (Dampfkocher) oder einem Zerfaserer der Transport begonnen wird und
vorzugsweise in einen Rohrtrockner eingeleitet wird. Vorzugsweise werden die Fasern
oder das faserähnliche Material in der Transportstrecke beleimt.
[0012] In vorteilhafter Weise löst die Erfindung ein schwieriges Problem für den Anlagenbetreiber.
Denn durch die Erfindung sind Anlagenbetreiber nun in der Lage problemlos Kleinaufträge
oder auch grenzwertige Aufträge anzunehmen, die mit ihren Anforderungen am Rande der
Zulässigkeit der Produktionsanlage arbeiten und somit einen höheren Verbrauch an Rohstoffen
herausfordern. Durch die einfache und kostengünstige Lösung, die sich auch ohne weiteres
als Nachrüstlösung auf dem Markt anbieten lässt, wird eine herkömmliche Anlage zumindest
um einen Teil oder um ein ganzes Transportrohr, im Ausführungsbeispiel vom Zerfaserer
bis zum Rohrtrockner, erweitert. Damit ist es möglich, angepasst an die Durchsatzmenge
an Fasern pro Zeiteinheit, jeweils das für diese Durchsatzmenge am besten geeignete
Transportrohr auszuwählen und in die Produktionsanlage zu integrieren. Durch Versuche,
Berechnungen oder Modelle erfährt der Betreiber, welcher Rohrinnendurchmesser bzw.
die Geometrie des Transportrohrs am besten für die gerade anstehenden Zwecke geeignet
ist und wird diesen ggf. sogar automatisiert auswählen. Primär werden hierzu Berechnungen
in Zusammenhang mit dem Dampfverbrauch des Zerfaserers (Refiner) und dem Faserdurchsatz
in Verbindung mit dem Innendurchmesser durchgeführt. Dieser Produktionsteil kann natürlich
auch ständig mit Messvorrichtungen (Geschwindigkeitsmesser im Transportrohr, Leimverbrauch
der Bindemitteldüsen, etc.) überwacht werden und bei anhaltenden schlechten Messergebnissen
kann der Betreiber oder der Maschinenführer automatisch darauf hingewiesen werden,
dass ein Wechsel zwischen den Transportrohren sinnvoll oder notwendig erscheint.
Im Bereich der Wartung ist es von Vorteil, die Teile des Transportrohres auswechselbar
anzuordnen, die regelmäßig verunreinigen (könnten) und entsprechend gereinigt werden
müssen. Auch ist eine Besichtigung eines mehrere Meter langen Rohres auf Verschleiß
oder Anbackungen im Innenbereich nicht innerhalb weniger Minuten durchführbar, sondern
benötigt Personal und Equipment. Die Umstellung zwischen den Transportrohren kann
manuell, durch den Austausch der Anschlüsse zweier feststehender langer Transportrohre
(bis zu 100 m) durchgeführt werden, oder es wird ein Teil des Transportrohres ersetzt
und mit geeigneten dichtbaren Flanschen gekuppelt. In aufwendigeren Ausführungsformen
kann die Umschaltung mittels Weichen, vorzugsweise auch während der Produktion, durchgeführt
werden.
[0013] Es ist hierbei zu beachten, dass die Umschaltung zwischen zwei Transportrohren, oder
Teilen davon, im Vordergrund steht, wobei die Transportrohre, die ausgetauscht werden,
entsprechend dem Anwendungszweck auch über ihre Länge unterschiedliche Innen- und/oder
Außengeometrien aufweisen dürfen, um die Beleimung zu optimieren. Es ist auch die
Anwendung gleicher Transportrohre denkbar, sofern an bestimmten Anlagenpunkten ein
erhöhter Verschleiß oder Anbackungen auftreten, die regelmäßig geprüft, überwacht
und/oder gereinigt werden müssen
[0014] Weitere vorteilhafte Maßnahmen und Ausgestaltungen des Gegenstandes der Erfindung
gehen aus den Unteransprüchen und der folgenden Beschreibung mit der Zeichnung hervor.
[0015] Es zeigen:
- Figur 1
- Eine Übersicht einer stark vereinfachten Plattenherstellungsanlage,
- Figur 2
- einen schematischen Schnitt durch die erfindungsgemäße Anordnung zweier mittels zweier
Weichen umschaltbarer Transportrohre mit unterschiedlichem Innendurchmesser,
- Figur 3
- eine Anordnung nach Figur 2 mit nur einer Weiche und zwei direkten Zugängen der unterschiedlichen
Transportrohre in den Rohrtrockner,
- Figur 4
- einen schematischen Schnitt durch die erfindungsgemäße Anordnung zweier mittels Flansche
austauschbarer Transportrohre mit unterschiedlichem Innendurchmesser,
- Figur 5
- ein weiteres Ausführungsbeispiel mit einem Zerfaserer, der zumindest zwei unterschiedlich
steuerbare Ausgänge in zwei unterschiedliche Transportrohre aufweist und
- Figur 6
- ein weiteres Ausführungsbeispiel nach Figur 4 mit einer Anordnung der Beleimdüsen
außerhalb des austauschbaren Bereichs des Transportrohres.
[0016] Nach Figur 1 beginnt das beispielhafte und vereinfacht dargestellte Herstellungsverfahren
mit einem Defibrator 1, auch Zerfaserer genannt, der durch thermomechanische Zerfaserung
von Holz, Holzabfällen oder ähnlichem Ausgangsmaterial mittels Überdruck und Dampfeinwirkung
Faserstoff bzw. Fasern 20 herstellt. Diese Fasern 20 werden über eine Transportstrecke
22 einem Transportrohr 2, (Fachbegriff in der Industrie bzw. für den Fachmann: "Blow-Line"),
übergeben und während des Transports mit einer oder mehreren Beleimdüsen (in Figur
1 nicht dargestellt) beleimt. Anschließend werden die Fasern 20 mit höherer Geschwindigkeit
als die vorherrschende Luftgeschwindigkeit der Trocknerluft 6 in einen Rohrtrockner
3 eingebracht. Die für den Transport notwendige Luftgeschwindigkeit der Trocknerluft
6 im Rohrtrockner 3 wird durch einen Lüfter 12 generiert, der mit beheizter (etwa
180° C bis 220° C) und vorzugsweise trockener Luft, versorgt wird. Nach dem Rohrtrockner
3, der bis zu 100 m lang sein kann, werden die getrockneten Fasern einem Zyklon 14
übergeben, der die Trocknerluft 6 von den Fasern 20 abscheidet und die Trocknerluft
6, ggf. mit einem gewissen Staubanteil, an einen Vorfilter 16 übergibt. Anschließend
wird die Trocknerluft 6 in einer thermischen Abluftreinigung 17 nachbehandelt und
an die Umgebung abgegeben. Die getrockneten Fasern werden im Zyklon 14 über eine Zellenradschleuse
15 an einen Faserbunker 8 übergeben und von dort kontrolliert in eine Streuvorrichtung
10 ausgetragen, die eine Streugutmatte aus den beleimten und getrockneten Fasern 20
auf einem Formband 7 streut. Anschließend wird die Streugutmatte in eine kontinuierlich
oder diskontinuierlich arbeitende Presse 11 eingebracht und nach ihrer Verpressung
zu einer Faserplatte dem Bereich der Nachbearbeitung 18 übergeben. In der Nachbearbeitung
werden die Faserplatten entsprechend konfektioniert, geschliffen und gelagert.
[0017] Werden nun nach hochdichten Faserplatten nur mitteldichte Faserplatten oder sogar
Leichtfaserplatten produziert, benötigt der aktuelle Verfahrensablauf insgesamt weniger
Fasermaterial und aus dem Defibrator 1 werden weniger Fasern 20 in das Transportrohr
2 ausgetragen. Die bisherigen Anlagen arbeiten erfahrungsgemäß nur in einem bestimmten
Bereich optimal und sind für weniger frequentierte Arbeitsbereiche normalerweise nur
suboptimal hinsichtlich der Beleimung einstellbar. Um nun auch diese Bereiche optimal
einstellen zu können, insbesondere hinsichtlich der Fördergeschwindigkeit und der
Beleimqualität, werden nach Figur 2 die Weichen 4 umgeschaltet und nicht mehr das
erste Transportrohr 2 durchgehend mit Fasern 20 beaufschlagt, sondern das zweite Transportrohr
9, das ebenfalls Düsen 5 zur Beleimung aufweist, aktiviert. Es ist dem Fachmann verständlich,
dass nicht nur zwei verschiedene Transportrohre 2, 9 Anwendung finden können, sondern
eine Vielzahl hiervon, je auf den Anwendungsfall abgestimmt. Es sind sogar Kombinationsanlagen
denkbar, die neben Fasern oder faserähnlichem Material auch Kunststoffzumischungen
oder andere Substitute verwenden und hierfür besondere Transportrohre zur Beleimung
benötigen. In einem besonders bevorzugten Fall sind drei verschiedenen Transportrohre
vorhanden, für geringen Faserdurchsatz, für mittleren (normalen) Faserdurchsatz und
für einen hohen Faserdurchsatz. Bei geringerem Faserdurchsatz wird auch weniger Dampf
aus dem Defibrator 1 in die Transportstrecke 22 übertragen. Bereits hier wird kenntlich,
dass bei geringem Faserdurchsatz pro Zeiteinheit ein engeres Transportrohr sinnvoll
ist als bei großem Faserdurchsatz, da ein enges Transportrohr verstopfen kann und
gleichzeitig eine sinnvolle Beleimung unmöglich macht. Gleichzeitig ist bei einer
großen Menge an Fasern pro Zeiteinheit ein zu großes Transportrohr von Nachteil, weil
durch zu wenig Dampf die notwendige Transportgeschwindigkeit für eine optimale Beleimung
nicht erreicht wird. Wie beschrieben ist die Zuleitung von Dampf in das Transportrohr
angesichts der Umweltproblematik und der hohen Energiekosten eine nicht wünschenswerte
Alternative. Ein Fachmann kann in diesem Zusammenhang mit der Wortwahl kleiner und
größer durchaus die Erfindung nachbilden, da neben der Größe des Transportrohrs auch
die gewünschte Transportgeschwindigkeit und die Materialart Kriterien darstellen,
die eingehende Berechnungen benötigen, die im Aufgabengebiet eines Anlagenbauers liegen.
[0018] Grundsätzlich verläuft der nachfolgende Teil des Verfahrens seinen üblichen Gang
und die Fasern 20 werden nach der Beleimung über den Rest des ersten Transportrohres
2 in den Rohrtrockner 3 überführt und mit zumindest einer Austrittsdüse 19 an die
Trocknerluft 6 im Rohrtrockner 3 übergeben .
[0019] Nach Figur 3 ist dieser Vorgang insoweit abgeändert, als dass nach der ersten Weiche
4 keine weitere Weiche vorhanden ist und die beiden Transportrohre 2 und 9 zwei getrennte
Austrittsdüse 19 im Rohrtrockner zur Übergabe der Fasern 20 an die Trocknerluft 6
aufweisen. Auch hier sind für dieses Ausführungsbeispiel zwei Sätze Düsen 5 notwendig,
da die Düsen 5 getrennt für das entsprechende Transportrohr 2 oder 9 konfiguriert
sind. In den Figuren 2 und 3 ist auch ein Anfahrrohr 13 zu sehen. Dieses Rohr wird
dazu benutzt im Anfahrbetrieb schlechte oder ungenügende Fasern auszusortieren und
einen Eintritt derselben in den Produktionsprozess zu verhindern. Die vorliegende
Ausarbeitung versteht ein derartiges Anfahrtransportrohr nicht als Transportrohr gemäß
der Erfindung, da es nicht in einen Rohrtrockner 3 mündet bzw. dazu dient Fasermaterial
aus dem Verfahren auszusondern.
[0020] Figur 4 zeigt eine einfache Lösung der erfindungsgemäßen Aufgabe, besonders hilfreich
zur Nachrüstung oder engem Bauraum. Das zweite Transportrohr 9 wird bei Bedarf in
das Transportrohr 2 eingesetzt und weist andere Eigenschaften, beispielsweise einen
anderen Innendurchmesser, zumindest in Teilen auf, als der substituierte Teil des
Transportrohres 2. Eine Flanschlösung mit Flanschen 21 ist aufgrund der kleinen Außendurchmesser
der Transportrohre grundsätzlich kein Problem. Die Koppelung und das Abdichten der
Flansche 21 der Transportrohre 2, 9 kann aber auch automatisiert durchgeführt werden,
sofern dafür Bedarf oder der Wunsch danach besteht. Auf eine zeichnerische Lösung
derartiger Standartbauteile wurde verzichtet. Der Fachmann wird hier die notwendigen
Maßnahmen ergreifen um derartige Verbindungen dem Stand der Technik und nach den technischen
Regeln sicher herzustellen.
[0021] In einer weiteren Alternativlösung nach Figur 5 weist die Anlage bzw. der Defibrator
1 direkt drei Ausgänge auf, wobei zwischen diesen Ausgängen nach Bedarf umgeschaltet
werden kann. Auch hier ist ein Anfahrrohr 13 eingebracht.
[0022] Um noch die Anzahl der Düsen 5 in der Anlage zu optimieren, wird weiter empfohlen
diese in einem ersten Bereich des Transportrohres 2 anzuordnen. In Produktionsrichtung
wird erst anschließend je nach Bedarf ein Teil des ersten Transportrohres 2 durch
das Transportrohr 9 ersetzt.
Es ist dem Betrachter verständlich, dass im Rahmen der Erfindung weitere Möglichkeiten
denkbar sind, um das erfindungsgemäße Austauschen von Teilen oder des gesamten Transportrohres
2 der Transportstrecke 22 zu ermöglichen oder möglichst kostengünstig zu gestalten.
[0023] Hinsichtlich der verwendbaren Düsen sei anzumerken, dass die beschrieben Anlage bzw.
das Verfahren außerordentlich gut geeignet ist für Beleimungsdüsen, die das Bindemittel
vor dem Eintritt in das Transportrohr mit Dampf dispergieren und/oder dass das Bindemittel
bei Austritt aus der Düse mit Dampf zerkleinert in das Transportrohr einbringen. Bei
beiden Düsen wird Dampf dazu verwendet das Bindemittel in Bereich von unter 40 Mikron
aufzuspalten und somit bei Eindüsung in das Transportrohr eine optimale Beleimung
der Fasern zu ermöglichen. Diese Düsen sind besonders dazu geeignet, weil bei der
Dispergierung des Dampfes mit dem Bindemittel in einer Mischkammer vor der Düse selbst
bzw. vor dem Eintritt in die Blowline die Dispersion optimal druckgeregelt werden
kann, aber in dem Transportrohr eine gewisse Mindestgeschwindigkeit der Fasern bzw.
des Dampfes benötigt. Wird nun diese Mindestgeschwindigkeit nicht erreicht, fällt
die Beleimungsqualität ebenfalls wieder ab und es müsste Dampf zugeleitet werden.
Bei den zerkleinernden Düsen wird kurz oder während des Eintritts des Bindemittels
in das Transportrohr das Bindemittel mit seitlich ankommenden Dampfstößen zerkleinert
und derart in das Transportrohr eingebracht. Die geringe Menge an Dampf, die hier
zusätzlich eingeführt ist, ist marginal und nur zur Auflösung oder Vermischung des
Bindemittels von Nöten.
Bezugszeichenliste: DP1369EP
[0024]
- 1.
- Defibrator
- 2.
- erstes Transportrohr
- 3.
- Rohrtrockner
- 4.
- Weiche
- 5.
- Düsen
- 6.
- Trocknerluft
- 7.
- Formband
- 8.
- Faserbunker
- 9.
- zweites Transportrohr
- 10.
- Streuvorrichtung
- 11.
- Presse
- 12.
- Lüfter
- 13.
- Anfahrrohr
- 14.
- Zyklon
- 15.
- Zellenradschleuse
- 16.
- Vorfilter
- 17.
- Abluftreinigung
- 18.
- Nachbearbeitung
- 19.
- Austrittsdüse
- 20.
- Fasern
- 21.
- Flansch
- 22.
- Transportstrecke
1. Verfahren zum Betreiben einer Anlage zur Herstellung von Faser-, MDF, HDF, Holzwerkstoff-
oder Kunststoffplatten aus Fasern (20) oder faserähnlichem Material, in der Fasern
(20) mit hoher Geschwindigkeit über eine Transportstrecke (22) durch ein Transportrohr
(2) transportiert werden und in dem Transportrohr (2) mittels Düsen (5) mit einem
Bindemittel, bestehend aus einer Klebstoffflotte mit/oder ohne Zuschlagstoffe, beaufschlagt
werden, wobei das Transportrohr (2) der Transportstrecke (22) in seiner Länge unterschiedliche
Eigenschaften aufweisen kann, dadurch gekennzeichnet, dass zur Anpassung an unterschiedlichen Durchsatzmengen der Fasern (20) oder zu Wartungszwecken
zumindest ein Teil der Transportstrecke (22) in seinen Eigenschaften verändert wird,
wobei die Veränderung derart vorgenommen wird, dass mittels zumindest einer Weiche
(4) zwischen zumindest zwei Transportrohren (2, 9) umgeschaltet wird und/oder zumindest
ein Teil des Transportrohres (2) mit zumindest einem zweiten Transportrohr (9) ausgetauscht
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Transportrohre (2, 9) unterschiedliche Eigenschaften aufweisen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beleimung vor und/oder in dem Teil der Transportstrecke (22) durchgeführt wird,
der für unterschiedliche Durchsatzmengen oder für Wartungszwecke verändert wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass bei kleinen Durchsatzmengen an Fasern ein gegenüber einem großen Transportrohr für
große Durchsatzmengen kleineres Transportrohr verwendet wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass zur Beleimung das Bindemittel vor dem Eintritt in das Transportrohr mit Dampf dispergiert
wird und/oder dass das Bindemittel bei Austritt aus der Düse mit Dampf zerkleinert
in das Transportrohr eingebracht wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Transportstrecke (22) von den Düsen (5) an in Transportrichtung zumindest auf
einen Meter Länge verändert wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Austausch und das Lösen bzw. Verriegeln der Verbindung der Transportrohre (2,
9) mittels automatischer Stellglieder erfolgt.
8. Anlage zur Herstellung von Faser-, MDF, HDF, Holzwerkstoff- oder Kunststoffplatten
aus Fasern oder Faserähnlichem Material, in der Fasern mit hoher Geschwindigkeit durch
ein Transportrohr transportiert werden und in dem Transportrohr mit einem Bindemittel,
bestehend aus einer Klebstoffflotte mit/oder ohne Zuschlagstoffe, beaufschlagt werden,
dadurch gekennzeichnet, dass zur Änderung der Eigenschaften der Transportstrecke (22) zumindest ein Teil der Transportstrecke
(22) aus zumindest zwei Transportrohren (2, 9) besteht, wobei zur abwechselnden Ansteuerung
dieser Transportrohre (2, 9) zumindest eine Weiche (4) und/oder zumindest ein Flansch
(21) in der Transportstrecke (22) angeordnet ist.
9. Anlage nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass zur Einbringung des Bindemittels in das Transportrohr das Bindemittel mit Dampf dispergierende
Düsen (5) und/oder dass das Bindemittel bei Austritt aus der Düse mit Dampf zerkleinernde
Düsen (5) angeordnet sind.
10. Anlage nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass zum Austausch und zur Ver- und Entriegelung der Verbindung der Transportrohre (2,
9) automatischer Stellglieder angeordnet sind.