[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Hörvorrichtung mit einer elektrischen Komponente,
in die mit einem gegebenen elektromagnetischen Störfeld ein erster und ein zweiter
elektromagnetischer Störanteil einkoppelbar ist. Darüber hinaus betrifft die vorliegende
Erfindung ein Verfahren zum Entwerfen einer Hörvorrichtung durch Bereitstellen einer
virtuellen elektrischen Komponente der Hörvorrichtung, Simulieren eines elektromagnetischen
Störfelds und Ermitteln eines ersten und eines zweiten elektromagnetischen Störanteils,
die durch das elektromagnetische Störfeld in die virtuelle elektrische Komponente
eingekoppelt werden. Unter einer Hörvorrichtung wird hier jedes im oder am Ohr bzw.
am Kopf tragbare schallausgebende Gerät verstanden, insbesondere ein Hörgerät, ein
Headset, Kopfhörer und dergleichen.
[0002] Hörgeräte sind tragbare Hörvorrichtungen, die zur Versorgung von Schwerhörenden dienen.
Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche
Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO), Hörgerät mit externem
Hörer (RIC: receiver in the canal) und In-dem-Ohr-Hörgeräte (IdO), z.B. auch Concha-Hörgeräte
oder Kanal-Hörgeräte (ITE, CIC), bereitgestellt. Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte
werden am Außenohr oder im Gehörgang getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt
aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur
Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten Gehörs entweder mechanisch
oder elektrisch.
[0003] Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler,
einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein
Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z.
B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer Wandler,
z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer,
realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinheit integriert.
Dieser prinzipielle Aufbau ist in FIG 1 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts
dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse 1 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere
Mikrofone 2 zur Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit
3, die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 1 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale
und verstärkt sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 3 wird an einen
Lautsprecher bzw. Hörer 4 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall
wird gegebenenfalls über einen Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang
fixiert ist, zum Trommelfell des Geräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des
Hörgeräts und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 3 erfolgt durch eine
ebenfalls ins Hörgerätegehäuse 1 integrierte Batterie 5.
[0004] Der Bau von IdO-Hörgeräten muss bedingt durch die individuelle Anatomie des Ohrs
spezifisch für jeden Nutzer erfolgen. Der Arbeiter in der Produktion ist außer für
die mechanische Anpassung (Bau des individuellen Hörgeräts) auch für die akustische
Anpassung verantwortlich (Ausrichten des Hörers in der Schale bis keine akustische
Rückkopplung mehr wahrzunehmen ist).
[0005] Komponenten, die zur Empfangseinrichtung einer induktiven drahtlosen Übertragung
von Daten von einem anderen Hörgerät, einer Relais-Station, einem Programmiergerät
oder einer Fernbedienung gehören, sind auf dem Faceplate integriert und somit schon
physikalisch angepasst. Da in Hörgeräten sowohl maximale Sendeleistung als auch Empfangsempfindlichkeit
begrenzt sind, können aufgrund des daraus resultierenden geringen Pegels des Nutzsignals
am Empfänger schon sehr leistungsarme Störquellen die Übertragungsqualität massiv
beeinflussen. Störquellen sind z. B. die Induktivitäten getakteter Spannungsregler,
Halbleiterbauteile oder Versorgungs- und Ausgangsleitungen praktisch aller getakteter
elektronischer Schaltkreise. Im Hörgerät kommt als weitere Störquelle der Hörgeräte-Hörer
hinzu. Alle physikalischen Restriktionen (Wirbelstromverluste der Batterie, Hybridschaltkreis
etc.; Störstrahlung von Leitungen, Hybridschaltkreis etc.) der Antenne werden beispielsweise
durch die feste Positionierung auf dem Faceplate eingehalten. Dadurch wächst allerdings
die minimal notwendige Fläche bzw. der Platzbedarf auf dem Faceplate. Außerdem wird
häufig je nach individueller Anatomie der Ohrkanäle der verfügbare Raum im Ohrkanal
nicht optimal ausgenutzt. Die feste Positionierung der Komponenten auf dem Faceplate
erfolgt von Hand und birgt zusätzlich große Ungenauigkeiten bei den geometrischen
Verhältnissen (Abstände, Winkel) zwischen der Antenne und den störenden Komponenten,
die bei dem Design berücksichtigt werden muss.
[0006] Zum Stand der Technik gehört mittlerweile ein Verfahren zur Herstellung der Hörgeräteschalen,
bei denen zuerst nach einem Scannen der Ohrabdrücke in einem rechnergestützten Konstruktionsprozess
der detaillierte Aufbau der Hörgeräte virtuell erfolgen und danach die Schale durch
eine SLA-Maschine mechanisch aufgebaut werden kann. Durch die Möglichkeit, Komponenten
im Hörgerät individuell einsetzen zu können, gewinnt man Platz und kann somit die
Bauform des Hörgeräts verkleinern.
[0007] Zur Vermeidung oder Reduzierung von Störeinkopplungen ist neben dem Wählen eines
möglichst großen Abstands zu der Störquelle ein Schirmen der Störquelle geläufig.
Zur Schirmung werden in der Regel elektrisch leitfähige Materialien eingesetzt wie
z. B. µ-Metall.
[0008] Aus der nachveröffentlichten Anmeldung mit dem internen Aktenzeichen 200808133 ist
ein Verfahren zur Verminderung von Störeffekten bei der drahtlosen Datenübertragung
in Hörgeräteapplikationen bekannt. Dabei wird die Empfangsantenne bereits vor der
Montage des Hörgeräts zusammen mit der stärksten Störquelle gefertigt und durch gegenseitige
Positionierung auf minimale Störeinkopplung abgeglichen.
[0009] Weiterhin beschreibt das Dokument
EP 1 898 673 A2 ein rechnergestütztes Verfahren zur Konstruktion von IdO-Hörgeräten. Dabei werden
die Hörgerätekomponenten anhand von Kollisionswolken platziert. Jede Kollisionswolke
repräsentiert dabei das Ausmaß des physikalischen Einflusses einer bestimmten Eigenschaft
der Komponente auf eine andere Komponente.
[0010] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Störeinkopplungen bei einer
Hörvorrichtung weiter oder besser zu reduzieren.
[0011] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch eine Hörvorrichtung mit einer elektrischen
Komponente, in die mit einem vorgegebenen elektromagnetischen Störfeld ein erster
und ein zweiter elektromagnetischer Störanteil einkoppelbar sind, wobei
- die elektrische Komponente derart unsymmetrisch ausgebildet und/oder
- eine Kompensationskomponente an der elektrischen Komponente derart angeordnet ist,
dass sich der erste und der zweite Störanteil gegenseitig weitestgehend kompensieren.
[0012] Darüber hinaus wird erfindungsgemäß bereitgestellt ein Verfahren zum Entwerfen einer
Hörvorrichtung durch
- Bereitstellen einer virtuellen elektrischen Komponente der Hörvorrichtung,
- Simulieren eines elektromagnetischen Störfelds und
- Ermitteln eines ersten und eines zweiten elektromagnetischen Störanteils, die durch
das elektromagnetische Störfeld in die virtuelle elektrische Komponente eingekoppelt
werden, wobei
- die virtuelle elektrische Komponente derart unsymmetrisch ausgebildet und/oder
- eine virtuelle Kompensationskomponente an der virtuellen elektrischen Komponente derart
angeordnet wird,
dass sich der erste und der zweite Störanteil gegenseitig kompensieren.
[0013] In vorteilhafter Weise wird die Hörvorrichtung und insbesondere ein Hörgerät mit
seinen Bauteilen so gestaltet, dass das elektromagnetische Störfeld symmetrisch auf
eine fragliche Komponente einwirkt, wobei sich die eingekoppelten, symmetrischen Störanteile
dann weitestgehend aufheben. Zur Reduktion der Störungen wird also künstlich eine
Symmetrie der Störwirkungen generiert.
[0014] Vorzugsweise ist die elektrische Komponente eine Antenne. Antennen sind naturgemäß
gegenüber elektromagnetischen Feldern sehr störempfindlich, weswegen sich diesbezüglich
Störreduktionen sehr deutlich auswirken. Darüber hinaus können elektrische Komponenten
aber auch beispielsweise Signalleitungen oder andere Metallkomponenten sein, die ungewollt
als Antenne wirken.
[0015] Insbesondere kann die Antenne als Spule realisiert sein. Ist das Störfeld in Bezug
auf die Spule unsymmetrisch, so können an der Spule mehrere Parameter verändert werden,
um in der Spule eine symmetrische Störwirkung zu erzielen. Vorzugsweise kann beispielsweise
die Wicklungsdichte, die Wicklungsanordnung und/oder der Kern der Spule unsymmetrisch
gestaltet werden. Damit stehen hinsichtlich der Spule vollkommen unterschiedliche
Parameter zur Verfügung, die zur Optimierung der Störkompensation verändert werden
können.
[0016] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist die Hörvorrichtung eine vorgegebene
Schale zum Tragen im Gehörgang auf, wobei bei der Gestaltung der elektrischen Komponente
und/oder bei der Anordnung der Kompensationskomponente die Geometrie der Schale berücksichtigt
wird. Damit kann beispielsweise für jede individuelle Hörgeräteschale eine individuelle
Spule mit spezifischer Unsymmetrie eingesetzt werden.
[0017] Bei einer weiteren Ausführungsform weist die Kompensationskomponente ein Schirmblech
auf. Mit einem derartigen Schirmblech lässt sich ein Störfeld wirksam verändern.
[0018] Alternativ oder zusätzlich kann die Kompensationskomponente eine Elektronikkomponente
aufweisen. Insbesondere kann so ein ohnehin in der Hörvorrichtung bzw. dem Hörgerät
vorhandenes Elektronikbauteil, z. B. Mikrofon, zusätzlich zur Formung eines Störfelds
verwendet werden.
[0019] Die vorliegende Erfindung ist anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert,
in denen zeigen:
- FIG 1
- den schematischen Aufbau eines Hörgeräts gemäß dem Stand der Technik;
- FIG 2
- eine Grafik zum geometrischen Abgleich von Störquelle und Empfangsantenne;
- FIG 3
- eine Prinzipskizze zu einer symmetrischen Einkopp- lung;
- FIG 4
- eine Skizze zur unsymmetrischen "Feldverbiegung" durch eine Metallisierung einer Leiterplatte;
- FIG 5
- eine Skizze zur erfindungsgemäßen Kompensation der Feldunsymmetrie durch ein Metallblech;
- FIG 6
- den Einsatz von Hörgerätekomponenten zur Kompensation der Unsymmetrie der Störfeldeinkopplung;
- FIG 7
- die Variation der Wicklungsdichte einer Antenne in einem inhomogenen Störfeld;
- FIG 8
- eine unsymmetrische Wicklung der Antenne in dem inho- mogenen Störfeld;
- FIG 9
- einen unsymmetrischen Spulenkern der Antenne in dem inhomogenen Störfeld und
- FIG 10
- eine Kombination von Kern- und Wicklungsunsymmetrie der Antenne in dem inhomogenen
Störfeld.
[0020] Die nachfolgend näher geschilderten Ausführungsbeispiele stellen bevorzugte Ausführungsformen
der vorliegenden Erfindung dar.
[0021] Beim Platzieren der Komponenten in einem Hörgerät müssen die physikalischen Restriktionen
bezüglich der Störeinkopplung eingehalten werden. Dies kann durch so genannte Kollisionswolken
einer Konstruktions-Software erfolgen. Diese Kollisionswolken sind Punktewolken, die
durch Messungen, Simulationen etc. ermittelt, in ein entsprechendes File-Format gebracht
(STL etc.) und anschließend in der Konstruktions-Software um das virtuelle Bauteil
gelegt werden. Ein bestimmtes anderes Bauteil darf in dieser Wolke nicht eindringen,
wenn der Störeinfluss zu groß ist, um einen einwandfreien Betrieb zu gewährleisten.
Durch relative Winkeländerungen zwischen Bauteilen können sich die Einflüsse und somit
auch die Größe und Form der Kollisionswolken verändern. Sofern eine analytische Lösung
existiert, wäre es vorstellbar, die Konstruktions-Software mit einer Simulationssoftware
(Finite-Elemente-Methode etc.), welche elektromagnetische Wechselwirkungen simuliert,
zu verbinden, um Kollisionswolken in Echtzeit zu berechnen. Starke Störeinkopplungen
der einzelnen Komponenten (entspricht großen Kollisionswolken) setzen auch großen
Abstand zwischen Spule und Komponenten voraus, damit noch ausreichende Funktionalität
gewährleistet ist.
[0022] Der Feldlinienverlauf der abgestrahlten elektrischen und magnetischen Störfelder
einer Komponente hängt mit der Form und den Materialeigenschaften der entsprechenden
stromdurchflossenen bzw. elektrisch geladenen Teile sowie von metallischen bzw. magnetischen
Komponenten in ihrer Nähe ab. Der Störeinfluss des Magnetfelds auf die Empfangsantenne
hängt einerseits von der Amplitude, andererseits von der Richtung des Magnetfelds
in Bezug auf die Ausrichtung der Antenne ab. Oftmals gelingt es selbst durch geeignete
Schirmmaßnahmen nicht, die Amplitude des Störfelds am Ort der Antenne so weit zu verringern,
dass eine ausreichende Funktionalität gewährleistet ist. Die Störeinkopplung des Magnetfelds
in die Empfangsantenne kann dann dadurch weiter verringert werden, dass geometrische
Anordnungen verwendet werden, bei denen eine symmetrische Einkopplung der Feldlinien
stattfindet und sich dadurch die in die Spule induzierten Störströme weitgehend auslöschen.
[0023] Die Abstrahlcharakteristiken der einzelnen Hörgerätekomponenten können bereits beim
virtuellen Bau des Hörgeräts in der Konstruktions-Software berücksichtigt werden.
Antenne und Hörgerätekomponenten werden virtuell so platziert, dass sich aufgrund
von Symmetrieeffekten die induzierten Störströme bestmöglich kompensieren. Durch geschickte
geometrische Kombination der Komponenten kann dadurch volle Funktionalität bei minimaler
Gerätebauform erreicht werden.
[0024] Um die Ungenauigkeit durch die Handbauweise bei dem Design der Faceplates abzufangen,
könnte man anstatt des Einsatzes von Schirmungen und/oder Sicherheitsabständen die
Antenne mit der optimal ausgerichteten Störkomponente (z. B. Leiterplatte) verbinden
(z. B. Halter). Dabei nutzt man das Wissen über die Feldverläufe der Störquelle und
sucht eine kompakte Positionierung der Komponenten zueinander. Diese beiden miteinander
fixierten Bauteile können dann beim Aufbau als eine Einheit auf dem Faceplate platziert
werden.
[0025] Neben der Platzierung einer vorhandenen Antennenspule an Orten geringster Störeinkopplung
kann erfindungsgemäß die Empfangsantenne geometrisch so an das äußere Störfeld der
Hörgerätekomponenten angepasst werden, dass sich die durch Feldeinkopplung induzierten
Störströme in der Antenne kompensieren. Hierzu können in der Konstruktionssoftware
bereits verschiedene Spulengeometrien zur Verfügung stehen, die ausgewählt werden
können. Der Störeinfluss der Komponenten in Bezug auf verschiedene Spulengeometrien
kann rechnerisch ermittelt und anhand von Kollisionswolken visualisiert werden. Dadurch
kann für jedes individuelle IdO-Hörgerät die ideale Spulengeometrie bei kleinstmöglicher
Hörgerätebauform verwendet werden. Sofern eine analytische Lösung existiert, könnte
- wie erwähnt - die Konstruktionssoftware mit einer Simulationssoftware kombiniert
werden, um die jeweils ideale Spulengeometrie mit geringster Störeinkopplung zu berechnen
und diese Geometriedaten direkt an die Produktionswerkstätten zu übermitteln. Mit
der Simulationssoftware kann beispielsweise simuliert werden, welche Störanteile bei
Betrieb eines Hörers in einer benachbarten Spule ankommen.
[0026] Eine Weiterentwicklung des Systems bestünde darin, die Position der Komponenten vollständig
automatisch zu berechnen. Bei mancher Konstruktions-Software sind bereits viele hörgerätespezifische
Halbautomatismen möglich, wie z. B. die Platzierung der Mikrofone nach akustischen
Restriktionen. Würde die automatische Positionierung die Feldeinkopplungen der Störkomponente,
die möglichen Spulengeometrien, alle akustischen Restriktionen, nutzerspezifische
Parameter und alle weiteren Hörgerätespezifikationen berücksichtigen, könnten optimale
Positionen für jede einzelne Komponente berechnet werden. Die Daten könnten dann zusätzlich
später im Aufbau der Geräte für eine automatische Positionierung genützt werden.
[0027] Um erfindungsgemäße Ausführungsbeispiele besser zu verstehen, wird zunächst anhand
der FIG 2 und 3 ein bekanntes Positionierverfahren kurz angesprochen. Die Empfangsantenne
wird bereits vor Montage des Hörgeräts zusammen mit der stärksten Störquelle gefertigt,
und eine gegenseitige Positionierung wird auf minimale Störeinkopplung abgeglichen.
In dem Beispiel von FIG 2 strahlt ein virtueller Hörer 10 ein Magnetfeld 11 ab. Bei
der Störquelle kann es sich ebenso beispielsweise um eine Leiterplatte, einen Hybridschaltkreis
oder ein sonstiges elektronisches Bauteil handeln. Das Magnetfeld 11 bewirkt in einer
elektrischen Komponente, hier einer benachbarten Antenne 12, Störeinkopplungen. Die
Störeinkopplungen werden durch die Simulationssoftware ermittelt. Um eine möglichst
geringe Störeinkopplung zu erzielen, lässt sich die virtuelle Spule 12 gemäß den eingezeichneten
Pfeilen in alle Raumrichtungen bewegen.
[0028] Der Abgleich erfolgt bevorzugt durch Platzierung der Spule an lokalen Nullstellen
des elektrischen bzw. magnetischen Störfelds 11 oder an Positionen, bei denen es aufgrund
symmetrischer Einkopplung zu einer Kompensation der Störanteile bzw. induzierten Störströme
kommt. Die Einkopplung in die Antenne bzw. Spule 12 wird messtechnisch aufgenommen.
Die Position der Antenne wird so lange optimiert, bis die minimale Einkopplung erreicht
wird. Die resultierende Position der Antenne bezüglich der Störquelle wird dann durch
geeignete Maßnahmen (Kleber, Halterung) fest fixiert. Die Antennen-Störquellen-Kombination
kann dann als ein einziges auf minimale Störeinkopplung optimiertes Bauteil in der
Fertigung eingebaut werden. Somit können sowohl Qualität als auch Ausbeute in der
Fertigung verbessert werden.
[0029] Beim virtuellen Aufbau des Hörgeräts mit der Konstruktions-software kann die Empfangsspule
12 in lokalen Nullstellen des elektrischen bzw. magnetischen Störfelds oder an Positionen,
in denen es aufgrund symmetrischer Einkopplung zu einer Kompensation der induzierten
Störströme kommt, platziert werden. Die Einkopplung in die Antenne wird durch Kollisionswolken
visualisiert oder mit einer Simulationssoftware, die an die Konstruktions-Software
angebunden ist, berechnet. Der in FIG 2 dargestellte geometrische Abgleich zwischen
Empfangsspule 12 und Störquelle (Hörer 10) kann in der Konstruktions-Software so lange
optimiert werden, bis minimale Störeinkopplung erreicht wird. Dadurch kann volle Funktionalität
bei minimaler Gerätebauform erreicht werden.
[0030] Die Anwesenheit von anderen elektrischen und magnetischen Komponenten im Hörgerät
führt zu einer Feldverbiegung bzw. -verzerrung des Störfelds. Einerseits verschieben
sich dadurch lokale Nullstellen des elektrischen bzw. magnetischen Störfelds oder
gehen verloren. Anderseits führt die Verbiegung der Feldlinien zu einer Unsymmetrie
der Einkopplung in die Empfangsantenne. In beiden Fällen steigt die Störeinkopplung
in die Empfangsantenne, da die Störanteile unsymmetrisch sind. Durch Einbringen von
zusätzlichen Kompensationsblechen mit metallischen bzw. magnetischen Eigenschaften,
die diese Feldverbiegung korrigieren, kann der Störeinfluss verringert werden. Im
Zusammenhang mit den Figuren 3 bis 5 wird dies näher erläutert. Zunächst ist in FIG
3 der Fall dargestellt, dass der Hörer 10 ein symmetrisches magnetisches Störfeld
11 produziert. Die Antenne 12 befindet sich so in dem Störfeld 11, dass es zu symmetrischen
Einkopplungen kommt. Speziell ist hier die Antenne 12 symmetrisch zu der Achse angeordnet,
die durch die Ausrichtung des Magneten im Hörer 10 gegeben ist. In dem Hörgerät wird
nun gemäß FIG 4 das Störfeld 11 des Hörers 10 durch eine Leiterplatte 13 mit Metallisierung
so verformt, dass der Störeinfluss in der Antenne 12 durch unsymmetrische Einkopplung
steigt. Durch zusätzlichen Einsatz eines dünnen metallischen Kompensationsblechs 14
wird die Feldverformung gemäß FIG 5 kompensiert. Dadurch ist die Einkopplung in die
Antenne 12 wieder symmetrisch (linker und rechter Störanteil sind betragsmäßig gleich)und
die induzierten Störströme kompensieren sich. Position und Geometrie des Kompensationsblechs
14 bzw. der Kompensationsbleche lassen sich mit der Simulationssoftware für die elektromagnetische
Einkopplung, die an die Konstruktionssoftware angebunden ist, rasch berechnen.
[0031] Zum Zwecke der Miniaturisierung können anstelle eines Kompensationsblechs auch bereits
vorhandene geeignete metallische bzw. magnetische Hörgerätekomponenten (z. B. Mikrofon,
Schirmblech) zur Kompensation der Feldunsymmetrie verwendet werden. In dem Beispiel
von FIG 6 ist eine derartige Kompensation in einem IdO-Hörgerät 15 realisiert. Das
IdO-Hörgerät 15 besitzt eine individuell geformte Hörgeräteschale 16. Diese ist durch
ein Faceplate 17 verschlossen. In dem Hörgerät sind die Komponenten des Beispiels
von FIG 4 angeordnet, nämlich der Hörer 10, die Antenne 12 und die Leiterplatte 13.
Darüber hinaus befindet sich in dem IdO-Hörgerät 15 ein Mikrofon 18 an einer Position,
die das vom Hörer 10 abgestrahlte Magnetfeld so formt, dass sich in der Antenne 12
induzierte Störströme kompensieren. Wegen dieser Feldbeeinflussung durch das Mikrofon
kann eine zusätzliche Komponente (wie das Kompensationsblech 14 von FIG 5) vermieden
und der geringe zur Verfügung stehende Platz im Hörgerät optimal für andere Hörgerätekomponenten
genutzt werden.
[0032] Die Störeinkopplung durch das Magnetfeld in die Empfangsantenne 12 kann dadurch weiter
verringert werden, dass geometrische Anordnungen verwendet werden, bei denen eine
symmetrische Einkopplung der Feldlinien stattfindet und sich dadurch die in die Spule
induzierten Störströme weitgehend auslöschen. Die Abstrahlcharakteristiken der einzelnen
Hörgerätekomponenten können bereits beim virtuellen Bau des Hörgeräts in der Konstruktions-Software
berücksichtigt werden. Antenne und Hörgerätekomponenten werden dabei virtuell so platziert,
dass sich aufgrund von Symmetrieeffekten die induzierten Störströme bestmöglich kompensieren.
Durch geschickte geometrische Kombination der Komponenten kann dadurch volle Funktionalität
bei minimaler Gerätebaugröße erreicht werden.
[0033] Darüber hinaus würde die optimal ausgerichtete Verbindung zwischen der Antenne 12
und einer Störkomponente (sinnvoll die Komponente mit dem größten Störpotential) einerseits
die Qualität des Faceplates 17 steigern und andererseits eine kompaktere Bauweise
und somit kleinere Endgeräte unterstützen.
[0034] Ferner kann die Empfangsantenne 12 selbst geometrisch so ausgeführt werden, dass
sich bei unsymmetrischem Störfeld 11 die resultierenden induzierten Störströme in
der Antenne kompensieren. Ausführungsbeispiele hierzu sind in den Figuren 7 bis 10
wiedergegeben. Speziell zeigt FIG 7 eine Spulenantenne 12, die einen zylinderförmigen
Kern 19 und Windungen 20 aufweist. Die Dichte der Windungen, d. h. die Wicklungsdichte
auf dem Kern 19 nimmt in FIG 7 nach rechts hin ab. Das Störfeld 11 weist einen entsprechenden
Feldgradienten in Spulenrichtung auf. D. h. der Einfluss des Störfelds 11 ist im linken
Teil der Spule geringer als im rechten Teil der Spule. Um eine Symmetrie der Störstromkomponenten
zu erreichen, ist daher die Wicklungsdichte im rechten Teil der Spule geringer als
im linken Teil. Der gleiche Kompensationseffekt kann dadurch erzielt werden, dass
die Wicklung 20 auf dem Kern 19 gemäß FIG 8 unsymmetrisch angeordnet ist. Speziell
sind die Windungen 20 an der linken Seite des Kerns 19 angeordnet, aber nicht auf
der rechten Seite. Dadurch wirkt sich der starke Störeinfluss des Störfelds 11 auf
der rechten Seite weniger aus und ist in seiner Wirkung in etwa so hoch wie der Einfluss
auf der linken Seite. Symmetrische Störanteile in einem inhomogenen Störfeld 11 können
gemäß FIG 9 auch dadurch erhalten werden, dass der Spulenkern 19 unsymmetrisch gestaltet
wird. Im vorliegenden Beispiel ist der Kern 19 kegelförmig geformt. Prinzipiell können
zur Kompensation der Störanteile eines Störfelds auch die Maßnahmen gemäß den Figuren
7 bis 9 kombiniert werden. So kann der kegelförmige Kern 19 mit einer unsymmetrischen
Wicklung versehen sein, um die verschieden gerichteten Störanteile zu kompensieren,
wie dies in FIG 10 gezeigt ist. In der Konstruktionssoftware können bereits verschiedene
Spulengeometrien zur Verfügung stehen, die dann je nach Bedarf ausgewählt werden.
Der Störeinfluss der Komponenten in Bezug auf verschiedene Spulengeometrien kann anhand
von Kollisionswolken visualisiert und die ideale Spulengeometrie für die kleinstmögliche
Hörgerätebauform bei der Herstellung mit individueller Schale verwendet werden.
[0035] Darüber hinaus kann die Konstruktions-Software mit der Simulationssoftware für die
elektromagnetische Einkopplung verbunden werden, um je nach Platzierung der übrigen
Komponenten eines Hörgeräts die jeweils ideale Spulengeometrie mit geringster Störeinkopplung
zu berechnen. Dadurch ist es möglich, für jede individuelle Anatomie des Ohrs eine
Hörgeräteschale mit der idealen Kombination aus geometrischer Anordnung der Hörgerätekomponenten
und Antennenspule zu finden.
[0036] Durch die Verlagerung von physikalischen Restriktionen in die Konstruktionssoftware
sind komplexe Arbeitsanweisungen nicht mehr erforderlich. Der Zusammenbau der Hörgeräte
kann zeitlich genau kalkuliert werden, da kein Probieren und kein mehrmaliges Öffnen
und Verschließen der Hörgeräte erforderlich ist. Dadurch kann man die Produktqualität
nicht nur kalkulieren, sondern auch steigern. Ein großer Vorteil bei der Verwendung
der vorgestellten Verfahren ist, dass alle Bauteile individuell platziert werden können.
Damit kann der (je nach Ohrkanalgeometrie) spezifisch vorhandene Platz besser ausgenutzt
werden, was wiederum zu kleineren auch kosmetisch vorteilhafteren IdO-Hörgeräten führt.
Es können ferner komplexere und bis jetzt kaum in der Massenfertigung einsetzbare
Technologien für IdO-Hörgeräte verwendet werden. Durch die Methode der Kollisionswolken
kann eine automatische Platzierung leichter programmiert werden und erfordert weniger
Rechenleistung.
1. Hörvorrichtung mit
einer elektrischen Komponente (12), in die mit einem vorgegebenen elektromagnetischen
Störfeld (11) ein erster und ein zweiter elektromagnetischer Störanteil einkoppelbar
sind,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die elektrische Komponente (12) derart unsymmetrisch ausgebildet und/oder
- eine Kompensationskomponente (14, 18) an der elektrischen Komponente (12) derart
angeordnet ist,
dass sich der erste und der zweite Störanteil gegenseitig weitestgehend kompensieren.
2. Hörvorrichtung nach Anspruch 1, wobei die elektrische Komponente (12) eine Antenne
ist.
3. Hörvorrichtung nach Anspruch 2, wobei die Antenne durch eine Spule realisiert ist.
4. Hörvorrichtung nach Anspruch 3, wobei die Spule eine unsymmetrische Wicklungsdichte
aufweist.
5. Hörvorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, wobei die Spule eine unsymmetrische Wicklungsanordnung
(20) aufweist.
6. Hörvorrichtung nach einen der Ansprüche 3 bis 5, wobei die Spule einen unsymmetrischen
Kern (19) aufweist.
7. Hörvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, die eine vorgegebene Schale
(16) zum Tragen im Gehörgang aufweist, wobei bei der Gestaltung der elektrischen Komponente
(12) und/oder bei der Anordnung der Kompensationskomponente (14, 18) die Geometrie
der Schale (16) berücksichtigt ist.
8. Hörvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Kompensationskomponente
(14, 18) ein Schirmblech aufweist.
9. Hörvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Kompensationskomponente
(14, 18) eine Elektronikkomponente aufweist.
10. Verfahren zum Entwerfen einer Hörvorrichtung durch
- Bereitstellen einer virtuellen elektrischen Komponente (12) der Hörvorrichtung,
- Simulieren eines elektromagnetischen Störfelds (11) und
- Ermitteln eines ersten und eines zweiten elektromagnetischen Störanteils, die durch
das elektromagnetische Störfeld in die virtuelle elektrische Komponente (12) eingekoppelt
werden,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die virtuelle elektrische Komponente derart unsymmetrisch ausgebildet und/oder
- eine virtuelle Kompensationskomponente (14, 18) an der virtuellen elektrischen Komponente
(12) derart angeordnet wird,
dass sich der erste und der zweite Störanteil gegenseitig kompensieren.
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei die virtuelle elektrische Komponente (12) eine virtuelle
Spule ist, und die virtuelle Spule mit einer unsymmetrischen Wicklungsdichte, einer
unsymmetrischen Wicklungsanordnung (20) und/oder einem unsymmetrischen Kern (19) ausgebildet
wird.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, wobei eine virtuelle Schale (16) zum Tragen der
Hörvorrichtung im Gehörgang vorgegeben wird, und bei der Gestaltung der virtuellen
elektronischen Komponente (12) und/oder bei der Anordnung der virtuellen Kompensationskomponente
(14, 18) die Geometrie der Schale (16) berücksichtigt wird.