[0001] Die Erfindung betrifft ein im Patentanspruch 1 angegebenes Verfahren zur Ermittlung
einer akustischen Rückkopplung bei einem von einem Hörgeräteträger getragenen Hörgerät,
ein im Patentanspruch 6 angegebenes Computerprogrammprodukt zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens sowie ein im Patentanspruch 7 angegebenes Verfahren zur Anpassung eines
Hörgeräts mit einer erfindungsgemäß ermittelten Rückkopplung.
[0002] Bestehen in einem Hörgerät zwischen einem Mikrofon und einem Hörer akustische Kopplungen
können Rückkopplungseffekte, beispielsweise "Pfeifen", auftreten. Figur 1 zeigt schematisch
ein Hörgerät 1 mit einer akustischen Rückkopplung. Das Hörgerät 1 befindet sich in
einer akustischen Umgebung. Ein von einem Mikrofon 2 des Hörgeräts 1 aufgenommenes
Signal 7 wird in einer Signalverarbeitungseinheit 5 unter anderem verstärkt und über
einen Hörer 3 des Hörgeräts 1 wieder abgegeben. Über einen physikalischen Rückkopplungspfad
4 erfolgt eine akustische Kopplung von dem Hörer 3 zurück zum Mikrofon 2. Das aufgenommene
Signal 7 besteht somit aus der Summe eines einfallenden Nutzsignals 6 und des Signals
über den Rückkopplungspfad 4. In Folge der Rückkopplung tritt Rückkopplungspfeifen
auf, wenn sowohl die Amplituden-, als auch die Phasenbedingung erfüllt sind. Klangartefakte
treten hingegen schon auf, wenn diese Bedingungen nur annähernd erfüllt sind.
[0003] Eine Methode, Rückkopplungen zu unterdrücken, besteht darin, die offene Schleifenverstärkung
(open loop gain, OLG) zu bestimmen. Für die OLG-Messung wird beispielweise der Signalpfad
des Hörgeräts 1 aufgetrennt, Testtöne verschiedener Frequenzen oder Geräusche werden
im Hörgerät generiert, über den Hörer 3 abgegeben und über den Rückkopplungspfad 4
vom Mikrofon 2 aufgenommen. Der Pegel des aufgenommenen, rückgekoppelten Signals wird
vor der Auftrennstelle bestimmt. Die Differenz zum ursprünglichen Pegel der Testtöne
bzw. des Geräuschs stellt die OLG dar, anhand derer sich die maximal mögliche Verstärkung
des (Rückkopplungsschwelle) Hörgeräts 1 ohne Rückkopplungspfeifen ermitteln lässt.
Die Testtöne bzw. Geräusche werden von einigen Hörgeräteträgern als störend empfunden.
Zusätzlich kostet die Messung selbst beide Beteiligte Zeit.
[0004] Alternativ zu einer individuellen Messung der OLG können statistische Kurven aus
einer Hörgerätedatenbank für die Einstellung der maximalen Verstärkung des Hörgeräts
angezogen werden.
[0005] Es ist Aufgabe der Erfindung ein weiteres Verfahren zur Ermittlung der Rückkopplung
und ein weiteres Verfahren zur Anpassung eines Hörgeräts anzugeben.
[0006] Gemäß der Erfindung wird die gestellte Aufgabe mit dem Verfahren zur Ermittlung einer
akustischen Rückkopplung des unabhängigen Patentanspruchs 1, mit dem Computerprogrammprodukt
des unabhängigen Patentanspruchs 6 und mit einem Verfahren zur Anpassung eines Hörgeräts
des unabhängigen Patentanspruchs 7 gelöst.
[0007] Die Erfindung beansprucht ein Verfahren zur zumindest teilweisen Ermittlung einer
akustischen Rückkopplung eines von einem Hörgeräteträger getragenen Hörgeräts. Das
Verfahren umfasst die Schritte:
- Erfassung der Geometrie des Gehörgangs und/oder der Ohrmuschel des Ohrs des Hörgeräteträgers
und
- Ermittlung der Rückkopplung aus der erfassten Geometrie. Vorteilhaft daran sind eine
kürzere Anpasszeit für Akustiker und Hörgeräteträger und keine störenden Messgeräusche
für den Hörgeräteträger.
[0008] In einer Weiterbildung der Erfindung kann aus der ermittelten Rückkopplung eine offene
Schleifenverstärkung bestimmt werden. Dadurch ist ein robustes und genaues Messverfahren
sicher gestellt.
[0009] In einer weiteren Ausführungsform kann die Ermittlung der Rückkopplung durch einen
Vergleich der erfassten Geometrie des Ohrs und der Geometrie des Hörgeräts erfolgen.
[0010] Des Weiteren kann der Vergleich durch eine virtuelle Projektion von dreidimensionalen
Daten der Geometrie des Hörgeräts in die erfasste dreidimensionale Geometrie des Ohrs
erfolgen.
[0011] Vorteilhaft kann das Verfahren folgende Schritte umfassen:
- Ermittlung eines Abstands einer Schallaustrittstelle aus dem Ohr zu einem Mikrofon
des Hörgeräts, und/oder
- Ermittlung der Ausrichtung eines Hörers oder eines Schallschlauchs des Hörgeräts im
Gehörgang, und/oder
- Ermittlung der Impedanz eines Rückwärtsschalls im Gehörgang in Abhängigkeit der Eigenschaften
eines Ohrpassstückes des Hörgeräts.
[0012] Die Erfindung gibt auch ein Computerprogrammprodukt mit einem Computerprogramm an,
das Softwaremittel zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens aufweist, wenn
das Computerprogramm in einer Steuereinheit ausgeführt wird.
[0013] Die Erfindung gibt auch ein Verfahren zur Anpassung eines Hörgeräts mit einer erfindungsgemäß
ermittelten Rückkopplung an, wobei die aus geometrischen Daten ermittelte Rückkopplung
zur Einstellung von Parametern des Hörgeräts verwendet wird.
[0014] Weitere Besonderheiten und Vorteile der Erfindung werden aus den nachfolgenden Erläuterungen
eines Ausführungsbeispiels anhand von schematischen Zeichnungen ersichtlich.
Es zeigen:
[0015]
- Figur 1:
- ein Blockschaltbild des Prinzips einer akustischen Rückkopplung bei einem Hörgerät
und
- Figur 2:
- ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zur Ermittlung einer akustischen Rückkopplung.
[0016] Figur 2 zeigt ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zur Ermittlung einer akustischen
Rückkopplung FB eines von einem Hörgeräteträger getragenen Hörgeräts. Im Schritt 100
wird die Geometrie des Gehörgangs und der Ohrmuschel desjenigen Ohrs des Hörgeräteträgers
gemessen, in dem ein In-dem-Ohr-Hörgerät oder ein Ohrpassstück eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts
getragen wird. Die Vermessung der Geometrie kann beispielsweise mittels Laserabtastung,
Computertomografie oder Magnetresonanztomografie erfolgen. Durch diesen vollständigen
dreidimensionalen Scan des Ohrs kann eine akustische Messung entfallen. Im nachfolgenden
Schritt 101 werden die so erfassten dreidimensionalen Geometriedaten mit den geometrischen
Daten des Hörgeräts verglichen. Insbesondere werden der Abstand der Schallaustrittstelle
aus dem Ohr zum Mikrofon des Hörgeräts und die Ausrichtung des Hörers oder des Schallschlauchs
im Gehörgang ermittelt. Ebenso kann die Impedanz des Rückwärtsschalls im Gehörgang
in Abhängigkeit der Geometrie und der Materialbeschaffenheit des verwendeten Ohrpassstücks
des Hörgeräts (harte Otoplastik, offene oder geschlossene elastische Schirmchen) ermittelt
werden. Im Schritt 102 wird aus diesem Vergleich des Schritts 101 die frequenzabhängige
akustische Rückkopplung FB ermittelt. Im abschließenden Schritt 103 wird aus der ermittelten
Rückkopplung FB die offene Schleifenverstärkung OLG bestimmt.
[0017] Eine optische Vermessung eines Ohrkanals wird beispielsweise in der
DE 10 2005 059 550 A1 beschrieben. Die dazugehörige Messvorrichtung umfasst einen konfokalen Abstandssensor,
bei dem der Strahlengang des Beleuchtungs- und des Messlichts mittels eines drehbar
gelagerten Reflektors umgelenkt wird. Auf diese Weise kann durch ein Einführen zumindest
eines objektseitigen Endes der Messvorrichtung in den zu vermessenden Hohlraum (Ohr)
eine umlaufende Seitenwand des Hohlraums vermessen werden.
Bezugszeichenliste
[0018]
- 1
- Hörgerät
- 2
- Mikrofon
- 3
- Hörer
- 4
- Rückkopplungspfad
- 5
- Signalverarbeitung
- 6
- Umgebungssignal
- 7
- Mikrofoneingangssignal
- 100
- Erfassung der Geometrie des Ohrs
- 101
- Vergleich Ohrgeometrie mit Geometrie des Hörgeräts 1
- 102
- Ermittlung der Rückkopplung FB
- 103
- Ermittlung der offenen Schleifenverstärkung OLG
- FB
- Akustische Rückkopplung
- OLG
- Offene Schleifenverstärkung
1. Verfahren zur zumindest teilweisen Ermittlung einer akustischen Rückkopplung (FB)
eines von einem Hörgeräteträger getragenen Hörgeräts (1),
gekennzeichnet durch:
- Erfassung (100) der Geometrie des Gehörgangs und/oder der Ohrmuschel des Ohrs des
Hörgeräteträgers und
- Ermittlung (102) der Rückkopplung (FB) aus der erfassten Geometrie.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass aus der ermittelten Rückkopplung (FB) eine offene Schleifenverstärkung (OLG) bestimmt
wird (103).
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Ermittlung der Rückkopplung (FB) durch einen Vergleich der erfassten Geometrie
des Ohrs und der Geometrie des Hörgeräts (1) erfolgt (101).
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Vergleich (101) durch eine virtuelle Projektion von dreidimensionalen Daten der
Geometrie des Hörgeräts (1) in die erfasste dreidimensionale Geometrie des Ohrs erfolgt.
5. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche,
gekennzeichnet durch:
- Ermittlung eines Abstands einer Schallaustrittstelle aus dem Ohr zu einem Mikrofon
(2) des Hörgeräts (1), und/oder
- Ermittlung der Ausrichtung eines Hörers (3) oder eines Schallschlauchs des Hörgeräts
(1) im Gehörgang, und/oder
- Ermittlung der Impedanz eines Rückwärtsschalls im Gehörgang in Abhängigkeit der
Eigenschaften eines Ohrpassstückes des Hörgeräts (1).
6. Computerprogrammprodukt mit einem Computerprogramm, das Softwaremittel zur Durchführung
eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5 aufweist, wenn das Computerprogramm
in einer Steuereinheit ausgeführt wird.
7. Verfahren zur Anpassung eines Hörgeräts (1) mit einer ermittelten Rückkopplung nach
einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
dass die aus geometrischen Daten ermittelte Rückkopplung (FB) zur Einstellung von Parametern
des Hörgeräts (1) verwendet wird.
IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE
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