Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Abgasturbolader für aufgeladene Brennkraftmaschinen.
[0002] Sie betrifft einen Verdichter eines Abgasturboladers mit einer Vorrichtung zur Sicherstellung
der verdichterseitigen Berstschutzsicherheit des Abgasturboladers.
Stand der Technik
[0003] Für die Leistungssteigerung einer Brennkraftmaschine (Verbrennungsmotor) werden heutzutage
standardmässig Abgasturbolader mit einem der Brennkammer der Brennkraftmaschine Luft
für den Verbrennungsvorgang zuführenden Verdichter und einer Abgasturbine im Abgastrakt
der Brennkraftmaschine eingesetzt. Mit der Aufladung der Brennkraftmaschine wird die
Luft- und Kraftstoffmenge in den Zylindern erhöht und daraus ein merklicher Leistungsanstieg
für die Brennkraftmaschine gewonnen. Der dafür verwendete Abgasturbolader setzt sich
standardmässig aus einem Rotor, bestehend aus einem Verdichterrad und einem Turbinenrad
sowie der Wellenlagerung, den strömungsführenden Gehäuseteilen (Verdichtergehäuse,
Turbinengehäuse) und dem Lagergehäuse zusammen.
[0004] Wird die Brennkraftmaschine unter Volllast betrieben, und die Abgasturbine des Abgasturboladers
entsprechend mit einem grossen Abgasstrom beaufschlagt, werden sehr hohe Umfangsgeschwindigkeiten
an den Laufschaufelspitzen der Turbinen- sowie der Verdichterräder erreicht. Die maximale
zulässige Rotordrehzahl eines Turboladers ist eine Funktion der Radgrösse, der Geometrie
sowie der Festigkeitswerte der verwendeten Materialien. Generell unterliegen die rotierenden
Komponenten sehr hohen Fliehkraftbelastungen und somit hohen Materialspannungen. Fehlstellen
im Materialgefüge können unter Umständen zum Bersten des Verdichter- oder Turbinenrades
führen, mit unvorhersehbaren Folgen für die benachbarten Gehäuse.
[0005] Das initiale Versagensbild eines Verdichterrades lässt sich durch einen Schaufelbruch
respektive ein mehrteiliges Nabenbersten beschreiben. Beim Schaufelbersten versagen
die Schaufeln im Fussbereich des Verdichters, wobei die Radnabe intakt bleibt. Beim
mehrteiligen Nabenbersten zerfällt der Nabenbereich meist in zwei bis vier Bruchstücke.
Der kritischste Fall des Verdichterberstens ist der 3-teilige Nabenbruch mit drei
etwa gleich grossen Bruchstücken (3x120° Sektoren). Das Berstschutzkonzept (Containmentkonzept)
eines Abgasturboladers ist dahingehend auszulegen, dass sämtliche Bruchstücke, für
den Fall eines mehrteiligen Nabenberstens, bei einer vorgegebenen Berstdrehzahl innerhalb
der äusseren Gehäuseummantelung zurückgehalten werden. So wird bei der Konstruktion
des Abgasturboladers darauf geachtet, dass die kinetische Energie des Verdichters
bereits in den inneren, rotornahen Gehäusepartien durch plastische Deformation abgebaut
wird und dadurch die verbleibende kinetische Energie der radial nach Aussen geschleuderten
Bruchstücke nicht ausreicht, um die äussere Gehäuseummantelung zu durchdringen oder
um die äusseren Gehäuseverbindungen (z.B. Schrauben) zum Versagen zu bringen.
[0006] Verschiedene Massnahmen zur Reduktion der Belastung der Gehäuseverbindung im Falle
eines berstenden Verdichterrades sind bekannt.
[0007] Gemäss
WO 02/090722 ist eine Sollbruchstelle in der den Strömungskanal über den Laufschaufeln des Verdichterrades
radial aussen begrenzenden Gehäuseeinsatzwand vorgesehen, um im Falle eines Verdichterradberstens
das axiale Wegschleudern von Gehäuseteilen oder am Verdichtergehäuse befestigten Bauteilen
zu verhindern.
[0008] In
EP 1-586-745 wird mittels eines Stützflansches und eines ausreichend grossen Abstands des Stützflansches
zur Gehäuseeinsatzwand verhindert, dass im Falle eines berstenden Verdichterrades
eine direkte axiale Impulsübertragung von wegfliegenden Verdichterradteilen auf das
Lufteintrittsgehäuse stattfindet und so die Belastung der oberen Verbindungen zwischen
den Gehäuseteilen reduziert und das Aufbrechen der Verbindung sowie das Austreten
der Bruchstücke unterbunden.
[0009] In einer weiteren Variante gemäss
GB 2-414-769 wird die axiale Belastung der Gehäuseeinsatzwand beim Nabenbersten durch die lange
Dehnschrauben ausreichend aufgenommen und die geschraubte Flanschverbindung zwischen
dem Verdichtergehäuse und dem Lagergehäuse hinreichend entlastet.
[0010] In der Variante nach
DE 10-2004-028-133 wird eine derartige Dehnschraube mit einer zusätzlichen Passung zwischen der Schraube,
der Gehäuseeinsatzwand und dem Verdichtergehäuse versehen. Durch die Passung werden
die beim Bersten auftretenden Umfangskräfte aufgenommen und ein Verdrehen der Einsatzwand
zum Verdichtergehäuse vermieden.
[0011] In
DE 10-2005-039-820 wird die Gehäuseeinsatzwand mit Halteeinrichtung ergänzt, um dadurch die axial nach
vorne geschleuderten Bruchstücke des Verdichterrades sowie der Gehäuseeinsatzwand
aufzufangen respektive zu verklemmen.
[0012] Die oben beschriebenen Varianten benötigen meist grosse Bauvolumen zur Umsetzung
der darin beschriebenen Merkmale. Weiter werden in einigen Varianten sehr lange Dehnpassschrauben
benötigt, was höhere Anforderungen an die Genauigkeit der Gehäusefertigung, die Fertigungskosten
sowie die Baumasse des Turboladers stellt. In
DE 10-2005-039-820,
DE 10-2004-028-133 sowie
GB 2-414-769 werden die axial wirkenden Berstkräfte zuerst durch die Dehnpassschrauben aufgenommen
und erst anschliessend über die Gehäusewandung in die oberen, kürzeren Schraubverbindungen
zwischen Verdichter- und Lagergehäuse geleitet. Diese letztgenannten Schraubenverbindungen
sind die kritischen und zu schützenden Stellen eines verdichterseitigen Berstkonzepts.
Kurze Darstellung der Erfindung
[0013] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, den Gehäuseverbund eines Verdichters eines
Abgasturboladers für den Fall eines versagenden Verdichterrades berstsicher zu gestalten,
indem die äusseren Gehäuseverbindungen zwischen dem Verdichtergehäuse und dem Lagergehäuse
vor einem Versagen geschützt werden.
[0014] Erfindungsgemäss wird dies mit einem Gehäuseverbund erreicht, welcher einen an einem
Axialanschlag des äusseren Verdichtergehäuses anliegenden Gehäuseeinsatzes sowie ein
Biegeelement im Kraftfluss zwischen der den Strömungskanal begrenzenden Einsatzwandkontur
und dem äusseren Verdichtergehäuse umfasst. Das Biegeelement setzt sich dabei aus
einem senkrecht zur axialen Richtung ausgerichteten Tragelement, welches optional
als ein umlaufender Tragring ausgebildet ist, und in axialer Richtung vor- und nachgelagerten
Stegen zusammen, wobei die Stege axial vor dem Tragelement und die Stege axial nach
dem Tragelement in einer Richtung senkrecht zur Axialen - also in Umfangsrichtung
und/ oder in radialer Richtung - versetzt zueinander angeordnet sind. Dank diesen
versetzt angeordneten Stegen wird der berstbedingte axiale Kraftfluss zwischen der
Einsatzwandkontur und dem äusseren Verdichtergehäuse zweifach umgelenkt und dadurch
eine axial weiche Biegekonstruktion erreicht. Dabei wird die axiale Belastung in den
äusseren Gehäuseverbindungen (Schrauben) signifikant reduziert.
[0015] Beim Verdichterbersten drücken die einzelnen Bruchstücke in axialer, radialer sowie
in Umfangsrichtung auf den Gehäuseeinsatz. Das Biegeelement wird erfindungsgemäss
im Bereich des umlaufenden Rings plastisch axial gestaucht und dadurch kinetische
Berstenergie abgebaut. So gelangt nur ein Bruchteil der ursprünglich vorhandenen Berstenergie
über die Auflageflächen der Befestigungsstege des Gehäuseeinsatzes ins äussere Verdichtergehäuse
und schlussendlich in die zu schützende Verbindung zum Lagergehäuse.
[0016] Das erfindungsgemässe Berstkonzept sorgt für den Fall eines Verdichterbersten auf
einem möglichst kleinen Bauraum und mit einer geringen Anzahl Standardschrauben für
eine hohe axiale Entlastung der Verbindung zwischen dem Verdichtergehäuse und dem
Lagergehäuse.
[0017] Die beim Versagen frei werdende kinetische Energie wird hauptsächlich durch eine
plastische Deformation der inneren Gehäuseteile aufgenommen. Dadurch werden die äussere
Gehäuseummantelung und die Gehäuseverbindungsschrauben weitgehend entlastet.
[0018] Weitere Vorteile ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0019] Folgend ist anhand der Zeichnungen eine Ausführungsform des erfindungsgemässen Berstkonzepts
für den Verdichter eines Abgasturboladers beschrieben. Hierbei zeigt
- Fig. 1
- ein Schnittbild eines Abgasturboladers gemäss dem Stand der Technik, mit einem Radialverdichter
mit einem äusseren Verdichtergehäuse (Spiralgehäuse) und einem Gehäuseeinsatz als
inneres Verdichtergehäuse,
- Fig. 2
- ein Schnittbild eines Verdichtergehäuses mit dem äusseren Verdichtergehäuse und dem
erfindungsgemäss ausgestalteten Gehäuseeinsatz,
- Fig. 3
- eine isometrische Ansicht auf den erfindungsgemäss ausgestalteten Gehäuseeinsatz nach
Fig. 2, und
- Fig. 4
- eine Seitenansicht in radialer Richtung auf den erfindungsgemäss ausgestalteten Gehäuseeinsatz
nach Fig. 2 mit angedeuteter Verbiegung im Berstfall.
Weg zur Ausführung der Erfindung
[0020] Fig. 1 zeigt einen Abgasturbolader gemäss dem Stand der Technik mit einem Radialverdichter
und einer Radialturbine. Das Turbinenrad 9 ist auf der Welle 8 befestigt oder einteilig
mit dieser ausgeführt. Das Turbinengehäuse 90 umschliesst das Turbinenrad und begrenzt
die Strömungskanäle, welche das heisse Abgas von der Brennkraftmaschine über das Turbinenrad
zu den Auspuffanlagen führen. Das Verdichterrad 1 ist ebenfalls auf der Welle 8 befestigt.
Das Verdichtergehäuse 10 setzt sich in der Regel aus mehreren Gehäuseteilen zusammen
und wird mittels einer äusseren Befestigung 7 am Lagergehäuse festgeschraubt. Je nach
Aufbaukonzept wird das mehrteilige Verdichtergehäuse in bestimmter Reihenfolge zusammengesetzt.
Im dargestellten Fall wird erst das innere Verdichtergehäuse, der Gehäuseeinsatz 10,
in das äussere Verdichtergehäuse, das Spiralgehäuse 20, eingeschoben und allenfalls
mit Befestigungsmitteln kraft- oder formschlüssig daran befestigt. Danach wird die
Einheit aus innerem und äusserem Verdichtergehäuse über das bereits auf der Welle
angeordnete Verdichterrad 1 geschoben und mit dem Lagergehäuse 80 verbunden. Optional
kann das innere Verdichtergehäuse 10, wie im abgebildeten Fall angedeutet, beim Verbinden
mit dem Lagergehäuse im Bereich des Diffusors stromab des Verdichteraustritts über
Diffusorschaufeln 19 gegen eine Kontaktfläche des Lagergehäuses 80 gepresst und somit
im Betrieb zwischen dem äusseren Verdichtergehäuse 20 und dem Lagergehäuse 80 festgeklemmt
werden.
[0021] Alternativ gibt es Aufbaukonzepte, bei welchen das innere Verdichtergehäuse, also
der Gehäuseeinsatz, nachträglich in das bereits mit dem Lagergehäuse verbunden äussere
Verdichtergehäuse eingesetzt und von der Verdichterseite her mittels Schrauben am
äusseren Verdichtergehäuse befestigt wird.
[0022] Fig. 2 zeigt einen vergrössert dargestellten Ausschnitt eines Verdichtergehäuses
welches analog dem vorhergehenden aufgebaut ist, welches jedoch über einen erfindungsgemäss
ausgestalteten Gehäuseeinsatz 10 verfügt. Der Gehäuseeinsatz ist am äusseren Verdichtergehäuse
(Spiralgehäuse) 20 befestigt und, im Fall eines beschaufelten Diffusors, optional
zwischen dem äusseren Verdichtergehäuse 20 und dem Lagergehäuse 80 über die Schaufel
19 des Diffusors festgeklemmt. Der Gehäuseeinsatz 10 ist einteilig ausgebildet, umfasst
jedoch mehrere funktionelle Teilbereiche.
[0023] Gegen radial innen begrenzt die Einsatzwandkontur 11 den Strömungskanal 61. Zwischen
der Nabe des Verdichterrades 1 und der Einsatzwandkontur 11 strömt demnach die Luft,
welche den Brennkammern der Brennkraftmaschine zugeführt werden soll. Die Einsatzwandkontur
11 ist bei einem Radialverdichter im Eingangsbereich axial ausgerichtet und verläuft
anschliessend in die radiale Richtung gekrümmt und mündet in einem spiralförmigen
Sammelraum 62 des äusseren Verdichtergehäuses. Im Bereich des Diffusors stromab des
Verdichteraustritts kann die Einsatzwandkontur mit einer Sollbruchstelle 17 versehen
sein, welche im Berstfall des Verdichterrades die Einsatzwandkontur gezielt brechen
lässt, und dadurch den erfindungsgemäss vorgesehenen Energieabbau im Innern des Gehäuseeinsatzes
unterstützt.
[0024] Zur Zentrierung des Gehäuseeinsatzes 10 am äusseren Verdichtergehäuse 20 umfasst
der Gehäuseeinsatz einen Zentrierring 12, welcher am äusseren Verdichtergehäuse aufliegt.
Optional kann die Auflagefläche mittels eines Dichtelementes (Dichtungsring) abgedichtet
werden. Optional kann, wie das in der Fig. 2 angedeutet ist, das äussere Verdichtergehäuse
20 im Bereich der Auflagefläche zum Zentrierring einen zur Verdichtereintrittsseite
hin (also in der Fig. nach links) enger werdenden Querschnitt aufweisen, wodurch sich
im Berstfall eine Verklemmung des Zentrierrings in der Verengung der Auflagefläche
am äusseren Verdichtergehäuse ergeben kann. Mit einer solchen Verklemmung kann ein
Teil der Berstenergie im Bereich des Zentrierringes 12 abgebaut werden.
[0025] Der Zentrierring 12 ist über einen Verbindungssteg 16 mit der inneren Einsatzwandkontur
11 verbunden. Der Verbindungssteg 16 kann, wie in der Fig. 2 angedeutet ist, optional
doppelt gekrümmt (S-förmig) ausgeführt sein. Im Berstfall wird der S-förmig gebogene
Verbindungssteg 16 stark auf Biegung belastet und dadurch eine hohe axiale Nachgiebigkeit
des Gehäuseeinsatzes bei einer berstbedingten Stossbelastung auf die äusseren Gehäuseverbindungen
erreicht
[0026] Vom Zentrierring 12 aus führen axial gerichtete Stege 14 zu einem Tragring 13, welcher
über ebenfalls axial gerichtete Befestigungsstege 15 an einem Axialanschlag 21 des
äusseren Verdichtergehäuses 20 aufliegt. Die Befestigungsstege sind dabei optional
mittels Befestigungsmitteln 18 am äusseren Verdichtergehäuse befestigt, beispielsweise
können Schrauben oder Schraubenstifte in dafür vorgesehenen Öffnungen in den Befestigungsstegen
angeordnet sein. Der Tragring kann optional in mehrere ringsegmentförmige Tragelemente
aufgeteilt sein, welche Tragelemente dann auf beiden axialen Stirnseiten jeweils je
mindestens einen Steg aufweist, wobei die Stege auf den gegenüberliegenden Stirnseiten
zueinander versetzt angeordnete sind.
[0027] Die Stege 14 zwischen dem Tragring 13 und dem Zentrierring 12 sind entlang dem Umfang
des Tragrings verteilt. Die Befestigungsstege 15 sind ebenfalls entlang dem Umfang
des Tragrings verteilt, sind jedoch zu den Stegen 14 versetzt angeordnet. Optional
können die Befestigungsstege und die Stege zusätzlich zur oder anstelle der Versetzung
in Umfangsrichtung auch in radialer Richtung zueinander versetzt angeordnet sein.
[0028] Die Befestigungsstege 15, der Tragring 13, die Stege 14 zwischen dem Tragring und
dem Zentrierring und der Zentrierring 12 bilden zusammen ein Biegeelement 111. Fig.
3 und Fig. 4 zeigen den ausgebauten Gehäuseeinsatz 10 mit der Biegeelementkonstruktion.
Die Stege des Biegeelements 111 sind in dieser Ausführung jeweils um eine halbe Teilung
in Umfangsrichtung versetzt. Dank dieses Versatzes wird der Kraftfluss zwischen dem
Zentrierring 12 und dem Axialanschlag 21 am äusseren Verdichtergehäuse 20 über den
Stegen 14 zwischen dem Zentrierring und dem Tragring, den umlaufenden Tragring 13,
sowie den Befestigungsstegen 15, zweifach umgelenkt und dadurch eine axial weiche
Biegekonstruktion erreicht.
[0029] Beim Verdichterbersten kann der Gehäuseeinsatz 10 durch das Auftreffen der Verdichterradbruchstücke
in Umfangsrichtung verdreht werden, was zu einem Abscheren der Verbindung 18 zwischen
den Befestigungsstegen 15 und dem äusseren Verdichtergehäuse und somit einer teilweisen
Dissipation der kinetischen Berstenergie führen kann. Die axialen Berstkräfte werden
über den Gehäuseeinsatz 10 in das äussere Verdichtergehäuse 20 und abschliessend in
die äussere Gehäuseverbindung 7 eingeleitet. Um ein Austreten der Bruchstücke nach
Aussen zu verhindern ist somit immer sicher zu stellen, dass die Gehäuseverbindung
7 intakt bleibt und das Lagergehäuse 80 und das äussere Verdichtergehäuse 20 zusammenhält.
Um dies zu erreichen, wird erfindungsgemäss ein grosser Teil der Energie in dem Gehäuseeinsatz
abgebaut. Die nach Aussen geschleuderten Bruchstücke können sich zwischen dem Gehäuseeinsatz
und dem Lagergehäuse derart verkeilen, dass hohe Axialkräfte neben dem Gehäuseeinsatz
auch das äussere Verdichtergehäuse sowie das Lagergehäuse belasten. In erster Linie
belasten die Bruchstücke des Verdichterrades jedoch die Einsatzwandkontur 11. Über
den Verbindungssteg 16 werden die Axialkräfte auf den Zentrierring 12 übertragen.
Vom Zentrierring 12 wiederum werden die Axialkräfte über die Stege 14 auf den Tragring
13 übertragen. Der umlaufende Tragring 13 wird in der Folge im Bereich der Verbindung
zu den Stegen 14 plastisch gestaucht, wie dies in der Fig. 4 anhand des gepunkteten
Verlaufs des Tragrings 13' angedeutet ist. Durch die plastische Verformung des Tragrings
wird kinetische Berstenergie abgebaut. So gelangt nur ein Bruchteil der ursprünglich
vorhandenen Berstenergie über die Auflageflächen der Befestigungsstege 15 ins äussere
Verdichtergehäuse 20 und schlussendlich in die zu schützende Gehäuseverbindung 7 im
radial äusseren Bereich des Verdichtergehäuses.
[0030] Die Stege und die Ringe des Biegeelementes sind konstruktiv so auszulegen, dass für
den normalen Turboladerbetrieb eine ausreichend hohe Steifigkeit erreicht wird und
die Einsatzwand als starr anzunehmen ist, womit die Spiele zwischen dem Verdichterrad
und dem Gehäuse nicht beeinträchtigt werden. Weiter ist bei der Auslegung des Biegeelementes
darauf zu achten, dass die erzielten Eigenfrequenzen der Einsatzwand nicht in den
Frequenzbereich des motorinduzierten Anregungsspektrums zu liegen kommen. Der Gehäuseeinsatz
kann aus einem Gusswerkstoff (z.B. GGG-40) bestehen.
[0031] Die Einsatzwandkontur 11 kann optional einen den Strömungskanal 61 radial umgebenden
Hohlraum gegen den Strömungskanal abgrenzen, in dem bereits teilweise verdichtete
Luft aus dem Bereich der Verdichterradschaufeln zurück in den Ansaugbereich geführt
werden kann. Hierzu kann optional in die Einsatzwandkontur ein zumindest teilweise
umlaufender Schlitz im Bereich der Verdichterradschaufeln eingelassen sein.
Bezugszeichenliste
[0032]
- 1
- Verdichterrad
- 7
- Befestigung des Verdichtergehäuses am Lagergehäuse
- 8
- Welle
- 9
- Turbinenrad
- 10
- Gehäuseeinsatz (inneres Verdichtergehäuse)
- 11
- Einsatzwandkontur
- 12
- Zentrierring
- 13
- Tragelement, Tragring
- 14
- Steg
- 15
- Befestigungs-Steg
- 16
- Verbindungs-Steg
- 17
- Sollbruchstelle
- 18
- Befestigungsmittel (Bohrung/ Schraube)
- 19
- Diffusorschaufel
- 20
- Spiralgehäuse (äusseres Verdichtergehäuse)
- 21
- Axialanschlag
- 61
- Strömungskanal
- 62
- Sammelraum im Spiralgehäuse
- 80
- Lagergehäuse
- 90
- Turbinengehäuse
- 111
- Biegeelement
1. Verdichter eines Abgasturboladers, umfassend ein um eine Achse drehbares Verdichterrad
(1), ein äusseres Verdichtergehäuse (20) sowie einen radial ausserhalb des Verdichterrades
(1) angeordneten Gehäuseeinsatz (10), wobei der Gehäuseeinsatz eine Einsatzwandkontur
(11) umfasst, welche zusammen mit einer Nabe des Verdichterrades (1) einen Strömungskanal
(61) begrenzt,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Gehäuseeinsatz (10) an einem zum Verdichterrad hin gerichteten Axialanschlag (21)
des äusseren Verdichtergehäuses (20) anliegt, wobei zum Übertragen von Axialkräften
von der Einsatzwandkontur (11) zum äusseren Verdichtergehäuse (20) ein Biegeelement
(111) vorgesehen ist, wobei das Biegeelement (111) mindestens zwei axial ausgerichtete
und versetzt zueinander angeordnete Stege (14, 15) sowie ein die Stege (14, 15) miteinander
verbindendes Tragelement (13) umfasst, wobei das Tragelement (13) senkrecht zur axialen
Richtung ausgerichtet und bezüglich der axialer Richtung zwischen den Stegen (14,
15) angeordnet ist.
2. Verdichter nach Anspruch 1, wobei das Biegeelement (111) ein ringsegmentförmiges Tragelement
(13) umfasst, wobei das Tragelement (13) in Umfangsrichtung des Verdichterrades ausgerichtet
ist, und wobei das Tragelement (13) auf einer axialen Seite mehrere axial ausgerichtete
Stege (14) und auf der anderen axialen Seite mindestens einen axial ausgerichteten
Steg (15) aufweist.
3. Verdichter nach Anspruch 1, wobei das Biegeelement (111) ein ringförmiges Tragelement
(13) umfasst, wobei das Tragelement (13) in Umfangsrichtung des Verdichterrades angeordnet
ist, und wobei das Tragelement (13) auf beiden axialen Seiten mehrere axial ausgerichtete
Stege (14, 15) aufweist.
4. Verdichter nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei zum Übertragen von Axialkräften
von der Einsatzwandkontur (11) zum Axialanschlag (21) des äusseren Verdichtergehäuses
(20) das Biegeelement (111) im Kraftfluss zwischen der Einsatzwandkontur (11) und
dem Axialanschlag (21) angeordnet ist.
5. Verdichter nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei das Biegeelement (111) Teil des
äusseren Verdichtergehäuses (20) ist und zum Übertragen von Axialkräften von der Einsatzwandkontur
(11) zum äusseren Verdichtergehäuse (20) der Axialanschlag (21) im Kraftfluss zwischen
der Einsatzwandkontur (11) und dem Biegeelement (111) angeordnet ist.
6. Verdichter nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei zum Übertragen von Axialkräften
von der Einsatzwandkontur (11) auf das Biegeelement (111) das Biegeelement (111) einen
umlaufender Zentrierring (12) umfasst, welcher über einen Verbindungssteg (16) mit
der Einsatzwandkontur (11) verbunden ist.
7. Verdichter nach Anspruch 6, wobei der Verbindungssteg (16) zwischen der Einsatzwandkontur
(11) und dem Biegeelement (111) doppelt gekrümmt, also im Axialprofil S-förmig, ausgebildet
ist.
8. Abgasturbolader, umfassend einen Verdichter nach einem der Ansprüche 1 bis 7.