[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reduzierung des Schadstoffpotentials in
Abgasen und Rückständen von Verbrennungsanlagen gemäß dem ersten Patentanspruch.
[0002] In Verbrennungsanlagen erfolgt eine Verbrennung von Brennstoffen in einem Brennstoffstrom.
Flüssige oder gasförmige Brennstoffe sind gut vermischbar und damit homogenisierbar.
Sie lassen sich damit in einen Brennstoffstrom mit sehr geringen Schwankungsbreiten
in der Zusammensetzung, Heizwert oder Schadstoffgehalt der Verbrennung zuführen.
[0003] Dagegen sind feste Brennstoffe grundsätzlich schlechter vermischbar, womit bei deren
Verbrennung mit größeren Schwankungsbreiten der vorgenannten Art zu rechnen ist. Weist
eine feste Brennstoffmenge wie z.B. Abfälle zusätzlich noch eine inhomogene Zusammensetzung
von Brennstoffpartikeln unterschiedlicher Größe auf, vergrößert sich die möglichen
Schwankungsbreiten erheblich. Insbesondere die inhomogene Zusammensetzung von Brennstoffströmen
aus Abfällen aus Haushalten mit stark variierenden Brennwerten (Heizwerten) und Schadstoffausgangsstoffgehalten
und die folglich variierenden Verbrennungseigenschaften erschweren den Betrieb im
Vergleich zu anderen technischen Verbrennungsprozessen.
[0004] Ein Schadstoffausgangsstoff mit einer besonderen Bedeutung für Müllverbrennungen
umfasst Chlor und Chlorverbindungen. Diese Stoffgruppe führt bei einer Verbrennung
zu Chlorwasserstoff (HCl) oder anderen Chlorverbindungen und gilt als maßgeblicher
Verursacher von beispielsweise polychlorierten Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane
(PCDD/F) im Rauchgas. Chlor ist ein Grundbestandteil insbesondere vieler Kunststoffe
wie PVC und tritt in Hausmüll und Industriemüll gleichermaßen selektiv in einzelnen
Müllkomponenten, dennoch aber integral in großen Mengen auf.
[0005] Chlorwasserstoff ist ein giftiger und ätzend wirkender Stoff, für die Gesetzgeber
in der Bundesrepublik Deutschland (z.B. in der TA-Luft) oder anderen Ländern Emissionswerte
aus Verbrennungsanlagen und anderen technischen Anlagen festgelegt haben.
[0006] Aufgrund ihrer Toxizität hat der Gesetzgeber in der Bundesrepublik Deutschland in
der 17. Bundesimmissionsschutzverordnung (17.BImSchV) einen Grenzwert für die Emission
dieser Verbindungen aus Müllverbrennungsanlagen von 0,1 ng TEQ/Nm
3 (TEQ = Toxizitätsäquivalent) festgelegt. Dieser Grenzwert für PCDD/F im Verbrennungsabgas
ist nach heutigem Kenntnisstand durch eine alleinige Optimierung der Feuerungsbedingungen
nicht einhaltbar. Die Konzentration der PCDD/F im Verbrennungsabgas muss deswegen
mit einer der Verbrennung nachgeschalteten zusätzlichen Rauchgasreinigung wie z.B.
mit Hilfe von Nasswäschern mit Absorptionskomponenten unter den vorgeschriebenen Grenzwert
abgesenkt werden.
[0007] In der
WO 02/064235 A2 wird hierzu die Verwendung eines Materials für Absorptionskomponenten der vorgenannten
Art zur Rückhaltung von polyhalogenierten Verbindungen (PCDD / F) vorgeschlagen, bestehend
aus Kohlenstoffpartikeln in einer Matrix aus einem Polyolefin.
[0008] Alternativ lassen sich die Emissionen von PCDD/F im Rauchgas mit Hilfe von Schwefeloxiden
im Rauchgas oder die Zuführung von Schwefelverbindungen in die Verbrennung mindern.
[0009] In der
US 4.793.270 wird zur Verringerung der Dioxinbildungsrate im Rahmen einer Müllverbrennung neben
schwefelhaltige Kohle auch CS
2, CaS und SO
2 in den Verbrennungsvorgang eingebracht.
[0010] Ebenso wird im Rahmen der
DE 199 53 418 A1 zur Verminderung von Dioxinen im Abgas von chemischen Prozessen eine Zugabe von Amidosulfonsäuren
und Sulfamid zum Brennstoff vorgeschlagen.
[0011] Zusätzlich verursacht Chlor im technischen Betrieb von Verbrennungsanlagen aufgrund
der Bildung z.B. von Salzsäure aber auch erhebliche Korrosionsschäden. Zusätzlich
ist Chlor als Bestandteil des Rauchgases an Korrosionsprozessen im Kesselbereich maßgeblich
beteiligt, die durch Stillstandzeiten und zeitaufwändige Reparaturen die Betriebskosten
erhöhen. Wegen dieser Korrosionsproblematik werden folglich von Betreibern großtechnischer
Abfallverbrennungsanlagen bestimmte Abfallfraktionen mit hohen Chlorgehalten nur zu
relativ hohen Kosten verbrannt.
[0012] Eine Minderung der Korrosionsprobleme versprechen z.B. Schutzbeschichtungen in den
relevanten Bereichen, insbesondere dem Kessel. Außerdem mindern hohe SO
2-Konzentrationen im Rohgas oder hohe Sulfatgehalte in den Flugaschen die Korrosionsprobleme.
[0013] In der
DE 198 49 022 A1 wird zur Verminderung von Korrosion schwefelhaltige Chemikalien wie SO
2 und MgSO
4 in das Brenngas eingeleitet.
[0014] Im Rahmen der
DE 602 11 476 T2 (aus der
WO 02/059526) wird eine Zugabe einer schwefelhaltigen Chemikalie wie (NH
4)
2SO
4, NH
4HSO
4, H
2SO
4 oder FeSO
4 zur Korrosionsminderung vorgeschlagen.
[0015] DE 101 31 464 B4 schlägt ein Verfahren zur korrosions- und e-missionsarmen Mitverbrennung hochhalogenierter
Abfälle in Abfallverbrennungsanlagen mit einer Zugabe von Schwefel oder schwefelhaltigen
Chemikalien vor.
[0016] Auch die
DE 198 02 274 C2 offenbart ein Verfahren zur Korrosionsminderung beim Betrieb eines Kessels einer
Müllverbrennungsanlage, wobei Schwefel oder schwefelhaltige Verbindungen in den Feuerraum
oder die heißen Abgase vor Erreichen der korrosionsgefährdeten Heizflächen eingebracht
werden.
[0017] Auch in der
WO 06/134227 A1 wird wie in der
WO 06/124772 A2 zur Korrosionsminderung an Dampfkesseln eine Zugabe von Fe(SO
4) oder Al
2(SO
4)
3 bzw. SO
2, SO
3, H
2SO
4, Schwefel oder Schwefelsalze vorgeschlagen.
[0018] Grundsätzlich erfolgt die Co-Verbrennung von Schwefel, Schwefelverbindungen oder
schwefelhaltigen Brennstoffen (z.B. kommunaler Klärschlamm, Altreifenabfälle oder
schwefelhaltige Kohle) oder Zudosierung von SO
2/SO
3, H
2SO
4 oder anderen schwefelhaltigen Verbindungen z.B. (NH
4)
2SO
4 ins Abgas vor Eintritt in den Dampfkessel.
[0019] Ferner offenbart die
DE 103 38 752 B9 einen prozessintegrierten SO
2-Kreislauf im Rahmen einer Müllverbrennung, der keine externe Zudosierung von Schwefel
oder Schwefelverbindungen erfordert. Dieses Verfahren erfordert eine Rauchgasreinigung
mit nasser SO
2-Abscheidung mittels mindestens eines Nasswäschers.
[0020] Alle Verfahren beruhen darauf, dass mit steigender SO
2 und/oder SO
3 Konzentration im Rauchgas die Sulfatierung und damit die Minderung des Chloridgehaltes
der Flug- und Kesselascheablagerungen erreicht wird. Bei fast allen Verfahren ist
aber ein Überschuss von Schwefelverbindungen bei der Abfallverbrennung erforderlich,
um eine verminderte Dioxinbildung oder Korrosionsminderung sicherzustellen.
[0021] Die zusätzlich der Verbrennung zugeführten Schwefelverbindungen führen neben der
verminderten PCDD/F-Bildung und der positiven Auswirkungen auf Korrosionsprozesse
zu höheren Schwefeloxidkonzentrationen im Rauchgas, die für eine Einhaltung der entsprechenden
Emissionsgrenzwerte mit größeren Neutralisationsmittelmengen abgeschieden werden müssen.
Der höhere Neutralisationsmittelbedarf verursacht zusätzlich eine höhere Rückstandsmenge,
die kostenintensiv als Sonderabfall zu entsorgen ist.
[0022] Davon ausgehend liegt die
Aufgabe der Erfindung darin, ein Verfahren zur Reduzierung des Schadstoffpotentials in Abgase und Rückständen
von Verbrennungsanlagen bei Einsatz von festen Brennstoffen mit stark variierender
Chlorbeladung vorzuschlagen, dass ohne höhere Rückstandmengen auskommt und auch bei
trockenen und quasitrockenen Rauchgasreinigungsanlagen anwendbar ist. Außerdem soll
eine gleichmäßigere Verteilung von Chlor in Verbrennungsrückständen (z.B. Rostasche),
Flugstäuben und Rauchgasreinigungsdrückständen erreicht werden.
[0023] Die Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des ersten Patentanspruchs
gelöst. Unteransprüche geben vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung wieder.
[0024] Zur Lösung der Aufgabe werden Maßnahmen zur Einstellung einer im technischen Maßstab
zu realisierende gleich bleibend ablaufende Verbrennung vorgeschlagen. Damit wird
eine konstante Schadstoffbildung und Ausbrandgüte angestrebt.
[0025] Als eine Maßnahme zur Erzeugung einer gleich bleibend ablaufenden Verbrennung wird
vorgeschlagen, zusätzlich zu dem in die Verbrennung ausmündenden ersten Brennstrom
mit den vorgenannten festen Brennstoff mit inhomogenen Schadstoffgehalten mindestens
einen zweiten Brennstoffstrom mit mindestens einem zweiten Brennstoff parallel der
Verbrennung zuzuführen. Die Zuführung erfolgt in der Weise, dass der summierte Zustrom
an Schadstoffausgangsstoff, aber optional zusätzlich an Heizwert und/oder Zusammensetzung
homogen oder in die Verbrennung in einem engen Intervall homogen geschieht. Die zweiten
und optional weiteren Brennstoffströme dienen dem Ausgleich einer oder mehrerer stofflichen
Inhomogenitäten im ersten Brennstoffstrom und bedürfen folglich einer individuellen
Regelung ihres Stoffstroms, vorzugsweise Volumenstroms. Vorzugsweise liegen die Brennstoffe
in diesen zweiten und ggf. folgenden Brennstoffströmen zwecks einer besseren Regelbarkeit
in homogenisierter und gut förder- und portionierbarer Form vor, beispielsweise als
Flüssigkeit, Suspension oder Partikelschüttung.
[0026] Bei einer Müllverbrennung bestehen die genannten zweiten und optional weiteren Brennstoffströme
vorzugsweise aus zerkleinertem oder verflüssigten, d.h. einem förderfähigen Müll einer
oder überwiegend einer Müllfraktion (Abfall) umfassend z.B. Holz, Kunststoffe, Altöle,
Cellulose, Chemikalien, Verbundstoffe oder Sortierreste. Diese Müllfraktionen zeichnen
sich durch eine besonders ausgeprägte Eigenschaft wie einen hohen Brennwert oder eine
schnelle Entzündbarkeit oder einen hohen Gehalt eines bestimmten Brennstoffausgangsstoffs
wie z.B.
Chlor aus, sodass bereits ein geringer zweiter oder weiterer Brennstrom auch stärkere
Inhomogenitäten im (ersten) Brennstoffstrom kompensierbar macht. Wesentlich ist, dass
der zweite und ggf. weitere Brennstoffstrom einen Brennstoff mit bekannter oder überwiegend
bekannter Brennstoffzusammensetzung (und optional Brennwert) umfasst. Die Brennstoffströme
werden dabei vorzugsweise separat in die Brennkammer zur Verbrennung geleitet oder
vor der Verbrennung zu einem gemeinsamen Brennstoffstrom gemischt und in die Verbrennung
geleitet.
[0027] Eine Einstellung eines gleich bleibenden Chlorgehalts im Abgas der Verbrennung erfolgt
vorzugsweise über eine Hinzudosierung eines chlorhaltigen Brennstoffs, beispielsweise
über ein Granulat von Chlorhaltigen Kunststoffen wie PVC im zweiten Brennstoffstrom.
[0028] Für eine Einstellung einer gleich bleibenden Verbrennung (z.B. über zusätzliche optionale
Dampfproduktion-, Heizwert- und / oder Zusammensetzungsregelung) eignet sich eine
geregelte Zudosierung vorzugsweise eines leichtentzündlichen Brennstoff wie Cellulose,
Lösungsmittel oder Abfälle. Eine gleich bleibende, d.h. eine ohne Schwankungen in
Emission und Ausbrand ablaufende kontinuierliche Verbrennung begünstigt eine gleich
bleibende Schadstoffbildung und einen kontinuierlichen Ausbrand während der Verbrennung
zusätzlich.
[0029] Die Regelung des zweiten und ggf. weiteren Brennstoffstroms ist eine Volumen- oder
Massenstromregelung. Für die Bestimmung der Regelgrößen sind Messaufnehmer zur selektiven
Erfassung der Schadstoffe, insbesondere von HCl, in den Brennraum und/ oder der Nachbrennzone
(Kessel) und/oder Rohgaskanal vorgesehen. Die ergänzende Regelung der Zufuhr eines
zweiten oder weiteren Brennstoffs und damit der Verbrennung erfolgt über Daten aus
der Dampfproduktion oder Temperatur an festgelegten Messstellen im Brennraum, Rost,
in der Verbrennung oder Nachbrennzone. Diese Messwerte werden in einem Prozessrechner
mit entsprechenden Sollwerten verglichen und in Stellgrößen für die Reglung umgesetzt.
[0030] Ziel ist zunächst nicht eine Reduzierung der Emissionen am Kamin, sondern eine im
Maßstab zu realisierende gleichbleibende Schadstoffbildung und/oder Verbrennung. Die
vorgeschlagenen Maßnahmen gemäß der Erfindung bewirken in vorteilhafter eine im technischen
Maßstab realisierbare gleich bleibende Konzentration an korrosiven Schadstoffen wie
z.B. HCl, H
2SO
4 oder sonstigen Schadstoffen. Außerdem wirken diese einer Bildung von polychlorierten
Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane (PCDD/F) im Rauchgas in vorteilhafter Weise entgegen.
[0031] Eine gleich bleibende Konzentration an Schadstoffen im Abgas begünstigt den Betrieb
einer Abgasabreinigung. Gegenüber schwankenden Konzentrationen mit diskreten Konzentrationsspitzen
ist für eine Abreinigung eines konstanten Konzentrationsniveaus ein geringerer Überschuss
an Neutralisationsmittel für die Abscheidung von HCl oder auch anderen Schadstoffen
wie z.B. Schwefeloxide erforderlich. Ferner begünstigt eine gleich bleibende Schadstoffbildungsrate
in einer vorzugsweise gleichmäßig verlaufenden Verbrennung einen gleichmäßigen Ausbrand
und damit Verbrennungsrückstände insbesondere Schlacken gleich bleibender Zusammensetzung,
was eine Verwertung oder Deponierung dieser Rückstände vereinfacht.
[0032] Insbesondere Korrosionsprobleme durch Chlor und der hohe Neutralisationsmittelverbrauch
in der trockenen bzw. quasitrockenen Rauchgasreinigung lassen sich durch eine gleichmäßige
und geregelte Chlorkonzentration im Rauchgas mindern.
[0033] Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Figuren näher erläutert, wobei dargestellte
Merkmale beispielhaft für die Erfindung offenbart sind. Hierzu zeigt
[0034] Fig.1 den prinzipiellen Aufbau einer Rost-Verbrennungsanlage für feste Brennstoffe wie
Müll.
[0035] Eine Rost-Verbrennungsanlage gem.
Fig.1 umfasst die Feuerung
1 mit Brennrost
2, Brennraum
3 sowie einer darüber angeordneten Nachbrennkammer
4. Der Nachbrennkammer nachgeschaltet ist ein Wärmeüberträgerbereich
5, beispielsweise ein oder mehrere Wärmeüberträger eines Kessels oder Boilers. Ferner
ist eine Brennstoffzufuhr
6 in den Brennraum
3 vorgesehen, umfassend im Beispiel eine Zufuhr eines zusätzlichen Brennstoff
7 über eine Fördervorrichtung
8 aus einem eigenen Silo
9 sowie eines ersten Hauptbrennstoffstroms
10 für den festen Brennstoff jeweils direkt in den Brennraum.
[0036] Für eine gleichmäßige und geregelte Chlorkonzentration im Rauchgas wird eine kontinuierliche
und synchrone Regelung
11 der Fördervorrichtung
8 vorgeschlagen. Die Regelung erfolgt anhand empirisch ermittelter Zusammenhänge vorzugsweise
zwischen der gemessenen Chlorkonzentration im Rauchgas und der Fördergeschwindigkeit
des zweiten oder weiteren Brennstoffs, in erster Näherung gegenläufig synchron zueinander.
Mit einem Messaufnehmer
12 wird die Chlorkonzentration in Rohgaskanal
13 zwischen Wärmeüberträgerbereich
5 und nachgeschaltetem Sprüh-oder Trockenabsorber
14 ermittelt und als Messsignal über eine Messleitung
15 der Regelung
11 zugeführt. Das Messsignal wird in der Regelung
11 mit einem Sollwert verglichen. Ein hieraus generiertes Stellsignal wird über eine
Steuerleitung
16 an die Fördervorrichtung weitergeleitet.
[0037] Die Zuführung der zusätzlichen Brennstoffe
7 erfolgt geregelt aus den Silo
9, vorzugsweise ausschließlich anhand der gemessenen Chlorkonzentrationen im Rauchgas.
Optional erfolgt der Hauptbrennstoffstrom
10 in den Brennraum ebenfalls geregelt, vorzugsweise begrenzt auf eine Drosselung bei
einer Überschreitung einer vorgebbaren Chlorkonzentration im Rauchgas am Messaufnehmer
12 weiter bevorzugt nach erfolgter Reduzierung der Zuführung der zusätzlichen Brennstoffe
7.
[0038] Für die Messung der Chlorkonzentration im Abgas können auch Messaufnehmer an mehrere
Messpunkte vorzugsweise im Bereich der Wärmeüberträgerbereiche
5 oder Rohgaskanal
13 herangezogen werden.
[0039] Sinkt im Abfall und damit im Rauchgas die Chlorkonzentration, kann aus dem separaten
Silo
9 zusätzlicher Brennstoff dosiert werden. Der Brennstoff kann bevorzugt direkt in den
Feuerraum auf das Gutbett oder im Abfallaufgabebereich zudosiert werden.
[0040] Steigt die Chlorkonzentration im Rauchgas zu stark an, kann die Zusätzliche Dosierung
reduziert oder abgeschaltet werden.
[0041] Die geregelte Chlorkonzentration im Rohgas führt insbesondere zu einer gleichmäßigen
Chorbelastung im Rauchgas. Konzentrationsspitzen und -senken der Rohgas-Chlorbeladung
werden durch den Messaufnehmer gleich nach Entstehung umgehend erfasst und durch die
genannte Regelung der Brennstoffströme auf einem vorgegebenen Konzentrationsniveau
eingeregelt. Das Konzentrationsniveau ist so einzustellen, dass ein Korrosionsangriff
insbesondere am Kessel tolerierbar ist. Optional ist insbesondere die Hauptbrennstoffzufuhr
bei einer Überschreitung des Chlor-Konzentrationsniveaus reduzierbar. Folglich können
stark korrosive Beläge mit stark erhöhten Chlorkonzentrationen im Kesselbereich vermieden
werden.
[0042] Aufgrund der vorgenannten Maßnahmen tritt in den Bereich der Rauchgasreinigung ein
Rauchgas mit deutlich geringeren Konzentrationsschwankungen an Chlorverbindungen ein.
Die geringeren Konzentrationsschwankungen gestatten einen Betrieb der Rauchgasreinigungsanlage
mit einem geringeren Neutralisationsmittelüberschuss, so dass durch nachgeschaltete
Abreinigungsstufen, umfassend eine Zugabe von staubförmigen Kalziumhydoxid, Kalziumcarbonat,
Natriumhydrogenkarbonat, Kohlenstoffhaltigen Adsorbenzien und/oder Koks
17 (gelöst oder suspendiert in Wasser oder mit separater Wasserzufuhr) in das Abgas.
In der darauf folgenden weiteren Abscheidung der Schadstoffe im vorgenannten Sprüh-
oder Trockenabsorber
14 sowie in einem Gewebefilter
18 entsteht ein Rückstandstrom
19 mit toxischen Stäuben aus dem Rauchgasreinigungssystem, der aufgrund der geringeren
Konzentrationsschwankungen geringer ausfällt. Folglich ist auch nur eine geringere
Rückstandsmenge zu entsorgen. Das gereinigte Abgas wird dann über einen Kamin
20 abgeleitet. Die Zugabe von staubförmigen Kalziumhydoxid und Koks
17 in den Sprüh- oder Trockenabsorber und/oder in das Abgas erfolgt vorzugsweise ebenfalls
in Abhängigkeit zu der Chlorbeladung geregelt bevorzugt über die Regelung
11.
[0043] Die Maßnahmen, insbesondere umfassend die Zufuhrregelung des Hauptbrennstoffstroms
10 eignen sich nicht nur für die Sicherstellung einer gleich bleibenden Bildung von
Chlorverbindungen oder einer homogen ablaufenden Verbrennung, sondern auch in besonderem
Maße zur Stabilisierung der Stickoxidbildungsrate.
Bezugzeichenliste
[0044]
- 1
- Feuerung
- 2
- Brennrost
- 3
- Brennraum
- 4
- Nachbrennkammer
- 5
- Wärmeübrertragungsbereiche
- 6
- Brennstoffzufuhr
- 7
- zusätzlicher Brennstoff
- 8
- Fördervorrichtung
- 9
- Silo
- 10
- Hauptbrennstoffstrom
- 11
- Regelung
- 12
- Messaufnehmer
- 13
- Rohgaskanal
- 14
- Sprüh- oder Trockenabsorber
- 15
- Messleitung
- 16
- Steuerleitung
- 17
- Kalziumhydroxid, Kalziumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat, Kohlenstoffhaltigen Adsorbenzien
und/oder Koks
- 18
- Gewebefilter
- 19
- Rückstandstrom
- 20
- Kamin
1. Verfahren zur Reduzierung des Schadstoffpotentials in Abgasen und Rückständen von
Verbrennungsanlagen, wobei
a) bei einer Verbrennung eines ersten Brennstoffstroms (6, 10) festen Brennstoffs mit wechselnder Beladung als Gehalt an einem Schadstoffausgangsstoff
zusätzlich mindestens ein zweiter Brennstoffstrom (7) in Form eines förderfähigen Mülls oder einer Müllfraktion mit einer gleich bleibenden
Beladung des Schadstoffausgangsstoff in die Verbrennung zugeführt wird,
b) der Schadstoffausgangsstoff Chlor oder eine Chlorverbindung ist,
c) die Brennstoffströme so zur Verbrennung in einer Brennkammer (3) geleitet werden, dass ein Brennstoffgemisch mit einer konstanten Beladung an dem
Schadstoffausgangsstoff und ein gleich bleibender Chlorgehalt im Abgas der Verbrennung
entsteht, wobei
d) eine Einstellung des gleich bleibenden Chlorgehalts über eine Regelung der Hinzuführung
des zweiten Brennstoffstromes (7) erfolgt, anhand des mit mindestens einem Messaufnehmer (12) gemessenen Chlorgehalts im Abgas.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Brennstoffgemisch vor Zuführung in die Verbrennung zu einem gemeinsamen Brennstoffstrom
zusammengeführt wird.
3. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nach der Verbrennung eine Messung der Schadstoffbeladung im Abgas vorgenommen und
als Messsignal einer Regelung (11) des Volumen- oder Massenstroms für den zweiten Brennstoffstrom zugeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Messungen eine Kohlenmonoxidkonzentrations- oder Sauerstoffmessung über Absorptionsmessungen
oder Emissionsmessungen umfassen.
5. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein zweiter oder weiterer Brennstoffstrom direkt in die Brennkammer (3) zugeführt wird.