[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Flugabbruchvorrichtung für einen Flugkörper
mit aerodynamischen Steuerflächen zur Steuerung des Flugkörpers gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Abbruch
des Fluges eines Fugkörpers mit aerodynamischen Steuerflächen.
[0002] Insbesondere bei der Missionsplanung für den Einsatz von unbemannten Flugkörpern,
beispielsweise Marschflugkörpern, mit selbsttätiger Zielaufschaltung und Zielverfolgung
stellt sich die Frage nach der Möglichkeit eines Missionsabbruchs. Durch eine solche
Maßnahme des Missionsabbruchs wären mögliche Kollateralschäden, wie sie beispielsweise
nach fehlerhafter Zielaufschaltung auftreten, vermeidbar, da die Mission während des
Fluges abgebrochen werden kann. Auch ein Ausfall oder ein Versagen von Komponenten
oder Subsystemen des Flugkörpers kann nach dessen Start zu ähnlich sicherheitskritischen
Situationen führen, die einer Abbruchmöglichkeit bedürfen.
[0003] Über die sehr hohen Anforderungen an die Zuverlässigkeit aller funktionswichtigen
Flugkörpersubsysteme hinaus besteht ebenfalls die Notwendigkeit, durch einen externen
Eingriff zu beliebigen Zeitpunkten während der Mission ein schnelles und sicheres
Abweichen des Flugkörpers von der momentan vorgegebenen Flugbahn bis hin zu einem
kontrollierten Absturz innerhalb eines definierten Gebietes, des sogenannten äußeren
Sicherheitsbereichs, zu ermöglichen.
[0004] Dazu erforderliche Flugabbruchsysteme müssen gegenüber allen funktionswichtigen Systemen
an Bord des Flugkörpers bezüglich Signalübertragung, Steuerung und Betätigung völlig
oder zumindest weitgehend autark arbeiten können. Lediglich die Energieversorgung
ist gemeinsam nutzbar, wenn eine Pufferung durch zuschaltbare Energiespeicher realisierbar
ist. Um eine sehr geringe Ausfallrate zu erzielen, kann es erforderlich sein, Redundanz
für ein Flugabbruchsystem vorzusehen. Gleiches gilt auch bezüglich eines Telemetriesystems
zur Zustandsüberwachung des Flugabbruchsystems. Sind regelmäßige Selbsttests aller
Subsysteme gefordert, so ist es zudem erforderlich, das Flugabbruchsystem reversibel
auszugestalten.
STAND DER TECHNIK
[0005] Bisher bekannte und auch eingesetzte Lösungen zur Herbeiführung eines Flugabbruchs
erfüllen die vorgenannten Anforderungen nicht oder nur zum Teil. Derzeit sind folgende
Konzepte für den Flugabbruch eines unbemannten Flugkörpers bekannt:
Extremer Ruder- beziehungsweise Flügelausschlag
[0006] Hier erfolgt durch einen extremen Ruder- oder Flügelausschlag eine gezielte Herbeiführung
eines instabilen Flugzustands. Dabei wird vorausgesetzt, dass das Stellsystem für
das Ruder beziehungsweise den Flügel intakt ist; bei Ausfall des Stellsystems versagt
auch dieses Flugabbruchsystem. Zudem muss der Stellbereich der Kinematik des Stellsystems
auf den extremen Ruderbeziehungsweise Flügelausschlag ausgelegt werden.
Abtrennen von Rudern oder Flügeln
[0007] Dieses Konzept des Abtrennens von Rudern oder Flügeln vom Flugkörper ist nur pyrotechnisch
sinnvoll realisierbar. Pyrotechnische Aktoren und Auslöser besitzen jedoch nur eine
begrenzte Lagerfähigkeit und eine je nach Umgebungsbedingungen eingeschränkte Zuverlässigkeit.
Weiterhin ist dieses Konzept des Flugabbruchs nur bei Flugkörpern einsetzbar, die
sich nach dem Abtrennvorgang instabil verhalten. Auch ist dieses Konzept nicht für
einen Selbsttest geeignet, da das Abtrennen von Rudern oder Flügeln ein irreversibler
Vorgang ist.
Sprengen des Flugkörpers
[0008] Auch diese Flugabbruchvariante ist nur pyrotechnisch realisierbar, wodurch auch die
Nachteile bezüglich der Lagerfähigkeit und Zuverlässigkeit pyrotechnischer Erzeugnisse
für diese Variante zutreffen. Zudem ist auch diese Vorgehensweise irreversibel.
Pyrotechnische Schneidschnur
[0009] Mittels einer pyrotechnischen Schneidschnur lassen sich ebenfalls Teile des Flugkörpers,
beispielsweise Ruder, Flügel oder Getriebeteile durchtrennen. Auch hier gelten die
gleichen Nachteile, die vorstehend bereits in Verbindung mit den anderen pyrotechnischen
Verfahren genannt worden sind.
Kabelschneider
[0010] Der Einsatz von automatisierten Kabetschneidern zum Durchtrennen von elektrischen
Kabeln führt einen Systemausfall durch die Unterbrechung von Kabeln beziehungsweise
Kabelbäumen innerhalb des Flugkörpers herbei. Auch diese Methode ist nur bei Flugkörpern
einsetzbar, die sich nach dem Durchtrennen von Kabeln instabil verhalten. Auch diese
Variante ist irreversibel.
Zusätzliches Triebwerk oder Impulsladung
[0011] Durch das Vorsehen eines zusätzlichen Triebwerks oder einer Impulsladung kann ein
Querschub oder ein Gegenschub erzeugt werden, der den Flugkörper aus seiner vorbestimmten
Bahn auslenkt. Derartige Vorrichtungen finden derzeit vorwiegend in Rettungskapseln
und Landefähren in der Raumfahrttechnik Anwendung. Nachteilig bei diesem Konzept ist
das Erfordernis eines zusätzlichen Treibstoffvorrats, der konstruktiv entsprechend
den Umweltanforderungen, beispielsweise bezüglich der Lagerung von Flugkörpern, in
den Flugkörper implementiert werden muss. Außerdem erhöht ein zusätzliches Triebwerk
beziehungsweise das Vorsehen einer Impulsladung den technisch-konstruktiven Aufwand
und die Masse des Flugkörpers. Das zusätzliche Triebwerk muss beliebig abschaltbar
und wieder zündbar sein, um eine Reversibilität für Selbsttests zu gewährleisten.
Impulsladungen müssen in einer ausreichenden Anzahl am Flugkörper vorgesehen werden,
um den Flugkörper in einer vorwählbaren Richtung aus seiner momentanen Flugbahn auslenken
zu können.
Abschalten des Triebwerks
[0012] Ein derartiges Verfahren zum Abbruch eines Fluges ist für Marschflugkörper mit Turboluftstrahltriebwerk
oder Flüssigkeitstriebwerk realisierbar, sofern die verbleibende Entfernung bis zum
Ziel und die Fläche der Sicherheitsbereiche, in denen der Flugkörper gezielt zum Absturz
gebracht werden kann, ausreichend groß sind. Nicht geeignet ist dieses Verfahren für
Flugkörper mit Feststofftriebwerken, die jedoch gerade bei militärischen unbemannten
Flugkörpern sehr häufig zum Einsatz kommen. Auch ist diese Vorgehensweise des Abschaltens
des Triebwerks irreversibel, falls das Triebwerk nicht wieder zündbar ist.
Schubumkehr des Triebwerks
[0013] Dieses Verfahren ist allgemein aus Verkehrsflugzeugen zur Verkürzung des Bremswegs
bei der Landung bekannt. Der technische Aufwand zur Realisierung einer Schubumkehr
ist jedoch aufgrund der erforderlichen Anzahl von Komponenten äußerst hoch und steht
im Widerspruch zur geforderten Realisierbarkeit mit geringst möglichem Ausfallrisiko
des Flugabbruchsystems.
Bremsfallschirm oder Fallschirm
[0014] Auch dieses Verfahren wird bei Flugzeugen zur Verkürzung des Bremswegs bei der Landung
eingesetzt. Es ist jedoch bei unbemannten militärischen Flugkörpern mit nicht abschaltbarem
Feststofftriebwerk nur begrenzt geeignet, da der Bremsfallschirm im Allgemeinen nicht
den hohen Abgastemperaturen hinter dem Flugkörper standhält. Des Weiteren ist für
das Vorsehen eines Bremsfallschirms oder Fallschirms ein nicht unerheblicher Platzbedarf
im Flugkörper erforderlich und die Masse von Schirm und Auslösesystem erhöht die Gesamtmasse
des Flugkörpers deutlich. Auch die Komplexität eines Auslösesystems für Fallschirm
oder Bremsfallschirm steht aufgrund der erforderlichen hohen Anzahl von Komponenten
im Widerspruch zur Realisierbarkeit eines Flugabbruchsystems mit geringstem Ausfallrisiko.
Zudem ist auch diese Lösung irreversibel und daher keinem Selbsttest zugänglich.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0015] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Flugabbruchvorrichtung für
einen Flugkörper mit aerodynamischen Steuerflächen gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs
1 anzugeben, die bei minimierter Komponentenzahl autark und zuverlässig funktioniert
und über mehrere Wartungsintervalle des Flugkörpers zuverlässig einsetzbar ist. Außerdem
soll durch die Erfindung ein Verfahren zum Abbrechen des Fluges eines Flugkörpers
angegeben werden, das den Flugkörper schnell und zuverlässig aus seiner geplanten
Flugbahn ablenkt.
[0016] Die auf die Flugabbruchvorrichtung gerichtete Aufgabe wird gelöst durch die Flugabbruchvorrichtung
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
[0017] Dazu ist bei einer Flugabbruchvorrichtung für einen Flugkörper mit aerodynamischen
Steuerflächen zur Steuerung des Flugkörpers, wobei Steuerflächen von zumindest einer
Antriebseinrichtung über zumindest ein Getriebe zur Verstellung antreibbar sind, zumindest
ein von einer Auslösevorrichtung betätigbares Wirkelement vorgesehen, das in das Getriebe
integriert ist.
[0018] Unter dem Begriff "Getriebe" ist hier die gesamte kinematische Kette eines Antriebsstrangs
von der Antriebseinrichtung bis zur betreffenden Steuerfläche zu verstehen.
[0019] Durch das Vorsehen des in das Getriebe integrierten und von einer Auslösevorrichtung
betätigbaren Wirkelements können die Steuerflächen unabhängig von der Antriebseinrichtung
im Falle eines Flugabbruchs betätigt werden und so in eine den Flugkörper aus der
bisherigen Flugbahn auslenkende Stellung gebracht werden. Die erfindungsgemäße Flugabbruchvorrichtung
kann auf unterschiedliche Steuerflächen des Flugkörpers wirken, beispielsweise auf
die Flügel, auf Ruder oder auf am vorderen Rumpfteil des Flugkörpers vorgesehene Entenflügel
(sogenannte Canards). Zur Erzielung einer Redundanz können sowohl mehrere unabhängig
voneinander arbeitende Auslösevorrichtungen für ein Wirkelement, als auch mehrere
unabhängig voneinander arbeitende Wirkelemente für eine Steuerfläche vorgesehen sein.
VORTEILE
[0020] Vorzugsweise ist das Wirkelement von zumindest einem Getriebeglied des Getriebes
gebildet, das in zumindest einer seiner kinematischen Abmessungen veränderbar ist,
wobei diese Veränderbarkeit bevorzugt eine Längenveränderbarkeit des als Wirkelement
dienenden Getriebeglieds ist.
[0021] Die Flugabbruchvorrichtung umfasst somit ein Getriebeglied oder mehrere Getriebeglieder,
das beziehungsweise die bezüglich ihrer kinematischen Abmessungen variabel (zum Beispiel
längenveränderlich) ausgeführt sind. Beim Vorsehen von mehreren als Wirkelement ausgebildeten
Getriebegliedern können diese parallel oder seriell in das Getriebe integriert sein.
[0022] In einer bevorzugten Ausgestaltungsform der vorliegenden Erfindung weist die Auslösevorrichtung
zumindest einen Energiespeicher, vorzugsweise ein elastisches Element auf, welches
bevorzugt von einer Feder gebildet ist. Aus Gründen der Redundanz können mehrere unabhängig
voneinander betätigbare Energiespeicher in einer Auslösevorrichtung vorgesehen sein.
Eine einfache und zuverlässige Konstruktion des Energiespeichers ist das Vorsehen
einer vorgespannten und vorzugsweise reibungslosen Feder.
[0023] Grundsätzlich können zur Erzielung einer größtmöglichen Redundanz gemeinsam auch
unterschiedliche Energiespeicher und unterschiedlich konstruierte Auslösevorrichtungen
vorgesehen sein, die unabhängig voneinander funktionsfähig sind. Wesentlich ist dabei,
dass nach Betätigen der Auslösevorrichtung das Wirkelement dafür sorgt, dass die von
ihm beaufschlagten Steuerflächen in eine für einen Flugabbruch geeignete Position
ausgelenkt werden, unabhängig von der Position der Steuerflächen, die für den bisherigen
Flug von der Antriebseinrichtung der Steuerflächen eingestellt worden war. Die Wirkung
der Antriebseinrichtung der Steuerflächen auf die Steuerflächen wird somit von der
Wirkung des Wirkelements auf die Steuerflächen dominant überlagert.
[0024] Weiter bevorzugt ist es, wenn die Auslösevorrichtung zumindest eine lösbare Verriegelungsvorrichtung
für das elastische Element aufweist.
[0025] Die Verriegelungsvorrichtung, die im normalen Betriebszustand des Flugkörpers das
Wirkelement arretiert, wird bei einer Aktivierung der Flugabbruchvorrichtung entriegelt,
worauf sich das elastische Element schlagartig entspannt und dadurch die vom Wirkelement
beaufschlagten Steuerflächen in eine vorbestimmte Position, vorzugsweise eine definierte
Anschlagposition, bringt, so dass der Flugkörper aus seiner bisherigen Fluglage abrupt
und zuverlässig ausgelenkt wird. Zur Erzielung einer Redundanz kann eine Auslösevorrichtung
mehrere voneinander unabhängig arbeitende Verriegelungsvorrichtungen aufweisen.
[0026] Vorzugsweise ist die Auslösevorrichtung von einer Steuereinheit betätigbar, um das
Wirkelement aus einer Bereitschaftsstellung in eine Auslösestellung zu bewegen. Diese
Steuereinheit, die auch redundant vorhanden sein kann, kann beispielsweise vom Bordrechner
des Flugkörpers angesteuert werden, wenn der Bordrechner selbst eine Entscheidung
für einen Flugabbruch treffen kann. Die Steuereinheit kann aber auch über Funk oder
Telemetrie von außerhalb des Flugkörpers unabhängig vom Bordrechner des Flugkörpers
ansteuerbar sein.
[0027] In einer besonderen bevorzugten Ausführungsform ist eine Rücksetzeinrichtung vorgesehen,
die ein ausgelöstes Wirkelement aus der Auslösestellung in die Bereitschaftsstellung
zurückführt.
[0028] Diese Rücksetzeinrichtung kann mittels mechanisch von außen aufgebrachter Kraft betätigt
werden oder auch beispielsweise durch eine dafür speziell vorgesehene Betätigungsroutine
der Antriebseinrichtung für die Steuerflächen gebildet sein. Mittels der Rücksetzeinrichtung
ist es möglich, ein beispielsweise nach einem durchgeführten Selbsttest ausgelöstes
Wirkelement wieder in die Bereitschaftsstellung zurückzuführen.
[0029] Eine besonders geeignete Ausführungsform der erfindungsgemäßen Flugabbruchvorrichtung
zeichnet sich dadurch aus, dass das Wirkelement von einer teleskopartig ausfahrbaren
Lenkerstange gebildet ist. Diese Lenkerstange kann beispielsweise rohrförmig ausgebildet
sein und in ihrem Inneren das elastische Element aufnehmen.
[0030] Dabei ist die teleskopartig ausfahrbare Lenkerstange vorzugsweise vom elastischen
Element in Richtung der ausgefahrenen Position vorgespannt und wird von einer Arretiereinrichtung
in der zusammengeschobenen Bereitschaftsstellung gehalten, wobei die Arretiereinrichtung
Bestandteil der Auslösevorrichtung ist. Aus Gründen der Redundanz können auch mehrere
unabhängig voneinander betätigbare Arretiereinrichtungen vorgesehen sein.
[0031] Die einzelnen Komponenten der erfindungsgemäßen Flugabbruchvorrichtung können zur
Erhöhung der Zuverlässigkeit weiterhin in ein Telemetriesystem für den Flugkörper
derart integriert werden, dass die Funktionsfähigkeit der einzelnen Komponenten telemetrisch
von außen überwacht werden kann.
[0032] Vorteilhaft ist es auch, wenn eine erfindungsgemäße Flugabbruchvorrichtung einem
eventuell vorhandenen Verriegelungssystem beziehungsweise Entriegelungssystem für
die Steuerflächen nachgeschaltet, also zwischen das Verriegelungssystem beziehungsweise
das Entriegelungssystem und die Steuerfläche integriert ist. Dadurch wird eine völlig
autarke Funktionsfähigkeit der Flugabbruchvorrichtung unabhängig von einer eventuell
vorgenommenen Verriegelung der vom Wirkmechanismus beaufschlagten Steuerfläche und
unabhängig von dem von der Antriebseinrichtung für die Steuerfläche eingestellten
Zustand erzielt.
[0033] Die auf das Verfahren gerichtete Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den
Merkmalen des Patentanspruchs 11.
[0034] Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zum Abbrechen des Flugs eines Flugkörpers mit
aerodynamischen Steuerflächen wird zumindest eine der Steuerflächen in eine ausgelenkte
Stellung gebracht, um den Flugkörper aus seiner vorgesehenen Flugbahn auszulenken.
Vorzugsweise werden die Steuerflächen dabei schlagartig in eine ausgelenkte Stellung
gebracht.
[0035] Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung mit zusätzlichen Ausgestaltungsdetails
und weiteren Vorteilen sind nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen
näher beschrieben und erläutert.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0036] Es zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Flugabbruchvorrichtung in der
Bereitschaftsstellung und
- Fig. 2
- die Flugabbruchvorrichtung aus Fig. 1 in ihrer ausgelösten Stellung.
DARSTELLUNG VON BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSBEISPIELEN
[0037] Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung eine erfindungsgemäße Flugabbruchvorrichtung.
Eine Steuerfläche 1 ist über ein Getriebe 2 mit einer Antriebseinrichtung 3 mechanisch
verbunden. Die Steuerfläche 1 ist um eine Achse 10 schwenkbar gelagert. An der Steuerfläche
1 ist weiterhin ein Schwenkhebel 12 angebracht, der an seinem einen Ende mit der Steuerfläche
1 fest verbunden ist und der an seinem anderen, freien Ende mit einem ersten Ende
eines Getriebeglieds 20 des Getriebes 2 über ein erstes Gelenk 22 schwenkbar verbunden
ist.
[0038] Das stangenartige Getriebeglied 20 ist an seinem zweiten Ende mit einem zweiten Gelenk
24 an einer Antriebsmuffe 30 der Antriebseinrichtung 3 schwenkbar gelagert.
[0039] Die Antriebsmuffe 30 ist mit einer Durchgangsbohrung versehen, die ein Innengewinde
aufweist, welches mit einem Außengewinde einer Antriebsspindel 32 der Antriebseinrichtung
3 in Gewindeeingriff steht. Die Antriebsspindel 32 ist mit der Antriebswelle eines
Antriebsmotors 34 der Antriebseinrichtung 3 verbunden.
[0040] Im normalen Flugbetrieb betätigt der Antriebsmotor 34 die Antriebsspindel 32 in einer
gewünschten Drehrichtung um die Achse 33 der Antriebsspindel 32. Je nach Drehrichtung
der Antriebsspindel 32 wandert die Antriebsmuffe 30 und mit ihr das Getriebeglied
20 entlang der Achse 33 in Richtung zum Antriebsmotor 34 hin oder von diesem weg,
wie durch den Doppelpfeil W in Fig. 1 symbolisiert ist.
[0041] Diese Axialbewegung der Antriebsmuffe 30 führt aufgrund der gelenkigen Kopplung des
Getriebeglieds 20 mit der Antriebsmuffe 30 einerseits und dem Schwenkhebel 12 andererseits
zu einer Schwenkbewegung der Steuerfläche 1 um die Achse 10. Diese Schwenkbewegung
der Steuerfläche 1 ist durch die vier an der Steuerfläche 1 angreifenden Pfeile in
Fig. 1 symbolisiert.
[0042] Der Anstellwinkel der Steuerfläche 1 und damit das aerodynamische Lenkverhalten der
Steuerfläche 1 kann somit durch wahlweises Betätigen des Antriebsmotors 34 beeinflusst
werden.
[0043] Nachstehend wird der Aufbau des Getriebeglieds 20, das ein Wirkelement 4 der erfindungsgemäßen
Flugabbruchvorrichtung bildet, beschrieben.
[0044] Das Getriebeglied 20 und damit das Wirkelement 4 ist als teleskopartig ausfahrbare
Lenkerstange 40 ausgestaltet, die zur Übertragung von Zug- und Druckkräften ausgelegt
ist.
[0045] Die Lenkerstange 40 weist ein erstes, äußeres Teleskoprohr 42 sowie ein zweites,
inneres Teleskoprohr 44 auf. Das innere Teleskoprohr 44 ist mittels eines ringförmigen
Lagers 43 im äußeren Teleskoprohr 42 axial verschiebbar gelagert, wie besonders gut
in Fig. 2 zu erkennen ist. Im Inneren des inneren Teleskoprohrs 44 ist als Energiespeicher
5 ein von einer gewendelten Druckfeder 50 gebildetes elastisches Element aufgenommen.
Die Druckfeder 50 stützt sich mit ihrem ersten Ende an dem das erste Gelenk 22 aufnehmenden
Kopfende 21 des Getriebeglieds 20 ab. Das zweite Ende der Druckfeder 50 stützt sich
gegen ein das zweite Gelenk 24 aufnehmendes und mit dem äußeren Teleskoprohr 42 verbundenes
Fußende 23 des Getriebeglieds 20 ab. Die Druckfeder 50 ist somit bestrebt, die teleskopartig
ausfahrbare Lenkerstange 40 zu expandieren, das heißt, das innere Teleskoprohr 44
aus dem äußeren Teleskoprohr 42 herauszuschieben.
[0046] Um diese Expansion der teleskopartig ausfahrbaren Lenkerstange 40 zu verhindern,
ist eine lösbare Verriegelungsvorrichtung 60 vorgesehen, die im Bereich des offenen
Endes des äußeren Teleskoprohrs 42 am äußeren Teleskoprohr 42 angebracht ist und Teil
einer Auslösevorrichtung 6 für das Wirkelement 4 ist. Die Verriegelungsvorrichtung
60 weist einen radial verschiebbaren Schieber als Arretiereinrichtung 64 auf, dessen
radial inneres Ende in der in Fig. 1 gezeigten Bereitschaftsstellung des Wirkelements
4 mit einem ringförmigen Rastvorsprung 62 verrastet, der am Außenumfang des inneren
Teleskoprohrs in der Nähe des Kopfendes 21 vorgesehen ist. Der ringförmige Rastvorsprung
62 und die Arretiereinrichtung 64 halten somit die teleskopartig ausfahrbare Lenkerstange
40 in der Bereitschaftsstellung. Eine Steuereinheit 66 ist vorgesehen, um die Auslösevorrichtung
6 zu betätigen.
[0047] Während Fig. 1 die erfindungsgemäße Flugabbruchvorrichtung in der Bereitschaftsstellung
zeigt, zeigt Fig. 2 die Flugabbruchvorrichtung in der Auslösestellung. Um das Wirkelement
4 aus der verriegelten Bereitschaftsstellung in die entriegelte Auslösestellung gemäß
der Darstellung in Fig. 2 zu bewegen, wird die Arretiereinrichtung 64 der Verriegelungsvorrichtung
60 aus ihrer mit dem ringförmigen Rastvorsprung 62 verriegelten Position auf einen
Befehl der Steuereinheit 66 hin radial nach außen bewegt, wie durch den Pfeil E in
Fig. 2 symbolisiert ist. Das radial innere Ende der Arretiereinrichtung 64 gerät dabei
außer Eingriff mit dem ringförmigen Rastvorsprung 62 und gibt somit das innere Teleskoprohr
44 frei. Aufgrund der Druckspannung der Druckfeder 50 wird das inneren Teleskoprohr
44 schlagartig aus dem äußeren Teleskoprohr 42 in die Expansionsstellung der teleskopartig
ausfahrbaren Lenkerstange 40 bewegt. Diese schlagartige Expansion der Lenkerstange
40 bewirkt, dass die Steuerfläche 1 ebenso schlagartig um ihre Achse 10 in eine Extremposition
(Fig. 2) schwenkt, in welcher der Schwenkhebel 12 gegen einen flugkörperfesten Anschlag
14 zur Anlage kommt. Diese extreme Auslenkung der Steuerfläche 1 wiederum bewirkt,
dass die auf die Steuerfläche 1 einwirkenden aerodynamischen Kräfte den Flugkörper
abrupt aus der bisherigen Flugbahn auslenken.
[0048] Wie in den Fig. 1 und 2 zu erkennen ist, sind die einander zugewandten Enden der
Arretiereinrichtung 64 und des ringförmigen Rastvorsprungs 62 keilförmig ausgebildet,
so dass sich die Arretiereinrichtung dann, wenn die teleskopartig ausfahrbare Lenkerstange
40 aus der in Fig. 2 gezeigten Expansionsstellung wieder komprimiert wird, über den
ringförmigen Rastvorsprung 62 hinwegbewegen und danach wieder die in Fig. 1 gezeigte
verrastete Stellung einnehmen kann. Dazu kann beispielsweise die Antriebseinrichtung
3 das äußere Teleskoprohr 42 unter Kompression der Druckfeder 50 so weit gegen das
über den Schwenkhebel 12 am Anschlag 14 abgestützte innere Teleskoprohr 44 bewegen,
dass dieses in das äußere Teleskoprohr 42 bis zur Verrastung der Arretiereinrichtung
64 mit dem Rastvorsprung 62 eindringt.
[0049] Bezugszeichen in den Ansprüchen, der Beschreibung und den Zeichnungen dienen lediglich
dem besseren Verständnis der Erfindung und sollen den Schutzumfang nicht einschränken.
Bezugszeichenliste
[0050] Es bezeichnen:
- 1
- Steuerfläche
- 2
- Getriebe
- 3
- Antriebseinrichtung
- 4
- Wirkelement
- 5
- Energiespeicher
- 6
- Auslösevorrichtung
- 10
- Achse
- 12
- Schwenkhebel
- 14
- Anschlag
- 20
- Getriebeglied
- 21
- Kopfende
- 22
- Gelenk
- 23
- Fußende
- 24
- Gelenk
- 30
- Antriebsmuffe
- 32
- Antriebsspindel
- 33
- Antriebsachse
- 34
- Antriebsmotor
- 40
- Lenkerstange
- 42
- äußeres Teleskoprohr
- 44
- inneres Teleskoprohr
- 50
- Druckfeder
- 60
- Verriegelungsvorrichtung
- 62
- Rastvorsprung
- 64
- Arretiereinrichtung
- 66
- Steuereinheit
1. Flugabbruchvorrichtung für einen Flugkörper mit aerodynamischen Steuerflächen (1)
zur Steuerung des Flugkörpers,
- wobei die Steuerflächen (1) von zumindest einer Antriebseinrichtung (3) über zumindest
ein Getriebe (2) zur Verstellung antreibbar sind,
gekennzeichnet durch
- zumindest ein von einer Auslösevorrichtung (6) betätigbares Wirkelement (4), das
in das Getriebe (2) integriert ist.
2. Flugabbruchvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Wirkelement (4) von zumindest einem Getriebeglied (20) des Getriebes (2) gebildet
ist, das in zumindest einer seiner kinematischen Abmessungen veränderbar ist.
3. Flugabbruchvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das als Wirkelement (4) dienende Getriebeglied (20) längenveränderbar ist.
4. Flugabbruchvorrichtung nach einen der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Auslösevorrichtung (6) zumindest einen Energiespeicher (5), vorzugsweise ein
elastisches Element, aufweist.
5. Flugabbruchvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das elastische Element von einer Feder (50) gebildet ist.
6. Flugabbruchvorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Auslösevorrichtung (6) zumindest eine lösbare Verrigelungsvorrichtung (60) für
das elastische Element aufweist.
7. Flugabbruchvorrichtung nach einen der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Auslösevorrichtung (6) von einer Steuereinheit (66) betätigbar ist, um das Wirkelement
(4) aus einer Bereitschaftsstellung in eine Auslösestellung zu bewegen.
8. Flugabbruchvorrichtung nach einen der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Rücksetzeinrichtung vorgesehen ist, die ein ausgelöstes Wirkelement (4) aus
der Auslösestellung in die Bereitschaftsstellung zurückführt.
9. Flugabbruchvorrichtung nach einen der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Wirkelement (4) von einer teleskopartig ausfahrbaren Lenkerstange (40) gebildet
ist.
10. Flugabbruchvorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die teleskopartig ausfahrbare Lenkerstange (40) vom elastischen Element in die ausgefahrene
Position vorgespannt ist, und dass die ausfahrbare Lenkerstange (40) von einer Arretiereinrichtung
(64) der Verriegelungsvorrichtung (60) in der zusammengeschobenen Bereitschaftsstellung
gehalten ist.
11. Verfahren zum Abbrechen des Flugs eines Flugkörpers mit aerodynamischen Steuerflächen,
bei welchem zumindest eine der Steuerflächen in eine ausgelenkte Stellung gebracht
wird, um den Flugkörper aus seiner vorhergesehenen Flugbahn auszulenken.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuerflächen schlagartig in eine ausgelenkte Stellung gebracht werden.