[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Bewuchs- und Korrosionsschutz
von Seewassereintritten mit angeschlossenen Rohrleitungen in Schiffen durch Anoden
als Fremdstromanoden.
[0002] Es hat sich gezeigt, daß Bewuchs- und Korrosionsschutz bei Wassereintritten und Rohrleitungen
im Schiffbau sehr bedeutsam sind, da Blockaden und Korrosionsschäden zeit- und kostenintensive
Reparaturen erfordern.
[0003] Weiterhin erhöhen Bewuchs und Korrosion das Risiko, daß Seewasserventile, Rohrleitungen
und andere wichtige Teile der Ausrüstung in ihrer Funktion beeinträchtigt werden und
dadurch eine Gefährdung der Betriebsfähigkeit und Sicherheit des Schiffes entstehen
kann.
[0004] Es hat sich gezeigt, daß eine Unterdrückung von Bewuchs und Korrosion technisch aufwendig
ist. Das Seewasser beinhaltet eine große Anzahl von Mineralien, beispielsweise Chloride
und Sulfide, welche auf viele metallische Werkstoffe einen korrosiven Angriff ermöglichen
und zu einem Korrosionsschaden führen können. Weitere Schadchemikalien, so auch Fluor,
treten ortsabhängig in unterschiedlichen Konzentrationen auf. Kommen Werkstoffoberflächen
wie Rohrinnenwände ständig oder überwiegend mit Seewasser in Berührung, so führen
eine Vielzahl an im Seewasser lebenden, pflanzlichen und tierischen Organismen dazu,
daß sich diese an den Werkstoffoberflächen ansiedeln. Es kommt zu einem Bewuchsprozeß,
welcher auch anaerob, d.h. ohne Sauerstoffzufuhr, ablaufen kann. Auf der anderen Seite
spielen sulfatreduzierende Bakterien und Balaniden, wie Seepocken, eine große Rolle,
da ein erzeugtes Reduktionsprodukt Sulfid als Salz des Schwefelwasserstoffes ist.
Dieser reagiert direkt mit Metallen und schafft sogenannte Korrosionszellen. Sulfidhaltige
Korrosionszellen reagieren mit sauerstoffhaltigen Bereichen anodisch und führen zum
stetigen Zersetzungsprozeß des Metalls.
[0005] Der natürliche Sulfidgehalt des Seewassers gepaart mit sulfatreduzierenden Organismen
und Bakterien sind der Grund für Korrosionsreaktionen metallischer Oberflächen in
Form einer elektrochemischen Korrosion.
[0006] Es ist bekannt, diese schiffbautypischen Probleme durch unterschiedliche Bewuchs-
und Korrosionsschutzkonzepte zu begegnen. Hierzu zählen kunststoffartige oder keramische
Beschichtungen, Einspritzung biozider Präparate, klassische Opferanoden und Fremdstromanoden,
um anfällige metallische Werkstoffe vor dem Angriff und der Zerstörung durch chemische
oder elektrochemische Reaktionen zu schützen.
[0007] Sowohl im Überwasser- als auch Unterwasserschiffbau hat sich zum Schutz con Rohrleitungssystemen
ein Einsatz von Fremdstromanoden als günstiges Präventivmittel herausgestellt.
[0008] Zur Eliminierung der Biosphäre hat sich gezeigt, daß in Seewasser gelöste Kupferionen
zelltötend auf Organismen wirken und sich somit nicht mehr in Rohrleitungen ablagern
können. Dadurch werden Querschnittsverengungen bis hin zu Verstopfung der Rohrleitungen
unterbunden. Die eliminierten Kleinlebewesen sammeln sich vermehrt im angeordneten
Seewasserfilter und können von hier aus routinemäßig entsorgt werden. Die Kupferanoden
stellen somit einen Bewuchsschutz innerhalb des Rohrleitungssystems sicher.
[0009] Weiterhin hat sich gezeigt, daß gelöstes Aluminium (Aluminiumionen) dem Schutz vor
Korrosion dienen. Dabei integriert sich das Aluminiumion in die typische Passivschicht
der für seewasserführende Rohrleitungen verwendeten CuNi10Fe-Rohre und stabilisiert
diese zusätzlich. Die Rohrinnenwand wird dauerhaft versiegelt.
[0010] Die Bildung einer Passivschicht ist ein Korrosionsschutz und Grund, weshalb CuNi10Fe
auf Spezialschiffen eingesetzt wird. Eine ausgebildete Passivschicht hat in ihrer
Festigkeit keramikartige Eigenschaften. Dennoch können komplexe Sachverhalte aus der
Hydrodynamik des Seewassers die Schutzwirkung stellenweise aufheben und Korrosion
begünstigen.
[0011] Aufgrund dieser Erkenntnisse werden Fremdstromanoden in einer entfernten Einbaulage
vom Seewassereintritt in die Rohrabschnitte eingebaut. Der Mangel hierbei ist es,
daß sich ein kritischer Rohrabschnitt mit einem ungeschützten Bereich zwischen dem
Seewassereintritt und der Korrosionsschutzeinheit befindet.
[0012] Diese Mängel treten insbesondere bei U-Booten und Schiffen ohne zentrale Seewasserentnahme
auf. Hierbei sind direkt nach Seewassereintritt auf einer Innenseite des Schiffs/Bootskörpers
sicherheitsrelevante Bordabsperrungen montiert.
[0013] Die Aufgabe der Erfindung ist es, eine einfache Anordnung im Bereich des Seewassereintritts
zum Schutz der angeschlossenen Rohrleitungen zu schaffen, die bei U-Booten auch einem
zu erwartenden Tauchdruck standhalten und einen einfachen Anodenaustausch gewährleisten.
[0014] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß dadurch, daß die Anode in Ringform
flanschartig ausgebildet und am Seewassereintritt festsetzbar ist und die Ringform
aus Halbringen unterschiedlicher Werkstoffe zum Freisetzen von Ionen gebildet und
die Halbringe als Anodenring durch Kunststoff gegeneinander sowie gegenüber einem
Aufnahmebereich am Seewassereintritt durch eine Umhüllung teilweise isoliert sind,
wobei eine dem Seewasser zugewandter Innenbereich des Anodenringes als Durchtrittsbereich
ohne Isolierung ausgebildet ist.
[0015] Hierdurch wird mit den Werkstoffen der Anode unter Beachtung der zur ausreichenden
Freisetzung von Ionen benötigten Masse eine einfache Anordnung geschaffen, der in
einem Seewassereintritt als kompakte Einheit einsetzbar und austauschbar ist. Weiterhin
sind nur kleine Kontaktflächen zwischen den Anoden zu isolieren.
[0016] Eine gute Werkstoffauswahl der Anoden besteht darin, daß die Werkstoffe der Halbringe
durch Kupfer und Aluminium gebildet sind.
[0017] Die Auswahl des zu opfernden Werkstoffes zum Korrosionsschutz hängt von vielen chemischen
und elektrochemischen Randbedingungen ab, z.B. eingesetzte Materialpaarungen im Bau
des Schiffes, verwendetes Rohrmaterial (Cu, CuNi10Fe, verzinkter Stahl usw.), Seewasserzusammensetzung.
Aluminium ist vielfach im Einsatz, wobei auch Eisen als Korrosionsschutz innerhalb
dieser Anordnung einsetzbar ist.
[0018] Eine robuste wasserundurchlässige Umhüllung wird dadurch geschaffen, daß der Kunststoff
zur isolierenden Umhüllung durch Polyurethan gebildet ist.
[0019] Um eine gleichmäßige Stromversorgung zu ermöglichen, wird vorgeschlagen, daß die
elektrischen Anschlüsse der Halbringe über Leitbleche, wie aus Kupfer, am äußeren
Umfang des Anodenringes angeordnet sind.
[0020] Ferner ist zur Isolierung der Anoden und Vermeidung von Spannungen durch Volumenveränderung
vorgesehen, daß der Anodenring Durchgangsbohrungen zur Festsetzung über Schrauben
aufweist, wobei die Durchgangsbohrungen Isolierbuchsen aufnehmen.
[0021] Zur Halterung des Anodenringes durch Verschrauben ist vorgesehen, daß der Außenbereich
des Seewassereintritts mit dem Anodenring durch ein Grobschmutzgitter mit einem außenliegenden
Ringelement abgedeckt ist und das Ringelement auf den isolierten Anodenring zur Halterung
aufsetzbar ist.
[0022] Weiterhin wird vorgeschlagen, daß das Ringelement durch einen Zinkring gebildet ist,
der leitend mit dem Bootskörper verbunden ist.
[0023] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung schematisch dargestellt.
Es zeigen:
- Fig.1
- eine Fremdstromanode als Anodenring aus Halbringen, wobei eine Hälfte eine gemeinsame
isolierende Umhüllung aufweist;
- Fig. 2
- einen Seewassereintritt mit einer Druckkörperdurchführung und eingesetzte Anordnung,
der durch ein aufgesetztes Ringelement eines Grobschmutzgitters gehalten ist;
- Fig. 3
- einen isolierten Anodenring mit freier Innenmantelfläche und
- Fig. 4
- eine Schnittdarstellung einer Druckkörperdurchführung mit aufgesetztem Anodenring
gemäß Fig. 2
[0024] Der dargestellte Anodenring 1 ist aus einzelnen Halbringen 2, 3 als Kupferanode und
Aluminiumanode gebildet. Es sind in Anpassung an die Randbedingungen auch andere Werkstoffe
möglich. Die beiden Halbringe 2, 3 sind durch einen Kunststoff gegeneinander isoliert
und teilweise gemeinsam umhüllt, so daß ein vergossener Ring gebildet wird. Die gebildete
Umhüllung 4 und Isolierung aus Polyeurethan als Kunststoff gibt die Halbringe 2, 3
als Anoden im innenliegenden Mantelbereich 5 zum Durchtritt des Seewassers frei.
[0025] Zur Ausbildung elektrischer Anschlüsse der Halbringe 2, 3 und Bildung einer Fremdstromanode
sind im äußeren Mantelbereich des Anodenringes 1 an jedem Halbring 2, 3 Leitbleche
6 aus Kupfer aufgebracht, die mit nach außen geführten Kabeln 7 verbunden sind. Diese
Leitbleche 6 sind ebenfalls in der Umhüllung 4 aus Kunststoff mit eingeschlossen.
[0026] Ein derartig ausgebildeter Anodenring 1 ist in dieser Ausbildung am Seewassereintritt
8 über Befestigungsschrauben 9 in einer Aufnahme 10 einer Druckkörperdurchführung
11 eines U-Bootes eingesetzt. Zur Befestigung besitzt der Anodenring 1 Durchgangsbohrungen
12, in die entsprechende Isolierhülsen 13 eingesetzt sind.
[0027] In diesem Ausführungsbeispiel ist der Seewassereintritt 8 oberhalb des eingesetzten
Anodenringes 1 durch ein Ringelement 14 mit einem Grobschmutzgitter 15 abgedeckt und
wird gemeinsam mit der Druckkörperdurchführung 11 über die Befestigungsschrauben 9
verbunden.
[0028] Die angeschlossenen Kabel 7 sind in bekannter Weise über Kabelquetschverschraubungen
oder dergleichen durch die Druckkörperdurchführung 11 über eine Schraubbuchse 16 zur
Versorgung in das Bootsinnere geführt.
1. Vorrichtung zum Bewuchs- und Korrosionsschutz von Seewassereintritten mit angeschlossenen
Rohrleitungen in Schiffen durch Anoden als Fremdstromanoden, dadurch gekennzeichnet, daß die Anode (1) in Ringform flanschartig ausgebildet und am Seewassereintritt (8) festsetzbar
ist und die Ringform aus Halbringen (2, 3) unterschiedlicher Werkstoffe zum Freisetzen
von Ionen gebildet und die Halbringe (2, 3) als Anodenring durch Kunststoff gegeneinander
sowie gegenüber einem Aufnahmebereich am Seewassereintritt (8) durch eine Umhüllung
(4) teilweise isoliert sind, wobei eine dem Seewasser zugewandter Innenbereich (5)
des Anodenringes (1) als Durchtrittsbereich ohne Isolierung ausgebildet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Werkstoffe der Halbringe (2, 3) durch Kupfer und Aluminium gebildet sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff zur isolierenden Umhüllung (4) durch Polyurethan gebildet ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrischen Anschlüsse (7) der Halbringe (2, 3) über Leitbleche (6), wie aus
Kupfer, am äußeren Umfang des Anodenringes (1) angeordnet sind.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Anodenring (1) Durchgangsbohrungen (12) zur Festsetzung über Schrauben (9) aufweist,
wobei die Durchgangsbohrungen (12) Isolierbuchsen (13) aufnehmen.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Außenbereich des Seewassereintritts (8) mit dem Anodenring (1) durch ein Grobschmutzgitter
(15) mit einem außenliegenden Ringelement (14) abgedeckt ist und das Ringelement (14)
auf den isolierten Anodenring (1) zur Halterung aufsetzbar ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Ringelement (1) durch einen Zinkring gebildet ist, der leitend mit dem Bootskörper
verbunden ist.