[0001] Die Erfindung betrifft ein Wirkmittelwurfsystem zum Abschuss nicht-letaler Wirkmittel
von einem Fahrzeug, insbesondere einem Polizei- oder Militärfahrzeug mit den Merkmalen
aus dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Es ist bekannt, an militärischen Fahrzeugen Wurfanlagen für Nebelkerzen und dergleichen
anzuordnen, bei denen Wurfkörper mittels einer Treibladung aus einem Wurfbecher heraus
abschießbar sind. Derartige Wurfanlagen sind zum Beispiel in
DE 2420862 A1,
DE 3706213 A1 und
EP 1 128 152 A2 beschrieben.
[0003] Bei diesen bekannten Wurfanlagen werden Wurfkörper mit relativ großem Kaliber verwendet,
die mittels einer elektrischen Zündung abgefeuert werden.
[0004] Die Erfindung geht aus von an sich bekannten, nicht-letalen Wirkmitteln, die beispielsweise
als 40 mm-Nebelpatronen oder 40 mm-Reizstoffpatronen vorliegen und mittels eines mechanischen
Schlagbolzens gezündet werden.
[0005] Durch das geänderte Einsatzprofil der Bundeswehr und ihrer Partner haben sich das
Spektrum der verwendeten Fahrzeuge sowie die Bewaffnung und das benötigte Schutzniveau
verändert. Es werden in steigendem Umfang kleine und leichte Fahrzeuge eingesetzt.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Wirkmittelwurfsystem zum Abschuss nicht-letaler
Wirkmittel mit den Merkmalen aus dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 so auszugestalten,
dass es leicht und kompakt aufgebaut, unter Schutz nachladbar und leicht zu bedienen
bzw. rasch einsatzfähig ist, wobei es aus dem Inneren des Fahrzeugs heraus bedient
wird. Es soll in der Lage sein, den spontanen Schutz bei Angriffen von Gegnern mit
konventioneller Bewaffnung zu realisieren und durch den Einsatz von Reizstoffen Maßnahmen
zur Deeskalation zu unterstützen.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe geschieht erfindungsgemäß mit den Merkmalen aus dem kennzeichnenden
Teil des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den
abhängigen Ansprüchen beschrieben.
[0008] Ein Grundgedanke der Erfindung besteht darin, jede Abschussvorrichtung aus zwei Bauelementen
aufzubauen, nämlich einem Abschussrohr und einem Aufnahmelager, mit dem das Abschussrohr
lösbar verbunden ist, wobei Abschussrohr und Aufnahmelager gemeinsam lösbar in eine
Abfeuereinrichtung eingesetzt sind, in welche eine Schlagbolzenzündvorrichtung und
ein Munitionserkennungssensor integriert sind. Auf diese Weise wird ein Wurfmodul
gebildet, das leicht zerlegbar und leicht montierbar ist, und die Wirkmittelpatronen
können dem Abschussrohr durch das Aufnahmelager hindurch von hinten zugeführt werden,
wonach dieses in die Abfeuereinrichtung eingesetzt wird, so dass dann das Wurfmodul
abschussbereit ist. Mehrere Wurfmodule können jeweils an einem Grundrahmen befestigt
sein, der seinerseits an einer mit dem Fahrzeug verbundenen Halterungsvorrichtung
angeordnet ist. Auf diese Weise wird ein wartungsfreundliches und sehr flexibel einsetzbares
Wirkmittelwurfsystem geschaffen, das auch in sehr unterschiedlicher Weise an Fahrzeugen
installiert sein kann, wie weiter unten anhand von Ausführungsbeispielen erläutert
wird.
[0009] Im Folgenden werden anhand der beigefügten Zeichnungen Ausführungsbeispiele für das
Wirkmittelwurfsystem nach der Erfindung näher erläutert.
[0010] In den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- in perspektivischer Darstellung ein an einem Fahrzeug installierbares Wirkmittelwurfsystem;
- Fig. 2
- in perspektivischer explodierter Darstellung einen Wurfbecher für das Wirkmittelwurfsystem
nach Fig. 1;
- Fig. 3
- den Wurfbecher nach Fig. 2 in zusammengebautem Zustand;
- Fig. 4
- in explodierter Darstellung eine Abfeuereinrichtung zur Halterung der Abschussvorrichtung
nach den Figuren 2 und 3;
- Fig. 5
- in einer Darstellung analog Fig. 3 das Wurfmodul im zusammengebauten Zustand;
- Fig. 6
- einen Grundrahmen zur Befestigung von Wurfmodulen nach Fig. 5;
- Fig. 7
- den Grundrahmen nach Fig. 6 zusammen mit einem Halterungselement;
- Fig. 8
- den Grundrahmen nach Fig. 6 mit daran befestigten Wurfmodulen nach Fig. 5;
- Fig. 9
- Eine andere Ausführungsform des Grundrahmens mit Wurfmodulen;
- Fig. 10
- in perspektivischer Darstellung eine Ausführungsform eines an einer Waffenstation
angeordneten Wirkmittelwurfsystems;
- Fig. 11
- ein Bedienungsgerät für die Wirkmittelwurfsysteme nach den Fig. 1 bis 10;
- Fig. 12
- in perspektivischer schematischer Darstellung ein militärisches Kraftfahrzeug mit
einem Wirkmittelwurfsystem;
- Fig. 13
- in perspektivischer, gegenüber Fig. 12 leicht vergrößerter Darstellung das Wirkmittelwurfsystem
des Fahrzeugs nach Fig. 12 in der Ruhestellung des Werferarms;
- Fig. 14
- in einer Darstellung analog Fig. 13 das Wirkmittelwurfsystem in der Abschuss-Stellung
des Werferarms.
[0011] Fig. 1 zeigt ein auf einem nicht dargestellten militärischen Fahrzeug installierbares
Wirkmittelwurfsystem mit einer insgesamt mit Bezugsziffer 1 bezeichneten Halterungsvorrichtung,
die einen auf einem Fahrzeug fest angeordneten Grundblock 1.1 besitzt, auf dem in
Azimut schwenkbar ein Abschussblock 1.2 angeordnet ist, an dem ein Halteelement 1.3
befestigt ist, an welchem ein Grundrahmen 5 angeordnet werden kann, der mit in Fig.
1 nur schematisch dargestellten Wurfmodulen 2 versehen ist, aus dem Wirkmittelpatronen
abschießbar sind.
[0012] Am Grundblock 1.1 sind Laserwarneinrichtungen 7 und am Abschussblock 1.2 Sichteinrichtungen
6 angeordnet.
[0013] Im Folgenden werden anhand der Fig. 2 bis 9 die Wurfmodule 2 näher erläutert.
[0014] Die zu einem Wurfmodul 2 zusammensetzbare Abschussvorrichtung ist aus zwei Bauelementen
aufgebaut, nämlich einem Abschussrohr 2.1 und einem Aufnahmelager 2.2. Das Abschussrohr
2.1 wird in das Aufnahmelager 2.2 eingesteckt und mittels eines Bajonettverschlusses
8 darin befestigt und mit einer Sicherungsschraube 8.1 in der Endlage gesichert. Das
Aufnahmelager 2.2 wird dann zusammen mit dem Abschussrohr 2.1 in eine Abfeuereinrichtung
2.3 eingeschoben, wobei zur Führung und Befestigung des Aufnahmelager s 2.2 in der
Abfeuereinrichtung 2.3 eine Nut-Feder-Verbindung 9.1 - 9.2 dient. Die Abfeuereinrichtung
2.3 enthält eine Schlagbolzenzündvorrichtung 3 mit elektrischen Zuleitungen 3.1 sowie
einen Munitionserkennungssensor 4 mit elektrischer Leitung 4.1. Das so gebildete Wurfmodul
ist in Fig. 5 dargestellt.
[0015] Fig. 6 zeigt einen Grundrahmen 5, an dem über Halterungselemente 5.1 die in Fig.
5 dargestellten Wurfmodule 2 mit Schraubverbindungen befestigt werden, wie in Fig.
7 und 8 dargestellt. Der Grundrahmen 5 wird dann am Halteelement 1.3 des Wirkmittelwurfsystems
befestigt.
[0016] Fig. 9 zeigt eine etwas andere Anordnungsart der Wurfmodule 2' in zwei Reihen übereinander
auf einem Grundrahmen 5'. Mit diesem Grundrahmen 5' können die Wurfmodule 2' beispielsweise
an einem Wirkmittelwurfsystem angeordnet werden, wie es in Fig. 10 dargestellt ist.
Hier ist auf der Dachplatte eines im Übrigen nicht dargestellten Fahrzeugs F1 eine
Waffenstation für eine Maschinenwaffe MW angeordnet. Diese Waffenstation besitzt Halteelemente
1.3', an denen der Grundrahmen 5' mit den Wurfmodulen 2' befestigt ist.
[0017] Fig. 11 zeigt ein Bediengerät 11, das innerhalb des Fahrzeugs angeordnet ist und
von dem aus die Betätigung der Schlagbolzenzündvorrichtung von den Bedientasten 11.1
aus für die Leitungen 3.1 erfolgt. Die Signale des Munitionserkennungssensors 4 werden
über die Leitung 4.1 zugeleitet und am Bedienungsgerät 11 durch Leuchtdioden 11.2
angezeigt.
[0018] Alle Schwenkbewegungen des Wirkmittelwurfsystems können durch nicht dargestellte
elektrische Antriebsmotoren erfolgen.
[0019] Die Fig. 12 bis 14 zeigen noch eine andere Möglichkeit der Anordnung und Ausbildung
eines Wirkmittelwurfsystems an einem Fahrzeug.
[0020] Fig. 12 zeigt ein militärisches Fahrzeug F2, auf dessen Dach ein in Fig. 1 mit WWS
gekennzeichnetes Wirkmittelwurfsystem angeordnet ist. In Fig. 13 und 14 ist der nähere
Aufbau dieser Ausführungsform des Wirkmittelwurfsystems zu entnehmen.
[0021] Das System besitzt einen um eine horizontale Schwenkachse schwenkbaren Werferarm
12, der über eine Halterungsvorrichtung 12.1 an der Dachplatte des Fahrzeug F2 angeordnet
ist. Am äußeren freien Ende des Werferarms 12 befindet sich ein Halteelement 1.3",
an dem in der bereits oben beschriebenen Weise ein Grundrahmen 5 mit Wurfmodulen 2
befestigt ist.
[0022] Im Bereich des Werferarms 12 ist weiterhin eine Magazinbox 13 angeordnet. Der Werferarm
12 ist aus einer in Fig. 13 dargestellten Ruhestellung um die horizontale Schwenkachse
in eine in Fig. 14 dargestellte Abschuss-Stellung schwenkbar. In der Ruhestellung
ist der Werferarm 12 in Richtung auf das Fahrzeug herabgeschwenkt und befindet sich
derart oberhalb der Magazinbox 13, dass das Halteelement 1.3" mit den Wurfmodulen
2 oberhalb einer Ausgabeöffnung 13.1 der Magazinbox 13 liegt. In dieser Stellung kann
der Werferarm 12 aufmunitioniert werden.
1. Wirkmittelwurfsystem zum Abschuss nicht-letaler Wirkmittel von einem Fahrzeug, insbesondere
einem Polizei- oder Militärfahrzeug, mit mindestens einer über einer Halterungsvorrichtung
mit dem Fahrzeug verbundenen Abschussvorrichtung, dadurch gekennzeichnet, dass die Abschussvorrichtung für mittels Schlagbolzen zündbare Wirkmittelpatronen ein
Abschussrohr (2.1) aufweist, das lösbar in ein Aufnahmelager (2.2) eingesetzt ist
und das Aufnahmelager (2.2) zur Bildung eines Wurfmoduls (2) lösbar in eine eine Schlagbolzenzündvorrichtung
(3) und einen Munitionserkennungssensor (4) enthaltende Abfeuereinrichtung (2.3) eingesetzt
ist, welche mit einem an der Halterungsvorrichtung (1.1 - 1.2 - 1.3) angeordneten
Grundrahmen (5) zur Aufnahme mindestens eines Wurfmoduls (2) verbunden ist.
2. Wurfsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Abschussrohr (2.1) in das Aufnahmelager (2.2) in axialer Richtung eingesteckt
und mittels Bajonettverschluss (8) befestigt ist.
3. Wurfsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Wirkmittelpatronen durch das mit einer Durchgangsöffnung versehene Aufnahmelager
(2.2) hindurch in das Abschussrohr (2.1) einsteckbar sind.
4. Wurfsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufnahmelager (2.2) von der Seite her in die Abfeuereinrichtung (2.3) eingesteckt
und mittels einer Nut-Feder-Verbindung (9.1 - 9.2) in ihr geführt und gehaltert ist.
5. Wurfsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Grundrahmen (5) an der Halterungsvorrichtung (1.1 - 1.2 - 1.3) über Schraubverbindungen
befestigt ist.
6. Wurfsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlagbolzenzündvorrichtung (3) sowie der Munitionserkennungssensor (4) über
elektrische Zuleitungen (3.1, 4.1) mit einem im Inneren des Fahrzeugs angeordneten
Bedienungs- und Anzeigegerät (11) verbunden sind.